Die Simonton-Methode - Cornelia Kaspar - E-Book

Die Simonton-Methode E-Book

Cornelia Kaspar

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Beschreibung

Wieder gesund werden Nach der Diagnose Krebs fallen viele Menschen in eine passive, manchmal gar resignative Grundhaltung. Dabei ist es wichtig, selbst aktiv etwas zu tun, denn wissenschaftlich gilt es als erwiesen, dass die Psyche eine nennenswerte Rolle bei der Heilung und Bewältigung der Erkrankung spielen kann. Die weltweit anerkannte Simonton-Methode bietet einen leicht zu erlernenden Weg, seine Selbstheilungskräfte zu mobilisieren. Cornelia Kaspar zeigt, wie Sie auf Ihren Genesungsprozess Einfluss nehmen und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können und wie Angehörige und Freunde Unterstützung geben können. Die ebenso bewegenden wie erstaunlichen Erfahrungsberichte und der praktische Gesundheitsplan ermutigen alle Menschen, die an einer schweren Krankheit leiden, optimistisch in die Zukunft zu blicken.

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Seitenzahl: 349

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Cornelia Kaspar

Die Simonton-Methode

Selbstheilungskräfte stärken, den Krebs überwinden

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Über dieses Buch

Wieder gesund werden

 

Nach der Diagnose Krebs fallen viele Menschen in eine passive, manchmal gar resignative Grundhaltung. Dabei ist es wichtig, selbst aktiv etwas zu tun, denn wissenschaftlich gilt es als erwiesen, dass die Psyche eine nennenswerte Rolle bei der Heilung und Bewältigung der Erkrankung spielen kann. Die weltweit anerkannte Simonton-Methode bietet einen leicht zu erlernenden Weg, seine Selbstheilungskräfte zu mobilisieren. Cornelia Kaspar zeigt, wie Sie auf Ihren Genesungsprozess Einfluss nehmen und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können und wie Angehörige und Freunde Unterstützung geben können. Die ebenso bewegenden wie erstaunlichen Erfahrungsberichte und der praktische Gesundheitsplan ermutigen alle Menschen, die an einer schweren Krankheit leiden, optimistisch in die Zukunft zu blicken.

Über Cornelia Kaspar

Cornelia Kaspar ist Körpertherapeutin und Sozialpädagogin. Seit 1992 arbeitet sie mit krebskranken Menschen und ihren Angehörigen. 1997 stieß sie zum Therapeutenteam von Dr. O. Carl Simonton, seit 2006 leitet sie das Ausbildungsprogramm als «European Director of Training» und seit 2009 die Simonton Cancer Center in Deutschland und Italien.

 

Inhaltsübersicht

Einführung1 Dr. O. Carl Simonton und die Entstehung der Simonton-MethodeWie ich mit Dr. Simonton und seiner Arbeit in Kontakt kam2 Hinweise zur Nutzung dieses BuchesWer, was, wie?Erste Anregungen3 Grundsätze der Simonton-MethodeDer Mensch als Teil der NaturDer Mensch als ganzheitliches WesenZehn zentrale Grundsätze des Simonton-Trainings4 Erste SchritteZiele, Wünsche, ErwartungenGesundheit im MittelpunktMEDITATION 1: Bewusstes AtmenDie Gefühle wahrnehmenGute Gründe für das LebenBedürfnisse wahrnehmen und erfüllenFür Ausgeglichenheit sorgen5 Gesunder Umgang mit Stress – Die Perspektive wechselnSelbstheilungskräfte stärkenMEDITATION 2: Imagination von Freude und DankbarkeitDer Prozess zur Veränderung ungesunder innerer ÜberzeugungenGesundes Denken – positives Denken6 Imagination – Die Vorstellungskraft nutzenEinfluss auf das Leben nehmenKörperliche Selbstheilungskräfte anregenGrundsätze der heilsamen ImaginationBeispiele: Imagination der GenesungMEDITATION 3: Heilmeditation – neue Ansichten über KrebsHoffnung, Vertrauen und Glauben7 Individuelle Spiritualität und LebensphilosophieHalt findenInnere WeisheitDie Bedeutung von RitualenMeditationErfahrungen mit dem Konzept «Innere Weisheit»MEDITATION 4: Innere Weisheit – Einssein mit der Weisheit der NaturHäufige Fragen8 Aus der Krankheit lernenKrankheit als Strafe?Stressfaktoren und StressmusterMEDITATION 5: Die Licht-Meditation (nach Sanaya Roman)Positive Nebeneffekte aus der ErkrankungStressmuster und positive NebeneffekteMEDITATION 6: Der inneren Weisheit begegnen9 Ansichten über den TodGedanken zulassenDie Angst vor dem Sterben lindernNahtod-ErlebnisseWas Angehörige und Freunde tun könnenPlane, als würdest du ewig leben, und sei bereit, heute zu sterbenMEDITATION 7: Sterbemeditation10 Zukunftsperspektiven entwickelnEine Vision für die ZukunftMEDITATION 8: Zukunftsvision11 Der Zwei-Jahres-GesundheitsplanKategorien für den FreudeplanSchritte zum persönlichen Zwei-Jahres-GesundheitsplanAutonomie – Unabhängigkeit von den Entscheidungen anderer12 Unterstützung und KommunikationDie Rolle der UnterstützungspersonenGoldene Regeln für einen gemeinsamen Weg zur Heilung13 Wieder gesund – fast ein WunderDianaIrenaBrigitteZum Schluss …LiteraturempfehlungenSimonton-Seminare in DeutschlandKontakt-Adressen der Simonton Cancer Center weltweitDank

Einführung

Vor einigen Jahren berichtete mir ein Mann, wie ihm sein behandelnder Onkologe das Ergebnis seiner Untersuchung mitteilte. Der Arzt sagte: «Ich muss Ihnen leider sagen, dass Sie ernsthaft krank sind. Sie haben fortgeschrittenen Darmkrebs und wir können Ihnen nicht prophezeien, wie das ausgeht. Aber Sie müssen Folgendes wissen: Wir Ärzte tun unser Möglichstes, um Ihnen zu helfen. Sie können auch einiges dazu tun, dass Sie wieder gesund werden, und der Rest liegt in Gottes Hand.» Der Mann war beeindruckt von diesen Worten. Es war ihm ein Anliegen, mir von dieser Art der Diagnosestellung zu berichten, weil sie ihn tief berührte und ihn trotz aller Schwere Vertrauen und Hoffnung schöpfen ließ. Neben der befürchteten Krebsdiagnose verstand er, dass sein Arzt ihn nicht aufgab und ihn zusammen mit seinen Kollegen nach Kräften unterstützte. Er fühlte sich nicht alleine. Er hörte auch, dass er der Situation nicht ausgeliefert war, sondern aktiv zu seiner Genesung beitragen und seine Autonomie wahren konnte. Des Weiteren fühlte er sich angeregt, sich seiner spirituellen Quellen zu besinnen, um auch dort Hilfe zu finden. Für die Anteile, die er selbst zu seiner Genesung beitragen konnte, wollte er die Simonton-Methode nutzen. Ich durfte ihn und seine Frau während der darauffolgenden 24 Monate mit der Simonton-Methode auf seinem Weg begleiten und konnte während dieser Zeit beobachten, wie ihn die Worte seines Onkologen durch seine Behandlungsphase und in sein Leben trugen.

Wir machen in unserer Arbeit immer wieder die Erfahrung, dass Vertrauen und Hoffnung eine wesentliche Rolle in Heilungsprozessen spielen. Inzwischen bestätigen Forschungsergebnisse der Psychoneuroimmunologie, dass positive Gefühle und die Erwartungshaltungen der Patienten und Patientinnen die natürlichen Selbstheilungskräfte stärken. Dr. Carl Simonton und seine Teamkollegen erkannten diese Zusammenhänge anhand ihrer Erfahrungen mit Krebspatienten schon um 1970. Seit diesen Jahren entwickelte Dr. Simonton sein Trainingsprogramm und gab es an Hunderttausende von Krebspatienten und ihre Angehörigen bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2009 in vielen Ländern dieser Erde weiter. Die positiven Erfahrungen seiner Patienten geben ihm recht. Seine Arbeit, die sich inzwischen über 43 Jahre lang in der praktischen Anwendung bewährt hat und ständig weiterentwickelt wurde, wird auch heute erfolgreich angewandt. Sie ist darauf ausgerichtet, Patienten zu helfen, Freude, Hoffnung, Vertrauen und Zuversicht zu entwickeln und emotionalen Stress zu reduzieren. Damit erhöht sich die Qualität des täglichen Lebens, und mit ihr steigern sich die natürlichen Selbstheilungskräfte.

«Wir alle sind einzigartig in unserem Sein und in unseren biologischen Prozessen. Unser Weg in die Heilung muss in Übereinstimmung mit unserem wahren Selbst geschehen – achte deine Natur.»Dr.  O. Carl Simonton

Was hilft, Hoffnung und Vertrauen zu entwickeln und daran zu glauben, dass alles seinen guten Weg findet unabhängig davon, wie der Ausgang aussieht? Was hilft mir, mich gut zu fühlen und Freude zu erleben? Was bringt mir Kraft und Energie? Wie verbringe ich mehr Zeit, in der ich mich gut fühle, und weniger Zeit, in der es mir nicht gut geht? Das sind die wesentlichen Fragen, die uns helfen, unsere Selbstheilungsprozesse zu unterstützen. Die Antworten auf diese Fragen sind individuell unterschiedlich. Deshalb sind Sie eingeladen, auch mit diesem Buch und den darin angebotenen Übungen Ihren ganz persönlichen Weg zu beschreiten und wertzuschätzen, dass Sie ihn auf Ihre Weise gehen. Geben Sie sich dazu Raum und Akzeptanz – vielleicht entspricht Ihr Weg nicht den Normen oder Erwartungen anderer. Trainieren Sie sich an, auf sich selbst und Ihre Intuition zu vertrauen.

1 Dr. O. Carl Simonton und die Entstehung der Simonton-Methode

Dr. O. Carl Simonton, am 29. Juni 1942 in Los Angeles geboren, starb am 18. Juni 2009 an den Spätfolgen eines Schlaganfalls friedlich im Kreis seiner Familie in Agoura Hills, Kalifornien.

Noch im Mai hatte er in Deutschland sein Trainingsprogramm in einem Simonton-Intensivseminar geleitet und anschließend auf dem 14. Internationalen Kongress der Gesellschaft für biologische Krebsabwehr (GfBK e.V.) in Heidelberg einen Vortrag und einen Workshop gehalten. In seinem Nachruf würdigte Dr. med. György Irmey, Ärztlicher Direktor der GfBK e.V., Dr. O. Carl Simonton als den bedeutendsten Pionier der Psychoonkologie der Gegenwart.

Es war bereits Ende der 60er Jahre, nach dem Abschluss seines Medizinstudiums an der University of Oregon Medical School in Portland und während seiner Facharztausbildung in Strahlenheilkunde und Onkologie, als Dr. Simonton zusammen mit seinem therapeutischen Team näher untersuchte, warum manche Patienten zur Kooperation mit den Ärzten bereit waren und manche nicht. Anhand einer Befragung stellte sich heraus, dass diejenigen Patienten bereit waren, die Behandlung mitzutragen, die Hoffnung darauf hatten, dass es möglich ist, wieder gesund zu werden oder mit der Erkrankung ein gutes Leben führen zu können. Der zweite Faktor, der die Kooperation begünstigte, war das Vertrauen in die Ärzte und in die medizinische Behandlung.

So begab er sich zusammen mit seiner damaligen Frau Stephanie Matthews Simonton und ihrem interdisziplinärem Team auf die Suche, wie sie schwerkranke Menschen darin unterstützen könnten, wieder Hoffnung zu entwickeln. Unter anderem wurde er in der Motivationspsychologie von Unternehmen fündig. Dort erfuhr er, dass die Manager, die sich die besten Ergebnisse vorstellten (= das gewünschte Ergebnis), in der Realität auch tatsächlich die besseren Resultate erzielten.

Inspiriert von dieser Entdeckung begann er seine Technik der Imagination für krebskranke Menschen zu entwickeln. 1971 wandte er sie das erste Mal bei einem 61 Jahre alten Mann mit fortgeschrittenem Kehlkopfkrebs an und machte die erstaunliche Erfahrung, dass sein Patient, der eine hoch dosierte Strahlentherapie erhielt, keinerlei Nebenwirkungen hatte und entgegen den Erwartungen seiner Ärzte wieder gesund wurde. Durch die wiederholte Vorstellung des gewünschten Ergebnisses hatte sich die innere Erwartungshaltung des Patienten geändert – er zog die Möglichkeit einer Genesung wieder in Betracht – und dies hatte nach der Interpretation von Dr. Simonton positiven Einfluss auf die Wirksamkeit der Behandlung und auf ihre Nebenwirkungen. Ähnliche Erfahrungen machte Dr. Simonton mit anderen Patienten.

Als Chefarzt der Strahlenabteilung der Travis Air Force Base in Fairfield, Kalifornien konnte er sein sich stetig entwickelndes psychoonkologisches Programm verstärkt anwenden. Er war der Erste, der in einer Klinik für alle Patienten, die sich einer Krebsbehandlung unterzogen, sowohl Gruppengespräche als auch Einzelberatungen anbot, um die Menschen dabei zu unterstützen, Vertrauen in die Möglichkeit ihrer Genesung von ihrer schweren Krankheit zu entwickeln und eine aktive Rolle dabei zu übernehmen.

Die positiven Erfahrungen, die Dr. Simonton mit seinen Patienten machte, bewogen ihn, sein Programm ständig auszubauen und weiterzuentwickeln.

In den kommenden Jahrzehnten wurde bei seinen Vortrags- und Seminarreisen in vielen Ländern der Erde deutlich, dass die Methode mit geringen Anpassungen in unterschiedlichen Kulturen (Nord- und Südamerika, Australien, Polen, Deutschland, Italien, Niederlande, Schweiz, Japan u.a.) angewendet werden kann.

Die bisherigen beiden Bücher über die Simonton-Methode «Wieder gesund werden» und «Auf dem Wege der Besserung» wurden in über 30 Sprachen übersetzt. Die von ihm gegründeten Simonton Cancer Center in zahlreichen verschiedenen Ländern begleitete er persönlich bei der Etablierung und Weiterentwicklung von angepassten Ausbildungskonzepten und der Durchführung von Intensivseminaren für Patienten und deren Angehörige. Sein Programm basiert auf der Erkenntnis, dass Gedanken, Gefühle und körperliche Mechanismen sich gegenseitig beeinflussen und negative Stressreaktionen die natürlichen Selbstheilungskräfte im Körper blockieren, während positive Erwartungshaltungen die Wirksamkeit der Behandlung und der Nebeneffekte positiv beeinflussen. Die neuesten Erkenntnisse aus den Forschungsgebieten der Neurobiologie und Psychoneuroimmunologie – insbesondere die Studien zum Placebo- und Nocebo-Effekt – belegen Dr. Simontons Thesen und Beobachtungen heute. Das Besondere an der Simonton-Methode ist die nun schon über 40-jährige praktische Anwendung mit Hunderttausenden von Patienten in verschiedenen Ländern und die positiven Erfahrungen, die sowohl Patienten als auch ihre Angehörigen und professionellen Begleiter und Begleiterinnen damit bis heute machen.

Obwohl seine Arbeit heute u.a. in Deutschland Grundlage für Fortbildungen in der Psychoonkologie, in der Ausbildung von Heilpraktikern und in der Hospiz-Bewegung ist und seine Übungen in onkologischen Rehabilitationseinrichtungen angeboten werden, erhielt er bis heute nicht die öffentliche Anerkennung und Wertschätzung, die ihm gebührt. Er musste während all der Jahre seines Wirkens mit großem Widerstand aus der Richtung medizinischer Entscheidungsträger leben. Seit ich ihn kannte, galt seine erste Priorität seinen Patienten, denen er mit seiner Arbeit half. Er sagte einmal: «Ich muss niemanden von meiner Arbeit überzeugen. Ich weiß, ich muss sie fortführen – um jeden Preis, den es mich kostet.» Die Nachfrage von Krebspatienten an seinen Seminaren und an seinen Büchern gab ihm recht.

Wie ich mit Dr. Simonton und seiner Arbeit in Kontakt kam

Meine ersten persönlichen Erfahrungen mit Krebs machte ich, als meine Mutter daran erkrankte und nach zwei Jahren daran starb. Vieles von dem, was ich mit und von ihr als Angehörige lernte, prägte meine spätere berufliche Arbeit und ist mir bis heute wesentlich.

Nach meiner Ausbildung als evangelische Jugendreferentin und Diakonin studierte ich Sozialpädagogik mit dem Schwerpunkt Gesundheit an der Fachhochschule für Sozialwesen in Esslingen. Ich selbst lernte Dr. O. Carl Simonton 1992 im ZIST, Zentrum für Individual- und Sozialtherapie e.V., bei Penzberg kennen. Er führte dort zusammen mit Dr. Jeanne Achterberg (Dr. der Psychologie und Pionierin in der Integration von Heilmethoden alter Kulturen in die moderne Schulmedizin) im Rahmen einer dreiwöchigen Fortbildung zur psychoonkologischen Betreuung von Krebspatienten das Simonton-Intensivseminar durch. Damals arbeitete ich als Sozialpädagogin in einer Beratungsstelle für chronisch Kranke der Arbeiterwohlfahrt. Neben dem Studium hatte ich bereits weitere intensive Ausbildungen im Bereich holistischer, hauptsächlich körpertherapeutischer Verfahren gemacht. Ein Schwerpunkt war dabei die biodynamische Körpertherapie bei Gerda Boyesen. Außerdem besuchte ich Fortbildungen in Transaktionsanalyse, Selbsthypnose, Gestalttherapie und systemischen Familienaufstellungen. Neben meiner Tätigkeit an der Beratungsstelle leitete ich bei verschiedenen Krankenkassen Kurse für Stressbewältigung und Entspannungstechniken. Zudem führte ich für ein deutsches Großunternehmen zahlreiche Kommunikationstrainings durch, die ich als Teamtraining gestaltete.

Nachdem ich mehrmals von Krebspatientinnen auf Dr. Simontons Buch «Wieder gesund werden» angesprochen worden war, las ich es und war daran interessiert, ihn selbst kennenzulernen. Seine Ansätze in der Arbeit mit Krebspatienten waren für mich damals neu und revolutionär. Ich hatte während meines Studiums vom Coping-Modell erfahren. Die Ausrichtung der Beratungstätigkeit lag darauf, den Patienten eine begleitende Gesprächspartnerin zu sein, die es aushält, wenn es Patienten schlecht geht, und ihnen zur Seite stehen kann. Bei Dr. Simonton lernte ich die zusätzliche Möglichkeit kennen, Patienten darin zu unterstützen, dass sie Hoffnung entwickeln können und aktiv an ihrem Genesungsprozess teilnehmen. Da ich in der glücklichen Lage war, jeden Tag in Einzelberatungen und Gruppentreffen mit Patienten zu arbeiten, hatte ich viele Gelegenheiten, diesen neuen Ansatz anzuwenden und Erfahrungen damit zu sammeln. Die ersten Veränderungen, die ich feststellte, waren, dass die Menschen, mit denen ich arbeitete, sich beim Abschied besser fühlten als zu Beginn bei der Begrüßung. Außerdem fühlte ich selbst mich wieder besser. Ich stellte überrascht fest, dass ich am Abend zu Hause wieder Energie und Freude daran hatte, meine Zeit mit meinen Freizeitaktivitäten zu verbringen. Die Monate zuvor war ich abends zu erschöpft und müde dafür gewesen. Meine Kolleginnen hatten mir zu Beginn meiner Tätigkeit geraten, die Arbeit mit Krebspatienten auf fünf Jahre zu beschränken, um nicht selbst zu erkranken. Bevor ich die Simonton-Methode kennenlernte, machte diese Warnung mir Sinn.

Außer der Teilnahme an psychoonkologischen Fortbildungsseminaren der Deutschen Krebsgesellschaft besuchte ich in den folgenden fünf Jahren mindestens einmal jährlich ein Seminar mit Dr. Simonton und erhielt von ihm Supervision für meine Arbeit. 1997 wurde ich Mitglied in seinem Therapeutenteam und hatte anschließend die Freude, ihn bis zu seinem Tod 2009 bei seiner Seminartätigkeit in Deutschland, Italien, der Schweiz und in den Niederlanden zu begleiten und mit ihm zusammenzuarbeiten. Seit 2000 arbeite ich selbständig mit der Simonton-Methode mit Menschen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern und ihren Angehörigen in Seminaren sowie in der Einzel- und Paarberatung. Als Dr. Simonton starb, war ich die Fortbildungsleiterin des Simonton Cancer Center in Europa und Co-Trainerin in seinen Patientenseminaren. Heute bin ich Direktorin des Simonton Cancer Center in Europa. Meine Arbeit macht mir nach wie vor Freude und bereichert mich.

2Hinweise zur Nutzung dieses Buches

Wer, was, wie?

Folgen Sie Ihrem Gefühl

Dieses Buch wendet sich ebenso wie die vom Simonton Cancer Center angebotenen Intensivseminare an erkrankte Menschen und ihre nächsten Lebensgefährten, die sie im Alltag begleiten. Nahe Angehörige und Freunde von Patienten mit einer ernsten Erkrankung – wir nennen sie «Unterstützungspersonen» – sind selbst auch betroffen von den Geschehnissen und herausgefordert, auch für sich Wege zu finden, um mit der Situation zurechtzukommen. Häufig fühlen sie sich ratlos und wissen nicht, wie sie helfen können. Aus diesem Grund ist es auch für sie angeraten, dieses Buch zu lesen und die Übungen für sich persönlich durchzuführen. Als Unterstützungsperson ist Ihre erste Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es Ihnen gut geht und Sie bei Kräften bleiben. Deshalb gehen Sie bitte selbst auch mit den Übungen und Fragestellungen um. Das hat den Vorteil, dass sich Patienten zusammen mit den Unterstützungspersonen auf den Weg machen und sich gegenseitig begleiten können. Ein weiterer Gewinn liegt darin, dass die Patientin, der Patient auf Verständnis trifft, wenn es darum geht, wichtige neue Schritte zu vollziehen und Änderungen im Alltag umzusetzen, und auch Unterstützung darin erhält. Wenn Sie dieses Buch als Unterstützungsperson lesen, achten Sie bitte besonders auf das Kapitel «Unterstützung und Kommunikation». Wenn Sie alleine leben und keine Menschen haben, die Ihnen zur Seite stehen, können Sie dieses Buch selbstverständlich auch für sich alleine nutzen. Allerdings raten wir Ihnen, auch dann nach Möglichkeiten, die Sie unterstützen, Ausschau zu halten. Es kommt auch vor, dass es sich für Patienten richtig anfühlt, ihre Genesungsarbeit alleine und ungestört von den Einflüssen anderer durchzuführen. – Folgen Sie Ihrem Gefühl!

Wie kann ich dieses Buch für mich nutzen?

Ihre Arbeit mit diesem Buch kann eine persönliche Begleitung und Hilfestellung, wie Sie sie wie in unseren Seminaren und in der kontinuierlichen Begleitung durch zertifizierte Simonton-Berater und Beraterinnen des Simonton Cancer Center (SCC) oder andere Psychoonkologen bekommen, nicht ersetzen. Dennoch bietet es die Möglichkeit zur Selbsthilfe und Ergänzung anderer Unterstützungsangebote.

Aufbauend auf die ersten beiden Bücher, die sich mit der Simonton-Methode befassen, werden Sie in diesem Buch den modifizierten aktuellen Stand des Simonton-Trainings vorfinden. Dr. Simonton entwickelte sein Training in der jahrzehntelangen praktischen Arbeit mit Krebspatienten und ihren Angehörigen, Lebensgefährten, Partnern und Freunden ständig weiter. Wesentliche Elemente dabei sind Imaginationstechniken, das Umstrukturieren ungesunder innerer Überzeugungen, geführte Meditationen und Gedankenanstöße.

Sie werden Schritt für Schritt an die Themen, Übungen und Techniken der Simonton-Genesungsarbeit herangeführt, was Ihnen die praktische Anwendung im Alltag ermöglicht. Eine weitere mögliche Umgangsweise mit dem Buch besteht darin, verschiedenen Themengebiete zu vertiefen. Sie finden zudem zahlreiche praktische Erfahrungsbeispiele zu den einzelnen Themen, die Ihnen Anregungen geben können.

Wie häufig sind die Anwendungen von Meditationen und Übungen sinnvoll?

Zu den Meditationen: Es empfiehlt sich, besonders die kurzen Meditationen wie «Das bewusste Atmen» und «an Dinge denken, die Freude machen und Dankbarkeit hervorrufen» in Ihren «Selbsthilfekoffer» (Meditationen 1 und 2) zu packen und sie regelmäßig – zu Beginn täglich – im Alltag anzuwenden. Probieren Sie andere Meditationen aus und bleiben Sie für einige Zeit bei einer oder zweien, die Sie ein bis fünf Mal wöchentlich für sich anwenden, wenn Sie sich damit gut fühlen. Sie spüren, wenn es an der Zeit ist, zu wechseln. Die Sterbemeditation ist dabei eine Ausnahme. Es genügt, sie einmal zu machen – und sie nach einer längeren Zeit zu wiederholen, wenn Sie den Wunsch danach verspüren. Wenn Sie im Moment krank sind, empfehle ich, besonders die Heilmeditation «Neue Ansichten über Krebs» (Meditation 4) oder die «Licht-Meditation» mehrmals wöchentlich anzuwenden. Die Licht-Meditation eignet sich besonders, wenn Sie in Strahlentherapie sind. Sie hilft bei jeder Erkrankung und ist auch bei gesunden Menschen äußerst beliebt, denn sie ist nicht auf Krankheit bezogen.

Zu den Übungen: Setzen Sie sich bitte nicht unter Druck. Obwohl es empfohlen wird, manche Übungen täglich durchzuführen, nehmen Sie sich zunächst vor, mindestens drei- bis fünfmal in der Woche eine halbe Stunde für Ihre Genesungsarbeit aufzuwenden. Wiederholung ist wichtig. Wenn Sie jedoch bemerken, dass Sie sich in etwas «verbissen» haben und Schuldgefühle entwickeln, wenn Sie es nicht tun, entscheiden Sie, ob Ihnen diese Übung Sinn macht. Vielleicht ist es für Sie besser, einen Spaziergang zu unternehmen, als sich zu einer Übung zu zwingen. Wenn Sie bei einer Übung Widerstände haben, könnte es auch helfen, diese näher anzuschauen. Eventuell liegen diesen Widerständen ungesunde innere Überzeugungen zugrunde, die Sie verändern können, wenn Sie es möchten. Manche Übungen sind in der täglichen Anwendung wirksam, denn sie helfen Ihnen, Gewohnheiten zu ändern. Das ist die Übung 2 «Entscheidungssatz sprechen», die Übung 3 «Kurz innehalten», Übung 4 «Gefühle benennen», Übung 8 «Sinnliche Genüsse», Übung 11 «Bohnenritual». Die Anwendung der Übungen 6 «Freudeliste» und 7 «Stressliste» ist ein fortlaufender täglicher Prozess, der Sie durch Ihr Leben begleitet und Sie zu Beginn – für die ersten drei Wochen – mehr beansprucht als später. Wenn Sie mit dem «Prozess zur Veränderung ungesunder innerer Überzeugungen» arbeiten, tritt die tägliche Wiederholung der gesundheitsfördernden Gedanken für drei bis sechs Wochen in den Vordergrund. Generell ist es so gedacht, dass Sie selbst wählen, welche dieser Übungen im Moment für Sie hilfreich sind, und eine bis drei täglich machen und später zu anderen Übungen wechseln. Dies wird spätestens dann der Fall sein, wenn Sie bemerken, dass Sie eine Übung nicht mehr brauchen, weil Sie sie verinnerlicht haben.

Ziel ist bei allem, Sie dabei zu unterstützen, eine gute Lebensqualität zu erreichen, indem Sie als Patient oder Patientin und ebenso als Unterstützungsperson möglichst viel Zeit verbringen mit Freude, Sinnerfüllung und innerem Frieden. Sie sind in diesem Buch eingeladen, Ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und ihnen Priorität einzuräumen, um damit Ihre körperlichen, mentalen und emotionalen Selbstheilungskräfte zu stärken. Dazu gehört auch, Geduld mit sich zu haben und in Selbstachtung zuzulassen, wo es Ihnen (noch) nicht gelingt. Indem Sie sich in kleinen (und großen) Schritten behutsam und beharrlich auf den Weg machen, erleben Sie eine neue Ausrichtung im Lebensstil, die verbunden mit Freude in den Alltag integriert wird. Dies beschreibt im Wesentlichen die «Genesungsarbeit», mit deren Hilfe Sie die Wirksamkeit Ihrer medizinischen Behandlung stärken und auf ganzheitlichem Wege an Ihrer Heilung arbeiten. Ich habe lange überlegt, ob ich in dieser kurzen Darstellung das Wort «Arbeit» beibehalten soll. Für viele ist «Arbeit» mit Anstrengung, Stress und Zeitdruck oder anderen negativen Attributen belegt. Aber wir könnten ja gleich hier damit beginnen, das Wort «Arbeit» aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Wir könnten «Arbeit» verstehen als das Voranschreiten auf einem Weg, der uns unseren Zielen näherbringt und unserem Leben Bedeutung gibt. Wir könnten «Arbeit» betrachten als eine Reihe von Aktivitäten, denen wir im eigenen Rhythmus und in dem uns entsprechenden Maße nachgehen, weil sie uns Freude macht, uns mit Sinn erfüllt und guttut. Sie sind eingeladen, den Umgang mit diesem Buch als «Arbeit» in diesem Sinne zu verstehen.

Erste Anregungen

Entscheiden Sie sich dafür, sich selbst und Ihre Gesundheit in den Mittelpunkt Ihrer Wahrnehmung zu stellen.

Führen Sie eine Art Tagebuch, mit dem Sie sich auf Ihrem Weg begleiten. Es hat sich bewährt, ein Buch mit einem schönen Umschlag zu besorgen, das Ihnen alleine schon beim Betrachten vermittelt, dass Sie und Ihre Gesundheit Ihnen wichtig sind. Wenn Sie sich für ein elektronisches Tagebuch entscheiden, statten Sie es mit schönen Fotos aus, die Ihnen guttun, wenn Sie sie betrachten.

Nehmen Sie sich Zeit und lassen Sie sich Zeit.

Gestalten Sie sich einen «Ritualplatz», d.h. einen Ort, an dem Sie ungestört sind und sich wohl fühlen. Suchen Sie ihn mehrmals in der Woche auf, um sich zu entspannen und sich Ihrer Genesungsarbeit zu widmen.

Fragen Sie sich im Laufe des Tages und auch bei der Lektüre dieses Buches immer wieder, wie Sie sich im Moment fühlen und was Ihnen guttut, und handeln Sie entsprechend.

Nehmen Sie die Impulse Ihres Körpers wahr und betrachten Sie sie als Hinweise für Ihre Bedürfnisse.

Lassen Sie sich in Ihren Aktivitäten von Ihren Gefühlen leiten – folgen Sie Ihrem Wohlgefühl. Fragen Sie sich, welche Aktivitäten Ihnen helfen, sich während ihrer Durchführung und auch danach gut zu fühlen.

Machen Sie sich bewusst, dass Änderungen im Ablauf des Alltags einer Zeit der Umgewöhnung bedürfen, und gehen Sie mit Rückschlägen gelassen um, indem Sie Geduld und eine gesunde Beharrlichkeit entwickeln.

Bereiten Sie sich darauf vor, mit eventuellem Unverständnis und mit Widerständen umzugehen.

Wählen Sie sich einen oder mehrere vertraute Menschen, die die Übungen aus diesem Buch für sich selbst anwenden und Sie bei Ihren Schritten unterstützen.

3Grundsätze der Simonton-Methode

Der Mensch als Teil der Natur

Das von Dr. O. Carl Simonton entwickelte Trainingsprogramm zur Stärkung der Selbstheilungskräfte für Krebspatienten – die Simonton-Methode – basiert auf der grundsätzlichen Annahme, dass wir Menschen, wie jede Kreatur dieser Erde, Teil der Natur sind. Das bedeutet, dass unser Körper als eine Ausdrucksform der Natur von ihr erfüllt und belebt und gleichzeitig auch von ihr umgeben und in sie eingebettet ist. Die Natur und wir Menschen sind also als Einheit zu verstehen. Das Wesen der Natur ist, sich selbst zu erhalten, indem sie ständig danach strebt, Harmonie und Gleichgewicht zwischen ihren verschiedenen Aspekten zu wahren oder da, wo diese Faktoren gestört sind, wieder herzustellen. So betrachtet kann Krankheit verstanden werden als ein Mechanismus der Natur, für Harmonie und Ausgleich zu sorgen. In der Simonton-Methode verstehen wir die Krankheit als eine liebevolle Botschaft, die uns darauf hinweisen möchte, mehr im Einklang mit uns selbst zu leben. Das entspricht der Philosophie, der wir in jahrtausendealten Kulturen begegnen. So wird zum Beispiel in der chinesischen Medizin davon ausgegangen, dass Gesundheit ein Ausdruck dafür ist, mit der Natur im Einklang zu sein. Krankheit dagegen wird als ein Kennzeichen dafür betrachtet, mit der Natur in Disharmonie zu sein. Es wird davon gesprochen, dass ein erkrankter Mensch «seine Natur nicht richtig trägt». Er ist bildlich gesprochen aus der Harmonie in ein Ungleichgewicht geraten und damit nicht in Einklang mit seiner wahren Natur. Folglich führt der Weg zurück in die Gesundheit dahin, wieder in Harmonie mit seiner wahren Natur zu gelangen.

Frage: «Wie lebe ich so, dass es meiner wahren Natur entspricht?»

Meiner wahren Natur entsprechend zu leben bedeutet:

Wertschätzung für mich selbst entwickeln

meine Gefühle zulassen, wahrnehmen, ausdrücken und als Signale verstehen

meine Bedürfnisse wahrnehmen und Verantwortung für ihre Erfüllung übernehmen

sanft, geduldig und liebevoll mit mir sein

meinem Herzen folgen

mein Leben nach der Freude ausrichten

sagen können: «Ich lebe mein Leben, so wie es mir entspricht»

in offenen, achtsamen Kontakt mit meinen Mitmenschen und der Natur treten

Dankbarkeit empfinden und zum Ausdruck bringen.

Das Ziel dabei ist Heilung auf körperlicher, geistiger, emotionaler und spiritueller Ebene. Unabhängig davon, ob wir körperlich krank oder gesund sind, findet Heilung statt, wenn wir auf dem Weg zu unserer wahren Natur sind. In unseren Seminaren bemerken körperlich gesunde Teilnehmer, wie hilfreich und wohltuend dieser Weg auch für sie ist. Es kommt immer wieder vor, dass Menschen, entgegen der Erwartung aus wissenschaftlicher Sicht, körperlich wieder gesund werden oder mit der Erkrankung gut leben. Dies ist eine wiederholte Erfahrung, die wir in der praktischen Arbeit mit kranken Menschen machen. Ich kenne einige Menschen, die von ihren Ärzten als «Wunderpatienten» bezeichnet werden. Sie hatten unterschiedliche Krebserkrankungen und unterzogen sich unterschiedlichen Behandlungsformen aus der sogenannten Schulmedizin und aus der Alternativmedizin. Keiner von ihnen ist in der Lage, ein stressfreies Leben zu führen. Auch Herausforderungen gehören zu unserer Realität. Alle «Wunderpatienten», die ich kennenlernte, haben sich für neue Prioritäten im Leben entschieden und ihre Sichtweisen bezüglich einiger ihrer wichtigsten Stressfaktoren verändert. Alle von ihnen berichten, dass die Krankheit ihr Leben veränderte, doch keiner von ihnen fühlt sich bereits am Ziel seiner Veränderungswünsche. Auch hier gilt – wie so häufig –, dass der Weg das Ziel ist. Doch es gibt keine Garantien für den einzelnen Patienten in der Form, dass er sich sicher sein kann, körperlich zu gesunden, wenn er nur das Richtige tut. Unerwartete Heilung hat immer auch mit Faktoren zu tun, die wir nicht greifen und kontrollieren können, und ist somit auch eine «Gnade». Sich auf den Weg zu machen, seiner Natur entsprechend zu leben, bedeutet jedoch immer, Heilungsschritte zu machen. Neben den körperlichen Aspekten findet Heilung statt auf der seelischen und geistigen Ebene. Dies schließt die Erfahrung eines würdevollen und lebenswerten Lebens und eines guten Todes mit ein. Sie finden dazu in diesem Buch mehrere beeindruckende Erfahrungsberichte.

Der Mensch als ganzheitliches Wesen

In der wissenschaftlichen Medizin der letzten Jahrzehnte lag der Schwerpunkt darauf, ins Detail zu gehen und körperliche Mechanismen unter dem Mikroskop zu beobachten, zu verstehen und in sie einzugreifen. Wir bewegten uns in die kleinsten Elemente der Materie unseres Körpers hinein und «entschlüsselten» damit immer mehr Geheimnisse. Dr. Simonton beschrieb diese Entwicklung auf folgende Weise: «Wir wussten immer mehr über immer weniger.» Die Medizin verzweigte sich in verschiedene Gebiete und bildete ihre Spezialisten aus. Dieser Reise in die «Vertikale», in das tiefere Verständnis kleinster molekularer, genetischer, zellbiologischer, neurologischer Zusammenhänge verdanken wir unsere moderne Medizin mit ihren großen Errungenschaften und früher undenkbaren Möglichkeiten der Behandlung und Heilung.

Die Simonton-Methode ersetzt keine medizinische Behandlung. Vielmehr hilft sie Patienten, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sie erfolgreich ist.

Aufgrund aktueller Forschungsergebnisse aus den Bereichen der Neurologie und der Psychoneuroimmunologie wächst jedoch heutzutage in der Wissenschaft das Verständnis, dass neben den Erkenntnissen dieser «vertikalen» Erforschung gleichzeitig auch die «horizontale» oder «holistische» Betrachtungsweise ihren Stellenwert hat. Es geht also nicht länger darum, zu entscheiden, ob das eine oder das andere richtig ist, sondern darum, die verschiedenen Erkenntnisse und Erfahrungen aus unterschiedlichen Gebieten als Teile eines großen Ganzen zu begreifen und zu vernetzen. Viele Patienten suchen instinktiv Hilfe auf all diesen Ebenen: sie stellen ihre Ernährung um, stärken ihren Körper durch Bewegung und Training, wenden Entspannungstechniken an, nehmen ergänzend zu ihrer schulmedizinischen Behandlung alternative Behandlungsformen in Anspruch, gehen in psychotherapeutische Beratung, suchen seelsorgerische Unterstützung, tauschen sich in Internetforen aus … Sie haben den Wunsch, sich an ihrer Genesung aktiv zu beteiligen mit dem, was ihnen möglich und sinnvoll erscheint. Dies alles ist ein deutliches Zeichen für ein ganzheitliches Selbstverständnis. Es geht ihnen nicht darum, nur den Körper, nur die Seele oder nur den Geist zu behandeln, sondern auf all diesen Ebenen nach Heilung und Harmonie zu streben, auf ihre eigene individuelle Weise. Auch oder gerade weil diese Erkenntnisse bekannt sind, sollten wir uns dies verstärkt bewusst machen und auch in der modernen Medizin den Patienten in seiner Autonomie wahrnehmen, ihn unterstützen und ermuntern. Die moderne Medizin kann dies tun, indem sie der Simonton-Methode einen höheren Stellenwert beimisst und mehr und mehr Techniken und Sichtweisen vermittelt, die den erkrankten Menschen in seiner Autonomie stärken und ihm helfen, eine positive innere Erwartungshaltung einzunehmen, wenn es um die Wirksamkeit der Behandlung, um die Reduktion der Nebenwirkungen und um die Wahrscheinlichkeit einer Besserung oder Genesung geht.

Zehn zentrale Grundsätze des Simonton-Trainings

Unsere Gefühle beeinflussen unsere Gesundheit, also auch den Krebs, auf maßgebliche Weise.

Unsere Überzeugungen beeinflussen unsere Gefühle, insofern beeinflussen sie auch unsere Gesundheit.

Sie können Ihre Überzeugungen, Ihre Einstellung und Ihre Gefühle maßgeblich beeinflussen, folglich beeinflussen Sie auch Ihre Gesundheit entscheidend.

Wie man seine Überzeugungen, seine Einstellung und seine Gefühle beeinflusst, ist erlernbar; es gibt dafür eine Vielzahl von zugänglichen und etablierten Methoden.

Unsere Gefühle sind eine entscheidende Antriebskraft für unser Immunsystem und andere Heilungssysteme in unserem Körper.

Wir Menschen funktionieren als Einheit von Körper, Geist und Seele. Alle drei Aspekte müssen im umfassenden Zusammenhang der Heilung angesprochen werden, unter besonderer Beachtung der Bedürfnisse und Neigungen der kranken Person und ihrer familiären, gesellschaftlichen und kulturellen Umgebung.

Die Harmonie, d.h. die Ausgewogenheit zwischen den körperlichen, geistigen und seelischen Aspekten des Seins, ist für die Gesundheit von zentraler Bedeutung.

Wir besitzen natürliche (genetische, instinktive) Neigungen und Fähigkeiten, die uns helfen, uns in Richtung Gesundheit und Harmonie zu bewegen; körperlich, mental, emotional und spirituell.

Diese instinktiven Fähigkeiten können durch Techniken und Methoden auf sinnvolle und bedeutende Weise weiterentwickelt, verstärkt und gezielt eingesetzt werden.

Werden diese Fähigkeiten wiederholt praktisch angewandt, ergibt sich eine gewisse Fertigkeit, wie bei allem Lernen. Das Ergebnis ist Harmonie und eine bessere Lebensqualität, mit maßgeblichem Einfluss auf unseren Gesundheitszustand und unser Verhältnis zum Tod.

4Erste Schritte

Ziele, Wünsche, Erwartungen

Übung 1: Erwartungen/Wünsche formulieren

Zu Beginn fragen Sie sich bitte, mit welchen Zielen, Wünschen und Erwartungen Sie dieses Buch lesen, und halten Sie sie, bevor Sie weiterlesen, bitte schriftlich fest, damit Sie hin und wieder überprüfen können, ob Sie Antworten auf Ihre Fragen erhalten und die Hinweise bekommen, die Sie benötigen. Ihre schriftlich festgehaltenen Wünsche und Erwartungen helfen Ihnen auch, auf Ihre eigene Weise mit diesem Buch umzugehen und Ihrem persönlichen roten Faden zu folgen.

Bitte notieren Sie hier in Stichworten Ihre Wünsche und Erwartungen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Häufige Antworten von Erkrankten

Weniger Angst haben

Hilfe zur Bewältigung meiner Situation erhalten

Techniken lernen, die mir helfen, ruhiger zu werden

Hoffnung stärken

Die Visualisierung oder Imaginationstechnik anwenden lernen

Loslassen können

Mich besser fühlen

Konflikte lösen

Stressbewältigung

Hilfe für die Kommunikation über die Erkrankung mit unseren Kindern

Häufige Antworten von Unterstützungspersonen

Meiner Partnerin, meinem Partner soll es wieder besser gehen

Ich will meine Möglichkeiten, zu unterstützen, stärken

Hilfe im Umgang mit meinen eigenen Ängsten und Techniken der Simonton-Arbeit kennen- und anwenden lernen

Mit der erkrankten Person besser kommunizieren können

Umgang mit schwierigen Situationen

Hilfe für den Umgang mit Verwandten und Freunden

Neugierig auf Neues

Gesundheit im Mittelpunkt

«Ich habe mich entschieden, das zu tun, von dem ich weiß oder glaube, dass es mir hilft, gesund zu werden und zu bleiben.»

Übung 2 a): Entscheidungssatz sprechen

Sprechen Sie diesen Satz laut aus und nehmen Sie wahr, welche Empfindungen und Gedanken er in Ihnen auslöst. Falls Sie dabei Beunruhigung empfinden, lesen Sie bitte die unten aufgeführten Erklärungen. Zudem ist die Arbeit an Ihren inneren Einstellungen hilfreich, welche diese Beunruhigung auslösen. (Kapitel 5: Der Prozess zur Veränderung ungesunder innerer Überzeugungen)

Übung 2 b): Entscheidungssatz notieren

Notieren Sie sich diesen Satz auf verschiedene Zettel und hängen Sie ihn zu Hause an Stellen auf, die Ihnen immer wieder ins Auge fallen. Er soll Ihnen auf diese Weise helfen, sich daran zu erinnern, Ihrer Gesundheit erste Priorität einzuräumen. Gerade in kleinen alltäglichen Entscheidungen ist es eine gute Möglichkeit zur Veränderung, wenn Sie sich wiederholt für Ihre Genesung entscheiden.

 

Erklärungen zu Übung 2:

Der Sinn dieser Übungen liegt darin, Ihrer Gesundheit Priorität einzuräumen und alltägliche Entscheidungen danach auszurichten.

Dieser Entscheidungssatz wird manchmal nicht richtig interpretiert und kann deshalb für Unbehagen sorgen.

 

Mögliche Missverständnisse:

Der Satz heißt nicht: «Ich habe mich entschieden, alles zu tun …», denn «alles» ist eine maßlose Überforderung. Es ist nicht möglich, «alles» zu tun. Diese Forderung an sich selbst zu stellen, bedeutet Leistungsdruck und Stress – genau dies sollte vermieden werden, weil es Ihrer Gesundheit nicht förderlich ist. Es geht darum, liebevoll und die eigenen Grenzen achtend zu entscheiden, was sich im jeweiligen Moment richtig anfühlt.

Er heißt auch nicht: «Ich habe mich entschieden, das zu tun, von dem andere wissen oder glauben, dass es mir hilft …» Wie bereits erläutert, ist der Weg in die Genesung ein individueller Prozess, bei dem es darum geht, sich selbst zu vertrauen und seiner eigenen inneren Wahrheit zu folgen. Dies kann im Widerspruch zu dem stehen, was andere für richtig halten.

Leider kann der Satz auch nicht heißen: «Ich habe mich entschieden, das zu tun, von dem ich weiß, dass es mich gesund macht.» Die Realität ist, dass niemand wissen kann, wie unser Leben verläuft und ob wir gesund werden oder nicht. Es gibt Wahrscheinlichkeiten, aber keine Gewissheit. Deshalb ist alles, was Sie für Ihre Gesundheit tun, etwas, das Ihnen hilft, die Wahrscheinlichkeit einer Genesung zu erhöhen, es kann jedoch keine Sicherheit geben. Dies zu akzeptieren, fällt vielen Menschen schwer. In unserer Kultur sind wir gewohnt, in «Wenn-dann-Kategorien» zu denken (wenn ich dieses tue, dann hat es unweigerlich jene Folgen). Wir vergessen dabei, dass es immer auch Bereiche des Lebens gibt, die wir nicht unter Kontrolle haben. Eine Möglichkeit, Frieden mit dieser Tatsache zu finden, bietet die Technik zur Veränderung von ungesunden inneren Überzeugungen, wie sie in Kapitel 5 beschrieben ist.

Häufige Fragen:

Bin ich nicht egoistisch, wenn ich meine Gesundheit und mein Wohlergehen an erste Stelle setze?

Antwort: a) Es gibt einen Unterschied zwischen Egoismus und Selbstliebe. Wenn ich aus Selbstliebe handle, übernehme ich die Verantwortung für mich und mein Leben und mache etwas «für mich». Dabei kann ich natürlich andere um Hilfe bitten. Wichtig ist aber, dass ich ein «Nein» akzeptiere und gegebenenfalls nach alternativen Lösungen Ausschau halte. Wenn ich aus Egoismus handle, verlange ich von einem anderen, dass er oder sie etwas für mich tut, und übe Druck aus, um es von diesem einen Menschen zu erhalten. Beispiel: Sonja hat für sich festgestellt, dass es ihr guttut, schwimmen zu gehen. Es ist ihre eigene Verantwortung, es öfter zu machen. Wenn sie am liebsten mit ihrem Mann zusammen ins Schwimmbad gehen möchte, kann sie ihn darum bitten, indem sie vielleicht sagt: «Ich möchte öfters schwimmen gehen. Am liebsten würde ich das mit dir machen. Begleitest du mich bitte? – Wenn du keine Lust oder Zeit hast, frage ich jemand anderen oder gehe alleine.» Egoistisch wäre sie, wenn sie ihn unter Druck setzen würde, indem sie vielleicht sagt: «Ich komme nicht dazu, schwimmen zu gehen, weil du nie mitgehst.» Damit würde sie ihrem Mann die Verantwortung für ihr Wohlergehen und die Befriedigung ihrer Bedürfnisse geben. Interessant ist hier also die Frage nach der Verantwortung.

b) Wenn Sie sich entscheiden, Ihren Bedürfnissen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, erlauben Sie gleichzeitig auch den Menschen, die Ihnen nahestehen, ihre Prioritäten neu zu setzen. Beispiel: Eine Frau fand eines Morgens am Badespiegel neben ihrem Entschlusssatz einen zweiten Zettel ihres Mannes, auf dem stand: «Ich auch.» Sie führen mit Ihren Änderungen neue Regeln für alle ein, was auch allen zugutekommt.

 

Liebe Leserin, lieber Leser, ist jetzt vielleicht eine Pause hilfreich? Dazu eignet sich eventuell die folgende kurze Meditationsübung nach Thich Nat Han.

MEDITATION 1: Bewusstes Atmen

Nimm dir einen Moment Zeit, um ganz bewusst deinen Atem zu beobachten. Werde dir gewahr, dass du ein- und ausatmest … Sag dir beim Einatmen innerlich «ein» und beim Ausatmen sag dir innerlich: «aus» … Wiederhole das während der nächsten Atemzüge. Sag dir jedes Mal, wenn du einatmest, innerlich das Wort «ein» und beim Ausatmen das Wort «aus» … und während du das tust, lass in deinem Gesicht ein sanftes, leichtes Lächeln entstehen … ein leichtes Lächeln, das man von außen vielleicht gar nicht sieht, aber für dich doch spürbar ist … lass dich spüren, wie es sich anfühlt, dir zu sagen: «Ich atme ein und ich atme aus … und ich lächle mir zu» …

Lass dich nun mit deiner Aufmerksamkeit ganz sanft und in deiner Zeit hierher zurückkommen an den Ort, der dich umgibt … nimm die Geräusche wahr … das Licht … deinen Körper … und wann immer du dazu bereit bist, lass dich tiefer ein- und ausatmen, deinen Körper bewegen … dich dehnen und strecken … deine Augen öffnen … den Boden unter den Füßen spüren …

 

Lassen Sie uns nun wieder zu den Fragen zurückkommen:

Ich weiß nicht, was mir hilft, gesund zu werden und zu bleiben. Wie finde ich das heraus?

Antwort: a) Wenn es um Behandlungsformen geht, hat es sich bewährt, dass Sie mit Ihren behandelnden Ärzten sprechen und sich gegebenenfalls eine zweite Meinung einholen. Informieren Sie sich und entscheiden Sie dann aufgrund Ihrer Informationen aus Ihrem Gefühl heraus. Sie bringen damit Ihr Herz und Ihren Verstand zusammen. Machen Sie das, was Ihnen sinnvoll erscheint und sich richtig anfühlt für Sie. Eine wesentliche Rolle bei der Behandlung spielt auch Ihr Verhältnis zu Ihrem Arzt. Wenn Sie sich mit ihm wohl fühlen, fällt es Ihnen leichter, ihm zu vertrauen. Das ist hilfreich für den Erfolg der Behandlung. Stellen Sie alle Fragen, die Ihnen wichtig sind. Wenn Sie Vertrauen in seine Fachkompetenz haben, sich aber auf der persönlichen Ebene nicht gut fühlen, empfiehlt sich die innere Haltung: «Ich beanspruche für mich die Kompetenz und vertraue darauf. Vor den Dingen, die mich stören, schütze ich mich – ich nehme sie nicht an.» Gut ist, wenn Sie zu diesem Gedanken eine innere Vorstellung entwickeln, die Ihren Schutz bildhaft zum Ausdruck bringt. Manche Patienten stellen sich zum Beispiel vor, sie seien von einer durchsichtigen Schutzhülle umgeben, oder sie lassen in entsprechenden Momenten innerlich Rollläden herunter. Wenn es Ihnen möglich ist und sich für Sie richtig anfühlt, sprechen Sie über Ihr Unbehagen und teilen Sie Ihre Bedürfnisse mit. Wenn dies nicht möglich ist oder zu viel Kraft kostet, sagen Sie sich: «Ich nutze das Fachwissen dieses Menschen für mich und hole mir das, was ich von ihm nicht bekommen kann, an anderer Stelle.» Sie finden mehr zu diesem Thema im Kapitel 12 «Unterstützung und Kommunikation».

b) Wenn es um weitere Aktivitäten geht, mit denen Sie Ihr Immunsystem unterstützen möchten, folgen Sie der Regel: «Alles, was bewirkt, dass ich mich gut fühle, unterstützt meine Selbstheilungskräfte.» So ist es hilfreich, sich immer wieder zu fragen: «Wie fühle ich mich jetzt gerade? Was kann ich tun, um es mir leichter zu machen? Was hilft mir, mich gut zu fühlen?» Lassen Sie sich davon durch Ihren Tag führen. Probieren Sie Dinge aus und bleiben Sie bei dem, was sich für Sie bewährt.

Übung 3: Kurz innehalten

Bitte helfen Sie sich, Ihre Aufmerksamkeit immer wieder auf sich selbst zu richten. Wenn Sie sich dies angewöhnen, können Sie Ihre körperlichen Signale deutlich wahrnehmen und sich darüber bewusst werden, welche – mitunter kleinen – Faktoren in Ihrem Alltag Stress verursachen oder wohltuend sind. Sie üben sich damit darin, achtsam mit sich umzugehen. Malen Sie sich dazu auf eine Ihrer Fingerkuppen oder an eine andere Stelle Ihrer Hände ein Zeichen – vielleicht einen Punkt. Dieser Punkt soll dazu anregen, Folgendes zu tun:

Kurz innehalten!

Ich atme ein und aus, lächle mir zu und nehme mich wahr.

Wie fühle ich mich gerade?

Was signalisiert mir mein Körper?

Wie kann ich es mir leichter machen?

Hier in diesem Buch wird Ihnen diese Sonne hin und wieder begegnen, um Sie daran zu erinnern.

Die Gefühle wahrnehmen

Es kommt häufig vor, dass wir es nicht schaffen, die Aufmerksamkeit auf unsere Gefühle und Empfindungen zu richten. Sei es, weil unser Wortschatz in diesem Bereich etwas eingeschränkt ist und wir nicht darüber reden können, oder sei es, weil wir nicht darüber reden wollen, jedenfalls nicht zu dem gegebenen Zeitpunkt. Wenn ich gefragt werde, wie es mir geht?, ertappe ich mich dabei, es selbst nicht so genau zu wissen oder keine Worte dafür zu finden. Die Antwort ist dann gewöhnlich: «gut», «es geht» oder «schlecht», und ich beginne vom Wetter zu sprechen. So zu reagieren hat seine Berechtigung. Es ist wichtig und sinnvoll, selbst zu wählen, mit wem ich über meine Gefühlslage sprechen möchte, und auf bewährte Floskeln zurückzugreifen, wenn ich mich dagegen entscheide. Hier nun geht es jedoch darum, mich selbst besser wahrzunehmen, um mir zu helfen, mich in Richtung Gesundheit zu bewegen. Aus diesem Grund ist es hilfreich, Worte zu finden für Empfindungen und Gefühle, die ich gerade habe.

Übung 4: Gefühle benennen

Zu Ihrer Unterstützung finden Sie hier zwei Kopiervorlagen für die nächste Übung. Am besten kopieren Sie sich diese Listen mehrmals, damit Sie die Übung einige Tage lang durchführen können. Es empfiehlt sich, diese Übung dann zu machen, wenn Sie sich beim Blick auf Ihren bemalten Finger fragen: «Wie fühle ich mich gerade?»