Die Schüßler-Salze - Peter, M.A. Emmrich - E-Book

Die Schüßler-Salze E-Book

Peter, M.A. Emmrich

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Beschreibung

In Deutschland sind "Schüßler-Salze" in fast jeder Apotheke vorrätig. Generell nimmt das Interesse an alternativen Gesundheitsmethoden stetig zu. Neben Homöopathie und Naturmedizin zählen Schüßler-Salze zu den bekanntesten alternativmedizinischen Mitteln und sind in vielen Hausapotheken vorhanden. Mit diesem modern konzipierten Leitfaden legen die Autoren ein praktisches Anwendungsbuch vor, das neben notwendigem Hintergrundwissen und Fallbeispielen alle wichtigen Erläuterungen zur Behandlung enthält. Eine umfassende und praxisorientierte Beschreibung aller Schüßler-Salze und ihrer Anwendungsbereiche sowohl für Anfänger wie auch für erfahrene Therapeut*innen sorgt für einen leichten und kompakten Einstieg in das Thema natürlicher Gesundheit und Prophylaxe.

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PETER EMMRICH | BENJAMIN HARTLIEB

DIESCHÜSSLERSALZE

Praktische Anwendungeiner modernen

MINERALSTOFFTHERAPIE

Dieses Buch widmen wir unseren Herzensmenschen

WALTRAUD, MARC,

JOHANNA, MARLENE & JONATHAN

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar.

1. Auflage 2021

© Lüchow in Kamphausen Media GmbH, Bielefeld 2021

Lektorat: Dr. Richard Reschika, Freiburg

Umschlaggestaltung | Layout und Satz: Gesine Beran, Turin

Umschlagmotiv: © shutterstock | VectorKnight

Gesamtherstellung | Druck: mediaprint solutions, Paderborn

ISBN 978-3-95883-550-4 | ISBN E-BOOK 978-3-95883-551-1

www.kamphausen.media

Aegroto, dum anima est, spes est.«

Für den Kranken besteht Hoffnung, solange er atmet.

MARCUS TULLIUS CICERO (106 v. Chr. – 43 v. Chr.),

römischer Politiker, Anwalt, Schriftsteller,

Philosoph, Redner und Konsul

INHALT

EINLEITUNG

Die Anwendung der Schüßler-Salze

Anwendung bei Kindern

HISTORIE

Das Leben Wilhelm Heinrich SCHÜSSLERs

Das Werk Dr. SCHÜSSLERs lebt weiter

DIE 12 BASISMITTEL

Nr. 1 Calcium fluoratum D12

Nr. 2 Calcium phosphoricum D6

Nr. 3 Ferrum phosphoricum D12

Nr. 4 Kalium chloratum D6

Nr. 5 Kalium phosphoricum D6

Nr. 6 Kalium sulfuricum D6

Nr. 7 Magnesium phosphoricum D6

Nr. 8 Natrium chloratum D6

Nr. 9 Natrium phosphoricum D6

Nr. 10 Natrium sulfuricum D6

Nr. 11 Silicea D12

Nr. 12 Calcium sulfuricum D6

DIE 15 ERWEITERUNGSMITTEL

Nr. 13 Kalium arsenicosum D6

Nr. 14 Kalium bromatum D6

Nr. 15 Kalium jodatum D6

Nr. 16 Lithium chloratum D6

Nr. 17 Manganum sulfuricum D6

Nr. 18 Calcium sulfuratum D6

Nr. 19 Cuprum arsenicosum D6

Nr. 20 Kalium Aluminium sulfuricum D6

Nr. 21 Zincum chloratum D6

Nr. 22 Calcium carbonatum D6

Nr. 23 Natrium bicarbonicum D6

Nr. 24 Arsenum jodatum D6

Nr. 25 Aurum chloratum natronatum D6

Nr. 26 Selenium D12

Nr. 27 Kalium bichromatum D6

REGISTER

Über die Autoren

EINLEITUNG

DIE ENTSTEHUNG DER SCHÜSSLER–SALZE

WENN SIE MIT DEN POTENZIERTEN MINERALSALZEN nach Dr. med. SCHÜSSLER und den Erweiterungssalzen seiner Nachfolger in der Praxis arbeiten wollen, so sollten Sie ein paar Anwendungsrichtlinien beachten.

SCHÜSSLER war bekanntlich zuerst homöopathischer Arzt und erschuf dann seine nach ihm benannten Funktionsheilmittel. Daher hat er nach den Regeln der Kunst die Mineralsalze im Verhältnis 1:10 verrieben. Ein Teil Mineralsalz wurde mit 9 Teilen Milchzucker in einem Mörser verrieben. Diese erste Verreibungsstufe nennt der Fachmann die Potenzstufe D1. Von dieser Potenzstufe D1 wird wiederum ein Teil mit weiteren 9 Teilen Milchzucker verrieben. Man erhält die Stufe D2. Rein rechnerisch ist das ursprüngliche Mineralsalz nun 1: 100 verdünnt. Führt man diesen Prozess 6-mal aus, erreicht man die Potenzstufe D6 (Verhältnis 1:1.000.000), wiederholt man dasselbe 12-mal, so die Potenzstufe D12 (1:1.000.000.000.000), und nach 30-mal gelangt man zur Potenzstufe D30 (1:1 mit 30 Nullen).

SCHÜSSLER bediente sich folgender 12 Mineralverbindungen, welche alle im menschlichen Organismus vorkommen. Die meisten der heutzutage zur Anwendung kommenden Schüßler-Salze werden in der Potenzstufe D6 verwendet. Einzelne Mittel auch in der Potenz D12.

In der hier aufgeführten Potenzstufe benutzte SCHÜSSLER seine Salze, wenngleich diese heute alle auch in den Apotheken in den Potenzstufen D3, D6 und D12 oder höher erhältlich sind.

Nr. 1 Calcium fluoratum D12

Nr. 2 Calcium phosphoricum D6

Nr. 3 Ferrum phosphoricum D12

Nr. 4 Kalium chloratum D6

Nr. 5 Kalium phosphoricum D6

Nr. 6 Kalium sulfuricum D6

Nr. 7 Magnesium phosphoricum D6

Nr. 8 Natrium chloratum D6

Nr. 9 Natrium phosphoricum D6

Nr. 10 Natrium sulfuricum D6

Nr. 11 Silicea D12

Nr. 12 Calcium sulfuricum D6

Nach dem Tod Dr. SCHÜSSLERs wurde die Therapie in den Folgejahren durch weitere Mineralsalze erweitert. Die Nachfolger Dr. SCHÜSSLERs forderten rasch die Einführung weiterer Mineralverbindungen zur Behandlung von Körperleiden. Fortschreitende Erkenntnisse der Wissenschaft in Bereichen der Physiologie und Biochemie des Menschen führten nach und nach zur Erweiterung der Schüßler-Salze.

Bis zum heutigen Tage sind auf diese Weise insgesamt 15 neue Schüßler-Salze entstanden, die von unterschiedlichen Herstellern in Apotheken angeboten werden.

Nr. 13 Kalium arsenicosum D6

Nr. 14 Kalium bromatum D6

Nr. 15 Kalium jodatum D6

Nr. 16 Lithium chloratum D6

Nr. 17 Manganum sulfuricum D6

Nr. 18 Calcium sulfuratum D6

Nr. 19 Cuprum arsenicosum D6

Nr. 20 Kalium Aluminium sulfuricum D6

Nr. 21 Zincum chloratum D6

Nr. 22 Calcium carbonatum D6

Nr. 23 Natrium bicarbonicum D6

Nr. 24 Arsenum jodatum D6

Nr. 25 Aurum chloratum natronatum D6

Nr. 26 Selenium D12

Nr. 27 Kalium bichromatum D6

Bei einigen der neu hinzugekommenen Mineralsalze handelt es sich um Spurenelemente, die aus heutiger Sicht für den menschlichen Körper notwendig sind. Bei anderen wiederum ist bis heute keine zwingende Notwendigkeit festgestellt worden. Dies widerspricht dem ursprünglichen Gedanken Dr. SCHÜSSLERs, dass ein Mineralsalz selbst Bestandteil des Körpers sein muss und eine wichtige Funktion zu erfüllen hat.

Dennoch haben die Erweiterungsmittel ihre Berechtigung. Zum einen können sie die 12 Basismittel in ihrer Wirkung verstärken oder die Behandlungsmöglichkeiten erweitern. Zum anderen erfordern die moderne Lebensweise und die veränderten Umwelteinflüsse im Vergleich zu SCHÜSSLERs Lebzeiten gelegentlich andere Therapieansätze. Hier können die neuen Erweiterungsmittel wertvolle Dienste leisten.

DIE ANWENDUNG DER SCHÜSSLER–SALZE

SCHÜSSLER LEGTE GROSSEN WERT DARAUF, dass stets nur 1 Schüßler-Salz gegeben wird. Inzwischen konnte man aber die Erfahrung machen, dass Kombinationen, vornehmlich mit den Ergänzungssalzen, großartige Heilprozesse auslösen können.

In der Regel nimmt man 3-mal täglich 1 Tablette des gut gewählten Mineralsalzes. Jedoch kann es im akuten Geschehen durchaus sinnvoll sein, die Gabenhäufigkeit auf alle 5 Minuten (jeweils 1 Tablette) hochzusetzen, und zwar so lange, bis sich eine deutliche Besserung beim Kranken einstellt. Dann erweitert man die Zeitabstände auf 15–30 Minuten; später verabreicht man die Tablette nur alle Stunde.

Die gängige Darreichungsform als Tablette enthält Laktose als Trägerstoff und sehr geringe Mengen Weizenstärke. Empfindliche Menschen können bei hohen Dosierungen sowohl auf den Milchzucker als auch auf die glutenhaltige Weizenstärke reagieren. Hier bieten sich Kautabletten aus Isomalt an, die weder Laktose noch Gluten enthalten.

Als Alternative zu Tabletten werden Schüßler-Salze auch in Tropfenform oder als Streukügelchen (Globuli) angeboten. Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass Tropfen oder Streukügelchen im Gegensatz zu den Tabletten anders dosiert werden. Die Wirkstoffmenge 1 Tablette entspricht dabei 5 Tropfen oder 5 Globuli.

Um eine Stabilisierung zu erzielen, werden die Schüßler-Salze in der Regel noch 3 Tage nach dem Ende der Beschwerden verabreicht. Wenn eine Kombination mit einem Ergänzungssalz angezeigt ist, dann gibt man beide Mineralsalze im Wechsel, um den größtmöglichen Effekt zu erzielen. Auch im akuten Geschehen kann man die Zeitintervalle verkürzen.

ANWENDUNG BEI KINDERN

IN DER HAUSAPOTHEKE NEHMEN SCHÜSSLER-SALZE einen hohen Stellenwert ein. Besonders Kinder reagieren sehr gut auf diese sanfte Heilweise.

Säuglinge nehmen 1 Tablette pro Tag ein. Diese wird von den Eltern zwischen den Fingern verrieben und als Pulver dem Säugling verabreicht. Alternativ kann die Tablette auch in einem Fläschchen aufgelöst und getrunken werden. Streukügelchen werden von Eltern sehr geschätzt und können direkt in die Wangentasche des Säuglings gegeben werden.

Kinder unter 12 Jahren erhalten üblicherweise die Hälfte der Dosierung für Erwachsene. Ab dem 12. Lebensjahr wird die Erwachsenendosis gegeben.

Zungenbelag und Veränderungen im Gesicht sind für die präzise Auswahl des entsprechenden Schüßler-Salzes von großer Bedeutung und sollten stets berücksichtigt werden, ebenso der Gemütszustand und die Modalitäten. Unter Modalitäten versteht man die Umstände, durch welche etwas besser oder schlechter wird. Lesen Sie sich daher sehr genau die einzelnen Mineralsalzbeschreibungen durch und vergleichen Sie diese mit den Beschwerden des Kranken. Achten Sie auf Veränderungen im Gesicht und auf der Zunge und berücksichtigen Sie gegebenenfalls auch eine Änderung des Gemütszustandes, welcher Ihnen oftmals die Entscheidung leichter macht.

Viel Erfolg!

HISTORIE

DAS LEBEN WILHELM HEINRICH SCHÜSSLERS

DER DEUTSCHE ARZT, WUNDARZT und Geburtshelfer Dr. med. WILHELM HEINRICH SCHÜSSLER erblickte am 21. August 1821 als viertes von sechs Kindern in Bad Zwischenahn das Licht der Welt. Keiner ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass er einmal weltweit für Furore mit den nach ihm benannten potenzierten Mineralsalztabletten sorgen würde. Vater HEINRICH, er war Kämmerer, und Mutter MARGARETE kümmerten sich um ihre Kinder und boten WILHELM eine glückliche und sorgenfreie Kindheit. Über seine Kindheit findet sich wenig, da SCHÜSSLER sich zeit seines Lebens weigerte, eine Autobiographie zu schreiben. Wegen großer Armut in der Familie musste WILHELM schon 1835 das Gymnasium ohne Abschluss verlassen. Er nahm die Stelle eines Amtsschreibers an, um der Familie eine finanzielle Unterstützung zu bieten. Immerhin war SCHÜSSLER sehr sprachbegabt und brachte sich autodidaktisch mehrere Sprachen bei. Dies sollte ihm helfen, sein Medizinstudium im Alter von 30 Jahren in Paris an der berühmten École de Médecine aufzunehmen. Sein Bruder ERNST GEORG THEODOR, der der Homöopathie sehr zugeneigt war, unterstützte den Wunsch seines Bruders WILHELM, homöopathischer Arzt zu werden. Schon nach einem Jahr zog es SCHÜSSLER nach Berlin und kurze Zeit später war er Student an der Universität Gießen. Hier lehrte der berühmte Chemiker JUSTUS VON LIEBIG, doch sind sich die beiden wohl nie begegnet. SCHÜSSLER bekam seine Doktorwürde in Gießen und man erließ ihm sogar die Dissertationsarbeit, da er vorgab, seine Einberufung zum Militär stehe unmittelbar bevor. Als SCHÜSSLER in Oldenburg das medizinische Staatsexamen ablegen wollte, stellte sich aber heraus, dass ihm das Abitur fehlte. Doch damit nicht genug des Ärgers. Er konnte den Formalien, acht Semester Medizinstudium vorzuweisen, nicht gerecht werden, denn es fehlten ihm zwei. So wurde sein Antrag abgelehnt und SCHÜSSLER ging an die Universität nach Prag, um das fehlende Jahr zu absolvieren. Erst im Alter von 36 Jahren realisierte sich sein lang ersehnter Wunsch, endlich Mediziner zu sein, um Kranke zu heilen. Er bestand das Examen 1858 und ließ sich als homöopathisch tätiger Arzt in Oldenburg nieder.

SCHÜSSLER hatte von Natur aus ein schüchternes Wesen, konnte aber, wenn er gereizt wurde, auch wild werden. Als er im Jahre 1873 zum ersten Mal seine ärztlichen Kollegen von seinem aus 12 Mineralsalzen bestehenden Therapiekonzept durch eine Veröffentlichung in der Allgemeinen homöopathischen Zeitung, der ältesten in Deutschland erscheinenden medizinischen Fachzeitschrift, unter dem Titel Eine abgekürzte homöopathische Therapie in Kenntnis setzte, brach eine Lawine an negativer Kritik, verbunden mit vielen Schmährufen, über ihm zusammen.

Was war geschehen?

Man sah das Werk von Dr. med. habil. SAMUEL HAHNEMANN (10. April 1755 – 2. Juli 1843), dem Begründer der homöopathischen Heilweise, verunglimpft und warf SCHÜSSLER vor, nur 8 Monate lang mit seinen 12 potenzierten Mineralsalzen experimentiert zu haben. SCHÜSSLER würde sich anmaßen, eine bessere Heilweise erschaffen zu haben als der Meister HAHNEMANN selbst.

Einer, der zuerst das Wort ergriff, war der Arzt ARNOLD LORBACHER (1818–1899), der unter anderem monierte, dass einige Salzverbindungen überhaupt nicht im Sinne einer homöopathischen Arzneimittelprüfung zuvor auf ihre Wirksamkeit getestet worden waren. Doch vielleicht war es auch nur ein Stück Neid seiner Kollegen, dass es SCHÜSSLER gelang, mit seinen Überlegungen eine völlig neuartige Therapieweise zu entwickeln, welche aus 12 Mineralsalzen bestand. Alle Mineralverbindungen kommen im menschlichen Organismus vor, so lautete sein Credo. Durch den Potenzierungseffekt versetzte SCHÜSSLER seine Mineralsalzverbindungen in eine Art »Katalysatorfunktion«, welche die gestörte Mineralstoffverteilung an der Zellwand ausgleichen sollten. Denn gerade in der Ungleichverteilung dieser Mineralstoffe innerhalb und außerhalb der Zellen sah SCHÜSSLER die Ursache für das, was wir »Krankheitssymptome« nennen.

SCHÜSSLER bezieht sich bei der Erschaffung seiner neuen Heilweise auf drei zu ihrer Zeit sehr renommierte Wissenschaftler: Das war zum einen der deutsche Pathologe, Prähistoriker und Politiker Professor Dr. med. RUDOLF VIRCHOW (1821–1902), der im selben Jahr, 1821, wie SCHÜSSLER im pommerschen Schivelbein (heute: widwin / Polen) geboren wurde. Die Medizin hat VIRCHOW viel zu verdanken. So veröffentlichte er als Professor an der Berliner Charité seine Erkenntnisse zur Entstehung von Thrombosen. Ebenso war seine Erkenntnis, dass alle Zellen aus Zellen und nicht aus einem unförmigen Urschleim (Blastem) entstehen, revolutionär. VIRCHOW schuf den neuen Begriff der Zellularpathologie, nach der nur die kleinste Einheit im menschlichen Körper, nämlich die Zelle, erkranken könne, und löste damit die seit der Antike über Jahrhunderte in der Medizin bestehende Humoralpathologie des griechischen Arztes HIPPOKRATES VON KOS (460–370 v. Chr.) durch eine moderne, naturwissenschaftlich begründete Pathologie und Pathophysiologie ab.

Zum anderen gab es den niederländischen Arzt und Physiologen Professor Dr. med. JACOB MOLESCHOTT (1822–1893), welcher in Heidelberg Medizin studierte und später dort als Privatdozent Physiologie unterrichtete, bis man ihm 1852 die Lehrbefugnis entzog, weil er den naturwissenschaftlichen Materialismus vertrat und darüber hinaus noch Atheist war. Er erhielt später einen Ruf an die Universität Zürich, lehrte ab 1861 in Turin und wurde nach fünf Jahren Senator des Königreiches Italien. 14 Jahre vor seinem Tod erhielt er eine Professur für Physiologie an der Universität Rom.

Und last, but not least der Chemiker Professor Dr. rer. nat. JUSTUS VON LIEBIG (1803–1873), der aufgrund seiner erfolgreichen Experimente mit Knallsilber (explosive Silbersalze) von dem Naturforscher ALEXANDER VON HUMBOLDT (1769–1859) mit damals sage und schreibe 21 Jahren als Professor für Chemie und Pharmazie an die Ludwigs-Universität Gießen empfohlen wurde. Berühmt wurde VON LIEBIG durch die Schaffung eines Kunstdüngers namens »Superphosphat«, welcher in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Ernteerträge verbesserte und somit die Nahrungsversorgung der Bevölkerung sicherte. Daneben entwickelte er einen Fleischextrakt, Backpulver, Babynahrung und entdeckte das Chloroform. Auf eigenen Wunsch adelte ihn der Großherzog LUDWIG II. von Hessen (1777–1848) für seine Verdienste mit dem Titel »Freiherr«.

Drei geniale Gedanken keimten in SCHÜSSLER auf:

»Die Krankheit des Körpers ist gleich der Krankheit der Zelle.« (VIRCHOW)

»Die Krankheit der Zelle entsteht durch Verlust an anorganischen Salzen.« (MOLESCHOTT)

»Also muss«, so folgerte SCHÜSSLER, »die Gesundheit der Zelle und damit des Körpers wiederhergestellt werden können durch Deckung des Verlustes.«

Stets orientierte sich SCHÜSSLER an den neuesten Forschungsergebnissen des deutsch-baltischen Physiologen und Professors GUSTAV VON BUNGE (1844–1920), der jedoch 1887 verkündete, dass sich der schwefelsaure Kalk nicht in jeder Zelle , sondern nur in der Galle findet. Daraufhin nahm SCHÜSSLERCalcium sulfuricum aus seinem System heraus und arbeitete mit 11 Salzen weiter. Nach dem Ableben von SCHÜSSLER erkannte man die Bedeutung dieses Mineralsalzes jedoch gerade hinsichtlich chronischer Entzündungen im Rahmen des rheumatischen Formenkreises, bei der Gicht, bei einer Abszessbildung und bei verhärteten Drüsen und nahm es erneut als Salz auf der Position 12 in die SCHÜSSLER-Hausapotheke auf.

Man schrieb das Jahr 1871, als SCHÜSSLER eine Arzneimittellehre mit dem Titel Physiologische therapeutische Darstellung der Arzneimittelwirkungen publizieren wollte. Doch alle Verleger lehnten das Werk ab. Dies war sicherlich der Ansporn für SCHÜSSLER, sich intensiver mit den für ihn wichtigsten 12 Mineralsalzverbindungen zu beschäftigen. Diese haben sich nach ihrer Veröffentlichung 1873 rund um den Erdball ausgebreitet. In ihrer nahezu 150-jährigen Anwendung bei den unterschiedlichsten Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen, selbst bei scheinbar unheilbaren Fällen, konnten sie sich bewähren. Aufgrund ihrer nebenwirkungsfreien Eigenschaften zeichnen sich die Mineralsalze dadurch aus, dass sie bedenkenlos auch in der Schwangerschaft und Stillzeit eingesetzt werden können. Zu seinen Lebzeiten erschien SCHÜSSLERs kleines Lehrbuch Eine abgekürzte Therapie gegründet auf Histologie und Cellular-Pathologie seit 1874 in 25 Auflagen, die jedes Mal von ihm überarbeitet und mit seinen neuesten Erkenntnissen versehen wurden. Infolge eines Schlaganfalls war SCHÜSSLER stark geschwächt, korrigierte aber mit letzter Kraft noch das Manuskript für die letzte Auflage, bis er am 30. März 1898 für immer in Oldenburg die Augen schloss. SCHÜSSLERs großes Engagement, für seine Sache zu kämpfen, hat sicherlich dazu geführt, dass sich seine Idee letzten Endes durchgesetzt hat und bis zum heutigen Tage dem Wohle der Menschheit dient.

DAS WERK DR. SCHÜSSLERS LEBT WEITER

SEIN LEBENSWERK WURDE VON zahlreichen Anwendern fortgeführt und im Verlauf der letzten Jahrzehnte in der therapeutischen Bandbreite nach und nach erweitert.

Nach SCHÜSSLERs Tod wurde aufgrund neuer Erkenntnisse über die Funktion des Mineralstoffwechsels rasch eine Erweiterung der Therapie um zusätzliche Salze gefordert. So wurde vor rund 100 Jahren angenommen, dass Arsen, Brom oder Aluminium als Salzverbindungen für den Körper elementar sind. Hierin liegt der Grund, dass Verbindungen mit diesen Bestandteilen schon recht früh als Ergänzung zu den bereits bestehenden Basissalzen diskutiert wurden.

In welchem zeitlichen Ablauf die einzelnen Erweiterungsmittel der Therapie hinzugefügt wurden, lässt sich aus heutiger Sicht nicht immer genau sagen. Zahlreiche Autoren forderten parallel und unabhängig voneinander weitere ergänzende Mineralsalze.