Dörchläuchting - Fritz Reuter - E-Book

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Fritz Reuter

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Beschreibung

Wo dat tau Nigen-Strelitz up den Sloß späuken ward. – Wat 'ne Rodump is. – Wo Dörchläuchten mit sine Christel-Swester dörch sine Staaten reis't. – Wo Sachtleben sin Wallach inspannt ward, un de Kammerdeiner Rand Dörchläuchten tau 'ne Bellmandür anstift. – Dörchläuchten set't mit einen Blick ut dat eine Og' 'ne Staatsakschon in't Wark. – Tau Nigen-Bramborg sall 'ne nige Paleh bugt warden, un sei ward ok bugt. – Wer Dörchläuchting eigentlich was.

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Veröffentlichungsjahr: 2014

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Fritz Reuter

Dörchläuchting

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Fritz Reuter - Dörchläuchting

 

Damit er sich daran etwas verlustiren und vermüntern möge, habe ich diese heitere Geschichte meinem lieben Freunde, dem

 

Dr. Julian Schmidt,

 

in herzlicher Liebe und unwandelbarer Freundschaft gewidmet.

 

Fritz Reuter.

 

'Ne Vörred',

 

dormit dat mi nahsten kein Nahred' dröppt.

 

Wenn ick mi vermeten dauh, in dit Bauk ut de kümmerlichen Tiden nah den säbenjöhrigen Krig 'ne Geschicht ut de gaude Vörderstadt Nigen-Bramborg tau vertellen, so darw Keiner sick inbilden, dat ick mi vel mit vörnehme Lüd', mit Grawen un Gräwinnen bemengen ward – natürlich, as dat all de Titel beseggt, Dörchläuchten utbenamen – oder dat ick mit Gold un Gesmeid' un sidene Kleder 'rümmer spillunken ward – natürlich ok hir wedder Dörchläuchten utbenamen – oder dat ick vele klauke un gelihrte Lüd' up en Band trecken un sei vör de Ogen von mine Lesers up un dal danzen laten ward – hir äwer vör Allen Dörchläuchten wedder utbenamen –; ne! dat All nich ! Grawen un Gräwinnen gaww dat dunntaumalen in Nigen-Bramborg nich un giwwt dat ok hüt noch nich; mit Gold, Gesmeid' un sidene Kleder hett sick dat frilich up Stun'ns bet upsmeten, dunntaumalen was dat äwer dormit Essig, un mit klauke un gelihrte Lüd' hett sick dat frilich ok hellschen upbetert, indem dat ick mit Plesir en por Dutz von jede Ort uptellen kann, dunntaumalen was – Dörchläuchten utbenamen, un de was 't ok man dörch sinen Hofpoeten – kein einzigste gelihrte un besonders klauke Mann in Nigen-Bramborg ; Einer hadd denn tau de irste Sort den Herrn Konrekter un Kanter Aepinus un tau de tweite den Herrn Hofrath Altmann reken müßt. – Ok mit annum un datum is dat in mine Geschicht sihr swack bestellt, un ick ward mi woll häuden, doräwer Hals tau gewen, denn wenn so'n richtigen kronischen oder kronologischen Klüsterkopp doräwer herfallen süll, denn künn hei mi Perfesser Kohlrauschen sine Tabellen unner de Näs' hollen un mi fragen: wo stimmt dit? un wo stimmt dat? un mi in de gaude Meinung von mine Lesers gründlich verrungeniren. Ick ward dat also maken as de Schriftstellers, de sick up Stun'ns mit de geschichtlichen Romanen befaten, wo vel von Roman de Red' is un wenig von Geschicht, ward Allens schön dörchenanner mölen un nah ehre Ort so anfangen:

 

»In der letzten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, als Columbus grade Amerika entdeckt hatte, ritt an einem finstern Novembertage ein eisenbepanzerter Ritter durch die blühende Landschaft und erquickte sich an dem Dufte des Flieders und Jasmins. Sein Mackintosh schützte ihn und die Rüstung , und als er in die Herberge zur goldenen Kugel in Neubrandenburg eintrat, hatte er das Glück, mehrere Weinreisende aus Lübeck, Hamburg und Rostock zu treffen, auch einen Zigarrenhändler aus Bremen. – Man verstand sich bald, und als sich ihnen der Chirurgus erster Klasse, Herr Doktor Bernhard Keller freundlichst zugesellt hatte, sangen die fröhlichen Reisenden die Neubrandenburger Nationalhymne aus dem Jahre 1849: ›Oh, Holzenburg, oh, Holzenburg, Du Segen für Neubrandenburg!‹ was ihnen aber mit Recht schlecht bekommen mußte, denn sie wurden von Jakob Bendschneider abgefaßt und nach einem ehrwürdigen Gesetze ans dem Jahre 1543 verurteilt, welches anhebt: ›So reisige Knechte in einer Herberge singen, &c.‹ – Auch der Herr Doktor Bernhard Keller wurde, weil er verschiedene Doktor-Reisen auf das Land gemacht zu haben dem Gerichte bewußt geworden war, als reisiger Knecht angesehen und diesem gemäß Rechtens verurteilt . . . .« – Na, so geiht dat doch woll nich, will'n man wedder annersüm! Mit de hochdütsche Sprak une den erhabenen Styl un den grotorigen Stoff ward ick in minen ollen Dagen woll ebenso wenig farig, as in minen jungen, ick will man wedder so an tau fläuten fangen, as ick vördem fläut't heww. Also:

 

 

Kapittel 1.

 

Wo dat tau Nigen-Strelitz up den Sloß späuken ward. – Wat 'ne Rodump is. – Wo Dörchläuchten mit sine Christel-Swester dörch sine Staaten reis't. – Wo Sachtleben sin Wallach inspannt ward, un de Kammerdeiner Rand Dörchläuchten tau 'ne Bellmandür anstift. – Dörchläuchten set't mit einen Blick ut dat eine Og' 'ne Staatsakschon in't Wark. – Tau Nigen-Bramborg sall 'ne nige Paleh bugt warden, un sei ward ok bugt. – Wer Dörchläuchting eigentlich was.

 

In dat Johr 1700 un so un so vel satt an einen Maidag gegen Taubettgahnstid Dörchläuchten von Meckelnborg-Strelitz, Adolf Fridrich, de virte sines Namens, mit sine leiwe Swester, de Prinzeß Christel, up sinen Sloß tau Nigen-Strelitz tausam un vertellte sick mit ehr wohrhaftige Späukgeschichten, dulle Ding', de kein Minsch glöwen würd, wenn sei nich würklich passirt wiren; un sei seten dor un grugten sick, Dörchläuchten Adolf Fridrich am düllsten.

 

Dunn kamm dörch den stillen Frühjohrs-Abend äwer den Zierker See en Ton heräwer, en gruglichen Ton, so'n Ton, as blot dat niderträchtigste Späuk sick utdenken kann, wenn't de armen Minschen bet in de grawe Grund verfiren will. Lang un dump treckte sick de Ton von widen her äwer ganz Nigen-Strelitz, un de beiden hogen Herrschaften wüßten't nich, kamm hei baben ut de Luft oder unnen ut den Irdbodden. 'T was ok ganz egal, denn't was glik gruglich. – Dörchläuchten, Adolf Fridrich IV. bewerte an Hän'n un Fäuten, un de Prinzeß Christel, de en hellsch resolwirtes Frugenstimmer was, hadd noch so vele Besinnung, dat sei 'ne sülwerne Klingel tau faten kreg un Storm lüden würd. – Worüm sei dat ded, wüßt sei sülwst ok nich, äwer't kemen doch Minschen tau Hülp. – Kammerdeiner Rand un Kammerjunker von Knüppelsdörp stört'ten in de Dör un frogen woso? un woans? – Dat wüßten de beiden hogen Herrschaften äwerst ok nich, denn't was jo en Späuk, un wer weit wat von en Späuk? Prinzeß Christel hadd äwer noch so vele Besinnung, dat sei de Beiden up en Staul dal winken ded, un so seten sei denn ehre Vir un keken sick stillswigend an, un Keiner wüßt, wat eigentlich los wesen ded, blot dat sei Dörchläuchten bewern segen. – Mit ein Mal äwer kamm de Ton wedder, un as hei so lang un dump äwer Nigen-Strelitz verklingen würd, höll sick Adolf Fridrich IV. de beiden dörchläuchtigsten Uhren tau un rep: »Dor is 't wedder!« – Kammerjunker von Knüppelsdörp namm den Kammerdeiner Rand dat Wurd vör den Mun'n weg, wegen de meckelnbörgsche Rangordnung, un säd: »Dörchläuchten, das sein die Rodump.« – Un de Prinzeß Christel hadd noch so vele Besinnung, dat sei frog, wat dat wedder för 'ne nige Ort Späuk wir. – Un de Kammerjunker säd, en Späuk wir dat gor nich, dat wir en Vagel, de sick af un an den Spaß maken ded, den Snawel in den Sump tau steken un denn los tau bröllen, üm Lüd' grugen tau maken. – Wat hei recht hadd, weit ick nich, äwer weiten kunn hei 't, denn hei was ok Jagdjunker. – Dörchläuchten trugte em äwer nich un säd, as hei sick en beten besunnen hadd: »Alle gauden Geister lawen Gott den Herrn! un Rand, Du slöppst des' Nacht bi mi in minen Kabinett.« – Dormit gung hei.

 

Prinzeß Christel satt nu noch en Strämel mit den Kammerjunker tausam un äwerläd sick mit em de Frag', wat sei dese Nacht för Middel gegen dat Späuk bruken un wen sei bi sick slapen laten süll, denn ehr Kammerjumfer, Korlin Soltmanns, wir en oll äwerglöwsches Talk, un sei kamm tau den Sluß, dat sei am besten ded, wenn sei sick för dese Nacht dat Schürmäten Wendula Steinhagens inventiren würd. – Wendel was nämlich 'ne hellsch forsche Perßohn, de sick vör'n Deuwel nich fürchten ded, sülwst nich vör Dörchläuchten, denn sei hadd mal tau Dörchläuchten seggt: »Je, Dörchläuchten, Sei! – Maken S', dat S' mi ut den Weg kamen!« un hadd vör em den Bessen in de Höcht böhrt. – –

 

De beiden hogen Geswister hadden nu in Randten un Wendula ehren Schutz de Nacht ruhig henbröcht un seten den annern Morgen bi't Frühstück un drunken Schockelohr. – Dunn gaww Dörchläuchten sine sonderbor deipen Gedanken taum Vörschin un säd: »Christel-Swester, Du büst en Frugenstimmer un Du weißt, ick gew nich wat dorup, äwer Du büst ut unser Dörchläuchtigstes Hus, un derowegen un in der Teilen will ick Di mit mine Regirungsmaßregeln in Kenntnis versetten. – Weitst wat Nigs? Ick bug' mi up en schönes Flag in mine Staaten en niges Paleh.« – »»Dauh dat,«« säd sei, »»Dörchläuchting! Du büst jo Herr von dat Ganze – wo hau't dat äwer ut mit dat Geld?«« – »Is mi ok all infollen,« säd Dörchläuchten, »äwer wotau heww ick denn mine Landdrosten? De möten mit Holt un Stein Rath schaffen, un de Handwarkers känen täuwen, denn es ist unerhört, daß Serenissimus Strelitziensis sich unter seiner Nase spuken lassen soll. – De dumme Kammerjunker seggt frilich: ›das sein die Rodump‹ – wat is äwer 'ne Rodump? Ick glöw Allens; äwer dat ick so'ne Erklärung glöwen sall, kann Einer von mi in mine Eigenschaft as regirende Herr nich verlangen. – Rand,« säd hei tau sinen Kammerdeiner, »Jochen Bähnhas' sall anspannen, de goldne Kutsch, drei Lakayen achter up un de beiden Löpers vörn weg; de Kutscher un de Lakayen sälen ehre Staatsmondirung mit de goldnen Tressen antrecken, un de beiden Löpers, Halsband un Fleischfreter, sälen den nigen Blaumenhaut ut Paris upsetten – à la Pompadour,« säd hei bi Sid tau sin Swester – »denn ich reise durch meine Staaten.« – »»Je, Dörchläuchten,«« säd Rand, »»dat ward woll nich gahn, denn uns' oll Wallach, de up de Bisid geiht, hett dat Spatt so dägern, dat hei keinen Bein vör den annern setten kann.«« – »Was scheert uns der Wallach!« rep Dörchläuchten in de grötste Zornigkeit. »Wenn unser Wallach krank ist, denn gehst Du zu dem Ackerbürger Sachtleben und leihest uns eins von seinen Pferden.« – »»Je, Dörchläuchten, hei giwwt en uns nich; de Mann is up Stun'ns in de hillste Meßführer-Tid, un denn steiht em dat nich tau verdenken.«« – »Du gehst, Rand; wir sind regierender Herr.« – Un Rand gung, un Sachtleben gaww sinen ollen stiwen Brunen her tau dat Paradenfuhrwark. –

 

Jochen Bähnhas' höll mit de goldne Kutsch vör de Dör, de drei Lakayen hackten ein achter den annern achter up, de beiden Löpers swewten de Strat entlang, Rand satt up den Buck, un Dörchläuchten mit sin Christel-Swester seten in de Kutsch. – »Wohen?« frog Jochen Bähnhas'. – »»Ümmer grad' ut,«« säd Rand, »»äwer Stargard weg bet an uns' Grenz; äwer jo nich 'räwer äwer de Grenz, denn wi bereisen blot unsere eigenen Staaten.«« – Un Jochen Bähnhas' führte dörch Stargard un dörch Fredland bet an de preußsche Kawel un törnte dor de Pird': »Prr, öh ha! – Hir is't tau En'n!« – Un Dörchläuchten befohl, sei wullen nu mal gegen Morgen äwer Woldegk reisen, un as sei achter Woldegk nah Wulfshagen kemen, dunn dreihte sick Kutscher Bähnhas' wedder up de Mähr üm un säd: »Rand, nu is't wedder al, wider geiht 't nich.« – Un Prinzeß Christel, de dit hürt hadd, säd: »»Dörchläuchting, dit is dat irstemal, dat ick so expreß dörch unsere Staaten reis'; ick hadd doch nicht dacht, dat dat so'n kort En'n wir.«« – »Christel,« säd Dörchläuchten, »Du büst en Frugenstimmer un hest keinen Verstand dorvon, wat meinst Du woll, wat noch Allens gegen den Middag tau liggt? Feldbarg un Mirow un Förstenbarg, dat liggt noch all in mine Staaten, un denn reckt sick dor achter Mirow noch en Zippel in dat Swerinsche 'rinne, de kann sick allentwegen seihn laten.« – »»Ne, Dörchläuchten,«« säd Rand, de dit hürt hadd, »»tau'n Seihnlaten is de Gegend just nich, denn dor würd Sei de Sand doch eklich in de Ogen stöhmen, un dat möt ick weiten, denn ick bün dor in de Gegend bürtig.«« – Un Dörchläuchten argerte sick äwer Randten sinen dummen Snack un kek ut de goldne Kutsch 'rut un rep: »Jochen Bähnhas', nah Hus! Un morgen führen wi in de Förstenbarger un Mirowschen Dannen.« – Un dat geschach grad' so, as Dörchläuchten dat vörut seggt hadd, denn hei was en forschen Regent, un wenn hei einmal seggt hadd: »Ick segg!« denn hadd hei 't seggt. – Un den annern Dag führten sei bet achter Förstenbarg nah Dannenwalde, un as Rand sick nah den Wagenslag 'rüm bögte un säd: »»Dörchläuchten, nu sünd wi wedder so wid,«« dunn würd Dörchläuchten falsch un rep ut den Wagen 'rut: »Wesenberg!« – womit hei sick trösten wull, äwer hei kamm trotz Wesenbarg in en vullständig ›unbefriedigten‹ Taustaud nah Nigen-Strelitz taurügg, un Rand un Christel-Swester stunnen up en Corydon tausam un schüddelten beid' mit den Kopp un frogen sick: »Wo dit woll ward?« – Un ut Morgen un Abend würd de drüdde Dag, un Dörchläuchten regirte dese Nacht nich, denn hei slep. Rodumpen leten sick nich hüren, un all dat Späuk, wat süs in den Sloß tau Nigen-Strelitz sin Wesen bedrew, hadd för dese Nacht 'ne annere Anstellung kregen. –

 

Den annern Morgen kamm de Kammerdeiner Rand 'runner tau de Prinzeß Christel un säd: »Gott sei Dank! dese Nacht hewwen wi rauhig slapen un in Freden förfötsch weg regirt, un hüt führen wi gegen den Westen tau nah Nigen-Bramborg, denn sünd wi mit uns' ganzes Reich dörch.« – Un Prinzeß Christel säd: »»Dat gew' de leiwe Gott! – Denn kriggt hei Rauh, denn hei is en tau forschen Regent.««

 

Un drei Stunnen dorup führten sei äwer den Dannenkraug bi Nigen-Bramborg, un wil dat Sachtleben sin oll Brun nich mihr kunn un von den Dannenkräuger sine Mähren ein inspannt warden müßt, gung Dörchläuchten en beten up un dal vör de Dör un kek äwer den schönen See heräwer in dat Brodasche Holt un säd tau sin Christel-Swester up Hochdütsch – denn de Kräugerfru stunn dorbi, un hei müßt ehr de herzoglichen Ihren erwisen –: »Durchlauchtigste, was meinst Du? – Wenn wir uns da drüben über den See ein ›Belvedere‹ erbauten?« – Prinzeß Christel wull wat seggen, äwer Rand sprung vörtau un säd: »»Dörchläuchten, Sei hewwen ümmer Recht, 'ne Bellmandür möt wi hewwen! – Alle hogen Herrschaften hewwen 'ne Bellmandür, un wi allein nich!«« – Un Dörchläuchten säd: »Rand hett Recht.« Un so führte hei nah Nigen-Bramborg 'rinne. –

 

As hei in dese Parl von sin Reich 'rinne kamen un up den Mark ankamen was, rep hei ut de goldne Kutsch 'rute: »Rand, Jochen Bähnhas' sal hollen!« un dormit steg hei mit sin Christel-Swester ut den Wagen un Rand vörn 'runner von den Buck un de drei Lakayen achter 'runner von den Tritt; de beiden Löpers, Halsband un Fleischfreter, verpust'ten sick. – Un dunn säd Dörchläuchten, Adolf Fridrich IV.: »Dies gefällt uns, und hier wollen wir uns ein Palais bauen!« – Dörchläuchten Christel-Swester wull wat seggen; äwer Dörchläuchten, de regirende Herr, brok ehr dat Wurd vör den Mund af un säd: »Dörchläuchten Christel, was wollen Sie mehr? Sind Sie unvergnügsam? – Sehn Sie, Hochsie –« denn dor stunnen vör den Ogenblick allerlei ›untertänigste‹ Unnerdahnen, de sick frilich man as lütte Stratenjung's utwesen, äwer Dörchläuchten müßte derowegen doch mit sine Swester Hochdütsch reden – »sehn Sie, dort t'Enns dem Rathhause wird's gebaut werden.« Un hei besach sick dat Rathhus von hinnen un vörn, un dat Rathhus let sick ok beseihn, denn 't kunn sick allenthalben seihn laten, indem dat in sine Buort utsach, as wenn dat vör langen Johren ut 'ne Wihnachtspoppenschachtel namen wir, un wir up den Mark von de Vödderstadt Nigen-Bramborg henstellt, dat Magistrat un Börgerschaft dor en beten mit spelen wull. – Un Prinzeß Christel säd tauletzt ok: »Cela me convient! Un, Dörchläuchting, Du bugst dat Paleh mit en por Flügeln, un ick treck denn in den einen.« – »»Dat wardst Du woll bliwen laten, Christel-Swester,«« säd Dörchläuchten und dreihte sick üm, »»nimm Di nicks vör, denn sleiht Di nicks fehl! Ick will in desen nigen Paleh den ollen Wiwerkram nich hewwen, den ick in Nigen-Strelitz heww. – Rand,«« rep hei, »»gah mal tau de beiden Burmeisters, un Ji,«« säd hei tau twei Lakayen, »»raupt mi mal de Rathsherrn hir her; ick let sei hirher tausamen raupen, Ich, der regierende Herr. – Du bleibst hier,«« säd hei tau den drüdden Lakayen, »»wir wollen uns nicht ganz von Dienerschaft entblößen.«« – Un somit gung hei mit sine Christel-Swester up un dal un regardirte gor nich dorup, dat sin Swester de Unnerlipp lang hängen let, un de Lakay tüffelte achter her. –

 

Un de beiden Burmeisters un de vir Rathsherrn kemen, un Dörchläuchten säd ehr sine sonderbore Intention, de hei hadd, dat hei sick hir up ehren Mark 'ne Paleh bugen wull, un nah ollen, ihrwürdigen Herkamen makten sei einen deipen Diner, un de irste Burmeister wull eben von de hoge Gnad' reden, as de jüngste Rathsherr, de noch nich dat Swarte unner den Nagel von Takt hadd, vorstellig makte, dat dat doch Schad' wir, den groten, schönen Mark so tau verbugen, un dat doch ok de Stadtrepresentanten irst dornah taum wenigsten quanswis' fragt warden mußten. Dunn kek em äwer Dörchläuchten blot mit dat ein von sine fürstlichen Ogen stramm in dat Gesicht, dreihte sick üm un fläut'te de Melodi: › Marlborough s'en va-t-en guerre,‹ un dese dörchläuchtigste Geistesgegenwart sned alle widere unangenehmen Verhandlungen af. Rathsherr, de virte, äwer gung nah Hus, vertellte dat dummerwis' sine Fru; de namm twei von ehre unmünnigen Kinner, set'te em up jeden Knei eins, stellte em dat drüdde mang sine rathsherrlichen Bein, sick grot dorachter un frog em indringlich, wat hei ehr un sine ganze Nahkamenschaft unglücklich maken wull. – Hei säd denn ok, dat wull hei nich un dat künn hei nich, un de ganze Opposition in Dörchläuchten sine Staaten was dörch dese resolvirte Fru munddod makt. –

 

Dörchläuchten führte äwer mit Prinzeß Christel, de beiden Löpers, de drei Lakayen achter up de goldne Kutsch wedder nah Nigen-Strelitz taurügg un hadd dat hoge Gefäuhl in sine fürstliche Bost, dat hei blot mit den einen Blick ut dat eine Og' de Staatsmaschin in'n Gang holten un 'ne Staatsakschon in't Wark set't hadd. Den Dannenkräuger sine olle Voßstaut behöll hei äwer so lang' in sinen Marstall, bet de brun Wallach up de Bisid wedder halwweg' gahn kunn. –

 

Adolf Fridrich IV., Herzog von Meckelnborg-Strelitz, was en Sähn von den Prinzen von Mirau, mit den de oll Fritz in sine flotten Rheinsbarger Johren sinen Spijök bedrew; hei folgte in de Regirung up Adolf Fridrich III., de woll vele Schulden, äwer keine Kinner hinnerlaten hadd. Wil hei äwerst noch nich vull föfteihn Johr olt was, höllen sei em tau 't Regiren noch nich rip, wat 'ne grote Dummheit was, denn irstens was hei rip. Worüm? Hei is seindag' nich riper worden; tweitens hadd jo sin leiw Mutting för em regiren künnt, un drüddens hadd denn sin Herr Vedder Liebden, Krischan Lurwig von Meckelnborg-Swerin, sin meckelnborg-strelitzsches Reich nich mit Krig äwertrecken kunnt, denn de hadd ok stark in den Sinn för em tau regiren, kamm äwer nich recht dortau, denn de Mutter von dat Kind, 'ne Prinzeß von Hildborgshusen, knep 's Nachtens mit ehren lütten Herzog ut un lep mit em nah Gripswold. Hir let sei em studiren lihren, denn, wenn ok nich tau 't Regiren, tau 't Studiren was hei rip; sei sülwst äwer schrew en langen Breiw an den ›Reichshofrat‹ un wes' nah, dat ehr Kind en anner Kind wir, as anner Kinner; dat dat all von Lütt up an hellschen klauk west wir un, wenn't nu nich bald vulljöhrig spraken würd, licht äwerrip warden künn taum Schaden von de meckelnborg-strelitzschen Landen. De ›Reichshofrat‹ sach dat in un ded ok en Inseihn, hei sprok unsen Dörchläuchten vulljöhrig, un Vedder Liebden Krischan Lurwig von Swerin müßte mit 'ne lange Näs' aftrecken un de Parl von dat meckelnborg-strelitzsche Reich, Nigen-Bramborg, de hei mit 'ne Armee von fiw Kumpanien Soldaten beset't hadd, wedder 'rute gewen. –

 

Nu regirte Dörchläuchten Adolf Fridrich von 1753 bet 1794 in einen Ritt furt taum Segen von sine Staaten; äwer nich tau sinen eigenen Segen, denn hei was en unglücklich Minsch, indem dat hei in sinen swacken Liw drei Grugels un drei Furchten hadd, de em kein Rauh leten. Hei hadd nämlich irstens en groten Grugel vör de Arbeit, tweitens en noch grötern vör Späuken un Hexen un drüddens den grötsten vör alle Frugenslüd'; denn hadd hei irstens 'ne grote Furcht vör en Gewitter, tweitens 'ne noch grötere vör den Dod un drüddens de grötste dorvör, dat em mal bi Weg'lang sine Kron afhannen kamen künn, indem dat hei noch ümmer mit Schrecken an Vedder Liebden von Meckelnborg-Swerin dachte, de em in düstere Nacht nah Gripswold up de Uneversetät jagt hadd. – Tau all dit Unglück kamm nu noch en anner Unglück: hei was nah Paris reist west un hadd sick dor dägern verleiwt. – Nich in en Frugensminsch, denn as ick all seggt heww, dorvör hadd hei en Grugel, ne! in schöne Kledaschen; de müßt hei hewwen, de wiren tau sinen un siner leiwen Staaten Glück nothwennig, un sine leiwen Staaten smeten nich so vel af, dat hei sine Gelüsten up sanftene Rock un sidene Hosen vull stillen kunn.

 

Wenn Einer dat up Stun'ns vertellt, dat en Herzog von Meckelnborg mal in Rock- un Hosen-Nöthen west is, so hürt sick dat so spaßig an, dat dat Keiner recht glöwen mag, äwer lacht nich tau gel, de Tiden hewwen sick ännert; wat hüt tau Dag' de drüdde Deil von dat Stargardsche Amt afsmiten deiht, smet dunn dat ganze Land nich af, un dortau wiren dor Schulden äwer Schulden, un 't gung tau Tiden so knapp an den Hof tau, dat Adolf Fridrichen III. sogor männigmal dat Brodkurn all würd. – Dortau kamm nu noch de säbenjöhrige Krig, un de olle Fritz kloppte den meckelnbörgschen Mehlbüdel ut, so lang' hei noch jichtens stöhmen ded, un dorbi blew 't noch nich: Pird' un Wag' würden wegnamen, un wat de Bellingschen Husoren nich nemen, dat nemen de Sweden; un ok dorbi blew 't noch nich. De preußschen Warwers treckten dörch dat Land, un wo sei en schiren Kirl segen, de müßt 'ranne an den Baß, d. h. an den Schapschinken. Vele Geschichten von dese Minschenröweri späukten noch in minen kindlichen Johren dörch dat Land, wo de Kirls mit List un Gewalt de Minschen wegslept hadden, un min eigen Großvader un sin Brauder, de beid' wat lang geraden wiren, sünd mit knappe Noth un blot mit Hülp von 'ne brave Försterfru ehr ut de Fingern kamen. – Allens würd namen, wat Arm un Bein hadd, vör Allen wiren't äwer de ollen braven Scheperknechts, up de 't afseihn was. – Wenn so'n oll Gottsblaud buten up den Fell'n einsam stunn mit sine Knütt un allens Mägliche dachte, blot nich an't Soldatenwarden, hadden sei em bi den Wickel, snerten em de Arm up den Puckel tausam un ledd'ten mit em af; oder wenn hei 's Nachtens in sin Hütt lagg un noch so säut von sin Fiken oder Dürten drömte, denn nagelten s' em de Hütt tau un führten em in alle Gemächlichkeit äwer de preußsch Grenz un treckten em den bunten Rock an. – Weck grepen sei sick denn ok mit Listen, as dat jennen Scheperknecht gung, de dorför bekannt was, dat hei gruglich stark sin sull. De steiht denn mal eins Dags achter sine Schap, dunn kümmt en verkled'ten preußschen Warwer an un seggt so recht christlich tau em: »Krischan, Du sallst jo so gruglich stark wesen; ick wedd mit Di 'n por Buddel Bir, wenn ick Di Dinen Scheperstock dörch de beiden Rocksärmel dwars äwer den Puckel stek, denn kannst Du 'n nich entwei breken.« – »»Dat wir der Deuwel!«« seggt Krischan, un de Warwer steckt em den Stock dörch de Ärmel; un as hei dit farig hadd, fläut't hei up en Finger un sin Mitcolleg kümmt ansprungen, un nu krigen sei minen leiwen langen Krischan an de utgereckten Arm tau faten un ledden mit em in alle Glimplichkeit af. – Na, Krischan mag spaßig naug utseihn hewwen; äwer't helpt All nich, de Noth was grot in den Lan'n, un Hülp was nahrends tau sinnen; sogor bi Dörchläuchten Adolf Fridrich IV. nich, denn de was sülben in de grötste Noth. – Hei hadd unglückliche Wis' in Paris de Bekanntschaft mit den irsten Modensnider makt un hadd em den Updrag gewen, em ümmer de irsten Moden tautauschicken. Dat ded denn nu de fründliche Mann, äwer hei was so utverschamten, ümmer glik bor Geld tau verlangen, un Dörchläuchten hadd in sine sanftene un sidene Bedrängnis all tau allerlei vertwifelte Middel gripen müßt. Hei hadd all de meckelnborg-strelitzschen Kronjuwelen för nägen dusend Daler bi einen Hamborger Juden versetten müßt. De Krig was frilich tau En'n, äwer dunn gung de Noth irst recht an; de Krig hadd noch en beten Lewen in de Baud bröcht, äwer nu lagg Allens dal, platt dal! Landmann un Kopmann un Handwarksmann verdeinten keinen Gröschen. – Worüm? – Wil kein Gröschens dor wiren, un de Kronjuwelen stun'n noch ümmer in Hamborg Gevatter. – –

 

Dat heit, so was dat in den äwrigen Strelitzschen Lan'n, natürlich Nigen-Bramborg utbenamen, denn dor gung dat hellschen hoch her; Dörchläuchten schickte sinen Herrn Landbumeister un let de nige Paleh bugen, un 't was en geschickten Mann, denn blot ut de Zöpp von dat Buholt un de Utschottstein bugte hei so biher in de Fierabendstiden de Bellmandür in dat Brodasche Holt, un't was groten Verdeinst in Bramborg, un de twölf Murer un de twölf Timmer-Gesellen, de dunntaumalen fiw Groschen up den Dag kregen, gungen 's Abends dörch de Straten, hadden den Haut scheiw upset't un sungen: »wenn's immer, wenn's immer, wenn's immer so wär!« un de dunnmalige Polizeideiner Bendsnider, wat de Stammvader von dat ganze Polizei-Bendsnidersche Geslecht worden is, säd: »Lat sei, sei bringen Geld unner de Lüd'.« –

 

Un as dat Johr üm was, dunn was de Paleh halw farig, un in dat negste Johr würd dat dreivirtel farig, un dunn verpust'ten wi uns twei Johr von de äwerminschliche Anstrengung un de Kosten, un in den Harwst von dat föwte Johr stunn 't fix un farig dor, un de Buren ut de Umgegend un männig Penzliner un Stargarder Börger kamm nah Bramborg un bekek sick de Sak, un ok dit bröchte hellschen vel Geld in de Stadt, so dat Dörchläuchten en wohren Wolldähter för de Stadt worden was. Dat erkennten denn de Brambörger ok as getrue Unnerdahnen an, un as Dörchläuchten in den negsten Frühjohr in de Paleh treckte, dunn sammelten sei för em tau 'n festlichen Empfang – de Stadtkass' gaww dortau 50 Daler in de ollen bekannten Münzgröschen, de dunnmalen all Keiner recht nemen wull, un in'n Ganzen kemen tausam 105 Daler, 3 Gröschen, 7 Penning – eigentlich äwer 7 Gröschen, 7 Penning; denn Rathsherr, de virte, wull ok 4 Gröschen gewen; sine Gaw würd äwer taurügg schaben, wil sei von so'ne Demokraten-Sid her mäglicher Wis' Dörchläuchten, wenn hei't tau weiten kregen hadd, hadd beleidigen künnt. –

 

So wahnte nu Dörchläuchten in sine nige Paleh; Bramborg hadd dordörch en lütten Mark kregen, äwer 'ne grote ›Hofhaltung‹; Prinzeß Christel hadd sick in de Hoffnung up den einen Flügel eklich sneden un wahnte bi Kopmann Buttermannen up den Bähn, un de grote Verdeinst von de ›Hoshaltung‹ kunn un los gahn.

 

 

Kapittel 2.

Wo Dürten Holzen in den Herrn Konrekter sine Achterstuw sitt, un wat sei mit de gele französche Perßohn tau dauhn hett. – Wo de Düwel ehr allerlei Tüg in de Ohren flüstert, un Stining Holzen en beten taum Besäuk kümmt. – Wo Stining girn den Löper von Dörchläuchten hewwen müggt, un Dürten Dörchläuchten sülwst; wat sick äwer as 'ne Majestätsbeleidigung utwisen ward. – Von en Gesangbank un 'ne Huspostill. – De Herr Konrekter makt en Wihnachtspresent, un Dürten Holzen schickt em up Reisen, üm uttauprobiren , wat sei oder de Herr dat Regiment hett.

Üm dese Tid satt in de Achterstuw von den Herrn Konrekter un Kanter Aepinus tau Nigen-Bramborg an den heiligen Abend vör Wihnachten Dürten Holzen, wat den Herrn Konrekter sine Wirtschafterin was, un kek dörch den Schummerabend in den Sneidräwel 'rinne, de von dat Kirchendack in den Goren herinne stöwte. – Sei hadd de Hand in den Schot leggt un säd tau sick: »Sine Rauh will de Minsch hewwen, wenn Allens tau Schick is; un wer weit, wo dat noch All kümmt. Wat ick mi so in'n Stillen dacht heww, wir grad' nich utverschamten, un wenn ick mine Lewenstid so bi em taubringen künn, wir 't för mi un för em gaud. – Na, Wittmann is hei, Kinner hett hei nich, in de bedenklichen Johren is hei ok all, un in'n Ganzen heww ick doch ok all dat Regiment. – Äwer de olle gele französche Perßohn in den gelen Äwerrock, de Micheli grad'äwer treckt is, wenn mi de Kretur man blot nich en Elend makt! – Gott sei Dank! hei argert sick noch ümmer äwer ehr. – Äwersten de Mannslüd'! Gott in den Himmel, wer kann weiten, wat de in den Kopp fohrt! – Un wat denn? Nah minen ollen Vader t'rügg trecken? – Ne, dor 's all Jammer un Elend naug in'n Hus', keinen Verdeinst, un wat verdeint ward, möt Stining mit de Nadel verdeinen, wat süll ick woll dor? Tau wirtschaften is dor nicks. – Äwer wenn de olle gele Perßohn un de gele Äwerrock Äwerwater bi em krigen – nu schellt hei noch ümmer up ehr – äwer wenn sei – wat denn? Wohen?« – Un sei stunn up un stickte in ehre Unrauh ehr Thranlamp an un gung up un dal in de Stuw un set'te sick wedder dal un säd: »So'n Posten krig ick för't Irst nich wedder. Na, un Frigen?« – Hir sprung sei wedder up. – »Ja,« rep sei, »ick kann den Schauster krigen ut de Fischerstrat un den Klempner in de Badstüwerstrat; äwer worüm willen sei mi? De Schauster hett drei Gören, de in den Dreck vergahn, un de Klempner hett sine beiden ollen Öllern, de hei wegen dat Hus bet tau Dod' fäuden möt, un wenn sei mi hewwen willen, denn willen sei mi blot hewwen, wil ick wirtschaften un arbeiten kann; äwer ut Leiw? – Ne, dor kümmt woll Keiner tau mi. – Un so dumm bün ick nich, dat ick dor noch en Glück in säuk, denn ick bünn woll en gesunnes, äwer kein hübsches Frugensminsch.« – Hir ded sick Dürten Holzen nu grot Unrecht; sei was nich schön, äwer sei was en grotes, staatsches Mäten mit en wittes un rodes Gesicht, mit uprichtige blage Ogen, ut de en fasten Willen un en irnsthaften Verstand herut lücht'ten. Ut de jungen Mätens-Johren was sei frilich all 'rute, äwer sei sach mit ehre einundörtig Johr doch noch so frisch un apptitlich ut, dat Einer en Kuß von ehren Mund för en grotes Plesir sick anreken kunn. – Sei satt nu irst en beten in Bedenken, mit einmal slog sei äwer mit de Fust up den Knei: »Na, äwer mit de oll Gel von grad' gegenäwer, dor kann 'ck mi doch noch alle Dag' mit meten. – Wenn hei abslut frigen will un will sick ordentlich tau Kopp seihn, denn . . . . – ick pleg em, ick räuk em, ick holl em dat Sinige tau Rad' –. Gott sall mi bewohren!« rep sei un sprung wedder up, »wat sünd dat för Gedanken an den heiligen Festdag-Abend! – Ick süll so'n leges Frugensminsch sin, dat ick mine Gedanken up den Herrn Kunrekter sülwst richten ded? Dor is Keiner an Schuld, as de oll Gel! – Leiwer Gott!« rep sei, »help mi an desen heiligen Abend ut so'ne Gedanken!« un sei sprung wedder up un halte sick ehren Bäukerschatz herut, en Gesangbauk un de Bibel un 'ne olle Huspostill, un säd tau sick: »De irste Spruch in de Bibel, up den min Og' föllt, de sall't mi seggen;« un as sei de Bibel upslagen hadd, drop sei grad' den Vers: ›heiraten ist gut; aber ledig bleiben besser‹. – »Dor is 't,« säd sei un sackte still up ehren Brettstaul taurügg, »ne, ok nich mal ut Leiw will ick meindag nich frigen; ick heww jo den Ogenspeigel an min armes leiwes Stining.« –

Un nu treckten ehr allerlei trurige Gedanken dörch den Kopp, sei paßten nich tau dat Freudenfest up den annern Morgen; äwer sei paßten sick för en Mäten, wat mit ehre Hoffnungen afsluten wull, un wenn sei ok nich nah katholische Ort un Wis' vör en Altor in en witten Sleuer stunn, un 'ne ihrwürdige Abtissin mit all de Nonnen ehr küßten un strakten, unheiliger was ehr Wesen doch nich, denn sei ret mit harte Hand alle Blaumen ut de Rabatten in ehren Goren, dat sei för annere Lüd' dor nützlich Gewächs tög, minentwegen Kohl un Räuben un Tüften. – Äwer de Düwel hadd doch noch en beten Gewalt äwer ehr, trotz ehr forsches, resolwirtes Wesen, hei flustert ehr ümmer in de Uhren: »de oll Gel!«

As sei noch so satt, klingelte de Husdör, un as sei nahsach, stunn en Herr up de Del in 'ne Mantäng, de sick den Snei von de Beinen aftrampste un driwens in den Herrn Konrekter sine Stuw gung. – Un nah en beten klingelte de Husdör wedder, un ihre sei nahseihn kunn, kamm en lichten Tritt an ehre Dör 'ranne, un ehre Swester stek den Kopp herinner, einen wunderhübschen Kopp; de frische Luft hadd de witten Backen rosenroth farwt, de weiken, goldgelen Flaßhor ringelten sick unner dat brune Dauk herute, wat wegen de Witterung äwer den Kopp bunnen was, un en Por truhartige blage Ogen frogen tau gliker Tid mit den roden Mund: »Büst Du denn tau Hus? – Täuw, ick will mi man irst den Snei afschüddeln.« – Un nah en beten kamm en slankes Mäten von en Johrener twei un twintig in de Stuw, treckte sick 'ne olle, afdragene Kantusch von den Liw un stunn nu in en verschatenes Huskled vör ehre Swester.–»»Na, Stining,«« säd de, »»kumm an den Aben, warm Di! – Haddst Di bi so'n Weder ok woll Din gaudes, warmes Kled antrecken künnt.«« – »'T kümmt All noch, Dürten, morgen tau den Festdag. Halsband hett mi verspraken, hei will mi morgen Nahmiddag nah de Kirch, wenn jichtens Bahn is, up den See Sleden führen. – Ach, wo dat susen deiht, wenn hei löppt, hei löppt de annern All vörbi.« – »»Ja,«« säd Dürten en beten hart, »»dat's ok dat Einzigste, wat hei kann.«« – »Dürten,« säd de Swester un kek so zag un biddwis' de anner an, »segg nicks von em. Hei kann jo dor doch nicks vör, dat em Dörchläuchten nich ut sinen Löperdeinst gahn laten will. Süh, jede Minut, de hei fri hett, sitt hei in uns' Warkstäd un arbeitet för Vadern un uns, un Vader seggt, hei hett sick de Sak so schön annamen, dat hei tau jeder Tid as en utgelihrten Böttcher-Gesell anseihn warden kann.« – »»Dörchläuchten möt dat Dunnerweder in de Beinen slagen, wenn hei Jug nich tausamen laten will.«« – »Dat seggst Du woll,« säd Stining trurig, »äwer Halsband seggt, dat is mit Dörchläuchten noch slimmer worden, denn sörre de Tid, dat hei dunn in Dresen den besten von de Sachsen-Löpers vörbilopen is, will Dörchläuchten em abslut nich missen.« – »»Denn wull ick, dat em ok dat Dunnerweder in de Beinen fohren ded! – Wat hett hei tau lopen? – Kann hei nich sacht gahn as anner Lüd'?«« – »Je, Dürten, dat's doch sin Geschäft.« – »»Dat's en schön Geschäft! Dor ward Keiner fett von, hei nich un wi All nich. – Un Du sittst dor un jankst un verjankst Dine jungen Johren, un dat Brod, wat Du mit Dine Gesundheit betahlst, is richtig Hungerbrod.«« – »Ach, Dürten, 't is doch all beter worden; süh, Du hest Vadern doch tau Micheli mit Din Lohn de Meid betahlt, un de letzten Wochen vör Wihnachten heww ick schönen Verdeinst hatt, un wenn Halsband in'n Frühjohr för 'ne längere Tid wedder kümmt, denn sallst Du mal seihn, denn ward in de Warkstäd ok wedder wat verdeint.« – »»Dor verlat Di nich up, dat's en bunten Togvagel, un wenn hei weit, dat dat wat tau danzen giwwt, denn geiht hei fläuten und ward sick vel üm Togmetz un Togbänk kümmern. De Beinen! de Beinen! ümmer de Beinen!«« – »Ja,« säd Stining trurig, »dat Danzen! – äwer,« säd sei fründlich, »hei danzt doch ok so schön, un't sleiht doch ok in sin Geschäft, hei möt jo woll. Un dat kannst Du mi glöwen, wenn ick man wull, hei nem mi ümmer mit, un einmal hett hei mi jo ok all mitnamen – weitst noch? den tweiten Pingstdag vör fiw Johr – un wo keken de Lüd' up uns, Dürten, nich up mi, ick kann jo gor nich ordentlich danzen, ne! up em, as hei dor so henswewen ded, as hadd hei Flüchten stats Beinen; un den ganzen Abend danzt hei mit mi.« – »»Oh ja,«« säd Dürten, »»ick weit't noch ganz gaud, un von den Ogenblick an gung Din Elend los.«« – »Dürten, segg nich Elend, dit Elend is min Glück. – Süh, hei is mi tru, dat weitst Du so gaud, as ick, un ick bün em ok tru; un seindag' hett hei nich wat Unrechts von mi verlangt. – Kann hei dorvör, dat Dörchläuchten kein Frugenslüd' liden kann, un dat hei nich litt, dat sine Deinsten sick verfrigen?« – »»De olle Kirl süll mi man blot eins in de Fingern kamen,«« rep Dürten un lep up un dal, stünn äwer glik dorup still un säd: »»hür mal, wat dat bian för'n Larm bi den Herrn Konrekter is?«« – Un sei set'te sick wedder dal, dat sei beter hüren wull, un de beiden Swestern hürten irst up den Larm, un as dat stiller würd, namm jede von ehr verluren en Bauk in de Hand; Stining dat Gesangbauk, un wenn Einer sei dormit so hadd sitten seihn, hadd hei woll seggt: sei is sülwst so'n Gesangbauk, denn dat Bauk was mit en Goldsnitt, un twei Harten wiren up den Deckel drückt un dorup stunn schrewen: min Hart un din Hart sünd beid' ein Hart, un dorinne stunnen Freudenlider un Passionslider, un sei sung de beiden umschichtig ut deipste Seel. Un Dürten hadd de olle ihrliche Huspostill tau faten, un sei slog mit ehre ollen harten, knäkernen Arbeits-Hän'n verluren de Bläder üm, un wenn Einer sei dorbi hadd sitten seihn, wo ehre Ogen up de ›Betrachtungen beim Verlust eines Lammes‹ keken, un hei wir gewohr worden, dat sei in desen Ogenblick ehr Swester för dit verlurne Lamm ansach, un hadd de harten, mit Bleck beslagenen Ecken von de Postill un ehre missingschen Krampen anseihn, dat dat Bauk nich för jeden niglichen Hanswursten upslagen dor liggen süll, denn hadd hei woll seggt: sei is ok so'ne olle ihrliche Hus-Postill. –

»Dürten,« säd Stining nah 'ne Tid, »ick heww mi so dacht, wi wullen hüt Abend mit Halsbandten bi unsern ollen Vader sitten; ick heww hüt von minen Päding, den Stadtfischer, för en Schilling Plötz köfft, un hei hett mi riklich gewen, un de wull ick uns braden.« – »»Je, Stining,«« säd Dürten, »»wo girn! Äwer hei hett jo nu Besäuk, un wenn hei tau Hus bliwwt, denn kann ick jo nich.«« – »Hür mal! Sei schurren all mit de Stäul.« – Un richtig! dat wohrte gor nich lang', dunn begleit'te de Herr Konrekter sinen Besäuk up de Del, un sei säden sick Adjüs. – »»So,«« säd Dürten, »»de is weg. Wenn hei sülwen nu man irst weg wir, denn weg möt hei.«« –

De Herr Konrekter schinte äwer noch lang kein Il tau hewwen, denn hei kamm 'rin nah Dürten ehre Stuw un hadd 'ne manschesterne Hos' in de Hand. – »Gun Abend ok, Dürten, ick . . . . – ah, gun Abend ok, Stining! na, wo geiht't, min Döchting?« – un hei strakte ehr äwer de schönen sidenen Hor. – »Binah hadd ick mi äwer den dummen Bengel, den Kägebein, argert; äwer Dürten, ick heww doch an Di dacht; ick wull Di doch ok wat taum Wihnachten schenken. 'T is wenig, Dürten, för Dine trugen Deinsten; äwer 'n Hundsvott giwwt mihr, as hei hett. – Süh, da hest Du mine olle manschesterne Hos'; ick heww mi so dacht, Du künnst Di dor en Spenzer ut maken, oder, wenn de nich geiht, en nigen sanftenen Sommerhaut.« – »»Oh, Herr Konrekter,«« säd Dürten un let sick de Hos' dörch de Fingern gahn, »»so'ne Freud' un so'ne Ihr . . . .« – »Je, Dürten, 'ne Bedingung is äwer noch dorbi: bet Pingsten möt ick sei noch dragen.« – »»Je, Herr, wenn dat nich anners is . . . .«« – »Ne, Dürten, 't geiht nich anners; süh, ick heww man blot dese ein noch, de ick anheww, un wenn de wat Minschlichs passirt, wo denn? Tau Ostern sall ick frilich all minen Gehalt krigen; äwer dat tägert sick ümmer bet Pingsten hen, un 'ne Hos' is en Kledungsstück, wat jeder Mannsminsch duwwelt hewwen möt, denn kein Kledungsstück kann en Minschen in grötere Verlegenheit bringen, as dit.« – »»Dat seih ick in, Herr Konrekter.«« – »Na, denn bringt Jugen heiligen Abend recht fröhlich tau,« säd de Herr Konrekter, »un Dürten, Du künnst Jug jo en por von uns' Krummstengel-Appeln halen un'n por Buddel Bir von Bäcker Schulten, dat Ji doch ok markt, dat dat Heil-Christ-Abend is.« – »»Wat?«« frog Dürten, »»un Sei wullen denn allein in Ehre Stuw sitten un dor Müggen gripen? – Ne, Sei möten hüt Abend doch ok Ehren Plesir hewwen.«« – »Je, wo sall ick hen? Hüt Abend sitt Jeder mit sin Fomili tausam, un wenn so'n ollen Wittmann, as ick, dorinner snie't, denn kümmt 'n an, as 'ne Säg' in'n Judenhus'.« – »»Dat segg ick ok nich; äwer künnen Sei nich en beten nah den Keller gahn, nah Ehren Swager? Dor sammelt sick jo doch süs all dat unverfrigte Mannsvolk, un Hofrath Altmann frog mi hüt Morgen all, wat Sei hüt Abend nich ok dorhen kemen.«« – »Ih wat!« säd de Herr Konrekter verdreitlich, »äwer Altmannen arger ick mi blot, un von Arger heww ick hüt Abend all naug von den dämlichen Kägebein hatt.« – »»Äwer Hofrath Altmannen wullen Sei sick argern? Hei hett blot den Titel kregen, wil dat hei Dörchläuchten männigmal mit Geld unner de Arm grippt, un Sei? Sei sünd en Mann in Ihren un Würden, Konrekter un Kanter tau glike Tid, un dat Weder is hüt Abend tau'n Utgahn so schön, as dat in dese Johrstid jichtens wesen kann.«« – Schrrrrr! – ströpte so'n Sneidräwel an de Finsterruten entlang. »Hürst woll?« säd de Herr Konrekter. – »»Ih,«« säd Dürten un gung ut de Dör an dat Klederschapp, wat up de Del stunn, »»in dese Johrstid kümmt dat woll vör,«« un smet den Herrn Konrekter 'ne gelleriche Schanilg' äwer un knöpte em vörn in alle Geswindigkeit en vir Dutz lütte Knöp tau, treckte em den Kragen in de Höcht, un de Herr Konrekter kek baben ut dat Kragen-Lock, as wir hei ut Spaß mal in en Oxenhöft 'rinne krapen un kek nu mal baben ut dat Spundlock 'rute, üm mal tau seihn, wat de Welt woll tau sinen Spaß säd. – »»So,«« säd Dürten un namm em dat Licht vör de Näs' weg, »»nu täuwen S' man en Ogenblick in'n Düstern, ick bün glik wedder hir.«« – Un dormit lep sei nah de Vörstuw un kamm mit en dreikantigen Haut – en Pust-de-Lamp-ut, as de Ort näumt würd – un en spansch Ruhr un 'ne lange Pip un en Tobacksbüdel un 'ne Snuwtobacksdos' un en reines Snuwdauk un en por anner Däuker, üm den Hals tau binnen, wedder taurügg un handtirte an ehren Herrn herümmer, as wir sei en Schildknapp, de sinen Ritter wapen ded, un de Ritter let sick dat All gefallen, un as sei mit de Utrüstung farig was, säd hei fründlich »gun Abend« un treckte mit getrosten Maud up Abenteuer ut, mit Stock un Pip, as wir 't Degen un Sper. –

»»So,«« säd Dürten Holzen, »»Stining, nu kumm, nu is hei weg un kümmt vör Klock elben nich wedder, nu känen wi nah Vatting gahn.«« – »Herre Gott, Dürten, ick hadd de Kurasch nich, em so wegtauschicken.« – »»Stining, dat lihrt Ein All, un wenn em Ein mit Glimplichkeit anfött, denn möt hei ok Orre pariren, un dat hei utgahn deiht, dat is em gaud. Denn süh mal, so'ne olle Schaulmeisters, wenn sei mit nicks wider tau dauhn hewwen, as mit ehre Schauljugend, denn wennen sei sick nicks as Undäg' an un glöwen tauletzt, dat anner Lüd' eben so för ehr parat sin möten, as ehr Schaulkinner, un dat paßt mi nich. – Ne, sall ick dorför upkamen, dat hir Allens ordentlich is, denn möt ick ok de Gewalt hewwen. – Hei würd sick schön inmölen, wenn ick em nich en beten unner de Fuchtel höll, un nah en virtel Johr müßt jo woll Einer mit Schüpp und Schuwkor kamen, üm den Smutz ut den Hus' tau bringen. – Süh,«« säd sei un bunn sick en dicken Dauk äwer'n Kopp, »»nu stritt hei sick dor mit den Hofrath un de Annern 'rümmer, denn de bruken nich vör em still tau swigen, as sin Schaulkinner, un so ward hei de Weddersprak gewennt, un dat kümmt mi denn tau Gauden, wenn ick mal hül will, un hei hott. – Nu kumm! den Husslätel nem ick mit, ick will äwer doch bi den Keller angahn un em seggen, vör Klock elben darw hei nich tau Hus kamen, denn ick hadd dat Hus tauslaten un den Slätel mitnamen.«« – Dormit gungen sei. –