Die Siegelmarke - Christian Juch - E-Book

Die Siegelmarke E-Book

Christian Juch

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Beschreibung

Siegelmarken zum Verschließen von Postsendungen wurden Mitte des 19. Jahrhunderts als Ersatz für den aufwändigen Siegellack eingeführt und waren eine technische Revolution. Millionen Siegelmarken wurden jährlich gedruckt, geprägt und auf Briefe geklebt. Im Deutschen Kaiserreich waren Siegelmarken so populär, dass diese nicht nur von sämtlichen staatlichen Institutionen, sondern auch von Firmen, Geschäftsleuten und sogar von Familien verwendet wurden. Die Zahl der einzelnen Gestaltungen liegt schätzungsweise bei weit über Einhunderttausend. Bis zum 1. Weltkrieg wurden Siegelmarken, wie auch Briefmarken, eifrig gesammelt und in Alben geklebt. Lange in Vergessenheit geraten erleben sie heute ein Comeback. Mit "Die Siegelmarke" liegt nun erstmals ein den aktuellen Wissensstand wiedergebendes Werk vor. Der interessierte Sammler erhält Einblick in die Geschichte der papierenen Siegelmarke, deren Gestaltung, Katalogisierung und Einordnung.

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Seitenzahl: 47

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhaltsverzeichnis

EINE KURZE GESCHICHTE DER PAPIERENEN SIEGELMARKE

ZUR GESTALTUNG

ZUR GESTALTUNG VON POSTSIEGELMARKEN

GEÖFFNETE POST

ZENSUR-SIEGELMARKEN IM 1. WELTKRIEG

KATALOGISIERUNG UND SAMMELN VON SIEGELMARKEN

ÄLTESTER KATALOGEINTRAG VON SIEGELMARKEN

ZUM SAMMELN VON SIEGELMARKEN

ZEITLICHE EINORDNUNG

DIE VERWENDUNG DES WAPPENADLERS IM KÖNIGREICH PREUßEN UND IM DEUTSCHEN REICH BIS 1945

POSTSIEGELMARKEN IN ZEITLICHER EINORDNUNG

DIE ENTWICKLUNG DER SIEGELMARKE IN STICHPUNKTEN

ANHANG

SCHWARZE TRAUERMARKEN - ZU DEN HINTERGRÜNDEN DER LANDESTRAUER

VERZEICHNIS DER ABLÖSEVERTRÄGE/ AVERSIONALVERTRÄGE

DIE SIEGELMARKENSAMMLUNG VON ALBERT MÖLLMANN

LITERATURVERZEICHNIS

Eine kurze Geschichte der papierenen Siegelmarke

Wahrscheinlich nicht lange nach der Erfindung der Schrift fingen Menschen an, sich gegenseitig Nachrichten zu senden. Da diese Nachrichten auf den langen Wegen vor fremdes Mitlesen geschützt bleiben sollten, wurden diese bereits seit der Antike mit einem Siegel versehen. In Mesopotamien waren bereits 3500 Jahre v. Chr. Siegelzylinder oder Rollsiegel bekannt, die zum Versiegeln von Behältern für den Warentransport oder die Lagerung gedacht waren. Diese Siegel gaben dem kundigen Leser Informationen über den Inhalt und den Absender. Bei Schriftstücken dienten sie bereits zur Verifizierung, wie die heutige Unterschrift unter einem Dokument.1 Auch in der Bibel finden sich Hinweise zur Verwendung von Siegeln zur Bestätigung der Gültigkeit von Büchern, Kaufverträgen und Prophezeiungen2. Dazu wurde das Dokument gefaltet oder gerollt, mit einer Schnur umwickelt und mit einem Tonklumpen verschlossen, auf den das Siegel des Absenders gedrückt wurde.3

Auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands ist das Siegeln für die fränkischen Könige seit dem 5. Jahrhundert überliefert. Im 10. Jh. folgten die weltlichen und kirchlichen Fürsten, bis zum 13. Jahrhundert kamen Klöster, der niedere Adel und das städtische Bürgertum hinzu. Zum Siegeln wurde farbloses oder rotes Wachs gebraucht. Könige und Kaiser verwendeten für wichtige Dokumente Gold („Goldene Bulle“, 1356), Päpste Blei als Siegelmaterial. Im 14. Jh. kamen mit Wachs unterlegte Papiersiegel auf. Ende des 16. Jahrhunderts wurden Siegeloblaten aus ungesäuertem Weizenmehlteig eingeführt. Die Oblaten wurden angefeuchtet unter die Verschlusskanten des zusammengefalteten Schreibens gelegt und der Siegelstempel aufgedrückt. Etwa Mitte des 16. Jh. wurde der in China erfundene Siegellack in Europa eingeführt, der über die Mitte des 19. Jh. hinaus flächendeckend im Briefverkehr verwendet wurde. Die Herstellung des Lackes erfolgte durch eine Mischung von Schellack, Kolophonium und Terpentin. Für die verschiedenen Farben wurden z.B. Zinnober (Rot), Ultramarin (Blau) oder Chromgelb beigemischt. Im Laufe des 17. Jahrhunderts nahm der private Briefverkehr stetig zu und somit auch die Verwendung von Siegellack zum Verschließen der zusammengefalteten Briefbögen.4 Die ständige Zunahme des Siegelwesens ergab sich zwangsläufig, da selbst die gewöhnlichen Briefe und Pakete versiegelt ausgeliefert werden mussten.

Der Siegelzwang wurde in Preußen am 02. März 1849 durch die Amtsblattverfügung Nr. 46 abgeschafft. Nur zwei Jahre später wurden Briefumschläge5 auch in den preußischen Behörden eingeführt (Amtsblatt-Verfügung Nr. 220/1851). Mit dem Aufkommen des gummierten Briefumschlages wurde das Versiegeln von Postsendungen für die meisten Briefsendungen auch praktisch unnötig.6 Trotzdem wurden Postsendungen zur Wahrung des Briefgeheimnisses weiterhin mit Siegellack verschlossen. Dies erwies sich in der Praxis durchaus als ein umständliches Verfahren. Es gab bis zum Anbruch des 20. Jahrhunderts Lehrbücher und amtliche Anweisungen über die richtige Erstellung eines Briefes und das Aufbringen von Siegellack. Hermann Lorenz gibt in seinem Lehrbuch „Der Büreau-, Registratur- und Kanzleidienst“ folgende Anweisung zur Erstellung und Verschluss einer Korrespondenz:

„Jeder Brief muß ein längliches Viereck bilden, das weder zu lang gestreckt sein, noch sich zu sehr dem eigentlichen Viereck nähern darf. Das Schreiben (der Brief) kann durch das zweite Bogenblatt geschlossen werden, (…) jetzt werden jedoch fast überall Briefumschläge (…) verwendet. (…) Der Verschluß wird mit Oblaten (Mundlack) und farbigem Stempel, mit Siegelmarken oder mit gutem rothen Siegellack hergestellt. Der schwarze Lack ist ein Zeichen der Trauer. (…) Beim Siegeln vermeide man alle Verunreinigungen oder Betröpfelung des Briefes durch das Lack oder Hervorstehen der Oblaten.“ 7

Auch für die Zustellung der mit Siegellack verschlossenen Sendungen gab es genaue Anweisungen. In der „Sammlung der Ausschreiben der landesherrlichen Behörden im Herzogtum Sachsen-Meiningen“ (5. Band, 1870-1873) gibt es zum Verschluss von Briefen nachfolgende Merksätze für den Postbeamten8:

„I. Der Verschluß einer jeden Postsendung muß haltbar und so eingerichtet sein, daß ohne Beschädigung oder Eröffnung desselben dem Inhalte nicht beizukommen ist.

II. Bei Briefen nach Gegenden unter heißen Himmelsstrichen darf zum Verschluß Siegellack oder ein anderes, durch Wärme sich auflösendes Material nicht benutzt werden.“

Wie aus diesen Anweisungen ersichtlich ist, ergaben sich aus der Verwendung von Siegellack in der Praxis, insbesondere auf dem Transportweg, besondere Schwierigkeiten. Die Gefahr von Siegelbruch und der Beeinträchtigung des Inhaltes eines Briefes oder Paketes war allgegenwärtig. Bereits in der preußischen Postordnung vom 10. August 1712 wurde das Postpersonal angewiesen, bei jeder Übergabe die Unversehrtheit des Siegels zu prüfen und wenn notwendig, eine Neuversiegelung vorzunehmen.9 Nur wenige Jahre vor der offiziellen Einführung von Siegelmarken im Postbetrieb erging am 17. Januar 1865 die Amtsblattverfügung Nr. 7 des Königlichen Post-Departments Preußens zur Handhabung von versiegelten Sendungen unter den Titel „Behandlung der Briefe in Absicht auf die unversehrte Erhaltung des Couverts und sonstigen Verschlusses“. Die Verfügung ist im gleichen Maße eine Ermahnung und eine Handlungsanweisung an die Postbeamten, das Vertrauen der Kundschaft durch Siegelbrüche und andere Beschädigungen der Postsendungen nicht zu verspielen:

„Die Wahrnehmung, daß das Couvert und der sonstige Verschluß von Briefen, namentlich solcher in größeren Format, während der Beförderung mit der Post oftmals unter einer