Doppelt stirbt sich besser, mit einem grauenvollen Biss - Sandro Hübner - E-Book

Doppelt stirbt sich besser, mit einem grauenvollen Biss E-Book

Sandro Hübner

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Beschreibung

Doppelt stirbt sich besser, mit einem grauenvollen Biss ++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Zwei spannende Schocker, nichts für schwache Nerven __________________________________________________________ Das vorliegende Taschenbuch, enthält eine Auswahl von spannenden Kurzgeschichten. __________________________________________________________ Ich liebe diese schönen, schaurigen Kurzgeschichten über das Hässliche. Lasst sie Euch vorlesen, NEIN, viel besser ist es mit vorflüstern. +++++ FRANK KNOLL - Geschäftsführer Knoll-Meteo+++++

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Über den Autor:

Sandro Hübner, geboren am 07. August 1991 in Görlitz. Besuchte erfolgreich die Schule und widmete sich mit 10 Jahren Kurzgeschichten, Gedichten und Vorträgen die sehr umfangreich verfasst waren. Als er 17 Jahre alt war und sich als Schriftsteller die Zeit, für seinen Ersten Roman: SAD SONG - Trauriges Lied - nahm, machte ihm das Schreiben sehr großen Spaß. Sandro Hübner lebt mit seinem Partner in Berlin und arbeitet bereits an seinem nächsten Roman.

Vom Autor bereits erschienen: siehe am Buchende

In dankbarer und liebevoller Erinnerung an meine liebe Mama

Alle Geschichten, wenn man sie

bis zum Ende erzählt,

hören mit dem Tode auf.

Wer Ihnen das vorenthält,

ist kein guter Erzähler.

E. Hemingway

Zwei spannende Schocker, nichts für schwache Nerven

INHALT

Eine Gruselbox mit Biss

Grauenvolle Mystery-Geschichten

EINE GRUSELBOX MIT BISS

HORROR

INHALT:

Grauenvolle Autofahrt

Der Mord im Hühnerstall

Der Geisterzug

Das Gruselfoto

Nicht jeder Geist findet seine Ruhe

Auch Mörder können Hände lecken

Schwarze Rosen

Die moderne Puppe

Der Geisteskranke

Ein Glas Milch

Die Insel des Schreckens

Das Schachspiel des Todes

Schachmatt

Endstation

Das Lebens kann lang sein, aber das Sterben kann ewig dauern

Stromausfall

Vampire sind keine Kuscheltiere

Das Grauen in menschlicher Gestalt, holt sich ein neues Opfer

Liebesküsse eines Vampirs

Zwei teuflische Schwestern

Stummer Schrei

Die Halloweennacht

Das Vampirherz

Der Wald

So weiß wie Schnee, so rot wie Blut

Der Gehirnfresser

Es roch nach gebratenen Tauben

Grauenvolle Autofahrt

Es war nachmittags um 15:00 Uhr. Herr und Frau Schaffer waren gerade tanken gewesen und fuhren Richtung Heimat, als plötzlich der Tank wieder leer war. Beide waren sehr verwundert und Herr Schaffer beschloss zurück zur Tankstelle zu gehen. Er ließ also seine Frau zurück und versprach bald wieder zu kommen.

So saß sie in dem Auto in einem Waldstück. Sie wusste nicht, was sie währenddessen tun sollte und drehte den Radio auf. Als sie aber Kopfweh von dem ganzen Lärm bekam, drehte sie ihn wieder ab.

So saß sie nun da. Es wurde immer dunkler und dunkler. Plötzlich wurde ihr ganz unheimlich zumute und beschloss das Radio wieder anzustellen.

Das tat sie auch. Im Radio brachten sie eine Durchsage: EIN IRRER IST EINTLAUFEN! BITTE BEGEBEN SIE SICH SO SCHNELL WIE MÖGLICH NACH HAUSE! Sie wurde immer müder und müder. So stellte sie irgendwann das Radio wieder ab und schlief ein. Plötzlich wurde sie durch ein dumpfes klopfen über ihr geweckt.

Ein Polizeiauto hielt hinter ihr, ein Beamter stieg aus und rief: „Geht es ihnen gut? Sie tun jetzt genau was ich ihnen sage: wenn ich 1 sage, machen sie langsam die Autotür auf. Wenn ich 2 sage, springen sie aus dem Auto und wenn ich 3 sage, laufen sie so schnell wie möglich zu mir!!“

Als Frau Schaffer bei dem Beamten angekommen war, sahen sie einen Mann auf dem Autodach sitzen der mit dem Kopf von Herrn Schaffer herumspielte!

Der Mord im Hühnerstall

Als ich mit meiner Freundin Melanie zu einer Großtante aufs Land fuhr wusste keiner wie schaurig noch alles werden sollte. Am Tag gingen wir auf der Koppel reiten und machten viel Schabernack.

Am Abend sagte meine Großtante zu uns: „Nachts sucht mich etwas heim, und am nächsten Morgen liegen dann viele tote Hühner rum. Falls ihr was hört, schlaft weiter.“

Wir waren gerade eingeschlafen, als wir einen Krach aus dem Hühnerstall hörten. Wir trauten uns aber nicht raus. Wir klammerten uns zusammen, und schauten zur Tür und bildeten uns ein, dass sich die Klinke bewegte. Am nächsten Morgen standen wir früh auf und schauten im Stall nach.

Alles klebte voll Blut und die toten Hühner lagen herum .Wir betrachteten sie uns genauer und stellten fest, dass es ein Marder gewesen sein muss. Meine Großtante hatte die Hühner nämlich nicht genauer angesehen.

Der Geisterzug

Meine Eltern und ich haben beschlossen, dass meine Freundin Anne und ich zusammen zu meiner anderen Freundin Jana mit dem Zug fahren. Ich habe mich sehr darüber gefreut und habe gleich Anne angerufen.

„Du Anne, kannst Du mit mir zu Jana nach Brandenburg mit dem Zug fahren?“

Anne sagt: „Ja. klar."

Nach drei Wochen ist es endlich so weit, Anne und ich fahren zu Jana. „Kinder beeilt Euch Euer Zug fährt in 10 Minuten ab!“ sagt mein Vater besorgt.

„Tschüs!!!“ sagten Anne und ich.

In der Nacht, wo alle schliefen, weckte Anne mich.

„Warum weckst Du mich?“ fragte ich Anne müde.

Anne sagte: „Guck mal genau an das Bild was an der Wand hängt.“

„Wieso“? fragte ich.

„Das bewegt sich."

Da sah ich es auch. Als wir es beide gesehen hatten, kam das Bild heraus, also der Mensch der auf dem Bild war. Wir rannten schnell weg. Eigentlich wollten wir zum Kontrolleur rennen, aber der sah so gruselig aus, dass wir vor dem auch weggerannt sind. „Komm Jule, lass uns zum Schaffner rennen!" sagte Anne. Aber auf dem Weg zum Schaffner begegneten wir noch ein paar Geistern.

„Endlich sind wir beim Schaffner!" sagten wir erleichtert.

Der Schaffner hat gesagt: „Ihr dürft hier übernachten."

Am nächsten Morgen war alles nur geträumt und wir kamen bei Jana gut an.

Das Gruselfoto

Eines Morgens fotografierte die Freundin eines Chauffeurs ihren Freund in seinem Dienstwagen. Es sollte seine letzte Fahrt sein, da die Frau, der der Wagen gehörte, gestorben war. Er wollte noch etwas Zeit mit dem Wagen, den er über fünf Jahre gefahren ist, verbringen. Es war eine Trauerfeier. Als sie dann das geschossene Foto entwickelten, war etwas Schreckliches auf dem entwickelten Foto zu sehen: Die verstorbene Besitzerin des Autos saß auf der Rückbank des Rolls Roys - der teure Wagen der Verstorbenen.

Nicht jeder Geist findet seine Ruhe

Erst kürzlich zog ich mit meiner Familie um. Da mein Papa nach langer Zeit als Arbeitsloser endlich einen Job in Berlin gefunden hatte, mussten wir nun von Hamburg in ein altes, zerfallenes, gruselig wirkendes Haus in Berlin ziehen. Schnell fand ich neue Freunde und bald übernachtete auch meine neue Freundin Katrin bei mir.

Doch am Abend konnten wir beide nicht einschlafen. Die Fensterläden klapperten und immer wieder schlug ein Ast der alten Weide auf unserem Grundstück an unsere Haustür, sodass es sich wie das Klopfen einer Person anhörte.

Katrin und ich hielten uns vor Angst zitternd die Ohren zu, doch dies half nichts. Dann, als die Standuhr im Flur 12 schlug, hörten wir auf einmal unheimliche Schritte, die vom Dachboden, der sich direkt über meinem Zimmer befand, zu kommen schienen.

Ein eiskalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Wer rannte bloß mitten in der Nacht auf dem Dachboden herum? Katrin und ich gingen hinaus auf den Flur und stiegen mit zittrigen Knien die Leiter zum Dachboden empor. Ich machte die Luke auf und . . .

Ich schrie auf. Ich blickte in das Gesicht einer Frau! Obwohl ihr Gesicht mehr als 50cm von meinem Gesicht entfernt war, konnte ich ihren fauligen Atem riechen. Sie trug ein violettes, altmodisches Kleid, das in Fetzen von ihrem dünnen, knochigen Körper herabhing.

Die Frau stank nahezu nach Verwesung! Dann flüsterte die Frau mit leiser, aber eindringlicher Stimme: „Helft mir! Bitte helft mir doch! Er ist hier im Haus und er sucht mich! Er wird mich töten, wenn ihr mir nicht helft!“ Ich war starr vor Angst, und Katrin schien es genauso zu gehen.

Plötzlich hörte ich hinter mir Gepolter auf der Treppe. Ich drehte mich um und sah, wie meine Eltern die Leiter hochkamen. Als ich mich wieder zum Dachboden umdrehte, war die Frau weg. Da wo sie gerade noch gestanden hatte, war nur noch ein kleiner Blutfleck.

Aber die Frau war weg, einfach verschwunden! Als meine Eltern uns fragend ansahen, erzählte ich ihnen alles, was passiert war.

Daraufhin erzählte meine Mutter Katrin und mir bei einer heißen Tasse Kakao in der Küche, dass in unserem Haus vor langer Zeit eine Frau gewohnt hat. Diese wurde aber auf dem Dachboden von ihrem eigenen Mann ermordet.

Darum auch der Blutfleck.

Vormieter erzählten auch, dass ihnen der Geist der Frau auf dem Dachboden erschienen sei. Sie glaubt immer noch, dass ihr Ehemann hinter ihr her sei!

Auch Mörder können Hände lecken

Es war einmal eine Frau, welche einen Hund hatte. Diesen Hund liebte sie sehr. Jeden Abend lag sie in ihrem Bett und streckte ihre Hand unter dies Bett, wo ihr Hund lag. Damit wusste sie, wenn der Hund ihre Hand abschleckte, dass er noch da war und konnte beruhigt einschlafen.

Genau so war es auch an diesem Samstagabend. Sie streckte wie jeden Tag ihre Hand unter ihr Bett und ihr Hund schleckte ihr die Hand ab. Doch dieses Mal konnte sie einfach nicht einschlafen.

Immer hörte sie so ein Geräusch: „Tropf, tropf." Und immer wieder: „Tropf, tropf.“

Mit der Zeit begann sie sich zu wundern, was das wohl sei. Sie stieg aus ihrem Bett und ging zu diesem Ort, von welchem sie das Geräusch hörte. Es kam aus dem Badezimmer.

Sie öffnete die Tür und sah etwas Schreckliches: Ihr Hund wurde kopfüber aufgehängt, mit einer riesengroßen Narbe am Bauch, aus welcher Blut tropfte. Christine schrie laut auf und wollte so schnell wie möglich zur Polizei rennen.

Doch vor ihrer Haustür blieb sie stehen. An ihr hing ein Zettel auf welchem stand: „AUCH MÖRDER KÖNNEN HÄNDE LECKEN!"

Schwarze Rosen

In einer ganz normalen Stadt, in einem ganz normalen Haus wohnt eine ganz normale Familie. Die Mutter geht jeden Morgen in einen Blumenladen, um rote Rosen zu kaufen.

Aber heute ist alles anders. Im Laden steht nicht wie gewohnt die nette Frau Friedrich, sondern ein seltsamer Mann, den sie noch nie gesehen hat.

„Mann hin oder her, Rosen wird er mir doch verkaufen können!“ denkt sie.

Doch der Mann hat (angeblich) keine roten Rosen mehr. „Aber die schwarzen, seien genauso dekorativ wie die roten Schwestern“ sagt er. Obwohl die Frau nichts besonders Schönes an den Rosen findet, kauft sie vier Stück (für jeden aus der Familie eine) und geht mit einem mulmigen Gefühl nach Hause.

Am Abend stellt sie ihrer jüngsten Tochter die Rosen auf den Nachttisch. Am nächsten Morgen findet der Vater seine kleine Tochter tot im Bett; eine der Rosen ist auch verwelkt. Der große Bruder trauert sehr um die verstorbene Schwester und stellt sich am nächsten Abend die Rosen ans Bett.

Am nächsten Morgen findet die Mutter auch ihn tot im Bett vor. Auch hier ist eine Rose verwelkt. An diesem Abend sind es nur noch zwei Rosen, die den Tisch der Eltern schmücken.

Am nächsten Morgen ist eine Rose verwelkt und der Mann tot . . . Die Frau ist am Boden zerstört, hat sie doch in drei Nächten alles verloren was ihr wichtig war.

Aus Trauer schläft sie mit der einen verbleibenden Rose ein. Aber weil es ihr doch unheimlich war – mit einem Messer unterm Kopfkissen. Mitten in der Nacht kommt ein schwarzer Arm aus der Rose und greift nach ihren Hals, um sie zu erwürgen. Die Mutter greift in ihrer Panik zum Messer und schlägt die Hand ab.

Am nächsten Morgen ist die Rose verschwunden. Sie geht in den Blumenladen und sieht den merkwürdigen Blumenhändler hämisch grinsen . . . und nur mit einem Arm hinter der Theke stehen . . .

Die moderne Puppe

Es war einmal eine ganz normale Familie, also ein Vater eine Mutter und 2 Kinder. Um genauer zu sein: 2 Mädchen. Es war nun der Tag gekommen an dem das ältere Mädchen 6 Jahre alt geworden war.

Sie wünschte sich eine Puppe. Nicht irgendeine Puppe, sondern eine ganz moderne die schon richtig essen, trinken und aufs Klo gehen kann. Ihre Mutter sah eine dieser Art in einem kleinen Laden in der Stadt. Es war eine wunderschöne Puppe, sie war blond und blauäugig, wie aus einem Bilderbuch! Sie kaufte sie und schenkte sie der Tochter.

In der Nacht darauf hörte sie ein leises Knirschen und ein Schmatzen. Sie merkte dass diese Geräusche aus dem Kinderzimmer ihrer 6-jährigen Tochter kamen. Langsam schlich sie in das Zimmer. Sie schrie leise auf.

Das ganze Zimmer war mit Blut beschmiert. Ja, selbst die Puppe war voller Blut. Die Puppe saß mitten auf dem Bett und hatte ein breites Grinsen aufgesetzt.

Ein Jahr später war nun die jüngere Tochter 6 Jahre und wollte auch eine „moderne“ Puppe. Die Mutter schlug ihren Wunsch abermals nicht ab und schenkte der kleinen die Puppe ihrer Schwester. Die Nacht darauf hörte sie wieder das Knirschen und schmatzen aus dem Kinderzimmer. Sie hastete aus dem Bett und rannte ins Kinderzimmer. Dieses war wieder mit Eingeweiden und Blut verschmiert. Die Puppe saß wieder grinsend auf dem Bett.

AusTrauer und mit dem Gedanken, dass die Puppe noch das einzige war, was von den Kindern übrig geblieben ist, nahm sie diese zum Andenken die nächste Nacht ins Ehebett. Mitten in der Nacht erwachte sie wieder. Wieder Knirschte es laut und das Schmatzen war dieses Mal ganz nah.

Eiskalt lief es ihr den Rücken hinunter und sie knipste die Nachttischlampe an. Voller Entsetzen sah sie wie die Puppe das letzte Stück ihres Mannes verschlang. Sie packte die Puppe, welche in lautes Gelächter verfiel, an den Beinen und steckte sie in die Mikrowelle wo sie Feuer fing und verbrannte.

Die Reste schmiss sie in die Mülltonne. Zehn Jahre später hatte sie ein neues Leben begonnen. Wieder war sie glücklich mit ihrem Mann verheiratet und hat wieder 2 kleine Mädchen. Als das ältere Mädchen 6 Jahre alt wurde wollte es unbedingt eine Puppe. Eine moderne Puppe.

Als die Frau in der Stadt auf der Suche nach so einer Puppe an dem alten Laden vorbeikam saß im Schaufenster eine angekohlte blonde, „moderne“ Puppe und grinste sie mit ihren starren blauen Augen an!

Der Geisteskranke

Es war einmal ein altes Ehepaar, das eine 25jährige Tochter hatte. Diese Tochter war inzwischen auch schon verheiratet und wohnte auf dem Lande. Über das Wochenende wollten die Eltern ihre Tochter besuchen. Es war ein wunderbares Wochenende, das langsam zu Ende ging.

Am Sonntagabend fuhr das Ehepaar dann wieder nach Hause. Es war schon sehr spät und dunkel draußen. Das Ehepaar musste durch einen Wald fahren der kurz vor der Stadt lag. Ungefähr auf der Hälfte des Weges blieb das Auto stehen. Sie hatten doch tatsächlich vergessen zu tanken! Da die Frau sehr müde war und schnell nach Hause wollte, ging der Mann mit einem Benzinkanister los, um in der Stadt bei der nächsten Tankstelle Benzin zu holen.

Zuerst zögerte die Frau aber letztendlich ging er doch los. Nach zehn Minuten ist es der Frau langweilig geworden und sie schaltete das Radio ein. Eine wichtige Durchsage: „In dieser Umgebung läuft ein Geisteskranker herum, der aus der Nervenheilanstalt ausgebrochen ist. Die Pfleger vermuten er hält sich zurzeit im Wald auf. Sie haben ihn aber noch nicht gefunden.“

Der Frau lief das kalte Schaudern über den Rücken. Was war mit ihrem Mann? Nach einiger Zeit hörte sie ein seltsames Geräusch, welches vom Autodach her kam. Es wurde später und später und das Geräusch wurde lauter und lauter und ihr Mann kam und kam nicht . . .

Irgendwann ging die Sonne auf und ihr Mann war immer noch nicht da und sie machte sich große Sorgen. Aber sie hatte sich nach der Durchsage nicht getraut, ihn zu suchen. Nach einer Weile sah sie ein Polizeiauto neben ihren Wagen halten und ein Polizist kurbelte das Autofenster herunter.

„Guten Morgen. Hören sie genau zu. Sie steigen jetzt vorsichtig aus und schauen auf gar keinen Fall auf ihr Autodach. Haben sie das verstanden?“

Die alte Frau nickte und stieg aus. Sie wunderte sich warum sie nicht auf das Autodach schauen durfte. Vielleicht hatte es etwas mit dem Geräusch zu tun?

Schließlich siegte ihre Neugier und sie drehte sich um und sah auf das Autodach. Dort saß ein sehr dünner Mann mit dem Kopf ihres Mannes und schlug ihn immer wieder aufs Autodach . . .

Ein Glas Milch

Es war ein einen stürmischen Abend. Sabine las gerade ein spannendes Buch über Geister.“Ich wusste nicht das Geister Milch trinken!", murmelte sie.

Es war nun 01:00 Uhr morgens. Plötzlich klingelte es an der Tür. Dort stand ein mageres Mädchen. „Darf ich ein Glas Milch haben?", piepste die Kleine. Verängstigt brachte Sabine den Mädchen Milch. Kaum hatte sie die Milch getrunken, war sie plötzlich verschwunden, und nur das Glas stand noch auf dem Boden.

Am nächsten Tag, schaute Sabine sehr lange Fern. Da, um 01:00 Uhr klingelte es wieder an der Tür. Vorsichtig öffnete Sabine die Tür, und draußen stand wieder das Mädchen und wollte Milch haben. Da konnte Sabine nicht anders und fragte: „Wer bist du?"

Da schrie das Mädchen: „Der Tod!!“

Die Insel des Schreckens

Wenn das Böse kommt, gibt es kein Entrinnen

Mary Ellison hatte die Arme fest um ihren Körper geschlungen und starrte auf die unruhige See hinaus. Die Wellen wurden immer höher. Der Himmel war mit dunkelgrauen Wolken verhangen. Es sah nach Regen aus. Ganz plötzlich zuckte ein greller Blitz einsam am Horizont. In seinem Licht leuchtete das Wasser graugrün auf und in der Ferne grollte ein heftiger Donner. Dann fuhr wieder ein Blitz herab. Diesmal schlug er ganz in der Nähe der Insel ein und man merkte, dass das Gewitter direkt auf sie zusteuerte.

Mary wandte sich fröstelnd von der herannahenden, bedrohlich wirkenden, schwarz-grauen Gewitterfront ab, drehte sich auf der Stelle herum und murmelte ein paar unverständliche Worte vor sich hin. Sie marschierte den Strand hinauf.

Mark Cameron befand sich weiter oben. Als Mary vor ihm stand sagte er kopfschüttelnd: „Ein Sturm zieht auf und kommt direkt auf uns zu. Wir hocken hier einsam und allein auf einer weit abgelegenen Insel und wissen nicht, was wir machen sollen.“

Mark machte ein kleine Pause, schaute sich auf einmal suchend nach allen Seiten um und fragte Mary: „Wo ist eigentlich Ben?“

„Keine Ahnung. Vorhin stand er noch unten am Strand. Vielleicht sucht er nach Muscheln. Vor dem herannahenden Sturm scheint er keine große Angst zu haben“, gab Mary dem jungen Mann achselzuckend zur Antwort.

Plötzlich erschien Ben Conner auf der Bildfläche. Die beiden schauten ihn verdutzt an. Er muss offenbar eine längere Strecke gelaufen sein, denn er atmete sehr schnell und seine Stirn war mit dicken Schweißperlen übersät. Langsam erholte er sich wieder.

„Es sind keine Boote mehr unten in der Bucht. Ich bin auch den ganzen Strand abgelaufen. Von der Ferienakademie scheint offenbar niemand mehr auf der Insel zu sein. Ich komme mir vor wie der Passagier eines Kreuzfahrtschiffes, den man einfach zurückgelassen hat. Könnt ihr euch das vielleicht erklären, warum die nicht mehr da sind?“ sagte er mit aufgeregter Stimme.

„Was, es sind keine Boote mehr da? Das ist unmöglich!“ antwortete Mary Ellison dem ratlos da stehenden Ben Conner und schüttelte ungläubig den Kopf. Dann fuhr sie fort: „Aber wenn das wahr ist, sitzen wir hier fest und niemand wird kommen um uns abzuholen.“

Schließlich meldete sich Mark Cameron zu Wort.

„Mister Bill Allen ist ein gewissenhafter Geschäftsmann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er einfach so mir nichts dir nichts davon ist und uns hier allein zurückgelassen hat. Bestimmt hat er sich irgend so ein nettes Spielchen ausgedacht, um unsere Ferien spannend zu gestalten. Vielleicht gehört das zum Programm“, sagte er zu den beiden anderen.

In diesem Augenblick ließ ein ohrenbetäubender Donnerschlag alle drei zusammenschrecken. Blitze zuckten wie wild vom Himmel und ein heftiger Platzregen setze gleichzeitig ein. Er prasselte mit Wucht auf die Planken des Steges etwas weiter unten am Strand und immer höher werdende Wellen brandeten gegen das überwiegend steinige Ufer. Die Situation wurde ganz langsam lebensgefährlich.

„Wir müssen hier weg!“ schrie Cameron den anderen beiden zu. „Wir müssen zurück in die Feriensiedlung, wo wir in Sicherheit sind. – Kommt, beeilt euch!“

Mit eingezogenen Köpfen liefen die drei jungen Leute im strömenden Regen über den Strand zu den Bungalows des Feriendorfes weiter oben auf einer kleinen Anhöhe. Bis sie endlich das erste Flachdachgebäude erreicht hatten, waren sie bereits klatschnass.

Mark Cameron öffnete hastig die Tür und zusammen traten sie gleich nach dem Ende des kurzen Ganges in das geräumige Wohnzimmer des spartanisch eingerichteten Ferienbungalows.

Ben Conner testete die Lichtschalter nacheinander durch, doch das Licht ließ sich nicht einschalten

„Anscheinend geht nichts mehr. Die Leitungen sind tot. Irgendjemand hat das Dieselaggregat abgeschaltet. Mann oh Mann, das kann doch alles nicht wahr sein. Die Boote sind weg und jetzt stehen wir auch noch ohne Strom da“, sagte er verärgert.

Mary Ellison kam gerade aus der Küche. Sie sah etwas blass im Gesicht aus. Ihre langen dunkelbraunen Haare waren völlig durchnässt. Sie schüttelte das Haar nach hinten, bevor sie sprach: „Alles ausgeräumt! Nichts mehr da! Der Kühlschrank und die Eistruhe mit dem eingefrorenen Frischfleisch in der Küche sind total leer. Ebenso die übrigen Küchenschränke und alle Regale. Was hat das bloß alles zu bedeuten?“ In ihrer Stimme lag eine gewisse Verzweiflung.

Draußen war es mittlerweile stockdunkel geworden. Der Wind heulte ums Haus und der Regen klatschte an die Fenster. Das Gewitter befand sich jetzt unmittelbar über der Insel.

„Na, das ist ja super“, stöhnte Ben Conner. „Wir werden ohne Nahrung verhungern. Das hat mit einem Spielchen nichts mehr zu tun. Der reinste Alptraum. Ich bin fix und fertig. Aber vielleicht finden wir noch Proviant in den übrigen Häusern. Wenn die allerdings auch noch ausgeräumt worden sind, dann krieg’ ich die Krise. Was hat sich dieser Typ überhaupt dabei gedacht? Bill Allen ist in meinen Augen ein krimineller Halunke. Lässt uns hier einfach ohne Nahrung allein auf der Insel zurück, dieses Schwein. - Trotzdem, wie auch immer. Ich hänge meine Klamotten zum Trocknen auf und gehe schlafen. Für heute habe ich genug.“

„Du übertreibst ein wenig, Conner. Vielleicht tust du Mr. Allen Unrecht. Es wird sich bestimmt bald alles aufklären. Und was die Versorgung mit Nahrung betrifft; irgendwo in diesem Feriendorf wird es bestimmt noch etwas zu essen geben. Wir werden morgen früh danach suchen. Dann werden wir weiter sehen“, sagte Mark zu Ben und Mary.

Mary war etwas erbost und schaute Ben verständnislos an.

„Wie kann man bloß nur an Schlaf denken, wo doch jeder einzelne von uns weiß, dass wir ganz allein auf dieser Gott verdammten Insel sind? Wir sollten uns lieber einen Plan zurecht legen und darüber nachdenken, was zu tun ist, wenn wir für eine unbestimmte Zeit hier bleiben müssen“, erwiderte sie mürrisch.

Draußen krachte ein mächtiger Blitz ganz in der Nähe des Bungalows ein. Er explodierte förmlich und erhellte die Dunkelheit für den Bruchteil einer Sekunde mit grellweißem Licht.

„Der war nah. Ist nur gut, dass wir in diesem Haus sind. Da draußen ist es jetzt richtig lebensgefährlich. Aber was das Schlafen angeht, bin ich ebenfalls ziemlich geschlaucht. – Ben hat Recht. Wir sollten unsere Sachen irgendwo zum Trocknen hinhängen und uns aufs Ohr hauen. Morgen können wir in aller Ruhe einen Plan schmieden. Mit einem klaren Kopf lässt es sich besser denken“, antwortete Mark Cameron, der nachdenklich vor dem Fenster stand und hinaus in die Dunkelheit starrte.

Insgeheim dachte Cameron darüber nach, dass hier irgendwas nicht stimmten konnte. Er versuchte mutig zu klingen, aber dennoch stieg ein unterschwelliges Angstgefühl in ihm hoch. Er fand einfach keine Erklärung dafür, warum man sie allein auf der Insel zurückgelassen hatte. Dafür muss es einen Grund geben und Mr. Bill Allen, der Vermittler dieser Ferieninsel, hat im Auftrag der Ferienakademie gehandelt, die ebenfalls über alles genauestens informiert war. Unregelmäßigkeiten dieser Art würden binnen kürzester Zeit den Aufsichtsgremien der Ferienakademie bekannt werden, denn alle Urlaubs- und Feriengruppen wurden äußerst streng überwacht, ganz gleich, wohin auch immer die Reise ging.

Ben, Mark und Mary schliefen die ganze Nacht durch. Mary wachte zuerst auf und nachdem sie sich ihre getrockneten Kleider angezogen hatte, ging sie gleich nach draußen vor die Tür.

Der Regen hatte aufgehört, das Gewitter weitergezogen, doch der Himmel war noch von grauen Wolken überzogen. Ein kalter und frischer Wind wehte über den Strand, der ihr die Haare zerzauste. Zum Glück wärmte die sehr dicke Wolljacke gut und Mary fröstelte diesmal überhaupt nicht.

Der Sturm hatte das Meer tüchtig aufgewühlt. Die junge Frau beobachtete, wie eine schaumige Welle nach der anderen an die schroffen Felsen des steinigen Ufers klatschte und dort, wo der weiße Sand den felsigen Untergrund verdeckte, dieselben Wellen friedlich und leise, ja schon fast geräuschlos, darüber hinweg rollten und sich am Ende im weichen Strandsand verloren.

Nach einer Weile ging Mary wieder ins Haus zurück und lenkte ihre Schritte in Richtung Wohnzimmer.

„Morgen“, muffelte sie beim Hereinkommen. Ihre beiden Freunde waren mittlerweile ebenfalls aufgestanden, hatten einen Esstisch in die Mitte des Raumes gezogen und saßen schon drum herum.

Ben diskutierte aufgeregt mit Mark.

Als sie Mary hereinkommen sahen, grüßten sie freundlich zurück und baten sie an den Tisch.

„Worüber habt ihr euch unterhalten?“ wollte das junge Mädchen wissen.

„Wir haben von dem Boot geredet, mit dem Mr. Allen und seine Assistentin um die Insel herum geschippert sind. Es muss noch da sein. Es liegt von uns aus gesehen auf der anderen Seite in einer kleinen, steinigen Bucht, wo die beiden ihre Zeit hier in einer einsam gelegenen Hütte verbrachten. Das war ihr Liebesnest sozusagen. Alle wussten es, aber keiner sprach darüber. Dort gibt es auch ein Funkgerät soviel ich weiß“, sagte Ben auf einmal gut gelaunt.

„Wenn das so ist, dann können wir ja Hilfe herbeirufen! Ich übertreibe bestimmt nicht wenn ich behaupte, dass wir einen ernsten Notfall haben,“ antwortete ihm Mary und lächelte zum ersten Mal wieder.

„Toll!“ rief Mark. „Wir sollten uns gleich nach dem Frühstück auf den Weg machen und vor allen Dingen nach dem Boot schauen, ob es noch wirklich da ist. Danach gehen wir in die Hütte, rufen über Funk jemanden herbei und die Sache ist damit erledigt.“

„Habt ihr etwas zum Essen gefunden?“ frage Mary in die Runde und schaute auf den leeren Tisch.

„Ja“, antwortete ihr Mark Cameron, zog einen kleinen Karton mit Fischdosen unter seinem Stuhl hervor, öffnete ihn und schob jedem eine oval geformte Dose mit geräucherten Heringen darin über den Tisch.

„Mehr habe ich nicht gefunden. Der Karton stand im Keller ziemlich weit hinten in einer kleinen, dunklen Nische, gut geschützt vor neugierigen Blicken durch eine Mauer. Ich denke mal, dass es einen Dieb unter den Ferienteilnehmern gab. Da lagen auch noch andere Dinge herum. Er hat sie hier unten im Keller versteckt und wohl vergessen. Na ja, wie auch immer, lasst es euch schmecken. Wenn wir gefrühstückt haben, gehen wir los und suchen nach dem Boot.

Der Fußmarsch auf die andere Seite der Insel dauerte knapp eine Stunde. Sie fanden das Boot gut vertäut bei den felsigen Ausläufern der Bucht. Es war mit Regenwasser vollgelaufen, weil die Abdeckplane fehlte.

„Ist es beschädigt?“ fragte Mary Ellison.

Mark Cameron untersuchte das Boot. Ben Conner half ihm dabei.

Dann sagte Mark: „Soweit ich sehen kann, ist es unbeschädigt geblieben.“

„Und der Tank ist voll mit Benzin“, rief Ben kurz danach.

Mary jubelte.

„Ein Grund zum Feiern“, rief sie. „Vielleicht wird jetzt wieder alles gut und wir werden schon morgen bei unseren Eltern sein. – Also packt mal mit an! Wir ziehen das kleine Boot auf den Strand, kippen es auf einer Seite um und lassen das Wasser einfach abfließen.

Schon kurze Zeit später war das Boot wieder einsatzbereit. Auch der Motor war im allerbesten Zustand und tuckerte schon nach dem ersten Anlassversuch munter drauflos. Mark schaltete den Motor vorsorglich wieder ab und ging mit den beiden anderen hinüber zur Hütte.

Als sie dort ankamen, war die Tür zwar verschlossen, aber Mary wusste wo der Türschlüssel lag. Er musste sich irgendwo in einer kleinen, schmalen Mauerspalte am Fundament gleich neben der Holzbank befinden. Sie hatte Mr. Allen nämlich einmal dabei beobachtet, wie er sich bückte und den Schlüssel irgendwo dort sehr gut versteckte.

Der Putz war im Laufe der Zeit schon ziemlich bröckelig geworden. An vielen Stellen lag das nackte Mauerwerk frei. Aus den Steinfugen quoll der Mörtel wie lockerer Sand hervor. Risse und Spalten taten sich auf. Sie fingerte in jeder davon herum.

„Ausgezeichnet, hier ist er ja“, sagte sie nach einer kleinen Zeitspanne des fieberhaften Suchens. Dann hielt sie den eisernen Schlüssel triumphierend in ihrer rechten Hand, steckte ihn ins Schloss und sperrte die Tür mit einem knarrenden Geräusch auf.

Die alte Ferienhütte hatte nur zwei große Räume: ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer. Zusätzlich gab es noch eine kleine Kochnische. Mark ging zusammen mit Ben nach hinten in den Anbau und suchten nach dem Stromgenerator. Er stand verlassen in einer Ecke und war mit einer schweren Kunststoffplane abgedeckt. Die jungen Männer entfernten die Plane und beugten sich über den Stromgenerator.

„Das kann doch nicht so schwierig sein, den zum Laufen zu bringen“, sagte Mark, legte einen Schalter vorne am Anlassergehäuse um, wartete einen Moment und drückte schließlich auf den roten Knopf am Blechgehäuse.

Nichts.

„Probier es noch mal“, forderte Ben ihn auf.

Mark drückte ein zweites Mal auf den rot markierten Startknopf.

Und dann erwachte der Generator summend zum Leben. Die beiden jungen Männer hörten ein schwirrendes Geräusch aus dem großen Metallgehäuse und dann sprang die Maschine ratternd und brummend an.

„Ja, wir haben Strom“, rief Mark vor lauter Freude und klopfte Ben auf die rechte Schulter.

Ben wandte sich vor Aufregung an das Mädchen.

„Wo ist das Funkgerät, Mary?“ fragte er.

Sie deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger in Richtung einer kleinen Nische mit einem braunen Vorhang davor.

„Das Funkgerät befindet sich hinter dem Nischenvorhang. Rechts an der Wand ist ein Schalter, den du auf „EIN“ umlegen musst. Danach läuft das Ding. Strom ist ja schon da“, gab Mary prompt zur Antwort.

Ben schob den Vorhang zur Seite, holte sich einen Stuhl und setzte sich vor das Funkgerät. Dann drückte er den Schalter rechts an der Wand in die Stellung „EIN“, schnappte sich das Mikrofon und wartete.

Mark und Mary standen dicht hinter ihm. Sie lauschten gespannt.

„Wir kommen von hier weg. Wir stellen den Kontakt zu jemand her, der uns auf der Hauptinsel hört. Dann erzählen wir, was mit uns passiert ist und in ein paar Stunden sind welche hier, die uns abholen. – Also, ich werde jetzt mal versuchen, eine Verbindung herzustellen“, erklärte Ben Conner, hielt sich den Zeigefinger an den Mund und drehte am Lautstärkenknopf herum.

Aus dem Funkgerät ertönte tatsächlich ein Knacken.

Ben grinste die beiden anderen an.

„Was wollt ihr als Erstes essen, wenn wir wieder was zu essen kriegen?“

„Ich bestelle mir einen Apfelkuchen mit Schlagsahne“, schoss es aus Mary heraus. Sie lachten alle drei.

„Ich lasse mir eine knusprige Pizza mit allen Beilagen direkt nach Hause liefern“, warf Mark dazwischen und rieb sich genüssliche den Bauch.

Ben widmete sich wieder dem Funkgerät. Er hielt sich das Mikrofon vor den Mund, drehte an dem Abstimmknopf und suchte nach einer freien Frequenz.

„Was soll ich eigentlich sagen?“ fragte er seine Freunde. „Soll ich Mayday oder so was rufen, wie in diesen Katastrophenfilmen?

„Sag einfach mal zuerst ‚Hallo’, dann werden wir schon hören, was als Antwort zurückkommt“, sagte Mary zu Ben.

„Ja. Sag einfach so lange ‚Hallo’, bis jemand antwortet“, erwiderte Mark und fügte hinzu: „Aber jetzt fang endlich mal an! Ich bin gespannt, wer sich meldet.“

Ben starrte auf das knackende Funkgerät. Das Mikrofon zitterte in seine Hand. Dann hob er es an seinen Mund.

„Hallo? Hallo? Hallo? Kann mich jemand hören?”

Aus dem klobigen Kasten ertönte zuerst ein sirrendes Pfeifen, das bald in ein krächzendes Geräusch überging. Ben änderte die Tonhöhe und drehte danach am Abstimmknopf herum.

„Hallo? Kann mich jemand hören? Bitte melden! Wir sind in Schwierigkeiten und brauchen Hilfe“, rief er ins Mikrofon.

Wie gebannt horchten alle drei, als eine tiefe Stimme erklang. Eine Männerstimme. Sehr weit weg. Sie ging fast im Knistern und Rauschen des Gerätes unter.

„Hallo?“ schrie Ben ins Mikrofon. „Können Sie mich hören?“

Wieder erklang die Männerstimme. Das Rauschen wurde schwächer. Ben und die anderen konnten den Mann jetzt deutlich hören. Seine Stimme schwoll sehr stark an und wurde wieder leiser.

„Der Kerl singt!“ rief Ben erstaunt. „Hört euch das bloß mal an!“

Der Mann sang tatsächlich mit einer tiefen, kratzigen Stimme ein Lied in einer fremden Sprache, die keiner von den jungen Leuten je gehört hatte. Sie kam ihnen auch nicht bekannt vor und hörte sich irgendwie fremdartig an. Die Melodie klang sonderbar, immer die gleichen seltsam abgehackten Worte.

Die drei lauschten dem Lied, das so langsam und quälend aus dem Lautsprecher drang. Ganz ohne Musik, nur ein Mann, der allein vor sich hin sang.

„Geh mal auf eine andere Frequenz – schnell!“ sagte Mark zu Ben.

Ben drehte am Frequenzknopf.

Und dann kam der Mann zurück, der immer noch sang mit seiner tiefen, kratzigen Stimme.

„Hallo? Hallo?“ plärrte Ben abermals ins Mikrofon.

Das Zirpen und Rauschen wurde schwächer. Dann war plötzlich der Kerl wieder da.

„Nein! Das gibt es doch nicht! Egal welche Frequenz ich einstelle, der Typ ist überall drauf. Er lässt sich nicht ausblenden!“ schrie Ben voller Wut. Er verlor langsam die Beherrschung.

Ben versuchte es noch einmal.

„Bitte verlassen Sie den Kanal!“ flehte er jetzt. „Wir sind in Not und brauchen dringend Hilfe. Man hat uns auf einer einsamen Ferieninsel zurückgelassen. Wir wissen nicht, was passiert ist und warum die Leute weg sind. Bitte, holen Sie Hilfe! Bitte!“

Ben suchte eine neue Frequenz. Aber auch dort war der Mann zu hören.

Wieder eine andere Frequenz. Der Mann sang weiter sein seltsames Lied.

„Verdammt noch mal, aufhören!“ schrie jetzt auch Mark ins Mikrofon. „Seien Sie endlich still!“ kreischte er.

Mary schüttelte verwirrt den Kopf. „Aber – aber das ist nicht möglich. So was kann es nicht geben!“ murmelte sie verstört vor sich hin.

Und dann hörten sie alle drei über den Lautsprecher, wie der Mann plötzlich zu lachen begann. Es war ein tiefes, kaltes, grausames Lachen.

„Schalte das verdammte Ding aus!“ schrie Mary voller Entsetzen. Doch das Lachen ging weiter, auch dann noch, als Ben den Schalter in die Stellung „Aus“ zurücklegte.

Es war ein eisiges Gelächter, spitz wie ein Eiszapfen, das da von den Wänden der alten Ferienhütte hallte und in ihren Ohren schwang.

Ben, Mary und Mark drehten sich fast gleichzeitig herum und blickten gemeinsam zur Eingangstür rüber. Sie erschraken so heftig, dass sie augenblicklich zu schreien anfingen und am liebsten weggelaufen wären. Aber zwischen Tür und Angel stand ein hagerer Mann, der aussah wie Mr. Bill Allen. Er verwandelte sich nach und nach in eine Kreatur, die jetzt langsam auf die drei völlig verängstigten jungen Leute zuging und ihnen im nächsten Augenblick aus einer Distanz von mehr als zwei Metern spontan eine schwarze Säure ins Gesicht spritzte.

Es war der reinste Horror.

Schreiend vor Entsetzen versuchten die drei jungen Leute noch aus dem Zimmer zu fliehen. Aber sie hatten keine Chance. Die Säure des grausigen Ungeheuers zerfraß in Sekundenschnelle die Haut und das darunter liegende Fleisch ihrer schreckensverzerrten Gesichter. Sie fraß sich dampfend weiter und legte schon bereits Teile des Gebisses frei, bis sie letztendlich zuckend vor Schmerzen einer nach dem anderen zu Boden stürzten und noch an Ort und Stelle qualvoll starben.

Die Bestie aber grunzte zufrieden, als sie sich über die drei warmen Leichen hermachte und genüsslich verspeiste. Zurück blieben nur ein paar Knochen.

Nachdem die fürchterliche Kreatur ihre blutige Fressgier endlich befriedigt hatte, nahm sie einen silberfarbenen, Bumerang ähnlichen Gegenstand zwischen ihre scharfen Klauen und drückte sanft eines der vielen kryptischen Zeichen auf der metallenen Oberfläche, die plötzlich alle rot aufleuchteten. Im nächsten Moment löste sich der Körper des unheimlichen Monster wie ein sich stetig verblassendes Bild langsam auf. Dann verschwand es im Nichts.

Zurück ließ die Bestie einen Ort des Grauens.

Viel später.

Unter den zahlreichen Passagieren eines modernen Kreuzfahrtschiffes befand sich auch ein großer, hager aussehender Mann in einem langen hellen Mantel und einem weiten Sonnenhut auf dem Kopf, der sein bleiches Gesicht verbarg. In seiner rechten Hand hielt er ein silbrig glänzendes Artefakt, das aussah wie ein Bumerang.

„Persönliches Eigentum“ stand als amtlicher Vermerk auf einem kleinen ovalen Zettel, den eine freundlich lächelnde Mitarbeiterin der Bordcrew des Kreuzfahrtschiffes auf den silberfarbenen Gegenstand aufgeklebt hatte.

Als der Mann in seiner kleinen Passagierkabine angekommen war, legte er die Rückenlehne seines Sitzplatzes zurück und verdunkelte den Raum, um sich vor fremden Blicken zu schützen.

Nach einer Weile war er eingeschlafen und manchmal war es so, als würde sich sein menschlicher Körper, wenngleich auch unmerklich für wenige Sekundenbruchteile nur, in die Gestalt eines Monsters verwandeln.

Das Schachspiel des Todes

Im letzten Stockwerk des Museums machte Alissa die geschwätzige Reiseleiterin auf eine seltsame Tatsache aufmerksam, dass sich immer mehr Mitglieder der Reisegruppe entweder absichtlich entfernt hatten oder auf andere Weise irgendwo in dem unübersichtlichen Labyrinth der Gänge und Säle verloren gegangen seien. Aufgetaucht ist seitdem niemand mehr. Die Betreuerin der Reisegruppe, eine etwa 40jährige gut aussehende Dame mit langen schwarzen Haaren und einem extrem körperbetonten Kostüm, kümmerte sich die ganze Zeit mehr um einen reichen, grau melierten Mittfünfziger, als um die zurückgebliebenen Nachzügler der Gruppe.

Bei der Führung der Touristen durch die alten Gemäuer einer teilweise wieder aufgebauten Kleinstadt aus dem 21. Jahrhundert plauderte die Reiseleiterin ununterbrochen über die in dieser Abteilung des Museums untergebrachten Attraktionen, anstatt zusammen mit der Betreuerin auf die desorientierten Leute aufzupassen, die jetzt wahrscheinlich irgendwo herumirrten und keine Ahnung davon hatten, wo sie sich befanden.

Das gewaltige Museum bestand aus über fünfundzwanzig Stockwerken und war mehr als zehnmal so lang wie ein Fußballstadion. Ganz oben, wo sich Alissa jetzt mit der Reisegruppe befand, herrschte vollkommene Stille. Hier waren die elektronischen Riesenrechner aus einer längst vergangenen Zeit untergebracht, die einstmals von mittelalterlichen Computeringenieuren und künstlerisch begabten Informatikern ersonnen, gebaut und programmiert worden sind.

Das 18jährige Mädchen Alissa blieb einfach stehen und betrachtete die beeindruckende Schönheit dieser uralten Geräte, die schon längst in die Annalen der menschlichen Kulturgeschichte eingegangen waren. Man sah sie als äußerst wertvolle Stücke an, von denen es nur noch sehr wenige auf der Erde gab. Einige dieser elektronischen Ungeheuer funktionierten sogar noch.

Nach einer Weile des stummen Staunens und neugierigen Betrachtens wollte sich Alissa an die Reiseleiterin wenden, um einige Fragen an sie zu richten. Doch mittlerweile hatte sich die Gruppe von Touristen in unbekannter Richtung entfernt und nun stand sie selbst völlig allein mitten in der großen Museumshalle für altertümliche Computer, von denen etwa dreißig dieser grauen mannshohen Metallkästen wie eine Kompanie erstarrter Robotersoldaten in mehreren versetzten Reihen hintereinander aufgebaut waren. Das Mädchen konnte sich für einen Augenblick nicht des Eindrucks erwehren, von den stillen Maschinen beobachtet zu werden, deren bunte Kontrolllämpchen für den Bruchteil einer Sekunde mehrmals hintereinander schwach aufleuchteten.

Alissa bekam es mit der Angst zu tun und versuchte die Reisegruppe wiederzufinden, doch nachdem sie die nächste Halle erreicht hatte, wo ebenfalls mehrere Korridore zusammenliefen, verfehlte sie die Richtung und irrte in den Räumlichkeiten herum, deren hohe weißgrau marmorierten Wände mit wissenschaftlichen Apparaturen aller Art vollgestopft waren. Die jahrhundertealten Gerätschaften füllten die Innenräume der nachgebauten Laboratorien aus, wo einstmals Wissenschaftler am Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts in ähnlich aussehenden Labors wichtige Experimente durchführten.

Die Zeit war natürlich an den kostbaren Sammlungen nicht spurlos vorübergegangen. Trotz chemischer Konservierungsmittel rosteten die Stahl-und Blechteile an einigen Stellen langsam vor sich hin. Sogar der Kunststoff war davon nicht ausgenommen, der immer wieder von einem unbekannten Mikroorganismus befallen wurde, der besonders die Farbe beseitigte, die auf vielen Artefakten als Oberflächenschutz aufgebracht war.

Alissa sah sich nach allen Seiten um. Von ihrer Gruppe war nirgends etwas zu sehen. Nach einer halben Stunde erfolglosen Suchens gab das Mädchen auf und beschloss, auch wegen der unheimlichen Atmosphäre dieses trotz seiner atemberaubenden Größe sonderbar stillen Ortes, auf eigene Faust zum Aufzug zurückzukehren, um ins Erdgeschoss hinunterzufahren. Dort unten wartete vor den gewaltigen steinernen Säulen des Museums auf einem weitläufigen Parkplatz ihr Touristenbus, der nicht mehr wegfuhr, bis alle seine Passagiere wieder vollzählig an Bord waren.

Der Weg zum nächst gelegenen Aufzug war durch auffällig gelbe Hinweistafeln an den Wänden gekennzeichnet und Alissa brauchte nicht lange, da erreichte sie am Ende eines schmalen mit Ornamenten reich verzierten Korridors eine hell beleuchtete Aufzugskabine, deren elektrisch betriebene Schiebetür weit offen stand. Das Mädchen ging hinein, stellte sich in die rechte Ecke und drückte auf den runden Knopf mit einem großen E darauf. Leise surrend setzte sich der Schließmechanismus in Bewegung bis die Kabinentür ganz geschlossen war. Dann sauste der Aufzug nach unten, der nach kurzer Fahrt aber zwischen zwei Stockwerken plötzlich stehen blieb. Alissa betätigte automatisch den Notruf gleich neben der Stockwerkstastatur und wartete auf eine Antwort. Nach etwa einer knappen Minute des ungeduldigen Wartens drang aus dem über den Etagenknöpfen angebrachter Lautsprecher eine sanfte männliche Stimme.

„Hallo Alissa! Möchtest du einmal etwas ganz besonderes erleben? Wir hätten da was für dich, was dir bestimmt gefallen würde.“

„Wer spricht da mit mir? Und was soll diese komische Fragerei?“

„Willst du die Frau eines Königs werden, die erste Dame in seinem Königreich? Na, wie wäre es damit? Ja oder nein? Es liegt ganz an dir, Alissa! Warte nicht zu lange mit der Entscheidung. Der Aufzug setzt seine Fahrt nach unten bald wieder fort und dann werde ich dich nicht mehr fragen können.“

„Sie scherzen doch nur mit mir?“

„Nein!“ sagte die Männerstimme noch sanfter. „Du kannst es wirklich werden.“

„Und wie?“

„Nichts Leichteres als das. Wir suchen gerade eine geeignete Person für die Stelle als Königin. Die frühere Königin musste leider abdanken. Der gesamte Hofstaat erwartet dich.“

„Wo?“

„Mach schnell! Die Aufzugskabine setzt ihre Fahrt gleich fort. Drücke einfach auf den blauen Knopf. Alles andere überlasse mir. Die „bunte Veranstaltung“ geht in ein paar Minuten weiter. Wir warten auf dich.“

Als die unbekannte männliche Stimme das Wort „bunte Veranstaltung“ ausgesprochen hatte, wurde Alissa mit einem Schlag klar, die anfangs von dem geheimnisvollen Vorschlag überrascht worden war, dass hinter dem Sprecher nur eine ganz gezielte Touristenattraktion stecken könne, die vom Reiseveranstalter zu Unterhaltungszwecken organisiert wurde. Das junge Mädchen liebte solche Überraschungen und warum sollte sie da nicht mitmachen? Vielleicht fand das ganze Schauspiel in den alten Ruinen der Kleinstadt aus dem 21. Jahrhundert statt, wo sie heute schon mal mit der Reisegruppe durchgegangen war. Nicht selten hörte sie von malerischen Schlössern, die es damals gegeben haben soll, in denen noch echte Königinnen und Könige mit ihrem gesamten Hofstaat untergebracht waren. Wiewohl sich Alissa in der Chronologie vergangener historischer Epochen nicht sehr gut auskannte, freute sie es doch bei dem Gedanken an ein amüsantes Spiel, zumal sie es von den Höhen eines königlichen Thrones aus bewundern durfte, wenn ihre Zusage bald geschähe.

Das Mädchen drückte schnell mit dem rechten Zeigefinger auf den blauen Knopf und sogleich setzte sich der Aufzug mit einem fast unmerklichen Ruck wieder nach unten in Bewegung. Allerdings fuhr die Kabine am Erdgeschoss vorbei, wo das Zählwerk die Ziffer „Null“ anzeigte, bis sie schließlich zur Etage des sechsten unterirdischen Stockwerks hinunterfuhr und dort anhielt. Alissa wunderte sich über diesen Umstand, glaubte sie doch, dass es im Museumsgebäude gar nicht so viele Keller geben könne. Dann öffnete sich surrend die Schiebetür wieder und das Mädchen verließ das helle Innere des Aufzugs und trat hinaus auf einen reich mit Ornamenten und Bildern verzierten Korridor, wo sich am anderen Ende eine weitere Tür befand, die nur leicht angelehnt war. Alissa stieß sie auf und sah in einen Saal hinein, wo sich in der Mitte eine Schar Touristen aufhielt. Die Gruppe bestand aus all jenen Personen, die bei der Museumsbesichtigung hinter der Reisegruppe zurückgeblieben waren und sich im Gebäude verirrt hatten. Als sie das etwas verängstigte Mädchen sahen, fingen sie an zu lachen und auch Alissa lächelte ihnen zu. Jedenfalls hatte sie ihre Freunde wieder und bekam auf einmal große Lust dazu, sie zu umarmen und abzuküssen.

Kaum war sie allerdings ein paar Schritte im Saal gelaufen, wäre sie beinah vor Schreck erstarrt. Denn gerade in dem Moment, als sie über das unverhoffte Wiedersehen der verloren geglaubten Gruppenmitglieder vor lauter Erleichterung tief durchatmete und darüber nachdachte, dass ihr kleines Abenteuer glimpflich ausgegangen war, wurde einem der wartenden Männer mit dem kräftigen Schlag einer mit beiden Händen fest umklammerten Axt krachend der Schädel gespalten, sodass der Erschlagene nach allen Seiten Blut spritzend zu Boden sank. Am anderen Ende des Saales schoss plötzlich eine stählerne Tentakel aus der dunklen Ecke, griff sich mit einer Art Fleischerhaken den leblosen Körper und zog ihn an die Wand, wo schon ein stinkender Haufen fürchterlich zugerichteter Leichen herumlagen. Die abgeschleppte Leiche hinterließ einen hässlich aussehenden roten Streifen Blut.

Alissa brachte vor Entsetzen den Mund nicht mehr zu. Sie wollte schreien, aber ein schmerzhafter Krampf unterdrückte jeden noch so leisen Ton aus ihrer verkrampften Kehle. Instinktiv lief sie zurück zum Ausgang des Saales, wo sich der Korridor zum rettenden Aufzug befand. Das Mädchen strauchelte, fiel auf den harten Boden, rappelte sich in Panik sofort wieder hoch und torkelte weit nach vorne gebeugt auf die offene Tür zu. Aber eine fremde Kraft schien ihre Muskeln zu beherrschen, die sie am Weiterlaufen hinderte. Dann rissen irgendwelche mechanischen Arme ihre Kleider vom Leib bis sie nackt mit dem Rücken vor den verzweifelten Menschen stand, von denen einige hysterisch lachend auf einen weiteren Schlag mit der unheimlichen Axt warteten. Alissa konnte nicht glauben, dass das, was sie hier erlebte, Wirklichkeit sein sollte.

Das Mädchen wurde plötzlich von den herum-fahrenden Armen am Kopf gepackt und in eine aufrechte Haltung gezwungen. Dann kam eine schaufensterpuppenähnliche Gestalt auf sie zu, die sie in ein langes, reich mit goldenen Spitzen besetztes Kostüm kleidete. Seltsamerweise war sie ihr dabei behilflich, obwohl sich alles in ihrem Kopf vor Entsetzen dagegen sträubte. Alissa konnte trotz der körperlichen Fixierung den Kopf frei bewegen. Sie schaute nach allen Seiten und bemerkte voller Erstaunen, dass ihr etwas bewusst wurde. Der Blick für die blutige Situation wurde von Sekunde zu Sekunde klarer und sie sah Dinge, die ihr vorher gar nicht aufgefallen waren.

Einmal abgesehen von dem erstaunlichen Verhalten der auf ihre Hinrichtung wartenden Menschen, die unablässig lächelten, teils apathisch dastanden oder hysterisch herumtanzten, fielen dem jungen Mädchen andere sonderbare Einzelheiten an ihrem unnatürlichen Aussehen auf. Alle trugen diese komischen Gewänder, die der Kleidung des früheren Altertums ähnelten. In ihren Händen trugen sie entweder einen Dreizacken, blitzende Schwerter, mit Eisenzacken besetzte Streitkolben oder Speere.

Wenige Minuten später ereignete sich ein neuer Zwischenfall, der Alissa das Blut in den Adern gefrieren ließ. Eine mit einem Speer bewaffnete Frau schleuderte vor ihren Augen diesen mit ungeheurer Kraft von sich und durchbohrte damit die Brust eines jungen Mannes, sodass die Spitze der Waffe hinten aus seinem Rücken fuhr. Er kippte mit einem gurgelnden Laut zur Seite und blieb zuckend auf dem Boden liegen. Die Frau trat mit federnden Schritten zu ihm hin und riss mehrere Male an dem Speer herum, bevor sie ihn aus dem grässlich blutenden Leib zog. Der Mann schrie vor Schmerzen und bäumte sich im Todeskampf noch einmal auf bevor er leblos wegsackte und starb. Wieder schoss die Harpune aus der dunklen Ecke, bohrte sich in die Eingeweide des toten Mannes und zog den schlaffen Körper rüber an die Wand zu den anderen Leichen.

Während Alissa so dastand und bis auf den Kopf kein anderes Körperteil bewegen konnte, zog der Haken zwei weitere entsetzlich verstümmelte Menschen in die Leichenecke. Dann kehrte Stille ein. Unter der Last vor Angst beinahe ohnmächtig, umkreiste das Mädchen auf einen geheimnisvollen Befehl hin den Rest der Touristengruppe, bis sie an eine Stelle kam, wo sie die Nische mit einem schwarzen Computer darin entdeckte. Das zweite Elektronengehirn bemerkte sie früher und ein anderes, das auf der gegenüberliegenden Seite in einer abgedunkelten Ecke stand, dessen Gehäuse weiß angestrichen war.

Alissa ging langsam ein Licht auf. Mit aller Macht trat sie mit beiden Füßen unter Aufbringung des Restes ihres freien Willens gegen die Metallwand des weißen Computers, aus dem im gleichen Augenblick ein dünner Rauchfaden herausschoss, gefolgt von einer Serie lauten Knackens. Dann gab es einen Kurzschluss. Die Lichter im Saal gingen aus und man konnte den Geruch der brennenden Kabelisolierung riechen. Noch einmal schaltete sich das Saallicht ein und erst jetzt erkannte das junge Mädchen, dass der Boden des Saales ein riesiges Schachbrettmuster bedeckte, wo auf den schwarzen und weißen Feldern die vor Angst schwitzenden Touristen wie Gespenster herumstanden. Eine Notbeleuchtung schaltete sich automatisch ein als das Deckenlicht des Saales vollends erlosch. Dann kam ein Reparaturteam aus mehreren Roboterpuppen, die eine Zeit lang brauchten, bis wieder alles ordnungsgemäß funktionierte. Nur das Saallicht blieb so, wie es war. Dann setzten die Computer das Schachspiel fort.

Das Schachbrett hatte eine Seitenlänge von etwas zehn oder zwölf Metern. Im Schein der trüben Notbeleuchtung verblassten die weißen Felder ein wenig, doch blieben sie weiterhin sichtbar. Alissa verstand nun, warum die mechanischen Diener sie in ein Kostüm gesteckt hatten, das von Kopf bis Fuß weiß war. Sie war die Dame, die weiße Königin. Diese Tatsache stimmte sie im ersten Augenblick optimistisch: Sie befand sich zurzeit nämlich am Rand des Schachbretts auf der Seite des schwarzen Computers

Noch befanden sich auf dem Schachbrett zwanzig Leute. An der Wand lagen die Leichen der übrigen zwölf, die bereits aus dem Schachspiel ausgeschieden waren. Die Touristen trugen die unterschiedlichsten Helme und Hüte auf dem Kopf und waren derart gekleidet, dass man sie als Schachfiguren erkennen konnte. Jeder trat in seiner Rolle auf. Die meisten der Unglücklichen schauten ängstlich nach allen Seiten, hatten aber mittlerweile begriffen, dass sie ihren Part als Schachfigur nach den Regeln des Schachs spielen mussten, wenn sie nicht von der Axt oder einer anderen Waffe getötet werden wollten. Bislang hatte wohl jeder geglaubt, dass er durch einen Stoß umkommen oder selbst zu einem vom Computer frei gewählten Zeitpunkt einen Stoß versetzen müsse. Ihnen wurde aber immer mehr bewusst, dass ihr Schicksal vor allem von der aktuellen Lage auf dem Schachbrett abhing.

Alissa war dem weißen Computer zugeordnet worden, der in der auszutragenden Partie die Reihenfolge vieler Schachzüge richtig vorausgesehen hatte. Deshalb war es ihm auch möglich gewesen, das Mädchen vorzeitig zur Teilnahme an der „bunten Veranstaltung“ einzuladen. Als sie zusagte und später den Saal betrat, wurde sie sofort dem „mechanischen Willen“ der unsichtbaren Kraft untergeordnet und musste dann, als weiße Dame verkleidet, einige Zeit später gehorsam den Platz eines Mannes einnehmen, der vom Schachbrett abtrat, als sie vor ihm erschien. Dieser Mann spielte die Rolle des „weißen Bauern“, der es aufgrund der richtigen Schachzüge des weißen Computers bis zur achten Linie geschafft hatte, wo die Weißen das Recht besaßen, ihren Bauern durch eine andere Figur ihrer Wahl zu ersetzen, was dann auch geschehen war.

Kurz nach dieser entscheidenden Spielwendung erhielt Alissa von einer mechanischen Hand, die aus dem Dunkeln des Saales hervorschoss, nicht nur eine goldene Krone auf den Kopf, sondern auch eine Armbrust in die Hände gedrückt. Daraufhin wandte sie sich der Mitte des Schachbretts zu und von einem plötzlichen Impuls getrieben, drückte das Mädchen auf den Abzug der Waffe. Sie hörte das Schwirren der Sehne, konnte aber nicht erkennen, welches Ziel ihr abgeschossener Pfeil traf, weil sie die Augen noch vor dem Schuss schloss. Das schlanke Geschoss bohrte sich ausgerechnet in den Hals jener Frau, die zuvor den jungen Mann mit dem Speer grausam niedergemetzelt hatte. Nach dieser tödlichen Aktion zwangen die unsichtbaren Kräfte Alissa zum Verlassen des besetzten Feldes und sie nahm die Position ihres Opfers ein. Auch diesmal wehrte sich das Bewusstsein des jungen Mädchens gegen den permanent vorhandenen fremden Willen, aber ihre Muskeln gehorchten anderen Gesetzen.

Die Antwort des schwarzen Computers dauerte nicht lange. Mit dem Schwert seines Bauern schlug er dem weißen Springer den Kopf ab, der von einem älteren Herrn mit einem Dreizack in den Händen gespielt wurde. Alissa kannte ihn von der Busfahrt her, da er neben ihr am Fenster Platz genommen hatte. So kamen sie beide automatisch ins Gespräch.

Der Schlag des schwarzen Bauern, ein ehemaliger Boxer, wurde mit derart großer Kraft geführt, dass dem Alten nach dem Hieb die gezackte Waffe im hohen Bogen aus der Hand fiel und in die Abdeckung des weiß farbigen Computers schlug, hinter der etwas zersplitterte. Auf einem seiner Monitore erschienen einige Störlinien und im gleichen Augenblick wechselte Alissa, die weiße Königin, zum Nachbarfeld rüber, aber schon nach wenigen Sekunden eines fürchterlichen Zitterns in den Gliedmaßen wegen verließ und auf ihren vorherigen Platz zurückkehren musste. Das junge Mädchen wusste jetzt, dass der weiße Computer in einem früheren Spielabschnitt offenbar seine Königin bzw. Dame verloren oder, wie man vielleicht sagen würde, um der Verbesserung der Lage seiner Figuren auf dem Schachbrett willen bereitwillig geopfert hatte.

Jetzt allerdings waren schon sehr viele Figuren abgeräumt worden und keine der beiden Parteien besaß ein zahlenmäßiges Übergewicht, das heißt, keine verfügte über eine größere Anzahl von Spielfiguren, was für eine Meisterpartie typisch war. Ob die Weißen durch die Wiedergewinnung ihrer Königin oder Dame ein Übergewicht bekommen hatten, war bei der makaberen Lage nur sehr schwer abzuschätzen. Die Angst ließ eine genaue Analyse des Spiels nicht zu.

Plötzlich flackerte am schwarzen Computer ein rotes Lämpchen. Seine Kameraobjektive richteten sich auf die weiße Königin. Der weiße Computer spulte im gleichen Moment das letzte Stück der Aufzeichnung des Spiels um, zeigte mit dem Pfeil die Störungsstreifen auf dem Monitor an und ließ das Mädchen Alissa mit den Füßen auf das von ihr besetzte Feld stampfen, worauf der Schwarze, als ob er die Ursache der Störung nicht zu Kenntnis genommen hätte, die Reihe der Warnsignale wiederholte.

Es war klar, dass der schwarze Schachspielcomputer unter Berufung auf die bekannten Spielregeln gegen den schändlichen Entschluss seines Gegenspielers protestierte, der mit seiner Königin/Dame einen unüberlegten Schachzug gemacht und diese kurz danach schnell wieder zurückgezogen hatte, wohingegen sich der Weiße mit der augenblicklichen Unpässlichkeit durch die eingetretene Beschädigung mit dem Dreizack entschuldigte.

Das Spiel kam zum Stillstand. Erst als eine mechanische Hand, gesteuert von dem dritten Schiedsrichtercomputer, aus dem hinteren dunklen Teil des Saales mit einem schweren Hammer drohend auf den weißen Computer zufuhr, war dieser dazu bereit, sich an die harten Spielregeln zu halten. Alissa bekam den Befehl, auf das umstrittene Feld zurückzukehren. Noch während sie ihren erzwungenen Standortwechsel vornahm, dachte sie darüber nach, dass ihr während der Stadtbesichtigung ein Komponist aufgefallen war, der mehrmals gedankenversunken die Gruppe verloren hatte, bevor er ganz verschwand. Nun defilierte dieser Mann, den Helm des Turmes auf dem Kopf, an dem jungen Mädchen vorbei und blieb drei Felder weiter stehen, wo er die schwarze Königin/Dame verteidigte, die von seiner Freundin gespielt wurde, die eine bekannte Opernsängerin war. Auf der Schulter trug sie eine Waffe und wartete auf den Zug der Weißen.

Alissa blickte zu ihr hinüber und bemerkte ihren flehentlichen Blick. Die Opernsängerin war vor lauter Angst der Ohnmacht nahe. Trotzdem nahm das Mädchen die Armbrust hoch, spannte den Kolben und zögerte aber aus unbekannten Gründen noch etwas. Der Gedanke war erschreckend und absurd genug, dass der weiße Computer sich deswegen für den Austausch der schwarzen Königin/Dame entschieden hatte, damit nach ihrem Tod der schwarze Turm in einer etwas schlechteren Position zu stehen käme. Dann zwangen die feindliche Kräfte Alissa dazu den tödlichen Pfeil abzuschießen, der die Freundin des Komponisten direkt zwischen die Augen traf und tief in ihr Gehirn eindrang. Durch die Wucht des Schusses wurde der Schädel der Opernsängerin in zwei Hälften gespalten, was zur Folge hatte, dass sich ein entsetzlich aussehender Blutschwall über ihren zusammengesackten Körper ergoss und das Schachbrett an dieser Stelle in einem hässlich aussehenden Rot färbte.

Im Bewusstsein des Mädchens trat eine unheimliche Leere ein. Sie empfand es so, als hätte sie in einen Spiegel geschossen und sich dabei selbst getroffen.