Die Weisheit kennt viele Wahrheiten - Alois Markschläger - E-Book

Die Weisheit kennt viele Wahrheiten E-Book

Alois Markschläger

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Beschreibung

Artikel aus meinem Blog habe ich überarbeitet hier veröffentlicht. Philosophische, soziale, politische, psychologische, vor allem aber menschliche Fragen stehen im Vordergrund. Meine Lebenserfahrungen berechtigen mich, auch ohne entsprechendes Studium dazu, über diese Themen zu schreiben. Es ist nicht die Wahrheit, maximal ist es meine Wahrheit, über die ich schreibe. Es sind Gedankensplitter zum Leben und über das Leben. Meine Beiträge sollen zum Weiterdenken veranlassen. Ich bezweifle, ob es eine absolute Wahrheit gibt. Vielmehr glaube ich, dass es so viele Wahrheiten gibt, wie es Menschen gibt. Unsere Wahrnehmungen werden durch unzählige Einflüsse (Vererbung, Erziehung, Ausbildung, soziale Umgebung .....) zu unserer Wahrheit. Weisheit erwirbt man im Leben durch das Leben. Weisheit ist die Vision, immer nach Wahrheiten zu suchen., sie ist ein Lebensziel, eine Lebenseinstellung. Vielleicht ist die Wahrheit göttlichen Ursprungs, so wie dies auch Platon sieht. Ist nur Gott oder sind nur die Götter weise? Beschränken wir Menschen uns auf die Suche nach Weisheit und werden wir erst im Sterben weise? Ich weiß es nicht. Ich bin noch immer auf dem Weg der Suche nach Wahrheit und Weisheit. Es ist ein schwieriger, aber ein schöner.

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Seitenzahl: 237

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort und Vorsicht

Auf der Suche nach Wahrheit

Die Weisheit – Ziel oder Vision?

Wahrheit – Gibt‘s die? Und, wenn „ja“, wo?

Jeder behauptet die Wahrheit. Wer hat sie?

Verschiedene Wahrheiten

Beeil dich!

Vergessen erlaubt und natürlich?

Aufmerksamkeit und Achtsamkeit

Wer bist Du und wie heißt Du?

Unsere Demokratie und ihre Schwächen

Die Gelassenheit – eine Schwester der Achtsamkeit

Der Strompreis – darf’s ein bisserl mehr sein?

Der Klimabonus ein Klimavernichtungsbonus?

Mein Leben ist so, wie ich bin

Schritte zu meinem Leben

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es

Im Kopf die Farbe, auf dem Papier schwarz-weiß

Wenn einer unser Bild verändert

Erfolg oder Sieg?

Alles gleich und doch so anders

Mein Kasterl

Viele Wege führen ans Ziel - Querdenker werden

Gutheißen kann ich es nicht. Verstehen tu ich es leider schon.

Wie gefährlich sind soziale Medien?

Der Mensch – ein Bach, ein Fluss, ein Strom?

Das Wasser wird unsere Probleme lösen, wenn wir das Wasserproblem lösen

Wir sind Bäume

Schenken ist nicht einfach

Nicht die Zeit ist es, es ist das Leben

Jeder Hund braucht einen Herrn oder er wird es selbst

Krankheiten sind Botschafter

Verhinderter Adler oder doch die Möwe Jonathan?

Freiheit: Ihre Grenzen und ihre Verletzungen

Vieles erfährt man, Manches ergeht man

Eine Wanderung - ein Naturschauspiel

Wie findest Du Deinen Weg? – Mit einem Führer?

Weisen uns Wegweiser den Weg oder weisen sie uns weg?

Sind Ziele notwendig? Ist der Weg das Ziel oder eine Vision?

Es geht nicht weiter, obwohl du am richtigen Weg bist

Noch einige Wahrheiten

Fußball: Ein Spiel wie das Leben oder doch nur ein Spiel?

Das Wie und nicht das Was bestimmt die Qualität unserer Gespräche

Gendern ist mehr als die Vergewaltigung unserer Sprache

Die künstliche Intelligenz (KI) – Fluch oder Segen?

Literaturempfehlungen

Weitere Bücher des Autors

Vorwort und Vorsicht

Seit 2022 sammle ich Gedanken zu allen möglichen und unmöglichen Themen und veröffentliche sie im Blog markschlaeger.blogspot.com. Einige dieser Artikel habe ich hier be- und verarbeitet.

Dabei beschäftigen mich philosophische, soziale, politische, psychologische und menschliche Fragen. Ich habe Betriebswirtschaft, nicht Philosophie, kaum Psychologie, nicht Politikwissenschaft, nicht Soziologie und nichts, was mich sonst zur Behandlung dieser Themen berechtigen würde, studiert.

Trotzdem schreibe ich dazu. Die Erfahrungen aus 74 Lebensjahren berechtigen und ermutigen mich. Das Leben kann Studien nicht ersetzen. Trotzdem ist es ein Schatz, der auch dem einen oder anderen Wissenschaftler nicht schaden könnte.

Außerdem möchte ich die angesprochenen Themen weder umfassend noch vollständig aufarbeiten. Das ist die Aufgabe von Wissenschaftlern. Ich schreibe populärwissenschaftlich, für interessierte Laien. Das ist kein Lehrbuch – hoffentlich auch kein Leerbuch.

Ich möchte Denkanstöße geben. Es sind Gedankensplitter, die bei mir auftauchen. Splitter sind nur Teile, sie sind nicht das Ganze. Hier findest du nicht die Wahrheit, höchstens meine Wahrheit, die inzwischen schon wieder anders aussehen kann. Es sind Dinge, Entwicklungen, Geschehnisse .., die mich bewegen und beschäftigen. Meine Artikel entstehen vorwiegend aus dem Bauch heraus.

Ich möchte das kommunizieren, was mich gerade bewegt und wie es mich gerade bewegt. Ich möchte dir ein Stück von meinen Gedanken, meinen Emotionen zu manchen Themen anbieten. Es sind keine Lösungen.

Vielleicht findest du ungewöhnliche Gedanken, manchmal auch etwas ver-rückte. Daran kannst du deine eigenen Vorstellungen, Einstellungen und Ideen knüpfen und weiterentwickeln. So entsteht vielleicht ein gemeinsames Gedankennetz.

Die Gedankensplitter kamen ungeordnet. Da ging es drunter und drüber. So wie sie gekommen sind, habe ich sie hinzugefügt. Eine sinnvolle Reihenfolge habe ich gesucht und nicht gefunden. Die Reihe, in der sie mir zugeflossen sind, habe ich beibehalten, nach dem Motto: Zufall ist, was dir zufällt. Dadurch springen die Themen durcheinander. So bekommst du auch davon einen Einblick, wie es in mir zugeht: Nicht geordnet und keine Reihenfolge einhaltend. Dies bedeutet zugleich auch, dass auch für das Lesen keine bestimmte Reihenfolge vorgegeben ist.

Regeln zeichnen sich durch ihre Ausnahmen aus. So habe auch ich manche Themen, die in einem Zusammenhang stehen, nacheinander gebracht.

Indem du zu meinem Buch gegriffen (vielleicht sogar gekauft) hast, betrachte ich dich als Freund. Meine Freunde spreche ich mit „du“ an. Und deshalb spreche ich alle Leser auch mit „du“ an.

Laut Gesetz ist Gendern in Büchern vorgeschrieben. Dazu findest du in diesem Buch einen eigenen Artikel.

Ich verzichte bewusst auf eine Vergewaltigung der deutschen Sprache durch Gendern, um einer gesetzlichen Forderung nachzukommen. Wenn du eine Formulierung findest, die nur Männer anspricht, bedenke, dass du zur Hälfte von einem Mann kommst. Bei Formulierungen, die sich nur auf Frauen beziehen, bist du ebenfalls angesprochen, da deine zweite Hälfte von einer Frau stammt.

Genieße es, beides zu sein – Mann und Frau.

Und erspare mir das Gendern.

Auf der Suche nach Wahrheit

Wer möchte diesen Erdenball Noch fernerhin betreten, wenn wir Bewohner überall Die Wahrheit sagen täten?

Wilhelm Busch 1

Das Thema Wahrheit beschäftigt mich schon lange. Dazu habe ich auch einige Artikel (siehe die nächsten Abschnitte) geschrieben, die nicht immer eine einheitliche Sichtweise zeigen. Dies ist nicht Zufall, sondern Absicht. Ich glaube nicht, die Wahrheit zu kennen. Ich versuche auch nicht, verzweifelt die Wahrheit zu finden. Vielmehr will ich meine momentanen Ansichten und meine momentane Sichtweise darstellen. Deshalb starte ich für meine Artikel keine langatmigen und langwierigen Untersuchungen und Nachforschungen. Du wirst in diesem Buch auch nicht die Wahrheit finden. Es gibt zu jedem Thema viele Wahrheiten. Hier findest du eine, meine momentane Wahrheit. Und die kann nach Stunden, Wochen, Tagen, Jahren usw. schon wieder eine andere sein. Diese Wahrheit soll dich anregen, dich weiter mit einem Thema zu beschäftigen, weitere Wahrheiten zu suchen.

In meinem Lieblingsbeispiel, „Vier sitzen um einen Tisch“2 erleben vier Personen, die gemeinsam um einen Tisch sitzen, wie unterschiedlich für sie die Wahrheit ist. Was für den einen rechts ist, ist beim Gegenüber links. Was für einen vorne ist, ist beim anderen hinten usw. Es gibt also nicht eine, sondern es bestehen viele Wahrheiten. Jeder hat seine eigene.

Allerdings bin ich unsicher, ob ich nicht Wahrnehmung mit Wahrheit verwechsle. Das Wörterbuch der philosophischen Begriffe ist zu philosophisch, um mir dabei weiterhelfen zu können. Inzwischen habe ich eher eine Sichtweise, die dem Höhlengleichnis von Sokrates, das Platon in dem Buch Politeia beschreibt, ähnlich ist.

Das Beispiel kurz beschrieben: In einer Höhle leben Menschen, die so gefesselt sind, dass sie sich nicht bewegen können. Hinter einer Mauer tragen Menschen unterschiedliche Gegenstände aus verschiedenen Materialien hin und her. Die Gefangenen sehen nur die Schatten und hören, was die Träger der Figuren sprechen. Für sind die Schatten die agierenden Gestalten. Mehr nehmen sie ja nicht wahr. Was würde passieren, wenn sie plötzlich die Wirklichkeit sähen, wenn sie wirklich die Wahrheit erfassen? Ist vielleicht unsere Wahrheit auch nur eine Wahrnehmung der Schatten? Und wie sieht dann die Wahrheit aus? Wer kennt die Wahrheit? – Einfach zum Nachdenken!

Die heutige Informationsflut ist so gewaltig, dass wir kaum noch feststellen können, was wahr ist, was Schatten in unserer Höhle sind und wer die Schatten macht. Inzwischen ist es mit Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) möglich, Reden, Aussagen und Handlungen so zu fingieren, dass wir nicht mehr erkennen können, ob es künstlich geschaffen wurde oder ob es die Wirklichkeit darstellt. Vielleicht kann uns die KI in Zukunft bei der Entscheidung zwischen wahr und gefälscht helfen.

Die Weisheit ist vielleicht etwas leichter zu definieren als die Wahrheit. Weise ist jemand, der eine hohe Klugheit besitzt und Situationen aufgrund seiner Lebenserfahrungen und der Einsicht in Zusammenhänge richtig einschätzen kann und aus der Fülle der Wahrheiten die für die jeweilige Situation richtige wählt. Die Weisheit ist daher mit einem höheren Alter verbunden, da dafür viele Erfahrungen, viele Wahrnehmungen und viele Wahrheiten gekannt werden müssen. Mit dieser Definition ist die Weisheit vielleicht eher der Künstlichen Intelligenz (KI) zumutbar als dem Menschen, wenn ihr nicht das Leben fehlen würde. Vielleicht gelingt es auch gar nie, wirklich alle Wahrheiten und Wahrnehmungen zu kennen.

1 Balzer H. (Hrsg.): Du weißt Bescheid – Ich weiß Bescheid …. A.a.O. S.7

2 Markschläger, A: Corona Krise und/oder ….. a.a.O. S. 33 f

Die Weisheit – Ziel oder Vision?

In einer Seele, die auf Böses sinnt, kehrt die Weisheit nicht ein, noch wohnt sie in einem Leib, der sich der Sünde hingibt.

(Weis 1,4)

Der Weise schweigt. Er kennt die Gründe.

Dumme Gedanken hat jeder, nur der Weise verschweigt sie. 3

Wilhelm Busch

Es gibt einen Unterschied zwischen einem Ziel und einer Vision: Ein Ziel ist konkret, es ist bestimmt. Ein Ziel zu erreichen, bedeutet es zu erfüllen. Mit der Erfüllung löst sich das Ziel auf. Eine Vision hingegen gibt nur die Richtung an, in die ich gehen möchte. Eine Vision erneuert sich von innen heraus. Sie erfüllt sich nie.

Beispiel:

Du gehst wandern, dein Ziel ist München. Mit deiner Ankunft in München ist dein Ziel erfüllt, München ist kein Ziel mehr.

Hast du die Vision, nach Westen zu wandern, kannst du wandern, so lange du willst. Du folgst immer deiner Vision.

Ist es ein Ziel oder ist es eine Vision, weise zu werden oder weise zu sein? Wann ist einer weise? Gibt es überhaupt einen Weisen? Wie kann man Weisheit erlernen?

Weisheit ist erlernbar, wenn wir Erfahrung, Erkennen und Erleben als Form des Lernens akzeptieren. Weisheit kann aber nicht unterrichtet werden. Weisheit kann auch nicht aus Büchern erworben werden. So heißt es im Buch, Das Bildnis des Dorian Gray: „Wir leben in einer Zeit, die zuviel liest, um weise zu sein,…“4

Weisheit erwirbt man im Leben und durch das Leben. Weisheit entsteht durch das Wahrnehmen von Wahrheiten. Was ich wahr-nehme, wird für mich wahr. Es wird zur Wahrheit. Alle Menschen haben Wahrnehmungen, es gibt viele Wahrheiten.

Der Weise versucht, möglichst viele Wahrheiten zu kennen, zu verstehen und zu akzeptieren und zu respektieren – im Gegensatz zum Tolerieren. Der Weise weiß, dass seine Wahrheit nur eine Wahrheit ist und dass er alle Wahrheiten nie erfassen wird können.

Weisheit ist die Vision, immer nach neuen Wahrheiten zu suchen. Der Weise kommt nie an ein Ziel, da es immer wieder neue Wahrheiten gibt. Dies könnte auch Sokrates mit dem Satz „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“, gemeint haben. Der Inbegriff der Weisheit ist der Allwissende. Er kennt alle Wahrheiten.

Der wirklich Weise kennt nicht nur verschiedene Wahrheiten, er findet für jede Situation auch die passende. Er bietet Wahrheiten, wenn es gewünscht wird. Er drängt sich nicht auf. Es gibt einen Unterschied zwischen Weisheit und „Klugscheißerei“.

Für jeden Augenblick und für jedes Problem benötigen wir eine dafür richtige Wahrheit: in der Politik, in der Familie, in der Schule, in unseren Betrieben und in uns selber. Vielleicht kann sie der Weise bieten.

Sind die Alten weise? Alter ist keine Garantie für Weisheit (Alter schützt vor Torheit nicht!). Wir Alten haben viele Wahrheiten erfahren. Nicht jeder hat sie verankert. Viele Wahrheiten zu haben und für jede Situation die passende zu finden, erfordert mehr. Vielleicht ist es die Intelligenz, vielleicht ist es das Einfühlungsvermögen, vielleicht ist es die Liebe, mit der der Weise die passende Wahrheit findet.

Wahrheiten zu tolerieren, bedeutet, sie gelten zu lassen, obwohl es auch andere Wahrheiten gibt. Der Weise toleriert nicht, er akzeptiert und respektiert Wahrheiten: Jede Wahrheit ist so wahr wie jede andere auch.

Der Weise hat einen hohen Selbstwert. Er weiß, dass seine Wahrheit nur eine von vielen ist, er braucht keine Anerkennung von außen. Ist es ein hoher Selbstwert, der zur Weisheit führt, oder ist der hohe Selbstwert das Ergebnis der Weisheit? Wie die Antwort auch immer ausfällt, das Ergebnis ist dasselbe.

Gibt es ein Maß für die Weisheit? Ab wie vielen Wahrheiten ist einer weise? Weisheit kann man nicht messen. Weisheit ist kein Zustand, sie ist eine Lebenseinstellung, sie ist die Vision, immer neue Wahrheiten der Sinne, der Gedanken, des Herzens und der Seele zu finden und zu sammeln. Weisheit ist ein Prozess. Nur der Weise kennt die Summe der Wahrheiten, die täglich mehr werden.

Vielleicht ist die Weisheit göttlichen Ursprungs, so wie dies auch Platon sieht. Ist nur Gott oder sind nur die Götter weise? Beschränken wir Menschen uns auf die Suche nach und auf die Liebe zur Weisheit? Werden wir Menschen erst im Sterben weise?

Ich weiß es nicht. Ich bin noch immer auf dem Weg der Suche nach Wahrheit und nach Weisheit. Es ist ein schöner Weg.

3 Balzer H. (Hrsg.): Du weißt Bescheid – Ich weiß Bescheid …. a.a.O. S. 77

4 Wild O.: Das Bildnis des …. A.a.O. S.125

Wahrheit – Gibt‘s die? Und, wenn „ja“, wo?

Die Wahrheit ist eine scheue Geliebte, man besitzt sie niemals ganz.

Hermann Bahr

Wahrscheinlich hast du als Kind auch das Spiel „Stille Post“ gespielt, bei dem einer dem anderen eine Geschichte erzählt, die dieser wieder an den Nächsten weitergibt und dieser wieder an den Nächsten usw. Am Ende bleibt nur noch sehr wenig von der Ursprungsgeschichte.

Was passiert bei diesem Spiel – und leider nicht nur bei diesem Spiel, sondern bei jeder Weitergabe von Informationen? Nicht nur unsere Sinne sind beim Empfang einer Botschaft (Information) aktiv. An der Aufnahme der Information und gleichzeitig an deren Gestaltung arbeitet eine Menge von Kräften mit: die Qualität unserer Sinnesorgane (Seh- und Hörvermögen etc.), unsere Grundeinstellungen, die momentane Stimmungslage, unsere Urteile und Vorurteile, bisherige Erfahrungen etc. Dadurch wird die Information gefärbt, gestaltet, verändert etc. Aber nicht nur der Empfänger verändert, auch der Sender gestaltet die Information und die Botschaft aufgrund seiner gesamten Persönlichkeit.

Neben dem Spiel „Stille Post“ gibt es viele Versuche, die zeigen, dass Wahrnehmung und Wahrheit auseinanderliegen: So hat eine Lehrerin den kleinen Franzi nicht aufzeigen sehen, weil ihre Meinung über Franzi das nicht zugelassen hat. So haben viele Zuschauer bei einem hochinteressanten Ballspiel nicht gesehen, wie ein Mann als Bär verkleidet über das Spielfeld geht. Im Tartuffe bei Moliere heißt es dazu: „Du lieber Gott! Wer danach urteilt, was er sieht, der täuscht sich oft: das ist ein altes Lied.“5

Gibt es unter diesem Aspekt überhaupt eine objektive Wahrheit oder geht die Wahrheit schon bei der ersten Weitergabe verloren? Meines Erachtens gibt es in der menschlichen Kommunikation kaum eine Wahrheit.

Vielleicht gibt es eine göttliche Wahrheit, wenn Jesus sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“

Neben einer unbewussten Veränderung von Informationen gibt es auch bewusst gestaltete, bewusst verzerrte, bewusst manipulierte Information. Wie verheerend und verwüstend für den Einzelnen, aber auch für eine gesamte Gesellschaft eine Informationsmanipulation wirkt, möchte ich an einer anderen Stelle etwas näher beleuchten. Hier will ich nur auf die Propagandamaschinen des Dritten Reiches, der autoritären kommunistischen Systeme und der westlichen Werbeindustrie hinweisen.

Um überleben zu können, müssen wir uns auf die Umgebung einstellen. Dazu benötigen wir entsprechende Informationen. Und diese Informationen müssen richtig, sie müssen wahr sein, wenn wir richtige Entscheidungen treffen wollen.

Unsere Informationsgier und unser Informationshunger kommen also aus unserem Überlebensdrang. In den letzten Jahren und Jahrzehnten ist einerseits die Informationsfülle sprunghaft gewachsen und andererseits kennen wir die heutigen Informanten nicht mehr so wie die ehemaligen. Früher war der Dorftratsch leichter zu beurteilen, da man genau wusste, dass Herr Müller gerne übertrieb, Frau Lehner dramatisierte, für Frau Maier ohnehin alles gefährlich war etc. Heute kennen wir die Hintergründe der Informationsgeber nicht mehr.

Zum Überleben benötigen wir aber möglichst wahre Informationen. Wir haben auch eine passive Form der Wahrheitsliebe: Wir wollen die Wahrheit erfahren, wir wollen nicht getäuscht und belogen werden. Um das zu erreichen, haben sich verschiedene Muster entwickelt, nach denen wir die Informationsgeber wählen und deren Informationen wir für wahr halten und ihnen trauen, ohne dass wir diese Wahrhaftigkeit wirklich prüfen können. Auch wenn uns diese Problematik teilweise bewusst ist, entwickeln wir Präferenzen. Der Kommentar dazu: „Ja irgendetwas muss ich ja glauben.“

Einige solcher Muster möchte ich hier aufzählen:

Die Blauäugigkeit und ein anerzogenes Vertrauen

Es gibt Menschen, die Institutionen für ehrlich und für aufrichtig, vielleicht sogar für wahrheitsliebend halten, weil es sich um öffentliche Institutionen (z. Bsp. öffentlicher Rundfunk), weil es sich um Empfehlungen von geachteten und von geschätzten Freunden oder Bekannten handelt, weil man glaubt, dass die Richtigkeit der Information von irgendjemand kontrolliert wird etc.

Die Macht der großen Zahl

Einem „Informationsriesen“ unterstellt man nicht die Unwahrheit. Da wäre er doch nie so bedeutend geworden. Da gibt es Aussagen wie: „Der kann es sich gar nicht leisten…“

Wo alle hinlaufen

Eine hohe Leser-, Hörer- oder Seherzahl beruhigt. Wenn alle hinlaufen, wird’s wohl nicht so falsch sein. Und wenn, dann bin ich nicht der Einzige, der verkehrt gelaufen ist!

Informationsmonopol

Informationsmonopole gibt es durch staatliche Regelungen in autoritären Ländern, aber auch in Demokratien können verschiedene Mächte (Parteien, Wirtschaftsgiganten etc.) die Informationsbranche beherrschen.

Soziale Medien

Die Meinungsvielfalt in den sozialen Medien ist breit gestreut. Hier findet jeder die für ihn passende Meinung. Damit wird sie für ihn wahr. Dies ist eine große Gefahr der sozialen Medien. Diese Meinungsstärkung – es ist keine Meinungsbildung – ist vergleichbar der Beeinflussung von Menschen, die ihre Informationen ausschließlich von der eigenen Partei, der eigenen Kirche oder sonst einer Organisation empfangen. Irgendwann entsteht die Überzeugung, dass das Gehörte und Gesehene richtig ist, weil es ja da Einzige ist, was angehört oder angeschaut wird.

………………

Woher kommt deine Wahrheit, welche bevorzugst du? Wahrnehmen bedeutet nicht, die Wahrheit zu kennen. Wahrnehmung ist das, was wir als wahr nehmen. So entsteht eine Wahrheit, unsere Wahrheit, das, was wir für die Wahrheit halten. Unser Nachbar hat eine andere Wahrheit. Keiner von uns lügt. Lügen bedeutet, eine andere Wahrheit zu haben als die, die behauptet wird. Zur Wahrnehmung empfehle ich dir, soweit dies möglich ist, die Kommunikationsform des Dialogs mit einem laufenden Zweifeln und Hinterfragen (Siehe dazu den Abschnitt: Das Wie und nicht das Was bestimmt die Qualität unserer Gespräche! S. 153 ff.).

Unsere Erfahrungen, unsere Einstellungen, unser Gemütszustand etc. bearbeiten die empfangenen Informationen. Das ist aber keine Einbahnstraße: Noch viel mehr bilden und formen Informationen unsere Einstellungen und Werte. Beobachte deine Gesprächspartner und du wirst die Meinungen, die Botschaften von Zeitungen, Fernsehsendern etc. erkennen. Das bezeichne ich als die unheimliche - weil so heimliche - Macht der Medien.

Wie schaut die passive Wahrheitsliebe, die Suche nach der Wahrheit aus, sobald uns bewusst ist, dass es die „absolute Wahrheit“ gar nicht gibt. Ist dann die Wahrheitsliebe weniger die Liebe zur Wahrheit, als eine Ablehnung, ein Verachten der Lüge, der Falschheit, der Unwahrheit?

Wahrheitsliebe erfordert das Zulassen mehrere Wahrheiten. Sie fordert, vorurteilsfrei zu sein und verschiedene Meinungen, Lebensweisen, Ansichten etc. als individuelle Wahrheiten zuzulassen. Dies ist einfach, sobald wir aufhören, alles immer und sofort zu beurteilen. Der liebe Gott wartet mit seinem Urteil bis zum Jüngsten Tag. Warum haben wir es so eilig?

In unserer Gesellschaft hat die Wahrheit einen hohen Stellenwert. Neben der passiven Wahrheitsliebe gibt es eine aktive: Wir wollen wahrhaft sein, an uns soll die Wahrheit haften. Das ist nicht nur ein Ideal der Gesellschaft, es ist auch das Idealbild vieler von uns.

Die Ursachen, warum wir diesem Ideal nachlaufen, sind unterschiedlich:6

Aus Leidenschaft und Liebe: Die Wahrheit ist in uns als hoher Wert verankert.

Aus Klugheit: Die Wahrheitsliebe gibt Sicherheit und erlaubt Vergesslichkeit. Immer bei der Wahrheit zu bleiben, bedeutet, mir nichts von dem merken zu müssen, was ich einmal gesagt habe.

Aus Stolz: Kein anderer Mensch verdient es, von mir angelogen zu werden.

Aus Eitelkeit: Verlogene Menschen gelten als armselige Karikaturen.

Aus Gehorsam gegenüber der Gesellschaft, den Geboten, den Religionen und den Gesetzen.

Aus einer Mischung dieser Ursachen

Wahrheitsliebe veranlasst uns, die Wahrheit zu suchen und sie auszusprechen. Auch wenn die Suche mühsam sein kann, sie immer auszusprechen, ist weder selbstverständlich noch ungefährlich. Bedeutet ein Verschweigen schon eine Lüge?

Lügt der Sohn, wenn er seiner 90-jährigen Mutter deren Krebskrankheit verschweigt, um ihr noch einige sorgenfreie Tage zu ermöglichen? Gibt es Werte, die mehr wiegen als die Wahrheit? Das Leben ist nicht nur blütenweiß oder pechschwarz. Auch Grautöne gibt es. Manche Werte wiegen die in manchen Situationen mehr als die Wahrheitsliebe.

Ist jemand noch wahrhaft, wenn er entgegen seiner Überzeugung bei Judenwitzen oder schlechten Scherzen über Frauen schweigt, auch wenn es ihm den Magen umdreht? Gibt es auch hier Werte, die über der Verpflichtung zur Wahrheit stehen oder ist dies schon Feigheit? Ein nicht ausgesprochenes „Nein“ bedeutet für andere ein zustimmendes „Ja“. Nichts zu sagen, ist vielleicht schon lügen. Die Wahrhaftigkeit ist auch eine Frage des Mutes und gegebener Machtverhältnisse: Wie oft hast du dich schon um die Wahrheit aus der Angst vor der Macht der anderen gedrückt? Sind Notlügen aus der Schwäche heraus erlaubt?

Wahrheitsliebe und Wahrheit sind nicht immer nur schön. Wahrheit kann auch schmerzen. Wie lange darf ich mit der Wahrheit hinter dem Berghalten, um Schmerz zu verhindern? Steht es mir zu, über den Schmerz eines anderen zu entscheiden, indem ich ihm die Wahrheit verschweige?

Das Gegenteil von Wahrheitsliebe ist Falschheit, Unaufrichtigkeit, Ehrlosigkeit usw. Die Grenzen sind nicht immer ganz eindeutig. Sie werden einhellig abgelehnt und sind negativ besetzt.

Es gibt aber auch positive Eigenschaften, die die Wahrheit nicht zulassen und mit ihr im Wettbewerb stehen: Toleranz, Verstehen, Großmut, Herzensgüte …

Was ist das richtige Maß der Wahrheit? Ab welchem Ausmaß, mit dem man die Wahrheit verkürzt, ist die Grenze zur Lüge erreicht? Gibt es andererseits auch ein zu viel an Wahrheit? Wird mit einer Haarspalterei, mit einer Kleinigkeitskrämerei die Wahrheitsliebe bereits übertrieben? Wird aus der positiven Eigenschaft nicht schon wieder eine zweifelhafte, vielleicht sogar eine negative? Wie stark nervt uns jemand, der immer alles besser weiß - vor allem, wenn er im Recht ist.

Ein wahrhaftiger Mensch verinnerlicht die Wahrheitsliebe: Die Wahrheit haftet an ihm, Wahrheit und er sind eins. Wer wahrhaft lebt, lebt authentisch. Er ist immer er selbst, er muss niemand etwas vorspielen, er ist schon fast die Wahrheit.

Ist Wahrheitsliebe angeboren oder anerzogen? Die Antwort ist schwer. Ein Vergleich mit der Jungfräulichkeit drängt sich auf. Wir gelten so lange als wahrhaft, bis wir mit der Wahrhaftigkeit brechen. Danach ist sie nicht mehr zu erreichen: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, ……

Wir sind weder als Lügner noch als Wahrhaftige geboren. Der Umgang mit der Wahrheit wird durch Vieles, vor allem durch die Erziehung bestimmt. So entstehen Wahrhaftigkeit oder Falschheit oder eine Mischung von beiden. Willst du deine eigene Wahrhaftigkeit prüfen, beobachte deine Kinder! Sie sind dein Abbild.

An deiner Wahrhaftigkeit kannst du arbeiten. Auch die Wahrheitsliebe ist erlernbar. Aber einfach ist das nicht.

5 Moliere: Tartuffe … a.a.O. S. 67

6 Vgl. dazu Friedell E.: Ist die Erde bewohnt? …. a..a.O. S. 80 f.

Jeder behauptet die Wahrheit. Wer hat sie?

Fußballfans in Linz schwärmen entweder für Schwarz-weiß oder für Blauweiß. Für jeden ist sein Club der wahre. Der andere Verein wird manchmal nicht einmal ignoriert. Eine gegenseitige Annäherung ist kaum vorstellbar. Ein ähnliches Verhalten ist bei gesellschaftspolitischen Gruppierungen erkennbar.

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Er schließt sich Gruppen an, in denen er sich daheim fühlt, und baut eine Bindung auf. Die Ursachen dafür sind vielfältig:

Die Suche nach einer „sozialen Heimat“: Da werde ich wahrgenommen, da werde ich be- und geachtet. Hier fühle ich mich zu Hause. Hier werde ich bestätigt. Da gehöre ich hin.

Das Sicherheitsbedürfnis, ein emotionales Grundbedürfnis: Die Gruppe schützt mich.

Die Angst vor dem Alleinsein, vor der Einsamkeit und vor der Isolation.

Das Streben nach Sicherheit: Hier kann ich sagen, tun und lassen, was und wie ich bin, ohne Anstoß zu erregen.

Die Macht der Gruppe: In der Gemeinschaft sind wir stark und mächtig.

……..

Gruppen halten ihre Mitglieder zusammen. Sie unternehmen alles, damit die Gruppe stark ist, stark bleibt und stärker wird. Sie sind aber auch gekennzeichnet durch Einseitigkeit und durch ihre Abgrenzung zu anderen. Schon diese Einseitigkeit trifft eine Auswahl aus den Informationen, steuert, gestaltet und interpretiert sie – manchmal unbewusst, meist aber bewusst. So schützt sich die Gruppe.

Ein Teil der Menschen hat das Bestreben, einer Gruppe anzugehören, Mitglied einer Gruppe zu sein. Andere suchen einen solchen Anschluss nicht. Im Hinblick auf unser gesellschaftspolitisches Verhalten unterscheide ich Gruppen der Etablierten und Gruppen der Alternativen. Bei beiden gibt es viele Untergruppen.

Die etablierten Gruppen bewegen sich im bestehenden System, welches sie akzeptieren und nutzen. Dazu gehören auch unsere politischen Parteien. Die Etablierten üben die Macht in der Gesellschaft aus. Die Beweggründe, um Anhänger, Wähler oder sogar offizielles Mitglied einer etablierten Gruppe zu werden, sind neben den allgemeinen Bedingungen für eine Gruppenbildung (Siehe oben) vielfältig:

Gewohnheit: Das System wird seit mehr als 100 Jahren gelebt. Ob das System wirklich gut ist, wird meist nicht hinterfragt.

Es ist empfehlenswert und vorteilhaft, sich auf die Seite der Macht zu stellen. Mit der Macht sind meist auch finanzielle Vorteile verbunden.

Das bestehende System zu erhalten, gibt Sicherheit.

Bestechung und Täuschung: Machtausübung und Machtmissbrauch durch die Herrschenden werden einerseits durch Geschenke und andererseits durch perfekt aufbereitete Halbwahrheiten und durch unverfrorene Lügen gesichert.

Wie der Fisch das Wasser und der Mensch die Luft nicht mehr bemerken, da sie nicht nur Gewohnheit, sondern Selbstverständlichkeit geworden sind, spüren wir diese Beeinflussung oft nicht mehr unmittelbar.

So mangelhaft das bestehende System ist, so wenig Alternativen sind sichtbar. Im Ausspruch Churchills „Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen aller anderen,“ dürfte doch sehr viel Wahrheit liegen.

Vererbung: Schon der Großvater und der Vater waren hier dabei.

…….

Die Alternativen stehen im Gegensatz zu den Mächtigen. Das Erkennen der Manipulation und des Machtmissbrauchs, die eigene Machtlosigkeit, die Starre des Systems etc. treiben viele Menschen in alternativen Gruppen.

Die verschiedenen Untergruppen haben weder bei den Etablierten noch bei den Alternativen eine gemeinsame Haltung. Das Verbindende ist nur, entweder für oder gegen das System zu sein. In beiden Systemen dominieren die Einseitigkeit sowie die Manipulation der Information. Faszinierend dabei sind die alternativen Gruppen. Sehr oft verlassen sie die Etablierten wegen deren Einseitigkeit und Manipulation, um dasselbe System sofort in einer neuen Gruppe zu akzeptieren, ohne es vielleicht sogar zu bemerken.

Die „Informationskultur“ ist in beiden Gruppierungen dieselbe: Informationen der „anderen Seite“ werden als manipuliert, gesteuert, erlogen und erstunken etc. abgelehnt. Die eigenen Informationen sind die Wahrheit, woran beide innigst glauben.

Niemand will wahrhaben, dass fast alle Informationen – auch die eigenen – oft nur Halbwahrheiten sind und dass sie selbst von ihren Machthabern und Meinungsbildnern gesteuert, manipuliert und missbraucht werden. Das Verhalten in beiden Systemen ist gleich. Es unterscheiden sich nur die Personen, die informieren und die manipulieren. Jeder ist davon überzeugt, dass er die richtige und alle anderen die falsche Information hat, wodurch eine Annäherung unmöglich wird. Die Basis für eine Kommunikation fehlt. Das erinnert an Schwarz-weiß und Blau-weiß der Linzer Fußballwelt.

Wie gefährlich solche gesteuerten Systeme sind, wird oft erst nach dem Zusammenbruch eines Systems und mit dem erforderlichen Abstand deutlich. Wenn du zu nahe an einer Mauer stehst, siehst du wenig. Extrembeispiele solcher gescheiterten Systeme sind das Dritte Reich, der kommunistische Ostblock, die linksradikalen Bewegungen der 68-ger Generation etc. Erst heute erkennen wir die Lügen, die Halbwahrheiten und die gezielte Manipulation dieser Systeme. Die Menschen damals hatten diese Chance kaum. Einige Machtsysteme, die auf Halbwahrheiten und Manipulation aufgebaut sind, existieren noch immer und es wird immer derartige Systeme geben. Diese nutzen unseren Drang zu Gruppen und einige wenige sitzen am Steuer.

Es gibt aber auch „asoziale“ Menschen, Menschen, die nicht in Gruppen drängen. Ihre Anzahl wage ich nicht einmal zu schätzen. Hierher gehören die, die das System der etablierten und der alternativen Gruppen erkannt und diese verlassen haben, ohne sich einer neuen Gruppe anzuschließen. Ein Teil von ihnen findet sich bei den Nichtwählern. Aber auch viele Wähler gehören keiner Gruppe an. Manche gehen trotz ihrer „Neutralität“ wählen, damit jene an die Macht kommen, bei denen der Schaden überschaubar bleibt.

Viele verlassen etablierte Gruppen, um sich - weitgehend unbewusst einer neuen Gruppe anschließen, die es in der Gesellschaft offiziell gar nicht gibt (informelle Gruppen). Trotzdem sind diese Gruppen mächtig und „gestalten“ auch die Wahrheit. Ich denke dabei vor allem an die „Medien-Gruppen“. Die Gruppenmitglieder übernehmen die Meinung einer Tageszeitung, von Rundfunk und Fernsehen, von den sozialen Medien etc. Solche Gruppen sind zum Beispiel: Die ZIB-Seher, die Kronen Zeitung-Leser, die Bild Zeitung-Leser etc. In verschiedenen Gesprächsrunden wird die Mitgliedschaft bei diesen Medien-Gruppen recht deutlich (Sage mir, was du denkst, und ich sage dir, was du liest.). Eigentlich wird auch hier eine Gruppe verlassen, um sich sofort einer neuen anzuschließen. Im Unterschied zu den Alternativen wird dieser Wechsel aber nicht bewusst vollzogen. Die Macht dieser informellen Gruppen ist unvorstellbar hoch.