Die Weisheit des Stoizismus. Wege zu Gleichmut und Gelassenheit -  - E-Book

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Beschreibung

Seelenruhe, Gelassenheit, Gleichmut und Widerstandskraft (Resilienz) sind Kernelemente der Philosophie der Stoa. Und so wundert es nicht, dass die Lehren der Stoiker noch heute beliebt sind. Durch die Freiheit von Affekten und die Erkenntnis, dass äußere Güter wie etwa Reichtum nebensächlich sind, zu Gemütsruhe und Glück finden – wer möchte das nicht? In diesem Lesebuch für angehende Stoiker sind Auszüge aus den Hauptwerken der Stoa von Cicero, Epiktet, Seneca und Mark Aurel ebenso enthalten wie Gedanken unbekannterer, aber nicht weniger lesenswerter Autoren.

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Seitenzahl: 211

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Die Weisheit des Stoizismus

Wege zu Gleichmut und Gelassenheit

Eingeleitet und kommentiert vonErich Ackermann

Anaconda

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Datensind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2022 by Anaconda Verlag, einem Unternehmender Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlagmotiv: Bridgeman Images; shutterstock/Jingjing Yan

Umschlaggestaltung: Druckfrei. Dagmar Herrmann, Bad Honnef

Satz und Layout:InterMedia – Lemke e. K.

ISBN978-3-641-29233-1V001

www.anacondaverlag.de

Inhalt

Inhalt

Einführung

Über das glückliche Leben

Die Philosophie – Leiterin zu einem guten Leben

Die stoische Seelenruhe

Die wahre Freiheit

Oikeiosis – Wahrnehmung des eigenen Ichs und der Mitmenschen

Der Mensch ist mit einer Anlage zur Tugend geboren

Die Affekte – ein Hindernis auf dem Weg zur Seelenruhe

Das Wesentliche nicht aus dem Blick verlieren

Kämpfe an gegen Anfechtungen und Versuchungen!

Man muss gegen die Umstände kämpfen!

Man sollte die Mühen geringschätzen!

Sei achtsam mit dir selbst!

Die guten Vorsätze

Die Ehe

Von der gesunden Ernährung

Die Macht des Schicksals

Die Vorsehung

Ein Rat an gestresste Geschäftsleute und Manager

Reisen sind eine Flucht vor sich selbst

Trost in der Krankheit

Unser Geist sollte alles vorher bedenken

Vom Wert der Zeit

Von der Einsamkeit

Die beste Weise, sein Alter zu verbringen

Von der Kürze des Lebens

Vergänglichkeit und Tod

Aus Epiktets Handbüchlein der Moral (Encheiridion)

Allgemeine Ratschläge Mark Aurels für ein gutes Leben

Quellen

Über das glückliche Leben

Für die Stoiker ist das Glück (eudaimonia) ein Zustand, in dem die Affekte voll beherrscht werden und der von äußeren Umständen und Gütern unabhängig ist. Diese Apathie führt zur Unerschütterlichkeit (ataraxia) des Gemüts und zu einer Seelenruhe in allen Lebenslagen, zu einem inneren Frieden, der das Vergangene und Künftige mit Gelassenheit betrachtet und als Schicksal ungefragt hinnimmt. Das ist ein dauerhafter Zustand, der nur durch die Tugend (areté) erreicht werden kann, welche als das einzige Gut die Glückseligkeit vollendet. Da die Tugend identisch mit der überall waltenden Allvernunft (logos) ist, bedeutet glücklich zu leben in Einklang mit der Vernunft und der Natur zu leben. Zur eudaimonia gehört auch die Reduktion der Lebens­bedürfnisse auf das Notwendige, was schließlich zu einer inneren und äußeren Autarkie führt. Der Weise genügt sich selbst für ein glückliches Leben und braucht keinerlei ­äußere Güter. Eine prägnante Darstellung stoischer Grundideen gibt Seneca in Über das glückselige Leben:

Glücklich zu leben, mein Bruder Gallio, wünschen alle, aber um zu erkennen, wodurch ein glückliches Leben erreicht wird, da tappen alle im Dunkeln. Und zu einem glücklichen Leben zu gelangen ist eine gar nicht so leichte Sache, sodass jeder sich umso weiter davon entfernt, je rascher er darauf losgeht, wenn er einmal den Weg verfehlt hat; denn führt dieser nach der entgegengesetzten Seite, so wird gerade die Eile der Grund einer immer größeren Entfernung. Man muss sich daher zuerst vor Augen stellen, worauf man denn eigentlich sein Streben richtet; sodann hat man sich danach umzusehen, auf welchem Weg man am schnellsten dazu gelangen kann, indem man schon auf dem Weg selbst, wenn er nur der rechte ist, einsehen wird, wie viel davon täglich zurückgelegt wird und um wie viel näher man dem Ziel gekommen ist, zu dem uns ein natürliches Verlangen hintreibt. Solange wir freilich überallhin umherschweifen und uns nach keinem Führer richten, sondern dem verworrenen Gezeter und Geschrei von Leuten, die uns nach ganz verschiedenen Seiten hin rufen, wird unser so kurzes Leben auf steten Irrwegen verfließen, auch wenn wir uns Tag und Nacht um eine richtige Ansicht bemühen. Daher muss man sich entscheiden, wohin man will und auf welchem Wege, und all das nicht ohne einen kundigen Führer, der das Ziel, worauf wir zuschreiten, bereits erforscht hat, weil hierbei nicht dieselben Bedingungen wie bei den übrigen Reisen vorliegen. Bei solchen normalen Reisen lassen uns ein Fußpfad, an dem man festhält, und Bewohner, die man befragt, nicht in die Irre gehen, hier aber täuscht gerade der beliebteste und am meisten benutzte Weg am meisten. Deshalb haben wir auf nichts mehr zu achten, als nicht nach Art des Viehes der Herde der Vorangehenden zu folgen und weiter mitzugehen, wohin diese eben geht, und nicht daher zu gehen, woher man gehen soll.

Und doch verwickelt uns nichts in größere Übel, als dass wir uns nach dem Gerede der Leute richten, indem wir das für das Beste halten, was mit großer Zustimmung angenommen wird und wovon wir viele Beispiele haben, und dass wir nicht nach Vernunftgründen, sondern nach Beispielen leben: daher kommt jene gewaltige Zusammenballung von Leuten, die einer über den anderen hin stürzen. Was bei einem großen Menschengedränge der Fall ist, wenn das Volk sich selbst schiebt und drückt, dass niemand fällt, ohne noch einen anderen nach sich zu ziehen und die Vordersten den Folgenden zum Verhängnis werden, das kannst du im ganzen Leben sich ereignen sehen: Niemand irrt nur für sich allein, sondern er ist auch Grund und Urheber fremden Irrtums. Denn es ist schädlich, sich den Vorangehenden anzuschließen; und während ein jeder lieber glauben als nachdenken will, so wird über das Leben nie nachgedacht; ­immer glaubt man nur anderen, und ein von Mund zu Mund weitergegebener Irrtum lenkt uns und stürzt uns ins Verderben; wenn wir dem Beispiel anderer folgen, gehen wir zugrunde. Wir werden geheilt werden, sobald wir uns nur von der großen Menge absondern; so aber steht die Masse der Vernunft feindlich gegenüber.

Es steht mit der Sache der Menschheit nicht so gut, dass das Bessere der Mehrzahl gefällt; eine große Masse ist ein Beweis für das Schlechtere. Lass uns daher fragen, was am besten zu tun ist, und nicht, was üblicherweise geschieht, und fragen wir lieber, was uns in den Besitz eines ewigen Glücks versetzt, und nicht, was der großen Menge, dem schlechtesten Maßstab der Wahrheit, genehm ist.

Ich habe ein besseren und zuverlässigeren Maßstab, womit ich das Wahre vom Falschen unterscheiden kann, als die Menschen nach ihrem Äußeren zu beurteilen. Über den Wert des Geistes soll allein der Geist entscheiden. Lass uns etwas suchen, das nicht bloß dem äußeren Schein nach gut, sondern gehaltvoll, gleichförmig und auf der verborgenen Seite selbst noch schöner ist. Das lass uns ausfindig machen; und es liegt nicht fern; es wird sich finden lassen; nur muss man wissen, wohin man die Hand ausstrecken soll. Jetzt gehen wir wie im Finstern am Naheliegenden vorüber und stolpern gerade über das, was wir sehnlichst suchen. Doch um dich nicht auf Umwege zu führen, will ich die Ansichten anderer übergehen; denn es wäre zu weitläufig, sie aufzuzählen und zu widerlegen. Hier hast du die unsrige.

Ich stimme, worin alle Stoiker eins sind, der Natur bei; von ihr nicht abzuirren und sich nach ihrem Gesetz und Beispiel zu bilden, ist Weisheit. Glücklich also ist ein Leben, welches mit seiner Natur in Einklang steht; dies aber kann uns nicht anders zuteilwerden, als wenn der Geist gesund und in beständigem Besitz seiner Gesundheit ist; sodann wenn er tatkräftig und entschlossen, zudem standhaft und geduldig ist, sich den Zeitumständen fügt und für den Körper und alles dazu Gehörige besorgt ist, jedoch ohne jede Ängstlichkeit; ferner achtsam auf die übrigen Dinge, die zum Leben gehören, ohne irgendeines davon zu bewundern, bereit, die Gaben des Glückes zu benutzen, ohne von ihnen abhängig zu sein. Du siehst, auch ein, dass all diesem auch eine beständige Ruhe und Freiheit folgen muss, sobald ­alles vertrieben ist, was uns entweder reizt oder schreckt. Denn an die Stelle der sinnlichen Genüsse und alles dessen, was kleinlich und hinfällig und gerade in seinen Schändlichkeiten unheilbringend ist, tritt eine unendlich große, unerschütterliche und sich gleichbleibende Freude, ferner Friede und Harmonie und Größe der Seele mit Sanftmut gepaart; alle Rohheit nämlich rührt nur aus Schwäche her.

Der Begriff unseres höchsten Gutes lässt sich auch noch anders bestimmen, d. h. der Gedanke bleibt derselbe, wird aber in andere Worte gefasst: Es ist eine das Zufällige geringschätzende, ihrer Tugend frohe Seele, oder: eine unüberwindliche Kraft der Seele, voll Erfahrung, ruhig im Handeln, reich an Menschenliebe und Sorge für die, mit denen man lebt. Man mag den Begriff auch so bestimmen, dass man denjenigen Menschen glücklich nennt, dem nichts ein Gut oder ein Übel ist als eine gute oder schlechte Seele, der ein Verehrer des sittlich Guten ist, dem seine Tugend genügt, den Zufälliges weder erhebt noch niederschlägt; der kein größeres Gut kennt, als was er sich selbst geben kann, und der die Wollust verachtet. Will man noch weiter schweifen, so kann man sagen: ein glückliches Leben ist ein freier, hochgesinnter, unerschrockener und standhafter, über Furcht und Begierden erhabener Geist, für den es nur ein Gut gibt, nämlich das sittlich Gute, und nur ein Übel, nämlich das, was sittlich nicht gut ist. Alles Übrige ist ein wertloser Wust von Dingen, die das glückliche Leben weder irgendwie mehren oder mindern können. Wenn dieses eine solche Grundlage hat, dann muss es, mag es wollen oder nicht, ununterbrochene Heiterkeit und hohe und dem Innersten entspringende Freude begleiten, die sich ja nur des Ihrigen erfreut und nichts Größeres wünscht, als was schon ihr Eigentum ist. Wie sollte dies nicht die kleinlichen, armseligen und beständigen Triebe des elenden Körpers reichlich aufwiegen? An dem Tag, an dem man dem Sinnengenuss unterliegt, wird man auch dem Schmerz unterliegen.

Du siehst aber, in welch einer schlimmen und unheilvollen Knechtschaft einer stehen würde, den Sinnenlust und Schmerzen, die unzuverlässigsten und zügellosesten Herren, abwechselnd in Besitz hätten. Daher muss man sich losringen zur Freiheit; diese aber gewährt uns nur die Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal. Dann wird jenes unschätzbare Gut erwachsen, eine sicher gestellte Ruhe und Erhabenheit der Seele, eine nach Vertreibung alles Erschreckenden aus der Erkenntnis der Wahrheit entspringende hohe und ungestörte Freude, eine stete Freundlichkeit und Heiterkeit des Gemüts; und daran wird es sich erfreuen, nicht als an Gütern, sondern als an Früchten seines eigenen Schatzes.

Glücklich kann auch der genannt werden, der unter gütiger Leitung der Vernunft weder begehrt noch fürchtet. Weil auch die Steine ohne Furcht und Traurigkeit sind und ebenso die Tiere, so wird sie doch deshalb niemand glücklich nennen, da sie keine Erkenntnis ihrer Glückseligkeit haben. Dieselbe Stelle aber weise auch denjenigen Menschen an, welche ihr Stumpfsinn und ihr Mangel an Selbsterkenntnis der Zahl des Viehes und der Tiere beigesellt. Es ist kein Unterschied zwischen diesen und jenen, weil diese gar keine Vernunft haben, jene aber eine falsche und zu ihrem eigenen Schaden und auf verkehrtem Wege erfinderische. Glücklich nämlich kann niemand genannt werden, der so außer aller Wahrheit steht; ein glückliches Leben ist also ein auf einem richtigen und sicheren Urteil ruhendes und unveränderliches.