Die Reise zum Horizont - Jürg Amann - E-Book

Die Reise zum Horizont E-Book

Jürg Amann

4,6

Beschreibung

Vor dem realen Hintergrund des Absturzes der Fuerza Aerea five seven one in den 1970er-Jahren gestaltet Jürg Amann seine Menschheitsparabel als Gleichnis von Leben und Tod jenseits von Moral und Tabu: Ein Flugzeugabsturz mitten in der Gletscherwüste der Anden, damit beginnt es. Was folgt, ist der Lebens- und Überlebenskampf derer, die der Hölle scheinbar entkommen sind, die dem Wrack der Unglücksmaschine wenigstens körperlich heil entsteigen. Sie kämpfen miteinander, gegeneinander, die einen auf Kosten der anderen. Wovon sollen sie sich ernähren, in der unbarmherzigen Höhe und Kälte des ewigen Eises, bevor die Suchmannschaften sie finden? Falls die sie überhaupt finden? Wie weit kann, wie weit darf der Mensch gehen, um dabei Mensch zu bleiben? Wo verläuft der menschliche Horizont? Und wo bleibt dabei die Liebe?

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Seitenzahl: 59

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HAYMONverlag

Jürg Amann

Die Reisezum Horizont

Novelle

Die Rechtschreibung des Autors orientiert sich an den Empfehlungen der Schweizer Orthographischen Konferenz SOK.

© 2010HAYMON verlagInnsbruck-Wienwww.haymonverlag.at

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-7099-7508-4

Umschlag- und Buchgestaltung:Kurt Höretzeder, Büro für Grafische Gestaltung, Scheffau/TirolMitarbeit: Ines Graus

Diese Novelle erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.haymonverlag.at.

„Die Welt hat ohne den Menschen begonnen,und sie wird ohne ihn enden.“

Claude Lévi-Strauss

„Einen Horizont, den berührt mannicht, den glaubt man zu sehen,wie eine deutlich gezogene Liniezur Abgrenzung einer Landschaft,aber das hindert die Landschaft nicht,dahinter weiterzugehen.“

Ania Carmel

Von einem Augenblick auf den andern waren wir mit unserem seltsamen, gebauten Vogel also ins Taumeln geraten. Wir stürzten. Vor der Sonne zurück. Am Mond wieder vorbei. Durch die schwarze Leere des Raums. Auf die blaue, leuchtende Erde zu. Auf die weissen Schlieren und Wirbel der Wolken zu. Auf eine graue Betondecke aus Wolken zu, auf der wir unseren Schatten von weitem erkannten. In eine Schafherde aus Wolken hinein, in der unser Schatten unruhig mitlief. Als wir aus den Wolken herausfielen, stürzte der Schatten mit uns über Berge und Bergwände hinunter, die sich um uns zusammenschlossen, und auf das Eis eines Gletschers hinab, der uns seinen zerschundenen Rücken entgegenwölbte. Als wir mit unserem Schatten zusammenfielen, schlugen wir auf.

Ikarus

I

Nach dem Aufschlag war es zuerst ganz still gewesen. Still wie still. Kein Vergleich. Mit nichts. Obwohl das natürlich gar nicht sein konnte. Gehörsturz vielleicht, nach dem plötzlichen Weltsturz. Nach dem Druckabfall von einem Augenblick auf den andern. Druckabfall, Druckanstieg? Druckexplosion jedenfalls. Lautlos. Eine vorübergehende Taubheit. Taubheit der Seele. Dessen, was man gewohnt war, Seele zu nennen. Keinerlei Geräusch mitten in der Hölle. Zersplitterndes, zerberstendes Metall rund um die Ohren. Aber ohne Geräusch. Treibstoffexplosionen rundum, aufschiessende Flammen, Feuergarben, sich aufblähende, in sich zusammenfallende Feuerkugeln. Ohne jedes Geräusch. Ein paar Sekunden? Ein paar Minuten? Erst ein paar Sekunden oder Minuten nach dem Ereignis setzte das akustische Gedächtnis der Welt wieder ein. Und nur eine schwache Minute vor dem Ereignis hatte es ausgesetzt. Das war aus den Daten des Flugschreibers zu ersehen, den man später als erstes geborgen hatte. Auf dem voice-recorder, der kurz darauf gleichfalls gefunden worden war, waren die menschlichen Stimmen zu ebendiesem Zeitpunkt verstummt. Und sie sollten sich aus der Stille auch nicht wieder erheben.

II

Wir lagen auf einem Eisfeld, auf das unser Flug uns also geworfen hatte. Wir, das waren wir, wir alle, die wir dabei gewesen waren, alle, die den Absturz überlebt hatten, und alle, die den Absturz nicht überlebt hatten. Um uns herum nichts als Eis und Schnee, und hie und da ein Stück dunkler Fels, das durch das Weiss hindurchschien oder hindurchstiess. Das sah man, nachdem sich zuerst der Rauch und dann auch der Nebel ein wenig verzogen hatten. Das sahen die von uns, die den Absturz wenigstens vorerst überlebt hatten. Und überall, weit herum, die ausgebrannten, die ausbrennenden Trümmerteile der Maschine und die verkohlten, verkohlenden Körperteile der Passagiere. Gepäckstücke, Teile der Fracht. In der Luft lag der penetrante Geruch von verbranntem Kerosin und von verbranntem Fleisch, der sich nur langsam verzog.

Der Rumpf unseres Flugzeugs war der Länge nach aufgeschlitzt. Das Heck, etwa ab dem hinteren Drittel, war weggerissen. Die Flügel, die uns gerade noch getragen hatten, waren einer wie der andere abrasiert, als ob es nichts wäre, und ragten zerfetzt und zerknittert hinter uns links und rechts aus dem Schnee. Rauchend. Das Plexiglas, das uns eben noch vor Kälte und Höhe geschützt hatte, war aus den Fensterluken herausgebrochen oder klemmte zerborsten oder in Stücken in den Verengungen, die von diesen übriggeblieben waren. Das Cockpit steckte zusammengestaucht im Schnee und Eis eines Gegenhanges, der unserer endlosen Rutschpartie über Gletscherschrunden und Gletscherspalten hinab, nachdem wir am vorangegangenen Grat offenbar bäuchlings angehängt hatten, endlich doch ein Ende gesetzt hatte.

Viele von uns, wenn sie überhaupt noch irgendwo sassen, sassen im Freien. Andere lagen oder hingen noch in ihren Gurten oder waren aus ihren oder mit ihren Sitzen hinausgeschleudert worden und waren weiter entfernt oder näher als kleinere und grössere farbige oder wenigstens dunklere Punkte, die sich bewegten oder nicht mehr bewegten, in der Schneelandschaft auszumachen. Manche, die vielleicht nicht angegurtet gewesen waren oder die angegurtet gewesen und deren Gurte aufgrund der schlagartigen Abbremsung gerissen waren oder sich geöffnet hatten, waren kopfvoran, gesichtvoran gegen die nächstliegende Trennwand geprallt und lagen wüst zusammengestaucht und zusammengeworfen auf dem Boden des Rests von Röhre, der von unserem Fluggerät geblieben war. Wenn sie nicht zwischen oder unter den ob der Wucht des Aufpralls sich aus ihren Verankerungen reissenden und nach vorn schiessenden Sitzreihen eingeklemmt oder begraben worden waren. Die beiden Piloten, die an den zerbrochenen und mit ihrem Blut verschmierten Frontscheiben klebten, waren tot.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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