Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Heinrich Schreiber's Buch "Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau und ihrer Umgebung" ist eine faszinierende Sammlung von Volkssagen aus der Region. Das Buch präsentiert die mündlich überlieferten Geschichten, die in der Stadt Freiburg und ihrer Umgebung verwurzelt sind. Schreibers Schreibstil ist prägnant und spiegelt die Tradition der Volkssagen wider, die er sorgfältig recherchiert hat. Durch seine detaillierten Beschreibungen der magischen Elemente und mystischen Figuren in den Sagen entführt er den Leser in eine Welt voller Geheimnisse und Legenden. Das Werk von Schreiber ist von unschätzbarem Wert für Literatur- und Geschichtsliebhaber, die sich für die kulturelle Bedeutung von Volkssagen interessieren.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 113
Veröffentlichungsjahr: 2017
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Je älter ein Ort und je mehr er von der umgebenden Natur begünstiget ist, um so reichern Stoff liefert er für Sage und Geschichte. Beides ist bei der Stadt Freiburg im Breisgau der Fall. Ihre und ihrer Universität Geschichte hat bereits ausführliche Bearbeitung gefunden[1]; was mit ihren Sagen nicht der Fall ist. Zwar wurden davon in größere Sammlungen, wie August Schnezler’s badisches Sagenbuch, Bernhard Baader’s Volkssagen, Eduard Brauer’s badische Sagenbilder u. s. w. aufgenommen; allein theils verlieren sie sich darin, theils flattern andere noch unter dem Volke oder in Localblättern umher, wo sie dem Tage dienen und mit demselben vergessen werden.
So verdienstlich nun größere Sammlungen sind, und so mannigfaltig deutsches Leben und Dichten überhaupt darin zur Erscheinung kommen mag; so mangelt ihnen doch das eigenthümliche Gepräge, welches bestimmte Landschaften auszeichnet. Ein anderes hat nämlich der Schwarzwald mit seinen Tannenforsten, Bergseen, Wasserfällen und Holzbauten; ein anderes die rauhe Alp, der Odenwald und Spessart. In Manchem, was den Ansichten des Schwaben oder Franken widerstreitet, erkennen wir jene des Alamannen. Verschiedenheiten treten hier öfter hervor, als die Sagen Werk und Eigenthum des Volkes selbst, seiner angeerbten Vorurtheile, der Stufe seiner Bildung, seiner Gemüthlichkeit, seines Bodens und der von ihm auf demselben durchlebten Zeiträume sind; während nur die Form, in welcher sie, prosaisch oder poetisch, uns vorgeführt werden, den Bearbeitern angehört. Greifen diese tiefer in die Sache ein, so geht das Volksthümliche derselben leicht verloren; die Sagen gestalten sich zu Bildern um, welche die, mitunter glänzende Phantasie, der Dichter entworfen und an einen beliebigen Punkt geknüpft oder auch in luftiger Schwebe gelassen hat.
Nicht minder beachtenswerth für die hier vorliegende heimathliche Sagen-Sammlung dürfte der Umstand sein, daß sie zugleich als Führer durch ihr Gebiet, in und um Freiburg dienen möchte. Haben wir doch, neben umfangreichen Werken, für unsere nächste Pflanzenwelt eine spezielle Flora, und nebstdem zahlreiche Schriften über Gestein und Metallgehalt unserer Berge; warum sollte, zumal bei Ausflügen, nicht ein Sagenbuch zur Hand sein, welches den Reiz schöner Ruhepunkte noch dadurch erhöhte, daß es auch von ihren uralten Geheimnissen und dadurch von dem innersten Leben des Volkes Zeugniß giebt? Die Geschichte ist in solchen Fällen häufig zu lückenhaft und zu trocken; Uebergänge, Farbe und Wärme bringt die Sage herbei, die mitunter sogar über vergilbte Pergamente und staubige Aktenstöße verjüngend dahinschwebt.
Die Namen der Bearbeiter, soweit solche vorliegen, sind den einzelnen Mittheilungen derselben beigefügt.
1. Geschichte der Stadt Freiburg. 4 Thle. – Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität. 3 Thle. Von Dr. H. Schreiber. Freiburg 1857 bis 1860. Verlag von Fr. Xav. Wangler.
Das ist die Sage, wie die kleine Freiburger Chronik solche meldet: daß die Herzoge von Zähringen vor Zeiten Köhler gewesen sind, ihre Wohnung im Gebirge gehabt, und allda Kohlen gebrannt haben. Nun hat es sich begeben, daß ein solcher Köhler an einem gewissen Ort im Walde Holz geschlagen, den Haufen mit dortigem Grund und Boden bedeckt und solchen ausgebrannt hat. Als er nun die Kohlen wegräumte, fand er am Boden eine schwere geschmolzene Masse, und so er sie genau besichtiget, ist es gutes Silber gewesen. Also hat er fürder immerdar an demselben Orte Kohlen gebrannt, wieder mit derselben Erde bedeckt und abermal Silber gefunden; woraus er abgenommen, daß es von dem Berge herkomme. Solches hat er auch bei sich behalten und einen großen Schatz Silber zusammengebracht.
Nun hat es sich in dieser Zeit begeben, daß ein Kaiser vom Throne gestürzt ward, der auf den Berg im Breisgau, von ihm genannt der Kaiserstuhl, mit Weib und Kindern und all seinem Gesinde geflohen, und daselbst viel Noth gelitten mit den Seinigen. Da ließ er ausrufen: wer der wäre, der ihm helfe, daß er wieder zu seinem Reiche kommen möchte, dem wolle er eine Tochter zur Ehe geben und ihn zum Herzog machen.
Als nun der Köhler solches vernahm, fügte er sich mit ettlichen Burden Silber zu dem Kaiser und begehrte an ihn, daß er ihm die Tochter gebe und dazu die Gegend umher; so wolle er ihm einen solchen Schatz von Silber überliefern, daß er damit sein Reich wieder gewinne. Der Kaiser willigte alsogleich darein, nahm den Köhler zum Sohne an, und gab ihm die Tochter nebst dem Lande, so er begehrt hatte. Nun hob dieser erst recht an, Erz zu schmelzen, baute von dem Gute Schloß und Dorf Zähringen und sein Schwiegervater machte ihn zum Herzog von Zähringen. Darnach baute er die Stadt Freiburg und andere umliegende Städte und Schlösser mehr.
(Von hier an verwechselt die Sage, wie es häufig geschieht, mit dem angeblichen Stifter des Hauses Zähringen, den letzten Herzog desselben, dem sie alles Böse nachsagt. Zu vergleichen unter Nr. 6 „der versteinerte Herzog.“ Sie fährt fort):
Da jedoch der Köhler also mächtig ward und an Gut, Ehre und Gewalt zunahm, erhob er sich gar sehr und wurde zu einem großen Tyrannen. So geschah es denn, daß er seinem Koch gebot, ihm einen jungen Knaben zu braten und zuzurüsten, denn er wolle versuchen, wie gut das Menschenfleisch zu essen wäre. Das vollführte auch der Koch nach seines Herren Willen. Als er aber den Knaben gebraten zu Tisch brachte und der Herr ihn vor sich stehen sah, überfiel ihn Schrecken und Furcht, und Reue und Leid, daß er ob so großer Sünde zwei Klöster bauen ließ, das eine mit Namen St. Trudpert im Münsterthal, das andere St. Peter auf dem Schwarzwalde. Und als ihn der Tod endlich auf das Sterbelager geworfen, befahl er noch einigen Vertrauten, alle seine Schätze in einen Klumpen zusammen zu schmelzen, damit sich seine Erben darüber blutig schlagen möchten. Für so viel Frevelthat blieb aber auch die Strafe nicht aus. Der Herzog wurde in einen Berg am Meere verbannt, wo er noch heutigen Tages für seine Sünden büßet. Die Silbergruben aber beim Zähringer Schlosse sind für immer verschwunden.
(Geschichte der Stadt Freiburg, Thl. I. S. 13. „Die Herzoge von Zähringen. Schloß und Dorf Freiburg.“ – Ferner: „Die Burgen, Klöster, Kirchen und Kapellen Badens und der Pfalz von Othmar Schönhuth und A. v. Bayer.“ Thl. II. S. 313. ff.)
Des Gipfels stolze Linde Neun luft’ge Kronen dehnt; An ihres Stammes Rinde Der flücht’ge Kaiser lehnt.
Nur wenige Getreuen Ließ ihm die heiße Schlacht; Sie kämpften all wie Leuen Gen Feindes Uebermacht.
Nicht lange kann es währen, So steht er rings umdroht; Er denkt daran mit Zähren Und wünschet sich den Tod.
Nun schlagen an die Rüden, Ein schwerer Tritt erschallt; Die Wächter rings, die müden, Erheben sich im Wald.
Durch Dorngenist und Farren Der Köhler naht mit Gruß, Und schichtet Silberbarren Viel an des Herrschers Fuß.
Er trug sie und die Söhne, Die alle reckenhaft; Von Wuchs, von Antlitz schöne, Voll kecker Männerkraft.
„Der Hort sei Dir beschieden, Der drüben in dem Holz Aus meines Meilers Kohlen Aus Felsenstufen schmolz.“
„Nimm hin, um ihn zu prägen, Daß bald der Schilling rollt; Gar manchen wackern Degen Nimmst Du dafür in Sold.“
„Ich steh mit meinen Knaben Gegürtet schon zum Strauß; Wir all geschworen haben, Zu gründen neu Dein Haus.“
Da hob sich rasch der Kaiser Und faßte neuen Muth: „Gottlob, mein Held, mein greiser, Es wird noch Alles gut.“
„Du hast durch Deine Spende Das Blatt hier rasch gewandt; Es führt zu gutem Ende, Befreiet unser Land!“
„Ich will Dich drum belohnen, Mein Schwert giebt Dir den Streich; Als Ritter sollst Du wohnen
Es stand einst ein altes Schloß Kyburg im Breisgau; jetzt nennt man es noch Kybfelsen auf dem Bronnberge links von dem schönen Dreisamthale, dem nachmaligen Schlosse von Freiburg gegenüber. Da kam der Herzog von Zähringen aus seiner kleinen Feste auf Besuch zu dem Herrn, der sein Schwager war, und weil ihm der luftige Vorhügel rechts im Dreisamthale, – den man jetzt den Schloßberg ob Freiburg nennt, – gar wohl gefiel, so bat er seinen Schwager um Erlaubniß, daselbst nur ein Jagdhaus zu bauen. Und als er diese Erlaubniß erhielt, da rief des Herrn Frau, die dazu kam, voll Schrecken aus: „Wohl sagt mein Bruder, daß er ein Jagdhaus bauen will; denn er wird jagen, und durch dieses Haus Euch und die Eurigen ans diesen Landen treiben und Eurer Ehren berauben!“ Was auch kurz darauf erfolgt ist.
(Albertus Argentinensis.)
(Die Sage erzählt: Herzog Berthold III. von Zähringen sei einst vom Kaiser dem Bischof von Köln gegen die Städter zu Hilfe geschickt worden. Besiegt von denselben, sei er in Gefangenschaft gerathen; habe jedoch während dieser Zeit den Plan zur Gründung einer Stadt gefaßt. Nach seiner Befreiung sei er mit Kunst und Handel in Köln bekannt geworden und habe bei seiner Nachhausekunft Freiburg gegründet.)
Der Herzog saß gefangen Zu Andernach in Haft; Ob sie ihn wohl bezwangen, Den Stolz der Ritterschaft? Es wuchs dem edlen Leuen Da drunten erst der Muth, Die Kraft thät sich erneuen In flammenvoller Gluth.
Er hat in fernen Landen Den Geist der Zeit ermerkt, Er hat sich in den Banden Für künft’ge Zeit gestärkt. Hei, wie ihn da gelüstet Zu säen seine Saat! Hei, wie der Held sich brüstet, Da ihm die Freiheit naht!
Und als man ihn entlassen Zu Andernach der Haft, Gen Köln fuhr er die Straßen Mit seiner Ritterschaft. Was dort ihm dunkel graute, Hie wird es ihm zum Licht, Und was sein Geist erschaute, Vergessen mocht er’s nicht.
Am Rheine sah er gehen Die Schiffe in die Fluth, Er sah am Lande stehen Viel fremder Länder Gut. Er sah im heil’gen Köllen Den Geist der neuen Zeit, Und Kirchen und Kapellen Voll Pracht und Herrlichkeit.
Hei, was das Herz ihm pochte, Wie ’s innen hat gegährt! Was nicht die Kraft vermochte, Der Geist hat’s abgeklärt. Die Mähr hat er erkundet Von Martins Zauberpracht; Sein Herze war gesundet, Sein Auge hat gelacht.
Er sprach zu den Genossen: „Ihr Ritter hoher Art, Mich hätt’ es schier verdrossen, Daß man mich so gewahrt. Ich saß im alten Neste Und sah die Sonne nicht, Die Mauern waren feste, Drein drang kein Tageslicht.“
„Drinn mußt’ ich ruh’n und rasten In Ketten eingezwängt, Mußt’ hungern, dürsten, fasten, Mir war der Arm beengt. Doch hab ich drinn erlernet, Wo goldne Freiheit winkt, Wie man den Zwang entfernet, Wenn frei die Sonne blinkt.“
„Mich soll man nimmer fangen.“ Der edle Degen sprach: „Eh’ nach ein Jahr vergangen, Da lösch ich meine Schmach. In Städten reich an Hallen, Gesegnet reich an Wein, Wo goldne Aehren wallen, Soll meine Wohnung sein.“
„Wo grüne Fichten rauschen, Im dunkeln Tannenforst, Da will ich ruh’n und lauschen In meinem kühlen Horst. Mir soll die Mühle mahlen Mein selbstgebautes Korn; Gereift von Sonnenstrahlen, Füllt süßer Wein mein Horn.“
Die Ritter sah’n verlegen Den wackern Herzog an, Wohl schien der Plan verwegen, Den er im Herzen sann. Da sprach der Ritter Einer: „Die Rede mich ergötzt, Doch hat’s so schnell noch keiner In’s volle Werk gesetzt.“
Nun ritten die Gesellen Hinweg vom deutschen Rhein, Wohl von dem heil’gen Köllen In’s Breisgau tief hinein; Hin, wo die Fichten rauschen Im prächt’gen Schwarzwaldgrund, Wo Vögel Lieder tauschen, Früh bis zur Abendstund.
Dort stand nach alten Sagen Ein Kirchlein arm und klein; Der Herzog ließ da tragen Zum Bau den ersten Stein. Die Hämmer sah man schwingen, Da gab es lauten Schlag, Die Aexte hört man klingen, Wohl scholl es manchen Tag.
Bald stiegen Schloß und Hallen Zum blauen Himmel an,