Die unaufgeklärte Gesellschaft - Peter Schmidt - E-Book

Die unaufgeklärte Gesellschaft E-Book

Peter Schmidt

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Beschreibung

Ist Aufklärung nur ein Versprechen ohne weitreichende Folgen? Lässt sich ein Grund für unser offensichtliches Versagen angesichts all der fortdauernden Kriege und Gewalttätigkeiten erkennen? Man könnte glauben, das Elend in der Welt beruhe lediglich auf altbekannten Problemen wie Raffgier, Aggressivität und Gleichgültigkeit. Doch unsere stecken gebliebene Aufklärung scheint daran einen nicht minder großen Anteil zu haben. Und der liegt offenbar in unserem unzureichendem Verständnis, was Lebensqualität, Werte und Moral anbelangt …

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Peter Schmidt

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Die unaufgeklärte Gesellschaft

eBook im ePUB-Format

Auch als Paperback lieferbar

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Copyright ©: 2021

Peter Schmidt

[email protected]

ZUM BUCH

Aufklärung – ein Versprechen ohne weitreichende Folgen?

Lässt sich ein Grund für unser offensichtliches Versagen angesichts all der fortdauernden Kriege und Gewalttätigkeiten erkennen? 50 bis 60 Millionen Menschen starben im Zweiten Weltkrieg. Etwa 80 Millionen Menschen sind weltweit gegenwärtig auf der Flucht …

Man könnte glauben, das Elend in der Welt beruhe lediglich auf altbekannten Problemen wie Raffgier, Paranoia, Aggressivität, Gleichgültigkeit, Verbrechen und Mordlust.

Doch unsere stecken gebliebene Aufklärung scheint daran einen nicht minder großen Anteil zu haben. Und der liegt offenbar in unserem unzureichendem Verständnis, was Lebensqualität, Werte und Moral anbelangt …

Ist Aufklärung also womöglich nur so etwas wie ein „unvollendetes Projekt der Moderne“, wie der Philosoph Jürgen Habermas in seiner Kritik der skeptischen

Postmoderne mutmaßte?

Inhaltsverzeichnis

(Seitenzahlen der Druckausgabe)

Aufklärung – ein Versprechen ohne weitreichende Folgen? … 7

Von der Schwierigkeit, Wert und Beschreibung zu unterscheiden … 12

Kontingenz der Gefühle … 23

Wenn ich Adolf Hitler wäre … 33

Wählbarkeit von Motivationen … 36

Positiv- und Negativsein … 46

Das Problem der Methodenevidenz … 49

Was ist Lebensqualität? … 53

Was ist Leiden? … 54

Moralbegründung … 56

Wertpluralismus als Voraussetzung von Moralbegründung … 58

Die Regel, die Positivität des Anderen und damit des gesamten Systems zu betreiben … 59

Das Beteiligungsprinzip … 63

Individuelles Votum für Moral … 64

Gesellschaftssysteme und Wertpluralismus ... 64

Das Problem irrationaler Konsistenz subjektiver Bewertungen … 67

Anhang Begriffserklärungen

Namensverzeichnis … 80

Sachregister … 82

Anhang II … 85

Über den Autor … 95

Bibliographie … 96

„Aus so krummem Holze,

als woraus der Mensch gemacht ist,

kann nichts ganz Gerades

gezimmert werden.“

Immanuel Kant

Aufklärung – ein Versprechen

ohne weitreichende Folgen?

Aufklärung sei laut Immanuel Kant:

„der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!, ist also der Wahlspruch der Aufklärung“.

(Immanuel Kant: „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ Berlinische Monatsschrift 1784)

Einfacher gesagt: Als aufgeklärte Menschen sollten wir uns nicht auf die Meinung anderer verlassen und unsere Fähigkeit, selbst zu denken, auch tatsächlich in die Tat umsetzen.

Nimmt man ernst, was als Aufk1lärung angesehen wird, dann beinhaltet Kants Appell in der Gegenwart ein weites Feld von Intentionen.

Aufklärung bedeutet Berufung auf Vernunft, Befreiung von althergebrachten, aber überholten Vorstellungen, Überwindung einengender Ideologien und Vorurteile. Und dies selbst gegen den Widerstand der Tradition und liebgewordener Gewohnheiten. Aufklärung meint aber auch religiöse Toleranz, Gleichbehandlung, Verwirklichung von Menschenrechten, Bemühen um Rechtsstaatlichkeit und Meinungsbildung nach den Kriterien fortschreitender Forschung.

Doch von Kants berühmtem Leitspruch ist vor und nach den Katastrophen beider Weltkriege, den unfassbaren Gräueln des Holocaust, offensichtlich kaum mehr geblieben als ein schöner, aber in weiten Teilen der Welt wirkungsloser Appell.

Zweifel und Kritik an der Aufklärung gab es allerdings schon unter den Aufklärern selbst, bis hin zur Frankfurter Schule und zur Postmoderne

Zwar waren die Erklärung der Menschenrechte nach dem Zweiten Weltkrieg, waren Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Pressefreiheit, Gewaltenteilung, Internationaler Gerichtshof, Wertpluralismus, Religionsfreiheit, Institutionen wie Welthungerhilfe und Sozialwerke durchaus beachtliche positive Antworten.

Aber als seien fünfzig bis sechzig

Millionen Tote im Zweiten Weltkrieg

nicht genug …

… sah sich die Welt schon bald atomarer Bedrohung und Aufrüstung ausgesetzt, dem Vietnamkrieg, dem Massaker von Srebrenica, den Foltern und Morden der Roten Khmer, den IS-Gräueln, dem Wiedererstarken rechter Gewalt und zahlreichen mörderischen Kriegen wie im Irak, in Libyen und Syrien.

Lässt sich ein Grund für unser offensichtliches Versagen angesichts all der fortdauernden Kriege, Gewalttätigkeiten und Egoismen erkennen?

Man könnte glauben, das Elend in der Welt beruhe lediglich auf altbekannten Problemen wie Egoismus, Verbrechertum, Hass, Paranoia, Gleichgültigkeit und Ignoranz, Raffgier, Aggressivität, Gewalttätigkeit und Mordlust.

Doch unsere stecken gebliebene Aufklärung scheint daran – überraschenderweise? – einen nicht minder großen Anteil zu haben …

Dies liegt wohl auch an typischen analytischen Defiziten, wie im Folgenden gezeigt werden soll. Wir fliegen zwar zum Mond, entschlüsseln Gene, spalten Atomkerne, entwickeln Antibiotika und bauen die höchsten Gebäude der Welt, aber im Mainstream fehlen uns offenbar grundsätzliche Voraussetzungen, um uns selbst zu verstehen.

Zugegeben – man kann vom Alltagsmenschen nicht erwarten, dass er die intellektuelle Arbeit leistet, für die eigentlich Psychologen, Soziologen, Historiker und Philosophen zuständig wären.

Doch seit Montesquieu, Voltaire, Rousseau, Diderot und Kant bis hin zur Moderne und Postmoderne Adornos, Habermas’ und Lyotards ist es der Aufklärung offensichtlich nicht gelungen, menschliche Grundthemen ausreichend genau zu erfassen. Dazu gehören beispielsweise:

Ein alltagstauglicher Begriff von Wert und Lebensqualität

Der Unterschied von Bewertungen und Beschreibungen

Eine klare Definition von Positiv- und Negativsein im Leben

Der genaue Charakter des Fühlens

Ein präzises Verständnis von Objektivität, Subjektivität und Allgemeingültigkeit

Naiver Wertobjektivismus als Ursache von Konfrontation, Hass, Lagerbildung, Unterdrückung und Aggression

Das Problem der Methodenevidenz

Wählbarkeit von Motivationen

Eine Moralbegründung, die kritischem Hinterfragen standhalten kann

Andererseits müsste es eigentlich auch den mit Lebensunterhalt und Alltagsproblemen beschäftigten Normalmenschen irgendwann stutzig gemacht haben, wieso gegenüber dem Nationalsozialismus in der nachfolgenden Bundesrepublik die gesellschaftlichen Auffassungen radikal umschlugen.

– Wieso der Jude plötzlich nicht mehr minderwertig und kein böser Weltverschwörer und Ausbeuter war.

– Warum Rassendiskriminierung mit einem Male als unzeitgemäß galt und Hautfarbe nicht mehr als Zeichen von Minderwertigkeit erschien.

– Wieso Homosexualität nicht weiter als Verbrechen geahndet wurde.

– Was Frauen gegenüber dem Mann gleichberechtigt machte.

War denn zwei und zwei plötzlich nicht mehr vier?

Andererseits kam selbst noch um 1952 eine Befragung der westdeutschen Bevölkerung mehrheitlich zu dem überraschenden Ergebnis, dass die nationalsozialistische Politik eine richtige Politik war, die nur „schlecht ausgeführt“ wurde. Hier könnten einem Zweifel kommen, dass all die „schönen Evidenzen“ einer gerechteren Gesellschaft nach dem Kriege nicht oft bloßer Opportunismus waren.

Es scheint, als habe uns die Aufklärung mit ihrer Forderung nach Vernunft, ihrem

Kampf gegen Vorurteile, für Emanzipation, Bürger- und Menschenrechte und

Gemeinwohl einen seltsamen

gesellschaftlichen und

politischen Zwitter

hinterlassen …

Mangelndes Verständnis unserer Werturteile führt, wie das Beispiel Hitlers nur allzu drastisch gezeigt hat, leicht zu vermeintlichen „Heilsbringern“.

Schauen wir uns also einmal genauer unsere Defizite hinsichtlich der stecken gebliebenen Aufklärung an, die vor allem folgende Klärungen umfasst: Werte, Positiv- und Negativsein, Fühlen, Objektivität, Subjektivität und Allgemeingültigkeit, Evidenz, Methodenevidenz, Motivationen, Moralbegründung.

Von der Schwierigkeit, Wert und

Beschreibung zu unterscheiden

Dem Alltagsverständnis nach sind „Werte“ positive Ziele oder erstrebenswerte Zustände wie etwa Tapferkeit, Demokratie, Gesundheit, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Glück, Moral, Wohlstand, Menschenrechte, Hilfsbereitschaft.

Im weiteren – allgemeineren – Sinne verwenden wir die Bezeichnung Wert aber auch für alles, was uns persönlich jeweils „etwas wert“ erscheint. Ein Ding, eine Eigenschaft, ein Prozess, eine Entwicklung, ein Zustand, eine Methode – also das, was wir erreichen, behalten, steigern und vermehren oder auch zum Verschwinden bringen wollen, wie etwa Krankheit oder Armut. Ebenso sind Unwerte wie Ungerechtigkeit, Gewalttätigkeit, Gleichgültigkeit, Gier, Angst als Handlungsweisen und Zustände auch nur ein Ausschnitt aus der viel größeren Palette aller jener möglichen negativen Charakteristika, die „Unwerte“ im weitesten Sinne innerhalb unserer alltäglichen Lebenserfahrungen darstellen: der tropfende Wasserhahn, die defekte Heizung, das verlorene Portemonnaie, schlechte Laune, Schmerzen. Prinzipiell kann man sagen, dass es bei Werten und Unwerten immer um irgendeine Form von Positiv- und Negativsein geht. Wobei es seit der Aufklärung kaum jemals Thema war, Positivsein und Negativsein unserer Lebenserfahrungen ausreichend genau zu erklären.

Worin liegt das Problem, Werte hinsichtlich ihres Positiv- und Negativseins

genauer zu verstehen?

Unzureichendes Wertverständnis ist eine der Quellen von Negativität in der Welt, aber auch von Einschränkung unser Leistungsfähigkeit und Selbstverwirklichung. Vor allem aber führt dieses Defizit weltweit zu einer ungeheuerlichen Zahl unnötigen Leidens und menschlicher Verluste – zu Kriegen, Verbrechen, Gewalttätigkeit, Folter.

Der Grund dafür liegt unter anderem darin, dass wir

oft unsere Wertvorstellungen mit objektiven und allgemeingültigen Beschreibungen verwechseln.

Dies geschieht in der Regel unreflektiert. Erkennbare „Objektivität“ und „Allgemeingültigkeit“ unserer Werte werden im Mainstream selten oder gar nicht zum Thema. Schauen wir uns also im Folgenden ein wenig genauer an, was man unter Werten verstehen sollte …

Der Unterschied von subjektiver Abneigung und objektivem Unwert

Aus einleuchtenden Gründen müsste eigentlich das Merkmal, das den Wert zum Wert macht, in irgendeiner Weise an der Sache, dem Gegenstand – oder einer Regel, einem Verhalten, einer Veränderung – zu finden sein. Also am Objekt befindlich, weshalb man auch von „objektiv“ anstatt lediglich „subjektiv“ spricht.

Am Beispiel des Dreiecks: Als geometrische Figur verfügt das Dreieck über drei miteinander verbundene Strecken. Unverbundene Linien würden kein Dreieck ergeben. Auch vier Strecken ergäben kein Dreieck, sondern beispielsweise ein Rechteck.

Man kann diese Urteilsform als analytisch im Sinne der Erkenntnistheorie Immanuel Kants bezeichnen (analytische Urteile a priori neben synthetischen Urteilen a priori). Finden wir aber das Merkmal des Wertes nicht in irgendeiner Weise an der Sache, dann bleibt eigentlich nur die Schlussfolgerung, dass der behauptete Wert Täuschung, Irrtum, Einbildung oder bestenfalls Vermutung ist.

Sehen wir uns dies an einem Beispiel genauer an: Ein Antibiotikum verfügt womöglich über die Fähigkeit, meine Lungenentzündung zu heilen. In diesem Fall wäre der Wert so etwas wie ein Mittel zum erstrebten Zweck, z.B. nicht zu leiden, geheilt zu werden und zu überleben. Der Wert bestände hier augenscheinlich in seiner Funktion als Medikament.