Dorian Hunter 71 - Horror-Serie - Hivar Kelasker - E-Book

Dorian Hunter 71 - Horror-Serie E-Book

Hivar Kelasker

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Beschreibung

Die Grabsteine, die wie bleiche Knochen zwischen den Sträuchern aufragten, glichen gespenstischen Figuren. Das bleiche Mondlicht verwandelte das Zentrum des Nordfriedhofes in eine Spuklandschaft.
Die ältere der beiden Frauen schwieg und streckte die Hände mit gespreizten Fingern dem Grab entgegen, das sich mehr und mehr öffnete. Knarrend und an den Steinen schabend, hob sich der Fichtensarg aus der Erde empor.
Der Deckel fiel mit einem misstönenden Geräusch herunter.
Der starre Körper des Toten lag unter vermoderter Kleidung. Hohläugig und starr wie ein Eisblock stand die junge Frau da und blickte in das Gesicht, das sie erkennen sollte und nicht mehr wieder erkannte.
»Er wird sich bewegen. Warte!«, zischte die Ältere vor dem offenen Grab und schien mit einem Arm den Reigen der Irrwische zu dirigieren.
Und der Tote bewegte sich!


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Seitenzahl: 124

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

SCHREIE DES GRAUENS

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen. Unterstützung in seinem Kampf erhält er zunächst durch den englischen Secret Service, der auf Hunters Wirken hin die Inquisitionsabteilung gründete.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

In der Folge beginnt Dorian die Dämonen auf eigene Faust zu jagen. Als die Erfolge ausbleiben, gerät Trevor Sullivan, der Leiter der Inquisitionsabteilung, unter Druck. Die Abteilung wird aufgelöst, und Sullivan gründet im Keller der Jugendstilvilla die Agentur Mystery Press, die Nachrichten über dämonische Aktivitäten aus aller Welt sammelt. Hunter bleibt nur sein engstes Umfeld: die junge Hexe Coco Zamis, die selbst ein Mitglied der Schwarzen Familie war, bis sie wegen ihrer Liebe zu Dorian den Großteil ihrer magischen Fähigkeiten verlor; weiterhin der Hermaphrodit Phillip, dessen hellseherische Fähigkeiten ihn zu einem lebenden Orakel machen, sowie ein Ex-Mitarbeiter des Secret Service namens Donald Chapman, der bei einer dämonischen Attacke auf Zwergengröße geschrumpft wurde.

Trotz der Rückschläge gelingt es Dorian, Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, zu vernichten. Doch mit Olivaro steht schon ein Nachfolger bereit, der die schwangere Coco Zamis zur Rückkehr in die Schwarze Familie zwingt. Es gelingt Dorian, Coco zu retten. Nach einer Flucht um den halben Erdball bringt sie ihr Kind in London zur Welt, und Olivaro muss den Thron räumen.

Coco versteckt das Neugeborene an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält. Ihre Vorsicht ist berechtigt, da bald eine neue, »alte« Gegnerin auftaucht, die Dorian aus seinem Leben als Georg Rudolf Speyer kennt: Hekate lockt den Dämonenkiller in ein Reich außerhalb der Realität, in dem er ihren Aufstieg zum Oberhaupt der Schwarzen Familie erlebt. Mit knapper Not entkommt er, bekämpft gemeinsam mit seinem alten Bekannten Kiwibin die Saat des Parasiten und löst bald darauf im Kaukasus und in Venedig weitere Fälle. Doch sosehr diese auch Dorians Aufmerksamkeit fordern – die gefährlichste Gegnerin bleibt Hekate ...

SCHREIE DES GRAUENS

von Hivar Kelasker

Vor Tagen hatte es schon einmal geschneit. Die Grabsteine, die wie bleiche Knochen zwischen den schwarz scheinenden Gewächsen aufragten, waren feucht und glichen gespenstischen Figuren. Der Himmel war vollkommen klar. Das bleiche Mondlicht verwandelte die Mitte des Nordfriedhofes in eine Spuklandschaft. Ein leichter Ostwind wisperte geheimnisvoll in den kahlen Zweigen der alten Bäume und raschelte mit dem trockenen Laub des späten Herbstes. Es war, als würden rund um das schmale Grab mit dem Holzkreuz unsichtbare Zuschauer spazieren. Die dänische Dogge, die an eine der Steinbänke gebunden war, hechelte leise.

»Wann ist es so weit?«, flüsterte die junge Frau. Sie war schlank und hochgewachsen. Ihre Stimme, tonlos und heiser, ließ erkennen, dass sie sich fürchtete. Aber hinter der Furcht war etwas, es konnte hoch gespannte Erwartung sein oder Leidenschaft.

Die Frau neben ihr, die ein Bündel schwarzer Kerzen herauszog und in die weiche Erde steckte, nickte und antwortete kurz: »Der Mond steht noch nicht genau über dem Grab. Die Stunde ist noch nicht da.«

1. Kapitel

»Wann passiert – es?«

»In einer Stunde.«

Der Hund machte verzweifelte Anstrengungen, davonzulaufen. Die beiden Frauen hatten ihn mit einer Stahlkette an die Steinplatte binden müssen. Jeder Versuch der Dogge, sich zu befreien, erstickte sie fast. Die Vorder- und Hinterläufe waren mit Ledergürteln gefesselt. Das Tier starb beinahe vor Todesfurcht, gleichzeitig war es wütend und knurrte die beiden schwarz gekleideten Gestalten an. Laute des Hasses kamen aus der Kehle des riesigen, grau-weiß gescheckten Tieres.

Uralte Weiden schaukelten mit ihren langen, hängenden Zweigen. Sie wirkten wie seltsame Kraken, die nach den beiden Frauen greifen wollten. Weit hinten im Friedhof schrie ununterbrochen ein Käuzchen, der Totenvogel.

Ein einzelnes Irrlicht erschien und sprang wie ein lebendes Wesen von Ast zu Ast. Außerhalb der Mauer, die drei Meter hoch und mit zerrissenen Efeuranken bedeckt den Friedhof umschloss, kreischte eine Straßenbahn in der Kurve.

»Wie spät ist es?«

»Viertel nach elf«, sagte die jüngere der beiden Frauen. Sie fröstelte. Es war ihr alles unheimlich. Sie wollte zurück, aber es war schon zu spät dazu. Das Wiedersehen mit der einzigen Person, die sie jemals geliebt hatte und lieben konnte, war nur noch fünfundvierzig Minuten entfernt. Sie seufzte und packte die Gegenstände aus, die sie mitgebracht hatten.

Die Dogge machte einen weiteren Versuch und erdrosselte sich fast. Heiser jaulte der mächtige Hund auf.

Einige Irrlichter schienen aus dem Nichts eine Handbreit über dem Boden zu entstehen. Andere lösten sich von der Kuppel eines einstmals prächtigen Mausoleums, auf der ein bekannter Künstlername stand. Die Lichtlein begannen einen geräuschlosen Reigen um das Grab. Vor zwei Monaten war es geschaufelt worden, seit sechzig Tagen lag der junge Mann hier begraben.

»Wo hast du diese Beschwörungen gelernt?«, fragte die junge Frau.

Sie hoffte, dass es gelingen würde, ihren verstorbenen Freund zu beschwören, aber sie mochte nicht wirklich daran glauben. Die einzige Lehre, die sie aus dieser gespenstischen Nacht ziehen konnte, war: Sie musste lernen, allein zu leben und ohne die Liebe. Nicht ohne Männer, aber ohne die Verbundenheit, die zwischen ihr und dem Toten bestanden hatte. Diese Nacht konnte einfach nicht mehr sein als der berühmte heilsame Schock.

»Von einer klugen, sehr alten Frau«, sagte die Begleiterin und richtete sich auf.

Rund um das Grab befand sich jetzt ein magischer Kreis aus unangezündeten schwarzen Kerzen.

»Vollmond, Irrlichter, ein Hund und die Stunde – alles stimmt?«, fragte die junge Frau nervös. Sie wäre am liebsten davongerannt. Hinter ihr jaulte der Hund schmerzerfüllt auf. Ihre Begleiterin ging hin und versetzte ihm mit dem Handrücken einen harten Schlag auf die Schnauze. Mit einem letzten Aufheulen schwieg die Dogge.

»Es wird alles stimmen. Verlasse dich drauf!«, war die knappe Antwort.

Beide Frauen trugen schwarze Kopftücher, die kaum etwas von den Gesichtern erkennen ließen. Der Mond, der fast alle Sterne über der großen Stadt überstrahlte, kroch zwischen den blattlosen, schwarzen Zweigen höher. Ein paar verirrte Fledermäuse strichen im Zickzackflug um die Bäume. Wieder entstanden über alten Gräbern Irrlichter. Dann erschien zwischen den Säulen des Mausoleums ein fahl leuchtender Schatten, so groß wie ein Kind.

»Ich fürchte mich. Hören wir auf! Ich halte es nicht mehr aus«, gestand das junge Mädchen.

Die Frau ergriff den Arm der Jüngeren und drehte sie herum. Ihre Hand deutete auf das Grabkreuz. »Hier liegt dein Geliebter. Du wolltest ihn sehen und ins Leben zurückrufen. Wir haben uns bemüht, gewartet und sogar einen Rassehund gestohlen. Es ist zu spät. Du bleibst hier, bis alles vorbei ist.«

Sie drehte das Handgelenk der Jüngeren herum und sah auf das Zifferblatt der Uhr.

»In etwas mehr als einer halben Stunde hast du ihn wieder, deinen Geliebten. Du kannst dich darauf verlassen.«

Die junge Frau stieß einen keuchenden, wimmernden Laut aus und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Auch sie trug schwarze Handschuhe. Eine Sturmbö fuhr durch die Bäume und trug die alten nassen Blätter, gemischt mit Papierfetzen über die freie Fläche des neu angelegten Friedhofsteiles.

Die Stunde der Beschwörung kam immer näher.

Das leuchtende Gespenst, dieser lautlose Schemen, löste sich vom Platz zwischen den Mausoleums-Säulen und schwebte auf die beiden Frauen zu. Dicht vor dem Kreis der schwarzen Kerzen schwenkte die Erscheinung ab und beschrieb einen Zickzackweg zwischen Büschen und Grabsteinen.

»Holen wir den Hund. Achtung, er wird sich wehren!«, sagte die Frau.

Sie wussten, dass sie nicht auffallen durften. Es gab Friedhofswächter und Funkstreifen, die von jemandem alarmiert werden konnten, der ihnen zusah. Sie mussten auf alle Fälle Lärm vermeiden und unnötige Aktivitäten. Schweigend ging die junge Frau zu dem Hund, der ihr entgegenzuspringen versuchte. Sie packte den Maulkorb und kämpfte einige Sekunden lang, bis es gelang, das lederne Ding über die Schnauze des Tieres zu streifen und zu schließen.

»Pass auf! Gleich wird ein Sturm aufkommen, der alle Geräusche erstickt.«

Die Frau entzündete die neunundvierzig Kerzen. Sie brannten vollkommen ruhig. Obwohl der Wind noch immer in den Zweigen mit dem Laub raschelte, bewegten sich weder die Irrlichter noch die Flammen. Zusammen mit dem riesigen Mond, dessen Licht fast senkrecht auf das Grab fiel, erzeugten die Kerzenflammen ein schauerliches Licht. Die Irrlichter sammelten sich und beschrieben eine kreisförmige Bahn um das Grab, den Hund und die zwei schwarz gekleideten Frauen.

»Ich kann nicht! Hilf mir! Überhaupt – warum sollen wir den Hund töten?«, wimmerte die Jüngere.

»Ohne Opfer wirst du deinen Geliebten niemals sehen. Los! Schnell!«

Sie packten den Hund, der sich mit allen Kräften wehrte. Röchelndes Winseln kam aus seiner Kehle. Das Tier zitterte am ganzen Leib. Die Frauen banden ihn von der steinernen Platte los und schleiften ihn schwitzend und stumm über den Kiesweg, das vertrocknete Gras und die bröckelnde Erde. Schließlich lag der Hund, an zwei andere Grabsteine gefesselt, quer über dem Erdhügel und zuckte mit dem Schwanz und den Gliedern.

»Ist es noch immer nicht vorbei?«

Die junge Frau zitterte vor Furcht, aber ihre Begleiterin schien sie in Bann geschlagen zu haben. Der Sturm wurde stärker. Letzte Blätter wurden von den Zweigen gerissen und trieben waagrecht dahin. Die Kerzenflammen zitterten nicht einmal. Die ältere der beiden Frauen blieb vor dem Grab stehen und breitete die Arme aus. Es schien, als wollte sie die Geister beschwören, indem sie die Hände und Finger dem leuchtenden Mond entgegenstreckte. Sie begann dumpf, unverständliche Worte und Formeln zu murmeln. Regungslos, zitternd und voll Angst sah ihr die Jüngere zu.

Plötzlich brauste es über ihnen und rund um das Grab. Die Hölle war los. Äste peitschten die Luft. Die langen Weidenzweige schaukelten waagrecht durch die Luft. Tausende von Irrlichtern erschienen und jagten lautlos wie winzige Sternschnuppen um das Grab und zwischen den Bäumen dahin.

»Nein! Ich habe Angst! Nicht!«, rief mit erstickender Stimme die junge Frau und klammerte sich an einen knackenden Ast.

Die Ältere der beiden ließ ihre Hände sinken.

Es war Mitternacht. Die Uhr im Turm der Friedhofskirche begann zu schlagen. Die dröhnenden Glockenschläge wurden von dem schneidenden Heulen der plötzlichen Sturmstöße übertönt. Rundherum schüttelten sich die Bäume. Ein fast unirdisches Heulen kam aus dem Maul des großen, wild um sich schlagenden Hundes. Die schwarzen Kerzen brannten völlig ruhig. Zwischen den Gräbern und Büschen, hinter den schiefen Grabsteinen und den Stämmen der Bäume entstanden in der Luft menschenähnliche leuchtende Schatten.

»Sieh! Diese schönen Irrwische! Sie werden tanzen, wenn er aus dem Grab klettert«, sagte die ältere Frau und kicherte hohl.

Die Irrwische und der rasende Reigen der Elmsfeuerchen bildeten jetzt um das zugeschüttete, erst zum Teil eingesunkene Grab eine wilde und schauerliche Tanzgruppe.

»Hört auf! Ich halte es nicht mehr aus!« Die junge Frau stand zitternd und wie gelähmt neben dem Grab. Das fremde Licht zuckte über ihren Körper. Tief unter den Absätzen der Frauen schien sich etwas zu regen.

»Gib mir das Messer! Schnell!«, drängte die Ältere. »Du weißt, worum es geht.«

Schweigend gehorchte die junge Frau. Sie hob den gekrümmten, langen Dolch auf. Die Waffe war uralt und mit teuren Steinen verziert. Die Schneide, die teilweise so dünn wie eine Rasierklinge war, ließ erkennen, dass sie tausendmal geschliffen und geschärft worden war. Die Frau hob den Dolch hoch und ließ ihn im Licht aufblitzen. Schauerlich heulte der große Hund auf, aber seine Kiefer konnten sich nicht öffnen.

Der Sturm erreichte seinen Höhepunkt, als sich die Frau bückte und mit einem blitzschnellen Schnitt den Maulkorb des Tieres öffnete. Noch bevor der Hund zu kläffen und zu jaulen beginnen konnte, blitzte die breite Schneide des Dolches abermals auf. Ein tiefer Schnitt klaffte im Hals des Tieres. Augenblicklich begann das Blut hervorzusprudeln und über den Grabhügel zu laufen.

Die Irrwische und die glühenden Funken der Lichter zogen irre Bahnen. Der jungen Frau wurde übel. Die Funken verwischten auf den Netzhäuten zu langen Linien, die sich unaufhörlich entwirrten und wieder verschlangen.

»Was – was hast du mit dem Hund ...?«, stammelte sie.

Der Hund schlug mit den zusammengebundenen Läufen um sich. Der Blutstrom versiegte. Das lockere Erdreich war rot. Im Mondlicht und im flackernden Licht des Wirbels, im Licht der sieben mal sieben schwarzen Kerzen, schienen sich das Erdreich und die nassen Kieselsteine zu bewegen. Als ob von innen ein starker Druck ausgeübt wurde, so schob sich das Grab auseinander.

Die junge Frau schlug die Hand vor den Mund und schrie leise auf. Es knarrte tief unter ihnen. Es war ein misstönendes Knarren. Sie befand sich unentrinnbar im Bann der Beschwörung.

Der Hund war geopfert worden. Wie bei einem in Zeitlupe gefilmten Erdaufbruch öffnete sich das Grab. Mit leise klickenden Geräuschen rollten die Steine beiseite. Die schwarze Erde wölbte sich, und eine unheimliche Kraft schob den verfaulten und nassen Sarg nach oben.

Die Gedanken der jungen Frau drehten sich wie rasend. Sie war unfähig, klar zu denken. Der Schreck über das Unglaubliche, das sie hier sah, lähmte sie. Sie warf einen Blick auf ihre seltsame Freundin. Die Frau stand regungslos da, starrte den Kadaver des Hundes an, und ihre schmalen Lippen umspielte ein böses und kaltes Lächeln.

»Du hast es möglich gemacht. Der Sarg – die Erde ... Ich verstehe das alles nicht«, stammelte die junge Frau. Ihr Gesicht glänzte. Obwohl es schneidend kalt geworden war, schwitzte sie vor Angst.

Die ältere der beiden Frauen schwieg und streckte die Hände mit gespreizten Fingern dem Grab entgegen, das sich mehr und mehr öffnete. Knarrend und an den Steinen schabend, hob sich langsam der Fichtensarg aus der Erde empor. Polternd fielen Steine auf den Deckel zurück. Der Sarg schob den Kadaver zur Seite und kippte nach links. Der Deckel fiel mit einem misstönenden Geräusch herunter. Quietschend wurden die langen, rostigen, gekrümmten Nägel aus den Seitenwänden gezogen. Einige Herzschläge lang verstummte das Jaulen, Brausen und Heulen des Sturmes. Klappernd fielen die Bretter auseinander.

Der starre Körper des Toten lag unter vermoderter Kleidung. Hohläugig und starr wie ein Eisblock stand die junge Frau da und blickte in das Gesicht, das sie erkennen sollte und nicht mehr wieder erkannte.

»Er wird sich bewegen. Warte!«, zischte die Frau vor dem offenen Grab und schien mit einem Arm den Reigen der Irrwische zu dirigieren.