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Mit Hightech und Psychotricks ringen Topathleten um das entscheidende Quäntchen mehr Leistung. Davon können auch Nicht-Sportler lernen. Die Methoden für winzige Verbesserungen lassen sich tagtäglich nutzen Die großen Themen der Zeit sind manchmal kompliziert. Aber oft genügt schon eine ausführliche und gut recherchierte GEO-Reportage, um sich wieder auf die Höhe der Diskussion zu bringen. Für die Reihe der GEO eBook-Singles hat die Redaktion solche Einzeltexte als pure Lesestücke ausgewählt. Sie waren vormals Titelgeschichten oder große Reportagen in GEO.
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Seitenzahl: 32
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Herausgeber:
GEO
Die Welt mit anderen Augen sehen
Gruner + Jahr GmbH & Co KG,
Am Baumwall 11, 20459 Hamburg
www.geo.de/ebooks
Die Macht der kleinen Dinge
Teil 1: Die Psycho-Logik des Erfolgs
Von Klaus Bachmann
Teil 2: Tüfteln für den Triumph
Von Jörn Auf dem Kampe
Zusatzinfos
Kleine Dinge, große Wirkung – was Alltagssportlern nützt:
von Roter Bete bis zum Nachtschlaf
Literaturtipps
Weitere eBooks von GEO
Von Klaus Bachmann
Berlin, Schwimmeuropameisterschaft 2014, 200-Meter-Lagen-Finale der Herren. Vier Athleten schießen auf das Ziel zu, Schlag um Schlag, Kopf an Kopf, unter ihnen Philip Heintz. Schmerz zerrt an seinen Armen, seinen Beinen, an seiner Motivation: Eine gemeine innere Stimme raunt: Vielleicht ist das doch zu schnell für dich …
Nachlassen? Aufgeben?
Der damals 23-jährige Schwimmer gibt sich selbst einen Befehl: Quäl dich! Er mobilisiert seine Kräfte. Krault, krault. Konzentriert sich auf den letzten zehn Metern nur noch auf das Ziel, den erlösenden Anschlag an der Wand.
Philip Heintz wird Zweiter, nur sieben Hundertstelsekunden hinter dem mehrfachen Olympiamedaillengewinner László Cseh. Persönliche Bestzeit. Silbermedaille. Vizeeuropameister.
Darauf kommt es bei Spitzensportlern an: im entscheidenden Moment das volle Potenzial auszuschöpfen. Jede Sekunde präsent zu sein. Im Wettkampf punktgenau Leistung abzurufen – das heißt unter hohem Stress: vor lärmendem Publikum, im Nacken Erfolgserwartungen, die eigenen genauso wie die von Trainer, Eltern, Fans. Und rechts und links die ärgsten Konkurrenten …
Dabei gelassen, zuversichtlich zu bleiben und nicht am eigenen Können zu zweifeln – das gelingt nur den mental Starken. Auf dem Podest steht der ganz oben, der Körper und Psyche trainiert. Dessen Gefühle und Gedanken ihn nicht aus der Erfolgsbahn werfen: Über Sieg und Niederlage wird zwischen den Ohren entschieden.
Doch nicht nur Topathleten müssen Höchstleistungen punktgenau abliefern: Wir alle stehen immer wieder vor dieser Herausforderung. Die Schülerin in der Abiturprüfung. Der Manager bei der Präsentation vor großem Publikum. Der Herzchirurg im OP, der Musiker vor dem Auftritt, der Pilot im Cockpit. Sie – wir alle – müssen unter manchmal großem Druck rasch und zuverlässig funktionieren.
Dazu können wir uns bei den Athleten einiges abschauen. Wir können die Sport-Formel für unseren Alltag nutzen und manchmal mit kleinen Dingen eine Menge bewegen.
Ein erster Schritt ist die Bereitschaft, sich mit dem inneren Kosmos, der eigenen Befindlichkeit nicht nur dann auseinanderzusetzen, wenn die Seele ins Taumeln gerät. „Ich habe es lange ohne Mentaltraining versucht“, erzählt Heintz. „Irgendwann hab ich mir gesagt: Probier es doch mal! Das war eine gute Entscheidung.“ Jetzt ist er auf dem Weg zu Olympia, 2016 in Rio de Janeiro.
Im deutschen Kader schwimmt auch Kraulspezialist Clemens Rapp. Spitzensportler liegen mit ihrem athletischen Können eng beieinander. „Wenn ich da Topleistungen bringen will“, sagt der 25-Jährige, „dann muss ich die letzten zwei Prozent Leistung rauskitzeln. Das geht nur über den Kopf.“
Der wird hierzulande erst seit rund 15 Jahren gezielt trainiert. Am Anfang nicht ohne Widerstand, viele fanden die Seelenmassage lächerlich. Als Trainer Jürgen Klinsmann 2004 einen Psychologen für die Fußballnationalmannschaft engagierte, sorgte das gar für Schlagzeilen.
Berührungsängste und Vorbehalte sind mittlerweile geschwunden – der Sportpsychologe gehört zum Team. Wie etwa Jan Mayer, der bei den Fußballprofis der TSG 1899 Hoffenheim als „Doc für den Kopf“ arbeitet. Mit großer Selbstverständlichkeit ruft ihm schon mal ein Kicker quer durch die Kabine zu: „Hey, Psycho, kann ich nachher mal zu dir runterkommen?“