Die Renegatin - Josef Hahn - E-Book

Die Renegatin E-Book

Josef Hahn

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Beschreibung

Brutale Verhörmethoden und Folterungen sind leider auch heute noch in den meisten Staaten der Welt - nicht nur in den USA - ein probates Mittel, Widerstand zu brechen. Sämtliche in diesem Buch beschriebenen Methoden sind auch heute noch üblich und werden auch angewendet. Für dieses Buch wurde sehr sorgfältig und intensiv recherchiert. Der Folterer wirkt >guten Gewissensguten GewissensDienstes< waren sie mehrheitlich gute Ehemänner und Väter. Zu welchen Handlungen sind Menschen fähig, wenn sie der Meinung sind, damit ihrer Weltanschauung zu dienen?

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Josef Hahn

Die Renegatin

Anders Denken ist gefährlich

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Zu diesem Buch

Der Autor

Vogelkind

Franziska

Abholung

Zelle I

Dr. Lukas Haverkamp

Auftrag

Einvernahme I

Schwarzer Van

Zelle II

Einvernahme II

Zelle III

Einvernahme III

Zelle IV

Haverkamp

Der Senator

Finale

Epilog

In eigener Sache

Leseproben

Impressum neobooks

Zu diesem Buch

Es ging mir in diesem Buch nicht darum, Grausamkeiten oder Erniedrigungen spektakulär darzustellen, sondern es ging mir darum aufzuzeigen, zu welchen Handlungen Menschen(?) fähig sind, wenn sie der Meinung sind, damit ihrer Sache und/oder Weltanschauung zu dienen.

Am Beispiel der Lehrerin Rita Kapp – eine fiktive Person – kann man nachvollziehen, wie und mit welchen Methoden, gegen Andersdenkende in – meist totalitären – Regimen vorgegangen wird.

Brutale Verhörmethoden und Folterungen sind leider auch heute noch in den meisten Staaten der Welt - nicht nur in den USA - ein probates Mittel, Widerstand zu brechen.

Sämtliche in diesem Buch beschriebenen Methoden sind auch heute noch üblich und werden auch angewendet. Für dieses Buch habe ich sehr sorgfältig und intensiv recherchiert. Der Folterer wirkt >guten Gewissens< für das Gute und Wertvolle – das immer durch das von ihm vertretene System repräsentiert ist - und gegen das Böse und Schädliche, das gegensätzliche Ansichten vertritt.

Dabei kann es nicht nur um eine andere Meinung gehen, sondern auch um eine andere Rasse, einen anderen Glauben und dergleichen mehr. Der Holocaust der Nationalsozialisten steht dafür als typisches Beispiel. Die wenigsten KZ-Wachen waren sich ihrer Verbrechen gegen die Menschlichkeit bewusst. Mehrheitlich waren sie der Ansicht, nur Befehle auszuführen, zu denen allerdings auch Morde und Quälereien gezählt haben. Man tat dies >guten Gewissens<. Außerhalb ihres >Dienstes< waren sie mehrheitlich gute Ehemänner und Väter.

Dem >guten Gewissen< sollte man eigentlich misstrauen, da es meist auch Straftaten begleiten kann, die durch keine Schuldgefühle behindert werden. Zum anderen erhöht ein unentwickeltes, unselbständiges Gewissen die Bereitschaft, sich in Gewissensfragen nach anderen, nach der Gesellschaft, der Gruppe oder nach ihrem Führer auszurichten; dann wird alles gebilligt, woran das >Clangewissen< keinen Anstoß nimmt.

Dostojewski hat in seinem >Großinquisitor< exemplarisch dargestellt, wie schwierig es sein kann, zu autonomen moralischen Entscheidungen zu kommen, wenn die Wertkategorien der jeweiligen Machthaber Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben. Bei Dostojewski erklärt der hoch gepriesene Verwalter von Gut und Böse: „Je nach dem Grad ihres Gehorsams werden wir ihnen erlauben, mit ihren Frauen oder Geliebten zusammenzuleben oder auch nicht, Kinder zu haben oder auch nicht und sie werden all das mit größter Freude befolgen. Sie werden uns die quälendsten Geheimnisse ihres Gewissens anvertrauen, und wir werden alles - einfach alles - für sie entscheiden, und sie werden unserem Spruche glücklich vertrauen, da er sie von großen Sorgen und von der entsetzlichen Qual der freien, persönlichen Entscheidung entbindet, unter der sie bis auf den heutigen Tag gelitten haben“.

Wer also einfach nur gehorcht, läuft meist nicht Gefahr, seine Irrtümer verantworten zu müssen. Die nach 1945 folgenden Strafprozesse gegen ehemalige KZ-Aufseher und die Tätigkeit des Kriegsverbrechertribunals in Den Haag bilden eine löbliche Ausnahme.

Der meist isolierte Standpunkt der Minorität, erscheint den Lemmingen der Systeme als unethisch, unmoralisch und verwerflich. Davor muss man die Gesellschaft eben schützen und bewahren. Daher rennt man blind und kritiklos einer Autorität nach. Mag die autoritäre Meinung auch noch so verbrecherisch sein.

In diesem Sinn wollen Sie bitte dieses Buch verstehen.

●●●

Der Autor

„Schreiben ist Opium für die Seele“, das sagt Josefus Rudolfus Franciskus Hahn (ich heiße wirklich so!) über seine schriftstellerische Tätigkeit. Seit Jahren schreibt er Theaterstücke, Kabaretts, Balladen und Bücher mit besonderen Themen.

Geboren 1949 in Wien, hat er sein Elternhaus fluchtartig im Alter von 16 Jahren verlassen und lebte eine Zeitlang als Unterstandsloser und Gigolo auf der Straße. Nach einem nicht ganz abgeschlossenen Marketingstudium und einer kurzfristigen Tätigkeit als Beamter der Stadt Wien >das war entsetzlich< ging er in die Versicherungsbranche und wandte sich dann der Verlagsbranche zu. Er war unter anderem leitender Mitarbeiter eines großen Wiener Verlages.

Er wagte den Schritt in die Selbstständigkeit und begann Bücher zu schreiben und zu verkaufen. Nebenbei gründete und betrieb er jahrelang eine Kleinkunstbühne, in der er als Autor, Schauspieler und Regisseur tätig war. Ein einschneidender Schritt in seinem Leben war die Scheidung seiner ersten Ehe, die ihn fast wieder auf die Stufe der Obdachlosigkeit und Armut zurückwarf.

Er hat vor 20 Jahren wieder geheiratet und lebt seit vier Jahren mit seiner Frau in Thailand. Seine Titel zeichnen sich durch besonders exakte Recherchen und ungewöhnliche Lösungen aus. „Wenn ich ein Buch konzipiere, weiß ich oft selber noch nicht, wohin mich der Weg führen wird“.

Wenn Ihnen dieses Buch gefallen hat, dann freue ich mich über ein paar Zeilen darüber. Dorthin, wo sie es gekauft haben. Für ihre Weiterempfehlung bin ich ebenfalls sehr dankbar. Mir, als selbstständigen Autor hilft das viel.

Wenn sie mir eine persönliche Nachricht (Kritik, Zustimmung oder was ihnen am Herzen liegt) senden möchten - garantiert antworte ich Ihnen: [email protected].

Nun wünsche ich Ihnen eine tolle, spannende und lesensreiche Zeit.

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Vogelkind

Der kleine Junge hat einen aus dem Nest gefallenen Vogel entdeckt. Einen ganz jungen Vogel, wie er glaubt. Er hätte ihn gerne zu sich mit nach Hause genommen. Traut sich aber dann doch nicht. Mama und Papa würden ihn wieder beschimpfen, vielleicht sogar verprügeln, wenn er mit dem Vogel ankommt.

Die Eltern mögen keine Tiere. Zumindest keine lebendigen. Die stinken nur und machen Dreck, meint die Mama.

Er will den kleinen Vogel aber mitnehmen. Aber muss er ihn zuerst tot machen. Dann können Mama und Papa doch nichts dagegen haben - oder?

Also nimmt er einen Stein der da herumliegt und schlägt ihn dem Vogel auf den Kopf. Einmal, zweimal, dreimal. Dann ist er tot.

Er hat vorher noch einmal ganz leise und erbärmlich gepiepst und ihn angeschaut. Jetzt ist sein Kopf voller Blut und der kleine Schnabel ist ganz verdreht. Lukas weint. Das Vogelbaby tut ihm jetzt leid. Aber lebend hätte er ihn ja nicht mitnehmen dürfen.

Er nimmt ihn also vorsichtig in die Hand; er will ihm ja nicht noch mehr wehtun und rennt mit ihm nach Hause. Seine Hand ist blutig und ein wenig Vogelblut tropft auch auf seine Hose. Jetzt tut ihm das tote Vogelkind furchtbar leid. Er weint heiße Tränen.

Mama ist entsetzt, als er mit dem Vogel ankommt. Er wollte ihn eigentlich in seinem Zimmer verstecken, aber Mama hat das Blut auf seiner Hose gesehen.

„Was hast Du jetzt schon wieder gemacht, du Unglückskind?“, keift sie ihn sofort an. „Was hast Du da in der Hand?“

Also zeigt er ihr den Vogel. Sie kriegt einen Schreikrampf, reißt ihm das tote Tier aus der Hand und schmeißt es zum Fenster hinaus.

Dann lässt sie eine ihrer endlosen Litaneien los. Was für ein undankbarer und fürchterlicher Fratz er doch wäre. Sie tue alles für ihn und er mache nur alles kaputt und dreckig. Er hört nicht hin. Er hat das schon zu oft über sich ergehen lassen müssen. Er ist nur froh, wenn sie endlich damit aufhört.

Der Papa hingegen sagt zu ihm meist gar nichts. Er beutelt ihn nur bei jeder Gelegenheit so fest an den Ohren, dass er Kopfweh kriegt. Und er kriegt oft Kopfweh. Wenn ihm der Kopf zu stark wehtut, pinkelt er sich an. Immer! Er kann es nicht zurückhalten.

Dann nennen sie ihn Dreckferkel und er muss mit der nassen Hose zur Strafe in eine Kiste. Da muss er bleiben, bis seine Sachen wieder trocken geworden sind.

Die Kiste steht im Keller und Papa sperrt sie ab, wenn er drinnen hocken muss.

Dort ist es immer finster. Ratten und Mäuse huschen herum. Er hört sie und fürchtet sich. Er stellt sich vor, das wären verkleidete Monster. Grausige, zähnefletschende Monster, die ihn beißen oder gar fressen möchten!

Manches Mal hat er so viel Angst, dass er auch in die Hose kackt. Er will das nicht, aber kann es einfach nicht zurückhalten. Dann riecht es in der Kiste noch unangenehmer als sonst.

Wenn Papa ihn dann nach Stunden befreit und seine Bescherung riecht, dann geht es ihm noch mehr an den Kragen.

Er muss sich nackt ausziehen, sich waschen und dann auf die Straße stellen. Sie hängen ihm noch dazu ein Schild um den Hals „Ich bin ein Hosenscheißer.“

Er muss so immer mindestens eine ganze Stunde auf der Straße stehen und schämt sich entsetzlich. Die Nachbarn sehen ihn, die Kinder aus der Nachbarschaft und auch noch andere Leute.

Man lacht ihn aus und verspottet ihn. Das tut weh. Sehr weh sogar. Er hat keine Freunde oder Spielkameraden. Mit einem so übel riechenden Hosenscheißer will halt niemand was zu tun haben.

Wenn er dann wieder in die Wohnung darf, kriegt er noch Kopfnüsse von Papa. Der sagt dann immer „leichte Schläge auf den Hinterkopf heben das Denkvermögen.“

Wenn es nur leichte Schläge wären. Nein! Sind sie nicht. Und das Kopfweh kommt wieder. Immer wieder!

Die Eltern melden ihn später an der Universität an. Er soll studieren. Er wäre gerne Tierarzt geworden. Er liebt Tiere.

Doch der Papa sagt nein. Er solle gefälligst Jus nehmen und sich dann bemühen, in den Staatsdienst aufgenommen zu werden. Dort gäbe es schon so viele Idioten, da würde er nicht auffallen.

Also studiert er Jus. Mit sehr wenig Begeisterung. Auch einige Beziehungen knüpft er während des Studiums an. Keine davon hält und in keiner kommt es zu einer engeren Verbindung.

Die Mutter ist dauernd hinter ihm nach und erzählt seinen Freundinnen, was er doch für ein komischer Kauz wäre. Auch seine Hosenscheißerei erwähnt sie, boshaft grinsend, manches Mal dabei. Klar, dass sich dann niemand mehr mit ihm ein zweites Mal verabreden will.

Dann kommt die Revolution. Begeistert schließt er sich ihr an. Insbesondere weil er hofft, die alten und überholten Strukturen - damit meint er hauptsächlich seine Eltern - hinweg fegen zu können. Es gelingt ihnen auch. Das Volk ist mehrheitlich an ihrer Seite.