Dinotherium bavaricum vs. Predator - Lukas Wolfgang Börner - E-Book

Dinotherium bavaricum vs. Predator E-Book

Lukas Wolfgang Börner

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Beschreibung

Eine Stadt im Ausnahmezustand: Wölfe strömen unkontrolliert in unsere Wälder - aber der Bioförster sagt, wir schaffen das. Haustiere werden aufgespießt, Horrorclowns und Werwölfe treiben nachts ihr Unwesen - Ehebruch, Mord und Bluttaten stehen an der Tagesordnung. Und das Schlimmste: Dacia, die ich liebe, Maria, die ich begehre, und Sophie, mit der ich zusammen bin, tummeln sich auf ein und derselben Hausparty! Und doch ist die Welt noch nicht verloren: Denn es gibt jemanden, der dem Ganzen … Moment, Cleo ist grad reingekommen. Hm … er meint, ich hätte jetzt genug Belanglosigkeiten von mir gegeben. Sinnvoller wäre es, an dieser Stelle sein neustes Gedicht zu platzieren. Na gut, wenn's weiter nix ist. Es fragt die holde Ambar, warum das Petting lahm war und ich nicht anschmiegsam war. Ich sag: "Dein rotes Schamhaar war vorher ja nicht ahnbar." In diesem Sinne: Viel Spaß beim Mitleiden! Euer Hugo

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© 2021 Lukas Wolfgang Börner

2. Auflage

Autor: Lukas Wolfgang Börner

Umschlaggestaltung: Sabrina Börner

[email protected]

www.boerner-literatur.de

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40–44, 22359 Hamburg

ISBN: 978-3-347-38179-7 (Hardcover)

978-3-347-38180-3 (e-Book)

Lukas Wolfgang Börner

Dinotherium bavaricum vs. Predator

Das Detektiv-Casting

„Bist du jetzt endlich fertig?“

„Hm.“

„Was hm?“

„Hm, hm.“

„Hallo! Rindenmulch an Hugo!“

„Wie?“

„Du liest jetzt seit neuneinhalb Minuten die letzte Buchseite. Hast du die Buchstaben schon auswendig gelernt?“

„Nein … nein …“

„Huuugo?“

„Hm?“

„Ist dir klar, dass draußen eine Schlange von Bewerbern steht? Dass heute der Tag ist, an dem die Weichen für unsere Karriere gestellt werden?“

„Ja doch.“

„Dann erklär mir bitte, was du da so lange rumliest!“

Ich klappte das Buch geräuschvoll zu. Ein nicht unerfolgreicher Jugendkrimi war es. Mit verschleiertem Blick musterte ich meinen Freund. „War die letzte Seite chinesisch?“, fragte Cleo.

„Nein“, murmelte ich.

„Eine unvermutete Wendung?“, hakte Cleo nach.

„Nein“, gab ich zurück. „Es war … es war einfach total beschissen.“

„Ach ja?“

Ich schüttelte den Kopf: „Ich kann es echt nicht begreifen, warum der noch ‘nen zweiten Teil geschrieben hat. Warum konnte er die Charaktere nicht einfach in Frieden ruhen lassen? Die erste Geschichte war so genial, so einfallsreich, so lustig – ich hab sie bestimmt viermal gelesen.“

Cleo grinste: „Das wundert mich nicht. Dass der eine Fortsetzung geschrieben hat, meine ich. Ich habe festgestellt, dass Schriftsteller einen Geltungsdrang haben wie kein anderer Mensch. Das kannst du übrigens alles in meinem Blog von letzter Woche nachlesen.“

Ich: „Aber er hat hier nicht nur eine entsetzliche Geschichte abgeliefert, er hat mir auch nachhaltig die Charaktere besudelt. Ich habe jetzt überhaupt keine Lust mehr, den ersten Teil wieder zu lesen. Die sind alle drei einfach solche Pfosten!“

Cleo: „Drei? Waren das nicht nur zwei Typen?“

Ich: „Sie haben eine weitere Freundschaft geschlossen und hängen ab jetzt zu dritt rum.“

Cleo: „Das ist immer ein schlechtes Zeichen. Wurscht jetzt, vergiss unsere Bewerber nicht! Ein Detektivbüro mit zwei Detektiven ist ja doch ein wenig mager.“

Lieber Leser, es freut mich, dass du hier bist und meine Gedanken liest, die ich gerade Revue passieren lasse. Das ist viel einfacher und mir persönlich auch viel lieber, als wenn ich erst davor ein Buch schreiben müsste. Das kann ich nämlich nicht.

Also ich könnte es schon, aber das würdest du nicht lesen wollen, denn der Text würde nur so vor Schreib- und Kommafehlern strotzen. Aber vermutlich würde dir das gar nix ausmachen, denn keinen Menschen, der ein bissel bei Verstand ist, stören Schreib- und Kommafehler. Und du bist ja ganz sicher bei Verstand. Du bist total verständig und ziemlich cool, das weiß ich gewiss. Sonst würde ich dich nämlich niemals in meinen Gedanken herumschnuppern lassen.

Vielleicht hätte ich Cleo bitten sollen, diesen Abenteuerkrimi wahrheitsgetreu niederzuschreiben – dann könnten wir mit dem Buch ein Heidengeld verdienen.

Aber die Tatsache, dass er auf verschiedene „überflüssige“ Buchstaben im Alphabet verzichtet und seit Neuestem nur noch Kleinbuchstaben verwendet – er findet, dass nicht nur alle Menschen auf der Welt gleichbehandelt werden sollten, sondern auch alle Buchstaben …

… ach, es ist echt wurscht. Reden wir nicht mehr davon, sonst kriege ich noch Arthrose im Gehirn.

Was würde das Heidengeld überhaupt nützen, frage ich dich? Ist uns denn nicht allen klar, wie das am Ende abläuft?

Stell dir mal vor, ich und Cleo wären stinkreich, hätten für unser Leben ausgesorgt und aller Ruhm der Welt würde uns auf unseren Tourneen entgegenwehen.

Dann wäre das Leben ein Kinderspiel: Will ich Freunde haben, kaufe ich sie. Will ich Freundinnen haben, kaufe ich sie. Will ich einen Nachweis vom Doktor haben, dass ich krank bin und nicht in die Schule gehen kann, kaufe ich ihn. Den Nachweis oder den Doktor. Mir ist das gleich. Dann habe ich eine Chauffeuse für meinen Sportwagen, eine Masseuse für meinen Sportkörper und eine Fritteuse für meine Haare.

Ach, das wäre der Hammer! Aber leider gibt es auf der Welt jene summenden Kreaturen, die nur dafür geschaffen wurden, uns Tropfen für Tropfen die Lebensfreude aus dem Leib zu melken – Eltern.

Und wenn man auch wirklich einmal etwas geleistet hätte und wenn man auch wirklich zu Geld und Ruhm gekommen wäre – halt, halt, halt und nicht so schnell und komm mal runter, wird gesagt. Und dann wird dein sauer verdientes Geld genommen und auf ein Konto überwiesen, auf das du frühestens mit achtzehn Jahren zugreifen kannst. Und kommen wirklich einmal Anfragen von Zeitungen oder Fernsehsendern, dann schreiben die Eltern gebieterische Absagen zurück: „Es sind noch Kinder – wir bitten Sie, sie künftig nicht mehr zu belästigen.“

„Ein Konto, auf das man erst in sechs Jahren zugreifen kann, ist so sinnvoll wie ein Kühlschrank in der Antarktis. In sechs Jahren werden alle Konten von Hackern online ausgeraubt worden sein“, meint Cleo immer, wenn wir darauf zu sprechen kommen. „Gott sei Dank hab ich einen Plan, wie ich in nur wenigen Jahren zum großen Geld kommen werde.“

„Wie denn?“

„Ich werde eine alternative Energiequelle erschließen und das Patent teuer verkaufen.“

„Was für eine Energiequelle?“

„Stell dir mal gigantische Hamsterräder vor, die von Joggern angetrieben werden. Das wäre Hundertprozent Ökostrom und Jogger gibt es ja eh wie Sand am Meer.“

„Meinst du, dass die sich wirklich bereit erklären, in einem Hamsterrad zu joggen?“

„Das wird man für einen gesunden Planeten wohl erwarten dürfen. Zur Not muss die Polizei halt für Recht und Ordnung sorgen und den gewissenlosen Straßenjoggern die Beine brechen.“

Klingt gut. Aber lass mich jetzt die Geschichte beginnen:

Es war einmal an einem Samstagvormittag zur Sommerzeit – natürlich, wann sonst? Jugendgeschichten spielen fast ausschließlich zur Sommerzeit, weil da die Sommerferien sind und man in der Schule ja keine Abenteuer erleben kann. Da kann man höchstens den superduperspannenden Abenteuern von Herrn Perikles lauschen oder von König Echnaton und seiner Frau … ähm … seiner Frau … ich komme jetzt nicht auf den Namen. Klingt so ähnlich wie „Noch Früchtetee!“.

Kotz!

Das werde ich ab jetzt so machen, das spart Zeit. Wenn mich etwas anwidert oder sonstige Gefühle in mir weckt, drücke ich das mit einem schlichten Kotz! aus. Oder mit Würg! vielleicht. Oder mit Kotzwürg!

Es war also an einem Samstagvormittag zur Sommerzeit, aber es war erst Anfang Juli und noch Schulzeit. Kotz! In zwei Wochen würde es Zeugnisse geben. Kotzkotz! Und mein Zeugnis würde fast ausschließlich Vierer enthalten. Kotzwürgwürg! Und meine Eltern würden sehr sauer darüber sein. Kotzko… ach, jetzt mag ich nimmer. Das ist echt zu albern. Vor Cleos Haustür stand eine kleine Schlange von Bewerbern. Wir hatten vor wenigen Tagen in unserer Klasse verkündet, dass wir ein Detektivbüro eröffnen wollen, dafür aber einen dritten Detektiv bräuchten. Jeder, der über besondere kriminalistische Fähigkeiten verfügte, dürfte am Samstag bei uns vorsprechen und sich bewerben. Er müsse sich aber der Gefahren bewusst sein.

Schließlich würden wir nicht kleine, unbedeutende Kinderdetektivfälle aufklären, wo etwa die Cookies hinverschwunden sein könnten oder warum Dieben nachgestellt wird, während Laubsaugbläser ungestraft ihr Unwesen treiben dürfen. Nein! wir würden es mit echten Verbrechern zu tun haben: Räubern, Mördern und Werwölfen!

Jetzt habe ich vielleicht schon zu viel verraten – versuch, das letzte Wort vorsichtshalber wieder zu vergessen, lieber Leser. Das war an der Stelle nicht wirklich intelligent platziert.

Auf jeden Fall würde es heiß hergehen in diesen Sommerferien, das sollten die Mitschüler schon genau wissen und sich in Acht nehmen. Wir konnten schließlich nur die Besten der Besten in unserem Team gebrauchen.

„Es sind zwölf Bewerber“, meinte Cleo, der von seinem Zimmerfenster aus hinunterschaute. „Manche kenne ich gar nicht.“

„Na, umso besser“, erwiderte ich. „Dann hat sich das Casting offenbar gut rumgesprochen. Wollen wir sie reinlassen?“

„Es sind noch zwei Minuten“, sagte Cleo mit einem Blick auf sein Handy. „Hä? Wir sind doch schon dreizehn Minuten drüber“, sagte ich.

„Schon, aber wir müssen auch ihre Geduld prüfen“, erklärte mein Freund. „Stell dir mal vor, man hockt bei einem Mörder im Kühlschrank und muss warten, bis der sich ins Bett legt und einschläft, hat aber keine Geduld dazu.“

„Ich habe eigentlich nicht vor, bei einem Mörder im Kühlschrank zu hocken.“ Ich fragte mich insgeheim, ob ich nicht doch lieber das Geheimnis der verschwundenen Cookies lösen wollte.

„Vielleicht muss man sich auch unter der Leiche verkriechen und dort mehrere Stunden ausharren“, fügte Cleo nachdenklich hinzu. Dann klatschte er vergnügt in die Hände. „Na gut, dann lassen wir sie halt rein.“

Der erste Bewerber war der Korbi, ein relativ sympathischer, sonst eher stiller Klassenkamerad. Hier aber war er gar nicht still, sondern redete wie ein Wasserfall: Er habe schon früher einwandfrei Rätsel geknackt und verstehe sich auch auf die Um-die-Ecke-denk-Rätsel in der Zeitung und Vier-mal-vier-Sudokus und überhaupt habe er das neuste Smartphone, mit dem er innerhalb von zweieinhalb Sekunden das halbe Internet durchforsten könnte.

Cleo drehte sich auf seinem Schreibtischstuhl nachdenklich im Kreis, seine Hände mit ausgestreckten Zeigefingern gefaltet, dass es aussah, als würde er sich mit einer Hände-Pumpgun in die Nase schießen wollen. „Wir werden in Situationen kommen, wo uns die Technik nicht weiterhilft“, knirschte er unbeeindruckt.

Korbi wartete beklommen ab.

„Kannst du schwimmen?“, fragte Cleo.

„Ja“, sagte Korbi.

„Tauchen auch?“, fragte Cleo.

„Ja“, sagte Korbi.

„Wie lange?“, fragte Cleo.

„Ähm, ich … “, stotterte Korbi.

„Was?“, fragte Cleo.

„… vielleicht so dreißig Sekunden …“, stotterte Korbi.

„Zu kurz!“, donnerte Cleo. „Der Nächste!“

Korbi suchte bestürzt das Weite.

Es folgte ein weiterer Klassenkamerad, der David. Er hatte offenbar an der Tür gelauscht, denn er beteuerte gleich, dass er eine volle Minute die Luft anhalten und super schwimmen könne.

„Wir wollen nicht den Chiemsee überqueren, sondern ein Detektivbüro gründen!“, rief mein Freund und wollte ihn schon die Treppen hinunter und zur Haustür hinausjagen – aber ich hielt ihn zurück.

„Was kannst du denn sonst so?“, fragte ich gutherzig.

Etwas eingeschüchtert erwiderte er: „Ich bin sehr sportlich, kann schnell laufen und … bin mutig.“

„AAAAAAH!“, brüllte Cleo und sprang von seinem Stuhl auf. David zuckte erschrocken zusammen. „Erstaunlich mutig!“, kommentierte Cleo. „Der Nächste!“

Ich warf meinem Freund einen wütenden Blick zu und wollte ihn gerade zurechtweisen und sagen, dass beide Mitschüler doch keinen schlechten Eindruck gemacht hätten und man überdies mit seinen Bewerbern anders umgehen müsse. Bevor ich aber den Mund öffnen konnte, trat Sophie herein – ein endpenetrantes Mädchen, das in mich verliebt ist.

„Keine Mädchen!“, rief ich. „Wir gründen ein Detektivbüro und keinen Waschsalon!“

Sophie machte auf dem Absatz kehrt und suchte das Weite, nicht ohne zwei anderen Mädchen, die im Hausgang standen, auszurichten, dass wir widerliche Frauenfeinde und Machos wären.

Verleumdungen dieser Art musst du aber nicht erst nehmen, lieber Leser – ich bin kein Macho, das ist alles erstunken und erlogen. Mädchengeschwätz sollte man generell nicht ernst nehmen.

Leider bemerkte ich erst zu spät, dass auch die wunderbare, dickbusige Maria in der Schlange gestanden war. Ich wollte ihr – der Schönsten unserer Mitschülerinnen – noch entschuldigend zulächeln, da war sie aber schon mit den anderen davongetrampelt.

Der nächste Interessent an unserem Casting war Irg.

„Wie heißt du?“, fragte ich. Meine Aufgabe war es, Protokoll zu führen. „Irg“, wiederholte der Kerl wie eine Maschine. Er war nur wenig größer als ich, aber ungefähr doppelt so breit und auf ungute Weise kastenförmig. Seine Haare waren höchstens einen Millimeter lang und seine Stirn war kurz wie bei einem Neandertaler. Wir hatten Irg noch nie gesehen.

„Woher weißt du von diesem Casting?“, fragte Cleo.

„Voem Junggen“, sagte Irg.

„Von wem?“, fragte Cleo.

„Voem Junggen“, sagte Irg.

„Aha …“, meinte Cleo. Beim Anblick Irgs wagte er es nicht, sich mit dem Stuhl herumzudrehen. „Was kannst du denn?“

„Vaprügeln“, sagte Irg.

„Verprügeln?“, fragte Cleo.

„Vaprügeln“, wiederholte Irg und knackte mit den melonengroßen Fäusten. „Und sonst so?“, fragte Cleo.

„Vaprügeln“, sagte Irg.

„Na … gut. Dann lass uns doch mal deine Nummer da“, antwortete Cleo mit seltsam grauem Gesicht. „Wir werden uns schnellstmöglich bei dir melden.“

Als Irg das Zimmer verlassen hatte – nicht ohne im Vorbeigehen mit der Faust gegen die Wand zu schlagen –, mussten wir eine kurze Kaffeepause einlegen.

Es folgten noch ein paar Kandidaten, die zwar keine schlechten Detektive abgegeben hätten, aber Cleo nicht im Geringsten zusagten. Ich buche es meinerseits als Erfolg ein, dass ich ihn wenigstens daran hinderte, sie niederzuschreien. Ohne mein Zutun wären wir am folgenden Montag wohl die verhasstesten Buben der Schule gewesen.

Der letzte Bewerber war jemand aus der Parallelklasse, den wir nur vom Sehen her kannten. Er hieß Jean-Claude, kaute Kaugummi, hatte glattgekämmtes Haar und zwei unterschiedlich lange Arme. Überdies führte er einen schwebenden gelben Luftballon an einer Schnur mit sich. Ich und Cleo tauschten einen enttäuschten Blick, weil wir die Chancen auf einen angemessenen dritten Detektiv endgültig verbaut sahen.

„Ich grüße euch“, nuschelte Jean-Claude.

„Und ich stelle mich mit meinem Namen vor“, erwiderte Cleo zynisch. Redensarten wie Ich grüße dich oder Ich bedanke mich oder Ich entschuldige mich hasst Cleo wie die Pest. „Wenn man so etwas sagt, tut man ja eben gerade nicht das, was man vorgibt zu tun!“, schimpft er zuweilen.

„Was kannst du?“, fuhr er fort, nachdem ich dem Bewerber gequält zugelächelt hatte.

„Das hier“, erwiderte Jean-Claude, löste vorsichtig den Knoten vom Luftballon und atmete das Helium ein. Wir dachten, dass er gleich wie ein Schlumpf sprechen würde. Aber Jean-Claude sprach nicht, sondern erschuf pustend eine Kaugummiblase, die sofort zur Zimmerdecke aufstieg und zerplatzte.

„Das … das …“, stammelte Cleo, während Jean-Claude fröhlich eine Kaugummiblase nach der anderen aufsteigen ließ. Die Decke sah bereits wie ein Bahnhofsfußweg aus, nur halt andersrum. „Das ist ja grandios! Das ist phänomenal! Ich glaube, wir haben unseren Dritten, Hugo!“ „Phänomenal?!“, wiederholte ich, während Cleo und Jean-Claude sich herzlich die Hände schüttelten. „Und wie soll uns das bei der Verbrechensbekämpfung helfen?“

Niemand beachtete mich.

„Hey! Cleo!“, rief ich zuletzt und packte meinen spinnerten Freund an der Schulter. „Ich will das nicht! Nichts gegen dich, Jean-Claude, aber da waren heute deutlich bessere Kandidaten dabei!“

„Ach ja?“, erwiderte Cleo, plötzlich kalt wie Eis. „Und was kannst du eigentlich, was uns bei der Verbrechensbekämpfung helfen könnte?“

„Ich … ich …“, erwiderte ich stotternd, denn ich war von der Frage ganz und gar überrumpelt. „Das ist doch … das ist doch wohl egal. Ich bin ja der Mitbegründer unserer Detektei!“

„Das Detektivbüro war meine Idee“, erklärte Cleo. „Damit bin ich der erste Detektiv und der, der die Entscheidungen fällt. Und ich habe meine Entscheidung gefällt. Jean-Claude hier wird der zweite Detektiv und Irg der dritte!“

Vor meinen Augen verschwamm alles, mein Herz tat einen schmerzhaften Hüpfer. „Jean-Claude der zweite Detektiv?“, lallte ich. „Und Irg der dritte?“

Dann aber schrie ich aus Leibeskräften: „ICH BIN VON ANFANG AN DABEI!! DU KANNST DAS DOCH NICHT OHNE MICH MACHEN!! UND NOCH DAZU MIT DIESEN ZWEI PFEIFEN, DU PAVIANGESICHTIGER HIRNZWERG!!!“

„Irg!“, schrie Cleo aus dem offenen Fenster und ich bemerkte mit Schrecken, dass der Neandertaler noch in der Nähe war. „Erster Auftrag: Schaff mir den Typen hier vom Hals!“

„Vaprügeln!“, donnerte Irg, doch bevor ihn Cleo einlassen konnte, hatte ich mich bereits über die Terrassentür in Sicherheit gebracht.

Gott, wie ich Cleo verabscheue!

*

Maria, gebenedeit seien die Früchte deines Leibes

Ich möchte diesen Cliffhanger nutzen, um dir kurz eine Übersicht über mich und mein Leben zu geben, hochgeschätzter Leser. Am wichtigsten für solche Zwecke ist der Name. Und mein Name ist Hugo Ramsauer. So heiße ich schon, so weit ich mich zurückerinnern kann. Ich besuche momentan – also nicht wirklich momentan, denn die Geschichte, die ich dir gerade erzähle, findet eigentlich in der Vergangenheit statt – momentan stehe ich nämlich im Badezimmer und warte sehnsüchtig auf die Ermattung meiner Morgenlatte, denn ich muss echt dringend bieseln, aber ich möchte, dass es für dich so wirkt, als ob wir uns in der Gegenwart befänden. Also nochmal: Ich besuche momentan die sechste Klasse des Ganghofer-Gymnasiums, das nach Ludwig Ganghofer benannt wurde – einem talentfreien Heimatkünstler, den niemand kennt und dem die Welt nichts und rein gar nichts zu verdanken hat.

Besuchen ist vielleicht nicht das richtige Wort, denn das würde ja voraussetzen, dass man freiwillig in die Schule ginge. Und das tut man natürlich nicht. Das wäre genauso, wie wenn ein Knasti sagen würde, er besuche das Gefängnis Stadelheim, zweite Etage, siebenunddreißigste Zelle, immer den Kakerlaken nach. Nein, nein, nein, ein Besuch ist und bleibt freiwillig.

Andererseits muss man ja auch seine Verwandten hin und wieder besuchen und das ist doch in den wenigsten Fällen freiwillig. Vor allem, wenn die Verwandten in einem fremdsprachigen Dritte-Welt-Land nahe der russischen Grenze wohnen. In Sachsen nämlich.

Aber genug zu mir und meinem Leben. Du kennst meinen Namen und meine Schulbildung, alles andere ist nicht von Bedeutung. Ob ich nun blond bin oder brünett, ob Rapper oder Metaller, ob schwarz oder weiß oder eigenartig curryfarben, ob trendig oder schimmelig, ob Mann oder Frau – das sind doch alles Oberflächlichkeiten. Bastle dir einfach den Hugo zurecht, den du am liebsten haben willst.

Nur bitte keinen Hugo mit rosa Dreadlocks, gescheckter Orangenhaut und behaarten Brüsten im Jutesack. Das würde dann doch ein falsches Licht auf mich werfen.

Apropos Brüste. Jetzt möchte ich dir von Maria erzählen.

Am Samstag – also dem Samstag, an dem sich Cleo einmal mehr danebenbenommen und mir Irg auf den Leib gehetzt hat – bin ich noch einige Zeit wütend und fassungslos in der Stadt herumgetigert. Ich hatte eigentlich nix zu tun und auch nur wenig Geld bei mir, aber ich ging trotzdem in jedes Geschäft und starrte die Kaufartikel an, die ich mir nicht leisten konnte. Und auch nicht mehr hätte kaufen können, selbst wenn ich genügend Geld bei mir gehabt hätte.

Ich spreche von Spielzeug. Die sechste Klasse, vor allem, wenn sie fast vorbei ist, ist eine Lebensphase, die man nicht mehr mit Spielsachen verbringen darf. Selbst wenn man das eigentlich noch möchte. So wie ich insgeheim.

Ich gehe durch die Regale, starre versonnen Lego- und Playmobilkartons an, während mein Blick immer wieder verstohlen nach eventuellen Beobachtern schielt, die „Haha, seht nur! Der Jugendliche da spielt noch mit Playmo-Tierchen!“ rufen könnten.

Und dann gibt es Läden, wo es Filme oder Zeitschriften gibt, die – wie sage ich es am besten? – explizit erotische Darstellungen bieten. Wenn ich mich durch solche Regale schleiche, muss ich nicht weniger auf der Hut sein als beim Spielzeug. Das ist für einen Sechstklässler ebenso verboten. Im Grunde ist mein ganzes Leben eine einzige Verfolgungsjagd geworden. Immer muss ich fürchten, entdeckt zu werden, immer fürchten, ausgelacht oder angemotzt zu werden. Immer stehe ich nur einen Fingerbreit von einem Fettnäpfchen entfernt.

Und gehe ich mal in einen Süßigkeitenladen, der einzige Laden, in dem man unbehelligt aufatmen kann, die einzige Ticke in diesem schrecklichen Versteckspiel, kommen irgendwelche arschgeborenen Mitschüler herein und meinen gehässig, dass es ja logisch wäre, dass man mich in einem Süßigkeitenladen antreffen würde, quasi an der Quelle – dabei bin ich gar nicht dick … ein bissel kräftig vielleicht. Ach was: Ein gestandnes Mannsbild bin ich, verdammt nochmal!

Ja, so trist ist das Leben eines Teenagers. An keinem Ort darf er sich aufhalten, überall lauert Gefahr, immer muss er auf der Hut sein. Einmal wöchentlich werde ich von Kaufhausdetektiven geschnappt, weil die immer denken, dass ich was gezwickt hätte. Aber das habe ich nicht. Einer sagte einmal, ich würde so auffällig unauffällig durch den Laden huschen, dass er seinen Hintern darauf verwettet hätte, ich wäre ein Dieb. Unterdessen kenne ich alle Kaufhausdetektive der Stadt. Vielleicht sollte ich wirklich mal was stehlen, jetzt wo ich weiß, auf welche Personen ich achten muss. Dann stehle ich einen motorisierten T-Rex und einen Erotikfilm. Und gleich noch ein paar gebrannte Erdnüsse dazu, zefix!

Apropos Erotik. Jetzt möchte ich dir von Maria erzählen.

Ich war also am Samstag unterwegs und stand gerade vor den Zeitschriften. Ich hatte mir in einem unbeobachteten Moment ein Herrenmagazin gegriffen und eine Micky-Maus-Zeitschrift darüber ausgebreitet, um ab und zu einen heimlichen Blick auf nackte Frauenhaut werfen zu können, während ich die witzigen Zwistigkeiten von Donald Duck und Zacharias Zorngiebel las. In dieser misstrauischen Seligkeit stand ich lange, während ich mich in Gedanken vom Detektivdasein verabschiedete. Ich stellte mir vor, dass man zuletzt sicherlich als unterbezahlter Kaufhausdetektiv enden würde, dessen ganze Bestimmung es ist, spielzeug- und busengeile Teenys zu filzen. Was für ein bejammernswertes Dasein!

Plötzlich stand Maria neben mir.

Ich blickte auf, sah sie, blickte wieder auf die beiden Zeitschriften, begriff endlich, was ich da gesehen hatte, blickte wieder auf, sah sie und wurde beinahe ohnmächtig.

Noch hatte sie mich nicht erkannt, gerade noch ließ sie den Blick zu mir herüberschweifen, es war noch exakt eine Sekunde, bevor sie mich erkennen würde. Noch exakt eine Sekunde, bevor sie mich und die beiden Zeitschriften in meinen schweißnassen Händen erkennen würde. In der einen Hand eine Heftseite mit einem aufreizenden weiblichen Geschöpf, das gerade oben ohne durch die Wüste Gobi spazierte unter der Headline Heiße Begegnungen, in der anderen Hand die aufgeschlagene Pupskissen-Seite der Micky Maus. Wie schnell kann der Mensch reagieren? Wie schnell kann er seinen Kopf aus der Schlinge ziehen, frage ich dich.

Sehr schnell, lieber Leser. Sehr schnell, wenn er so schlau und gewieft ist wie Hugo Ramsauer.

Ich ließ blitzartig meine Hände von den Zeitschriften, packte ein Magazin von oben und schlug es über den anderen auf. Gerade noch rechtzeitig.

„Oh, Hugo“, sagte Maria. Sie war nicht freundlich, nur überrascht. Unwillkürlich stieg mir der Duft ihres schwarzen Lockenhaars in die Nase. Es war ein Gemisch aus Rosenshampoo und Liebreiz. Ich roch nur nach Schweiß und Angst. „Ist das Casting schon gelaufen?“

„Das Casting?“, keuchte ich. Sie war immer noch wegen der Macho-Geschichte beleidigt. Das hätte selbst ein Blinder herausgehört. „Ach so, jaja, aber das wird nichts.“

„Wieso nicht?“

„Keine geeigneten Kandidaten.“

Ich musste mich zwingen, nicht nervös zu wirken und ihr fest in die Augen zu sehen. Augen, die nicht groß waren, aber doch herzerwärmend schön, vor allem, wenn sie lachte. Dann bildeten sich kleine, nach oben gewölbte Mondsicheln oder … womit könnte ich ihre lachenden Augen wohl poesiemäßig vergleichen? Mit Vanillekipferln?

Bitte, lach doch einmal, nur einmal, dachte ich und überlegte kurz, ob ich sie mit dem Pupskissen bespaßen könnte.

„Tja“, erwiderte Maria voller Genugtuung, „wenn ihr halt keine Mädchen haben wollt, dann wundert’s mich nicht.“

Ich wischte mir die Hände an meiner Hose ab, sie waren nass wie vollgesaugte Badeschwämme. Aber mein Geist, der nur von dem einen Wunsch, ihre lachenden Vanillekipferlaugen zu sehen, beherrscht wurde, war hellwach. „Der Cleo wollte keine Mädchen haben, ich hätte gerne eine weibliche Hand dabei gehabt.“

Das war eine Meisterleistung, Hugo. Jawohl, eine Meisterleistung. Sicherlich kann man stolzgeschwellter Brust zu seinen Fehlern stehen, aber man kann auch einfach klug sein und die Schuld auf jemand anderen abwälzen.

„Vielleicht könnten ja wir beide, also, ich meine, du und ich, ein eigenes Detektivbüro gründen …?“ Diese Frage stellte ich tatsächlich! Noch so eine Meisterleistung! Es heißt ja: Wer wagt, gewinnt.

„Nein“, erwiderte sie prompt und von meinem frisch entfachten Löwenmut war plötzlich nichts mehr da als feuchte Asche. „Habt ihr euch jetzt verstritten deswegen oder was?“

Ich überspielte meine Enttäuschung so gut es ging: „Ja, leider. Deshalb macht jetzt jeder von uns sein eigenes Detektivbüro auf. Er mit zwei so Schwachmaten und ich, tja, ich suche immer noch nach geeigneten Mitstreitern.“

„Ja, ich sehe schon, dass du gerade schwer am Suchen bist“, meinte Maria und endlich huschte ein schalkhaftes Lächeln über ihre Augen. Mit einem Kopfnicken deutete sie auf die Zeitschrift vor mir. Ich folgte ihrem Blick … und bekam einen Herzkasper. In der Eile hatte ich offenbar eine Doppelseite mit einer Liste von Liebeskontakten aufgeschlagen, die man bei Bedarf hätte anschreiben oder anrufen können. Darüber stand neben einem pinken Herzchen: Er sucht ihn.

„Hei, das habe ich gar nicht gesehen“, lispelte ich. Panik stieg in mir auf. Maria hob ungläubig die Augenbrauen.

„Ich wollte nur mal so schauen“, fuhr ich fort, klappte hastig die Zeitschrift zu und fand mich vor einem Titelbild mit zwei einander zärtlich umschlingenden Herren wieder, die mit Nichts als einer engen Lederhose bekleidet waren. Landburschen hieß das satanische Blatt.

Mein bester Leser, du kannst meine Beschämung und meine Pein sicherlich gut nachempfinden, auch wenn du gewiss noch nie in eine solche Situation geraten bist. Das will ich dir auch gar nicht wünschen. Wie dem auch sei, versuch dir jetzt aber mal Marias Reaktion auf die Landburschen vorzustellen. Du wirst sicherlich genauso verdutzt sein wie ich, wenn ich sie dir schildere.

Plötzlich kam sie mir mit ganz ernster Miene entgegen, ja, sie fasste mich sogar an. An der Schulter. Und dann strich sie mir noch über den Rücken, als hätte sie gerade vom Tod meiner Oma Inge erfahren.

„Hey, das ist völlig ok“, sagte sie, indem sie mir bis zu den Füßen in die Augen stierte – sekundenlang, minutenlang. Irgendwie sah das aus, als ob sie mich küssen wollte. Ich zwang mich dazu, ihrem Blick nicht auszuweichen, sondern sie fest im Auge zu behalten und das Folgende abzuwarten.

„Seit wann weißt du das schon?“, fragte sie irgendwann. Was für eine weibliche Blödsinnsfrage, dachte ich mir. Seit wann sollte ich schon wissen, dass ich mein eigenes Detektivbüro gründen wollte?

„Ja, seit vorhin halt“, gab ich zur Antwort und Maria sagte, dass sie sich das insgeheim schon länger gedacht hätte. Ich wäre mit Cleo immer so supereng gewesen und Sophie hätte das auch schon gesagt.

„Hm … da wart ihr wohl schlauer als ich“, erwiderte ich. Aber eigentlich wollte ich gar nicht reden, zumal man sich doch nicht eher verstreitet, nur weil man eine enge Freundschaft miteinander pflegt – das ist doch ein Krampf. Klar, dass die dumme Sophie das auch denkt. Nein, ich wollte nicht reden, ich wollte geküsst werden, wo sie mir schon mit so viel Zärtlichkeiten den Mund wässrig gemacht hatte.

Aber wahrscheinlich hätte ich sie küssen sollen oder was meinst du, lieber Leser?

Aber das traute ich mich nicht. Überdies wurde ich in dem Moment, da der Kuss fällig gewesen wäre, von einem käsegesichtigen Mann mit einem schwarzen Pflaster auf dem Auge angerempelt – was mich so verwirrte, dass ich gar nichts mehr tun und wagen konnte.

Aber es passierte etwas anderes sehr Schönes, das mir den beschädigten Samstag prompt reparierte. Ach, was sage ich reparierte? Das war ja der schönste Tag meines Lebens! Abgesehen vielleicht nur von ein paar Tagen, die ich letztes Jahr mit einem italienischen Mädchen verbracht hatte … aber die war busentechnisch gar nicht vergleichbar mit dieser schwarzgelockten Oberweitenfee.

Sie sagte nämlich, ohne ihren forschenden Blick nur für einen Wimpernschlag zu unterbrechen, geschweige denn meine Schulter loszulassen: „Vielleicht wäre ich ja doch kein so schlechtes Mitglied für dein Detektivbüro … ich habe bestimmt das Zeug zu einer guten Detektivin, wenn du mir noch ein paar Kniffe beibringst.“

*

Die neue Detektivin

Wir saßen zusammen auf meinem Bett, ich breitbeinig, Maria mit übergeschlagenen Beinen.

„Was ist denn nun?“, fragte sie. „Willst du mir jetzt ein paar Kniffe beibringen?“

„Sehr gern“, gab ich zur Antwort und kniff ihr zärtlich in die Seite, dass sie hell auflachte.

„Und nun,“ fuhr sie fort, während sie immer dichter an mich heranrückte, „möchte ich, dass du für mich einen verzwickten Fall löst. Oder kannst du das etwa nicht?“

„Freilich kann ich das!“, beteuerte ich.

„Na gut“, sagte Maria und pflückte eine Weintraube von den grünen Reben, die meine Mutter uns zur Vitamingewinnung hereingebracht hatte. Aber sie steckte sie nicht in den Mund, sondern verstaute sie tief in ihrem Ausschnitt.

„Meine Weintraube“, schluchzte sie plötzlich, während mein Blut im Körper Karussell fuhr, „meine geliebte Weintraube wurde mir entführt! Kannst du mir helfen, sie zu finden?“

„Sie ist …“, begann ich, auf ihre Brüste deutend.

„Psch“, unterbrach sie mich, „nicht sprechen. Such sie mit deinen Händen.“

Ich starrte sie nervös an, unfähig, mich zu regen, aber sie griff rasch nach meiner zitternden Hand, öffnete den mittleren Knopf ihrer Bluse und führte sie zur Öffnung. Meine Fingerkuppen glitten hinein und fühlten … und fühlten … Federn. Lauter Federn.

Da war nichts anderes, kein Busen, keine Weintraube.

Ich blinzelte. Und sah grelles Sonnenlicht, das durch die Rollolöcher zum Zimmer hereinfuhr. Die Bettdecke über meinem Körper war ein Zirkuszelt geworden. Von Maria fehlte aber jede Spur.

„Verdammt“, fluchte ich, zog die Finger aus dem Kissen und machte den Knopf wieder zu. Dann versuchte ich weiterzuschlafen, schnell weiterzuschlafen, um wieder zu träumen. Wieder von Maria. Von Maria und den Früchten ihres Leibes.

Ich schlief wirklich wieder ein.

Aber ich träumte nicht von Maria, sondern von einem abgenutzten Dachshaarpinsel, der so gerne Schlittschuhlaufen würde, aber auf der ganzen Welt gibt es keine Schlittschuhe für Dachshaarpinsel. Und wie so oft erbarme ich mich seiner, wie er doch so weint und sich die Haare rauft, und mache ihm aus Papier und Draht prima Schlittschuhe. Da ist er aber schon zu einem Stück Sachertorte geworden und ich habe ihn aufgegessen und stehe plötzlich alleine da mit zu kleinen Schlittschuhen und Gewissensbissen und es ist ein heißer Sommertag.

Den Traum hab ich jede zweite Nacht. Cleo meint, ich solle nachschauen, was das alles bedeute, in einem Traumdeutungsbuch vielleicht oder im Netz. Aber die Begriffe Dachshaarpinsel, Schlittschuhlaufen und Sachertorte hab ich in dem Zusammenhang bisher noch nicht finden können.

„Frühstück!“, rief meine Mutter. Ich stand gähnend auf und wäre beinahe mürrisch gewesen, bis ich mich daran erinnerte, dass ich mich heute ja tatsächlich mit Maria treffen und das Detektivbüro gründen würde. Gleich zog ich das Rollo hoch, wurde in goldenes Sonnenlicht getaucht und hatte mit einem Mal glänzende Laune.

Ich war Cleo nimmer böse – warum auch? Sollte der doch mit Irg und Jean-Klo Detektiv spielen. Ich hatte die heißeste Braut unserer Klasse bei mir. Fest miteinander verbunden würden wir bald sein, Geheimnisse würden wir miteinander hegen, in manch verhängnisvoller Nacht würde sie sich ängstlich an mich klammern. Wer aus unserer Klasse konnte das schon von sich behaupten?

Ich riss ein Blatt von Cleos Tageskalender herunter. Den hatte er selbst betextet und mir zum dreizehnten Geburtstag geschenkt mit der Mahnung, mich redlich darüber zu freuen. Er sei ein halbes Jahr an den Tagesgedichten gesessen.

Heute las ich folgende Verse (hier verständlich übersetzt aus dem Cleo-Alphabet):

Das Lesbenpärchen Jo und Sabe

diskutiert die Roll’nvergabe.

Jo sagt: „Ich mach den Männerpart,

ich hab ja auch den längern Bart.“

Kopfschüttelnd ging ich zum Frühstück.

Pünktlich um eins, eigentlich sogar etwas überpünktlich, läutete es an der Haustür. Ich hatte bereits alle Vorbereitungen getroffen und in meinem Zimmer zwei Notizblöcke, zwei Kullis, eine Lupe, einen Dachshaarpinsel samt Puder für Fingerabdrücke und einen Teller mit Weintrauben bereitgelegt. Letzterer lag mir besonders am Herzen.

Ich war etwas nervös, atmete vor der geschlossenen Haustür zwei-, dreimal tief durch, öffnete dann die Tür und sagte dabei: „Hallo Maria!“

Aber es war nicht Maria, die mit verschränkten Armen vor der Tür stand, sondern Cleo. „Hallo Maria?“, wiederholte er skeptisch.

„Oh, servus“, grüßte ich ihn. „Was machst du denn hier?“

„Ich dachte einmal,“ sagte Cleo mit schmalem Mund, „wir wären Freunde.“

„Sind wir doch auch“, erwiderte ich.

„Und nun darf ich nicht einmal hereinkommen?“

„Ja, weißt du, Cleo“, sagte ich, „jetzt ist es halt grad schlecht.“

„Warum denn?“

„Mein zweiter Detektiv kommt gleich.“

„Du meinst doch nicht etwa Maria?!“ Cleo war fassungslos. Sein Mund wurde sogar noch schmaler.

„Oh doch“, erwiderte ich mit stolzgeschwellter Brust. „Wir gründen heute ein Detektivbüro. Da musst du mit deinen Knalltüten aufpassen, dass wir euch nicht sämtliche Fälle wegschnappen.“

„Das ist doch ungeheuerlich!“, entfuhr es ihm. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Ihr werdet keinen einzigen Fall lösen, weil Frauen gar nix draufhaben. Mit ihrer Hysterie locken sie nur die Verbrecher an und sie jammern und nörgeln immer und haben außerdem überhaupt keinen Plan von Fußball!“

„Wie auch immer,“ erwiderte ich.

Ich wollte davon gar nichts hören, auch weil ich wusste, dass Cleo recht hatte. Meine Schwester glaubt noch heute, dass die beiden hiesigen Fußballvereine München-Glockbach und Bayern-Leberkäsen heißen. Einmal kam sie während eines haarsträubenden Spiels gegen Real herein und fragte, wie viel es stünde.

„Eins zu eins“, antwortete ich schweißgebadet.

„Für wen?“, fragte sie und ich sah mich gezwungen, den Türstopper nach ihr zu schmeißen.

„Was verschafft mir denn die Ehre?“, fragte ich Cleo.

Das ist ein ziemlich cooler Satz, der ungefähr so viel bedeutet wie: Was willst du hier, hast du kein Zuhause?

„Ach, ich wollte dir nur offiziell mitteilen,“ sagte Cleo, „dass mich dein Verhalten gestern mehr als enttäuscht hat. Ich erwarte von dir deshalb eine Entschuldigung.“

„Eine Entschuldigung?!“, rief ich.

„Erst dann werde ich wieder mit dir reden“, gab Cleo zur Antwort. „Und das war jetzt mein letztes Wort zu dir. Also das dir jetzt. Beziehungsweise das jetzt jetzt. Jjjjjetzt.“

„Du spinnst ja komplett! Wer hat mir denn den Irg auf den Leib gehetzt?“, rief ich.

Keine Antwort.

„Und wer hat den Jean-Klo eingestellt?“

Keine Antwort.

„Und wer hat mich als Mitbegründer der Detektei rausgeworfen?“

Nichts.

„Weißt du was? Dann red’ halt in Zukunft nimmer mit mir. Ist mir auch viel lieber.“

Cleo machte einige Anzeichen mit dem Kopf und stieß hinter seinen verschlossenen Lippen verschiedene Laute aus.

„Wie bitte?“, fragte ich.

Cleo nahm einen Zettel und einen Stift zur Hand und stellte schreibend die Frage, ob er zum gemeinsamen Computerspielen hereinkommen dürfe, da müsste man sich auch gar nicht unterhalten.

„Ich sagte doch, dass die Maria gleich kommt“, gab ich zur Antwort, schob meinen Freund, der schon halb eingetreten war, zur Tür hinaus und schloss sie.

Draußen konnte ich ihn noch minutenlang seufzen hören, aber ich achtete nicht darauf. Als Maria eine halbe Stunde später eintraf, war Cleo auf jeden Fall verschwunden.

„Und nehmen wir dann jeden Auftrag an, der uns angeboten wird, oder suchen wir uns da nur die Leckerbissen raus?“, fragte Maria, nachdem ich ihr alle detektivischen Hilfsmittel gezeigt und sie über die wichtigsten Dinge aufgeklärt hatte. Dass wir immer füreinander erreichbar sein müssten, zum Beispiel. Und dass wir, sollten wir uns im Wasser verbergen müssen, unbedingt die Kleider ausziehen müssten, weil die sich sonst mit Wasser vollsaugen und einen hinunterziehen könnten. Und dass unsere Detektei Hugomator heißen würde – natürlich nur, weil man mit Maria keinen respekteinflößenden Namen bilden kann, wie ich ihr wieder und wieder versicherte.

„Wir nehmen nur die härtesten Fälle an. Die, wo es um mysteriöse Ereignisse geht. Also alles, wo die Worte Geist, Dämon, Spukschloss, Psycho-Chinese usw. vorkommen. Am besten wäre es wahrscheinlich, wir errichten eine Webseite, wo die Kunden das jeweils passende anklicksen können. Verstehst du? Um schnellstmöglich auszuwerten.“

Ich hatte mir eine lässig knarzende Stimme antrainiert. Außerdem zog ich meinen Bauch ein, wenn ich saß, und verschränkte die Arme so, dass die Hände unter den Oberarmen waren und mit etwas Druck Armmuskeln erzeugen konnten, die es nicht gab. Auch mein Schneidersitz war derart perfektioniert, dass meine Füße muskulöse Wadeln erschufen.

„Aber weißt du, was wir ganz dringend brauchen?“, meinte Maria mit unterdrückter Vorfreude – sie hatte wirklich Spaß an unserem Vorhaben. „Wir brauchen noch ein Maskottchen, ein Detektivhaustier, verstehst du?“ Ich wollte lachen, aber meine körperliche Anspannung verhinderte das. „Vielleicht einen Beo oder einen …“

„Ich hab da mal was vorbereitet“, unterbrach mich Maria. Mit einem hellen Kichern sprang sie auf. „Komm mit!“

Ich wäre ihr zu gerne gefolgt, aber ich hatte von meiner unbequemen Position zwei Waden- und Oberarmkrämpfe gleichzeitig bekommen. „Könntest du mir wohl erst hier raushelfen?“, wimmerte ein schmerzgebeugter Knoten namens Hugo. Nachdem die zweite Detektivin mir an den Armen und Beinen gezerrt und mich allmählich befreit hatte, tippte sie auf meine roten Oberarme und fragte, welche Creme ich benützen würde – ich hätte so eine babyzarte, butterweiche Haut. Missgelaunt hinkte ich hinter ihr her – mein lässiger Tonfall war der einzige Special Effect, der mir geblieben war. Sie eilte barfuß zur Haustür hinaus und ich fragte mich noch, was sie dort für ein Tier gesehen hatte. Das hätte ja höchstens eine Kellerassel sein können.

Ich möchte jetzt gar nicht sagen, dass ich eine Kellerassel als Maskottchen daneben fände – es gibt sicherlich niemanden auf der Welt, der sich eher eine Kellerassel als Maskottchen vorstellen kann als ich. Vor allem weil Kellerasseln urzeitliche Krebstiere sind. Und ich habe eine Schwäche für urzeitliche Krebstiere.

„Ich weiß ja, dass du eine Schwäche für solche Tiere hast“, sagte Maria, während sie mir ein Hustenbonbon gab, mit der Bemerkung, dass es bestimmt helfen würde, meine unangenehm kratzige Stimme loszuwerden. Erst als ich Flüche murmelnd das Hustenbonbon lutschte, bückte sie sich nach etwas, das neben der Haustür stand. „Schau, den hier hab ich dir mitgebracht!“

Damit hob sie ein kleines Plastikterrarium hoch, das sie dort offensichtlich vorher deponiert hatte. Mit einem „Oho!“ durchsuchte ich das Terrarium auf eine Kellerassel, fand aber keine. Auch sonst war niemand im Wasserbecken oder auf dem flachen Stein sitzend zu erkennen.

„Ich sehe gar nichts“, sagte ich enttäuscht.

„Da ist meine Liebe zu dir drin“, erwiderte Maria mit rotem Gesicht. „Du kannst sie zwar nicht sehen, aber jetzt weißt du, dass sie immer bei dir ist. Du musst sie aber gut pflegen.“ Dann kam sie an mich heran und wir küssten uns.

Leider, lieber Leser, war das gerade geschwindelt. Das ist mir nur plötzlich so eingefallen, als alternatives Ende dieses Kapitels quasi. Hab gestern Abend zwei Hollywood-Schnulzen hintereinander angeschaut – mein Gehirn ist immer noch ganz mürb.

„Ich sehe gar nichts“, sagte ich enttäuscht.

„Da ist ein Querzahnmolch drin“, erwiderte Maria. „Den gab’s beim Zoohandel gerade im Angebot.“

„Super, aber …“

„Du magst doch so Reptilien.“

„Jaja,“ – ich schluckte meinen innerlich brodelnden Biolehrer hinunter – „aber es ist ja keiner drin.“

Wir wühlten beide nach dem Querzahnmolch, aber es war tatsächlich keiner mehr da. Da begann Maria zu weinen. Ich wollte ihr verlegen die Schulter tätscheln, aber sie fiel mir gleich in die Arme. Sie sagte, sie habe ihn gestern für unser Detektivbüro gekauft und sich selbst schon mit ihm angefreundet und eben hätte er noch ausgelassen im Wasser geplantscht und überhaupt verstehe sie das alles nicht.

Da löste ich mich aus ihrer Umarmung und starrte ihr eine Weile nachdenklich in die verweinten Augen. Mein Gehirn kombinierte das Geschehene, während ich mit der Hand in der Hosentasche versuchte, mein Stehaufmännchen im Zaum zu halten, das sich die enge Umarmung und den Duft ihres Lockenhaares zurückwünschte.

„Weißt du, was ich glaube?“, beschloss ich mein Kombinieren.

„Was denn?“, fragte Maria und schaute gespannt, wenn auch rotäugig zu mir auf.

Da erwiderte ich feierlich: „Ich glaube fast, das ist der erste Fall für HUGOMATOR!!!“

„Was ist das?“, fragte sie.

„Na … wir zwei“, beteuerte ich stirnrunzelnd. „Wir haben uns doch so genannt.“

„Ach so“, sagte Maria.

*

Immer noch Sonntag – wieso fang ich eigentlich ein neues Kapitel an?

„Legen wir die Fakten doch mal auf den Tisch!“, sagte ich.

„Der Querzahnmolch ist weg“, sagte Maria.

„Aha“, sagte ich.

„Vielleicht ist er rausgeklettert. Es war ja kein Deckel auf dem Terrarium“, sagte Maria.

„Unmöglich“, sagte ich. „Erstens leben die Molche fast ausschließlich im Wasser und zweitens würde er, selbst wenn er könnte, gar nicht so schnell die Wand hochkommen. Er hat ja keine Haftballen wie der Laubfrosch oder Hyla arborea.“

„Außerdem hätten wir ihn dann bestimmt noch gefunden.“

„Also, Frau Detektivin, kombinieren Sie: Warum könnte er sonst verschwunden sein?“

„Hm … also wenn er sich nicht in Luft aufgelöst hat, dann muss er gestohlen worden sein.“

„Ausgezeichnet. Aber könnte er nicht auch gestorben und rasch verwittert sein? Immerhin ist heute ein heißer Sommertag.“

„Das halte ich, bei allem Respekt, für unwahrscheinlich.“

„Ach ja?“

„Ja.“

„Unwahrscheinlich, was?“

„Ja.“

„Und was ist deiner Meinung nach wahrscheinlicher?“

„Dass er gestohlen wurde.“

„Gestohlen, gestohlen. Wer kommt denn in unseren Garten und stiehlt einen Querzahnmolch, der vom Weg aus kaum sichtbar in einem Terrarium bädt?“

„Badet.“

„Wie?“

„Es heißt nicht bädt, sondern badet.“

„Wurscht jetzt! Wer sollte ihn also gestohlen haben?“

„Das müsste halt jemand gewesen sein, der mich schon beim Kommen beobachtet hat, verstehst du? Jemand, der hier irgendwo gelauert hat und mir oder dir oder uns beiden schaden will.“

„Das ist doch lächerlich.“

„Vielleicht hat er sogar etwas gegen unser Detektivbüro, immerhin hat er unser Firmenmaskottchen geklaut.“

„Geh weiter – das ist doch Humbug! Ich sage dir, die Sonne treibt die Verwitterung voran, vor allem, wenn Wasser im Spiel ist. Da sinken die Kadaver in den Schlamm und versteinern nach Jahrmillionen.“

„Dann müssten wir aber das Skelett noch finden.“

„Das Skelett! Wir reden hier von Molchen – die haben doch gar kein Skelett!“

Hier, lieber Leser, wende ich mich kurz an dich. Du kennst dich mit Tieren bestens aus, wie ich weiß, deshalb hast du gleich bemerkt, dass ich hier ein wenig flunkern musste. Natürlich haben Molche Skelette. Aber es störte mich einfach, wie wichtig sich Maria machte mit ihrer weiblichen Logik. Ich mag es generell nicht, wenn Menschen in irgendeinem Gebiet neu sind und sich gleich aufführen, als wüssten sie alles besser, anstatt den Weisheiten der alten Hasen zu lauschen und ihre Klugheit mit allerhand Liebesbekundungen zu loben.

Außerdem hielt ich es für wichtig, mal kurz zu unterbrechen, bevor du den Faden verlierst und am Ende gar nicht mehr weißt, wer da was gesagt hat. Aber es ist halt auch unbefriedigend, immer „sagte ich“ und „sagte Maria“ hinten dranzuhängen. Das wird doch irgendwann nervig, oder?

„Das wusste ich nicht“, sagte Maria.

„Was denn?“, sagte ich.

„Das mit dem Skelett“, sagte Maria.

„Macht nichts“, sagte ich.

„Ich dachte, die haben eines“, sagte Maria.

„Falsch gedacht“, sagte ich.

„Sind das gar keine Reptilien?“, sagte Maria.

„Nein“, sagte ich.

„Was dann?“, sagte Maria.

„Hohltiere“, sagte ich.

Nein, so kann ich nicht weitermachen. Da müsste schon wenigstens irgendwas dahinterstehen, was das „sagte ich“ und „sagte Maria“ rechtfertigt. Ein Adjektiv, damit du weißt, wie wir das gesagt haben.

„Trotzdem weiß ich nicht …“, sagte Maria zögernd.

„Was weißt du nicht?“, sagte ich fragend.

„Ob ein Molch so schnell verwittern kann“, sagte Maria nachdenklich.

„Er kann“, sagte ich sachlich.

„Wegen der Sonne??“, sagte Maria skeptisch.

„Und wegen dem Wasser“, sagte ich gebieterisch.

„Aber ich hatte das Terrarium in den Schatten gestellt“, sagte Maria streitsüchtig.

„Ich hätte jetzt Lust auf ein Eis“, sagte ich ablenkend.

„Und woran soll er überhaupt gestorben sein?“, fragte Maria rhetorisch. „Am frühen Tod“, sagte ich weise.

„Das ist albern“, sagte Maria bissig.

„Ich bin der erste Detektiv“, sagte ich mahnend.

„Was für ein Detektiv bist du eigentlich?“, sagte Maria unverschämt.

Ach, ich glaube, ich bleibe, bei den reinen Dialogen ohne Zusatz. Manchmal ist einfach der Wurm drin.

„Ich finde, wir sollten unser Umfeld zuerst nach möglichen Widersachern abstecken und dann den Motiven nachgehen.“

Ich brummte nur zur Antwort.

„Wem hast du von unserer Detektei erzählt?“

„Niemandem.“

„Ich auch nur meinen Eltern.“

„Und ich habe es eben Cleo gesagt.“

„Cleo? War der denn hier?“

„Ja, kurz bevor du gekommen bist. Da habe ich ihm gesagt, dass er sich in Acht nehmen müsse, weil seine Detektei jetzt Konkurrenz bekommt.“ „Was?!“

„Das werde ich doch noch sagen dürfen.“

„Aber, aber …“

„Warum sollten wir das auch geheim halten? Dann kriegen wir ja keine Aufträge.“

„Ja, schon … und wie hat er’s aufgefasst?“

„Er war sehr grantig.“

„Und wann ist er gegangen?“