Die Stunden der Passion Unseres Herrn Jesus Christus - Studiengruppe Hl. Hannibal di Francia - E-Book

Die Stunden der Passion Unseres Herrn Jesus Christus E-Book

Studiengruppe Hl. Hannibal di Francia

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Beschreibung

Imprimatur: 1915 - (244 Seiten) - Ergänzte Übersetzung P. Beda Ludwig, die Stundenuhr - Information: www.goettlicherwille.org - Schriften von Luisa Piccarreta, Dienerin Gottes. Luisas außerordentlicher Beichtvater und Zensor ihrer Schriften (censor librorum), der Hl. Hannibal von Francia [2004 heilig gesprochen] wurde offiziell durch den Bischof der Erzdiözese Trani bestimmt. Er bestätigt dass diese Betrachtung der Passion Jesu eine "neue Methode" und einen "völlig neuen Ansatz" darstellt, den Luisa als erste in die Kirche einführen sollte, da sie Sühneleistungen ermöglicht, die sich bis ins Unendliche "erweitern und vermehren."

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Seitenzahl: 319

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Die Stunden der Passion unseres Herrn Jesus Christus

 

 

Luisa Piccarreta„Kleine Tochter des Göttlichen Willens“

ANERKENNUNG

Die italienischen originalen Auflagen dieses Buches erhielten

die folgenden Siegel der kirchlichen Bestätigung:

 

Erste Auflage

Erzbischöfliche Revision, Neapel, 20. Februar 1915

Nihil Obstat: Francesco Sorrentino (kirchlicher Zensor) Imprimatur: A. Can. Laviano, V.G.

 

Zweite Auflage

Erzbischöfliche Revision, Neapel 1916

Nihil Obstat: Francesco Sorrentino (kirchlicher Zensor) Imprimatur: A. Can. Laviano, V.G.

 

Dritte Auflage

Erzbischöfliche Revision, Neapel 1917

Reimprimatur: Francesco Sorrentino (kirchlicher Zensor)

 

Vierte Auflage

Messina, 8. August 1924

Nihil Obstat: D. Prestifillipo, SJ

 

FünfteAuflage

Taranto, erzbischöfliche Kurie, 28. August 1934

Nihil Obstat: dall'Arcviesco Executive Officer, Giuseppe Blandamura       

 

Die Übersetzung der 5. italienischen Ausgabe in deutscher Sprache wurde veröffentlicht und bearbeitet von Pater Ludwig Beda, OSB, wodurch die 6. Ausgabe, im Jahr 1936 veröffentlicht und 7. Ausgabe dieses Werkes, 1938 in Deutsch entstanden und veröffentlicht wurden, und die das "Imprimatur" tragen. Die vorliegende Ausgabe beinhaltet Ergänzungen aus den italienischen Auflagen der 19. Stunde.

 

 

 

Ad usum privatum

 

 

 

 

 

Anmerkungen: + Pater Dr. Joseph L. Iannuzzi, STD, Ph.D. - MHT

 

 

 

 

www.Fiatsupremum.com – Verlag

 

ISBN: 978-0-244-65298-2

 

Ebook verfügbar

 

Copyright © 2016 – Studiengruppe Hl. Hannibal di Franciawww.goettlicherwille.org

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil der Einführung und den Anmerkungen dürfen reproduziert, gescannt,

oder in irgendeiner gedruckter oder elektronischer Form ohne Genehmigung verbreitet werden.

Dritte Auflage: Januar 2019

Inhaltsverzeichnis

ANERKENNUNG

EINFÜHRUNG

DIE CHRONIK DIESER VERÖFFENTLICHUNG

VORWORT HL. HANNIBAL DI FRANCIA

METHODEN DER BETRACHUNG

VORBEREITUNGSGEBET VOR JEDER STUNDE

DANKSAGUNG NACH JEDER STUNDE

1. Stunde von 17 bis 18 Uhr

2. Stunde von 18 bis 19 Uhr

3. Stunde von 19 bis 20 Uhr

4. Stunde von 20 bis 21 Uhr

5. Stunde von 21 bis 22 Uhr

6. Stunde von 22 bis 23 Uhr

7. Stunde von 23 bis 24 Uhr

8. Stunde von Mitternacht bis 1 Uhr

9. Stunde von 1 bis 2 Uhr

10. Stunde von 2 bis 3 Uhr

11. Stunde von 3 bis 4 Uhr

12. Stunde von 4 bis 5 Uhr

13. Stunde von 5 bis 6 Uhr

14. Stunde von 6 bis 7 Uhr

15. Stunde von 7 bis 8 Uhr

16. Stunde von 8 bis 9 Uhr

17. Stunde von 9 bis 10 Uhr

18. Stunde von 10 bis 11 Uhr

19. Stunde von 11 bis 12 Uhr

20. Stunde von 12 bis 13 Uhr

21. Stunde von 13 bis 14 Uhr

22. Stunde von 14 bis 15 Uhr

23. Stunde von 15 bis 16 Uhr

24. Stunde von 16 bis 17 Uhr

DIE WIRKUNGEN DER BETRACHTUNG DER STUNDEN DER PASSION

 

 

EINFÜHRUNG

 

Luisas außerordentlicher Beichtvater und Zensor ihrer Schriften (censor librorum), der Hl. Hannibal von Francia [2004 heiliggesprochen] wurde offiziell durch den Bischof der Erzdiözese Trani bestimmt. Er bestätigt, dass diese Betrachtung der Passion Jesu eine "neue Methode" und einen "völlig neuen Ansatz" darstellt, den Luisa als erste1 in die Kirche einführen sollte, da sie Sühneleistungen ermöglicht, die sich bis ins Unendliche "erweitern und vermehren." Tatsächlich offenbart Jesus Luisa, dass die Seele, welche die "Stunden der Passion", betrachtet, die Er ihr diktierte, in seine Menschheit eintritt,2 Fürbitte für die Seelen hält,3 dem Vater Wiedergutmachung und Genugtuung aufopfert,4 und Seine göttliche Gerechtigkeit abwendet.5 Eine solche Seele vermittelt "neue Gnaden",6 ein "neues Leben der Gnade"7 und alle Güter, die Jesus wünscht.8

Luisas Methode der Betrachtung beinhaltet eine aufmerksame und betrachtende Aufnahme der Passion des Herrn in das eigene Leben.9 Das bedeutet nicht einfach einen Akt der Erinnerung an die Leiden Jesu zu setzen, als etwas, das in einem weit entfernten Land vor 2000 Jahren stattgefunden hat; vielmehr ist es in erster Linie ein Akt des menschlichen Willens, der in den göttlichen Willen eintritt, in dem das Leben aller Geschöpfe uns gegenwärtig und "im Akt" ist.10Luisa gebraucht diesen alten scholastischen Ausdruck (Schule der Theologie) "im Akt", um die Zeitlosigkeit von Jesu Akten und Leiden im Namen aller Geschöpfe zu vermitteln.

Damit erklärt sie, dass die Teilnahme des Menschen am inneren Leben und den Leiden Jesu präsent, gleichzeitig und begleitend in jeder unserer Handlungen sein kann, wobei wir sein Leben in uns wiederholen, sein "Ebenbild" wiederherstellen11, uns mit Gott füllen,12 und allen Generationen den unendlichen Wert, die Verdienste13 und Auswirkungen seiner Passion vermitteln. Jesus offenbart Luisa:

"Im Geschöpf meine Passion im Akt zu wiederholen, unterscheidet sich von jemandem, der nur an meine Leiden denkt und sie bemitleidet. Der erste ist ein Akt meines Lebens, der meinen Platz einnimmt, um meine Schmerzen zu wiederholen, und ich fühle, dass mir die Wirkungen und der Wert eines göttlichen Lebens zurückgegeben werden. Der Gedanke an meine Schmerzen, und im Mitleid, fühle ich nur die Begleitung des Geschöpfs. Aber weißt du, in wem ich die Leiden meiner Passion im Akt wiederholen kann? In einem, der meinen Willen als das Zentrum seines Lebens hat. Mein Wille allein ist ein Akt, der keine Abfolge von Handlungen hat. Dieser eine Akt ist, als ob an einem Punkt fixiert, der sich nie bewegt, und dieser Punkt ist die Ewigkeit ... Nun, einer, der in meinem Willen lebt, besitzt diesen einen Akt, und es ist kein Wunder, dass er an den Schmerzen meiner Passion teilnimmt, als ob sie im Akt wären [gerade geschehen würden]."14

Wie die Menschheit Jesu im ewigen Willen des Vaters lebte15 und die göttlichen Akte aller Menschen umfasst, so vergegenwärtigt die Seele, die in frommer Weise diese Stunden meditiert, was Jesus "während seines irdischen Lebens getan hat" und was er in dem Allerheiligsten Sakrament der Eucharistie tut. Jesus erklärt Luisa:Diese Stunden sind die kostbarsten von allen, denn sie sind nichts anderes als die Inkraftsetzung dessen, was ich im Laufe meines irdischen Lebens getan habe, und was ich auch weiterhin im Allerheiligsten Sakrament tue. Wenn ich diese Stunden meiner Passion vernehme, höre ich meine eigene Stimme, meine eigenen Gebete. In dieser Seele erkenne ich meinen Willen - das heißt, das Wohl, das sie für alle erstrebt und Wiedergutmachung für alle - ich fühle mich angezogen, in ihr zu wohnen, um in der Lage zu sein, zu tun, was sie selbst tut, in ihrem Inneren. Oh, wie gerne möchte ich, dass auch nur eine einzige Seele für jede Stadt diese Stunden meiner Passion betet! Ich würde mich in jeder Stadt hören, und meine Gerechtigkeit, die in diesen Zeiten sehr angegriffen ist,würde zum Teil besänftigt werden.16

Während die Seele sich der Passion Jesu angleicht, umfasst sie fortschreitend17 alle Geschöpfe aller Jahrhunderte18 - durch die Fähigkeit, auf die ganze Schöpfung zugleich einzuwirken - und stellt in der Schöpfung die göttliche Harmonie wieder her.19 Hier "co-erlöst"20 die Seele mit Christus mit seinem eigenen göttlichen Willen in einer ewigen Dimension zwischen Himmel und Erde21, die alle Geschöpfe der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfasst. Die Seele, die die Stunden stellvertretend betrachtet, opfert sich durch, mit und in Jesus für die Sünden der Menschheit auf, und erwirbt "das Verdienst, als ob alle gerettet würden."22 (Die Betonung liegt hier auf Verdienst und nicht auf der faktischen Rettung aller).Insofern die Seele der Gottesmutter unaufhörlich mit Jesu Seele durch eine kontinuierliche Bilokation vereint war, setzt auch die Seele, die diese Stunden betrachtet, wieder in Kraft, was Jesu Mutter auf der Erde getan hat.23Außerdem kommt die Betrachtung der Stunden von Jesu Passion dem Leser zugute: "Der Sünder wird sich Gott zuwenden, die Unvollkommenen werden vollkommen, der Heilige wird heiliger werden, die Versuchten sind siegreich, die Kranken finden Kraft, Arznei und Trost."24 In der Tat, durch die Betrachtung dieser Stunden erlangt die Seele Gnade der "Stärke", um alle Schwäche zu überwinden.25

       Zusätzlich üben die Stunden Einfluss auf alle Seelen aus und begleiten jene, die durch das Fegefeuer gehen und in den Himmel eintreten, da "es keine Seele gibt, die ohne die Kennzeichnung der Stunden der Passion in das Fegefeuer eintritt,... und es gibt keine Seele, die sich in den Himmel aufschwingt, ohne von diesen Stunden der Passion begleitet zu sein."26 Und wenn Verpflichtungen es nicht ermöglichen, dass die Seele kontinuierlich und aufmerksam diese Stunden betrachtet, kann sie die Disposition ihres guten Willens mit der von Jesus "ersetzen", um sie "durchgehend" und für das Heil der Seelen zu betrachten.27      

Im Oktober 1914 berichtet Luisa: "Während ich die Stunden der Passion schrieb, dachte ich bei mir: Wie viele Opfer hat mich das Schreiben dieser Stunden der Passion gekostet, besonders bestimmte innerliche Akte, die sich nur zwischen mir und Jesus ereigneten. Welche Belohnung wird Er mir geben? Jesus ließ mich seine süße und sanfte Stimme hören und sagte zu mir: "Meine Tochter, als Belohnung dafür, die Stunden meiner Passion geschrieben zu haben, gebe ich dir für jedes Wort, das du geschrieben hast, einen Kuss – eine Seele."

 

      Und ich: "Meine Liebe, das ist für mich; aber was wirst du jenen geben, die sie betrachten werden?" So antwortete Jesus: "Wenn sie zusammen mit mir diese Stunden betrachten und mit meinem eigenen Willen, werde ich ihnen eine Seele für jedes Wort geben, das sie aufsagen. Denn die größere und geringere Wirkung dieser Stunden meiner Passion, wird an der größeren oder geringeren Einheit mit Mir gemessen [während sie diese Stunden betrachten]. Indem die Seele diese Stunden mit meinem Willen betrachtet, verbirgt sie sich in meinem Willen, und da es mein Wille ist, der wirkt, kann ich durch die Seele alle Segnungen hervorbringen, die ich wünsche, sogar durch ein einziges Wort. Ich kann das jedes Mal tun, wenn die Seele diese Stunden betrachtet."

 

      Zu anderer Zeit klagte ich Jesus, dass nach so vielen Opfern, diese Stunden der Passion zu schreiben, nur sehr wenige Seelen sie lesen. Und er antwortete: "Meine Tochter, klage nicht. Wenn es nur einer wäre, solltest du zufrieden sein. Hätte ich nicht meine ganze Passion gelitten, auch wenn nur eine Seele gerettet worden wäre? Das gleiche gilt für dich. Man soll sich nicht dem Guten verschließen, weil nur wenige daraus Nutzen ziehen; ein großer Schaden erwartet jene, die keinen Gebrauch davon machen. Und ebenso wie meine Passion meine Menschheit veranlasste, den Verdienst zu erwerben, als ob alle gerettet würden, so wie mein Wille alle retten wollte, obwohl nicht alle gerettet werden, erwarb ich Verdienst entsprechend meiner Anliegen und nicht gemäß dem Nutzen, den Seelen daraus ziehen würden. Das gleiche gilt für dich: Du wirst belohnt werden, entsprechend der Vereinigung deines Willens mit dem Meinem vereint, um Gutes tun zu wollen."28

      Da jeder Akt von Jesu Passion ein Licht in seiner Menschheit hervorbrachte, bewirkt jeder Gedanke an seine Passion das gleiche Licht, das die Seele bekleidet 29 und sie in Gottes Ebenbild vervollkommnet.30 Schließlich unterstützen die Engel, die Jesus während seiner Passion halfen, die Seele, die die Stunden der Passion betrachten.31

      Spuren der Gnade der Teilnahme an Jesu zeitloser Passion sind in den Schriften zeitgenössischer Mystiker und weiterer Zeugen zu finden, die die Gabe des Lebens im göttlichen Willen empfangen haben.

 

+ Rev. Joseph Leo Iannuzzi, STD, Ph.D.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weitere Informationen: www.goettlicherwille.org

 

 

       

 

DIE CHRONIK DIESER VERÖFFENTLICHUNG

 

Im Jahr 1882, nachdem sie ihre Weihnachtsnovene im Alter von 17 geschrieben hatte, hatte Luisa eine unerwartete Schau des Jesuskindes, der sie auffordert, eine höhere Ebene der Gnade und Liebe zu erstreben. Er ermutigte sie, zu jeder Stunde des Tages, die entsprechende Stunde, der 24 Stunden Seiner Passion und des Sterbens am Kreuz zu betrachten. Sie tat dies täglich, und 31 Jahre später - im Jahr 1913 und 1914 – sollte Luisa unter Gehorsam diese Meditationen niederschreiben, die heute als "Die Stunden der Passion (Deutscher Titel: Die Stundenuhr des Leidens unseres Herrn Jesus Christus)" bekannt sind. Pater Hannibal di Francia veröffentlichte dieses Werk in vier Ausgaben mit dem Namen: "Die Stunden der Passion".

 

1. Ausgabe 1915 veröffentlicht, mit 5.000 Exemplaren;

 

2. Auflage im Jahr 1916 veröffentlicht, mit 2.000 Exemplaren;

 

3. Auflage im Jahr 1917 veröffentlicht, mit 10.000 Exemplaren;

 

4. Auflage 1924 erschienen, mit 15.000 Exemplaren.

 

Alle diese Ausgaben trugen das "nihil obstat" und das "Imprimatur". Der 3. und 4. Ausgabe fügte Pater Hannibal einen Anhang an, mit dem Titel: "Kleine Abhandlung über den göttlichen Willen", bestehend aus verschiedenen Auszügen von Luisas Bänden in Form von Kapiteln.

Nach dem Tod von Pater Hannibal im Jahr 1927, wurde die Arbeit von Luisas letztem ernannten Beichtvater, Pater Benedict Calvi übernommen, der im Jahr 1934 eine 5. Auflage dieses Werkes mit dem Titel "Die Stunden der Passion" veröffentlichte und die das "nihil obstat" trug. Während Pater Calvi eine 6. Auflage vorbereitete, wurde die Übersetzung der 5. italienischen Ausgabe in deutscher Sprache veröffentlicht und von Pater Ludwig Beda, OSB, bearbeitet, wodurch die 6. und 7. Ausgabe dieses Werkes (in Deutsch) entstanden, die das "Imprimatur" trugen. Die 6. Auflage (1. Ausgabe in deutscher Sprache) im Jahr 1936 veröffentlicht, produzierte 25.000 Exemplare und die 7. Auflage (2. Auflage in deutscher Sprache) veröffentlicht 1938, produzierte 30.000 Exemplare. Nach der deutschen Übersetzung folgten viele in anderen Sprachen, die fast alle die 5. italienische Ausgabe als Vorlage hatten.

      

 

       

 

 

VORWORT HL. HANNIBAL DI FRANCIA

 

29. Oktober 1926 Messina, Italien

       

Ich beginne mit dem Zitat eines Briefes, der von dem Autor der Stunden der Passion, Luisa Piccarreta, an mich gesandt wurde: " Hochwürdigster Pater, hiermit schicke ich Ihnen schließlich den Text der Stunden der Passion, zur größeren Ehre des Herrn". Ich habe auch ein weiteres Blatt hinzugefügt, das den geistlichen Gewinn für jene enthält, die diese Stunden der Passion betrachten ... Der Sünder kehrt zu Gott zurück; die Unvollkommenen werden vollkommen; der Heilige wird heiliger werden; diejenigen, die versucht sind, werden über die Versuchung triumphieren; diejenigen, die krank sind, werden die notwendige Arznei entdecken, um gestärkt und getröstet zu werden; die Schwachen werden geistig genährt werden ... "  

METHODEN DER BETRACHUNG

DER STUNDEN DER PASSION

 

Was können wir sagen, wie großartig dieses Werkzeug für jede Religionsgemeinschaft wäre, um in der Heiligkeit voranzuschreiten, ihre Bestimmung zu erhalten, die Anzahl der Berufungen zu erhöhen und wahrhaftig zu gedeihen? Es würde erhellen, wie viel Hingabe jede Gemeinschaft haben sollte, im ständigen Gebet dieser frommen Übung. Und die Mitglieder dieser Gemeinschaften, die täglich die Heilige Messe besuchen, würden die Kommunion mit solcher Sehnsucht und Liebe für Jesus empfangen, dass jede Kommunion eine erneute Hochzeit der Seele mit Jesus wäre, in innigster und zunehmender Vereinigung der Liebe. Um nur einer Seele willen, die diese Stunden betrachtet, würde Jesus einer Stadt die Strafen ersparen und würde so vielen Seelen Gnade schenken, wie es Worte in diesen schmerzhaften Stunden gibt, und auf wie viele Gnaden könnte eine Gemeinschaft (oder jede Gruppe von Personen) hoffen? Von wie vielen Unvollkommenheiten und Versäumnissen würde sie geheilt werden, wenn nicht sogar davor bewahrt werden? Wie viele Seelen würden sich durch die Einhaltung dieser frommen Übung heiligen und retten? Wenn es eine Seele in jeder Gemeinschaft gäbe, die sich der Einhaltung dieser Stunden mit größerer Aufmerksamkeit während des Tages widmen würde, auch inmitten ihrer täglichen Beschäftigungen, - am Abend und in der Nachtzeit, mit ein wenig Nachtwache. Es wäre der Höhepunkt und der größte Gewinn für die Gemeinschaft und für die ganze Welt, wenn diese Übung von allen jeweils sich abwechselnd, Tag und Nacht praktiziert würde!

Nun, wie können diese Stunden der Passion betrachtet werden? Eine Methode ist es, jeden Tag eine Stunde allein zu betrachten, mit der Familie oder mit anderen zu lesen. Auf diese Weise würde man innerhalb von 24 Tagen die 24 Stunden durchlaufen. Eine gute Uhr hält nicht an, das Leben hört nie auf.

Eine zweite Methode ist es, Gruppen zu bilden, sagen wir 4, 8, 12 oder vielleicht 24 Personen und mehr. Jede Person sollte gewissenhaft eine der für einen bestimmten Zeitraum zugeordneten Stunden betrachten, bevor sie zur nächsten Stunde fortschreitet; eine gute Uhr zeigt alle Stunden an, und überspringt keine von ihnen. Eine dritte Methode besteht darin, mindestens eine Stunde am Tag zu betrachten, zu der Zeit, die mit dieser Stunde zusammenfällt. In jedem Fall muss man sich bemühen, eine solche Vertrautheit mit diesen Stunden der Passion zu erlangen und sie auf eine solche Weise aufzunehmen, dass man ihrem Inhalt geistig über den ganzen Tag folgt. Zu diesem Zweck ist es sehr hilfreich, die Abfolge der 24 Stunden mit dem entsprechenden Titel auf der nächsten Seite auswendig zu lernen. Die Stunden der Passion zu praktizieren, bedeutet, sie aufmerksam zu lesen, sie zu meditieren, sie zu betrachten und sie in das eigene Leben zu integrieren... Es bedeutet nicht nur, sich an die Leiden Jesu zu erinnern, sie zu bemitleiden als etwas, das vor vielen Jahrhunderten in einem weit entfernten Ort geschah; aber ist es vor allem, in den göttlichen Willen einzutreten, in dem alles gegenwärtig und “im Akt" ist [wirkend und gerade im Vollzug], und an den inneren Taten und Leiden des Herrn teilzunehmen, die genau in diesem Moment gegenwärtig und im Akt sind, um so sein Leben in uns zu wiederholen, in seinem Ebenbild zu wachsen und auf jeden den unendlichen Wert, die Verdienste und Auswirkungen seiner Passion auszugießen; Jesus macht diesen sehr wichtigen Unterschied klar.32 Man kann verstehen, dass diese Stunden der Passion nicht nur eine Lesung sind, nicht einmal eine gewöhnliche Andacht, sondern eine Weitergabe von Leben: Das Innenleben Jesu. Auf diese Weise werden wir Tag für Tag, immer mehr erkennen, dass Jesus wirklich in uns lebt - nicht nur unser Leben, sondern Sein eigenes göttliches Leben.       

 

 

VORBEREITUNGSGEBET VOR JEDER STUNDE

Mein Herr Jesus Christus! Ich glaube, daß du hier gegenwärtig bist. Niedergeworfen zu deinen Füßen, bitte ich dich um der Liebe deines Herzens willen, du mögest mich zur Betrachtung deiner Passion zulassen, in der du aus Liebe zu uns an deinem anbetungswürdigen Leibe wie in deiner heiligsten Seele so viel hast leiden wollen, sogar den Tod am Kreuze. O verleihe mir deinen Beistand, Gnade, Liebe, tiefes Mitleid und hohes Verständnis für deine Leiden, während ich diese Betrachtungsstunde halte. Aber auch für jene Leidensstunden, die ich jetzt nicht halten kann, opfere ich dir den guten Willen auf, sie zu betrachten in der Zeit, in der ich mich meinen Pflichten widmen oder der Nachtruhe hingeben muss.  Nimm wohlgefällig auf, barmherziger Heiland, meine gut gemeinte Absicht.  Verleihe, daß Sie für mich und viele andere zu solchem Nutzen gereiche, als ob ich wirklich und in der Tat alle Leidensstunden gehalten hätte, die ich hätte halten wollen.

Ich sage dir Dank, O Jesus, daß du mich im Gebet zur Vereinigung mit dir berufst.  Indem ich mich mit deinen Gedanken, mit deinen Worten, mit den Akten deines Herzens vereinige und ganz aufgehe in deinem Willen und in deiner Liebe, flehe ich um den Beistand deiner hl. Mutter und meines guten Schutzengels.

 

 

DANKSAGUNG NACH JEDER STUNDE

Liebenswürdigster Jesus! Du hast mich gerufen, dir in dieser Leidensstunde Gesellschaft zu leisten, und ich bin gekommen. Mir scheint, als sähe ich dich in tiefer Betrübnis beten, leiden, sühnen, in den zärtlichsten und ergreifendsten Worten um das Heil der Seelen flehen. Ich habe mich bemüht, dir in allem zu folgen. Da ich dich verlassen muss, empfinde ich das Bedürfnis, dir Dank zu sagen und auszusprechen: „Sei dafür gepriesen!“ Ja, Jesus, dir tausend und abertausend mal Dank! Ich lobe dich, ich preise dich für alles, was du getan und gelitten hast für mich und alle Menschen. Dank und Preis für jeden Tropfen Blut, für jede Träne, für jeden Atemzug, für jeden Herzschlag, für jedes Wort und jeden Blick, für jede Bitterkeit und Beleidigung, die du ertragen hast. Mache doch, o Jesus, dass mein ganzes Wesen unablässig eine Flut von Danksagungen und Lobpreisungen dir entgegenwallen lässt, um eine Flut von Gnaden und Segnungen auf mich und alle Menschen herabzuziehen.

Jesus, drücke mich mit deinen heiligsten Händen an dein Herz und bezeichne mein ganzes Wesen mit deinem Segen, auf dass aus meinem Munde nichts anderes erschalle als ein beständiger Hymnus der Liebe zu dir. So bleibe ich in dir, um dir zu folgen in dem, was du selbst durch mich wirken möchtest. Von nun an lasse ich meine Gedanken in dir, um dich gegen deine Feinde zu verteidigen, lasse in dir jeden Atemzug als Gefolgschaft und Begleitung, jeden Herzschlag, der dir sagen soll: Ich liebe dich! Und dich entschädigen soll für die Liebe, die dir andere versagen. Ich lasse in dir jeden Tropfen meines Blutes, um dir Sühne zu leisten und dir die Ehren wiederzugeben, die deine Feinde dir nehmen mit ihren Beschimpfungen, ihren Backenstreichen und ihrem Anspeien. Ja, mein ganzes Wesen lasse ich in dir als Schutz zurück.

Meine süße Liebe! Muss ich meinen Beschäftigungen nachgehen, so verbleibe ich doch in deinem Herzen. Ich habe Furcht, es zu verlassen. Nicht wahr, du wirst mich darin behalten? Unsere Herzen schlagen im Einverständnis zusammen, so dass mir von der unzertrennlichen Vereinigung Leben und Liebe zukommen.

Mein Jesus! Siehst du, dass ich dir entweiche, dann lass dein Herz stärker pochen in mir, deine Hände mich inniger an dein Herz drücken, deine Augen mich schärfer bewachen und Feuerpfeile auf mich entsenden, dass ich mich unverzüglich zur Vereinigung mit dir hingezogen fühle.

Mein Jesus, gib meiner Seele den Kuss der göttlichen Liebe, umarme und segne mich! Ich neige mich in Liebe zu deinem süßesten Herzen und verbleibe in dir. Der Segen Gottes, des allmächtigen Vaters, des Sohnes und des hl. Geistes steige auf uns herab und verbleibe immerdar bei uns.

Amen.

1. Stunde von 17 bis 18 Uhr

Jesus verabschiedet sich von seiner Mutter

 

 

O himmlische Mutter! Die Stunde der Trennung naht; so komme ich zu dir. Gib mir deine Liebe und deine Sühneakte, gib mir deinen Schmerz und lass mich mit dir deinem anbetungswürdigen Sohne Schritt für Schritt folgen. – Nun kommt Jesus. Du eilst ihm mit deiner großen Liebe entgegen. Da du ihn so bleich und betrübt erblickst, presst sich dir vor Schmerz das Herz zusammen, deine Kräfte versagen. Fast scheint es, du sänkest ohnmächtig zu seinen Füßen nieder.

      Gütige Mutter! Weißt du, warum dein Sohn zu dir gekommen ist? Ach, er möchte dir Lebewohl sagen, sein letztes Wort an dich richten, die letzte Umarmung von dir empfangen. O Mutter, ich halte mich fest an dich mit der ganzen Zärtlichkeit, derer mein armes Herz fähig ist, dass auch ich, von dir umschlungen, die Umarmung deines anbetungswürdigen Sohnes empfangen könne. Missachtest du mich? Oder sollte es nicht vielmehr ein Trost für dich sein, eine Seele dir so nahe zu wissen, welche die Leiden, die Empfindungen, die Sühneakte mit dir teilt?

      Jesus, welche Lehre gibst du uns nicht durch deinen so kindlichen und liebevollen Gehorsam gegen deine Mutter in dieser für dein Zartgefühl so herzzerreißenden Stunde! Welch beglückende Harmonie zwischen dir und deiner Mutter Maria! Welch bezaubernde Liebe, die als Weihrauch zum Thron des Ewigen emporsteigt und sich auswirkt zum Heile aller Menschen auf Erden!

 

Himmlische Mutter! Weißt du, was dein Jesus von dir wünscht? Nichts anderes als deinen letzten Segen. Wahrhaftig, von deinem ganzen Wesen geht nichts anderes aus als Segenswünsche, Lob und Preis für deinen Schöpfer. Darum möchte auch Jesus beim Abschied von dir das süße Wort vernehmen: „Ich segne dich, mein Sohn!“ Und dieses Segenswort macht alle Lästerungen für ihn gleichsam unhörbar, steigt mit seinem süßen und angenehmen Klange bis in sein Herz hinab. Um einen Wall gegen alle Beleidigungen vonseiten der Geschöpfe zu errichten, will Jesus deinen Segen haben. Auch ich vereinige mich mit dir, meine gütige Mutter. Auf Flügeln des Windes möchte ich die Himmelsräume durcheilen, um den Vater, den hl. Geist, die Engel um den Segen für Jesus zu bitten, damit, wenn ich zu ihm komme, ich ihren Segen ihm zutragen könne. Hier auf Erden will ich zu allen Menschenkindern gehen und von jeder Lippe, von jedem Herzschlage, von jedem Atemzuge, von jedem Blick, von jedem Gedanken, von jedem Schritt und Tritt Segens und Lobsprüche für Jesus fordern, und sollte kein Mensch sie mir geben wollen, dann will ich sie an ihrer statt geben. Meine süße Mutter! Wenn ich den Himmel durchwandert habe, um von der heiligsten. Dreifaltigkeit, von den Engeln, auf Erden von allen Geschöpfen, von dem Lichte der Sonne, von dem Wohlgeruche der Blumen, von den Wogen des Meeres, von jedem Hauche des Windes, von jedem Funken des Feuers, von jedem Blatte des Baumes, von jedem leuchtenden Sterne, von allem, was sich in der Natur regt und bewegt, ein Segenswort zu erhalten, dann komme ich zu dir und vereinige alle diese meine Segnungen mit den deinigen. Ich weiß, dass sie dir zum Troste und zur Erquickung gereichen und du Jesus meine Segnungen aufopferst zur Sühne für alle Lästerungen und Fluchworte, womit er vonseiten der Menschen bedacht wird. Doch während ich, meine Mutter, dir all das zum Opfer bringe, vernehme ich deine bebende Stimme, die spricht: „Segne auch du mich, mein Sohn!“ – Jesus, meine Liebe, segne auch mich mit deiner Mutter33. Segne meine Gedanken, mein Herz, Meine Hände, meine Füße, meine Werke und mit mir alle Menschen! Meine Mutter! Wenn du Jesus in sein bleiches und betrübtes Antlitz blickst, wacht in dir der Gedanke an alle bevorstehenden Leiden auf. Du siehst schon jetzt sein Angesicht bedeckt mit Speichel und segnest ihn; sein Haupt durchstochen mit Dornen, seine Augen verhüllt, seinen Leib zerrissen von Geißelhieben, Hände und Füße durchbohrt von Nägeln. Wohin er auch gehen mag, du folgst ihm mit deinen Segnungen. Im Verein mit dir folge auch ich. Wird Jesus mit Geißeln geschlagen, mit Nägeln durchbohrt, mit Dornen gekrönt, ihm ins Angesicht geschlagen, überall wirst du bei deinem „Ich segne dich!“ auch das meinige finden.

      Jesus und Maria, ich habe Mitleid mit euch! Unermesslich ist euer Schmerz in diesen letzten Augenblicken. Es scheint, das Herz des einen wolle das Herz des andern mit sich nehmen. – O Mutter, reiße auch mein Herz von der Erde los und fessle es an Jesus, damit es an deinen Schmerzen teilnehmen könne. Und in eurer Umarmung aneinander geschmiegt, den letzten Kuss und Blick austauschend, bitte ich um euren letzten Kuss und Umarmung, die ich zwischen euren beiden Herzen bin. Seht ihr denn nicht, dass ich wegen meines Elends und meiner Herzenskälte ohne euch nicht leben kann? Jesus und Maria, haltet mich fest an euch! Schenkt mir euren Willen und eure Liebe, entsendet auf mein Herz die Pfeile der Liebe und schließt mich in eure Arme. Mit dir, teure Mutter, will ich Schritt für Schritt meinem geliebten Jesus folgen in der guten Absicht, ihm Trost und Erquickung, Liebe und Sühne für alle zu schenken.

      Jesus, im Verein mit deiner Mutter küsse ich deinen linken Fuß und bitte dich, verzeihe mir und allen Menschen, so oft wir den Weg zu Gott verloren haben. Ehre sei dem Vater…

      Ich küsse deinen rechten Fuß und bitte dich, verzeihe mir und allen Menschen, so oft wir nicht die Vollkommenheit angestrebt haben, die du von uns verlangt hast. Ehre sei dem Vater…

Ich küsse deine linke Hand und bitte dich, teile uns deine Reinheit mit. Ehre sei dem Vater… Ich küsse deine rechte Hand und bitte dich, segne jeden Schlag unseres Herzens, jeden unserer Gedanken, jede unserer Neigungen, damit sie, gekräftigt durch deinen Segen, alle heilig seien. Mit mir segne auch alle Menschen und besiegle mit deinem Segen das Heil ihrer Seele. Ehre sei dem Vater… Jesus und Maria! Ich umarme, ich liebkose und bitte euch, räumt mir zwischen euren Herzen einen Platz für das meinige ein, damit es beständig Nahrung empfange von eurer Liebe, von euren Leiden, von euren Empfindungen und euren Wünschen, ja, von eurem Leben.

Ehre sei dem Vater…       

 

 

Erwägungen und praktische Übungen

hl. Hannibal di Francia

 

      Bevor Jesus sein Leiden begann, begab er sich zu seiner Mutter, sie um ihren Segen zu bitten. Damit lehrt uns der göttliche Meister nicht allein den äußeren, sondern auch den inneren Gehorsam, mit dem wir den Einsprechungen der Gnade entgegenkommen sollen. Allein wie viele Male sind wir nicht dazu bereit! Die Eigenliebe hält uns zurück, oder die Menschenfurcht, oder wir tun uns nicht heilige Gewalt an. Wenn wir aber die innere Einsprechung, eine Tugend zu üben, einen frommen Akt zu vollbringen, ein gutes Werk auszuführen, eine Andacht zu halten, zurückweisen, dann zieht sich der Herr von uns zurück und beraubt uns neuer Erleuchtungen. Folgen wir hingegen bereitwillig den göttlichen Einsprechungen, dann erhalten wir größeres Licht und größere Gnaden. In zweifelhaften Fällen nehme man unverzüglich und in rechter Meinung die Zuflucht zu dem großen Hilfsmittel des Gebetes oder eines rechtschaffenen und erprobten Ratgebers. Dann wird Gott nicht unterlassen, die Seele zu erleuchten, dass sie die heilsame Einsprechung zur Ausführung bringen kann.

 

      Unsere Gebete, unsere Handlungen, unsere Werke, die Stunden der Passion müssen wir im Willen Jesu vornehmen, d.h. in derselben Meinung, die er hatte. Wir müssen uns selbst, wie er, zum Opfer bringen zur Verherrlichung des himmlischen Vaters und zum Heil der Seelen.

 

      Wir müssen uns auch in die Stimmung versetzen, aus Liebe zu unserm liebenswürdigen Jesus uns in allem zum Opfer zu bringen. Das geschieht, wenn wir uns mit seinem Geiste vereinigen, in derselben seelischen Verfassung wirken wie er und uns gänzlich ihm hingeben, nicht allein in allem Leid und in jeder äußeren Widerwärtigkeit, sondern weit mehr in allem, was er über unser Inneres verfügen mag. So werden wir uns geneigt finden, wenn die Stunde der Heimsuchung schlägt, jede Trübsal auf uns zu nehmen, und auf diese Weise Jesus süße Erquickung bereiten. Wenn wir alles im Willen Gottes tun, der alle Süßigkeiten, alle Wonnen in unendlichem Maße enthält, dann werden wir Jesus einen Kelch unsagbarer Freude und Wonne darbieten, dadurch den Wermutsbecher versüßen, den ihm die Sünder reichen, und so sein göttliches Gepräge erhalten und wir nicht allein auf uns, sondern auch auf alle Menschen seine Segnungen herabziehen.

 

      Mein Jesus! Dein Segen komme mir zuvor, begleite mich und folge mir nach, dass alles, was ich tue, den Stempel deines Segens trage.

 

Gebet der Danksagung

 

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2. Stunde von 18 bis 19 Uhr 

Jesus trennt sich von seiner Mutter und macht sich auf den Weg zum Abendmahlsaal

 

 

Anbetungswürdiger Jesus! Während ich Anteil genommen habe an den Schmerzen deines Abschiedes und dem Schmerzen deiner geprüften Mutter, sehe ich, dass du dich entscheidest, dahin zu gehen, wohin der Wille des Vaters dich ruft. Und doch verbindet Sohn und Mutter eine Liebe, die euch unzertrennlich macht. So lässt du dich, mein Jesus, im Herzen deiner Mutter zurück, und deine gütige Mutter lässt sich in dir zurück.

 

      Indem ihr euch gegenseitig segnet, umarmst du, Jesus, deine Mutter zum letzten Mal, fößst ihr Starkmut ein in dem herben Leide, das auf sie wartet, gibst ihr den letzten Abschiedsgruß und geht davon. Aber dein bleiches Antlitz, deine bebenden Lippen, deine von Schmerz überwältigte Stimme, als wolltest du beim Abschied in Tränen ausbrechen, sagt mir, wie sehr du deine Mutter liebst und wie schwer du leidest, da du sie verlassen musst. Um jedoch den Willen des Vaters zu erfüllen, unterwerft ihr euch, in Liebe vereint, diesem höchsten Willen. Ihr leistet damit Sühne für jene, die sich nicht um den Willen Gottes kümmern wegen zu großer Anhänglichkeit an Verwandte und Freunde, oder weil sie die erlaubten und heiligen Zuneigungen nicht besiegen können, wenn es sein muß. Sie entsprechen somit nicht jenem Grad der Heiligkeit, zu dem Gott sie beruft. Jesus, welchen Schmerz bereiten dir nicht jene Seelen, die von ihrem Herzen deine Liebe zurückweisen, um sich zufrieden zu geben mit der Liebe der Geschöpfe!

 

      Meine Liebe! Während ich mit dir sühne, erlaube, dass ich bei deiner Mutter bleibe, sie tröste und aufrecht halte, wenn du fortgehst. Danach werde ich aber meine Schritte beschleunigen, dich wieder einzuholen. Allein zu meinem größten Leidwesen muss ich sehen, dass meine Mutter vor Angst zittert. So groß ist ihr Schmerz beim Abschiednehmen, dass ihre Stimme auf den Lippen erstirbt, und sie kein Wort hervorzubringen vermag; sie fast ohnmächtig34 wird und im Übermaß der Liebe die Worte spricht: „Mein Sohn, ich segne dich!“ Welch schmerzvolle Trennung, bitter als der Tod! Trostlose Königin der Schmerzen! Lass mich dich aufrichten, dir die Tränen trocknen und Anteil nehmen an deinem bitteren Leid.

      Meine Mutter! Ich lasse dich nicht allein. O nimm mich mit dir. Lehre mich in dieser so schmerzvollen Stunde, wie ich Jesus verteidigen und trösten, wie ich sühnen, und ob ich mein Leben zu seiner Verteidigung hingeben soll. Ich werde mich unter deinem Schutzmantel ruhig verhalten. Aber auf einen Blick von dir will ich zu Jesus fliegen, deine Liebe, deine Neigungen, deine Zärtlichkeiten, mit den meinigen vereint, ihm bringen und sie in jede seiner Wunden, in jeden Tropfen seines Blutes, in jedes Leid und in jede Beschimpfung hineinlegen. Die zärtliche Liebe seiner Mutter und seiner Tochter, die er in jedem Leid erblickt, werden seine Schmerzen mildern. Dann flüchte ich mich wieder unter deinen Schutzmantel und bringe dir die Zärtlichkeiten seiner Liebe, um dein von Schmerz überwältigtes Herz zu erquicken. Meine Mutter, mein Herz pocht stark, ich möchte zu Jesus gehen. Während ich deine mütterlichen Hände küsse, segne mich, wie du Jesus gesegnet hast, und gestatte, dass ich mich zu ihm begebe.

      Mein süßer Jesus! Die Liebe zeigt mir den Weg, den du einschlägst. Ich erreiche dich, während du mit deinen geliebten Jüngern die Straßen Jerusalems durchschreitest. Ich schaue dich an und sehe dich noch bleich, vernehme deine sanfte Stimme. Allein sie klingt so traurig, dass es deinen Jüngern ins Herz schneidet und sie überaus bestürzt sind. „Es ist das letzte Mal, sprichst du, dass ich diesen Weg mit euch gehe. Morgen werden sie mich auf ihm gefesselt hinschleppen unter tausend Beschimpfungen.“ Indem du auf die Orte hinweist, wo du am schlimmsten misshandelt und gequält werden wirst, fährst du fort: „Die Sonne meines Lebens geht unter, wie die Sonne am Himmel untergeht; morgen um diese Stunde werde ich nicht mehr sein. Aber wie die Sonne aufgeht, werde auch ich wieder auferstehen am dritten Tage.“ Auf diese Äußerung hin werden die Apostel noch trauriger und verstummen. Sie wissen nicht zu antworten. Aber du, mein Jesus, fügst hinzu: „Mut, seid nicht niedergeschlagen! Ich lasse euch nicht im Stich, sondern werde immer mit euch sein. Allein es ist notwendig, dass ich sterbe zum Heil eurer Seelen.“ Indem du so sprichst, mein Jesus, bist du tief bewegt. Mit zitternder Stimme fährst du fort deine Jünger zu belehren. Bevor du dich im Cönakulum (Abendmahlsaal) einschließest, betrachtest du noch einmal die untergehende Sonne. Es geht ja auch dein Leben zur Neige. - Du opferst alle deine Schritte und Tritte für jene auf, die am Abend ihres Lebens sich befinden, und verleihst ihnen Gnade, dass sie heimgehen in dir. Du sühnst auch für jene, die trotz der Kümmernisse und Enttäuschungen des Lebens sich hartnäckig weigern, sich dir zu ergeben. Dann lässt du abermals deine Blicke umherschweifen in Jerusalem, dem Schauplatze deiner Wunder und dem Ort deiner Vorliebe. Jerusalem aber bereitet schon, zum Entgelt für all deine Güte, das Kreuz für dich, schärft die Nägel, um den Gottesmord zu vollbringen. Du erschauerst, das Herz möchte dir brechen. Du beweinst den Untergang der Stadt. Damit leistest du Sühne für so viele dir geweihte Seelen, die du mit großer Sorgfalt ausgesucht hast, aus ihnen Wunder deiner Liebe zu bilden, die aber undankbar genug sind, deiner Liebe nicht zu entsprechen und dafür dir die meisten Bitterkeiten zu kosten geben.

      Mit dir will ich sühnen, um dadurch die Qualen deines Herzens zu mildern. Allein ich sehe, dass du ein Grauen empfindest beim Anblick Jerusalems. Du wendest deinen Blick ab, um in den Abendmahlsaal einzutreten.

      Meine Liebe! Drücke mich an dein Herz, auf dass seine Bitterkeiten die meinigen werden und ich sie im Verein mit dir dem Vater aufopfere. Du aber schaue mit einem Blick des Erbarmens meine Seele an, gieße deine Liebe in sie aus und gib mir den Segen.

 

 

 

Erwägungen und praktische Übungen

hl. Hannibal di Francia

 

Jesus trennt sich mit aller Bereitwilligkeit von seiner Mutter, mag auch sein zartfühlendes Herz bluten. – Sind wir ebenso bereit, auch den rechtmäßigsten und heiligsten Übungen zu entsagen, wenn es gilt, die göttlichen Ratschlüsse zu vollziehen? Erforschen wir besonders unser Gewissen hinsichtlich der Fälle, in denen Gott uns seine fühlbare Gegenwart oder die fühlbare Andacht entzieht.

      Als Jesus seinen letzten Gang antrat, tat er es nicht zwecklos. Er verherrlichte damit seinen Vater und flehte um das Heil der Seelen. – Auch in unsere Schritte müssen wir stets dieselben Absichten hineinlegen, die Jesus hegte, d.h. uns zur Verherrlichung des Vaters und zum Wohle der Seelen zum Opfer bringen. Wir sollen außerdem im Geiste noch unsere Schritte in die Jesu hineinlegen. Da Jesus sie nicht zwecklos tat, sondern in seine Schritte auch die aller Menschen hineinlegte, sühnte er auf die Weise alle bösen Schritte. So gab er dem Vater die gebührende Verherrlichung und allen bösen Schritten der Menschen jene Bewegung, die sie zum Guten hinlenkt. Lasst auch unsere Schritte mit den Seinigen vereinigen und dabei dieselben Absichten haben wie Jesus.Schreiten wir auf der Straße dahin, bescheiden und eingezogen, um andern zur Erbauung zu dienen? Während Jesus in seiner Betrübnis auf dem Wege war, richtete er von Zeit zu Zeit ein Wort an seine Apostel, indem er von seinen bevorstehenden Leiden sprach. Was ist der Gegenstand unserer Unterhaltung? Bietet sich Gelegenheit, in der Unterredung vom Leiden des Erlösers zu sprechen, tun wir es dann?

 

Als Jesus die Apostel traurig und mutlos erblickte, suchte er sie zu trösten. – Haben wir bei unseren Gesprächen die Meinung, sie auf Jesus hinzulenken? Sind wir darauf bedacht, sie im Willen Gottes zu führen, um auch andern den Geist Jesu Christi einzuflößen? – Jesus begibt sich zum Cönakulum. So müssen auch wir unsere Gedanken, unsere Neigungen, unsere Akte im Herzen Jesu (wie in einem Cönakulum) verschließen, wenn wir tätig sind. Auf diese