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Trotz Ausbildung und Renommee leiden wir in gewissen Situationen unter einer eklatanten Denkschwäche. Allan Guggenbühl geht im vorliegenden Buch den Handlungen auf den Grund, die aus nüchterner Perspektive nicht nachvollziehbar sind - und unsere Intelligenz, Kompetenzen und unseren Ausbildungsgrad in Frage stellen. Es geht um mangelnde Klugheit. Doch was ist Klugheit? Weshalb scheint sie uns oft abhanden gekommen zu sein? Anhand anschaulicher, konkreter Situationen etwa aus der Welt der Politik, Schulen und Banken führt uns Allan Guggenbühl durch die Thematik und zeigt auf vergnügliche Art, dass Klugheit weit mehr bedeutet als die Verfügbarkeit von Wissen. Normen regeln gesellschaftliche Abläufe. Der Zweck dieser Normen ist schnell erkannt: Sie sind eine Antwort auf Unvernunft. Sie sollen uns vor uns selber schützen. Vereinheitlichung von Arbeitsprozessen im Namen von Effizienz, Sicherheit und Qualitätssicherung, Implementation des "best practice" - können diese Ansätze auf die Arbeit mit Menschen übertragen werden? Unter anderem anhand der PISA-Studie plädiert der Autor für eigenständiges Denken: Kluges Handeln bedeutet, dass man sich über berufliche Standards hinauswagt, wenn es angezeigt ist, und neue Kombinationen oder Alternativen andenkt. Das Buch richtet sich an alle, die die Gefahr geistiger Einkerkerung erkannt haben - und bereit sind, sich mittels Selbstreflexion den Paradoxien des Lebens zu stellen.
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Seitenzahl: 317
Veröffentlichungsjahr: 2015
Die vergessene Klugheit
Allan Guggenbühl
Programmbereich Psychologie
Allan Guggenbühl
Die vergessene Klugheit
Wie Normen uns am Denken hindern
Prof. Dr. Allan Guggenbühl
Untere Zäune 1
8001 Zürich
Schweiz
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Anregungen und Zuschriften bitte an:
Hogrefe AG
Lektorat Psychologie
Länggass-Strasse 76
3000 Bern 9
Schweiz
Tel: +41 31 300 45 00
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.hogrefe.ch
Lektorat: Dr. Susanne Lauri
Bearbeitung: Sigrid Weber, Freiburg
Herstellung: Daniel Berger
Druckvorstufe: Claudia Wild, Konstanz
Umschlagabbildung: © Thomas Vogel, iStock
Umschlaggestaltung: Claude Borer, Basel
Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co, Göttingen
Printed in Germany
1. Auflage 2016
© 2016 Hogrefe Verlag, Bern
(E-Book-ISBN_PDF 978-3-456-95239-0)
(E-Book-ISBN_EPUB 978-3-456-75239-6)
ISBN 978-3-456-85239-3
«Hast du dir schon überlegt, wieso Eisbären in der Arktis nicht Ferien in der Karibik machen?», fragt mich ein Kollege während eines gemeinsamen Nachtessens. Ich gestehe, dass ich mich bisher nicht mit den Ferienplänen der Eisbären beschäftigt habe. Mein Kollege erklärt mir, wieso wir Menschen im Gegensatz zu Eisbären immer wieder zu neuen Ufern aufbrechen. Der Grund: Wir lassen uns von Traumvorstellungen verführen! Oft haben sie wenig oder nichts mit unserer Lebensrealität zu tun. Wir wagen Neues und gehen Risiken ein, weil innere Bilder uns dazu zwingen. Was uns antreibt, ist nicht die Realität, sondern unsere Fantasie! Ergo: Wir müssen uns vermehrt auf unsere Imaginationen konzentrieren. Wir sollten in der Arbeit und der Schule unsere verrückten, die Realität transzendierenden Fantasien äußern, wenn wir weiterkommen wollen. Nur so gibt es Innovationen. Fantasien sind der Schlüssel zum Verständnis des Menschen.
Mein Kollege fordert nun, dass Bildung und Arbeitswelt sich an Fantasien orientieren. Sein Gedanke ist originell. Wieso äußert er seine Schlussfolgerungen jedoch nur im vertrauten Gespräch nach einem Glas Wein? An gemeinsamen Sitzungen höre ich nie entsprechende Gedanken, und seine wissenschaftlichen Publikationen sind so trocken wie der Saharastaub. Er passt sich – ohne es zu realisieren – dem Mainstream an. Im Betrieb bedient er sich des Jargons der Institution und respektiert die Tabus, die der öffentliche Diskurs auferlegt. Was er darüber hinaus denken könnte, dringt nicht in sein Bewusstsein. Schließlich ist er ein seriöser Wissenschaftler, der sich nach anerkannten Standards ausrichtet!
Solche Erfahrungen sind der Ausgangspunkt dieses Buches: die unheimliche Diskrepanz zwischen dem, was wir denken, schlussfolgern, sinnieren oder spekulieren könnten, und dem, was wir wirklich äußern. Wieso wagen wir es nicht, Ideen auszudrücken, die vielleicht nicht in den beruflichen Kontext oder die aktuelle soziale Situation passen? Ist es die politische Correctness? Systemgläubigkeit?
Das Buch geht von der These aus, dass Normen und soziale Codes unsere Denkleistungen hemmen. In der Arbeitswelt, jedoch auch in der Wissenschaft und Bildung bewegen wir uns in einer überreglementierten Welt. Als sozial angepasste Wesen, die wir meistens sind, fügen wir uns diesen expliziten oder versteckten Codes. Wir wollen ja dazugehören! Die Folgen: Wir erkennen Gefahren nicht, blockieren Innovationen und werden zu Funktionären. Wir gehorchen Normen, die irgendwelche Gremien definiert und beschlossen haben. Wir vertrauen unseren eigenen Denkkapazitäten und Praxiserfahrungen nicht. Wir wagen es selten, zu neuen Ufern aufzubrechen.
Dieses Buch will die Gründe aufzeigen, wieso es so weit gekommen ist. Es will jedoch auch Mut machen, der eigenen Klugheit zu trauen, sie zu nutzen und Neues zu wagen. Wir sind ja schließlich keine Eisbären!
Meiner Kollegin Julia Beltling möchte ich für ihre tatkräftige Unterstützung, Ideen, Aufmunterungen und klugen Gespräche über den Inhalt dieses Buches danken.
Allan Guggenbühl, Oktober 2015
«Den Insassen der Wissensgesellschaft falle es deutlich schwerer als früher, Erfahrungen zu sammeln: Der Einzelne hat zwar jede Menge Erlebnisse, aber es gelingt ihm nicht mehr, diese Erlebnisse in Erfahrungen zu verwandeln … ohne einen festen Erfahrungskern reagieren die Menschen nur noch reflexhaft und situativ – und eben nicht mehr klug aus Erfahrung.» Thomas Assheuer – DIE ZEIT, 3.5.2012, Nr. 19
Der Anzug sitzt perfekt, der Auftritt ist makellos: Der etwa fünfzigjährige Mann strahlt Professionalität, Entschlusskraft, Intelligenz und Souveränität aus. Ein wichtiger Wirtschaftsführer und eine Stütze unserer Gesellschaft, vermutet man. Nach einem Flug aus New York wartet er ungeduldig am Ausgang von Terminal B des Flughafens Zürich Kloten. Er ist aufgebracht: «Where is my Limo?», schreit er enerviert in sein Handy. Wo steht die Limousine, die ihn ins Stadtzentrum bringen soll? Die wartenden Taxis neben ihm ignoriert er. Hinter ihm stehen zwei jüngere Männer. «Was für ein Baby!», flüstert der eine dem anderen zu.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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