Die zwei Jesusknaben und ihr Heranreifen zum Christus-Träger - Josef F. Justen - E-Book

Die zwei Jesusknaben und ihr Heranreifen zum Christus-Träger E-Book

Josef F. Justen

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Beschreibung

Wenn man heute über Jesus von Nazareth spricht, so sehen die wohl meisten Menschen der Gegenwart in ihm eine Persönlichkeit, die zu Beginn unserer Zeitrechnung in Bethlehem geboren wurde und 33 Jahre später den Kreuzestod erlitten hat. Diese Sichtweise stellt aber - um es freundlich auszudrücken - eine grobe Vereinfachung dar. Im Grunde ist sie sogar völlig falsch. In der Heiligen Schrift verbergen sich etliche Geheimnisse, deren Enthüllung der Menschheit lange vorenthalten werden musste, weil sie diese noch nicht verstehen und ertragen konnte. Eines dieser vielen Geheimnisse bezieht sich auf den Jesus von Nazareth, der im dreißigsten Lebensjahr zum Träger bzw. zur Hülle des Christus wurde. Die Zeit des blinden und naiven Glaubens, der in früheren Zeiten noch hinreichend war, ist seit rund hundert Jahren vorbei. Wir müssen uns heute mit all unseren Seelenkräften bemühen, um ein Verständnis für diesen außergewöhnlichen Menschen gewinnen zu können. Für einige Leser mag es etwas schockierend, vielleicht sogar anstößig sein, im Folgenden zu erfahren, dass in Bethlehem zwei verschiedene Jesusknaben zur Welt kamen. In diesem Buch soll versucht werden darzustellen, wozu es notwendigerweise dieser zwei Jesus-Persönlichkeiten bedurfte, wodurch sie sich unterschieden und was ihre Mission war.

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In Jesus trat der Christus

als Mensch in die Erdenwelt.

Jesu Geburt auf Erden

ist eine Wirkung des Heiligen Geistes,

der um die Sündenkrankheit

an dem Leiblichen der Menschheit

geistig zu heilen, den Sohn der Maria

zur Hülle des Christus bereitete.

Rudolf Steiner1

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Geburt und frühe Kindheit Jesu – 1. Schilderung

Geburt und frühe Kindheit Jesu – 2. Schilderung

Ein Vergleich der beiden Schilderungen

Woher wussten Lukas und Matthäus eigentlich von den Ereignissen, über die sie berichten?

Die Auflösung der scheinbaren Widersprüche in den beiden Kindheitsschilderungen

Exkurs: Die Wesensglieder des Menschen

Der nathanische Jesusknabe

Der salomonische Jesusknabe

Jesus von Nazareth

Die Menschwerdung Christi

Anhang

Quellennachweis

Literaturverzeichnis

Vorwort

Wenn man heute über Jesus von Nazareth spricht, so sehen die wohl meisten Menschen der Gegenwart in ihm eine Persönlichkeit, die zu Beginn unserer Zeitrechnung in Bethlehem geboren wurde und 33 Jahre später den Kreuzestod erlitten hat.

Diese Sichtweise stellt aber – um es freundlich auszudrücken – eine grobe Vereinfachung dar. Im Grunde ist sie sogar völlig falsch.

In der Heiligen Schrift verbergen sich etliche Geheimnisse, deren Enthüllung der Menschheit lange vorenthalten werden musste, weil sie diese noch nicht verstehen und ertragen konnte. Eines dieser vielen Geheimnisse bezieht sich auf den Jesus von Nazareth, der im dreißigsten Lebensjahr zum Träger bzw. zur Hülle des Christus wurde.

Die Zeit des blinden und naiven Glaubens, der in früheren Zeiten noch hinreichend war, ist seit rund hundert Jahren vorbei. Wir müssen uns heute mit all unseren Seelenkräften bemühen, um ein Verständnis für diesen außergewöhnlichen Menschen gewinnen zu können.

Für einige Leser mag es etwas schockierend, vielleicht sogar anstößig sein, im Folgenden zu erfahren, dass in Bethlehem zwei verschiedene Jesusknaben zur Welt kamen. In diesem Buch soll versucht werden darzustellen, wozu es notwendigerweise dieser zwei Jesus-Persönlichkeiten bedurfte, wodurch sie sich unterschieden und was ihre Mission war.

1 Geburt und frühe Kindheit Jesu – 1. Schilderung

In der Stadt Nazareth in Galiläa lebte eine Jungfrau. Ihr Name war Maria. Sie war verlobt mit einem Manne namens Josef, der aus der priesterlichen Linie des Königshauses David stammte. Er war ein Nachkomme von Nathan, einem Sohn Davids.

Als Maria im sechsten Monat schwanger war, wurde der Engel Gabriel von Gott zu ihr gesandt. Der Engel erschien der Maria und sprach: »Sei gegrüßt, du Begnadete. Der Herr ist mit dir.«2 Maria war aufgrund dieser erhabenen Erscheinung ganz außer sich und verstand die Worte des Engels nicht.

Da sprach Gabriel: »Fürchte dich nicht, Maria! Du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären; den sollst du Jesus nennen. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden, und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über Jakobs Haus für alle Zeiten, und seines Reiches wird kein Ende sein.«3

Maria verstand die Prophezeiung immer noch nicht, da sie sich nicht bewusst war, jemals mit einem Mann zusammengewesen zu sein. Folglich konnte sie sich nicht erklären, dass sie schwanger war oder werden könnte.

Der Engel gab ihr zur Antwort: »Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Daher wird auch das Heilige, das da geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.«4

Daraufhin sagte Maria: »Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe nach deinem Wort.«5

Dann verließ der Engel sie wieder.

In jenen Tagen, als Quirinus Statthalter von Syrien war, erging ein Erlass des Kaisers Augustus: Alle Bewohner des Reiches sollten sich registrieren lassen. Es war die erste Volkszählung. Alle machten sich auf in ihre Vaterstadt, um sich eintragen zu lassen.

Auch Josef, der aus der Sippe Davids stammte, befolgte die Anweisung und zog mit seiner schwangeren Frau nach Bethlehem in Judäa, der Stadt Davids, um sich dort registrieren zu lassen.

Als sie dort angekommen waren, kam für Maria die Stunde ihrer Niederkunft und sie gebar einen Sohn, ihren erstgeborenen. Da die Familie keine Herberge fand, wickelte sie das Kind in Windeln und bettete es in eine Krippe.

In der Gegend waren Hirten auf dem Feld, die bei ihrer Herde Nachtwache hielten. Da erschien ihnen plötzlich ein Engel des Herrn. Die Hirten wurden von mächtiger Furcht ergriffen. Der Engel beruhigte sie und sprach: »Fürchtet euch nicht! Ich verkündige euch große Freude, die für alle Menschen bestimmt ist.«6 Weiter sagte der Engel, dass der Heilbringer in der Stadt Davids geboren sei, und dass sie das neugeborene Kind in Windeln gewickelt in einer Krippe liegend finden werden.

Dann war bei dem Engel plötzlich die Menge der himmlischen Heerscharen, die Gott mit den Worten priesen: »Geoffenbaret sei Gott in den Höhen und auf Erden Friede unter den Menschen, die eines guten Willens sind.«7

Als die Engelerscheinungen vorüber waren, beschlossen die Hirten, sich sofort auf den Weg nach Bethlehem zu machen, um Zeugen von diesem Ereignis zu werden.

Als sie dort ankamen, fanden sie Maria und Josef sowie das Kind, das in einer Krippe lag. Sie berichteten von den Worten, die der Engel zu ihnen gesprochen hatte und alle, die es hörten, staunten. Dann kehrten die Hirten wieder heim. Sie priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten.

Als der Knabe acht Tage alt war, musste er nach jüdischem Brauch beschnitten werden. In diesem Zuge wurde ihm der Name Jesus gegeben, wie es der Engel Gabriel der Maria aufgetragen hatte.

Vierzig Tage nach der Geburt Jesu waren die Tage der Reinigung erfüllt. Nach jüdischem Gesetz galt eine Mutter nach der Geburt eines Sohnes vierzig und nach der Geburt einer Tochter achtzig Tage als »unrein«. Nach Ablauf dieser Tage musste sie als »Reinigungsopfer« einem Priester im Tempel ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben übergeben. Da Jesus Marias erstgeborener Sohn war, wurde er nach jüdischer Tradition als Eigentum Gottes angesehen. Somit musste Maria ihn zudem im Tempel symbolisch übergeben bzw. »darbringen«, wo er durch ein Geldopfer ausgelöst werden konnte.

Als Maria und Josef den Jesusknaben gerade in den Tempel hineintrugen, um zu der rituellen Handlung zu schreiten, trat ein alter Mann namens Simeon heran. Dieser fromme und gerechte Mann hatte die Weissagung empfangen, dass er nicht eher sterben werde, bis er den Gesalbten des Herrn erblickt habe.

Als dieser das Kind sah, war er ganz entzückt, nahm es in die Arme und pries Gott mit den Worten: »Nun entlässest du, o Gebieter, deinen Knecht in Frieden, wie du es verheißen. Denn meine Augen haben dein Heil gesehen.«8 Dann segnete er Jesu Eltern, die über das, was er sagte, sehr verwundert waren.

Nachdem die Eltern alles nach dem jüdischen Gesetz vollbracht hatten, kehrten sie nach Nazareth zurück.

2 Geburt und frühe Kindheit Jesu – 2. Schilderung

In der Stadt Bethlehem in Judäa lebte in der Zeit des Königs Herodes ein Mann namens Josef. Er war ein Nachfahre von Salomon aus der königlichen Linie des Hauses David. Josef war verlobt mit einer Frau, die den Namen Maria trug.

Noch ehe die beiden zusammenzogen, wurde Maria unter dem Walten des Heiligen Geistes schwanger. Josef, der ein gerechter Mann war, wollte Marias Geheimnis nicht dem Gerede der Menschen preisgeben. So beschloss er, sie in Stille zu verlassen.

Da erschien ihm im Traum ein Engel des Herrn und sprach: »Josef, Sohn Davids, scheue dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist unter dem Walten heiligen Geistes empfangen. Sie wird einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben; denn er ist es, der sein Volk von den Sünden heilen wird.«9

Nachdem Josef aus dem Traum erwachte, befolgte er das Geheiß des Engels. Er nahm seine Frau zu sich in sein Haus. Als Maria dann einen Sohn gebar, gab er ihm den Namen Jesus.

Nachdem Jesus geboren war, kamen Priesterweise bzw. Sternenkundige aus dem Morgenland nach Jerusalem. Sie suchten nach dem, der als König der Juden geboren war, um ihm zu huldigen. Sie hatten seinen Stern aufgehen sehen, der sie bis hierher geführt hatte.

Als Herodes davon Kunde erhielt, erschrak er. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten zusammenkommen, um von ihnen einen Hinweis darauf zu bekommen, wo der Messias geboren wurde. Sie sagten ihm, dass der Messias gemäß dem Wort des Propheten in Bethlehem in Judäa zur Welt kommen werde.

Dann berief Herodes heimlich die Priesterweisen herbei und ließ sich von ihnen genau die Zeit angeben, wann der Stern erschienen war. Anschließend sandte er sie nach Bethlehem und sagte: »Geht und forscht gründlich nach dem Kinde. Sobald ihr es gefunden habt, erstattet mir Bericht, damit auch ich hingehe und ihm huldige.«10

Daraufhin machten sich die Weisen auf den Weg. Der Stern, den sie im Aufgehen gesehen hatten, zog vor ihnen her, bis er an dem Orte stehenblieb, wo das Kind war.

Es ergriff sie übermächtige Freude. Sie traten in das Haus ein und sahen das Kind mit seiner Mutter. Sie fielen vor ihm nieder und huldigten ihm. Dann öffneten sie ihre Schatzkästen und schenkten dem Kind ihre Gaben: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Im Traum empfingen die Weisen die Aufforderung, nicht zu Herodes zurückzukehren. So zogen sie auf einem anderen Weg zurück in ihr Land.

Als sie weggezogen waren, erschien Josef im Traum wieder der Engel des Herrn und forderte ihn auf: »Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und fliehe nach Ägypten und bleibe dort, bis ich wieder zu dir spreche; denn Herodes wird nach dem Kinde suchen lassen, um es umzubringen.«11

Josef stand auf und nahm noch in der gleichen Nacht das Kind und seine Mutter und machte sich mit ihnen auf den Weg nach Ägypten.

Als Herodes gewahr wurde, dass die Priesterweisen ihn getäuscht hatten, geriet er in großen Zorn. Er sandte seine Leute aus und befahl ihnen, alle Knaben im Alter von bis zu zwei Jahren in Bethlehem und der ganzen Umgebung zu töten. Dadurch – so glaubte er – würde auch der neugeborene König der Juden, der ihm seinen Thron streitig machen könnte, getötet werden.

Nachdem Herodes gestorben war, erschien Josef in Ägypten erneut der Engel des Herrn im Traum und sprach: »Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und ziehe in das Land Israel; denn gestorben sind die, welche dem Kind nach dem Leben trachteten.«12

Da stand Josef auf, nahm das Kind und seine Mutter und kehrte in das Land Israel zurück.

Doch als er hörte, dass mittlerweile Archelaos, ein Sohn des verstorbenen Herodes, König über Judäa war, hatte er Bedenken, wieder in seinen Heimatort zurückzukehren. Ein weiteres Mal empfing er im Traum eine Weisung und zog so in das Gebiet von Galiläa und ließ sich in einer Stadt namens Nazareth nieder.

3 Ein Vergleich der beiden Schilderungen

Einem Leser, der in einem christlichen Umfeld aufgewachsen ist, dürften die Erzählungen, die hier wiedergegeben wurden, gewiss nicht neu sein. Er wird das, was das Neue Testament über die Geburt und die frühe Kindheit Jesu schildert, schon im Religionsunterricht, in der Kirche oder auch im Familienkreis häufig gehört haben.