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Die Wurzeln des Ewigen ist eine poetische Reise durch den Kreislauf des Lebens, erzählt aus der Sicht eines Baumes. In ruhiger, bildhafter Sprache wird das Werden und Vergehen in der Natur zum Sinnbild für das menschliche Dasein. Das Buch lädt dazu ein, innezuhalten und in der Stille Weisheit zu entdecken. Es erinnert daran, dass auch das Vergängliche Teil eines größeren Zusammenhangs ist und jeder Abschied den Keim eines Neubeginns in sich trägt.
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Seitenzahl: 58
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Dieses Buch ist aus einem Gefühl heraus entstanden – aus dem Wunsch, die Stille wiederzufinden, die wir so oft überhören. Es erzählt die Geschichte eines Baumes, der die Jahreszeiten durchlebt. Er erinnert uns daran, dass das Leben nicht immer laut sein muss, um bedeutungsvoll zu sein.
Ich habe versucht, mit wenigen Worten das zu berühren, was sich oft nicht sagen lässt: den Wandel, das Loslassen, das Neuwerden. Es geht um das, was in uns still wächst, ohne dass wir es lenken können – wie eine Wurzel, die ihren Weg findet, ohne gefragt zu werden. Diese Erzählung lädt dazu ein, innezuhalten. Nicht, um Antworten zu finden, sondern um zu spüren: Dass Werden und Vergehen keine Gegensätze sind. Dass jeder Abschied etwas mit sich trägt, das noch keinen Namen hat. Und dass im Kreislauf der Natur eine Weisheit wohnt, die sich nicht erklären lässt – aber erinnern.
Ich wünsche mir, dass dieses Buch nicht gelesen, sondern erlebt wird. Zwischen den Zeilen. Im eigenen Rhythmus. Vielleicht wird es ein leiser Begleiter für eine Zeit. Vielleicht auch nur ein kurzer Halt.
Was auch immer es für Sie bedeutet – ich danke Ihnen, dass Sie es in die Hand genommen haben.
Dieses Buch ist während der Pandemie entstanden – in einer Zeit, in der vieles stillstand, aber innerlich vieles in Bewegung geriet…
Es ist kein großes Werk, kein lauter Roman. Aber ich glaube, dass es – gerade in seiner Schlichtheit – bereit ist, die Welt zu entdecken.
Herzlichst, Nicholas James
Kapitel 1: Der erste Regen
Kapitel 2: Das sanfte Wachstum
Kapitel 3: Der Klang der Erde
Kapitel 4: Der Blick nach Oben
Kapitel 5: Die Jahreszeiten des Wandels
Kapitel 6: Der erste Sturm
Kapitel 7: Das Erwachen der Blüten
Kapitel 8: Die Wurzeln und das Erinnern
Kapitel 9: Der Dialog mit den Tieren
Kapitel 10: Der Kreislauf des Werdens
Kapitel 11: Die letzten Blätter
Kapitel 12: Das Ende des Zyklus
Epilog
Eingehüllt in der Tiefe der Erde lag ich still, während die Zeit wie eine endlose Welle an mir vorüberzog. Alles um mich war von Dunkelheit umfangen, fern von Licht und Bewegung. Diese Ruhe hüllte mich in eine schützende Schwere, doch tief in mir regte sich ein leises Verlangen – ein Drängen nach mehr, nach Erwachen. Ein Ziehen durchströmte mich, schwer zu fassen und ohne klaren Ursprung. Etwas in mir wusste, dass jenseits dieser Dunkelheit eine andere Welt wartete – eine, die mich rief. Wie lange ich in diesem Zustand verweilte, blieb mir verborgen. Die Zeit hatte hier keine Bedeutung; alles lag in einem endlosen Schweigen. Und doch war in diesem Schweigen eine Ahnung verborgen, als trüge selbst die Stille einen Samen.
Dann geschah es. Ein leises Zittern durchlief die Erde, wie ein Echo aus fernen Welten. Zunächst kaum mehr als ein Hauch – ein flüchtiger Traum, der durch die Stille glitt. Und dann kam er: der Tropfen. Zart, aber bestimmt bahnte er sich seinen Weg durch die Erdschichten und fand zu mir. Seine kühle Berührung fühlte sich an, als hätte mich die Quelle des Lebens selbst gestreift – ein Zeichen, dass jedes Erwachen Teil eines größeren Plans ist. In seinem Kommen lag kein Lärm, kein Befehl, sondern ein stilles Einvernehmen mit etwas, das älter war als Worte.
In diesem Moment durchfuhr mich ein Aufbruch. Etwas regte sich in mir, zog mich nach oben, weg aus der Dunkelheit. Der Tropfen war mehr als nur Feuchtigkeit – er war ein inneres Leuchten, das die verborgene Sehnsucht in mir entzündete. Ich spürte: Es war Zeit, die Stille hinter mir zu lassen und dem Fluss des Lebens zu folgen. Der Tropfen hinterließ eine Spur. Seine Frische durchströmte mich, löste das innere Schweigen auf. Etwas Neues begann, sanft und zugleich machtvoll – ein Aufwachen im Rhythmus der Natur. Nicht als Lärm, sondern als Welle, die aus dem Innersten stieg.
Ich begann mich auszubreiten, dem stillen Puls der Erde folgend. Meine Wurzeln tasteten sich durch die feuchte Erde wie suchende Finger, fanden Halt und nahmen auf, was die Erde mir bot. Ich verstand diese Bewegung nicht, doch sie fühlte sich richtig an – wie ein Fluss, dem ich folgen musste. Die Dunkelheit um mich veränderte sich. Sie war nicht länger nur ein Raum der Ruhe, sondern ein Ort, aus dem ich mich befreien musste. Der Tropfen hatte etwas in Gang gesetzt, das ich nicht verstand, aber deutlich spürte. Ein leiser, unaufhaltsamer Ruf – ein stilles Erwachen. Der Ort, der mich getragen hatte, begann, mich loszulassen.
In der Tiefe fand ich Halt. Aus diesem Griff wuchs eine Kraft, die durch mich strömte. Die Erde umarmte mich, nahm mich auf, und ich erkannte: Ich war Teil eines größeren Geflechts – ein Netz aus Leben, verborgen unter der Oberfläche. Zwischen den Wurzeln anderer war ich nicht allein, sondern eingebunden in eine stille Gemeinschaft, die nichts forderte, aber alles teilte. Der Tropfen hatte mich geweckt, doch die Erde war es, die mich nährte und leitete. Ich ließ die Fragen, die in mir aufstiegen, ziehen, und folgte dem Strom dieser neuen Bewegung.
Die Stärke, die ich in der Tiefe fand, schenkte mir Vertrauen. In meinem Wachsen spürte ich eine Verbindung zu allem um mich. Jeder Tropfen, der durch mich floss, trug eine stille Kraft – ein Puls, der mich vorantrieb. Und mit jedem Millimeter, den ich mich ausdehnte, wuchs mein Verständnis: Ich war nicht allein, und ich war nicht zufällig hier. Meine Wurzeln drangen tiefer in die Erde, fanden immer neuen Halt und nahmen Nahrung auf. Die Kraft, die mich durchdrang, pulsierte wie ein inneres Lied, das mich weiter nach oben führte. Ich wuchs, wurde Teil eines weit verzweigten Netzes, das sich in alle Richtungen ausdehnte. Auf meinem Weg begegnete ich Steinen und anderen Wurzeln, die lange vor mir dort gewesen waren. Diese Begegnungen gaben mir ein Gefühl der Zugehörigkeit – als wäre ich Teil einer uralten Gemeinschaft, tief unter der Erde verwurzelt. Ich war nicht allein. Ich war ein Flüstern in einem vielstimmigen Chor aus Warten und Werden.
Die Erde nährte mich weiter, trug eine Kraft in sich, die mich emporhob. Sie flüsterte mir zu, dass mein Weg weiterführte. Ein namenloses Streben erwachte in mir – der Drang, über das Verborgene hinauszugehen, hinaus in das Unbekannte. Das Wasser, das durch meine Wurzeln floss, trug nicht nur Nahrung, sondern auch eine Botschaft: Veränderung. Es rief mich auf, weiterzugehen, mich auszustrecken, der Bewegung zu folgen, die mich erfasst hatte. Alles war im Aufbruch. Und ich ließ mich tragen von dieser Strömung, die durch mich floss und neue Räume in mir weckte – Räume, die jenseits der Erde auf mich warteten. Nicht sichtbar, nicht benennbar, aber da – wie ein Licht, das bereits leuchtet, lange bevor man es sieht.
„Nicht jeder, der im Dunkeln liegt, ist verloren. Manchmal ist die Erde nur still, bevor das Licht erwacht.“
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