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Mit Hightech gegen den Krebs Eine Tumordiagnose ist ein Schock und die herkömmliche Behandlung – von OP über Chemotherapie bis klassische Strahlentherapie – in den Köpfen vieler Menschen als körperlich stark belastend und langwierig abgespeichert. Das CyberKnife eröffnet eine neue Ära der Präzisionsmedizin: ein robotergesteuertes Strahlensystem, das Tumore millimetergenau, schonend und völlig schmerzfrei eliminiert – ganz ohne Skalpell, ohne Narben und ohne Krankenhausaufenthalt. Prof. Dr. med. Alexander Muacevic, renommierter Neuro- und Radiochirurg, gilt als deutscher Pionier dieser bahnbrechenden Technologie. Verständlich, packend und fundiert erklärt er, wie das CyberKnife funktioniert, welche Tumorarten damit behandelt werden können und warum diese Therapie für viele Patienten eine echte Chance bedeutet. Die Botschaft von Prof. Muacevic ist eindeutig: Die Krebstherapie der Zukunft ist längst da. Dieses Buch macht Hoffnung und ist ein unverzichtbarer Wegweiser für alle, die wissen wollen, wie Hightech-Medizin Leben retten kann.
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Seitenzahl: 225
Veröffentlichungsjahr: 2025
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eBook: © 2025 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Grillparzerstraße 8, 81675 München
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ISBN 978-3-8338-9932-4
1. Auflage 2025
GuU 8-9932 07_2025_02
DIE BÜCHERMENSCHEN HINTER DEM PROJEKT
Verlagsleitung: Eva Dotterweich
Projektleitung: Franziska Daub
Lektorat: Margarethe Brunner
Bildredaktion: Fabian Riedel, Simone Hoffmann
Covergestaltung: zero-media.net, München
eBook-Herstellung: Klara Wimmer
BILDNACHWEIS
Coverabbildung: Thomai Bartzoka/ERCM
Fotos: Brian Bossert/ ERCM; ERCM; Alexander Muacevic/ERCM; Wolfgang Maria Weber/ERCM
Syndication: Bildagentur Image Professionals GmbH, Tumblingerstr. 32, 80337 München, www.imageprofessionals.com
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WARUM UNS DAS BUCH BEGEISTERT
Hochpräzise Hightech-Medizin für eine effektive Krebstherapie – und kaum jemand weiß davon. Zum Glück ändert sich das mit diesem Buch!
Eva Dotterweich, Verlagsleitung
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ZUM AUTOR
Prof. Dr. med. Alexander Muacevicist Neurochirurg und Pionier der Cyberknife-Technologie, die er 2005 in Deutschland einführte. Als Gründer des Europäischen Radiochirurgie Centrums in München (ERCM) prägt er die Weiterentwicklung innovativer Tumortherapien national und international. Prof. Muacevic ist ein gefragter Referent auf internationalen und nationalen wissenschaftlichen Kongressen und Mitglied vieler internationaler Medizingesellschaften. Er ist zudem Host des erfolgreichen ERCM Medizin-Podcasts und Mitgründer der wissenschaftlichen Publikationsplattform »Cureus«, dem größten open access Medizinjournal der Welt.
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Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung des Verfassers dar. Sie wurden vom Autor nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autor noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.
Die Zukunft der Chirurgie ist keine Chirurgie.
John R. Adler,
amerikanischer Neurochirurg, Wissenschaftler, Medizintechnologie-Pionier und Erfinder des CyberKnife
Im Alter von 65 bekam ich auf einmal Tinnitus. Anfangs dachte ich, das sei psychosomatisch und stressbedingt, weil ein guter Freund kurz zuvor tödlich verunglückt war. Aber tatsächlich handelte es sich, wie mir der Hals-Nasen-Ohren-Arzt später sagte, um erste Anzeichen eines Akustikusneurinoms. Weil ich auf dem linken Ohr plötzlich ziemlich schlecht hörte, schickte er mich ins MRT. Ich bekam kurzfristig einen Termin, was gut war, denn auf dem Bild zeigte sich ein gutartiger Tumor am Gehör- und Gleichgewichtsnerv, der zwar in der Regel langsam wächst, aber Ohrgeräusche, Schwindelgefühle und zunehmenden Hörverlust nach sich zieht, wenn er auf den Hörnerv drückt. Eigentlich keine lebensbedrohliche Diagnose, weil es sich um eine gutartige Geschwulst handelte. Dennoch schmetterte mich diese Diagnose erst mal nieder. Der Gedanke, am Gehirn operiert zu werden und danach wochen- oder sogar monatelang auszufallen, setzte mir als Freiberufler ziemlich zu. Außerdem bestand ein hohes Risiko, auf einem Ohr komplett taub zu werden, wenn der Tumor operativ entfernt wird. Ich liebe Musik, bin selbst Hobbymusiker – nicht mehr gut zu hören zu können, machte mir einen Riesenangst.
Glücklicherweise ging ich von Anfang an sehr offen mit der Diagnose um. Ich sprach im Freundeskreis und meinem beruflichen Umfeld darüber. Ohne diese Kommunikation hätte ich mich nicht mit einer Architektin ausgetauscht, mit der ich zusammenarbeite. Und sie hätte nicht ihrem Mann davon erzählt, der von der CyberKnife-Methode gehört hatte und mir einen Link zu der neurochirurgischen Abteilung einer Uniklinik schickte, die diese Therapie anbot.
Die Neurochirurgen, die ich unmittelbar nach der Diagnose aufsuchte, waren sich einig, dass man das Akustikusneurinom unbedingt operieren müsse, weil alternative Methoden, sei es eine klassische Bestrahlung oder eine radiochirurgische Behandlung mit dem CyberKnife, nur angewendet würden, wenn der Gesundheitszustand des Patienten zu schlecht oder das Narkoserisiko aufgrund des Alters zu groß sei. Beides war bei mir nicht der Fall. Außerdem hörte ich immer wieder, dass es durch die radiochirurgische Behandlung zu Problemen kommen könne, weil dadurch Narbengewebe entstehe. Sollte der Tumor wieder wachsen, wäre das problematisch, weil eine OP dann fast nicht mehr möglich sei.
Als ich diese Bedenken bei dem Professor vorbrachte, den mir der Mann der Architektin empfohlen hatte, meinte er, diese Infos entsprächen weniger der Realität, sondern seien eher Marketing für die eigene operative Therapie. Chirurgen wollten, das läge nun mal in der Natur ihres Berufes, operieren. Man dürfe ja nicht vergessen, dass das Gesundheitssystem auch ein großer Wirtschaftsfaktor sei. So, wie der Tumor liege und angesichts der überschaubaren Größe, die er habe, resümierte der Professor nach Sichtung des MRTs, biete sich das CyberKnife in meinem Fall sehr wohl an. Also las ich mich in die Materie ein und entschied mich schließlich gegen eine Gehirn-OP und für die radiochirurgische Behandlung. Denn ich wollte nichts unversucht lassen, um mein Gehör zu erhalten.
Ich muss gestehen, dass ich im Vorfeld der Therapie ziemlich nervös war, weil ich trotz allem, was ich recherchiert hatte und was mir das Behandlungsteam erklärte, einfach noch nicht genau einschätzen konnte, was da auf mich zukäme. Um mich zu beruhigen, hatte ich mir eine Playlist mit meinen Lieblingssongs zusammengestellt, die den Raum während der Prozedur beschallten und mich daran erinnerten, warum ich mich für diese Option entschieden hatte. Dann machte ich die Augen zu und ließ den Roboter die Arbeit verrichten. Zwischendurch öffnete ich die Augen ein paar Mal und beobachtete, wie er sich um mich herumbewegte. Mal war er ganz nah da, mal weiter entfernt. Das fand ich richtig genial. Nach gerade mal 25 Minuten war alles vorüber. Ich hätte zwischendurch sogar auf die Toilette gehen können, meinte das Team am Anfang, denn man könne die Therapie jederzeit stoppen und dann weitermachen.
»Und, wie fühlen Sie sich?«, fragte mich Prof. Muacevic nach der Behandlung.
»Perfekt. Ich habe überhaupt nichts gespürt. Was gibt es denn jetzt bei der Nachsorge zu beachten? Muss ich mich erst mal schonen?«
»Sie müssen nichts Besonderes beachten. Machen Sie einfach, was Ihnen guttut.«
»Kann ich mich selbst hinters Steuer setzen oder muss mich meine Frau heimfahren?« Sie hatte während der Therapie im Wartezimmer ein Buch gelesen.
»Natürlich können Sie selbst fahren.«
Also setzte ich mich ins Auto und fuhr meine Frau und mich die Strecke von dreieinhalb Stunden nach Hause. Ganz ohne Probleme. Abends hatte ich noch ein geschäftliches Meeting und am nächsten Morgen bin ich mit meinem Pferd ausgeritten und im Wald über Hindernisse gesprungen. Dabei dachte ich: Wow, was für ein Wunder! Denn was wäre die Alternative zum CyberKnife gewesen: eine OP mit Narkose, ein mindestens einwöchiger Krankenhausaufenthalt mit Intensivstation und je nachdem, wie es mir gegangen wäre, vielleicht auch Reha. Nicht zu vergessen das Risiko, mein Gehör zu verlieren. Reiten, erst mal längere Zeit nicht, hätte man mir vermutlich gesagt. Weil ich mich anders entscheiden hatte, ging mein Leben nach der CyberKnife-Therapie genauso weiter wie am Tag vorher.
Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar. Das ist auch der Grund, warum ich gern darüber rede: Ich will möglichst viele Menschen auf dieses schonende Verfahren aufmerksam machen. Selbst wenn das CyberKnife nicht für alle infrage kommen mag, wird es den meisten vermutlich gehen wie mir: Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt. Und die behandelnden Ärzte haben mich nicht informiert, was für eine innovative und vor allem schonende Methode die Medizin mittlerweile bei der Tumorbekämpfung einsetzt.
Das mag auf viele Menschen so wirken, wenn sie das erste Mal davon hören, wie unkompliziert, schnell und schmerzfrei sich Tumore mit dem hochpräzisen Strahlenroboter entfernen lassen. Als Radiochirurg mit über 20 Jahren Praxiserfahrung kann ich Ihnen allerdings versichern: Das CyberKnife ist weder eine »Wunderwaffe« noch eine »magische« Heilung, sondern das Ergebnis modernster Medizintechnologie, die klinischen Protokollen folgt sowie eine exzellente Studienlage aufweist.
Während man in der Chirurgie noch darüber spekuliert, inwieweit Robotersysteme Operationen übernehmen könnten, hat das CyberKnife die roboterassistierte Entfernung von Tumoren und anderen krankhaften Geweben mit höchster Präzision längst perfektioniert – und zwar ohne schneiden, ohne Krankenhausaufenthalt und langwierige Nachsorge. Kurz: Die Zukunft der Medizin ist bereits da. Diese Therapie ist ein Paradebeispiel dafür, wie menschliche Expertise, medizinische Hochtechnologie gepaart mit Digitalisierung und Robotik kongenial ineinandergreifen. Sie hat die Art, wie wir Medizin praktizieren, fundamental verändert.
Nur ist dieses Wissen längst nicht bei den Verantwortlichen im Gesundheitssystem und auch nicht bei den Betroffenen angekommen. Immer wieder sitzen mir Patienten gegenüber, deren Haus- oder Facharzt ihnen von so einer »neuen Therapie« abgeraten hat. Meist aus denselben Gründen: Das CyberKnife sei nicht ausreichend wissenschaftlich abgesichert, nicht hinreichend praktisch geprüft und habe eine zu hohe Strahlenbelastung. Daher sei eine Operation das einzige Verfahren, um einen Tumor – ob gut- oder bösartig – wirklich erfolgreich zu entfernen. Außerdem würde die Krankenkasse so eine Behandlung sowieso nicht bezahlen. Nichts davon entspricht der belegbaren Realität. Die aktuelle wissenschaftliche Studienlage, was die Sicherheit des Verfahrens und die Wirksamkeit bei vielen Tumorarten betrifft, spricht, wie Sie sehen werden, eine eindeutige Sprache. Deshalb habe ich dieses Buch geschrieben. Ich möchte zum einen aufklären, wie die Radiochirurgie dank des medizinischen Fortschritts sogar lebensgefährliche Tumore schonend beseitigt, und zum anderen für das CyberKnife und den medizinischen Fortschritt begeistern. Denn Innovation braucht nicht nur kritisches Denken, sondern auch Offenheit und Vertrauen. Zu oft werden neue wissenschaftliche Errungenschaften mit überzogenen Erwartungen oder mit Skepsis betrachtet. CyberKnife ist aber kein Zukunftstraum, sondern eine längst etablierte innovative Art der Tumorbehandlung, die eindrücklich belegt, was therapeutisch möglich ist, wenn moderne Robotik und medizinische Fachexpertise ein Team bilden zum Wohl der Patienten.
Vom ersten Tag des Medizinstudiums an wollte ich Neurochirurg werden, für mich damals wie auch heute noch der interessanteste und aufregendste Fachbereich der Medizin. In meinen Semesterferien schob ich, um Geld zu verdienen, als Hilfspfleger Nachtdienste in der neurochirurgischen Abteilung eines Krankenhauses. Wenn neben den anfallenden Aufgaben noch Zeit blieb, stellte ich mich in den OP-Saal und beobachtete die Neurochirurgen dabei, wie sie fünf, sechs Stunden Gehirntumore operierten. Der Gedanke, in die Hauptschaltzentrale des Menschen einzugreifen, ließ mich nicht mehr los. Das Gehirn ist doch das Wertvollste, was wir Menschen haben. Ohne Gehirn wären wir nichts. Wenn diese Zentrale nicht mehr intakt ist, brauchen wir uns über die eigene Gesundheit keine Gedanken mehr machen. Denn unser Gehirn steuert alles, was uns Menschen ausmacht: unsere Körperfunktionen, unsere Gedanken und Empfindungen. Dass man als Operateur in diesen Puls des Lebens, in diese von Natur aus stark geschützte Struktur des Menschen, eingreifen kann, faszinierte mich bereits als Student.
Um mich medizinisch fortzubilden, flog ich 1993, drei Jahre vor Beginn meiner Facharztausbildung, in den Semesterferien nach Charlottesville, Virginia, um am Medical Center der University of Virginia, einem sehr renommierten Krankenhaus und Forschungszentrum, dessen Ruf bezüglich hochwertiger Patientenversorgung, medizinischer Forschung und Ausbildung damals wie heute noch weit über den Staat Virginia hinausgeht, ein sechswöchiges Praktikum zu machen. Mein Doktorvater, Ordinarius der Neurochirurgie an der Universität Mainz, hatte mich dorthin vermittelt. Eigentlich sollte ich in der Neurochirurgie hospitieren, aber bereits am zweiten Tag schickte man mich, ich weiß bis heute nicht warum, in die an den Fachbereich angegliederte Gamma-Knife-Abteilung, wo man unter der Leitung von Prof. Ladislaus Steiner, einem renommierten Neurochirurgen, Gehirntumore radiochirurgisch und nicht operativ behandelte.
Zu jener Zeit steckte die Radiochirurgie in Europa noch in den Kinderschuhen. In Deutschland gab es eine kleine Arbeitsgruppe an der Universität Heidelberg, geleitet von Prof. Volker Sturm und Dr. Berndt Wowra, zwei Wegbereiter der Radiochirurgie, die ein herkömmliches Bestrahlungsgerät zu einem Präzisionsbestrahlungsgerät umgebaut hatten und ähnliche Indikationen wie in Charlottesville behandelten, insbesondere Hirnmetastasen. Auch in Italien, an einer Klinik in Vicenza, führte Prof. Federico Colombo erste radiochirurgische Behandlungen im Wesentlichen bei arteriovenösen Malformationen, einer angeborenen Fehlbildung der Blutgefäße, durch. Ich hatte vom Gamma Knife gehört, war aber bisher nicht in Berührung mit der Radiochirurgie gekommen. Damals ahnte ich nicht im Geringsten, welchen Einfluss dieser Zufall auf meine berufliche Laufbahn haben würde.
Im amerikanischen Charlottesville hörte ich auch das erste Mal von Lars Leksell (1907–1986), einem schwedischen Professor für Neurochirurgie, Pionier auf dem Gebiet der Radiochirurgie und Erfinder des Gamma Knife. In den 1950er-Jahren entwickelte Leksell das Konzept der sogenannten stereotaktischen Radiochirurgie, die auf einer präzisen dreidimensionalen Koordinatennavigation beruht. Dabei werden hochfokussierte Gammastrahlen mit extremer Präzision auf eine kleine Zielstruktur im Gehirn, zum Beispiel einen Tumor, fokussiert, um das krankhafte Gewebe zu zerstören – ohne eine offene Operation und ohne umliegendes Gewebe durch die Strahlung zu schädigen.
Das erste Gamma Knife wurde 1968 im Karolinksa-Institut in Stockholm in Betrieb genommen. Es verwendete rund 200 einzelne Gammastrahlenquellen, die über einen Roboter exakt auf einen Zielpunkt im Gehirn fokussiert wurden. Diese Innovation ermöglichte eine hochpräzise Behandlung von Hirntumoren, Gefäßfehlbildungen und funktionellen Störungen wie Trigeminusneuralgie. Meist war nur eine einzige Sitzung mit hoher Dosis notwendig, um den Tumor zu zerstören. Leksells bahnbrechende Arbeit legte den Grundstein für spätere Technologien wie das CyberKnife.
Das Gamma-Knife-Zentrum in Charlottesville hatte sich in den 1990er-Jahren unter Prof. Ladislau Steiner, der in Schweden eng mit Prof. Leksell gearbeitet hatte, zu einem der richtungsweisenden Zentren für stereotaktische Radiochirurgie entwickelt – federführend vor allem bei der nicht operativen Behandlung von Hirntumoren, Gefäßmissbildungen und bestimmten neurologischen Erkrankungen wie zum Beispiel die Trigeminusneuralgie.
Das sechswöchige Praktikum dort war für mich als Student ein Kulturschock. Bisher kannte ich nur, dass Tumore am Gehirn operiert werden mussten. Und auf einmal erlebte ich, wie Neurochirurgen den Krebs besiegten, ohne den Schädel öffnen zu müssen. Die gesamte radiochirurgische Behandlung war in einer Dreiviertelstunde erledigt, das Ergebnis der Methode vergleichbar mit einer OP oder sogar besser, und der Patient konnte sofort wieder in seinen Lebensalltag zurück. Einerseits faszinierte mich das, andererseits kamen mir die Neurochirurgen, die das Gamma Knife bedienten, eher wie seltene Vögel vor, spezielle Experten, die mathematisch komplex die passenden Koordinaten zur Navigation errechneten, damit das Gerät die hohe Strahlendosis submillimetergenau auf den Tumor projizierte. Dass diese Methode die Zukunft eines Gutteils der Krebsbehandlung sein könnte, war mir damals nicht bewusst. Ich sah die Gamma-Knife-Therapie eher als Methode für Patienten an, bei denen man mit einer OP nichts mehr ausrichten konnte. Gleichzeitig vergaß ich nie mehr, was ich in Charlottesville gesehen hatte. Als »Neurochirurg-Lehrling«, der noch nicht mal in der Facharztausbildung war, hatte sich mir mit dem Gamma Knife eine neue medizinische Perspektive eröffnet, der, was ich damals nur vage spürte, die Zukunft gehören könnte. Ich wollte unbedingt operieren lernen, denn eines war klar: In beiden Fällen, als Neurochirurg im OP wie am Gamma Knife, ist eine detaillierte Kenntnis der Hirnstrukturen Pflicht. Ich musste also erst mal lernen, wie es »da drin« aussieht.
Wenn Luft aufs Gehirn trifft, wird es nie wieder dasselbe sein. Diese Redensart unter Neurochirurgen verdeutlicht die Tragweite von Hirnoperationen. Denn jede direkte Fremdeinwirkung auf das Gehirn – sei es durch eine Operation oder eine Verletzung –, kann weitreichende Folgen haben und neben neurologischen Ausfallserscheinungen bleibende physische, kognitive oder emotionale Veränderungen nach sich ziehen.
Später im Medizinstudium und auch während meiner Zeit als Assistenzarzt beobachtete ich, dass es nach Hirnoperationen zu Gesichtslähmungen, epileptischen Anfällen und Wesensveränderungen kommen konnte, sodass diese Patienten viele Monate in Reha mussten, um wieder ein normales Leben führen zu können. Ich erinnere mich an einen Mathematikprofessor, ein sympathischer und hochintelligenter Mann, der ein malignes Gliom im Frontallappen hatte, einen hochbösartigen Tumor, der sich im Gehirn verästelt. Wir operierten ihn, konnten das Gliom aber nur zu etwa 70 Prozent entfernen, weil es Richtung Sprachzentrum ging. Nach der OP war dieser Professor ein anderer. Als Mensch funktionierte er einfach nicht mehr, sondern war verwirrt, inadäquat in seinen Äußerungen, läppisch, ja kindlich.
Während meines Studiums lernte ich nicht nur die Chancen der Neurochirurgie kennen, sondern auch ihre Grenzen. Die ernüchternde Erkenntnis: Trotz aller Präzisionsarbeit seitens der Neurochirurgen, kann das Gehirn von so einem massiven Eingriff großen Schaden nehmen. Die Chance, einen aggressiven tödlichen Gehirntumor operativ zu beseitigen, grenzt für mich auch heute noch an ein Wunder – allerdings für den Patienten zu einem möglicherweise hohen Preis.
Auch wenn die angesprochenen wesensverändernden Effekte medizinisch nicht erwünscht sind und während des Eingriffs alles unternommen wird, um dies zu vermeiden, muss man sich vor Augen führen, dass eine Gehirn-OP ein Eingriff an einem hochkomplexen Organ ist. Nicht umsonst sorgt die Natur dafür, dass das Gehirn von innen und außen so gut geschützt ist: Die harte und widerstandsfähige Schädeldecke, eine sechs bis sieben Millimeter starke Knochenstruktur, bewahrt uns vor Verletzungen. Die Spongiosa, einer Art innerer Schwamm unter der Schädeldecke, dämpft Stöße ab. Drei Schichten Hirnhäute umhüllen das Gehirn und schirmen es so vor äußeren Einflüssen ab. Die Hirn-Rückenmarks-Flüssigkeit, der sogenannte Liquor cerebrospinalis, der Wirbelsäule und Gehirn umgibt, fungiert ebenfalls als Stoßdämpfer. Und schließlich die Blut-Hirn-Schranke, eine weitere Schutzbarriere zwischen Blutkreislauf und Gehirn, die aus spezialisierten Zellen besteht, deren Aufgabe es ist, schädliche Stoffe aus dem Blut davon abzuhalten, ins Gehirn einzudringen, aber Sauerstoff und wichtige Nährstoffe durchzulassen.
Was ich damit sagen will: Biologisch betrachtet ist das Gehirn nicht darauf ausgerichtet, geöffnet zu werden. Als Neurochirurg greife ich in ein ausgeklügeltes Schutz- und Abwehrsystem des Menschen ein. Das ist eine große Herausforderung.
Die von Chirurgen verwendeten Instrumente müssen an die jeweilige Aufgabe angepasst werden, und wenn es um das menschliche Gehirn geht, können sie nie zu präzise sein.
Lars Leksell
Stellen Sie sich vor, ein Tumor könnte entfernt werden, ohne dass ein Skalpell die Haut berührt. Keine Schnitte, keine Narkose, keine langen Krankenhausaufenthalte – nur submillimetergenaue Präzision, gesteuert von modernster Technologie. Willkommen in der Zukunft der Medizin: Chirurgie 4.0.
Auch wenn die klassische Chirurgie in den letzten Jahrzehnten bemerkenswerte Fortschritte gemacht hat – von offenen Operationen über minimalinvasive Eingriffe bis hin zu roboterassistierten Verfahren –, gilt die Radiochirurgie zu Recht als eines der revolutionärsten Behandlungsverfahren der modernen Tumortherapie. Trotz der Bezeichnung »Chirurgie« handelt es sich nicht um eine Operation im klassischen Sinne, da der Radiochirurg dafür den Körper des Patienten nicht aufschneiden oder andere invasive Maßnahmen vornehmen muss. Stattdessen kommen über einen Roboter gezielt hochdosierte Strahlen zum Einsatz, um krankhaftes Gewebe zu zerstören – und das mit minimaler Belastung des umliegenden gesunden Gewebes.
Unser Körper ist ein wahres Wunderwerk. Zellen teilen sich, alte oder beschädigte sterben ab, neue entstehen nach Bedarf. Alles genau nach Plan. Doch manchmal wird dieser Mechanismus gestört, sodass sich Zellen unkontrolliert teilen und eine Gewebewucherung – ein Tumor – entstehen kann. Nicht jeder Tumor ist gefährlich. Man unterscheidet zwischen gutartigen, benignen (zum Beispiel Meningeome), die langsam wachsen und eher an einer Stelle bleiben. Sie können zwar Druck auf Organe ausüben, sind aber meist nicht lebensbedrohlich. Bösartige, maligne Tumore hingegen wachsen aggressiv, unkontrolliert und können sich in umliegendes Gewebe verästeln oder über die Blutbahn oder Lymphgefäße in andere Körperregionen streuen, sodass sich Metastasen bilden. Dann sprechen wir von Krebs.
Die genauen Ursachen von Tumoren sind vielschichtig und noch nicht vollständig erforscht. Häufig spielen genetische Veränderungen, Umweltfaktoren (Alkohol, Schadstoffe, Rauchen) und Lebensstil eine Rolle. Nicht jeder Tumor bedeutet automatisch eine schwere Erkrankung, aber eine frühzeitige Diagnostik ist entscheidend, um die bestmögliche Behandlung einzuleiten. Je nach Art und Lage des Tumors gibt es für beide Varianten, gut- und bösartig, verschiedene systemische und lokale Behandlungsmöglichkeiten, die je nach Krankheitsbild auch kombiniert werden:
Mit einer Operation wird das Tumorgewebe chirurgisch entfernt.Die herkömmliche Strahlentherapie zerstört mit ionisierenden Strahlen die Tumorzellen.Bei einer Chemotherapie hemmen Medikamente das Zellwachstum, auch der gesunden Zellen.Die Immuntherapie basiert auf dem körpereigenen Immunsystem, um Krebszellen zu erkennen und zu zerstören.Die zielgerichtete Therapie nutzt die spezifischen Schwachstellen in der Tumorbiologie und greift im Vergleich zur Chemotherapie nur die Krebszellen an, um deren Wachstum zu stoppen.Die Radiochirurgie schaltet mit präziser Hochdosisbestrahlung den Tumor aus, ohne den Patienten operieren zu müssen.Welche Therapie ein Tumorpatient erhält, hängt davon ab, ob die Krankheit auf einen bestimmten Bereich begrenzt ist oder bereits den gesamten Körper betrifft. Hat sich der Krebs beispielsweise über das Blut oder Lymphsystem ausgebreitet und Metastasen gebildet oder mikroskopisch kleine Krebszellen im Körper hinterlassen, kann es sein, dass Betroffene eine Kombination aus systemischen Therapien (Chemotherapie/Immuntherapie) und lokalen Therapien (Operation/klassische Bestrahlung) erhält. Ebenso kann es sein, dass das CyberKnife neben einer Immuntherapie zum Einsatz kommt. Die passende Behandlung zu finden, ist ein komplexer Prozess, der hier zu weit führen würde, auch weil er individuell verschieden ist. Wichtig zu wissen, ist aber: Das CyberKnife steht im Wettbewerb mit anderen Therapien und kann die Tumorzellen, wenn die Indikation dafür gegeben ist, im Vergleich schonend, schnell und effektiv schachmatt setzen.
Um den Tumor im Körper präzise zu lokalisieren, nutzt der Radiochirurg bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT). Anschließend fokussiert er über den Roboter zielgenau hochenergetische Photonenstrahlen auf das vom Tumor betroffene Gewebeareal. Dies geschieht mit einer Genauigkeit im Submillimeterbereich, sodass eine höhere chirurgische Präzision erreicht wird, als sie selbst ein versierter Operateur jemals leisten könnte.
In diesem Prozess arbeitet der Radiochirurg natürlich nicht allein, sondern im Team mit dem jeweiligen Facharzt, zum Beispiel aus der Urologie (Niere, Prostata), Ophtalmologie (Auge) oder Neurochirurgie (Gehirn/Wirbelsäule).
Für die Verbreitung der CyberKnife-Therapie ist es daher elementar, an ein universitäres System oder ein großes Krankenhaus angebunden zu sein, wo fundiertes fachärztliches und radiochirurgisches Know-how da ist. Weil das CyberKnife ja an vielen Stellen des Körpers Tumore ausschalten kann, braucht es die Interdisziplinarität und eine Vielfalt der Fachrichtungen. Ich allein könnte gar nicht alles Fachwissen abdecken.
Die Vorteile der Radiochirurgie
Nicht invasiv: Es ist weder ein chirurgischer Schnitt oder die Öffnung des Schädels nötig, noch eine Narkose. Es gibt auch keine OP-Narbe. Daher ist ein Infektionsrisiko im Vergleich zur herkömmlichen OP ausgeschlossen.
Hohe Präzision: Die Strahlen bündeln sich mit einer Genauigkeit im Submillimeterbereich auf den Tumor. Das umliegende gesunde Gewebe erfährt nur minimale bis gar keine Schädigung.
Kurze Erholungszeit: Die Therapie erfolgt ambulant, das heißt, die Patienten können am selben Tag nach Hause gehen und wieder aktiv am Leben teilnehmen. Weder ein Krankenhausaufenthalt noch eine Reha ist nötig.
Geringe Nebenwirkungen: Dank der gebündelten und gezielten Strahlenführung kommt es nicht zu Hautreizungen oder Haarausfall.
Keine Schmerzen: Da keine Operation stattfindet, gibt es keine postoperativen Schmerzen oder Wundheilungskomplikationen.
Hohe Effektivität: Die Strahlen erreichen auch Regionen im Körper und Gehirn, die operativ schwer zugänglich sind, und Metastasen, die in sensiblen Bereichen liegen.
Kurze Behandlungsdauer: Je nach Beschwerdebild sind nur eine bis fünf Sitzungen à 30 Minuten nötig.
Geringere Kosten: Ohne Vollnarkose, ohne Operation, an der zahlreiches medizinisches Personal beteiligt ist, ohne Krankenhausaufenthalt, Nachsorge und gegebenenfalls Reha-Maßnahmen ist die Radiochirurgie wesentlich kostengünstiger.
1996, drei Jahre nach meinem Aufenthalt in Charlottesville, wurde ich im Rahmen meiner Facharztausbildung zum Neurochirurgen an der Universitätsklinik in Großhadern angenommen. Die Fachabteilung genoss damals nicht nur einen exzellenten akademischen sowie klinischen Ruf für hochspezialisierte Behandlungen in der Mikro-, Tumor- und Neurochirurgie. Sie kooperierte auch mit dem Gamma-Knife-Zentrum, das Prof. Berndt Wowra leitete, der zuvor mit Prof. Volker Sturm in Heidelberg geforscht hatte. Prof. Wowra behandelte vor allem gutartige und bösartige Hirntumore sowie arteriovenöse Malformationen. Es kamen Patienten aus dem In- und Ausland zu ihm. Mit seiner Arbeit trug er nicht nur maßgeblich zur praktischen Anwendung der Methode in Deutschland bei, er veröffentlichte auch zahlreiche wissenschaftliche Publikationen zur Radiochirurgie.
Kurz nach meiner Ankunft in München rief ich bei ihm an und sagte, dass ich bereits erste Erfahrungen mit dem Gamma Knife gesammelt hätte und mich daher sehr für seine Arbeit interessieren würde. Damit hoffte ich, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können: Erstens würde ich mehr über diese zukunftsreiche Therapie lernen. Und zweitens wäre das hilfreich, um meinen Plan, mich in der Neurochirurgie zu habilitieren, umzusetzen. Denn das eigenständige Forschen und Veröffentlichen von wissenschaftlichen Arbeiten ist Bestandteil der Vorbereitung für eine Professur.
Nachdem wir uns kennengelernt hatten, bot mir Prof. Wowra an, ihn neben meiner neurochirurgischen Ausbildung bei der wissenschaftlichen Auswertung der Gamma-Knife-Daten zu unterstützen. Eine Win-win-Situation – und so arbeitete ich nach meinem Dienst in der Neurochirurgie abends und an den Wochenenden zusätzlich im Gamma-Knife-Zentrum.
Meine siebenjährigen Facharztausbildung, in der ich die Kunst des Operierens lernte, und die parallele Arbeit im Gamma-Knife-Zentrum, führten mir immer deutlicher vor Augen, dass die Chirurgie am Gehirn nicht immer State of the Art ist. Hätte ich diese Erfahrungen in der Radiochirurgie nicht gemacht, wäre ich wie die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen gar nicht auf die Idee gekommen, dass es bei der Tumorbehandlung überhaupt eine Alternative zur OP gibt. Ich kann auch heute noch ärztliche Kollegen verstehen, die der Meinung sind, die Operation sei das einzig Wahre, obwohl mittlerweile unzählige internationale Studien die Überlegenheit der Radiochirurgie bei bestimmten Tumorarten belegen.
Ein Jahr vor meiner Facharztprüfung saß ich mit einigen Kolleginnen und Kollegen auf der Intensivstation im Aufenthaltsraum. Während die anderen darüber sprachen, eine Karriere in einer Klinik einzuschlagen, fragte ich mich: Ist es das wirklich für mich? Gibt es für mich wirklich eine Entwicklungsmöglichkeit als Neurochirurg in einem hochreglementierten Verbund? Der klassische Weg erschien mir wie vorgezeichnet: Oberarzt in der neurochirurgischen Abteilung einer Klinik. Weitere Forschungsarbeit, um mich zu habilitieren. Und irgendwann eine Chefarzt-Position. Jedes Jahr ein paar Hundert Operationen, viele davon Routineeingriffe, einige dafür enorm herausfordernd. Würde ich nach der Prüfung in der Klinik weitermachen, bliebe ich dort verhaftet. In dem Moment im Aufenthaltsraum der Intensivstation spürte ich, dass ich aufgrund der sieben Jahren bei Prof. Wowra im Gamma-Knife-Zentrum meine berufliche Zukunft längst gedanklich überholt hatte. Dass ich, obwohl es immer mein Ziel gewesen war, eines Tages als Neurochirurg maximale Exzellenz zu erreichen, lieber in der Radiochirurgie arbeiten wollte, um die Neurochirurgie weiterzuentwickeln, mit letztlich weniger Schmerz und mehr Lebensqualität für die Patienten.