Die Sub in mir - Tanja Russ - E-Book

Die Sub in mir E-Book

Tanja Russ

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Beschreibung

Sieben Kurzgeschichten präsentiert Tanja Russ in ihrem neuesten Kurzgeschichtenband. Unterwerfung und Dominanz, Zärtlichkeit und Schmerz, darum geht es in ihren romantischen BDSM-Geschichten. Mit viel Herz zeigt sie uns, das BDSM und starke Gefühle nicht nur zusammenpassen, sondern sich perfekt ergänzen. Lass dir von Tanja eine Welt aus Romantik, Lust und Verlangen zeigen. Genieß die auf- und anregende Lektüre, in der ihr ein „Spagat aus geilem (Lese-)Porno und erotischer SM-Romanze“ gelungen ist.

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Seitenzahl: 131

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Hinweis
1. Die Sub in mir
2. Prinzessin
3. Sir Ruprecht schwingt die Rute
4. Unverhofft kommt ...
5. Eine seltsame Begegnung
6. Erniedrigung
7. In den falschen Händen
Über die Autorin
Weitere SM-Bücher:
Impressum

Tanja Ruß

Die Sub in mir

Sieben BDSM-Geschichten

ISBN 978-3-96615-018-7

(c) 2022 Schwarze-Zeilen Verlag

1. Auflage 2022

www.schwarze-zeilen.de

Coverfoto: ©goami – stock.adobe.com

Alle Rechte vorbehalten.

Die auf dem Cover abgebildeten Personen stehen in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt dieses Buches!

Hinweis

Dieses Buch ist nur für Erwachsene geeignet, die sadomasochistischen Praktiken offen gegenüberstehen. Alle beschriebenen Handlungen erfolgen in gegenseitigem Einverständnis zwischen Erwachsenen.

Bitte achten Sie darauf, dass das Buch Minderjährigen nicht zugänglich gemacht wird.

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht beabsichtigt und rein zufällig.

Viel Spaß beim Lesen dieses Buches.

1. Die Sub in mir

Ich bin Sandy.

Ich wurde geboren, als Sandra in die Pubertät kam.

Zu der Zeit verfügte sie über keinerlei Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht, aber sie träumte viel.

Wie die meisten weiblichen Pubertierchen war sie eine Tagträumerin und Romantikerin. Sie wünschte sich einen Jungen, mit dem sie Händchenhalten und zarte Küsse austauschen konnte. Und sie malte sich aus, von ihm irgendwann, wenn sie sehr lange zusammen wären, ganz langsam und vorsichtig verführt zu werden.

Doch abends in ihrem Bett ersann sie vor dem Einschlafen Szenarien, die weder behutsam noch zärtlich waren. Sie träumte von einer Stadt, in der Männer jedes Recht hatten, sich Frauen, die ihnen gefielen, einfach zu nehmen.

Sandra war behütet aufgewachsen. In ihrem Umfeld gab es keine Gewalt. Unrecht und Verbrechen kannte sie nur aus Filmen, die sie abscheulich fand, weil sie ihr Angst einjagten.

In dieser Stadt, von der sie träumte, gab es keine Gewaltverbrechen. Eine altertümliche Stadtmauer mit jeweils einem Tor im Norden, Osten, Süden und Westen, umschloss die Siedlung. An den Eingängen standen Wachen in schweren Rüstungen. Die Garde beschütze nicht die Stadt, sondern die Besucher, die Einlass begehrten. Die Wachposten trugen keine scharfen Waffen, nur hölzerne Lanzen. Sie besaßen die Gabe, in die Frauen, die langsam an ihnen vorbeischritten hineinzusehen. Die Stadttore durfte nur passieren, wer aus freien Stücken und ohne Angst und Zweifel kam. Spürten die Wachen auch nur das geringste Zaudern, überkreuzten sie ihre Holzlanzen und verweigerten der Besucherin den Zutritt.

Sandra hatte viele vor den gekreuzten Lanzen umkehren sehen, wenn sie barfuß, mit wild klopfendem Herzen an den Wachposten vorbeigegangen war. Dabei hatte sie die durchdringenden Blicke der Beschützer bis tief in ihre Seele gespürt. Nie war sie aufgehalten worden. Und jedes einzelne Mal hatte unbändiger Stolz sie durchflutet, sobald sie sicher war, dass sie passieren durfte.

Bevor sie die Siedlung betrat, blieb sie regelmäßig stehen, nahm sich einen kurzen Moment, um zur Ruhe zu kommen. Dann schaute sie zu Boden, fixierte die hölzerne Schwelle, und übertrat sie, erfüllt von dem Bewusstsein, dass sie in diesem Augenblick ihren eigenen freien Willen ablegte.

Regelmäßig war es dunkel gewesen, wenn sie diesen Weg nahm, was vielleicht daran lag, dass es Nacht war, wenn sie sich vor dem Einschlafen ihrer Fantasie hingab.

Bei jedem Schritt spürte sie das Kopfsteinpflaster unter ihren nackten Fußsohlen. Ihr Herz galoppierte wie eine Herde Wildpferde, denn ihr war sehr gegenwärtig, dass schon im nächsten Augenblick jemand sie packen und mit sich ziehen könnte.

Und früher oder später geschah das dann auch. Wäre es nicht so gewesen, hätte die Sandra in ihrem Traum das sicherlich enttäuscht. Schließlich hatte sie sich genau zu diesem Zweck der durchdringenden prüfenden Blicke der Garde vor dem Stadttor gestellt.

Sie wurde mal in einen großen Raum, mal auf eine Art Marktplatz gebracht, wo man ihr befahl sich auszuziehen. Regelmäßig hatte sie das Gefühl, viele Augen schauten ihr dabei zu. Doch sicher war sie sich nur der Blicke des Mannes, der sie hergebracht hatte.

Sie kannte die Kerle nicht, die in der Stadt lebten. Niemals ähnelte einer von ihnen einer Person aus ihrem realen Leben.

Sobald sie splitternackt und mit vor Aufregung glänzenden Augen dastand, fesselte man sie mit weit gespreizten Beinen, die Arme über dem Kopf fixiert. Manchmal im Liegen oder auch mal im Stehen.

Was weiter geschah, davon hatte die junge unerfahrene Sandra nur sehr vage Vorstellungen, deshalb waberte an dieser Stelle regelmäßig dichter Nebel durch ihre Träume. Aber die Fantasie, nackt, wehrlos und fremdbestimmt zu sein, sorgte für Nässe zwischen ihren Schenkeln und brachte sie auf die Idee, sich dort, wo es so herrlich pochte, zu berühren.

So erlebte und genoss sie ihre ersten Orgasmen mit einer immer wiederkehrenden Fantasie, für die sie keinen Namen kannte. Und weil Sandra zu einer Zeit aufwuchs, in der ein Teenager keinen Zugang zum Internet hatte, erfuhr sie weder was für Neigungen sie da entwickelte, noch, dass es Gleichgesinnte gab.

Ich bin Sandy und das war die Zeit meiner Geburt.

Damals hatte ich keine Möglichkeit, mich bemerkbar zu machen. Dafür war ich noch viel zu klein und schwach.

Und so bekam Sandra ihren ersten Kuss, hatte ihren ersten Freund und machte ihre ersten sexuellen Erfahrungen, wie wohl jeder andere Teenager auch.

Das Erwachsenwerden brachte viele neue aufregende Erlebnisse mit sich, mit denen Sandra so beschäftigt war, dass sie die dunklen Fantasien, die ihre Pubertät dominierten, vergaß. Das reale Erleben war einfach wichtiger und die ganzen neuen Emotionen viel zu spannend und verwirrend, als das da noch Raum für anderes geblieben wäre.

Flüchtige Begegnungen und längere Beziehungen.

Liebe und Liebeskummer.

Erfüllte Erwartungen und große Enttäuschungen.

Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt.

Und dann kam Sven.

Sandra war mittlerweile dreiundzwanzig Jahre alt.

Die Partnerschaft begann mit Kuschelsex. Es war schön, denn sie mochte die Nähe und die Zärtlichkeit. Doch so richtig verstanden hatte sie bisher nicht, warum ihre Freundinnen eigentlich so wild aufs Vögeln waren. Sie selbst hätte Sex wohl als ganz nett bezeichnet. Es wäre ihr aber auch nicht schwergefallen, darauf zu verzichten.

Eines Abends, nach gut einem Jahr fester Beziehung, saßen Sandra und Sven gemeinsam auf der Couch und schauten sich einen Film an. Als eine Szene kam, in der jemand ans Bett gefesselt wurde, starrte Sandra gebannt auf den Fernseher und in ihrem Schritt begann es zu pochen.

»Auf sowas steh ich ja. Macht mich total an.«

Sie staunte nicht schlecht, denn es war Sven, der aussprach, was sie dachte.

»Mich macht das auch so richtig heiß«, erwiderte sie voller Inbrunst.

Sven fiel vor Überraschung fast vom Sofa. Nie hätte er damit gerechnet, dass seine kleine, eher bieder wirkende Freundin seine heimliche Sehnsucht teilte.

Die beiden öffneten sich, vertrauten einander ihre geheimen Wünsche an. Svens reale Erfahrungen beschränkten sich, ebenso wie die seiner Partnerin, auf Blümchensex. Aber er war neugierig und kannte sich immerhin gut genug im Internet aus, um BDSM-Bilder und Berichte finden zu können. Damit besaß er zumindest theoretisches Wissen, mit dem er Sandra um einiges voraus war. Er zeigte ihr ästhetische Schwarz-Weiß-Fotos von gefesselten Frauen in devoten Posen, die sie verdammt anregend fand. Dabei bestand für beide nie ein Zweifel daran, dass Sandra sich mit den fixierten Damen identifizierte und nicht etwa auf sie stand.

Die beiden begannen zu experimentieren. Zuerst verband Sven ihr nur die Augen. Damit katapultierte er Sandra in eine andere Welt. Sie erlebte seine Hände auf ihrer nackten Haut, seine Küsse auf ihrem Hals, sein Saugen an ihren Nippeln mit einer Intensität, die sie bis dahin nicht gekannt hatte.

Dann fesselte er ihr die Hände am Bettkopfteil.

Blind und wehrlos wand sie sich unter seinen Berührungen. Er beschränkte sich nicht länger darauf, sie zärtlich zu streicheln. Er kniff in ihre Nippel. Zunächst ganz leicht, dann immer fester. Ihre kleinen geilen Schreie wiesen ihm den Weg, wie weit er gehen konnte.

Sven war weniger Sadist als Reaktionsfetischist. Echte Schmerzensschreie turnten ihn ab, dafür liebte er ihre heftigen Reaktionen. Sie zuckte, wand sich, ließ die Hüften kreisen, stöhnte laut, bettelte um mehr oder um weniger oder um Erlösung.

Sven wollte mehr. Er fixierte sie mit weit gespreizten Armen und Beinen ans Bett. So nahm er ihr jede Möglichkeit, sich durch ihre heftigen Bewegungen abzulenken und damit die schwelende Hitze in ihrer Pussy zu mindern. Er reizte sie, klippte Wäscheklammern auf ihre Nippel und Schamlippen. Mal küsste er sie zärtlich, dann spankte er Brüste, Bauch, Oberschenkel und Scham mit der Gerte oder dem Flogger. Er berauschte sich an ihrem lustvollen Jammern und der wilden, leidenschaftlichen Raserei, mit der sie völlig erfolglos an ihren Fesseln zerrte.

Als er sie das erste Mal komplett gefesselt vögelte, beschwerte sie sich hinterher, weil sie ihn nicht hatte umarmen können.

Dennoch nahm er sie bei nächster Gelegenheit erneut, als sie wehrlos und vollständig fixiert vor ihm lag. Und dieses Mal gefiel es ihr. Seine Macht über sie berauschte sie beide und verstärkte die wilde Lust zu einer sinnlichen Raserei, die in den intensivsten Orgasmen ihren Höhepunkt fand, die Sandra und Sven je erlebt hatten.

Im Alltag herrschte Augenhöhe zwischen ihnen. Nur im Schlafzimmer hatte er das Sagen. Sie gaben sich einander hin, experimentierten und genossen jede Minute.

Sandra lebte ausschließlich im Hier und Jetzt. Der Gedanke, sich weitere Informationen über das, was sie da taten zu beschaffen, kam ihr nie. Deshalb kannte sie immer noch keinen Namen für das harte Liebesspiel, dem sie verfallen war. Sie nannte ihn auch nie ihren Herrn. Und sie kam niemals auf die Idee, sich auf die Suche nach Gleichgesinnten zu begeben.

Die beiden experimentierten viel, entwickelten ihre Vorlieben, ihre Grenzen und No-Gos. Sie mochten Fesselspiele, Spanking, Nadeln und mehr. Und sie waren sich fast immer einig bei dem, was ihnen gefiel oder auch missfiel, wie Puzzleteilchen, die ineinandergriffen. Sechs Jahre voller Spiel und Spaß, Geilheit und Erfüllung. Es passte einfach.

Ich bin Sandy und in dieser Zeit entwickelte sich meine Persönlichkeit, ohne das Sandra mich wahrnahm. Vielleicht war sie dazu einfach zu sehr auf Sven fixiert.

Die beiden stillten ihre Neugier auf nahezu alle Spielarten des BDSM. Nur vor einer Sache hatte Sandra Angst.

Wachs.

Von Wachsspielen konnte Sven sie nicht überzeugen.

Doch es gab eine andere, die auf Wachs stand. Svens Arbeitskollegin Tina. Die war jünger, blonder und vollbusiger als Sandra.

Nach sieben Jahren Beziehung, wovon ihre Entdeckungsreise in die Welt der dunklen Gelüste ganze sechs Jahre betrug, war der Sex immer noch hart, wild und wunderschön. Die aufregenden Erkundungen allerdings wurden seltener. So vieles hatten sie schon miteinander probiert und erlebt, dass die Experimentierphase wohl endgültig vorbei war.

Und darum entschied Sven, dass seine Reise mit Tina weitergehen sollte. Sandra kannte er inzwischen in- und auswendig und das war ihm zu langweilig.

Sandras Welt zerbrach in tausend Scherben und sie selbst fiel in ein unendlich tiefes Loch aus Schmerz.

Ich bin Sandy und in dieser Zeit hatte ich keine Chance, zu ihr durchzudringen.

Es dauerte lange, bis Sandra wieder Nähe zulassen konnte. Sie hatte diverse Beziehungen, ohne BDSM-Kontext und unterdrückte ihre Neigungen.

Doch je länger ihre Lähmung andauerte, desto weniger hielt ich es aus.

Ich versuchte, zu ihr durchzudringen, doch sie ließ mich nicht zu. Im Gegenteil. Sie sperrte mich ein, in das tiefste, dunkelste Verlies, ganz unten auf dem Grund ihres Herzens und warf den Schlüssel weg. Nie wieder, so schwor sie mir, würde sie mich hinauslassen.

Es gab Phasen, da schrie ich lautlos, so laut ich konnte, ruckelte an den Gitterstäben und verlangte nach Freiheit.

Und es gab Zeiten, da lag ich wie gelähmt auf der Pritsche in meiner Gefängniszelle, zog die Decke über den Kopf und war bereit aufzugeben.

Doch dann kam Er.

Dominik.

Sandra lernte ihn in den Tiefen des Internets kennen. Mit ihm konnte sie über alles reden. Er wurde ihr Vertrauter, ihr Freund und Seelenverwandter. Für ihn öffnete sie sich, wie für niemanden zuvor. Sie zeigte ihm absolut alles von sich, weil sie sich von ihm verstanden und gesehen fühlte, wie noch nie in ihrem Leben.

Dominik teilte Sandras Neigungen und inzwischen war sie so weit, dass BDSM nicht nur wieder möglich war. Sie konnte sich selbst und ihm eingestehen, dass sie sich danach sehnte.

Und weil Dominik ein sehr aufmerksamer Mann war, der über eine Menge Empathie, genügend Neugier und einen scharfen Blick verfügte, entdeckte er mich.

Er fand mich dort unten in meinem kalten dunklen Gefängnis, als er sein Augenmerk auf ihr Inneres richtete.

Er war es, der ganz vorsichtig meine Käfigtür öffnete und Sandra schaute ihm dabei zu, ohne zu protestieren.

Endlich war ich in der Lage, meinen Kerker zu verlassen. Doch ich tat es nicht. Ich hatte so viele Jahre der Hoffnungslosigkeit in diesem dunklen Loch verbracht, dass ich nicht glauben konnte, dass sie mich tatsächlich rausließ. Und selbst als die Wahrheit langsam zu mir durchdrang, traute ich mich nicht. Ich hatte nach all den Jahren der Dunkelheit einfach zu viel Angst.

Doch Dominik gab nicht auf. Er war neugierig auf mich. Er wollte mich unbedingt kennenlernen.

Ganz vorsichtig, in vielen Gesprächen lockte er mich, streckte mir seine Hand entgegen. Mit seiner unendlichen Geduld, seiner sanften, beschützenden Dominanz und seinem Einfühlungsvermögen brachte er mich schließlich dazu, nach seiner ausgestreckten Hand zu greifen, um mein Gefängnis zu verlassen. Ich richtete mich zu meiner vollen Größe auf und folgte ihm, dorthin wo die Sonne schien.

Und plötzlich war ich frei! Ich lebte endlich wieder! Und auch Sandra lächelte, als sie mich aufrecht mit hocherhobenen Kopf stehen sah. Ich sang und lachte und tanzte in der Sonne. Und ich war verrückt nach Dominik. Ich war mindestens genauso vernarrt in ihn wie Sandra.

Und dieser wunderbare Mann begehrte mich. Irgendwie wollte er sicher auch Sandra. Aber in erster Linie meinte er tatsächlich mich.

Er wollte, dass ich seine Sub werde. Beabsichtigte, mich zu seinem Eigentum zu machen.

Ich liebte diesen Mann abgöttisch.

Aber das konnte ich nicht zulassen. Ich war doch gerade erst nach einer langen, dunklen, kalten Ewigkeit hinaus in die Sonne getreten und jetzt endlich frei. Mir war noch keine Zeit geblieben, die neugewonnene Freiheit zu kosten. Natürlich wollte ich ihn!

Aber ich lehnte ab.

Ich konnte nicht anders.

Ich glaubte, das sei kein Problem für uns. Schließlich war er mein und Sandras bester Freund und unser Seelenverwandter. Keine Frage, er würde das verstehen, und mit mir in der Sonne tanzen, bis ich so weit wäre, ganz ihm zu gehören.

Doch da irrte ich mich gewaltig.

Er zögerte nur kurz, dann suchte er sich eine andere Sub. Und die fand er auch.

Einfach so. Zack.

Bis dahin hatte ich geglaubt, er meinte ganz speziell mich. Ich dachte, ich wäre es ihm wert.

Wie dumm und selbstverliebt kann man sein, so etwas zu denken?

Immerhin, irgendwann bekommt man vor Augen geführt, wie austauschbar man tatsächlich ist.

Ich bin Sandy und die andere war jünger und schlanker als ich. Gut sie war auch hässlich und hohlbirnig, aber offenbar trotzdem besser als ich. Denn im Gegensatz zu mir war sie liebenswert. Deshalb ging er und ließ mich allein.

Sandra brach zusammen und füllte ein ganzes Meer mit ihren Tränen.

Doch ich war wie gelähmt vor Schmerz.

Eine Weile stand ich immer noch starr in der Sonne, die ihren Glanz für mich verloren hatte.

Er war es doch, der mich mit seiner Geduld und seinem Verständnis dazu gebracht hatte, mein Gefängnis zu verlassen. Und jetzt war er weg.

Wie um Himmelswillen sollte ich denn klar kommen, ohne seine Hand, die mich hielt?

Ohne seine Freundschaft, seine Worte und ohne seine Dominanz.

Ich fühlte mich hilflos und verloren. Sandra war auch keine Hilfe, die hörte einfach nicht auf zu heulen. Also kroch ich zurück in mein altes dunkles Gefängnis, ganz tief unten auf den Grund ihres Herzens und setzte mich unter die Pritsche in die hinterste Ecke.

Ich rechnete damit, dass Sandra die Gittertür erneut versperrte und den Schlüssel wegwarf, aber das war mir egal. Ich wollte einfach nur dort sitzen und nie wieder rauskommen.

Doch Sandra tat nichts dergleichen. Die Tür blieb offen, auch wenn mich das wenig interessierte.