Die Zughunde-Schule - Gabi Dietze - E-Book

Die Zughunde-Schule E-Book

Gabi Dietze

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Beschreibung

Gemeinsame Aktivitäten schweißen zusammen. Das gilt auch für die Mensch-Hund-Beziehung und eine neue Trendsportart eröffnet unternehmungslustigen Zwei- und Vierbeinern ganz neue Möglichkeiten: Der Zughundesport, der in den letzten Jahren immer mehr an Beliebtheit gewonnen hat, zeichnet sich vor allem auch durch seine Vielseitigkeit aus und kann somit individuell an menschliche und tierische Vorlieben und Voraussetzungen angepasst werden. Gemütliche Runden mit dem Bollerwagen oder rasante Wettfahrten im Dog-Scooter, an der Zugleine oder im Bügel: Praktische Tipps für Einsteiger und Fortgeschrittene, Anleitungen zur Verbesserung der Kommunikation und aufbauende Trainingsmethoden machen diesen Sport für beide Spezies zu einem besonderen Erlebnis. Dabei stehen art- und typgerechtes Training sowie die Sicherheit des Hundes immer an erster Stelle. Leicht umsetzbare Übungsansätze, Hintergrundswissen, Hilfe bei der Equipmentauswahl und praktische Trainingsanleitungen helfen Mensch und Tier im Gespann zu einem unschlagbaren Team zu werden.

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Seitenzahl: 157

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Gabi Dietze

DIE ZUGHUNDESCHULE

TIPPS UND TRICKS FÜR DEN ZUGHUNDESPORT

Haftungsausschluss

Autorin und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.

IMPRESSUM

Copyright © 2016 Cadmos Verlag, Schwarzenbek

Satz: Atelier Georg LehmacherLayout und Titelgestaltung: ravenstein2.deCoverfoto: Tim HaltermannFotos im Innenteil: Caroline Brucksteegen, Gabi Dietze, Günter Gymnich, Tim Haltermann, Ingo Held, Martin Kamphuis, Bianca Magar-Ulrich, Beatrix Niewa, Thomas Nollen, Agnes Rattelsdörfer, Heike Schoenfeld, Nicol Sprenger, Dirk Strietholt, Jennifer YilmazLektorat der Originalausgabe: Sylke Schulte

Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

eISBN: 978-3-8404-6436-2

INHALT

Vorwort

Trend Zughundesport

Hunde lieben Aufgaben!

Schon gewusst?Häufige Fragen zum Zughundesport

Wesentliche Voraussetzungen für den Zughundesport

Welches Gewicht kann ein Hund ohne Hilfe ziehen?

Geschwindigkeiten: Schritt, Trab oder Galopp?

Doppelgespanne

Rechtliche Anmerkungen

Zugsportvarianten, Equipment, Anspannungsarten

Dog-Scooter

Bike

Trike

Bollerwagen

Sacco-Dog-Cart

Cani-Cross

Trainingswagen und Schlitten

Equipment für den Zughundesport

Die verschiedenen Anspannungsarten

Trainingsgrundlagen

Der sichere Umgang mit dem Zuggefährt

Sicherheit für Mensch und Tier

Wässern/Füttern

Wetter

Kondition/Konzentration (Mensch und Hund)

Wie lang und wie oft wird trainiert?

Pausen

Auswahl der Trainingsstrecken

Verhalten auf Trainingsstrecken

Trainingsdokumentation

Trainingsvorbereitung/Trainingsabschluss

(Foto: Nollen)

Einsteigertraining für die Zugarbeit an der Zugleine

Der Start

Die ersten Schritte – am besten mit einem Helfer

Übungsmöglichkeiten ohne Helfer

Walken/Joggen/Cani-Cross

Ausspannen

Tipps und Tricks

Einsteigertraining für die Zugarbeit im Zugbügel

Erste Übungen im Zugbügel

Das erste Mal anspannen

Anspannen ohne Helfer

Weiteres Training im Zugbügel

Bollerwagentraining: So geht’s weiter

Tipps und Tricks

Nach dem Einsteigertraining: So geht’s weiter

Kommandos üben

Typische Alltagssituationen bewältigen

Streckenlängen steigern und Pausenplanung

Bergaufpassagen trainieren

Trainingsanalyse

Übungen mit 2 Hunden vor dem Gefährt

Besonderheiten beim Fahren im Zugbügel

Fahrertreffen

Tipps und Tricks für Fortgeschrittene

Lust auf ein Rennen?

Schlittenhunderennen/Zughundeevents

Gedanken zur Wettkampfteilnahme

Möglichkeiten/Ziele und Grenzen der Zugarbeit

Just for fun, sportlich oder wettkampforientiert

Verschiedene (Zug-)Talente

So vielseitig ist der Zughundesport

Anhang

Vorwort

(Foto: Dietze)

Der Zughundesport fasziniert und begeistert mich heute noch genauso wie vor vielen Jahren, als ich durch Zufall darauf gestoßen bin. Ich werde niemals dieses glückliche und zufriedene Gesicht meiner Hündin Laika vergessen, nachdem wir die erste größere Ausfahrt mit dem Sacco-Dog-Cart zusammen gemeistert hatten. Ich war so stolz auf meinen Hund und sie war wie ausgewechselt. Ich bin sicher, dass dieses kleine gemeinsame Abenteuer dazu beigetragen hat, dass aus dem jungen, übermütigen, manchmal auch nicht zu bändigenden Tierheimhund eine souveräne Hündin geworden ist. Keine andere Hundesportart konnte sie so begeistern wie der Zughundesport. Dabei ist Laika kein klassischer Schlittenhund, sondern eine kräftige Labrador-Doggen-Mix-Hündin. Auch Lotte, unser Labrador-Wirbelwind, hat sich sehr schnell von Laikas Begeisterung für den Zughundesport anstecken lassen.

Wir haben zusammen so ziemlich alle Zugsportvarianten ausprobiert und regelmäßig ausgeübt, die sich für 1 oder 2 Hunde eignen. Ob eine schnelle Runde durch die Natur oder eine gemütliche Runde vor dem Bollerwagen – meine Hunde waren für alle Varianten zu haben. Sie waren immer mit großem Eifer dabei und strahlten jedes Mal wieder aufs Neue. Bis auf gelegentliches Bollerwagenziehen sind Laika und Lotte heute in Zughunderente, gehören aber noch nicht zum alten Eisen! Laika ist jetzt bereits geschätzte 13 Jahre alt, Lotte im elften Lebensjahr. Beide sind immer noch fit genug, um mich beim Joggen oder Walken zu begleiten.

Genau diese Freude, die der Hunde und ihrer Besitzer, erlebe ich immer wieder in meiner Arbeit als Zughundetrainerin. Ich freue mich jedes Mal wieder über die strahlenden Hundegesichter. In den zahlreichen Seminaren und Workshops zum Zughundesport durfte ich sehr viele, ganz unterschiedliche Mensch-Hunde-Teams kennenlernen und an die Zugarbeit heranführen. Jedes Team ist anders, aber für fast jedes Mensch-Hunde-Team findet sich eine passende Zugsportvariante. Unter dem Oberbegriff Zughundesport verbergen sich heute unendlich viele Möglichkeiten – abhängig von Geschmack und Geldbeutel sowie sportlichen Ambitionen. Von gemütlichen Ausflügen bis zu Wettkämpfen: Alles ist möglich!

Um das jeweilige Ziel mit Spaß und Freude zu erreichen, ist ein behutsames, sinnvolles, aufeinander aufbauendes Training entscheidend.

Neben vielen Hintergrundinformationen rund um den Sport für die kleinen Gespanne und Hilfe bei der Equipmentauswahl finden sich in diesem Buch zahlreiche leicht umsetzbare Übungsansätze und jede Menge Tipps für das Training an der Zugleine oder im Zugbügel.

Viel Spaß und Erfolg beim Training!

Gabi Dietze, Mai 2016

TREND ZUGHUNDESPORT

(Foto: Dietze)

Der Zughundesport in all seinen Facetten hat in den letzten Jahren immer mehr an Beliebtheit gewonnen! Längst hat es sich unter Hundehaltern herumgesprochen, dass diese Sportart eine sinnvolle und artgerechte Auslastungsmöglichkeit für lauf- und arbeitsfreudige Vierbeiner sein kann – die viel Spaß an beiden Enden der Leinen verspricht.

Hunde lieben Aufgaben!

Die meisten Hunde sind heute reine „Familienbegleithunde“, die keine besonderen Aufgaben zu erfüllen haben – und das ist oftmals sehr langweilig! Wachhunde, die nichts mehr zu bewachen haben, Hütehunde, die keine Herde haben, oder Jagdhunde, die nicht mit auf die Jagd dürfen … Was also tun, bevor sich die Hunde eigene, für den Besitzer nur allzu oft unerwünschte Beschäftigungen suchen?

In zahlreichen Hundeschulen werden neben den klassischen Erziehungskursen viele interessante Hundesportarten angeboten. Aber nicht alle Angebote sind auch für große Hunde geeignet. Gerade schnelle Sportarten wie Flyball, Agility oder Frisbee, bei denen viele Sprünge verlangt werden, sind für große Hunde oft zu gefährlich, da sie meist zu schwer sind und dadurch eine hohe Verletzungsgefahr besteht. Selbst unter den leichteren Hunden gibt es einige Vierbeiner, die bei diesen schnellen Sportarten so gestresst sind, dass statt Auslastung und Freude eher das Gegenteil erreicht wird.

Hier bietet der Zughundesport eine mögliche Alternative. Natürlich ist auch im Zugsport noch kein Meister vom Himmel gefallen, und und so sollte zunächst ein gutes Training unter fachkompetenter Anleitung absolviert werden. Und schon kann es losgehen. Ob zu Fuß beim Cani-Cross oder auf Rädern: Alles, was man braucht, sind gute Laufschuhe oder ein geeignetes Gefährt und ein passendes Zuggeschirr – und schon können Mensch und Hund loslegen. Zugarbeit bedeutet dabei nicht nur körperliche Arbeit, sondern auch viel Kopfarbeit durch die ständige aktive Kommunikation im Mensch-Hunde-Team. Diese gemeinsame sportliche Aktivität schweißt zusammen, weil der Mensch als Hundeführer seinem vierbeinigen Partner eine sinnvolle, artgerechte Aufgabe stellt. Da Hunde von der Anlage her Lauftiere sind, ist bereits das Laufen für viele Hunde selbstbelohnend und macht die Tiere zufrieden.

Dabei ist die Zugarbeit keine neue Sportart. Nicht selten sind große Hunde bis ins letzte Jahrhundert neben ihren eigentlichen Wach-, Hüte- oder Jagdaufgaben dazu gebraucht und gezüchtet worden, Lasten zu ziehen oder Personen zu befördern. Dieses Talent zum Ziehen hat sich bis heute bei den dafür geeigneten Hunden erhalten und eröffnet uns die Chance, diese Anlagen zu fördern und unseren vierbeinigen Begleitern eine artgerechte Aufgabe und Abwechslung zu bieten. Vielen Hunden liegt die Zugarbeit einfach im Blut. Und die Anleinpflicht ist mit einem Hund im Geschirr ganz nebenbei auch noch erfüllt.

Die Erfahrung zeigt, dass Spaziergänger, Kinder, Jogger, Radfahrer, selbst eher ängstliche Menschen, denen man unterwegs begegnet, überwiegend positiv und neugierig auf die Gespanne reagieren. Auch aus diesen Gründen ist der Zughundesport zu einer echten Trendsportart aufgestiegen und findet mehr und mehr Liebhaber. Unter dem Begriff Zughundesport versteht man alle Zughundesportarten, deren Ursprung im Wagenziehen oder im Schlittenhundesport liegen. Auch Cani-Cross, das Laufen mit dem am Bauchgurt angespannten Hund, zählt dazu. Dabei ist es unerheblich, ob ein Hund oder mehrere Hunde ziehen oder in welchem Tempo die Zugarbeit verrichtet wird – allein der Lauf- und Arbeitswille der Hunde ist entscheidend.

Die Begeisterung und das anhaltende Interesse am Zughundesport für ein oder 2 Hunde haben dafür gesorgt, dass viele Hundeschulen den Trend erkannt und sich auf diesem Gebiet weitergebildet haben und ihren Kunden den Einstieg in die Zugarbeit bieten. Einige Trainer haben sich in den letzten Jahren voll und ganz auf den Zughundesport spezialisiert. So ist auch die Anzahl neuer Zughundeschulen stetig angewachsen.

Wer den Sport zusammen mit seinem Hund kennenlernen möchte, findet mit ein bisschen Glück Vereine oder (Zug-)Hundeschulen direkt in der Nähe des eigenen Wohnorts. Üblicherweise werden im Rahmen der Schulungen die verschiedenen Gefährte und die dazugehörigen Geschirre zur Verfügung gestellt und können während des Seminars ausprobiert werden. Die vermittelte Theorie sowie die praktischen Übungen rund um den Zughundesport bieten Interessierten einen guten Einstieg. Nach einem Einsteigerseminar kann man oft schon erkennen, ob im eigenen Hund ein Zugtalent steckt, und sich für eine passende Zugsportvariante entscheiden. In den Seminaren werden wertvolle Tipps zur weiteren Ausbildung und auch zur Beschaffung der Gefährte und Ausrüstung gegeben. Ein Zughundeseminar bietet nebenbei die Gelegenheit, Kontakte zu Gleichgesinnten zu knüpfen und vielleicht bereits weitere Treffen für gemeinsame Trainingseinheiten zu organisieren.

Erlaubnispflicht für Hundetrainer

Seit dem 1. August 2014 benötigt jeder, der Hunde gewerbsmäßig für Dritte ausbilden oder die Ausbildung durch den Hundehalter anleiten will, eine Genehmigung für diese Tätigkeit. Betroffen sind nicht nur Hundetrainer in Hundeschulen, das gilt ebenso für Zughundetrainer in reinen Zughundeschulen. Das Gesetz macht hier keinen Unterschied.

Aufgrund einer Änderung im Tierschutzgesetz muss jeder gewerblich arbeitende Hundetrainer die erforderliche Sachkunde für eine Erlaubnis nach § 11 Abs. 1 Satz 1 Nr. 8 Buchstabe f TierSchG nachweisen. Wissen aus diesen Themengebieten wird abgefragt:

– Biologie des Hundes

– Aufzucht, Haltung, Fütterung und allgemeine Hygiene

– häufige Erkrankungen des Hundes, medizinische Prophylaxe/Versorgung

– einschlägige tierschutzrechtliche und sonstige Bestimmungen

– Ausbildung, Training

– Fähigkeiten im Umgang mit Hund und Halter

Neben dem Führungszeugnis und einem Auszug aus dem Gewerbezentralregister muss jeder Hundetrainer einen Antrag bei der zuständigen Veterinärbehörde einreichen. In der Regel wird nach Sichtung der Antragsunterlagen eine 3-stufige Prüfung der Ausbildertätigkeit stattfinden, bestehend aus einem standardisierten Test zu den oben genannten Themen, einem Fachgespräch und einer praktischen Prüfung.

Für Vereine gibt es Ausnahmen: Nach heutiger Gesetzeslage (Mai 2016) müssen sich Vereinstrainer dieser Sachkundeprüfung nicht unterziehen.

SCHON GEWUSST? HÄUFIGE FRAGEN ZUM ZUGHUNDESPORT

(Foto: Nollen)

Geeignete Hunde für den Zughundesport sind Vertreter oder Mischlinge der mittleren und größeren Hunderassen. Die Zugschüler sollten unbedingt ausgewachsen sein, bevor sie körperliche Zugarbeit leisten.

Wesentliche Voraussetzungen für den Zughundesport

Wichtig – vor allem im Bereich der schnelleren Zugsportvarianten – ist die Gesundheit des Hundes: Gelenk- oder Kreislaufprobleme sollten zuvor, im Zweifelsfall durch einen Tierarzt, ausgeschlossen werden. Das Mindestalter für die Hunde liegt bei 12 Monaten, wobei auch ältere Hunde sich als sehr lern- und begeisterungsfähig erwiesen haben. Bei sorgfältigem und verantwortungsvollem Training können Zughunde durchaus bis ins hohe Alter Freude an dieser aktiven Freizeitbeschäftigung haben.

WELCHE HUNDE/HUNDERASSEN SIND GEEIGNET?

Grundsätzlich ist jeder ausgewachsene Hund, egal ob Rassehund oder Mischling, für die Zugarbeit geeignet. Die Hunde sollten gesund, lauf- und arbeitsfreudig sein.

Natürlich kommen einem dabei zunächst klassische Schlittenhunderassen wie der Husky, der Malamute oder der Samojede in den Sinn. Manch einer mag auch noch an die Schweizer Sennenhunde, insbesondere den Berner Sennenhund denken, doch darüber hinaus gibt es tatsächlich noch viele weitere Hunderassen, die früher ebenfalls in der Zugarbeit eingesetzt wurden.

Anhand der folgenden Fragen können Sie leicht selbst überprüfen, ob vielleicht auch in Ihrem Hund ein Zugtalent schlummert:

– Hat der Hund einen gewissen Vorwärtsdrang und zieht deshalb gern an der Leine?

– Läuft der Hund gern und mit einem gewissen Vorwärtsdrang am Rad?

– Reagiert der Hund auf Zug an der Leine mit verstärktem Gegenzug?

– Gehört der Hund zu den Kraftpaketen, die vor Energie nur so sprühen?

– Verfügt der Hund über einen gewissen Arbeitswillen?

Sind mehr als 2 Fragen mit Ja beantwortet, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Ihr Hund Spaß an der Zugarbeit finden wird.

Dabei können auch Hunde, die es vom Wesen oder von ihrer Erziehung her gewohnt sind, überwiegend neben oder hinter ihren Menschen zu laufen, gute Zughunde werden. Diese Hunde tun sich unter Umständen schwer daran, ein Gefährt frei vorneweg zu ziehen. Vielleicht finden sie ihre Erfüllung z.B. beim Bollerwagenziehen.

GRÖSSE UND GEWICHT

Wie schwer oder wie groß ein Zughund sein sollte, dafür gibt es keine allgemeingültige Faustregel. Viele Faktoren spielen bei dieser Frage eine Rolle: die Auswahl der Zugsportvariante, das Gefährt sowie das Gesamtgewicht, das von einem einzelnen oder mehreren Hunden gezogen werden soll. Auch die Kondition und der Trainingszustand des Hundes sind wesentliche Aspekte, die nicht unterschätzt werden sollten. Für leichte Hunde unter 20 Kilogramm bieten sich die Varianten Bike oder Cani-Cross an, schwereren, kräftigeren Hunden stehen, je nach Temperament, fast alle Zugsportvarianten offen. Die Frage nach der generellen Eignung eines Hundes für den Zughundesport sowie die Entscheidung für das richtige Gefährt sollten zuvor unbedingt mit einem Fachmann diskutiert werden.

Welches Gewicht kann ein Hund ohne Hilfe ziehen?

Als Faustregel gilt, dass ein gesunder Hund ungefähr das 4-Fache seines Körpergewichts als rollendes Gewicht ohne Hilfe ziehen kann. Abweichungen von dieser Regel nach unten oder oben können rassebedingt oder individuell je nach Hund auftreten. So wird ein großer, aber zarter Windhundtyp vermutlich weit weniger Zugkraft aufbringen können als ein kleinerer, aber muskulöser Rottweilertyp.

Die größte Leistung muss beim Anfahren oder auf Steigungen erbracht werden. Rollt der Wagen auf ebener, glatter Strecke, ist die zu leistende Zugarbeit wesentlich geringer.

Außerdem sollte kein Hund ständig ein Gewicht, das sich an seine theoretische Leistungsgrenze annähert, ziehen. Schnell ist der Hund an Steigungen oder auf unebenem, tiefem Boden, auf dem ein Gefährt nicht so leicht rollt, mit dieser Last überfordert und kann auf Dauer so den Spaß an der Zugarbeit verlieren oder sogar körperliche Schäden davontragen. Besser ist es, einem Hund bei der Zugarbeit genügend Reserven zu lassen, umso freudiger wird er beim nächsten Mal wieder bei der Sache sein.

Die Möglichkeiten im Zughundesport sind so verschieden wie die „Mensch-Hunde-Teams“ selbst. (Foto: Dietze)

Geschwindigkeiten: Schritt, Trab oder Galopp?

Nicht jeder angehende Zughund liebt Höchstgeschwindigkeiten. Unter den schweren Hunderassen gibt es die gemäßigten Zughunde, die mit einem rasanten Spurt generell nichts im Sinn haben. Diese Hunde ziehen gern, auch längere Strecken, aber vorzugsweise in einem ruhigen, gemäßigten Tempo. Für diese Hunde eignet sich vorzugsweise die Anspannung im menschlichen Schritttempo vor dem Bollerwagen oder trabenderweise im Zugbügel vor einem Trike oder im Sacco-Dog-Cart.

Schneller vorwärts geht es beim Cani-Cross. Dabei ist es erwünscht, dass die Hunde vorneweg traben oder galoppieren, sie dürfen aber keinesfalls hinterhergezogen werden. Erfahrungsgemäß sind die Hunde zum Trainingsbeginn häufig schneller und ausdauernder als ihre Menschen.

Die Geschwindigkeit und die Gangart vor dem Bike, Dog-Scooter oder Trike hängen vom Laufvermögen des Hundes ab. Auch die Streckenlänge und das Geländeprofil beeinflussen das Laufverhalten. Ob die Hunde bei der Zugarbeit die gesamte Strecke durchgaloppieren oder lieber im Renntrab unterwegs sind, ist zum Teil rasseabhängig. Nicht wenige Hundebesitzer staunen beim Blick auf den Fahrradcomputer, zu welchen Geschwindigkeiten der eigene Hund fähig ist! Im Sprint können ganz normale Familienhunde 25 Stundenkilometer und mehr erreichen. Über eine längere Distanz hingegen ist kaum ein Hund in der Lage, konstant in seiner Höchstgeschwindigkeit zu laufen. Trotzdem können die Durchschnittsgeschwindigkeiten beeindruckend sein.

Doppelgespanne

Oft leben 2 oder mehr Hunde in der Familie. Viele Hunde – da unterscheiden sie sich nicht von uns Zweibeinern – lassen sich durch die Anwesenheit ihres Kollegen bei sportlichen Tätigkeiten motivieren: Geteilter Spaß ist schließlich doppelter Spaß! Doch nicht alle vierbeinigen Freunde können ein harmonisches Laufteam bilden.

WER MIT WEM?

Temperament, Gangart und Geschwindigkeit der Hunde sollten gut zusammenpassen. Aber nicht nur Hunde einer Rasse können ein harmonisches Team bilden. Grundsätzlich ist es sogar möglich, 2 unterschiedlich große Hunde 2-spännig zu fahren. Beide sollten ungefähr die gleiche Geschwindigkeit und die gleiche Gangart bevorzugen. Selbst wenn die Hunde gleich schnell sind, werden ein trabender und ein galoppierender Hund kaum eine harmonische Einheit bilden können. Trab ist vom Bewegungsablauf her ein Zweitakt, Galopp ein Dreitakt. Die Folge ist ein hektisch wirkendes Gespann, bei dem sich beide Hunde, vor allem im Zugbügel, gegenseitig durch den unterschiedlichen Takt behindern. Ob die Hunde im Gespann harmonieren, muss man ausprobieren. Temperament und Laufvermögen spielen eine wesentliche Rolle. Ungünstig ist es, wenn ein deutlich ruhigerer, langsamerer Hund ständig von einem vorwärtsstürmenden Hund mitgeschleift wird. Macht der ruhigere Hund diese Erfahrung häufiger, wird er schnell die Freude an der Zugarbeit verlieren. Ebenso wird sich beim temperamentvollen Hund, der ständig gebremst wird, Frust aufbauen. Durch gezieltes Einzeltraining kann man unter Umständen die Zugleistung und die Geschwindigkeit der Hunde angleichen, in den meisten Fällen empfiehlt es sich jedoch, diese Hunde einzeln zu fahren.

ZIEHEN 2 HUNDE DOPPELT SO VIEL GEWICHT WIE EIN HUND?

Nein! Die Gesamtzugleistung zweier Hunde ist nicht automatisch doppelt so hoch. Das hat mehrere Ursachen.

Gründe dafür sind zum einen physikalischer Art, zum anderen hängen diese mit der Zusammenarbeit oder den speziellen Vorlieben der Hunde zusammen. Beide Hunde müssten zur gleichen Zeit exakt die gleichen Kräfte aufwenden und simultan gleiche Bewegungen ausführen, um die doppelte Zugkraft zu erreichen. Das ist kurzzeitig eventuell machbar, aber auf Dauer beinahe unmöglich. Auch kann es vorkommen, dass ein Hund, der allein sehr gut zieht, 2-spännig gefahren lieber die Arbeit seinem Partner überlässt, sodass die Gesamtzugleistung kaum größer ist als die Zugleistung eines einzelnen Hundes. Sollte das der Fall sein, muss sichergestellt werden, dass der ziehende Hund in der Lage ist, die Zugarbeit auch allein zu bewältigen.

Andere vierbeinige Partner im Doppelgespann entpuppen sich hingegen als wahre „Renn- und Zugmaschinen“, die sich durch ihren Zugpartner zu Höchstleistungen anspornen lassen. Wieder andere Hunde haben eigene Vorlieben, wie z.B. Lieblingsseiten, auf denen sie vorzugsweise laufen und ziehen. Auch das kann sich auf die Zugkraft auswirken. Sogar die Sympathie oder die Rangordnung der Hunde untereinander beeinflusst das Zugverhalten und damit die Zugleistung.

Im gemischten Doppel: Geteilter Spaß ist doppelter Spaß! (Foto: Haltermann)

Rechtliche Anmerkungen

Trotz der wachsenden Beliebtheit ist der Zughundesport bis heute noch immer nicht besonders weit verbreitet. Aus diesem Grund gibt es bisher kaum allgemeingültige Regelungen. Bollerwagen, Dog-Scooter, Trike und Sacco-Dog-Cart zählen im Sinne von § 24 StVO zu den „besonderen Fortbewegungsmitteln“ und sind somit vom regulären Straßenverkehr ausgeschlossen. Auch ausgewiesene reine Radwege sind ausschließlich den Radfahrern (ohne vorgespanntem Hund) vorbehalten.

Klein, aber oho! Beide Border Collies sind mit großem Eifer dabei. (Foto: Magar-Ulrich)

Ebenso dürfen Gehwege bei „geringer Geschwindigkeit“, aber nicht zur Ausübung von Sport genutzt werden.

Bei sportlichen Aktivitäten mit entsprechenden Geschwindigkeiten wird ein Gefährt für den Zughundesport als Sportgerät im Sinne von § 31 StVO geführt. Dieser Paragraf beinhaltet auch das Fahrrad, wenn es als Zuggefährt mit Hunden genutzt wird. Die Nutzung dieser Gefährte ist demnach nur auf speziell zu diesem Zweck gesperrten Veranstaltungsbereichen, auf Privatflächen, wie beispielsweise auf Parkplätzen, oder auf für Sportzwecke freigegebenen Feld- und Waldwegen erlaubt.

In jedem Fall erlaubt ist das Fahren mit Bike, Dog-Scooter, Trike und Sacco-Dog-Cart auf öffentlichen Feld- und Wirtschaftswegen, wenn diese nicht für den öffentlichen Verkehr freigegeben sind.

Keine Probleme hat es bisher auf Wegen in Gebieten gegeben, die gleichermaßen von Radfahrern und Fußgängern mit und ohne Hund benutzt werden.

Abhängig davon, welche Wege benutzt werden, gelten neben der Straßenverkehrsordnung weitere unterschiedliche Verordnungen, die von Bundesland zu Bundesland variieren können. Dies gilt insbesondere für die Benutzung von Waldwegen.