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Anhand von Fällen aus seiner therapeutischen Praxis der Reinkarnationstherapie stößt der Arzt Dr. Brian Weiss auf die Möglichkeit, Menschen auch in zukünftige Leben zu führen. Er entwickelt eine neuartige Technik der Seelenführung in die Leben, die vor uns liegen könnten, wenn wir bestimmten Verhaltensmustern unserer derzeitigen Existenz weiter folgen. Durch den Ausblick in folgende statt frühere Leben entdeckt die Seele Potentiale, sich in der Gegenwart neu zu orientieren, um karmische Traumata späterer Existenzen schon jetzt zu vermeiden.
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Das Buch
Anhand von Fällen aus seiner therapeutischen Praxis der Reinkarnationstherapie stößt der Arzt Dr. Brian Weiss auf die Möglichkeit, Menschen auch in zukünftige Leben zu führen. Er entwickelt eine neuartige Technik der Seelenführung in die Leben, die vor uns liegen könnten, wenn wir bestimmten Verhaltensmustern unserer derzeitigen Existenz weiter folgten.
Durch den Ausblick in folgende statt frühere Leben entdeckt die Seele Potentiale, sich in der Gegenwart neu zu orientieren, um karmische Traumata späterer Existenzen schon jetzt zu vermeiden.
Der Autor
Brian L. Weiss ist ein anerkannter Psychiater und Bestsellerautor. Parallel zur erfolgreichen konventionellen Behandlung seiner Patienten entwickelte sich Weiss vom Schulmediziner zum Verfechter der Seelenwanderung. Heute beschäftigt er sich ausschließlich mit Reinkarnationstherapie und erzielt damit außergewöhnliche Erfolge. Er ist Autor mehrerer Bestseller zu diesem Thema.
Von dem Autor ist in unserem Haus erschienen
Die Liebe kennt keine Zeit
Brian Weiss
Seelenwege
Reinkarnation und zukünftige Leben
Aus dem Amerikanischen von Sabina Trooger und Vincenzo Benestante
Ullstein
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ISBN 978-3-8437-2008-3
Neuausgabe im Ullstein Taschenbuch
1. Auflage Oktober 2018
© für die deutsche Ausgabe by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2007
© für die Originalausgabe SAME SOUL, MANY BODIES by Brian Weiss Family Ltd. Partnership
Umschlaggestaltung: Büro Jorge Schmidt, München
E-Book: LVD GmbH, Berlin
Alle Rechte vorbehalten.
VORBEMERKUNG DES AUTORS
In diesem Buch wurden Personennamen und andere persönliche Daten zur Identifikation (zum Beispiel Beruf, Arbeitsstelle, geographische Details wie Wohnort, Straße und so weiter) geändert. Abgesehen von diesen Veränderungen wird alles, was während der Sitzungen stattfand, genau so wiedergegeben, wie es sich ereignete.
Ihnen werden in den Dialogen zweifellos ein paar Anachronismen auffallen, die gewisse Kritiker meiner früheren Bücher ebenfalls bemerkt haben. In Die zahlreichen Leben der Seele hielten diese Leser zum Beispiel das vorchristliche Datum, das Catherine angab, für einen Beweis dafür, dass ihre Geschichte unglaubwürdig war. Was Skeptiker für einen »Beweis der Unwahrheit« halten, erklärt sich jedoch durch die Tatsache, dass alle Erinnerungen meiner Patienten durch ihren heutigen Verstand gefiltert werden. Sie sind sich ihres heutigen Daseins bewusst, obwohl ihre Erinnerungen aus der Vergangenheit stammen – und, wie in diesem Buch deutlich wird, auch aus der Zukunft.
Ein und dieselbe Seele bewohnt viele Körper.
Plotinus
VORWORT
Seit einiger Zeit reise ich an einen Ort, den ich bisher kaum besucht habe: die Zukunft.
Als Catherine vor vierundzwanzig Jahren als psychiatrische Patientin zu mir kam, erinnerte sie sich mit verblüffender Genauigkeit an ihre vergangenen Leben, die zeitlich erstaunlich weit auseinander lagen: zwischen dem zweiten vorchristlichen Jahrtausend und der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts. Dadurch hat sich mein Leben für immer verändert. Diese Frau berichtete von Erlebnissen und gab Beschreibungen vergangener Jahrhunderte, die sie aus ihrem jetzigen Leben unmöglich hätte wissen können; und sowohl ich – ein Psychiater, der auf der Columbia Universität und in Yale studiert hatte, ein Wissenschaftler – als auch einige meiner Kollegen konnten das alles nachprüfen und bestätigen. Meine »Wissenschaft« konnte dies allerdings nicht erklären. Ich wusste nur, dass Catherine das, was sie berichtete, tatsächlich erlebt hatte.
Im weiteren Verlauf von Catherines Therapie brachte sie Lehren der Meister mit in die Gegenwart: körperlose Führer oder Geister, die große Weisheit besaßen und Catherine umgaben, sobald sie von ihrem Körper getrennt war. Diese Weisheit hat seitdem sowohl meine Denkweise verändert als auch mein Verhalten beeinflusst. Catherine konnte so weit in die Vergangenheit reisen und hatte so transzendente Erlebnisse, dass mich ein starkes Gefühl des Zauberhaften und Geheimnisvollen überkam, wenn ich ihr zuhörte. Dies waren Ebenen, von deren Existenz ich nie etwas geahnt hatte. Ich war begeistert, erstaunt – und ich hatte Angst. Wer würde mir glauben? Glaubte ich es denn selbst? War ich geisteskrank? Ich kam mir vor wie ein kleiner Junge, der auf ein Geheimnis gestoßen war; ein Geheimnis, dessen Offenbarung unsere Auffassung vom Leben für immer verändern würde. Doch ich hatte das Gefühl, dass sich das niemand anhören würde. Ich brauchte vier Jahre, bis ich den Mut aufbrachte, Catherines und meine Reisen in Die zahlreichen Leben der Seele zu beschreiben. Ich befürchtete, dass die anderen Psychiater mich aus ihrer Gemeinschaft ausstoßen würden; aber in mir wuchs die Überzeugung, dass das, was ich schrieb, die Wahrheit war.
In den Jahren, die seitdem vergangen sind, ist diese Überzeugung felsenfest geworden und viele andere Menschen – sowohl Patienten als auch Therapeuten – haben die Gültigkeit meiner Entdeckung bestätigt. Inzwischen konnte ich über viertausend Patienten helfen, indem ich sie mittels Hypnose in ihre vergangenen Leben zurückführte. Meine Verblüffung über die Tatsache der Wiedergeburt mag inzwischen zwar nachgelassen haben, meine Faszination jedoch nicht. Und jetzt bin ich aufs Neue verblüfft und neue Implikationen haben mich belebt wie ein Jungbrunnen. Denn nun kann ich meine Patienten in die Zukunft führen und wir können sie uns zusammen ansehen.
Einmal hatte ich sogar versucht, Catherine in die Zukunft zu führen, doch sie berichtete nicht von ihrer, sondern von meiner Zukunft und sah deutlich meinen Tod. Es war, gelinde gesagt, beunruhigend! »Wenn Ihre Arbeit vollendet ist, wird auch Ihr Leben beendet sein«, sagte sie, »doch bis dahin wird noch viel Zeit vergehen. Viel Zeit.« Danach driftete sie auf eine andere Ebene und ich erfuhr nichts weiter.
Monate später fragte ich sie, ob wir nochmals in die Zukunft reisen könnten. Ich richtete diese Frage sowohl an ihr Unterbewusstsein als auch an die Meister, und diese antworteten an ihrer statt: Es ist nicht erlaubt. Vielleicht hätte es sie zu sehr verängstigt, die Zukunft zu sehen. Vielleicht war es auch der falsche Zeitpunkt. Ich war noch jung und hätte die spezifischen Gefahren, die eine Progression in die Zukunft mit sich bringt, wahrscheinlich nicht so kompetent handhaben können wie heute.
Eine Progression in die Zukunft ist für einen Therapeuten schwieriger als eine Rückführung in die Vergangenheit, weil die Zukunft noch nicht stattgefunden hat. Was passiert, wenn die Erlebnisse der Patienten gar keine Tatsachen sind, sondern der Fantasie entspringen? Wie sollen wir das nachprüfen? Es ist unmöglich. Bei einer Rückführung in die Vergangenheit wissen wir bereits, dass sich gewisse Dinge ereignet haben, und können dies in vielen Fällen auch beweisen. Aber angenommen, eine Frau im gebärfähigen Alter sieht die Zerstörung der Welt in zwanzig Jahren und denkt: »Ich werde kein Kind in diese Welt bringen. Es würde so früh sterben müssen.« Wer könnte ihre Vision bestätigen? Wer könnte die Logik ihrer Entscheidung beurteilen? Sie müsste eine sehr ausgereifte Persönlichkeit sein, um zu begreifen, dass das, was sie sah, entweder ein Zerrbild war oder ein Fantasieprodukt oder eine Metapher oder ein Symbol oder die wirkliche Zukunft – oder gar eine Mischung aus all diesen Elementen. Und was würde geschehen, wenn ein Mensch bei einer solchen Sitzung sieht, dass er in zwei Jahren sterben würde – beispielsweise bei einem Unfall, den ein betrunkener Autofahrer verursacht? Würde der Betreffende in Panik geraten? Würde er nie wieder Auto fahren? Würde die Vision zu Angstzuständen führen? Nein, sagte ich mir, lass das lieber bleiben. Ich hatte Angst vor sich selbst erfüllenden Prophezeiungen und vor den Auswirkungen auf labile Persönlichkeiten. Das Risiko, aufgrund eines Selbstbetruges zu handeln, war einfach zu groß.
Dennoch sind in den vierundzwanzig Jahren, seit Catherine meine Patientin war, einige andere Patienten spontan in die Zukunft gereist; oft in der Schlussphase ihrer Therapie. Falls sie nach meinem besten Wissen fähig waren zu erkennen, dass das, was sie sahen, möglicherweise ihrer Fantasie entsprang, ermutigte ich sie sogar, weiterzugehen. Ich sagte ihnen dann: »Hier geht es um Wachstum und Erfahrungen, die Ihnen dabei helfen werden, korrekte und weise Entscheidungen zu treffen. Wir werden jedoch Erinnerungen (ja, Erinnerungen an die Zukunft!), Visionen und alle Situationen vermeiden, die mit schwerer Krankheit oder Todesszenarien zu tun haben. Es geht nur darum, zu lernen.« Das Bewusstsein der Patienten folgte meinen Anweisungen tatsächlich, und der therapeutische Wert war beachtlich. Ich stellte fest, dass diese Menschen in der Folge weisere Entscheidungen fällten. Sie sahen in der nahen Zukunft eine Weggabelung und konnten fragen: »Was wird geschehen, wenn ich diesen Pfad nehme? Wäre es besser, den anderen zu wählen?« Und manchmal bewahrheiteten sich die Ereignisse, die sie in der Zukunft gesehen hatten.
Manche Menschen, die zu mir kommen, beschreiben präkognitive Erlebnisse: Sie wissen, dass etwas geschehen wird, bevor es eintritt. Erforscher von Nahtoderfahrungen dokumentieren dieses Phänomen; es reicht bis in vorbiblische Zeiten zurück. Denken Sie nur an Kassandra, die die Zukunft exakt vorhersehen konnte und der man nie glaubte.
Die Erfahrung einer meiner Patientinnen zeigt, welche Macht und welche Gefahren dieses Vorherwissen haben kann. Sie träumte immer wieder von der Zukunft und oft bewahrheitete sich, was sie geträumt hatte. Der Traum, der sie dazu bewegte, zu mir zu kommen, war eine Vision von ihrem Sohn, der einen furchtbaren Autounfall hatte. Sie sagte mir, es sei alles »real«. Sie sah es deutlich und hatte panische Angst, dass ihr Sohn so sterben würde. Allerdings hatte der Mann in ihrem Traum weißes Haar, ihr Sohn aber war ein dunkelhaariger Mann von fünfundzwanzig Jahren.
Plötzlich dachte ich an Catherine und hatte eine Eingebung; ich war sicher, dass mein Rat richtig war. »Hören Sie«, sagte ich, »ich weiß, dass sich viele Ihrer Träume erfüllt haben, aber das bedeutet noch lange nicht, dass auch dieser in Erfüllung gehen wird. Es gibt Geister; egal, ob man sie nun Engel, Beschützer, Wächter oder gar Gott nennt. Wir sind umgeben von höherer Energie, von höherem Bewusstsein, und diese Ebene kann eingreifen. Die religiöse Bezeichnung dafür ist Gnade, die Intervention eines göttlichen Wesens. Beten Sie oder senden Sie Licht aus; tun Sie, was Ihnen am ehesten entspricht.«
Sie nahm sich meinen Rat zu Herzen und betete, meditierte, formulierte Wünsche und visualisierte das Szenarium neu. Der Unfall fand dennoch statt, aber er verlief nicht tödlich. Sie hätte sich also nicht so sehr zu beunruhigen brauchen. Ihr Sohn erlitt Kopfverletzungen, trug aber keine bleibenden Schäden davon. Trotzdem war es ein traumatisches Erlebnis für ihn: Als die Ärzte seinen Kopfverband entfernten, sahen sie, dass sein Haar weiß geworden war.
Bis vor einigen Monaten führte ich meine Patienten in den seltenen Fällen, in denen ich die Progressionstherapie anwandte, in ihrem eigenen Leben vorwärts. Ich nahm die Progression nur dann vor, wenn ich sicher war, dass der Patient die nötige psychische Stabilität besaß, sie zu handhaben. Oft war mir die Bedeutung der Szenen, die sie erlebten, genauso unklar wie ihnen.
Im letzten Frühling hielt ich jedoch eine Vortragsreihe an Bord eines Kreuzfahrtschiffes. Bei solchen Veranstaltungen hypnotisiere ich oft alle meine Zuhörer, führe die ganze Gruppe in ein vergangenes Leben und anschließend wieder zurück in die Gegenwart. Einige reisen in die Vergangenheit, andere schlafen ein und wieder andere werden gar nicht hypnotisiert und bleiben einfach, wo sie sind. Diesmal reiste einer der Zuhörer – Walter, ein wohlhabender Mann und ein Genie auf dem Gebiet der Softwareentwicklung – sozusagen auf eigene Faust in die Zukunft. Er landete jedoch nicht in der Zukunft seines eigenen Lebens, sondern übersprang ein ganzes Jahrtausend!
Er war durch dunkle Wolken gereist und fand sich in einer anderen Welt. Über manche Gebiete, zum Beispiel über den mittleren Osten und Nordafrika, war ein Einreiseverbot verhängt, vielleicht aufgrund von radioaktiver Verseuchung oder einer Epidemie; aber die übrige Welt war wunderschön. Es lebten viel weniger Menschen auf der Erde; vielleicht aufgrund einer nuklearen Katastrophe, einer Seuche oder verminderter Fruchtbarkeit. Er blieb auf dem Land und konnte deshalb nichts über die Städte berichten, aber die Menschen waren zufrieden, glücklich und sogar ekstatisch. Er sagte, ihm fehlten die richtigen Worte, um ihren Zustand zu beschreiben. Was auch immer die Bevölkerung reduziert hatte, war vor langer Zeit geschehen. Alles, was er sah, war idyllisch. Er wusste das genaue Datum nicht, war aber sicher, mindestens tausend Jahre in der Zukunft zu sein.
Die Erfahrung war ihm eine seelische Hilfe. Er war so wohlhabend, dass er darüber fantasiert hatte, die Welt zu verändern; aber nun wusste er, dass dies kein einzelner Mensch bewältigen konnte. Es gibt zu viele Politiker, sagte er, die sich dem Konzept des Mitgefühls und der globalen Verantwortung verschließen. Wichtig war allein die Absicht, die Welt zu verbessern; abgesehen von den Taten der Nächstenliebe, die er selbst vollbringen konnte. Als er in die Gegenwart zurückkehrte, war er ein bisschen traurig, vielleicht, weil er sich nicht mehr in der idyllischen Zukunft befand. Vielleicht trauerte er aber auch wegen der kommenden Katastrophe und spürte in einem Teil seines Gemüts ihr unaufhaltsames Näherkommen – genau wie die meisten von uns.
Als er aufwachte, beschrieb er sowohl die deutlichen und eindrucksvollen Szenen, die er gesehen hatte, als auch die Gefühle und Eindrücke, die er erlebt hatte. Unter anderem aus diesem Grund glaube ich nicht, dass er sich das alles nur eingebildet hatte. Er war jedoch längst nicht so erregt wie ich, denn ich begriff endlich die Implikationen. Ich hatte erkannt, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eins sind: Das, was sich in der Zukunft ereignet, kann die Gegenwart ebenso beeinflussen wie die Vergangenheit. Noch in derselben Nacht schrieb ich: »Wir können in die Zukunft reisen, wenn wir dabei Weisheit walten lassen. Die Zukunft – ob nah oder fern – kann unser Führer sein. Die Zukunft mag sehr wohl in die Gegenwart einfließen und uns beeinflussen, eine bessere Wahl zu treffen und bessere Entscheidungen zu fällen. Wir können aufgrund der Rückkoppelung aus der Zukunft das verändern, was wir jetzt tun. Und das verändert wiederum unsere Zukunft und gibt ihr eine positivere Ausrichtung.«
Überlegen Sie nur, was das bedeutet! Wir haben nicht nur zahllose vergangene Leben hinter uns, sondern auch zahllose zukünftige Leben vor uns. Wenn wir unsere Kenntnis dessen, was vorher war und was noch kommen wird, richtig einsetzen, können wir möglicherweise sowohl unsere persönliche Zukunft als auch die Zukunft der Welt gestalten. Dies verweist auf das uralte Konzept des Karma: Was du tust, wirst du auch ernten. Wenn man in der Gegenwart bessere Samen aussät, bessere Setzlinge pflanzt und besser handelt, wird man in der Zukunft mit einer besseren Ernte belohnt.
Seitdem habe ich viele andere Menschen in eine Progression geführt. Einige sind in ihrem persönlichen Leben vorwärts gegangen, andere in einer globalen Zukunft. Vielleicht könnte man versuchen, das, was sie gesehen haben, mit den Begriffen Sciencefiction, Wunschdenken oder Einbildung zu erklären – doch ebenso besteht die Möglichkeit, dass sie tatsächlich in der Zukunft waren. Die vielleicht wichtigste Lektion, die wir in diesem Leben lernen können, ist das Wissen darüber, was die Zukunft für uns bereithält und wie wir sie beeinflussen können. Dieses Wissen, so wenig wir auch momentan davon besitzen mögen, wird unsere zukünftigen Leben auf unserer Reise zur Unsterblichkeit beeinflussen.
Die Zukunft wird aus der Vergangenheit geboren. Fast alle meine Patienten erleben Rückführungen in vergangene Leben, bevor sie in ihre Zukunft reisen. Dies ebnet den Weg zum tieferen Begreifen und erlaubt es ihnen, in der Gegenwart weise Entscheidungen zu fällen.
Die Zukunft ist flexibel, und wir werden in dieser Zukunft gegenwärtig sein: Dies sind die Konzepte, die in diesem Buch behandelt werden. Die Lebenslektionen, die wir alle lernen müssen, sind Mitgefühl, Einfühlungsvermögen, Gewaltlosigkeit, Geduld und Spiritualität. Warum diese Lektionen unerlässlich sind, wird Ihnen dieses Buch am Beispiel einiger besonders bemerkenswerter Patienten zeigen. Ich werde auch einige einfache Übungen beifügen, damit Sie lernen können, sich diese Eigenschaften in diesem Leben anzueignen. Einige von Ihnen werden vielleicht tatsächlich Rückführungen erleben, aber seien Sie bitte nicht enttäuscht, wenn Sie keine erleben. Wenn Sie die Lektionen meistern, werden nicht nur dieses, sondern auch Ihre nächsten Leben glücklicher, leichter, emotional reicher und erfüllter sein. Überdies wird auch unsere kollektive Zukunft besser sein, wenn wir alle diese Lektionen lernen – denn, ob wir es wissen oder nicht: Wir alle streben letztlich nach dem höchsten Ziel, der Liebe.
KAPITEL 1
Unsterblichkeit
Wir alle sind unsterblich.
Damit meine ich nicht einfach, dass wir unsere Gene, Glaubenssätze, Eigenschaften und die Lebensweise an unsere Kinder weitergeben, die dies alles wiederum ihren Kindern vererben, obwohl das natürlich auch dazugehört. Ich meine damit auch nicht, dass unsere Errungenschaften – seien es nun Kunstwerke, eine neue Methode, Schuhe herzustellen, oder ein besonderes Rezept für Blaubeertorte – nach uns weiter bestehen, obwohl das ebenfalls dazugehört. Ich meine, dass der wichtigste Teil von uns, nämlich unsere Seele, ewig lebt.
Sigmund Freud erklärte, dass das Bewusstsein auf mehreren Ebenen funktioniert. Eine davon bezeichnete er als Unterbewusstsein. Per Definition sind wir uns dessen zwar nicht bewusst, aber dennoch speichert es unsere gesamten Erfahrungen und »diktiert«, was wir tun, wie wir reagieren, wie wir denken und fühlen. Freud erkannte, dass nur der Zugang zu unserem Unterbewusstsein uns lehren kann, wer wir sind, und dass wir nur mit Hilfe dieses Wissens Heilung finden können. Einige haben geschrieben, dass das von Freud definierte Unterbewusstsein nichts anderes ist als die Seele. In meiner Rückführungstherapie und in jüngster Zeit auch in der Progressionstherapie, mit anderen Worten immer dann, wenn ich meine Patienten in ihre vergangenen und zukünftigen Leben führe, um ihre Selbstheilung zu erleichtern, erkenne ich das ebenfalls. Ich erkenne das Wirken der unsterblichen Seele.
Ich glaube, dass jeder von uns eine Seele besitzt, die nach dem Tod des physischen Körpers weiterlebt und immer und immer wieder in anderen Körpern wiederkehrt, um eine höhere Existenzebene zu erreichen. (Eine häufig gestellte Frage lautet: »Woher kommen all die Seelen, da es doch jetzt so viel mehr Menschen gibt als am Anfang?« Ich habe vielen meiner Patienten während der Sitzung diese Frage gestellt und die Antwort war immer die gleiche: Dies ist nicht der einzige Ort, an dem die Seelen sein können. Es gibt viele Dimensionen, viele verschiedene Bewusstseinsebenen, in denen es Seelen gibt. Warum sollten wir annehmen, dass der uns bekannte Raum der einzige ist? Energie hat keine Grenzen. Dies ist nur eine Schule von vielen. Außerdem haben mir einige Patienten erklärt, dass sich Seelen teilen und simultane Erfahrungen machen können.) Für die Unsterblichkeit der Seele gibt es keine empirischen Beweise, denn die Seele hat keine DNS; zumindest nicht in der physischen Form, die die Wissenschaftler und Nobelpreisträger James Watson und Francis Crick beschrieben haben. Doch die Indizien sind überwältigend und für mich unbestreitbar. Seit Catherine mich in so unterschiedliche Zeiten wie 1863 v.Chr. in Arabien und 1756 n.Chr. in Spanien mitnahm, bin ich ihnen fast täglich begegnet.
Da gab es zum Beispiel Elizabeth und Pedro (aus Die Liebe kennt keine Zeit), die in früheren Leben ein Liebespaar waren und auch in diesem Leben wieder zusammenkamen; Linda (aus Heilung durch Reinkarnationstherapie), die in Schottland guillotiniert wurde und Jahrhunderte später in Italien ihren heutigen Großvater heiratete und noch später umgeben von ihrer großen und liebevollen Familie in Holland alt wurde; Dan, Laura und Hope (aus Messages from the Masters); sowie an die viertausend andere, deren Seelen durch vergangene Leben gereist sind und die ihren unsterblichen Teil in die Gegenwart mitgebracht haben. Über manche dieser Patienten habe ich geschrieben, über die meisten nicht. (Manche beherrschten in ihren vergangenen Leben Sprachen, die sie in diesem Leben weder studiert noch gelernt hatten, dennoch konnten sie sie während der Sitzung sprechen – ein Phänomen namens Xenoglossie und ein erstaunlicher »Beweis« dafür, dass ihre Berichte der Wahrheit entsprachen.)
Wenn meine Patienten sich an sich selbst in ihren anderen Leben erinnerten, linderte dies in den meisten Fällen die Traumata, die sie zu mir geführt hatten. Manche wurden sogar geheilt. Der Fortschritt zur Heilung ist eins der wichtigsten Ziele der Seele.
Wenn ich der einzige Mensch wäre, der solche Fälle gesehen hat, könnten Sie mit Recht behaupten, dass ich halluziniere oder den Verstand verloren habe; aber Buddhisten und Hindus haben seit tausenden von Jahren Berichte über vergangene Leben gesammelt. Die Wiedergeburt war ein Bestandteil des Neuen Testaments, bis die Römer sie zur Zeit Konstantins des Großen zensierten. Vielleicht hat sogar Jesus selbst daran geglaubt, denn er fragte seine Jünger, ob sie in Johannes dem Täufer den wiedergekehrten Elias erkannten – und dieser hatte neunhundert Jahre vor Johannes gelebt. Die Reinkarnation ist ein fundamentaler Glaubenssatz der jüdischen Mystiker und wurde in manchen jüdischen Sekten bis ins neunzehnte Jahrhundert als Grundsatz gelehrt.
Hunderte anderer Therapeuten haben tausende von Berichten über vergangene Leben auf Band aufgenommen, und viele Erfahrungen ihrer Patienten konnten bestätigt werden. Ich persönlich habe bestimmte Details und Ereignisse aus Erinnerungen an die vergangenen Leben Catherines und anderer Patienten überprüft: exakte Details und Ereignisse, die man unmöglich als Scheinerinnerungen oder Fantasieprodukte abtun kann. Ich hege nicht den geringsten Zweifel daran, dass die Wiedergeburt real ist. Unsere Seelen haben früher schon gelebt und werden erneut leben. Darin besteht unsere Unsterblichkeit.
Kurz bevor wir sterben, hält unsere Seele (der Teil von uns, der dann bewusst den Körper verlässt) einen Moment inne – sie schwebt. In diesem Zustand kann sie Farben sehen, Stimmen hören, Objekte erkennen und über das Leben reflektieren, das sie soeben hinter sich gelassen hat. Dieses Phänomen nennt man außerkörperliche Erfahrung, es wurde zigtausendfach bestätigt; die bekanntesten Autoren hierzu sind Elisabeth Kübler-Ross und Raymond Moody. Wir alle erleben es, wenn wir sterben; aber nur wenige sind danach in das gegenwärtige Leben zurückgekehrt, um darüber zu berichten.
Ein Fall, den ich in Die Liebe kennt keine Zeit nur kurz erwähnte, wurde mir nicht von der betreffenden Patientin selbst berichtet, sondern von ihrem Kardiologen am Mount Sinai Medical Center in Miami in Florida, einem sehr nüchternen Wissenschaftler mit einer rein akademischen Betrachtungsweise. Die Patientin, eine ältere Diabetikerin, lag wegen mehrerer medizinischer Untersuchungen stationär im Krankenhaus. Während ihres Aufenthalts erlitt sie einen Herzstillstand und fiel ins Koma. Die Ärzte hatten kaum noch Hoffnung, doch sie arbeiteten fieberhaft, um der Patientin zu helfen. Außerdem riefen sie ihren Kardiologen zu Hilfe. Dieser eilte auf die Intensivstation, als er ins Zimmer kam, ließ er aus Versehen seinen goldenen Kugelschreiber fallen, der unter ein Fenster rollte. Als im Wiederbelebungszyklus eine kurze Pause eintrat, hob er seinen Stift wieder auf.
Wie die Frau später berichtete, war sie, während das Ärzteteam an ihr arbeitete, aus ihrem Körper herausgeschwebt und konnte den ganzen Vorgang von einem Ort etwas oberhalb des Instrumententisches bei einem der Fenster beobachten. Sie schaute sich alles sehr konzentriert an, denn immerhin waren die Ärzte ja mit ihr beschäftigt. Sie wünschte sich, den Ärzten zurufen zu können, dass es ihr gut ginge und dass sie sich gar nicht so hektisch um sie bemühen mussten, aber sie wusste, dass niemand sie gehört hätte. Als sie versuchte, ihren Kardiologen an der Schulter zu berühren, um ihm zu sagen, dass mit ihr alles in Ordnung sei, ging ihre Hand einfach durch ihn hindurch und er spürte nichts. Sie konnte alles sehen, was um ihren Körper herum geschah, und jedes Wort hören, das die Ärzte äußerten, doch zu ihrer großen Frustration konnte niemand sie hören.
Die Bemühungen der Ärzte hatten Erfolg und die Frau kehrte ins Leben zurück.
»Ich habe dem ganzen Vorgang zugesehen«, erzählte sie ihrem Kardiologen.
Er war völlig verblüfft. »Das kann nicht sein. Sie waren bewusstlos. Sie lagen im Koma!«
»Das war ein schöner Stift, den Sie da fallengelassen haben«, sagte sie. »Er muss sehr wertvoll sein.«
»Das haben sie gesehen?«
»Das habe ich doch gerade gesagt«, sagte sie und beschrieb den Stift, die Kleidung, die die Ärzte und Krankenschwestern getragen hatten, die Menschen, die auf der Intensivstation ein- und ausgegangen waren, und alles, was die Einzelnen getan hatten – Details, die niemand gewusst hätte, der nicht dabei gewesen war.
Der Kardiologe war Tage später, als er mir davon erzählte, immer noch ganz entgeistert. Er bestätigte, dass alles, was die Frau berichtete, tatsächlich stattgefunden hatte, und dass ihre Beschreibungen akkurat gewesen waren. Dennoch bestand kein Zweifel, dass sie bewusstlos gewesen war; und obendrein war sie seit über fünf Jahren blind! Ihre Seele konnte sehen, ihr Körper nicht.
Seitdem berichtete mir der Kardiologe häufig, dass sterbende Patienten ihnen bekannte, seit langer Zeit tote Menschen sahen, die darauf warteten, sie auf die andere Seite zu begleiten. Diese Patienten standen nicht unter dem Einfluss irgendwelcher Medikamente und waren somit bei vollem Bewusstsein. Einer beschrieb seine Großmutter, die auf einem Stuhl in seinem Krankenzimmer saß und geduldig auf sein Ableben wartete. Eine andere erhielt Besuch von ihrem Kind, das im Säuglingsalter gestorben war. Dem Kardiologen fiel auf, dass diese Patienten ihrem Sterben in einer Atmosphäre der Ruhe und des Friedens begegneten. Er gewöhnte sich an, zu seinen Patienten zu sagen: »Mich interessiert sehr, was Sie fühlen und erleben. Egal, wie seltsam oder ungewöhnlich es sein mag, Sie können es mir ruhig anvertrauen.« Wenn sie das taten, nahm ihre Angst vor dem Sterben ab.
Gewöhnlich berichten Menschen, die wiederbelebt wurden, von einem oft goldenen Licht, das sie gesehen haben; häufig aus der Entfernung, wie am Ende eines Tunnels. Andrea, eine Nachrichtensprecherin bei einem großen Fernsehsender, erlaubte mir, sie im Rahmen eines öffentlichen Experiments zurückzuführen und beschrieb ihr Leben als Bäuerin im mittleren Westen der USA im neunzehnten Jahrhundert. Am Ende ihres langen Lebens schwebte sie über ihrem Körper und betrachtete ihn von weitem. Dann spürte sie, dass sie nach oben gezogen wurde: einem Licht entgegen, das in diesem Fall blau war. Sie entfernte sich immer weiter von ihrem Körper und näherte sich einem neuen Leben, das zu diesem Zeitpunkt noch unklar war. Dies klingt nach einer weit verbreiteten, geradezu klassischen Version, wie sie auch bei Nahtoderfahrungen oft beschrieben wird – abgesehen von der Tatsache, dass Andrea mir vom Sterben berichtete, wie es sich vor über hundert Jahren ereignet hatte: in ihrem eigenen früheren Leben.
Wohin geht die Seele, nachdem sie den Körper verlassen hat? Ich weiß es nicht genau; vielleicht gibt es kein Wort dafür. Ich nenne es eine andere Dimension, eine höhere Bewusstseinsebene oder einen höheren Bewusstseinszustand. Die Seele existiert jedenfalls mit Sicherheit außerhalb des physischen Körpers weiter und ist nicht nur mit den vergangenen Leben des Individuums verbunden, das sie soeben verlassen hat, sondern auch mit allen anderen Seelen. Physisch sterben wir, doch dieser Teil von uns ist unzerstörbar und unsterblich. Die Seele ist zeitlos. Letztendlich existiert wahrscheinlich nur eine Seele, eine Energie. Viele Menschen nennen sie Gott, andere nennen sie Liebe. Der Name ist letztlich unwichtig.
Ich verstehe die Seele als Energiekörper, der sich beim irdischen Tod mit der universellen Energie verbindet, um sich dann wieder davon abzuspalten und zu einem neuen Leben zurückzukehren. Bevor sie mit dem Einen verschmilzt, blickt sie zurück auf den Körper, den sie soeben verlassen hat, und auf das gerade beendete Leben – ein Vorgang, den ich Lebensrückschau nenne. Dieser Rückblick findet in einer Atmosphäre liebevoller Fürsorge statt. Er ist keine Prüfung und sein Ziel ist nicht Bestrafung, sondern Lernen.
Die Seele registriert die Erfahrungen des Menschen. Da sie nun den Körper verlassen hat, spürt sie die Wertschätzung und Dankbarkeit aller Menschen, denen er je geholfen hat und all jener, die er geliebt hat, mit erhöhter Intensität. Doch sie spürt auch den Schmerz, die Wut und die Verzweiflung aller Menschen, die er verletzt oder verraten hat, viel stärker. So lernt die Seele allmählich, anderen niemals Schaden zuzufügen, sondern stets mit Mitgefühl zu handeln.
Hat die Seele ihren Rückblick beendet, scheint sie sich noch weiter vom Körper zu entfernen und findet oft das schöne Licht, genau wie Andrea im Vorleben, obwohl dies vielleicht nicht sofort geschieht. Die Zeit spielt keine Rolle, denn das Licht ist immer da. Manchmal befinden sich andere Seelen in der Nähe – man könnte sie Meister oder Führer nennen –, die sehr weise sind und der Seele auf ihrer Reise zu dem Einen helfen. Auf einer bestimmten Ebene verschmilzt die Seele mit dem Licht, aber dabei behält sie ihr Bewusstsein, damit sie auf der anderen Seite weiterlernen kann. Es ist eine Verschmelzung mit einem größeren Licht (am Ende der Reise zur Unsterblichkeit wird die Verschmelzung vollkommen sein), begleitet von Gefühlen unbeschreiblicher Freude und reinen Glücks, doch zugleich ist der Seele bewusst, dass sie weiterhin individuell bleibt und weitere Lektionen zu lernen hat; sowohl auf der Erde als auch auf der anderen Seite. Früher oder später – der Zeitpunkt ist unterschiedlich – beschließt die Seele, in einem anderen Körper zurückzukommen; und sobald sie wiedergeboren wird, verliert sie das Bewusstsein der Verschmelzung. Manche Menschen glauben, dass die Trennung von diesem wunderbaren Zustand der Herrlichkeit und des Segens in der Verschmelzung von Energie und Licht eine tiefe Trauer hervorruft, und vielleicht stimmt das.
Auf der Erde, in der Gegenwart, sind wir Individuen; doch Individualität ist eine Illusion, die dieser Ebene, dieser Dimension, diesem Planeten Eigen ist. Ja, wir sind hier, so real und solide wie der Stuhl, auf dem Sie vielleicht sitzen, während Sie dies lesen. Wissenschaftler sind sich jedoch bewusst, dass ein Stuhl lediglich aus Atomen, Molekülen und Energie besteht: Er ist ein Stuhl und er ist Energie. Wir sind Menschen, unsere Existenz ist begrenzt und wir sind unsterblich.
Ich glaube, dass alle Seelen auf der höchsten Ebene miteinander verbunden sind. Dass wir voneinander getrennte Individuen sind, entspringt lediglich unserer Illusion oder unserer großen Verblendung.
Auch in unserer gegenwärtigen Existenz sind wir mit allen anderen Seelen verbunden, also sind wir alle in gewissem Sinn eins. Auf dieser Welt sind unsere Körper dicht und schwer, sie leiden unter Beschwerden und Krankheiten. Ich glaube jedoch, dass auf den höheren Ebenen keine physischen Krankheiten existieren. Auf den noch höheren Ebenen existiert überhaupt nichts Physisches, sondern nur das reine Bewusstsein. Und darüber hinaus … darüber hinaus … auf Ebenen, die wir uns nicht einmal vorstellen können und auf denen alle Seelen eins sind, existiert nicht einmal die Zeit. Das bedeutet, dass vergangene, gegenwärtige und zukünftige Leben vielleicht alle gleichzeitig stattfinden.
Ich bin Arzt und Psychiater, und Heilung ist die Leidenschaft meines Lebens. Ich glaube, dass jeder von uns instinktiv zu spiritueller Heilung und spirituellem Wachstum, Verständnis, Mitgefühl und Evolution motiviert ist. Ich glaube, dass wir uns spirituell vorwärts bewegen und nicht rückwärts. Das Unbewusste (oder das Unterbewusstsein, die überbewusste Seele oder das Überbewusstsein) besitzt eine Art eingebauten Mechanismus, der es zu einem Pfad der spirituellen Evolution steuert. Mit anderen Worten: Die Seele entwickelt sich immer, zu jedem Zeitpunkt, in Richtung Gesundheit. Auf einer höheren Ebene wird die Zeit nach den bereits gelernten Lektionen bemessen, auch wenn sie auf der Erde chronologisch ist. Wir leben sowohl innerhalb als auch außerhalb der Zeit. Unsere vergangenen und zukünftigen Leben kommen in der Gegenwart zusammen; und wenn sie uns jetzt heilend beeinflussen können, so dass unser jetziges Leben gesünder und spirituell erfüllter ist, werden wir Fortschritte machen. Es ist eine Art ständige Rückkoppelung, die uns anspornt, unsere zukünftigen Leben zu verbessern, während wir uns noch mitten in diesem Leben befinden.
Ich glaube, viele von uns verbringen zu viel Zeit damit, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was die höheren Ebenen des Begreifens wohl sein mögen. Es ist natürlich faszinierend, über diese Frage nachzudenken, aber unser Hauptziel hier besteht darin, uns so wie wir sind in unserer physischen Welt zu heilen. Ich sehe viele Menschen, vor allem Anhänger der New-Age-Bewegung, die in dieser Welt keinen Boden unter den Füßen haben und sich nicht darauf konzentrieren, hier und jetzt zu leben. Fortschritte auf dem Gebiet der Kontemplation und Meditation sind zwar wichtig, aber wer sein Leben in Abgeschiedenheit verbringt, muss begreifen, dass wir Menschen eine soziale Spezies sind. Wer das Glück nicht erlebt, das im Physischen und in den Sinnesfreuden liegt, lernt nicht die volle Lektion, die uns das gegenwärtige Leben beibringen möchte.
Wie ich bereits erwähnte, habe ich bis vor kurzem meine Patienten ausschließlich zurückgeführt, damit sie ihre vergangenen Leben sehen und verstehen konnten. Nun habe ich damit begonnen, sie außerdem vorwärts, also in die Zukunft zu führen. Aber selbst, wenn wir nur unsere vergangenen Leben betrachten, erkennen wir, wie wir uns in ihnen entwickelt haben. Alle unsere Leben sind eine Gelegenheit zum Lernen, und wenn unsere vergangenen Leben uns Weisheit lehren, können wir durch unseren freien Willen – den bewussten freien Willen, den freien Willen der Seele – auch die Gegenwart beeinflussen.
Unsere Seelen wählen unsere Eltern, denn wir haben den Impuls, den Lernprozess fortzusetzen, damit wir uns immer weiter der vollkommenen Heilung nähern. Aus dem gleichen Grund wählen wir auch, was wir in unserem gegenwärtigen Leben tun. Wir wählen keine sadistischen Eltern, denn niemand möchte misshandelt werden. Doch manche Eltern werden (aus ihrem freien Willen heraus) grausam und brutal. In einem späteren Leben, oder vielleicht noch in diesem, lernen sie dann die Lektion des Mitgefühls und legen das negative Verhalten ab.
Ich beschloss, als Sohn von Alvin und Dorothy Weiss zurückzukommen und Psychiater zu werden. Im Leben davor war ich ein tschechischer Widerstandskämpfer und wurde 1942 oder 1943 getötet. Vielleicht bereitete die Art meines Todes meinem gegenwärtigen Studium der Unsterblichkeit den Weg; vielleicht ist mein Wunsch zu studieren und zu unterrichten ein Überbleibsel aus einem sehr frühen Leben als Priester im antiken Babylonien. Wie auch immer: Ich traf die Wahl, als Brian Weiss zurückzukommen, damit ich meinen persönlichen Lernprozess optimieren und mit andern teilen konnte, indem ich Heiler wurde. Ich wählte meine Eltern, weil sie mir den Weg zum Lernen genau dieser Dinge ebneten. Mein Vater schätzte die Wissenschaften sehr hoch und wollte, dass ich Arzt wurde. Er war auch an Religion interessiert und unterwies mich im Judentum, aber er zwang es mir nicht auf. Demzufolge wurde ich ein »Laienrabbi«: ein Psychiater. Meine Mutter war liebevoll und vorurteilsfrei. Sie gab mir ein Gefühl der inneren Sicherheit, das es mir später im Leben ermöglichte, meine Kariere und meine finanzielle Sicherheit zu riskieren, um Die zahlreichen Leben der Seele zu veröffentlichen. Meine Eltern waren weder im Sinn des New Age spirituell veranlagt, noch glaubten sie an die Wiedergeburt. Anscheinend wählte ich sie, weil sie mir die Unterstützung und die Freiheit boten, den Lebensweg zu gehen, den ich später betrat. War sonst noch jemand an dieser Entscheidung beteiligt? Das frage ich mich. Waren es Geister, Führer, Engel, die alle Teil der einen Seele sind? Ich weiß es nicht.
Offenbar beschloss eine Seele, als Saddam Hussein zurückzukommen, und eine andere als Osama bin Laden. Ich glaube, sie kamen zurück, um ihre Lernmöglichkeiten zu optimieren; genau wie Sie und ich. Ursprünglich hatten sie nicht vor, zurückzukommen, um hier Schäden anzurichten, Gewalt auszuüben, andere Menschen in die Luft zu sprengen oder Terrorist zu werden. Sie kamen zurück, um diesem Drang zu widerstehen; vielleicht, weil sie ihm in vergangenen Leben nachgegeben hatten. Sie kamen zu einer Art praktischer Prüfung in diese Schule zurück, in der wir alle leben, und fielen kläglich durch.
Natürlich sind dies Annahmen, aber ich glaube, dass ihre Seelen zurückkamen und diese Körper bezogen, um Alternativen zu Gewalt, Vorurteilen und Hass zu finden. (Die Seele eines Elternteils, der das eigene Kind misshandelt, kam vielleicht aus dem gleichen Grund zurück.) Sie häuften Geld und Macht an und mussten sich zwischen Gewalt und Mitgefühl, Vorurteil und Lernen, Hass und Liebe entscheiden. Wir wissen, wofür sie sich diesmal entschieden haben. Sie werden erneut zurückkommen und die Konsequenzen ihrer Handlungen auf sich nehmen müssen, dann stehen sie wieder vor denselben Entscheidungen; und zwar so lange, bis sie über diese Themen hinauswachsen und fortschreiten können.
Schüler fragen mich oft, warum irgendjemand wählen sollte, in einem Armenviertel in Bogota oder Harlem wiedergeboren zu werden, wo es von Ratten wimmelt. Die buddhistischen Mönche im Gefolge des Dalai Lama, die ich kennen gelernt habe, lachen nur über so eine Frage, weil sie das Leben als eine Theatervorstellung betrachten. Der Mann im Slum spielt nur eine Rolle; im nächsten Leben wird derselbe Schauspieler als Prinz auftreten. Ich glaube, wir entscheiden uns, in eine von Ratten verseuchte Wohnung zu kommen, wenn wir erfahren wollen, wie es ist, arm zu sein. In anderen Leben werden wir reich sein. Wir müssen alles sein: reich, arm, männlich, weiblich, kränklich, kerngesund, groß, klein, stark und schwach. Wenn ich in einem Leben reich bin und ein anderer lebt so, wie ich einmal lebte – in einem Armenviertel in Bogota – dann werde ich diesem Menschen helfen wollen, weil das für meinen eigenen Wachstumsprozess einen Schritt vorwärts bedeutet.
Zwei wichtige Elemente spielen hier eine Rolle. Erstens: Wir können nicht alles innerhalb eines einzigen Lebens lernen. Das macht aber nichts, denn es wird noch zahlreiche weitere Leben geben. Zweitens: Jedes Mal, wenn wir zurückkommen, dient das unserer Heilung.
Unsere Leben sind Schritte auf dem Evolutionspfad. Und wo werden wir sein, wenn wir vollkommen geheilt sind und die oberste Treppenstufe erreichen? Wahrscheinlich auf der höchsten spirituellen Ebene, die einige als Himmel und andere als Nirwana bezeichnen.
Ich glaube, unser Planet wurde als Ort erschaffen, an dem wir Gefühle, Eindrücke, Wahrnehmungen und Beziehungen erfahren können. Hier können wir uns verlieben und große Freude und intensives Glück erfahren. Wir können den Duft der Blumen riechen, die Haut eines Babys berühren, die Erhabenheit einer Landschaft sehen und die Musik des Windes hören. Das ist der Hauptzweck dieser Welt. Was für ein Klassenzimmer!
In den kommenden Jahren wird unsere große Prüfung darin bestehen, herauszufinden, ob wir diese Schule ehren oder zerstören wollen, denn die moderne Technologie hat uns die Möglichkeit zu Letzterem gegeben. Ich weiß nicht, ob unser freier Wille diese Entscheidung fällen kann; vielleicht ist sie auch unser Schicksal. Wenn ein höheres Bewusstsein, das Eine, entscheidet, dass unser Planet erhaltungswürdig ist, dann wird er nicht zerstört. Wenn die Entscheidung anders ausfällt und wir die Welt zu Staub zerfallen lassen, werden unsere Seelen trotzdem weiter bestehen und eine andere Schule finden.
Sie wird allerdings vielleicht nicht so schön sein wie unsere jetzige Welt, und sie wird vielleicht nicht so stofflich sein.
Unsere Seelen sind alle gleich alt, nämlich alterslos; aber manche Seelen schreiten rascher fort als andere. Saddam Hussein ist vielleicht ein Drittklässler, während der Dalai Lama gerade seine Doktorarbeit schreibt. Letzten Endes werden wir alle zu dem Einen aufsteigen. Wie schnell wir unsere Ausbildung absolvieren, hängt von unserem freien Willen ab.
Der freie Wille, den ich hier anspreche, ist nicht identisch mit der Fähigkeit der Seele, sich die passenden Eltern und Lebensumstände zu wählen. Er ist vielmehr der menschliche Wille, den wir auf Erden besitzen. Ich unterscheide zwischen diesem Willen und dem Schicksal, das uns oft auf Gedeih und Verderb mit einem anderen zusammenführt.
Mit unserem freien Willen bestimmen wir, was wir essen, was für ein Auto wir fahren, welche Kleidung wir tragen, wo wir unseren Urlaub verbringen. Der freie Wille erlaubt es uns auch, unsere Partner zu wählen, obwohl es wahrscheinlich das Schicksal ist, das uns zu ihnen hinzieht. Ich lernte meine Frau Carole in den Catskill-Bergen kennen. Ich jobbte als Bedienungshilfe und sie war Gast in dem Hotel, in dem ich arbeitete. Schicksal. Doch die Entwicklung unserer Beziehung hing, genau wie die Entwicklung von Milliarden anderer Beziehungen, von unserem freien Willen ab. Wir beschlossen, einander weiterhin zu sehen und schließlich zu heiraten.
Ebenso können wir beschließen, unsere Fähigkeit der Liebe oder des Mitgefühls zu vertiefen. Wir können beschließen, jene kleinen menschenfreundlichen Handlungen auszuführen, die uns innere Befriedigung schenken. Wir können Großzügigkeit statt Selbstsucht wählen; wir können uns entscheiden, andere zu respektieren, statt Vorurteile gegen sie zu hegen. In jedem Aspekt unseres Lebens können wir die liebevollere Entscheidung treffen – und dadurch werden unsere Seelen evolvieren.
John E. Mack, ein mit dem Pulitzerpreis gekrönter Autor und Professor für Psychiatrie an der medizinischen Fakultät der Harvard Universität, bemerkt Folgendes:
Nach Jahrhunderten der ideologischen und fachlichen Zersplitterung erleben wir nun, dass sich Wissenschaft, Psychologie und Spiritualität einander annähern. Sowohl die moderne Physik als auch die Tiefenpsychologie zeigen uns ein Universum, in dem alles, was wir um uns herum wahrnehmen, durch Schwingungen miteinander verbunden ist: Schwingungen, die sowohl physisch als auch nichtkörperlich sind und die die Möglichkeiten der universellen Gerechtigkeit, Wahrheit und Liebe zu mehr als einer bloßen Utopie erheben.
Der Kern dieser Möglichkeiten ist etwas, das die westliche, nicht-religiöse Welt »außergewöhnliche Bewusstseinszustände« nennt. Doch in den Traditionen der großen Weltreligionen heißt dies wahlweise religiöses Grundempfinden, mystische Einheit, Verbindung mit dem Grund des Daseins oder universelle Liebe … Der Kern dieser Bewusstseins- oder Seinszustände ist eine potentielle Erweiterung des Selbst über seine üblichen Grenzen hinaus.
Ich würde »Selbst« durch »Seele« ersetzen und hinzufügen, dass die Grenzen über die des messbaren Universums hinausgehen.
Ich habe vierundzwanzig Jahre gebraucht, um die einfache Wahrheit, die der Kern dieses Buches ist, zu finden. Wir sind unsterblich. Wir sind ewig. Unsere Seelen werden niemals sterben. Da dies so ist, sollten wir uns so verhalten, als ob wir wüssten, dass wir mit Unsterblichkeit gesegnet sind. Oder, um es einfacher auszudrücken: Wir sollten uns auf unsere Unsterblichkeit vorbereiten; hier, jetzt, heute, morgen und jeden Tag für den Rest unseres Lebens. Wenn wir uns darauf vorbereiten, werden unsere Seelen auf der Evolutionsleiter weiter hinaufsteigen und sich der Heilung und der höheren Existenzebene nähern. Tun wir dies nicht, werden wir unser jetziges Leben recyceln – mit anderen Worten: Wir treten auf der Stelle und schieben die Lektion, die wir in diesem Leben lernen können, unnötigerweise in ein zukünftiges Leben.
Wie aber bereiten wir uns vor? Wie verhalten sich unsterbliche Menschen? In diesem Leben können wir daran arbeiten, unsere Beziehungsfähigkeit zu verbessern, mehr Liebe und Mitgefühl zu praktizieren, physisch, emotionell und spirituell gesünder zu werden und zu lernen, anderen zu helfen und diese Welt zu genießen, doch zugleich ihre Evolution und Heilung zu fördern. Sobald wir uns auf die Unsterblichkeit vorbereiten, verschwinden unsere gegenwärtigen Ängste, wir fühlen uns wohler in unserer Haut und wachsen spirituell. Und gleichzeitig heilen wir damit auch unsere zukünftigen Leben.
Dank der Progressionen, wie sie meine Patienten erlebt und mir berichtet haben, können wir jetzt die Resultate unseres gegenwärtigen Verhaltens sehen und es im Hinblick auf die Zukunft ab sofort bewusster gestalten. Den Heilungs- und Evolutionsprozess zu beschleunigen, ist nicht nur die bestmögliche Therapie, sondern auch das Beste, was wir überhaupt tun können – nicht nur für unsere eigenen Seelen, sondern auch für alle anderen Menschen auf der Welt. Das habe ich von meinen Patienten gelernt.
KAPITEL 2
George: Aggressionsbewältigung
Aggressionsbewältigung ist eine der Fähigkeiten, die wir jetzt erlernen können, um Wiederholungen gewalttätiger Handlungen in zukünftigen Leben zu vermeiden.
Die folgende Fallbeschreibung bezieht sich auf einen Mann, den ich behandelte, bevor ich damit begann, einige meiner Patienten in eine Progression zu führen. Hätte er sehen können, was in den kommenden Jahren auf ihn wartete, wenn er nichts änderte, wäre seine Behandlung vielleicht schneller abgeschlossen gewesen.
George Skulnick war eifrig damit beschäftigt, sich selbst zu zerstören. Obwohl er bereits einen Herzinfarkt hinter sich hatte und an Bluthochdruck litt, war er übergewichtig, rauchte viel, arbeitete zu viel, stornierte Urlaube im letzten Moment und missbrauchte seine Herzmittel, indem er entweder vergaß, sie einzunehmen, oder zum Ausgleich zu viel auf einmal nahm. Er hatte bereits einen schweren Infarkt erlitten und steuerte auf den nächsten zu.
Seine Kardiologin Barbara Tracy empfahl ihm, mich wegen einer Stresskontrolltherapie zu konsultieren.
»George ist ein schwieriger Fall«, hatte Barbara mich gewarnt. »Machen Sie sich auf Explosionen gefasst.«
Und nun saß er in meiner Praxis, zusammen mit seiner Frau, die etwa Mitte vierzig war und mich mit flehenden Blicken ansah.
»Betty wird im Wartezimmer warten«, sagte George, »falls Sie sie brauchen sollten.«
Ich wandte mich an sie. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte ich behutsam.
»Natürlich nicht.« Sie warf mir einen letzten eindringlichen Blick zu, verließ den Behandlungsraum und schloss die Tür hinter sich.
George war ein untersetzter, massiger, kraftvoll aussehender Mann mit mächtigen Armen, einem zu großen Bauch und erstaunlich dünnen Beinen; eine unsportliche Version des berühmten Baseballspielers Babe Ruth. Sein Mondgesicht war gerötet, alle Kapillaren um seine Nase waren geplatzt: typisch für einen schweren Trinker. Ich schätzte ihn auf knapp 60, aber es stellte sich heraus, dass er erst 52 Jahre alt war.
»Sie sind der Reinkarnationsdoktor«, sagte er – eine Feststellung, keine Frage.
»Das stimmt.«
»Ich glaube nicht an diesen Schrott.«
Falls er mich damit aus der Fassung bringen wollte, gelang es ihm nicht. »Viele Menschen glauben nicht daran.«
»Dr. Tracy sagte, Sie praktizieren etwas, das sich Regressionstherapie nennt.«
»Ja. Oft führt sie die Patienten in vergangene Leben zurück.«
»Das ist Bockm-«, er unterbrach sich und hob die Hand. »Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin bereit, alles zu versuchen, wenn es einen weiteren Infarkt verhindert.«
Tatsächlich hatte George Barbara einmal von einer Nahtoderfahrung berichtet. Während seines Herzinfarkts hatte er gespürt, wie er aus seinem Körper emporstieg und einer blauen Lichtwolke entgegenschwebte. Während er schwebte, nahm er einen Gedanken wahr: Alles wird in Ordnung gehen. Dieses Wissen beruhigte ihn und er wollte seiner Familie davon erzählen. Von seiner erhöhten Position konnte er seine Frau und seine beiden Kinder sehen. Sie waren sehr verängstigt und er wollte sie beruhigen, konnte es aber nicht. Er schaute weg, um seinen Körper aus einer anderen Perspektive zu betrachten, und als er sich wieder seiner Familie zuwandte, merkte er, dass sie ihn gar nicht beachteten. Es war, als seien seit seinem Tod Jahre vergangen. Dieses Erlebnis brachte ihn dazu, mich aufzusuchen.
»Wir wollen erst entscheiden, wie wir weiter verfahren, wenn ich etwas mehr über Sie weiß«, sagte ich. »Dr. Tracy sagte, Sie seien im Baugewerbe tätig.«
»Skulnick Baugesellschaft. Wir sind auf den Bau von Fabriken, Lagerhäusern und Bürogebäuden spezialisiert. Sie müssen unsere Reklameschilder gesehen haben. Sie sind überall, in ganz Miami.«
Das hatte ich in der Tat.
»Es ist ziemlich stressig«, fuhr er fort. »Der ständige Druck. Wenn ich nicht jeden Bauplatz persönlich überwache, baut irgendwer garantiert Mist.«
»Und was geschieht, wenn das passiert?«
Seine Augen blitzten auf. »Ich werde wütend.«
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