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Wutausbrüche sind gefürchtet, weil sie zerstörerische Kräfte in sich tragen. Die Wut soll verschwinden. Und zwar sofort! Doch das Gefühl der Wut hat einen Auftrag. Wichtig dabei ist, dass du die Wut, wenn sie noch ganz leise ist, bemerkst. Das Buch "Die Wut-Spur" hilft dir dabei, aus der lauten Wut in eine ruhige Wut-Kraft zu kommen. Das Buch bietet viele praktische Tipps, die du sofort in deinem Alltag umsetzen kannst.
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Seitenzahl: 91
Veröffentlichungsjahr: 2023
Sabine Jansen
DIEWUT-SPUR
Begegne deiner Wut
© 2023 Sabine Jansen
Website: www.wutexpertin.de
ISBN Softcover: 978-3-347-94177-9
ISBN E-Book: 978-3-347-94178-6
Covergrafik von: pixabay.de
Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:
tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Für eine bessere Lesbarkeit des Buches hat sich die Autorin entschieden, entweder die weibliche oder männliche Form zu verwenden. Dies stellt keine Diskriminierung eines Geschlechts dar. Es dient allein dem Leseverständnis.
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Einleitung
TEIL I: Die Wut und wir
Die Entstehung der Wut
TEIL II: Praxis-Teil, wir üben
1. Deiner Wut auf der Spur
2. Ton, Wortwahl, Redestil
3. Leg los!
TEIL III: Unterstütze andere
Die Wut der anderen
Anhang
Gefühlen auf der Spur
Nachwort
Danke
Über die Autorin
Literaturnachweis
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Die Entstehung der Wut
Die Wut der anderen
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Mir wurde beigebracht, du seist schlecht
also habe ich dich aus meinem Leben ausgesperrt
dich weggedrückt
versucht dich zu unterdrücken
ich reagiere auf kein Klopfen
ich reagiere auf kein Poltern
von dir.
Erst wenn du meinen ganzen Körper erstürmst
ergebe ich mich dir
ich kann auch gar nicht anders
du bist so mächtig
dass ich mich in dich hineinfallen lasse.
Du schreist durch mich hindurch
brüllst
tobst
ich bin in deinem Rausch gefangen.
Gleichzeitig befreist du mich
machst mich frei
von allem Angestauten.
zurück bleibt die Zerstörung
und Leere.
Liebe Wut,
ich möchte dein zartes Klopfen wieder spüren
mit dir in Freundschaft
Hand in Hand
meinen Weg gehen.
Gib mir ein Zeichen.
Sabine Jansen
Einleitung
W U T – ein unbequemes Gefühl W U T – ein unbequemer Zustand?
Auf jeden Fall! Vor allem für uns, in denen die Wut geradezu hochkocht und unkontrolliert herausbricht. So schnell wie möglich soll dieser Zustand in uns wieder verschwinden. Wir wünschen uns, dass dieser Klumpen von negativer Energie einfach wieder weg ist. Zurück in den gefühlten Normalzustand. Am besten soll Wut oder Ärger in uns gar nicht erst aufkommen. Es soll einfach ruhig sein. Pure Entspannung! Einfach nur Frieden!
Doch das ist leichter gesagt als getan, wenn es ohne Vorwarnung in uns brodelt. Wir erleben immer wieder Situationen, in denen wir ohne Absicht spontan verärgert sind.
Ich kenne diesen inneren Vulkan aus eigenen Erlebnissen: Aus irgendeinem Grund fühlte ich spontan Wut in mir aufsteigen. Mit dieser plötzlichen Wucht an Energie, die ich in mir spürte, war ich völlig überfordert. In mir war alles in Aufruhr, so dass ich nur noch losschrie. Unbewusst sorgte ich mit meinem Geschrei dafür, dass es mir sofort besser ging. Ich wollte meine innere Anspannung loswerden. Was mir in diesen Momenten fehlte, war eine Idee, wie ich mit mir selbst als Wut-Knäuel umgehe. Außer Schreien, Türen zuschlagen oder einen Gegenstand zu Boden werfen, konnte ich auf nichts zurückgreifen, was mir half, mich zu beruhigen. So fest ich mir auch vornahm, mich das nächste Mal einfach besser im Griff zu haben, brach die Wut wieder und wieder aus mir heraus.
Gerade meine Kinder drückten immer wieder durch ihr Verhalten meine Wut-Knöpfe. Ich hasste diesen Zustand: Der Ärger in mir brachte eine Seite von mir an die Oberfläche, die mir bisher unbekannt war. Ich tobte und sagte verletzende Worte, die ich anschließend bereute.
Unzufriedenheit, Stress, Scham, Hass… ein ganzer Haufen unangenehmer Gefühle kam in mir zum Vorschein. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass in mir solche katastrophalen Zustände herrschen. Also tat ich, was ich von Kindesbeinen an erlernt hatte: Sie wegzudrücken. Was zur Folge hatte, dass meine Zündschnur für die nächsten Wut-Ausbrüche kürzer und kürzer wurde. Ich litt darunter, nie zu wissen, wann der nächste kritische Moment lauerte, in dem sich meine Wut entlud.
Dank meiner Ausbildungen als Ergotherapeutin und Elterntrainerin nutzte ich mein therapeutisches Wissen für mich. In all meinen Elterntraining-Seminaren „loben-statttoben“ saß ich als Lernende mit im Kreis der Eltern. Ich stellte fest, dass es nicht ausreicht, ein paar Deeskalationstechniken zu besprechen, um sie dann in der Not anwenden zu können. Erst wenn die Bewusstmachung entstanden ist, weshalb wir in Wut geraten, ist eine Veränderung möglich.
Anstatt meine Wut weiterhin zu unterdrücken, gelang es mir mich mit ihr auseinanderzusetzen. Als erstes beobachtete ich mein eigenes Ich in seiner Wut und suchte nach Hinweisen, die den Ärger in mir provozierten. Mein Wunsch, weniger explosionsartig zu reagieren, war so riesig, dass ich bereit war, mein Verhalten und meine Einstellungen zu verändern. Zum Glück ließ es sich verändern.
Heute bin ich deutlich gelassener und erlebe mich selten aggressiv. Das Gefühl der Wut erlebe ich immer noch. Die Wut verschwindet nicht. Sie zeigt sich mir nur früher, weil ich ihr Warnsystem in mir erkannt habe. Diese frühen Wut-Signale ermöglichen mir, angemessen zu reagieren.
Aus meinen beruflichen und persönlichen Erkenntnissen ist Die Wut-Spur entstanden. Mein Anliegen ist, dass wir offen mit unserer Wut umgehen, über sie sprechen. Die Wut-Spur ermöglicht dir, deiner Wut entspannt zu begegnen. Du benötigst dazu keine Vorkenntnisse.
Ich wünsche dir Mut, Gelassenheit und Experimentierfreude auf deiner Forschungsreise zu deiner Wut-Spur. Es lohnt sich. Denn wenn du deine Wut bereits in ihrem Beginn spürst, begleitet sie dich positiv in deinem Alltag. Erlaube deiner Wut, da zu sein. Lass dich von ihr als Windhauch in deinem Leben begleiten.
TEIL I
Die Wut und wir
Die Entstehung der Wut
Zunächst tauchen wir zusammen in das Gefühl der Wut ein. Wir schauen uns an, wie unterschiedlich sich Wut in uns und unserer Umgebung zeigen kann. Wie kommt es dazu, dass Wut überhaupt entsteht? Wie macht sich Wut in unserem Körper bemerkbar? Wie reagieren wir als Gesellschaft auf Wut? Und warum lohnt es sich, sich aus der zerstörerischen Wut zu lösen?
Wut hat viele Gesichter
Wut ist nicht gleich Wut. Für mich ist Wut ein ganzer Sack voller verschiedener Empfindungen in unterschiedlichster Intensität. Je nach Situation und der eigenen Tagesform kommt die Wut mal schnell und mal langsam. Manchmal steht sie polternd vor der Tür. Das nächste Mal überrennt sie einen fast. Wut kann auch still daherkommen: In einem Naserümpfen, Augenverdrehen oder einem eiskalten Blick. Wer kennt sie nicht, die leisen spitzen Bemerkungen, die ihr Ziel sicher treffen? Bereits ein einziges Wort mit einem mürrischen Unterton reicht aus, um ein Gesprächsthema sofort vom Tisch zu fegen.
Um die verschiedenen Gesichter der Wut deutlicher voneinander abzugrenzen, beschreibe ich meine Wahrnehmung der Wut. Es ist meine Interpretation meiner Umwelt, die bestimmt, wie sehr ich in meiner Wut-Energie erregt bin.
Unzufriedenheit
Fangen wir bei der harmlosen Wut an: leichte Unzufriedenheit. Sie fühlt sich in mir schwach an, bleibt einen kurzen Augenblick und verflüchtigt sich danach wieder.
In meinem Alltag erlebe ich dieses Unzufrieden-Sein beim Einkaufen. Im Supermarkt-Prospekt fällt mir auf, dass meine Lieblingsschokolade im Angebot ist. Als ich im Laden vor dem Regal stehe, sehe ich nur gähnende Leere. Ach herrje, keine Schokolade mehr da. Bin ich wohl zu spät einkaufen gegangen!? Das Ganze stellt für mich kein Drama dar. Ich setze meinen Einkauf wie gewohnt fort, und als ich um die nächste Regalecke biege, ist das unzufriedene Gefühl verflogen.
Unzufriedenheit kann auch über einen längeren Zeitraum da sein. Entweder permanent oder immer mal wieder. Diese Anspannung beschäftigt mich länger, weil ich immer wieder auf ein Sache aufmerksam gemacht werde, die mich stört. Das sind unvorhergesehene Ereignisse, die den Tagesablauf unterbrechen oder verändern: Ich hatte heute fest vor, die Fenster zu putzen. Doch dann verletzt sich mein Kind. Solange es sich nur um kleine Verletzung handelt, die ich mit einem Pflaster versorgen und das Kind trösten kann, kehre ich im Anschluss an meine Tätigkeit zurück. Sind nun zusätzlich Splitter in der Wunde, braucht mein Kind ärztliche Behandlung. Plötzlich ist meine Tagesstruktur im Eimer, weil die Schnittwunde dazwischen kam.
Häufen sich solche Störungen im Wochenverlauf und kommt das Gefühl „Nichts fertig zu bekommen“ hinzu, ist die Unzufriedenheit in mir da. Die alltäglichen Aufgaben fressen meine Zeit auf, so dass kaum Freiräume für meine eigenen Ideen bleiben. Das nervt vor allem mich!
Ärger
Der Ärger erregt mich etwas stärker. Ich gehe spazieren und sehe in der wunderbaren Natur stehengelassenen Müll. Von Dosen über leergegessene Pizzaverpackungen bis hin zu Bäckertüten liegt Abfall am Wegesrand.
Bei diesem Anblick fühlt sich mein Brustkorb wie ein Topf voller Wasser an, der erhitzt wird. Wenn das Wasser wärmer wird, steigen Wasserperlen nach oben. Diese Wasserblasen wandern gefühlt von meiner Brust, durch die Speiseröhre, bis zu meinem Kehlkopf. So schön die aufsteigenden Perlen beim Wasserkochen aussehen – mir missfällt sowohl das achtlos weggeworfene Material als auch meine körperliche Reaktion. Der Ärger ist nur in mir spürbar und für andere noch nicht sichtbar. Es ist ja auch niemand da, den ich dafür verantwortlich machen könnte.
Anders verhält sich meine Reaktion, wenn leergegessene Verpackungen, Bananenschalen oder ähnliches auf meinem Esstisch zu finden sind. Da kocht der Ärger regelrecht in mir.
Um bei der Vorstellung des Wassererhitzens zu bleiben: Das Wasser ist jetzt heiß und brodelt laut vor sich hin. Das macht Krach! Meine Erregung sorgt dafür, dass ich den Übeltäter in den Senkel stelle. Ich schimpfe und zeige, dass ich verärgert bin.