Die vier Ziele des Lebens - Dan Millman - E-Book

Die vier Ziele des Lebens E-Book

Dan Millman

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  • Herausgeber: Ansata
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2012
Beschreibung

Spirituelle Lebenshilfe der Extraklasse: richtungweisend und authentisch

Wie finde ich meinen Platz in einer Welt des rasanten Wandels? Wie schaffe ich es, meine Selbstverwirklichung mit den Anforderungen des modernen Alltags zu vereinen? Und was eigentlich macht mich wirklich glücklich? Essenzielle Fragen, mit denen der weltberühmte Lebenslehrer Dan Millman immer wieder konfrontiert wurde – und auf die er in seinem neuen Buch eine überraschende Antwort gibt: Der Weg zu einem sinnerfüllten, erfolgreichen und glücklichen Leben führt über vier konkrete Ziele:

• Aufwachen: die Lektionen des Lebens annehmen und aus ihnen lernen
• Die Lebensaufgabe: Beruf und Berufung miteinander vereinen
• Selbstentfaltung: die persönliche Bestimmung finden und verwirklichen
• Jeden einzelnen Moment bewusst leben

Anschaulich und überzeugend führt der Bestsellerautor vor Augen, wie diese entscheidenden Ziele auch und gerade im Trubel des modernen Alltags verwirklicht werden können. Ein Buch für alle, die ihrem Leben eine neue Richtung und einen tieferen Sinn verleihen wollen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 154

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Die amerikanische Originalausgabe erschien 2011 unter dem Titel »The Four Purposes of Life« bei H J Kramer Inc., P.O. Box 1082, Tiburon, CA 94920, in Zusammenarbeit mit New World Library, Novato, Kalifornien.

 
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Ansata Verlag Ansata ist ein Verlag der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH.

Copyright © 2011 by Dan Millman

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2011 by Ansata Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbHNeumarkter Str. 28, 81673 MünchenAlle Rechte sind vorbehalten. Einbandgestaltung: Guter Punkt, München, unter Verwendung eines Motivs von photobank.kiev.ua/shutterstockLayout und Herstellung: Ursula Maenner Satz: Leingärtner, Nabburg

ISBN 978-3-641-07869-0V002

www.randomhouse.de

Für meine Eltern,Herman und Vivian Millman,die mir die Freiheit ließen,meinen eigenen Weg zu finden.

Die Zielsetzung des Lebens ist ein zielgerichtetes Leben.

Robert Byrne

Inhaltsverzeichnis

WidmungVorwort: Ein zielgerichtetes LebenDie erste Zielsetzung: DIE LEKTIONEN DES LEBENS LERNEN
Freiwillige EntbehrungDie SchulordnungDer LehrplanPflichtkurse
Den eigenen Wert erkennen: uns selbst aus dem Weg gehenDie Wurzeln des Willens: SelbstdisziplinWohlbefinden: Gesundheit und Vitalität schaffen und erhaltenGeld und Werte: für ein stabiles Auskommen sorgenDie Natur des Geistes: unsere Innenwelt erkundenEinführung in die Intuition: die Weisungen des Unterbewusstseins verstehenGefühle und der Weg zur emotionalen FreiheitGrundlagen des Muts: sich der Angst stellenSelbsterkenntnis: Wie wir im Schatten unsere Ganzheit findenSexualität: das Lustprinzip verstehenMeisterschaft in der Liebe: das erwachte HerzVom Sinn des Dienens: Wie sich der Lebenskreis rundet
Die zweite Zielsetzung: BERUF UND BERUFUNG FINDEN
Beruf und Berufung, eine BegriffsklärungGeschichten von Beruf und BerufungSelbsterkenntnis und Berufswahl
BerufswahlMeine eigene Suche
Begabungen, Interessen und Werte
BegabungenInteressenWerteWas ist Ihnen am wichtigsten?
Was muss ein Beruf leisten?
Befriedigende ArbeitGutes GeldNützlicher Dienst
Berufsentscheidung: Analyse oder Intuition?Mit dem Unterbewusstsein auf ZeitreiseEntschlossen beschließenDie Karriereleiter und ihre Sprossen
Ihre Führungsqualitäten
Schlaraffenland  –  und was dann?
Die dritte Zielsetzung: IHREN LEBENSWEG FINDEN
Verborgene Berufung, höheres Potenzial
Wie ich das System der Lebens-Zielsetzung fand
Wie Sie Ihre Geburtszahl bestimmenIhre Geburtszahl und die dritte ZielsetzungDie neun Lebenswege
1  –  Kreativität2  –  Kooperation3  –  Ausdruck4  –  Stabilität5  –  Freiheit6  –  Vision7  –  Vertrauen8  –  Anerkennung9  –  Integrität
Ein Bild entstehtIndividuelle Unterschiede, gemeinsame MusterEin paar wichtige GesichtspunkteLebenswege, BerufswegeKenntnis genügt nichtEine Anlage, ein Versprechen
Die vierte Zielsetzung: AUF DEN GERADE EINTRETENDEN AUGENBLICK ACHTEN
Der Mann, der kein Ziel hatteAuch eine Schule des Lebens: SnoodDas Leben ist eine Folge von AugenblickenGibt es Zukunftsentscheidungen?Das Jetzt ist nicht zu fassenNicht immer einfach: präsent bleibenWas ist das Leben?Das Leben als Kunstwerk
Nachwort: Unsere spirituelle ZielsetzungDankAnhang
Weitere QuellenDie Berechnung Ihrer LebenszahlÜber den Autor
Copyright

Vorwort: Ein zielgerichtetes Leben

Ich denke, im Leben ist vor allem anderen wichtig, dass es etwas bedeutet; dass es zählt, dass es für etwas steht, dass durch dein Hiersein etwas bewegt wird.

Leo Rosten

In dieser Welt des Wandels mit ihrer immer schneller werdenden Gangart kann es schwierig sein, ausgeglichen zu bleiben und sich einen klaren Richtungssinn zu bewahren. Das möchten wir aber, denn dieses Gefühl, zu etwas Sinnvollem unterwegs zu sein, macht vielleicht einen Großteil unseres Glücks aus. Dabei ist der Weg vielleicht wichtiger als das Ziel, aber ohne einen Fluchtpunkt für unser Streben gehen wir im Grunde keinen Weg, sondern streifen nur so umher.

Wir sind von früher Kindheit an auf Ziele aus, immer hingezogen zu den Objekten unseres Begehrens. Doch irgendwo unterwegs, meist in den Zwiespälten und Bedrängnissen der Pubertät, scheint sich Verwirrung über das einfache Wünschen und Wollen der Kindheit zu legen. Was wir möchten, ist auf einmal nicht mehr so klar, es trübt sich durch eigene oder fremde Erwartungen und Ansprüche, die uns sagen, was wir tun sollten. Jetzt zweifeln wir mehr und mehr an unseren Wünschen, trauen unseren eigenen Antrieben nicht mehr und fragen uns, wohin wir eigentlich unterwegs sind und weshalb.

In meinem ersten Buch, Der Pfad des friedvollen Kriegers, gab der alte Mann, den ich Socrates nannte, Inhaber einer Tankstelle und Werkstatt, zu verstehen, dass alles Suchen und Trachten nach Erkenntnis oder Leistung, nach Macht oder Lust, nach Liebe, Reichtum oder auch spiritueller Erfahrung vom Versprechen des Glücks getrieben ist. Allerdings verstärkt unser Suchen nur das Dilemma, das am Anfang der Suche stand. Deshalb riet er mir, das Streben nach künftigem Glück durch »unvernünftiges Glücklichsein« in jedem neuen Augenblick zu ersetzen.

Als mein Suchen endete und dieses »praktizierte Glück« begann, wurde mir deutlich, dass wir klare Zielsetzungen noch dringender benötigen als Glücksgefühle. Wir brauchen Ziele, die uns etwas sagen, und Aufgaben, die uns mit den anderen Menschen verbinden. Zielsetzung und Ausrichtung, das schrieb schon Viktor Frankl in seinem Buch Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager, könnte für unsere psychische Entwicklung so unentbehrlich sein wie Nahrung für das Leben unseres Körpers.

Doch die Pflichten des Alltags lassen uns wenig Zeit zur Betrachtung solch übergeordneter Fragen – außer in seltenen stillen Stunden oder in Umbruchszeiten und traumatischen Phasen, in denen sich Fragen wie diese stellen: Was will ich eigentlich wirklich? Wenn ich es hätte, woran würde ich das erkennen? Was, wenn ich es bekäme? Würde es mich dorthin bringen, wo ich sein möchte? Und schließlich: Was ist eigentlich der Sinn und Zweck meines Lebens?

Vielleicht haben Sie sich schon einmal gefragt, wozu Sie überhaupt auf der Erde sind und was Sie hier zu tun haben. Was ist Ihre Raison d’être, Ihr Lebensinhalt, Ihr Daseinszweck, das Ordnungsprinzip und die Ausrichtung, die Ihrem Leben Sinn und Kontur geben? In der Geschichte finden wir Gestalten wie Johanna von Orléans, Mohandas Gandhi, Nelson Mandela oder den Dalai Lama, deren unbeirrbar klare Zielsetzung auf andere wirkt wie Licht auf Motten.

Dieses Buch, zu dem meine eigene Suche nach dem Sinn und Zweck meines Lebens den Anstoß gab, enthält Elemente aus meinen früheren Veröffentlichungen und stellt erstmals den Gesamtzusammenhang her. Ich habe einmal geglaubt, für mich gehe es vor allem anderen um Arbeit, und so war ich bis weit über dreißig auf der Suche nach Beruf und Berufung. Erst nach weiteren zehn Jahren des Forschens und der Selbsterforschung wurde mir klar, dass der Beruf nur einer von vier primären Fluchtpunkten des Lebens ist.

Aber wie kam ich auf vier zentrale Zielsetzungen? Manch einer wird sagen, unsere einzige Zielsetzung, die Zielsetzung unserer Seele, bestehe darin, lieben zu lernen; Liebe sei die Antwort auf jede Frage, und letztlich gehe es um spirituelles Erwachen und Gottergebenheit. Andere werden wohl hervorheben, Familie sei unsere primäre biologische Zielsetzung: uns mit einem Partner zu verbinden, Kinder auf die Welt zu bringen und großzuziehen. Einige werden sicher auch weniger oder mehr als vier Zielsetzungen aufzählen oder sogar behaupten, es gebe so viele Zielsetzungen, wie es Menschen gibt. Doch ungefähr so, wie wir die Tage des Jahres den vier Jahreszeiten und die Punkte auf einem Kompass den vier Himmelsrichtungen zuordnen, können wir von den vier großen Fluchtpunkten unseres Lebens sprechen und so für die Gesamtheit unseres Lebens eine Art Grobstruktur schaffen. Diese vier primären Zielsetzungen richten uns zusammen außerdem auf das von allen großen spirituellen Traditionen versprochene transzendente Erwachen aus.

Bei der ersten in diesem Buch betrachteten Zielsetzung, »die Lektionen des Lebens lernen«, betrachten wir die Erde als Schule und unser tägliches Leben als das Klassenzimmer und werden sehen, dass uns die Herausforderungen des Lebens – auf den Gebieten Beziehungen, Arbeit, Finanzen und Gesundheit – lernen, wachsen und einen klaren Blick gewinnen lassen. Der Wert unserer Lebenserfahrung liegt in dem, was wir aus ihr lernen. Vielleicht erteilen uns gerade schwierige Tage die wichtigsten Lektionen, weil wir uns hier die Bewusstheit und Selbsteinsicht erarbeiten, die das Entstehen einer höheren Weisheit anbahnen.

Bei der zweiten Zielsetzung, »Beruf und Berufung finden«, geht es um die entscheidende Bedeutung der Selbsterkenntnis sowie der Verflechtung von Intuition und Logik für wirklich kluge Lebensentscheidungen. In diesem Teil wird auch deutlich werden, inwiefern der Dienst, den Sie in der Welt leisten, ein sinnerfüllter Weg der persönlichen und spirituellen Entwicklung sein kann.

Die dritte Zielsetzung, »Ihren Lebensweg finden«, spricht die verborgene Berufung an, der Sie sich in diesem Leben widmen sollen, einen ganz persönlichen Weg, der sich den meisten Menschen nicht ohne Weiteres erschließt. Hier werfen wir Licht auf Ihre Stärken, auf die Schwierigkeiten, vor die Sie sich gestellt sehen, und versuchen den eigentlichen Auftrag herauszuarbeiten, den Sie hier zu erfüllen haben.

Die vierte Zielsetzung, »auf den gerade eintretenden Augenblick achten«, bündelt gleichsam die ersten drei und macht sie konkret anwendbar, was Sie in die Lage versetzt, all das in jedem sich bietenden Augenblick bewusst und mit natürlicher Selbstverständlichkeit zusammenzuführen.

Ich habe dieses Buch für all jene geschrieben, die sich selbst und ihr Leben tiefer kennenlernen möchten, vor allem aber für Menschen, die gerade größere Übergänge zu bewältigen haben oder vor Herausforderungen und Veränderungen stehen, vor Situationen, in denen »Business as usual« nicht mehr zieht. Folgen Sie mir also, sehen wir uns gemeinsam die vier großen Zielsetzungen an, die uns in dieser Welt im Umbruch Sinn und Richtung geben können.

Die erste Zielsetzung:

DIE LEKTIONEN DES LEBENS LERNEN

Klug werden • Erwachsen werden • Aufwachen

Die Weisen lernen aus Missgeschick, die Törichten wiederholen es.

Sprichwort

Die Erde ist eine perfekte Schule und das Alltagsleben unser Klassenzimmer. Dieser Gedanke ist nicht neu, aber das Folgende wird Ihren Sinn für den wahren Wert Ihrer Lebenserfahrung wecken. Und wenn diese Grundannahme erst einmal einen festen Platz in Ihrer Psyche bekommen hat, werden Sie aufhören zu suchen und dafür anfangen zu vertrauen, einfach deshalb, weil Sie vor einer höheren Wahrheit stehen, nämlich dass Sie nicht hier sind, um nach Erfolg zu streben. Sie sind hier, um zu lernen, und der Alltag wird Ihnen unweigerlich alles vermitteln, was Sie brauchen, um wachsen, sich entwickeln und sich für Ihre höhere Zielsetzung bereitmachen zu können.

Sie entwickeln sich auch eben jetzt, und es kann gar nicht schiefgehen, solange Sie nur einfach weiter lernen. Wie Steine im Fluss, so werden auch wir im Lauf der Zeit von den Strömungen unseres Lebens geformt. Der indische Weise Ramakrishna hat einmal gesagt: »Eine noch grüne Walnuss knacken zu wollen ist nachgerade unmöglich, aber bei der ausgereiften Nuss genügt ein leichter Schlag.« Das Klassenzimmer des Alltags ermöglicht uns diesen Reifungsprozess.

Vor einigen Jahren erhielt ich einen Brief, der ein Dilemma schilderte, in dem sich wohl so mancher befindet: »Seit ich Ihr erstes Buch gelesen habe, interessiere ich mich zunehmend für spirituelle Praxis, aber wie kann ich Zeit dafür finden mit Frau und drei Kindern und einem Vollzeitjob?« Ich schrieb diesem Mann, dass seine Frau und die Kinder und die Arbeit bereits seine wichtigste spirituelle Praxis sind. Wahre Praxis, sagte ich, ist nicht vom Alltag getrennt, sondern eigentlich das, was ihn ausmacht. Oder wie es die Schriftstellerin Adair Lara formulierte: »Und manche wie ich bekommen gerade erst eine Ahnung von der machtvollen Religion des Alltags, von der Spiritualität frisch gewischter Böden, gestapelten Geschirrs und im Wind flatternder Wäsche.«

Der Alltag und der von ihm gebildete Weg werden immer Ihr erster Lehrer bleiben. Dieses Buch will die Landkarte sein, die Ihnen unterwegs Orientierung gibt und den Weg durch die Schule dieser Welt weist.

Hier ein paar Merksätze, die beschreiben, wie das Lernen im Klassenzimmer des Alltags vor sich geht:

Die Lektionen wiederholen sich von selbst, bis wir sie gelernt haben. Manchmal hören wir einen Weckruf, ziehen aber lieber die Decke über den Kopf, um noch ein wenig schlummern und träumen zu können. Es kann vorkommen, dass wir uns der Realität über längere Zeit widersetzen, sie ignorieren, rationalisieren oder bestreiten. Das darf ruhig so sein, unsere Unterweisung in der Schule des Lebens stellt sich auf unser Tempo ein, aber die Lektionen kommen einfach immer wieder, bis sich unser Verhalten ändert.

Wenn wir die einfachen Lektionen nicht lernen, werden sie schwerer. Unser Widerstand gegen das Lernen oder gegen Veränderungen hat seine Folgen, die mit der Zeit gravierend werden können – nicht zur Strafe, sondern damit wir aufhorchen. Wie Anaïs Nin schrieb: »Es kam die Zeit, da die Festigkeit des Knospendaseins schmerzhafter und gefahrvoller wurde als das Aufblühen.«

Wir lernen und wachsen an Herausforderungen, und jedes Missgeschick ist auch ein Geschenk. Körperliche, geistige und seelische Wehen und Schmerzen kennen wir alle. Aber jede Schwierigkeit bescherte uns auch wachsende Kraft, Weisheit und den Blick für das rechte Verhältnis der Dinge. Sicher, Herausforderungen, unerwartete Veränderungen, Verlust und Enttäuschung sind uns nicht gerade lieb, doch mit der Zeit und rückblickend wissen wir die Gaben widriger Umstände dann doch zu schätzen.

Nein, bitte, denken Sie jetzt vielleicht, das habe ich alles schon zur Genüge gehört. »Wenn Gott eine Tür schließt, öffnet er ein Fenster.« »Jedes Unwetter hat seinen Silberstreif.« »Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.« Aber ich möchte Ihnen hier keine Plattitüden andienen oder »positives Denken« predigen. Es ist einfach so, dass Schmerz und Missgeschick kein Zuckerschlecken sind, ich spreche auch aus eigener Erfahrung.

Vor vielen Jahren brach ich mir bei einem Motorradunfall den Oberschenkel, und die Heilung gestaltete sich schwierig. Darüber hinaus lenkte sie mein Leben in neue Bahnen. Ich fing an, größere Fragen zu stellen und wurde aufgeschlossen für neue Wege, die mir sonst vielleicht entgangen wären. Und nachdem ich mich aus diesem tiefen Loch herausgearbeitet hatte, besaß ich die Kraft, meine inneren Berge zu besteigen. Keineswegs will ich Knochenbrüche als einen Weg der persönlichen Entwicklung anpreisen, aber ich sehe Schwierigkeiten jetzt als eine Art spirituelles Gewichtheben. Wir trainieren alle.

Meine Verletzung reiht sich in die unzähligen Schwierigkeiten ein – lebensverändernde Krankheiten, Misshandlungen in der Kindheit, unvorstellbare Armut –, mit denen Menschen auf dieser Erde alle Tage zu kämpfen haben. Aber es bleibt dabei, dass in allem auch ein Wachstumspotenzial liegt. Am 26. November 2010 veröffentlichte das New York Times Magazine eine Leserzuschrift von Betty Rollin. Darin heißt es:

Fünfunddreißig Jahre nach meiner ersten Brustamputation und sechsundzwanzig Jahre nach meiner zweiten empfinde ich eine merkwürdige Fröhlichkeit angesichts dieses ganzen Krebsabenteuers. Das soll keine Empfehlung sein. Ich bin nur eben langsam zu der Erkenntnis gekommen, dass etwas ganz Furchtbares nicht unbedingt ohne jeden Nutzen sein muss. Vielen Menschen passiert Furchtbares, und wenn man zum ersten Mal ahnt, dass es auch sein Gutes hat  –  das ist ein glücklicher Augenblick. Krebs-Überlebende beispielsweise bemerken, dass sie atmen, sie bemerken es anders als andere. Und sie sind dankbar dafür, dankbar auf eine Weise, die viele nicht kennen. Dankbarkeit  –  dahin zu kommen ist wirklich schön. Viel besser als »ach, ich Arme.«

Wir alle gleiten mitunter ins Selbstmitleid ab. Zum Beispiel wurde ich einmal von jemandem gefragt: »Warum muss das Leben so schwierig sein?« Ich erwiderte: »Sie möchten es leichter haben? Dann heiraten Sie nicht, setzen Sie keine Kinder in die Welt, nehmen Sie keinerlei Verantwortung auf sich, lassen Sie keine starken Bindungen irgendeiner Art zu. Tun Sie immer nur das Allernötigste, melden Sie sich nie zu irgendetwas freiwillig, halten Sie Ihr Leben ganz klein. Das wird dann leichter zu bewältigen sein. Aber sind wir hier, um den Weg des geringsten Widerstands zu gehen? Oder sind wir hier, um stärker und klüger zu werden?« Ich denke, Augustinus wusste die Antwort, jedenfalls sagte er: »Herr, ich bitte nicht um Erleichterung meiner Bürde, nur um stärkere Schultern.«

Keine Frage, es gibt leichtere und bessere Wege zum Erreichen unserer Ziele, Missgeschicke und unnötige Komplikationen sind nichts, was man suchen sollte. Aber das Leben tischt uns ganz einfach allerlei Herausforderungen auf, und die tragen alle zu unserer Entwicklung bei. Manches können wir weder vorhersehen noch steuern, die Brandungswellen kommen, wie sie eben kommen, daran ist nichts zu ändern. Aber wir können lernen, auf ihnen zu reiten. Wie mein alter Lehrer Socrates einmal achselzuckend anmerkte: »Manchmal bekommst du den Lift, manchmal auch nur den Schacht.« Aber wie Betty Rollin und unzählige andere Krebs-Überlebende bezeugen, kann aus großer Not unerwarteter Nutzen kommen. Deshalb nehmen wir manches Ungemach freiwillig auf uns.

Freiwillige Entbehrung

Ob wir uns für eine sportliche oder musikalische Ausbildung entscheiden, uns zum Hochschulstudium einschreiben oder auf die Abschlussexamina vorbereiten, ob wir Schauspielerei, Malerei oder andere Künste betreiben, immer sind damit freiwillige Entbehrungen verbunden, denn wir stehen wieder und wieder vor inneren und äußeren Hindernissen und müssen mit Selbstzweifel und Enttäuschung fertig werden. Die Anforderungen einer Ausbildung bringen unsere Schwächen zutage und entwickeln unsere Stärken. Alles, worauf wir uns wirklich einlassen, kann ein Weg der persönlichen Entwicklung werden.

Das tägliche Leben hält wieder andere Formen von Entbehrung, Verzicht oder Schwierigkeit bereit, die wir freiwillig auf uns nehmen. Eine langfristige Beziehung einzugehen und Kinder großzuziehen, das macht sicher viel Spaß und Freude, aber es ist auch mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Das Gleiche gilt für Verantwortung im geschäftlichen Bereich oder auch für die Versorgung der Eltern im Alter. In der Schule des täglichen Lebens gibt es für jeden etwas.

Not oder Missgeschick kommt jedoch manchmal auch ungebeten, etwa wenn ein Betrunkener unseren Wagen rammt, wenn wir arbeitslos werden oder einen geliebten Menschen verlieren, wenn bei uns eine Krebserkrankung festgestellt wird, obwohl wir uns gesund ernährt und ausreichend bewegt haben. Viele unserer täglichen Herausforderungen, vielleicht sogar die meisten, nehmen wir jedoch freiwillig auf uns. Wir legen uns darauf fest und stürzen uns ins Getümmel. Mit wem Sie zusammenleben, wo Sie leben und was Sie gegenwärtig tun, ist Ihre Wahl oder wurde durch von Ihnen getroffene Entscheidungen angebahnt. Wenn Sie für Ihre früheren Entscheidungen die volle Verantwortung übernehmen, versetzen Sie sich in die Lage, neue Entscheidungen zu treffen. So machen Sie das Beste aus Ihrem Leben – und Ihr Leben aus Ihnen.

Das rief mein Lehrer Socrates mir in Erinnerung, als er sagte: »Der Weg macht den Krieger. Wir alle sind friedvolle Krieger, die ihre Lehrzeit absolvieren, und jedes Leben ist eine Heldenreise.«