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Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit, staatliche Aktivitäten, Staatsverschuldung, Versorgung im Alter, Inflation, Rationalisierung: Wirtschaftliche Zusammenhänge realistisch zu verstehen ist von zentraler Bedeutung, sowohl für Bürger mit Verantwortungsbewusstsein für das Gemeinwesen und noch mehr für politische Akteure. Unsere Alltagserfahrungen entsprechen dabei leider nicht immer den tatsächlichen Zusammenhängen. Aber auch Wirtschaftswissenschaftler sehen diese nicht unbedingt richtig. Sie beschäftigen sich häufig zu sehr mit (brillanten) mathematischen Modellen - scheinen dabei aber leider nicht selten aus den Augen zu verlieren, dass es um die Menschen geht. Um jeden einzelnen Menschen. Weltweit. Denn die Wirtschaft ist kein technisches System, sondern "die Wirtschaft" sind wir Menschen alle zusammen. Die Bedürfnisse und das Verhalten jedes einzelnen Menschen. Und ihre Folgerungen aus solchen Modellen gehen u. a. über die Politikberatung in politische Entscheidungsprozesse ein. Spätestens an diesem Punkt hat der Autor daher teilweise große Bedenken. Er forscht seit langen Jahren mit selbstentwickelten Planspielen, in denen er die Weltwirtschaft mit ihren aktuell (unüberschaubaren und damit unbegreifbaren) ca. 7,5 Milliarden Menschen in Modellen einer miniaturisierten Weltwirtschaft mit einer überschaubaren Anzahl von Personen simuliert und diese sichtbar bzw. haptisch darstellt. Solche Simulationen bilden seiner Überzeugung nach eine wichtige Ergänzung zu den Verfahren der traditionellen ökonomischen Forschung. Autor: Dr. Martin Stotz, Diplom-Kaufmann, E-Mail: [email protected], Web: www.iw.dr-stotz.de
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Seitenzahl: 187
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Martin Stotz
Die Wirtschaft als ein System von (höchst komplexen) Tauschprozessen - und Wirtschaftskrisen als Störungen dieses Systems
Die drängendsten Probleme unserer Zeit besser verstehen durch Betrachtung der Wirtschaft als ein System von Tauschprozessen und durch Analyse dieses Systems mit Hilfe von Planspielen mit Modellen der "miniaturisierten Weltwirtschaft"
Einleitung
1.1 Warum habe ich diese Arbeit geschrieben?
1.2 Ökonomen sind bereits dann zufrieden, wenn das "Angebot" der "Nachfrage" entspricht – ich nicht
Die Wirtschaft als ein System von Tauschprozessen
2.1 Ein Modell bzw. Gedankenexperiment, in dem nur
ein
Mensch auf der Welt lebt
2.2 Eine Stufe mehr Realitätsnähe: ein Gedankenexperiment, in dem
zwei
Menschen auf der Welt leben
2.3
Indirekte
Tauschprozesse ("Tauschketten")
2.4 Die Darstellung von Unternehmen –
Konsequente
Darstellung im Rahmen von
Tauschprozessen
Das Wesen des Geldes – und seine Rolle in Tauschprozessen
3.1 Weshalb wir den Eindruck haben, dass ein bedrucktes Stück Papier einen Wert hat
3.2 Das Phänomen "Wert"
3.2.1 Geld als Mittel zur Dokumentation eines “moralischen“ Anspruchs auf eine Gegenleistung
3.2.2 Geld als Grundlage, um von einem
unfairen
Tauschpartner eine Gegenleistung zu
3.2.3 Vielleicht sind wir ja fast
alle
ein klein wenig "unfair"?
3.2.4 Mangelnde Fairness wird erleichtert durch
Anonymität
und
Abkopplung
3.3 Geld in der Literatur
3.4 Meine Definition von Geld: eine Menge von Einheiten - abstrakter Einheiten -, die ein Nullsummenspiel ermöglichen
3.5 Voraussetzungen dafür, dass ein Gut als Geld dienen kann, bzw. dass ein Gut die Funktionen von Geld erfüllen kann
3.5.1
Ausschließlich
arbeitsteilige Tauschwirtschaft
3.5.2 Eine konstant gehaltene Menge von (Geld-) Einheiten im Rahmen von Tausch-
Ketten
Ausgewählte Aspekte und Probleme
4.1 Unternehmen
4.1.1 Darstellung von Unternehmen im Rahmen von Modellen mit Tauschprozessen
4.1.2 Unternehmen sind (nur) notwendig, weil wir als Verbraucher hohe Ansprüche haben
4.1.3 Arbeitslosigkeit und ihre Schrecken – ebenfalls eine Folge unserer hohen Ansprüche als Verbraucher
4.2 Maschinen (Automatisierung / Industriealisierung) verstanden als
intelligente Art der Nutzenstiftung
- anstatt als Kapital
4.3 Staatliche Aktivitäten
4.3.1 Hoheitliche Aktivitäten als besondere Form von Tauschprozessen
4.3.2 Nicht-hoheitliche Aktivitäten (wie Infrastrukturbau, Forschung, Bildung etc.) als besondere Form von Tauschprozessen
4.3.3 Sozialleistungen / Transfers – kein Tauschprozess sondern ein Versorgungsprozess
4.3.4 Einkommensorientierte Steuererhebung - Faktum und Problem
4.3.5 Schuldenfinanzierung staatlicher Aktivitäten
4.4 Sparen
4.4.1 Sparen im Sinne des
Aufbewahrens
von Geld
4.4.2 Sparen im Sinne des
Anlegens
von Geld
4.4.3 Sparen und Anlegen für eine größere Anschaffung
4.4.4 Sparen und Anlegen für "schlechtere Zeiten" oder für das Alter
4.5 Die Versorgung der Senioren
4.5.1 Staatliche Rente
4.5.2 Private Altersvorsorge – ich habe meine Zweifel
4.5.3 Geldanlage bei Unternehmen – ein Fehlverständnis mit fatalen Folgen
4.6 Internationaler Handel
4.7 Konjunktur und Wirtschaftskrisen
4.8 Wettbewerb – Vorteile und Probleme
Zusammenfassung
Literatur
Die meisten Menschen beschäftigen sich mit den drängendsten Fragen unserer Zeit wie Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit, Reichtum / Armut, Altersversorgung, Geldwert, Staatsverschuldung etc. meiner Wahrnehmung nach nur eher aus der alleinigen Perspektive ihrer Alltagserfahrung - die meines Eindrucks nach bedauerlicherweise oft nicht den tatsächlichen Zusammenhängen entspricht. Und sie beschäftigen sich nur sehr unsystematisch damit. Aber auch mit der Arbeit und der Haltung vieler Wirtschaftswissenschaftler bin ich nicht zufrieden; viele sehen ihre Aufgabe meines Eindrucks nach nicht etwa darin, die Wirtschaft zu verstehen, sondern darin, mathematische Modelle zu entwickeln - mit denen sie die Wirtschaft verstehen können. Die Betonung liegt aber auf mathematisch. Dabei räumen sie der Mathematik m.E. oft einen höheren Stellenwert ein als dem Ziel, die Wirtschaft zu verstehen. Bei vielen Detail-Problemen gelang und gelingt dies durchaus und in hervorragender Weise. Aber bei vielen der drängendsten Fragen unserer Zeit wie Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit, Reichtum / Armut , Altersversorgung, Geldwert, Staatsverschuldung etc. ist das meiner Wahrnehmung nach nicht der Fall.
Der Wunsch, diese drängendsten "gesamtwirtschaftlichen" Probleme unserer Zeit besser zu verstehen und hierfür systematisch zu untersuchen, treibt mich schon seit meinem wirtschaftswissenschaftlichen Studium 1987-1992 um. Viele der Modelle der traditionellen Wirtschaftsforschung, die ich im Rahmen dieses Studiums kennenlernen durfte bzw. danach las, viele dieser Modelle fand ich zwar sehr interessant, viele andere hingegen hielten Erklärungen bereit, die mich nur zum Teil überzeugen konnten; einige fand und finde sogar recht fragwürdig.
Ein Beispiel: Viele Ökonomen gehen davon aus, dass der Grund für Arbeitslosigkeit in einem zu hohen Lohnniveau liegt. Sie argumentieren: "Der Lohn ist der Preis für Arbeit. Je höher dieser Preis steigt, desto weniger Unternehmen fragen Arbeit nach." Nicht nur, dass ich
diese Argumentation fast schon
zynisch
finde: Ein Stundenlohn von 8,50 Euro zu niedrig??? Zumal für schwere und gesundheitsschädliche körperliche Arbeit??? Die meisten Ökonomen, die diese Meinung verteten, würden für ein solches Gehalt m.E. sicher
nicht
arbeiten - gleichgültig ob sie als Wirtschaftswissenschaftler an Universitäten tätig sind oder in den volkswirtschaftlichen Abteilungen in Unternehmen der freien Wirtschaft. Ich bin durch meine Überlegungen auch
zu der Überzeugung gelangt, dass die Gründe für Arbeitslosigkeit sehr viel
tiefer
liegen. Daher denke ich mittlerweile, dass es sich viele jener Ökonomen, die diese Erklärung formulieren, sehr einfach machen. Zu einfach. Viel zu einfach. Und so geht es mir nicht nur mit dem Thema Arbeitslosigkeit, sondern eben auch mit vielen anderen sogenannten "gesamtwirtschaftlichen" Problemen, wie ich sie oben genannt habe.
Also, wie gesagt: Viele der Modelle der traditionellen Wirtschaftsforschung fand und finde ich recht fragwürdig.
Gleichzeitig beraten ja viele Ökonomen viele politische Entscheidungsträger. D.h. diese Beratung basiert also u.a. auf diesen Modellen und beeinflusst damit teilweise die Gedanken politischer Entscheidungsträger. Spätestens damit nun fühlte ich mich sehr unwohl. Aber: nur kritisieren und nichts besser machen ist natürlich auch nicht der richtige Weg. Daher untersuche ich diese Probleme seit vielen Jahre, etwa seit dem Jahr 2000, selbst. Und dies unabhängig vom ökonomischen Mainstream. Vor allem anhand von miniaturisierten Modellen der Weltwirtschaft. Anhand von Planspielen der Weltwirtschaft.
Nur dann, wenn ich mit Modellen arbeite, die ich als Modelle der Weltwirtschaft verstehe, ist es mir möglich,
a) jeden einzelnen Menschen und
b) die gesamte Geldmenge darzustellen, d.h. jede einzelne Geldeinheit.
(Darüber hinaus auch
c) die Aufteilung der Erde in Grundstücke und die Verteilung des Eigentums an den jeweiligen Grundstücken, und
d) die Verteilung des Eigentums an den Rohstofflagerstätten der Erde.)
Und genau dies halte ich für zentral wichtig für das Verständnis vieler Zusammenhänge, und mir ist keine einzige Person des öffentlichen Lebens bekannt, die diese Denkweise anwendet, und auch kein einziger Wirtschaftswissenschaftler.
Nur mit dieser Vorgehensweise kann ich untersuchen, ob, vereinfacht ausgedrückt, jeder Mensch so viel Geld verdient, wie ich es – gemessen an seiner Motivation – als gerecht ansehen würde. Weltweit.
Und ich kam mit dieser Vorgehensweise zu Erkenntnissen, die ich bei den vorherrschenden, "traditionellen" Modellen teilweise schmerzlich vermisse.
Daher verfolge ich mit dieser Arbeit das Ziel, einer interessierten Leserschaft ein meines Erachtens nach realistischeres Verständnis vor allem so genannter gesamtwirtschaftlicher Phänomene, Zusammenhänge und Probleme zu vermitteln.
Mein Ansatz ist es, in einem miniaturisierten Modell der Weltwirtschaft, in der jeder einzelne Mensch, jede natürliche Ressource und jede einzelne Geldeinheit abgebildet sind, im Detail anzusehen, wer wem durch Arbeit einen Nutzen stiftet, sprich: ein Bedürfnis stillt - und von diesem dafür eine Geldeinheit erhält.
Ich habe darauf hin begonnen, eigene Modelle zu entwickeln. Ökonomen setzen sehr stark auf die (abstrakte) Sprache der Mathematik. Für sehr viele Detailfragen kann dies zwar durchaus von unschätzbarem Wert sein. Aufgrund der Klarheit und Exaktheit der Sprache der Mathematik. Jedoch: sie verlieren dabei den einzelnen Menschen oftmals fast völlig aus dem Blick. Sie scheinen mit dieser Vorgehensweise die Wirtschaft so zu sehen wie Ingenieure eine Maschine betrachten oder wie Physiker mit Naturgesetzen arbeiten. Dies erscheint mir sehr fragwürdig. Denn wir Menschen verhalten uns in unserem täglichen Miteinander nun einmal nicht wie Maschinen und auch nicht wie Naturgesetze. Noch problematischer empfinde ich es, wenn wir Ökonomen von ökonomischen Gesetzen sprechen. Spätestens mit dieser Terminologie, so scheint mir, tun wir so, als ob alle ökonomischen Phänomene eben einer Art Naturgesetze folgt - und es nicht das Verhalten eines jeden von uns Menschen ist, das zu diesen Phänomenen (in der Summe) führt. Und damit verpassen wir die Möglichkeit, ökonomische Probleme dadurch zu vermeiden, dass wir unser Verhalten ändern.
Mein Grundgedanke bei der Entwicklung dieser Modelle ist: Jedes Problem, welches in der Weltwirtschaft mit ihren derzeit über 7 Milliarden Menschen auftritt, sollte auch in einem Planspiel mit nur z.B. 5 Personen (repräsentiert durch Spielfiguren) simulierbar sein – denn das Auftreten eines solche Problems dürfte nicht an ein bestimmte Anzahl von Menschen gebunden sein. In einem Planspiel mit nur z.B. 5 Personen kann es aber verstanden werden – in der Realität mit etwa 7 Milliarden Menschen hingegen nicht."
Ich habe eine Art wissenschaftlicher Planspiele entwickelt, wissenschaftlicher Brettplanspiele, in denen ich jeden einzelnen Menschen durch eine Spielfigur repräsentiere. Traditionell arbeitende Ökonomen fassen in aller Regel z.B. das Angebots- und das Nachfrage-Verhalten sehr vieler Menschen zu Größen wie das "Angebot" und die "Nachfrage" auf einzelnen Märkten zusammen. Oder sogar zu "gesamtwirtschaftlichem Angebot" und "gesamtwirtschaftlicher Nachfrage". Sie verlieren den einzelnen Menschen damit fast vollkommen aus dem Auge. Ich hingegen betrachte die Situation und das Verhalten jedes einzelnen Menschen. Seine
Bedürfnisse
einerseits (als Grund dafür, dass man etwas arbeitet), und seine
Motivation
(zu arbeiten) andererseits.
In etwas komplexeren Modellen auch seine Fähigkeiten.
Und dann frage ich mich stets: welche Voraussetzungen müssen vorliegen, damit
jeder einzelne Mensch seine Bedürfnisse in demjenigen Umfang stillen kann (=Nutzen erfahren kann), der seiner (Arbeits-) Motivation entspricht. Jeder einzelne Mensch weltweit.
*) Im Falle von Arbeitsteilung: Möglichkvon jemandem anderen gestillt zu bekommen
Für diejenigen unter Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die Ökonomen sind und die formelle mathematische Darstellungen als hilfreich empfinden: Für mich besteht ein Gleichgewicht erst dann, wenn Gerechtigkeit für jeden einzelnen Menschen herrscht, und zwar im Sinne von
mit
b
i
Nutzen (Benefit), den die Person i erfahren kann,
m
i
Motivation der Person i zu arbeiten
i
Personenindex mit i ∈ {1,2,3, … , n}
n:
Umfang der Weltbevölkerung, bzw. im jeweiligen Modell: der Modell-Weltbevölkerung
Damit unterscheide ich mich sehr von den traditionell arbeitenden Ökonomen, die ein "Gleichgewicht", also eine zufriedenstellende Situation, schon dann sehen, wenn das gesamtwirtschaftliche Angebot der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage entspricht.
also
oder, wie in der Ökonomik üblich, in englisch
mit
S
Angebot, Supply
D
Nachfrage, Demand
Ich werde zeigen, dass es Situationen gibt, in denen das Angebot der Nachfrage entspricht und trotzdem die Situation vieler Menschen nicht zufriedenstellend ist, also viele Menschen sich ihre Bedürfnisse nur in geringerem, oft wesentlich geringerem Umfang stillen können (=Nutzen erfahren können), als es ihrer (Arbeits-) Motivation entsprechen würde, also für viele Menschen gilt1
bx < mx
mit
x Index derjenigen Personen, für die dies gilt.
In diesem Beitrag stelle ich nun die wichtigsten dieser Gedanken und Erkenntnisse vor.
1 Siehe z.B. 4.1.3.
Ich analysiere die Ursachen von Reichtum (also ausgeprägtem Wohlstand), gerechtfertigtem und ungerechtfertigtem, und die Ursachen von Armut (also einem Mangel an Wohlstand), gerechtfertigtem und ungerechtfertigtem. Mit einem Wort: ich analysiere die Ursachen von Wohlstand, mangelndem Wohlstand und Gerechtigkeit. Und dies, indem ich mithilfe von Modellen mit einer handhabbaren / überschaubaren Menge von Personen arbeite, die ich aber als die gesamte Weltbevölkerung verstehe (als "Modell-Weltbevölkerung"). Mit dieser Vorgehensweise kann ich m.E. garantieren,
dass die
Möglichkeiten
eines jeden Menschen, seine Bedürfnisse durch eigene Arbeit zu stillen (bzw. im Rahmen von "Tauschprozessen"
2
stillen zu lassen), klar zu erkennen sind, und
dass mögliche
Auswirkung
einer jeden untersuchten Handlung auf die Situation eines jeden existierenden Zeitgenossen deutlich wird und in die Analysen miteinbezogen werden kann.
Die einfachste Simulation basiert auf einem Modell der "Weltwirtschaft" mit nur einer (1) Person, eine "1-Personen-Weltwirtschaft". Entscheidend dabei: es gibt außer eben dieser einen Person keine weitere, die in der Simulation berücksichtigt werden müsste. Und gleichgültig wie groß das "Spielbrett" und der Maßstab des Spielbretts gewählt wird: ihr stehen lediglich diejenigen natürlichen Ressourcen zur Verfügung, die sie alleine durch eigene Kraft erreichen kann (auf der dargestellten "Erdoberfläche" oder auch einer sprichwörtlichen "Robinson-Insel"). Es ist sozusagen das reinste aller möglichen Modelle. An diesem ist denn auch das von mir entwickelte Gleichgewichtskriterium am einfachsten nachzuvollziehen:
Dieser Mensch kann seine Bedürfnisse genau in jenem Umfang stillen, der seiner Bereitschaft zu Arbeiten (Arbeitsmotivation) entspricht.
Erdoberfläche
Unterirdische Rohstofflagerstätten (nur durch Bergbau zu erreichen)
Der dargestellte Mensch stillt sein Bedürfnis (Nutzenstiftung) durch Arbeit (und unter Nutzung der vorhandenen Rohstoffe bzw. natürlichen Ressourcen)
Für diejenigen unter Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die Ökonomen sind und die formelle mathematische Darstellungen als hilfreich empfinden:
mit
b: Benefit, Nutzen
m: (Arbeits-) Motivation
Um Ihnen meinen Grundgedanken zu erläutern: Stellen wir uns einmal vor, auf der ganzen Welt würde nur ein einziger Mensch leben. Und stellen wir uns weiterhin vor, die Welt wäre nur so groß wie eine Insel, also überschaubar. Dann wäre unmittelbar klar, dass der Umfang der Bedürfnisse, die dieser Mensch sich stillen kann, abhängt a) von seiner Motivation (seiner Motivation zu arbeiten), b) von seinen Fähigkeiten und c) davon, welche Lebensmittel, Rohstoffe und Energiequellen (kurz: natürlichen Ressourcen) er in dem Gebiet, das er erreichen kann, vorfindet. D.h. je größer seine Motivation ist und je besser seine Fähigkeiten sind, desto mehr seiner Bedürfnisse kann er stillen (Verfügbarkeit der notwendigen natürlichen Ressourcen der Einfachheit halber einmal vorausgesetzt). Und natürlich umgekehrt: je geringer seine Motivation ist oder je schlechter seine Fähigkeiten sind, desto weniger seiner Bedürfnisse kann er stillen.
Nun ein Planspiel mit 2 Personen. Es kann jeder für sich arbeiten.
Für diejenigen unter Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die Ökonomen sind und die formelle mathematische Darstellungen als hilfreich empfinden:
mit
bA: Benefit, Nutzen der Person A
mA: (Arbeits-) Motivation der Person A
und analog für Person B
Oder sie vereinbaren Arbeitsteilung, eine damit verbundene Spezialisierung und einen anschließenden Tausch.
Bedürfnisse:
Motivation und Fähigkeiten:
A:
- Hunger (Gemüse) - Durst (Getränke)
Gemüse
B:
- Hunger (Gemüse) - Durst (Getränke)
Getränke
A stiftet B durch seine Arbeit einen Nutzen (stillt ihm seinen Hunger, sein Bedürfnis nach Essen). Und natürlich auch seinen eigenen Hunger. Und umgekehrt stiftet B dem A durch seine Arbeit einen Nutzen (stillt ihm seinen Durst, sein Bedürfnis nach etwas zum Trinken). Und auch seinen eigenen Durst.
Der Umfang der Bedürfnisse, die sich jeder einzelne der beiden stillen kann (durch Selbstversorgung) bzw. stillen lassen kann (durch den jeweils anderen, durch Tausch), hängt nun nicht mehr nur von seiner eigenen Motivation und seinen eigenen Fähigkeiten ab, sondern auch von der Motivation und den Fähigkeiten des jeweils anderen.3 Wenn sich z.B. A auf die Beschaffung von Gemüse spezialisiert hat und (von B im Tausch) 3 Liter Wasser pro Tag wünscht, B aber nur 2 Liter beschaffen kann oder will, dann empfindet A einen Mangel, ein Problem. In der Realität würden wir von einer Wirtschaftskrise sprechen.
Für diejenigen unter Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die Ökonomen sind und die formelle mathematische Darstellungen als hilfreich empfinden:
mit den zusätzlichen Variablen
aA: Ability / Fähigkeiten des A
TA: Ressourcen (d.h Zugang zu Ressourcen) seitens des A
und analog für B
Auf dieser Komplexitätsstufe können bereits Arbeitsteilung, Zusammenarbeit, Tauschprozesse und Spezialisierung simuliert werden, Eigentumsverhältnisse bzgl. Grundstücken und Rohstofflagerstätten. Außerdem handelt es sich bei diesem Modell um die erste Komplexitätsstufe, auf der auch das Phänomen des Geldes untersucht werden kann.
Das Beispiel des Rechtsinstituts des Eigentums an Grundstücken (kurz und umgangssprachlich: Grundstückseigentum) und/oder Rohstofflagerstätten ist im folgenden dargestellt.
A und B haben auch das Rechtsinstitut des Eigentums an Grundstücken und Rohstofflagerstätten eingeführt. Dabei haben sie vereinbart, dass sie die gesamte (Modell-) "Erdoberfläche" in zwei Stücke aufteilen. Wir sprechen in der Realität von "Grundstücken". Und dass das Grundstück 1 dem A gehören soll und das Grundstück 2 dem B. Genauso verfahren sie mit den Rohstofflagerstätten, die unterhalb der Erdoberfläche liegen und aus denen die entsprechenden Rohstoffe nur durch "Bergbau" gefördert werden können. Natürlich sind für die Herstellung von Lebensmitteln und Getränken in aller Regel keine Rohstoffe aus unterirdischen Lagerstätten notwendig. Aber bitte erlauben Sie mir, das Modell dennoch so zu konstruieren, weil Rohstofflagerstätten in der Realität natürlich eine ganz enorme Rolle spielen und ich sie daher unbedingt berücksichtigen möchte.
Als nächstes möchte ich Ihnen gerne zeigen, wie ich Geld berücksichtige bzw. darstelle. Ich stelle es dar, indem ich zunächst die gesamte Geldmenge benenne (Beispiel: "Geldmenge: 2 €") und indem ich jede einzelne Geldeinheit explizit darstelle.
Dann stelle ich die Tauschtransaktionen dar und die Geldübergabehandlungen, die A und B dabei vornehmen.
Arbeit (der Pfeil zeigt an, bei wem diese Arbeit einen Nutzen bewirkt, also ein Bedürfnis stillt)
Nutzen (= Stillen eines Bedürfnisses)
Geldübergabehandlung, Übergabe eines Euros
Danach stelle ich erneut die Verteilung der Geldmenge, sprich: der einzelnen Geldeinheiten, dar, wie sie nun nach dem vollzogenen Tauschprozess ausschaut.
Die meisten Modelle der traditionellen Ökonomie, die ich kenne, berücksichtigen das Thema "Geld" nur durch die Verwendung von Größen wie dem Preis , z.B. in der "Preis-Absatz- " im Rahmen von Marktmodellen, oder von Größen wie dem "Geldangebot" der Zentralenbank(en) und der "Geldnachfrage" von privaten Haushalten im Rahmen von Geldmarktmodellen.4 Die Kurve Vorgehensweise, wie ich sie hier vorschlage, kenne ich hingegen aus keiner Quelle. Ich finde sie aber extrem wichtig. Denn der Betrachtungsgegenstand der Wirtschaftswissenschaften sind meiner Überzeugung nach nun einmal Tauschprozesse, die das Wesen des Systems Wirtschaft ausmachen. Also sollten wir diese auch als solche darstellen.
Solche Tauschprozesse zwischen (nur) zwei Menschen, wie ich sie oben dargestellt habe, sehen wir in der Realität nur extrem selten. Wir nehmen sie vielleicht im Zusammenhang mit Nachbarschaftshilfe wahr oder im Zusammenhang mit Tauschbörsen, wie es sie heute vielerorts gibt. Dass ich aber die gesamte Wirtschaft, die gesamte Weltwirtschaft, als ein (unglaublich komplexes) System von Tauschprozessen verstehe, das werde ich Ihnen erläutern müssen. Denn ich glaube, dass die meisten von uns dies nicht so sehen. In der Realität können wir nur noch Tauschprozesse "Arbeit gegen Geld" oder "Produkt gegen Geld" erkennen (nämlich bei der Erwerbsarbeit bzw. beim Verkauf von Produkten), Tauschprozesse "Geld gegen Produkt" (beim Einkauf), oder eben Tauschprozesse "Produkt gegen Produkt" z.B. in Tauschbörsen. Nicht aber die Tauschprozesse "Arbeit gegen Arbeit" (bzw. "Nutzen gegen Nutzen"), die das System Wirtschaft ausmachen. Ein zentraler Grund dafür besteht darin, dass es heute so gut wie nur noch indirekte (und dabei hochkomplexe) Tauschprozesse gibt, die über eine unüberschaubar große Anzahl von Menschen ablaufen, und so gut wie keine direkten mehr (zwischen nur 2 Personen). Das einfachste Modell eines solch indirekten Tauschprozesses, an dem mehr als 2 Personen beteiligt sind, ist eines mit drei Personen.
In unserer heutigen hochkomplexen Welt erhält jemand, der arbeitet, also eine Leistung erbringt, die Gegenleistung so gut wie nie direkt vom Empfänger des von ihm gestifteten Nutzen. D.h. übertragen auf unser Modell: A, der dem B einen Nutzen gestiftet hat (A→B), wird den Gegennutzen in aller Regel nicht von B erhalten, sondern von einem anderen Zeitgenossen, im Modell von C. Dass sich C motiviert sieht, ihm einen Nutzen zu stiften, liegt darin begründet, dass B dem C einen Nutzen stiftet. Wenn also C dem A einen Nutzen stiftet, ist der "Kreislauf geschlossen", ein (indirekter) Tauschprozess vollendet. Jeder der drei Zeitgenossen hat 1 Nutzeneinheit gestiftet und 1 Nutzeneinheit empfangen. Damit ist per Saldo das gleiche Ergebnis erzielt, wie wenn jede der Personen mit jemandem direkt getauscht hätte, nur nun eben über den "Umweg" eines dritten Tauschpartners. Ich bezeichne dieses Phänomen als System indirekter Tauschprozesse oder als System von Ketten von Tauschprozessen.5
Anm.: Ich denke, dass dies auch das ist, was wir umgangssprachlich gerne als "Wirtschaftskreislauf" bezeichnen. Nur dass es in der Realität unendlich viel komplexer abläuft. Und, was ich für zentral halte: der Begriff des "Wirtschaftskreislaufs" klingt in meinen Ohren sehr abstrakt, sehr technisch / naturwissenschaftlich. Fast wie der Kreislauf des Wassers oder ein Stromkreislauf. Ich finde es für unser Verständnis der Wirtschaft extrem wichtig, dass wir uns stets vor Augen halten, dass es immer wir Menschen mit unseren Bedürfnissen, unserer (Arbeits-) Motivation und unserem (Arbeits-) Verhalten sind, die diesen "Wirtschaftskreislauf" ausmachen. Daher finde ich es sehr viel hilfreicher, wenn wir eben von "Tauschprozessen" bzw. "Prozessen der gegenseitigen Nutzenstiftung" sprechen - weil wir als Menschen hier "sichtbar" bleiben.
Nun eine Besonderheit, die unserer Alltagswahrnehmung eher entspricht: Der "typische Durchschnittsbürger", nehmen wir an: A, nimmt lediglich diejenigen (Tausch-) Aktivitäten wahr, an denen er selbst beteiligt ist. Er scheint sich über die übrigen meist nicht bewusst zu sein.
Teil der Tauschkette, der von A
nicht
als Teil der Tauschkette wahrgenommen wird
Also dass er, A, für B arbeitet und ihm damit einen Nutzen stiftet (A B) und von diesem dafür Geld erhält (A B). Und dass er sich von diesem Geld etwas bei jemandem anderen, C, kauft. Sprich: sich von diesem Geld von jemandem anderen einen Nutzen stiften lässt (A C undA C). Die gestrichelte Ellipse markiert dabei jenen Teil des gesamten Tauschprozesses, den A nicht als solchen wahrnimmt. Womit der denn auch nicht mehr wahrnimmt, dass es sich um einen Tauschprozess handelt. Aus seiner Sicht "geht er arbeiten" und kann sich für das verdiente Geld "etwas kaufen".
Um der Realität noch ein weiteres Stücklein näher zu kommen, zeige ich Ihnen noch eine solche Tauschkette, an der mehr als drei Menschen beteiligt sind. Zunächst wieder die Tauschkette vollumfänglich dargestellt.
Und nun wiederum nur denjenigen Teil dargestellt, den A wahrnimmt.
Teil der Tauschkette, der von A
nicht
als Teil der Tauschkette wahrgenommen wird
Erläuterung:
A B: Teil der Tauschkette, den A als “Erwerbsarbeit“ wahrnimmt: "Ich arbeite, um Geld zu verdienen".
AC: Teil der Tauschkette, den A als “Einkauf“ wahrnimmt: "Ich kaufe etwas mit dem verdienten Geld".
BC, CD, DE, EF: Teile der Tauschkette, die A in aller Regel
nicht
bewusst wahrnimmt.
6
Die Person, bei der A
einkauft
(F, z.B. ein "Gemüsebauer"), ist also eine
andere
als diejenige, für die er
arbeitet
und von der er sein
Einkommen
bezieht (B, "Arbeitgeber")
Die Realität ist bekanntlich von Unternehmen gekennzeichnet, "für die" die meisten von uns arbeiten, "von denen" sie ihr Einkommen beziehen und "von