Die zahlreichen Leben der Seele - Brian L. Weiss - E-Book
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Die zahlreichen Leben der Seele E-Book

Brian L. Weiss

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  • Herausgeber: Goldmann
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2009
Beschreibung

Der Psychiater Brian Weiss behandelte seine Patientin Catherine 18 Monate lang mit konventionellen therapeutischen Methoden, um ihr bei der Überwindung ihrer schweren Angstsymptome zu helfen. Als nichts zu funktionieren schien, versuchte er es mit Hypnose. In Trance erinnerte sich Catherine an frühere Leben, die sich als Ursache ihrer Symptome erwiesen, und sie wurde geheilt. Parallel zur erfolgreichen Behandlung seiner Patientin entwickelt sich Brian Weiss vom konventionellen Schulpsychiater zum Verfechter der Seelenwanderung.

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Seitenzahl: 237

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Buch
Autor

Brian L. Weiss

Die zahlreichen Leben der Seele

Die Chronik einer Reinkarnationstherapie

Aus dem Engischen von Susanne Seiler

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Die amerikanische Originalausgabe dieses Buches erschien 1988 unter dem Titel »Many Lives, Many Masters« bei Simon & Schuster, Inc., New York, USA.
© 1988 Brian L. Weiss © 1994 der deutschsprachigen Ausgabe
Wilhelm Goldmann Verlag, München in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München. Covermotiv: Design Team München Redaktion: Christine Schrödl WL · Herstellung: CZ
ISBN 978-3-641-02812-1V004
Für Carole, meine Frau,deren Liebe mich länger nährt und unterstützt,als ich mich erinnern kann.
 
Mein Dank und meine Liebe gehen an meine Kinder Jordan und Amy, die mir verziehen haben, dass ich ihnen so viel Zeit stahl, um dieses Buch zu schreiben.
Dank auch an Nicole Paskow für die Transkription der Tonbänder der Therapiesitzungen.
Julie Rubins Vorschläge nach der Lektüre des ersten Entwurfs dieses Buchs haben mir sehr geholfen.
Ganz besonders danke ich Barbara Gess, meiner Lektorin bei Simon & Schuster, für ihre Kompetenz und für ihren Mut.

VORWORT

Dr. med. Brian Weiss’ Karriere weist ihn als einen jener Akademiker aus, der dem Neuen gegenüber stets Offenheit bewahrt hat und der bereit ist, ehrwürdige und fest verankerte Lehren und Theorien in Frage zu stellen, wenn sie zu Zweifeln Anlass geben oder nicht länger stichhaltig erscheinen. Dr. Weiss hatte seine Kompetenz in der Psychiatrie längst durch seine ausgezeichneten Studien und wissenschaftlichen Veröffentlichungen bewiesen, als eine schicksalhafte Begegnung mit einer Patientin, die eine spontane »Rückführung« erlebte, als sie sich bei ihm in Therapie befand, ihn in eine völlig neue Richtung drängte: zum Studium von scheinbar »paranormalen« Erlebnissen normaler Personen.
Im Anschluss an die kartesianische Revolution haben wir im Westen uns an die Vorstellung gewöhnt, dass wir allein durch ichbewusstes, reflektives, analytisches Denken Wissen erlangen können. Dr. Weiss ist Teil einer wissenschaftlichen Vorhut in aller Welt, die dabei ist, dieses überholte Muster aufzulösen, was unzähligen gesunden, verantwortungsbewussten Menschen, die erweiterte Bewusstseinszustände erfahren haben, erlauben wird, offen über ihre Erlebnisse zu sprechen. Sie werden nicht mehr befürchten müssen, durch schlecht informierte Gegner, die solche Berichte allesamt als Unsinn abtun, lächerlich gemacht zu werden.
Es ist nach wie vor meine persönliche Überzeugung, dass die wissenschaftliche Methode nicht dazu geeignet ist, die Möglichkeit eines Lebens nach dem Tode zu beweisen oder zu verwerfen. Allerdings glaube ich, dass unsere moderne Zivilisation durch Techniken wie die von Dr. Weiss beschriebenen mit der Zeit die Existenz eines Lebens nach dem Tode akzeptieren wird.
Viele Amerikaner haben den Fall der Berliner Mauer als spirituelles und als historisches Ereignis erlebt, so dass es mir ein besonderes Vergnügen ist, Dr. Weiss’ Arbeit seinen deutschsprachigen Lesern vorstellen zu dürfen. Es scheint offensichtlich so zu sein, dass wir uns an einer kritischen Weggabelung der Weltgeschichte befinden. Ich bin immer mehr der Ansicht, dass die Welt die Entwicklung von sicheren Techniken zur Bewusstseinserweiterung fördern muss, um einen Weg aus dem gegenwärtigen Sumpf der politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Schrecken und Bedrohungen zu finden. Nur mit Hilfe der Liebe für alle Menschen auf dieser Erde vermögen wir die Probleme zu lösen, mit denen unser Planet heute konfrontiert ist.
Vor dem Hintergrund dieser Hoffnung grüße ich meinen lieben Freund Brian Weiss. Ich bin sicher, dass seine Arbeit auch vielen Europäerinnen und Europäern Trost und Verständnis bringen kann.

EINFÜHRUNG

Ich weiß, dass es für alles einen Grund gibt. Vielleicht haben wir in dem Augenblick, wenn ein Ereignis auftritt, weder die Einsicht noch die Voraussicht, die Ursache dafür zu verstehen, doch mit Zeit und Geduld wird sie ans Licht kommen.
So war es mit Catherine. Als ich sie 1980 zum ersten Mal traf, war sie siebenundzwanzig Jahre alt. Sie war in meine Praxis gekommen, weil sie wegen ihrer Ängste, Panikanfälle und Phobien Hilfe suchte. Auch wenn diese Symptome sie schon seit ihrer Kindheit begleiteten, waren sie doch seit kurzem viel schlimmer geworden. Jeden Tag fühlte sie sich emotional mehr gelähmt und weniger in der Lage zu funktionieren. Verständlicherweise war sie völlig verängstigt und deprimiert.
Im Gegensatz zum Chaos, das in ihrem Leben zu jener Zeit herrschte, floss mein Leben glatt dahin. Ich führte eine gute, ausgeglichene Ehe, hatte zwei kleine Kinder, und beruflich kam ich voran.
Mein Leben schien von Anfang an immer in geraden Bahnen verlaufen zu sein. Ich war in einem liebevollen Zuhause aufgewachsen. Das Universitätsstudium war mir leicht gefallen. Ich hatte mich in meinem dritten Jahr an der Universität entschieden, Psychiater zu werden.
1966 schloss ich mein Studium an der Columbia-Universität in New York mit Auszeichnung ab, schrieb mich an der medizinischen Fakultät von Yale ein und machte 1970 meinen Doktor der Medizin. Nach einer Assistenzzeit am Bellevue Medical Center der Universität New York kehrte ich nach Yale zurück, um meine Fachausbildung als Psychiater abzuschließen. Danach nahm ich eine Stelle an der Universität Pittsburgh an. Zwei Jahre ging ich an die Universität in Miami, wo ich die psychopharmakologische Abteilung leitete. Ich erlangte dort nationale Anerkennung auf dem Gebiet der biologischen Psychiatrie und der Erforschung des Drogenmissbrauchs. Nach vier Jahren wurde ich zum Lehrbeauftragten der Psychiatrie an der medizinischen Fakultät befördert und zudem Chefarzt der Psychiatrieabteilung eines großen Krankenhauses in Miami, das unter der Obhut der Universität stand. Zu jener Zeit hatte ich auf meinem Fachgebiet bereits siebenunddreißig wissenschaftliche Abhandlungen veröffentlicht.
Jahre des disziplinierten Lernens hatten meinen Verstand darauf ausgerichtet, als Wissenschaftler und Arzt im Rahmen der engen konservativen Leitlinien meines Berufs zu denken. Ich misstraute allem, das nicht durch traditionelle wissenschaftliche Methoden bewiesen werden konnte. Ich kannte einige der parapsychologischen Studien, die an renommierten Universitäten im ganzen Land durchgeführt wurden, doch sie fesselten meine Aufmerksamkeit nicht. Es erschien mir alles zu weit hergeholt.
Dann begegnete ich Catherine. Achtzehn Monate lang setzte ich konventionelle therapeutische Methoden ein, um ihr bei der Überwindung ihrer Symptome zu helfen. Als nichts zu funktionieren schien, versuchte ich es mit Hypnose. In einer Reihe von Trancezuständen erinnerte sich Catherine an »frühere Leben«, die sich als die Ursachen ihrer Symptome erwiesen. Sie war außerdem in der Lage, als Medium für Informationen von hochentwickelten »Geistwesen« zu dienen, und dadurch offenbarte sie viele Geheimnisse über Leben und Tod. In nur wenigen Monaten verschwanden ihre Symptome. Sie hatte wieder Freude am Leben und war glücklicher und ausgeglichener als je zuvor.
Nichts in meiner Ausbildung hatte mich auf diesen Fall vorbereitet. Ich war völlig überrascht, als diese Ereignisse ihren Lauf nahmen.
Ich habe keine wissenschaftliche Erklärung für das, was geschehen ist. Es gibt viel zu viel im Bereich des menschlichen Bewusstseins, das sich unserem Verständnis entzieht. Vielleicht war Catherine unter Hypnose in der Lage, sich auf einen Teil ihres Unterbewussten zu konzentrieren, der tatsächliche Erinnerungen aus früheren Leben enthielt, oder vielleicht hatte sie das angezapft, was der Psychoanalytiker C. G. Jung das kollektive Unbewusste nannte, die Energiequelle, die uns umgibt und die Erinnerungen der gesamten menschlichen Rasse enthält.
Die Wissenschaft hat begonnen, nach Antworten auf diese Fragen zu forschen. Wir können für unser Zusammenleben viel profitieren von den Untersuchungen der Geheimnisse des Bewusstseins, der Seele, eines Lebens nach dem Tode und des Einflusses unserer Erfahrungen aus früheren Leben auf unser gegenwärtiges Verhalten. Natürlich sind die Verzweigungen dieses Themas endlos, besonders auf dem Gebiet der Medizin, der Psychiatrie, der Theologie und der Philosophie.
Allerdings befindet sich die systematische wissenschaftliche Erforschung dieser Gebiete noch in den Kinderschuhen, und obwohl große Schritte unternommen werden, um dieses Wissen aufzudecken, ist es ein langwieriger Prozess, dem sowohl seitens der Wissenschaft als auch von der Öffentlichkeit viel Widerstand entgegengebracht wird.
Schon immer hat sich der Mensch Veränderungen und neuen Ideen widersetzt. Die Geschichte ist voller Beispiele für diesen Sachverhalt. Als Galilei die Jupitermonde entdeckte, weigerten sich die Astronomen seiner Zeit, sie zu akzeptieren oder auch nur anzuschauen, weil die Existenz dieser Trabanten mit ihrer Weltsicht kollidierte. So ist es heute mit den Psychiatern und anderen Therapeuten, die sich weigern, die beachtlichen Beweise zu untersuchen und auszuwerten, die hinsichtlich des Weiterlebens nach dem körperlichen Tod und über Erinnerungen an frühere Leben zusammengetragen worden sind. Ihre Augen bleiben fest geschlossen.
Dieses Buch ist mein kleiner Beitrag zu den aktuellen Studien auf dem Gebiet der Parapsychologie und betrifft vor allem jenen Zweig, der sich mit unseren Erfahrungen vor der Geburt und nach dem Tod auseinander setzt. Jedes Wort, das Sie lesen werden, ist wahr. Ich habe nichts hinzugefügt und nur Wiederholungen gestrichen sowie Catherines persönliche Daten leicht verändert, um die Anonymität zu wahren.
Ich habe vier Jahre gebraucht, um über das zu schreiben, was passiert ist, vier Jahre, um den Mut aufzubringen und das berufliche Risiko auf mich zu nehmen, diese unorthodoxen Informationen zu veröffentlichen.
Als ich eines Abends unter der Dusche stand, fühlte ich mich plötzlich gedrängt, meine Erfahrung zu Papier zu bringen. Ich hatte das starke Gefühl, die Zeit sei reif und ich solle diese Informationen nicht länger zurückhalten. Die Lektionen, die ich gelernt hatte, waren dazu da, mit anderen geteilt zu werden, und nicht, unter Verschluss zu bleiben. Das Wissen war durch Catherine hereingekommen, jetzt musste es durch mich weitergehen. Ich wusste, dass keine mögliche Konsequenz meines Bekenntnisses so schrecklich sein könnte, als wenn ich das Wissen, das ich über die Unsterblichkeit und die wahre Bedeutung des Lebens erlangt hatte, nicht mit anderen teilen würde.

1

Das erste Mal, als ich Catherine sah, trug sie ein feuerrotes Kleid und blätterte in meinem Wartezimmer nervös in einer Zeitschrift. Sie war sichtlich außer Atem. Die letzten zwanzig Minuten war sie draußen auf dem Gang der Psychiatrieabteilung auf und ab gelaufen und hatte versucht, sich zu überzeugen, dass es richtig sei, ihren Termin mit mir einzuhalten und nicht davonzulaufen.
Ich begab mich ins Wartezimmer, um sie zu begrüßen, und wir schüttelten uns die Hand. Mir fiel auf, dass die ihre kalt und feucht war, was ihre Angst dokumentierte. Sie hatte tatsächlich zwei Monate gebraucht, um ihren ganzen Mut zusammenzunehmen und einen Termin mit mir zu vereinbaren, obwohl zwei hausinterne Ärzte, denen sie vertraute, ihr dringend geraten hatten, meine Hilfe zu suchen. Endlich hatte sie es nun geschafft.
Catherine ist eine außergewöhnlich attraktive Frau mit mittellangem blondem Haar und hellbraunen Augen. Damals arbeitete sie als Laborantin im Krankenhaus, wo ich Chefpsychiater war, und sie verdiente sich noch etwas mit dem Vorführen von Bademoden dazu.
Ich führte sie in mein Büro, an der Couch vorbei zu einem großen Lederfauteuil. Wir saßen einander gegenüber und hatten meinen halbrunden Schreibtisch zwischen uns. Catherine lehnte sich in ihren Sessel zurück und schwieg, weil sie nicht wusste, wie sie beginnen sollte. Ich wartete, weil ich sie einen Anfang finden lassen wollte, doch nach einigen Minuten begann ich sie nach ihrer Vergangenheit zu fragen. Bei diesem ersten Besuch fingen wir an, daran zu arbeiten, wer sie war und warum sie mich aufgesucht hatte.
Als Antwort auf meine Fragen enthüllte Catherine ihre Lebensgeschichte. Sie war das mittlere Kind einer konservativen katholischen Familie und in einer kleinen Stadt in Massachusetts aufgewachsen. Ihr Bruder, der drei Jahre vor ihr auf die Welt gekommen war, war sehr sportlich und genoss Freiheiten, die ihr verwehrt blieben. Ihre jüngere Schwester war der Liebling der Eltern.
Als wir begannen, über ihre Symptome zu reden, wurde sie zusehends verkrampfter und nervöser. Sie sprach schnell, beugte sich vor und stützte ihre Ellbogen auf den Schreibtisch. Ihr Leben war schon immer von Ängsten überschattet gewesen. Sie hatte Angst vor Wasser, fürchtete sich so sehr zu ersticken, dass sie keine Pillen schlucken konnte, hatte Angst vorm Fliegen und vor der Dunkelheit und fürchtete sich schrecklich vor dem Tod. Zuletzt waren diese Ängste immer schlimmer geworden. Um sich sicher zu fühlen, schlief sie häufig im begehbaren Schrank ihrer Wohnung. Jede Nacht brauchte sie zwei bis drei Stunden, bis sie einschlafen konnte, und es war ein leichter, unruhiger Schlaf, aus dem sie häufig aufschreckte. Die Albträume und das Schlafwandeln, die sie in ihrer Kindheit geplagt hatten, waren zurückgekehrt. Da ihre Ängste und Symptome sie immer mehr lähmten, wurde sie ständig deprimierter.
Als ich Catherine sprechen hörte, konnte ich spüren, wie sehr sie litt. Seit Jahren hatte ich vielen Patienten wie Catherine geholfen, ihre schlimmen Ängste zu überwinden, und ich war mir sicher, dass ich auch hier helfen konnte. Ich beschloss, dass wir damit anfangen würden, in ihre Kindheit einzutauchen, um nach den ursprünglichen Quellen für ihre Probleme zu suchen. Im Allgemeinen ist diese Art von Einsichten hilfreich, Ängste zu beseitigen. Wenn nötig und wenn sie es schaffen würde, Pillen zu schlucken, würde ich ihr ein schwaches angsthemmendes Mittel geben, damit sie sich besser fühlte. Das war gemäß Lehrbuch die Standardbehandlung für Catherines Symptome, und ich habe nie gezögert, Beruhigungsmittel oder auch Stimmungsaufheller zu verschreiben, um chronische schwere Angstzustände und Furcht zu behandeln. Heute setze ich diese Mittel weitaus sparsamer ein und, wenn überhaupt, nur vorübergehend. Keine Medizin kann die wirklichen Wurzeln dieser Symptome erreichen. Meine Erfahrungen mit Catherine und ähnlichen Patienten haben das bewiesen. Jetzt weiß ich, dass es möglich ist, wirklich zu heilen und nicht nur Symptome zu unterdrücken oder zu überlagern.
Während der ersten Sitzung versuchte ich immer wieder, Catherine auf sanfte Weise in ihre Kindheit zurückzuführen. Weil sie sich an erstaunlich wenige Begebenheiten aus ihren frühen Jahren erinnerte, nahm ich mir vor, als mögliche Abkürzung Hypnotherapie einzusetzen, um diese Verdrängung zu überwinden. Sie konnte sich an keine spezifischen traumatischen Momente in ihrer Kindheit erinnern, welche die Flut von Ängsten in ihrem Leben erklärt hätten.
Als sie sich bemühte und ihr Gehirn anstrengte, um sich zu besinnen, tauchten isolierte Erinnerungsfragmente auf. Als sie etwa fünf Jahre alt war, war sie in Panik geraten, als jemand sie von einem Sprungbrett in ein Schwimmbecken gestoßen hatte. Sie meinte, dass sie sich jedoch auch bereits vor diesem Ereignis im Wasser nie wohl gefühlt habe. Als Catherine elf war, begann ihre Mutter an schweren Depressionen zu leiden. Der krankhafte Rückzug ihrer Mutter von der Familie hatte einen Besuch beim Psychiater erforderlich gemacht, der sie in der Folge mit Elektroschocks behandelte. Als Auswirkung davon fiel es der Mutter schwer, sich an Dinge zu erinnern. Diese Erfahrung ängstigte Catherine. Doch als ihre Mutter sich erholte und wieder »sie selbst« wurde, hätten diese Ängste sich verflüchtigt, berichtete Catherine. Ihr Vater hatte schon seit vielen Jahren Probleme mit dem Alkohol, und manchmal musste Catherines Bruder ihn aus der nahen Kneipe holen. Der zunehmende Alkoholkonsum ihres Vaters führte häufig zu Streit, worauf ihre Mutter dann gereizt reagierte und sich zurückzog. Für Catherine war das jedoch das vertraute Familienleben.
Außer Hause standen die Dinge besser. Catherine ging in der High-School-Zeit mit Jungen aus und fand leicht Zugang zu ihren Freunden, von denen sie die meisten schon seit vielen Jahren kannte. Allerdings hatte sie Mühe, Menschen zu vertrauen, besonders wenn diese außerhalb ihres kleinen Freundeskreises standen.
Ihre Religion war einfach und unhinterfragt. Sie wurde entsprechend der traditionellen katholischen Lehre und Praxis erzogen und hatte nie an der Wahrhaftigkeit oder Gültigkeit ihres Glaubens gezweifelt. Sie glaubte, dass ein guter Katholik, der ein gerechtes Leben führt und sich an die Gebote hält, in den Himmel kommt. Wenn nicht, kam man ins Fegefeuer oder in die Hölle. Ein patriarchalischer Gott und sein Sohn trafen darüber die endgültige Entscheidung. Später erfuhr ich, dass Catherine nicht an die Wiedergeburt glaubte, auch wenn sie ein wenig über den Hinduismus gelesen hatte. Die Seelenwanderung war eine Idee, die ihrer Erziehung und ihrem Verständnis entgegenlief. Sie hatte nie irgendwelche metaphysische oder okkulte Literatur gelesen, und sie interessierte sich nicht dafür. Sie fühlte sich in ihrem Glauben sehr sicher.
Nach der High-School machte Catherine eine zweijährige technische Ausbildung als Laborantin. Ausgerüstet mit einem Berufsabschluss und ermutigt durch den Umzug ihres Bruders nach Tampa, bewarb sich Catherine um einen Job an einem großen Lehrkrankenhaus in Miami, das an die medizinische Fakultät der Universität Miami angeschlossen war. Im Frühjahr 1974 zog sie im Alter von einundzwanzig Jahren nach Miami.
Das Kleinstadtleben war ihr leichter gefallen als ihr neues Leben in Miami, aber sie war glücklich, ihren Familienproblemen entronnen zu sein.
Während ihres ersten Jahres in Miami lernte Catherine Stuart kennen, einen verheirateten Juden mit zwei Kindern, der völlig anders war als jeder andere Mann, mit dem sie je ausgegangen war. Er war ein erfolgreicher Arzt, stark und bestimmt. Eine unwiderstehliche Anziehungskraft herrschte zwischen ihnen, doch ihre Affäre war unstet und stürmisch. Etwas an ihm entfachte ihre Leidenschaft, als wäre sie von ihm verzaubert. Catherine begann eine Therapie, als ihr Verhältnis mit Stuart bereits sechs Jahre dauerte und immer noch sehr lebendig war, wenn es ihr auch nicht unbedingt gut dabei ging. Catherine konnte Stuart nicht widerstehen, auch wenn er sie schlecht behandelte. Sie war wütend wegen seiner Lügen, gebrochener Versprechen und Manipulationen.
Mehrere Monate vor ihrem Termin mit mir hatte sich Catherine wegen eines gutartigen Knötchens einer Stimmbandoperation unterziehen müssen. Vor dem Eingriff hatte sie Angst gehabt, aber sie drehte völlig durch, als sie nach der Operation zu sich kam. Das Pflegepersonal brauchte Stunden, um sie zu beruhigen. Nach ihrer Genesung im Krankenhaus suchte sie Dr. Edward Poole auf. Ed war ein sympathischer Kinderarzt, den Catherine kennen gelernt hatte, als sie im Krankenhaus arbeitete. Sie verstanden sich auf Anhieb gut, und es entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen ihnen. Catherine sprach offen mit Ed und berichtete ihm von ihren Ängsten, ihrer Beziehung mit Stuart und dass sie das Gefühl habe, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren. Ed bestand darauf, dass sie einen Termin mit mir und nur mit mir ausmachte und nicht mit einem meiner Abteilungskollegen. Als Ed mich anrief, um mir von dieser Empfehlung zu berichten, erklärte er, dass er aus irgendeinem Grund das Gefühl habe, nur ich könne Catherine wirklich verstehen, auch wenn es andere Psychiater mit ausgezeichnetem Ruf gebe, die geschickte Therapeuten wären. Catherine rief mich aber nicht an.
Acht Wochen verstrichen. Im Trubel meiner lebhaften Praxis als Chefarzt der Psychiatrieabteilung hatte ich Eds Anruf vergessen. Catherines Ängste und Phobien wurden schlimmer. Dr. Frank Acker, der Chefchirurg, kannte Catherine schon seit Jahren und scherzte gerne mit ihr, wenn er das Labor aufsuchte, wo sie arbeitete. Ihm war aufgefallen, dass sie seit einiger Zeit unglücklich und verspannt aussah. Mehrere Male hatte er sie darauf ansprechen wollen, aber stets gezögert. Eines Nachmittags fuhr Frank zu einem kleinen, entlegenen Krankenhaus, um einen Vortrag zu halten. Unterwegs sah er Catherine, die zu ihrer Wohnung fuhr, die in der Nähe des Krankenhauses lag. Impulsiv winkte er sie an den Straßenrand. »Ich möchte, dass du Dr. Weiss jetzt aufsuchst«, schrie er durchs Fenster. »Keine Verzögerungen.« Auch wenn Chirurgen für ihre Impulsivität bekannt sind, war Frank über sein Verhalten selbst überrascht.
Catherines Panikanfälle und Angstzustände wurden häufiger und länger. Zwei Albträume kehrten immer wieder. Im einen brach eine Brücke zusammen, während sie darüber hinwegfuhr. Ihr Auto fiel ins Wasser, sie war gefangen und am Ertrinken. Im zweiten Traum war sie in einem stockfinsteren Raum gefangen, stolperte und fiel über Hindernisse, ohne den Ausgang zu finden. Schließlich suchte sie mich auf.
 

2

Es folgten achtzehn Monate intensiver Therapie, wobei Catherine mich ein- oder zweimal pro Woche aufsuchte. Sie war eine gute Patientin: ausdrucksstark und einsichtsvoll und sehr darauf bedacht, gesund zu werden.
Während dieser Zeit untersuchten wir ihre Gefühle, Gedanken und Träume. Ihr Erkennen von wiederkehrenden Verhaltensmustern brachte ihr Einsicht und Verständnis. Sie erinnerte sich jetzt an viele wichtige Einzelheiten aus ihrer Vergangenheit wie die häufige Abwesenheit ihres Vaters, der in der Handelsmarine tätig war, und an seine gelegentlichen Wutausbrüche, wenn er zu viel getrunken hatte. Sie hatte größeren Einblick in ihre turbulente Beziehung mit Stuart und verlieh ihrer Wut angemessener Ausdruck. Ich erwartete, dass es ihr jetzt viel besser gehen müsste. Bei den meisten Patienten ist das nämlich der Fall, wenn sie sich an unangenehme Einflüsse ihrer Vergangenheit erinnern und angemessene Verhaltensmuster erkennen und korrigieren, weil sie ihre Probleme als Teil eines größeren Ganzen und mit mehr Abstand sehen lernen. Doch Catherine ging es nicht besser.
Angstzustände und Panikanfälle plagten sie nach wie vor. Ihre äußerst lebhaften Albträume hielten an, und sie hatte immer noch schreckliche Angst im Dunklen, vor Wasser und vor dem Eingeschlossensein. Ihr Schlaf war so unruhig und unerquickend wie eh und je. Sie litt noch unter Herzklopfen, und immer noch weigerte sie sich, Medikamente einzunehmen, weil sie Angst hatte, an den Pillen zu ersticken. Ich hatte das Gefühl, auf eine Mauer gestoßen zu sein. Gleich, was ich tat, diese Mauer blieb so hoch, dass keiner von uns beiden über sie hinwegsteigen konnte, doch gesellte sich zu meiner Frustration ein Gefühl der Entschlossenheit. Auf irgendeine Weise würde ich Catherine helfen.
Da geschah etwas Merkwürdiges. Auch wenn sie schreckliche Angst vor dem Fliegen hatte und sich mit mehreren Drinks stärken musste, sobald sie im Flugzeug saß, begleitete Catherine Stuart im Frühjahr 1982 zu einem medizinischen Kongress nach Chicago. Während ihres Aufenthaltes drängte sie ihn, die ägyptische Ausstellung im Kunstmuseum zu besuchen, wo sie sich einer Führung anschlossen.
Catherine hatte sich zwar immer schon für alte ägyptische Kunstgegenstände und Reproduktionen von Relikten aus dieser Zeit interessiert, aber sie hatte diese Periode der Geschichte nie intensiv studiert. Doch irgendwie kamen ihr damals die Stücke bekannt vor.
Als der Führer begann, Erläuterungen zu einigen der Kunstgegenstände der Ausstellung zu geben, korrigierte sie ihn spontan – und hatte Recht! Der Führer war überrascht und Catherine wie vor den Kopf geschlagen. Woher wusste sie diese Dinge? Woher war sie sich so sicher, dass sie den Führer in aller Öffentlichkeit verbesserte? Vielleicht waren es vergessene Erinnerungen aus ihrer Kindheit.
Bei unserer nächsten Sitzung erzählte sie mir von dem Erlebnis. Monate zuvor hatte ich Catherine den Einsatz von Hypnose vorgeschlagen, aber weil sie Angst hatte, lehnte sie ab. Auf Grund ihrer Erfahrung in der ägyptischen Ausstellung erklärte sie sich jetzt jedoch widerwillig damit einverstanden.
Die Hypnose ist ein ausgezeichnetes Werkzeug, um einem Patienten dabei zu helfen, sich an längst vergessene Ereignisse zu erinnern. Es ist nichts Geheimnisvolles daran. Die Hypnose entspricht lediglich einem Zustand konzentrierter Aufmerksamkeit. Unter den Anweisungen eines ausgebildeten Hypnotiseurs entspannt sich der Körper des Patienten, was dazu führt, dass das Erinnerungsvermögen sich erweitert. Ich hatte schon Hunderte von Patienten hypnotisiert, und für mich hatte sich die Hypnose als nützlich erwiesen, Ängste zu mindern, Phobien zu beheben, schlechte Gewohnheiten zu verändern und beim Erinnern von verdrängtem Material zu helfen. Gelegentlich hatte ich Patienten erfolgreich in ihre Kindheit zurückversetzt, sogar bis ins Alter von zwei oder drei Jahren, und hatte so längst vergessene Traumata aufgedeckt, die ihr Leben beeinträchtigten. Ich war überzeugt, dass eine Hypnose Catherine helfen würde.
Ich wies sie an, sich mit leicht geschlossenen Augen auf die Couch zu legen, den Kopf auf ein kleines Kissen gebettet. Zunächst konzentrierten wir uns auf ihre Atmung. Bei jedem Ausatmen ließ sie angestaute Spannungen und Ängste los, mit jedem Einatmen entspannte sie sich noch mehr. Nach mehreren Minuten dieses Atmens bat ich sie, sich vorzustellen, wie ihre Muskeln sich mehr und mehr entspannten, angefangen beim Gesicht und dem Kiefer. Dann sollten sich ihr Hals und ihre Schultern, ihre Arme, ihr Rücken und Magen und schließlich ihre Beine entspannen. Sie spürte, wie ihr ganzer Körper tiefer und tiefer in die Couch sank.
Dann wies ich sie an, sich ein helles weißes Licht oben in ihrem Kopf vorzustellen. Dann ließ ich sie dieses Licht langsam in ihrem ganzen Körper ausbreiten, bis jeder Muskel, jeder Nerv und jedes Organ entspannt waren und sie in einen immer tieferen Zustand der Entspannung und des Friedens versank. Sie fühlte sich schläfriger und schläfriger, ruhiger und ruhiger, bis auf meine Anweisungen hin das Licht ihren Körper nicht nur füllte, sondern ihn auch ganz einhüllte.
Langsam zählte ich von zehn bis eins zurück. Mit jeder Zahl tauchte sie in einen tieferen Entspannungszustand ein. Ihre Trance vertiefte sich. Es gelang ihr, sich auf meine Stimme zu konzentrieren und alle Außengeräusche auszublenden. Als ich bei eins angekommen war, befand sie sich bereits in einer mittleren Trance. Der ganze Prozess hatte etwa zwanzig Minuten erfordert.
Nach einer Weile begann ich mit der Rückführung, indem ich sie bat, sich an immer frühere Begebenheiten aus ihrer Kindheit zu erinnern. Sie konnte sprechen und meine Fragen beantworten, während sie in tiefer Hypnose verweilte. Sie entsann sich an eine traumatische Erfahrung beim Zahnarzt, als sie sechs Jahre alt gewesen war. Lebhaft erinnerte sie sich an ein beängstigendes Erlebnis im Alter von fünf Jahren, als sie von einem Sprungbrett in ein Schwimmbecken gestoßen worden war. Damals hatte sie gewürgt und war halb erstickt, weil sie Wasser geschluckt hatte, und während sie davon sprach, begann sie tatsächlich zu würgen. Ich gab ihr zu verstehen, dass das Ereignis vorbei sei und sie nicht länger im Wasser wäre. Sie hörte mit dem Würgen auf und atmete wieder normal. Sie befand sich immer noch in tiefer Trance.
Als sie drei war, hatte sie das schlimmste Erlebnis. Sie erinnerte sich, dass sie im Dunkeln aufgewacht war und gemerkt hatte, dass ihr Vater im Zimmer war. Er roch nach Alkohol, und den konnte sie auch jetzt riechen. Er berührte sie und streichelte sie, sogar »dort unten«. Sie hatte schreckliche Angst und begann zu weinen, also hielt ihr Vater ihren Mund mit seiner rauen Hand zu. Sie kriegte keine Luft mehr! In meiner Praxis, auf meiner Couch, begann Catherine fünfundzwanzig Jahre später zu schluchzen. Mir war, als hätten wir jetzt die gesuchte Information, den Schlüssel zum Schloss, und ich war überzeugt, dass ihre Symptome jetzt schnell und drastisch nachlassen würden. Sanft gab ich ihr zu verstehen, dass das Erlebnis vorbei war und dass sie nicht länger in ihrem Bettchen lag, sondern sich, immer noch in Trance, ausruhte. Das Schluchzen ließ nach. Ich führte sie vorwärts in der Zeit bis zu ihrem gegenwärtigen Alter und weckte sie auf, nachdem ich sie durch eine posthypnotische Suggestion angewiesen hatte, sich an alles zu erinnern, was sie mir erzählt hatte. Wir verbrachten den Rest der Sitzung damit, ihre plötzlich so lebhafte Erinnerung des Traumas mit ihrem Vater zu besprechen. Ich versuchte ihr zu helfen, ihr »neues« Wissen zu akzeptieren und zu integrieren. Jetzt verstand sie ihre Beziehung zu ihrem Vater, seine Reaktion auf sie, seine Distanz und ihre Angst vor ihm. Sie zitterte immer noch, als sie mein Büro verließ, aber ich wusste, dass das Verständnis, das sie erlangt hatte, den vorübergehenden Schmerz wert war.