Die vergessene Klugheit - Allan Guggenbühl - E-Book

Die vergessene Klugheit E-Book

Allan Guggenbühl

4,9
21,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Trotz Ausbildung und Renommee leiden wir in gewissen Situationen unter einer eklatanten Denkschwäche. Allan Guggenbühl geht im vorliegenden Buch den Handlungen auf den Grund, die aus nüchterner Perspektive nicht nachvollziehbar sind - und unsere Intelligenz, Kompetenzen und unseren Ausbildungsgrad in Frage stellen. Es geht um mangelnde Klugheit. Doch was ist Klugheit? Weshalb scheint sie uns oft abhanden gekommen zu sein? Anhand anschaulicher, konkreter Situationen etwa aus der Welt der Politik, Schulen und Banken führt uns Allan Guggenbühl durch die Thematik und zeigt auf vergnügliche Art, dass Klugheit weit mehr bedeutet als die Verfügbarkeit von Wissen. Normen regeln gesellschaftliche Abläufe. Der Zweck dieser Normen ist schnell erkannt: Sie sind eine Antwort auf Unvernunft. Sie sollen uns vor uns selber schützen. Vereinheitlichung von Arbeitsprozessen im Namen von Effizienz, Sicherheit und Qualitätssicherung, Implementation des "best practice" - können diese Ansätze auf die Arbeit mit Menschen übertragen werden? Unter anderem anhand der PISA-Studie plädiert der Autor für eigenständiges Denken: Kluges Handeln bedeutet, dass man sich über berufliche Standards hinauswagt, wenn es angezeigt ist, und neue Kombinationen oder Alternativen andenkt. Das Buch richtet sich an alle, die die Gefahr geistiger Einkerkerung erkannt haben - und bereit sind, sich mittels Selbstreflexion den Paradoxien des Lebens zu stellen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 317

Veröffentlichungsjahr: 2015

Bewertungen
4,9 (16 Bewertungen)
15
1
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Die vergessene Klugheit

Allan Guggenbühl

Programmbereich Psychologie

Allan Guggenbühl

Die vergessene Klugheit

Wie Normen uns am Denken hindern

Prof. Dr. Allan Guggenbühl

Untere Zäune 1

8001 Zürich

Schweiz

[email protected]

Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Kopien und Vervielfältigungen zu Lehr- und Unterrichtszwecken, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Anregungen und Zuschriften bitte an:

Hogrefe AG

Lektorat Psychologie

Länggass-Strasse 76

3000 Bern 9

Schweiz

Tel: +41 31 300 45 00

E-Mail: [email protected]

Internet: http://www.hogrefe.ch

Lektorat: Dr. Susanne Lauri

Bearbeitung: Sigrid Weber, Freiburg

Herstellung: Daniel Berger

Druckvorstufe: Claudia Wild, Konstanz

Umschlagabbildung: © Thomas Vogel, iStock

Umschlaggestaltung: Claude Borer, Basel

Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co, Göttingen

Printed in Germany

1. Auflage 2016

© 2016 Hogrefe Verlag, Bern

(E-Book-ISBN_PDF 978-3-456-95239-0)

(E-Book-ISBN_EPUB 978-3-456-75239-6)

ISBN 978-3-456-85239-3

Inhaltsverzeichnis
Titel
Impressum
Vorwort
Kapitel I: Klugheit: Vom Mut, Dinge anders zu sehen, als man denkt
Zivilisierte Rebellen
Die Illusion der Selbststeuerung
Trügerische Gewissheiten
Verborgene Zusammenhänge
Abschied von Denkschablonen
Kapitel II: Wissen als Machtmittel oder fixierte Weisheit?
Von der Weisheit der Götter profitieren
Das Ende des Staunens: Der Siegeszug der Schrift
Die Entfesselung des Wissens durch den Buchdruck
Die unheimliche Macht der Wissensverwalter
Klug dank Klick: Wird das Wissen zur Ware?
Kapitel III: Inszenierte Aufregung, hysterischer Tanz oder kollektives Einlullen? Der Einfuss des öffentlichen Diskurses auf das Denken
Die Mechanismen des öffentlichen Diskurses
Welche Themen schaffen es auf die Titelseite?
Hysterien oder Aufklärung?
Projektionsfläche für latente Ängste
Empörungswellen als gesellschaftliche Notwendigkeit
Unsere Freude an Skandalen
Gesellschaftliches Palaver als kollektives Kraulen
Entlastung von eigenem Fehlverhalten
Die Inszenierung moralischer Debatten
Bestätigung der eigenen Überlegenheit
Denkverbote
Ist selbstständiges Denken möglich oder wiederholen wir Gehörtes?
Kapitel IV: Dank Normierung und Standardisierung zur perfekten Einheitsgesellschaft?
Damit der Alltag runder läuft: Warum wir Normen und Standards brauchen
Wie Normen und Standards entstehen
Standards sind problematisch in der Arbeit mit Menschen
Das Anpassungssyndrom
Standardisierungswahn im Bildungssystem nach PISA – ein Fallbeispiel
Fallstricke der PISA-Studie
Der PISA-Schock und die Reaktionen
Vom Sinn und Unsinn der erfolgten Maßnahmen
Auf Kosten der Individualität: Standardisierte Lehrpraxis
Aus Lehrkörpern werden Teams
Ein problematischer Machtzuwachs? Die Position des Schulleiters
Handbücher als Kontrollmittel?
Gesteuerte Angestellte versus eigenständige Persönlichkeiten
Standardisierungen werden der Komplexität der Schule nicht gerecht
Die (geheimen) Versprechen
Plädoyer für einen kreativen Umgang mit Normen
Menschliche Interaktionen passen in kein Schema
Kapitel V: Vorgetäuschte Rationalität: Fallbeispiel Wirtschafts- und Finanzwelt
Mit Suggestion (Be-)Denken außer Kraft setzen
Seriöse Inszenierungen
Vertrauen aufbauen
Die Kunst, Einfaches kompliziert darzustellen
Die Magie der Zahlen
Spiel und Spekulation hinter einem Schleier der Seriosität
Kapitel VI: Die Verführbarkeit der Experten und Intellektuellen durch den Mainstream
Versteckte Zwänge und Motive
Narzissmus
Gefangen im Denken des Berufsstands
Intellektuelle Überheblichkeit
Statussteigerung
Der Kommunikationsstil als Distinktionsmerkmal
Anpassungsdruck
Mechanismen, die das Denken einengen
Informationskaskaden
Orientierung an anderen
Selbstüberschätzung
Sozialer Beweis
Abhängigkeit führt zu Konsens
Denke ich oder ein Archetyp in mir?
Von der Notwendigkeit eines rebellischen Geistes
Kapitel VII: Fallstricke der evidenzbasierten Forschung
Kriterien für Objektivität? Die Grundlagen der evidenzbasierten Forschung
Überprüfbarkeit
Wiederholbarkeit
Statistische Signifikanz
Aus Konstruktionen werden Tatsachen
Worte mutieren zu Fakten
Unser Selbstbild als Propaganda
Meinungseinfalt: die Gefahr, sich der Stimme der Öffentlichkeit zu fügen
Wiederkehr des Gleichen
Der Wiedererkennungseffekt
Vermitteln Daten ultimative Wahrheiten?
Qualität im Wissenschaftsbetrieb
Mangel an geistiger Kreativität?
Die Angst, als «akademische Leiche» zu enden
Manipulationen, Datenfälschungen und Plagiate
Wer liest Fachzeitschriften außer den Autoren?
Selbstbeweihräucherungen
Die Dummheit unserer Ahnen als Bestätigung unserer Überlegenheit?
Umnebelt der Neuro-Hype unser Denken?
Inszenierte Sensationen
Wissenschaftler als Übermenschen?
Blinde Flecken?
Irritationen als Auslöser von Geistesblitzen
Verifizierte Theorien statt Einzelbeobachtungen
Die Fähigkeit zur Imagination unterscheidet uns von Eisbären!
Die Notwendigkeit, außerhalb von Konventionen zu denken
Schlussfolgerungen
Einwände einzelner Personen ernst nehmen
Harmonie verengt den Denkraum
Entscheidet die lebenspraktische Intelligenz über Erfolg?
Todesursache Wissenschaftlichkeit
Die Entmündigung der Praktiker durch Standards
Menschen leben von inneren Bildern
Akademien als Originalitätsbremser
Verflacht die Aus- und Weiterbildung?
Kapitel VIII: Denkimpulse zur Klugheit
Wer komplizierte Erklärungen abgibt, möchte täuschen
Je größer eine Organisation, desto kleiner ihr Denkhorizont
Auch aus einzelnen Ereignissen lassen sich Erkenntnisse ableiten
Geschichte birgt viel Wissen
Der Kluge lässt Irritationen zu
Klugheit bedeutet, sich jenseits herrschender Denkcodes zu bewegen
In unseren Träumen erschließt sich uns die Welt
Slogans fördern einseitiges Denken
Bei organisierter Kreativität droht geistige Öde
Mit Diplomen sichern die Alten ihre Macht
Im Spiel erschließen sich Weisheiten
Wer loslässt, kommt weiter
Unlösbare Probleme fördern den politischen Erfolg
Ein Begriff ist noch keine Erklärung!
Wer ganz Ohr ist, dem gehört die Welt
Sich nur anzupassen, führt zur geistiger Ödnis
Größe kommt vor dem Fall
Sich nicht durch Ideologien völlig vereinnahmen lassen
Den anderen verstehen heißt auch, seine irrationalen Seiten zu sehen
Dissonanz bringt uns weiter, Übereinstimmungen blockieren
Unser Zivilisationsschrott zeigt uns, wer wir sind
Kluge Gedanken fallen vom Himmel
Klugheit bedeutet, dass einem das «man» egal ist
Der Macht des öffentlichen Diskurses entgegentreten
Wer sich als Angehöriger der Elite besondere Fähigkeiten zuschreibt, outet sich als Banause
Klugheit bedeutet, symbolische Aussage zu erkennen
Wer seine Zukunftsfantasien nicht hinterfragt, landet in der Vergangenheit
Die Vergangenheit hilft uns, die Zukunft zu entschlüsseln
Einen Menschen zu verstehen heißt, ihm immer wieder neu und offen zu begegnen
Kommunizieren heißt, Täuschungsmanöver zu erkennen
Angst verweist auf verdrängte Themen
Wer gelegentlich blöd sein kann, beweist seine Klugheit
Klugheit braucht Freiräume
Vielfalt ist besser als Einfalt
Wer seine Vergangenheit nicht einbezieht, dem droht geistiger Stillstand
Dem Zweifel eine Stimme geben
Mit Imagination die Wirklichkeit verstehen
Klugheit drückt sich nicht nur in Worten, sondern auch in Handlungen aus
Vertrauen ermöglicht kluges Denken
Nicht Methoden entscheiden über Erfolg, sondern Menschen
Aus unseren Worten sprechen Archetypen
Mit Klischees lassen sich manchmal ungeahnte Prägungen entdecken
Wenn alle gleicher Meinung sind, dann stimmt etwas nicht
Statistiken täuschen Objektivität vor, kritisches Nachfragen wird vergessen
Literatur
Der Autor

Vorwort

«Hast du dir schon überlegt, wieso Eisbären in der Arktis nicht Ferien in der Karibik machen?», fragt mich ein Kollege während eines gemeinsamen Nachtessens. Ich gestehe, dass ich mich bisher nicht mit den Ferienplänen der Eisbären beschäftigt habe. Mein Kollege erklärt mir, wieso wir Menschen im Gegensatz zu Eisbären immer wieder zu neuen Ufern aufbrechen. Der Grund: Wir lassen uns von Traumvorstellungen verführen! Oft haben sie wenig oder nichts mit unserer Lebensrealität zu tun. Wir wagen Neues und gehen Risiken ein, weil innere Bilder uns dazu zwingen. Was uns antreibt, ist nicht die Realität, sondern unsere Fantasie! Ergo: Wir müssen uns vermehrt auf unsere Imaginationen konzentrieren. Wir sollten in der Arbeit und der Schule unsere verrückten, die Realität transzendierenden Fantasien äußern, wenn wir weiterkommen wollen. Nur so gibt es Innovationen. Fantasien sind der Schlüssel zum Verständnis des Menschen.

Mein Kollege fordert nun, dass Bildung und Arbeitswelt sich an Fantasien orientieren. Sein Gedanke ist originell. Wieso äußert er seine Schlussfolgerungen jedoch nur im vertrauten Gespräch nach einem Glas Wein? An gemeinsamen Sitzungen höre ich nie entsprechende Gedanken, und seine wissenschaftlichen Publikationen sind so trocken wie der Saharastaub. Er passt sich – ohne es zu realisieren – dem Mainstream an. Im Betrieb bedient er sich des Jargons der Institution und respektiert die Tabus, die der öffentliche Diskurs auferlegt. Was er darüber hinaus denken könnte, dringt nicht in sein Bewusstsein. Schließlich ist er ein seriöser Wissenschaftler, der sich nach anerkannten Standards ausrichtet!

Solche Erfahrungen sind der Ausgangspunkt dieses Buches: die unheimliche Diskrepanz zwischen dem, was wir denken, schlussfolgern, sinnieren oder spekulieren könnten, und dem, was wir wirklich äußern. Wieso wagen wir es nicht, Ideen auszudrücken, die vielleicht nicht in den beruflichen Kontext oder die aktuelle soziale Situation passen? Ist es die politische Correctness? Systemgläubigkeit?

Das Buch geht von der These aus, dass Normen und soziale Codes unsere Denkleistungen hemmen. In der Arbeitswelt, jedoch auch in der Wissenschaft und Bildung bewegen wir uns in einer überreglementierten Welt. Als sozial angepasste Wesen, die wir meistens sind, fügen wir uns diesen expliziten oder versteckten Codes. Wir wollen ja dazugehören! Die Folgen: Wir erkennen Gefahren nicht, blockieren Innovationen und werden zu Funktionären. Wir gehorchen Normen, die irgendwelche Gremien definiert und beschlossen haben. Wir vertrauen unseren eigenen Denkkapazitäten und Praxiserfahrungen nicht. Wir wagen es selten, zu neuen Ufern aufzubrechen.

Dieses Buch will die Gründe aufzeigen, wieso es so weit gekommen ist. Es will jedoch auch Mut machen, der eigenen Klugheit zu trauen, sie zu nutzen und Neues zu wagen. Wir sind ja schließlich keine Eisbären!

Meiner Kollegin Julia Beltling möchte ich für ihre tatkräftige Unterstützung, Ideen, Aufmunterungen und klugen Gespräche über den Inhalt dieses Buches danken.

Allan Guggenbühl, Oktober 2015

Kapitel I: Klugheit: Vom Mut, Dinge anders zu sehen, als man denkt

«Den Insassen der Wissensgesellschaft falle es deutlich schwerer als früher, Erfahrungen zu sammeln: Der Einzelne hat zwar jede Menge Erlebnisse, aber es gelingt ihm nicht mehr, diese Erlebnisse in Erfahrungen zu verwandeln … ohne einen festen Erfahrungskern reagieren die Menschen nur noch reflexhaft und situativ – und eben nicht mehr klug aus Erfahrung.» Thomas Assheuer – DIE ZEIT, 3.5.2012, Nr. 19

Der Anzug sitzt perfekt, der Auftritt ist makellos: Der etwa fünfzigjährige Mann strahlt Professionalität, Entschlusskraft, Intelligenz und Souveränität aus. Ein wichtiger Wirtschaftsführer und eine Stütze unserer Gesellschaft, vermutet man. Nach einem Flug aus New York wartet er ungeduldig am Ausgang von Terminal B des Flughafens Zürich Kloten. Er ist aufgebracht: «Where is my Limo?», schreit er enerviert in sein Handy. Wo steht die Limousine, die ihn ins Stadtzentrum bringen soll? Die wartenden Taxis neben ihm ignoriert er. Hinter ihm stehen zwei jüngere Männer. «Was für ein Baby!», flüstert der eine dem anderen zu.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!