Chefarzt Dr. Holl 1851 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1851 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Wirst du mich morgen noch lieben? - Dr. Holl, eine grausame Diagnose und ein Paar, das dem Schicksal trotzt

Als Chefarzt Dr. Holl zu sprechen beginnt, um seiner Patientin die Gefahren der bevorstehenden Operation zu erläutern, packt Sarah Lechner das nackte Entsetzen. Wenn der Tumor in ihrem Kopf, der an einer äußerst ungünstigen Stelle sitzt, entfernt wird, ist es höchstwahrscheinlich, dass sie ihr Hörvermögen verliert.
TAUB! Ein Leben in absoluter Stille - diese Vorstellung ist für Sarah so entsetzlich, dass sie die OP am liebsten verweigern würde. Doch als Dr. Holl weiterspricht, wird ihr klar, dass sie keine Wahl hat ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Wirst du mich morgen noch lieben?

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: SolStock / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 978-3-7325-7488-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Wirst du mich morgen noch lieben?

Taub! Sarahs Angst vor einem Leben in absoluter Stille

Von Katrin Kastell

Als Chefarzt Dr. Holl seiner Patienten, die an einem Akustikusneurinom erkrankt ist, so behutsam wie möglich die Risiken der bevorstehenden Operation erklärt, packt Sarah Lechner das nackte Entsetzen! Wenn der Tumor in ihrem Kopf, der an einer äußerst ungünstigen Stelle sitzt, entfernt wird, ist es höchstwahrscheinlich, dass sie ihr Hörvermögen verliert.

TAUB! Ein Leben in absoluter Stille – diese Vorstellung ist für Sarah so entsetzlich, dass sie die OP am liebsten verweigern würde. Doch als Dr. Holl weiterspricht, wird ihr klar, dass sie keine Wahl hat …

„Das ist es!“, jubelte Sarah Lechner, als sie hinaus auf die Sonnenterrasse des alten Landgasthofes traten, der von Äckern und Wiesen umgeben war und nur wenige Kilometer von München entfernt lag. Sie stellte im Geist schon die Tische und Bänke für ihre Hochzeitsgesellschaft auf. „Hier feiern wir unsere Hochzeit!“

„Hier?“ Ungläubig sah Mark Wieland sich um. „Schatz, ist das nicht vielleicht doch etwas zu … ländlich?“, fragte er gedehnt. „Unsere Gäste sind zum großen Teil Münchner und einen gewissen Komfort gewohnt. Hier sagen sich Fuchs und Hase Gute Nacht. Schau dich doch um! Also, ich weiß nicht. Pferde, Schafe, Ziegen, zwei Hofhunde, jede Menge Gras und Bäume, aber kein Gastraum, in den wir bei Regen flüchten könnten.“

„Da ist etwas Fantasie gefragt, mein Herz. Also wirklich, dabei bist du der Architekt von uns beiden!“, stöhnte Sarah und verdrehte die Augen.

„Wir stellen ein Zelt auf, dort auf der Wiese, und mehrere offene Pavillons über das ganze Gelände verstreut, damit sich Grüppchen bilden können. Toiletten gibt es im Gasthaus. Die Küche ist groß genug und recht gut ausgestattet, und die Wirtin hat gesagt, dass sie im Sommer häufiger Hochzeitsgesellschaften bewirten.“

„Mit über hundert Gästen?“, warf er zweifelnd ein.

„Warum nicht? Platz ist hier mehr als genug. Wir könnten die Gästeliste sogar noch erweitern. Die unliebsamen Gäste platzieren wir einfach drüben beim Ziegenstall. Dann bleiben sie schon nicht lange und denken an uns, bis sie eine Dusche finden und den Gestank abwaschen können.“

Mark grinste. „Das spricht tatsächlich für diesen Ort. Könnten wir meine und deine Eltern dort hinsetzen? Für unsere alten Herren täte es mir schon ein wenig leid, aber die Gesichter unserer Mütter würde ich zu gerne sehen, wenn sie sich neben den Ziegen weit entfernt von allen anderen Gästen wiederfinden würden. Das wäre ein Spaß!“

Sie kicherte. „Wir können es versuchen, aber ich fürchte, Mama lässt sich das nicht gefallen. Sie ist eine wehrhafte Amazone, wie du weißt, und in diesem Fall halte ich es für möglich, dass deine Mutter ausnahmsweise ihre Abneigung überwindet und ihrer Meinung ist. Mit Pech vereinigen wir zwei Naturgewalten. Dann fallen sie nicht mehr wie Kampfkaktusse übereinander her, sondern richten ihren stacheligen Charme voll gegen uns und unsere übrigen Gäste. Lieber nicht. Das ist mir zu gefährlich.“

Er seufzte. „Da hast du recht. Der Tag wird ohnehin ein Balanceakt. Hoffentlich geht es einigermaßen friedlich und freundlich ab!“

„Wird schon werden!“ Sarah hörte ihm nur mit einem halben Ohr zu und sah sich weiter verliebt um. Fast andächtig strich sie mit den Fingerspitzen über die Rinde einer alten, gewaltigen Linde, die den Mittelpunkt des Platzes bildete und mit ihren ausladenden Ästen ein perfekter Schattenspender war.

„Die Hochzeitstafel stellen wir um die Linde auf. Sie wird uns behüten und Glück bringen. Über dreihundert Jahre steht sie an diesem Platz hat die Wirtin gesagt. Was sie schon alles gesehen hat! Mark, es ist ein Traum und einfach perfekt“, schwärmte sie.

„Sicher?“

„Ganz sicher! Bitte! Bitte! Lass uns gleich den achten August reservieren, damit uns niemand diesen herrlichen Ort vor der Nase wegschnappt!“

Mark Wieland musste lachen. „Die Hochzeitsgesellschaften stehen bestimmt Schlange. Das können wir nicht riskieren“, spöttelte er. „Es soll der glücklichste Tag deines Lebens werden, und wenn du dir eine Bauernhochzeit wünschst, dann feiern wir eben eine Bauernhochzeit auf dem Lande“, willigte er ein.

Sarah umarmte ihn stürmisch und gab ihm einen Kuss.

„Danke! Ich werde mich auch ganz alleine um alles kümmern, und du wirst Bauklötzchen staunen, wenn du erst siehst, was man aus diesem Ambiente zaubern kann“, versprach sie, dann runzelten sich ihre Brauen, als ihr seine Wortwahl aufging. Sie baute sich mit in die Seiten gestemmten Armen vor ihm auf. „Hey, was soll das heißen, dass es nur mein glücklichster Tag werden soll? Ist mir da etwas entgangen? Soweit ich weiß, sitzen wir zu zweit in dem Boot der Glückseligkeit.“

„Und ob wir das tun, mein Herz! Du machst mich an jedem einzelnen Tag glücklich, seit wir uns kennen. Und ich bin der glücklichste Mann der Welt, weil du meine Frau bist. In Bezug auf die Hochzeit werde ich trotzdem froh sein, wenn wir sie heil überstanden haben. Ich bin einfach harmoniesüchtig, und unsere Mütter am selben Tisch – das überfordert mich.“

Sarah schmiegte sich in seine Arme. Sie verstand seine Bedenken. Leider waren ihre Familien nie miteinander warm geworden, und ihre Mütter beharkten sich mit allem, was ihnen zur Verfügung stand, wenn sie sich begegneten.

„Hättest du lieber ein kleines Fest? Wir könnten einfach nur im kleinsten Kreis essen gehen und … Die Einladungen sind noch nicht verschickt. Noch haben wir die Wahl“, bot sie an, obwohl sie sich unbändig auf das Fest freute.

„Ich bin eine alte Unke. Lass dir deine Begeisterung nicht von mir verderben. Wir feiern das Fest und werden jede Minute genießen – du und ich! Ich liebe dich.“

„Ich dich.“

Mark und Sarah waren seit acht Jahren ein Paar und wohnten längst zusammen. Ursprünglich war ihnen das Heiraten nicht wichtig gewesen. Sie waren beide dabei gewesen, sich beruflich eine stabile Basis zu schaffen. Nun war Sarah im zweiten Monat schwanger, und als sie Mark erzählt hatte, dass sie bald zu dritt sein würden, hatte er ihr spontan einen Antrag gemacht.

Zuerst war sie überrascht gewesen, aber dann kam die Freude. Sie wollte eine richtige Familie mit allem Drum und Dran. Kinder hatten immer auf Marks und Sarahs Wunschliste gestanden. Nun war der Zeitpunkt gekommen, den Wunsch in die Tat umzusetzen. Die Bedingungen konnten nicht besser werden.

Mark war mit dreiunddreißig Jahren in München bereits ein angesehener Architekt und konnte sich die Projekte aussuchen, die er entwerfen und umsetzen wollte. Er verdiente ein Vermögen, und das Haus, das er für Sarah und sich am Stadtrand von München entworfen und gebaut hatte, war schuldenfrei und bot einer Riesenfamilie Platz.

Sarah hatte ihre Ausbildung zur Grundschullehrerin abgeschlossen und war verbeamtet. Am Tag nach ihrer Verbeamtung hatte sie Mark mit einem besonders guten Abendessen überrascht. Es war so weit, fand sie. Nun konnten sie ihren Kinderwunsch umsetzen.

„Was meinst du, sollen wir einmal schauen, ob sich ein kleines Seelchen bei uns einnisten möchte?“, hatte Sarah beim ersten Schluck Sekt gefragt. „Ich könnte die Pille absetzen, und dann warten wir einfach ab, was so passiert. Wir haben keinen Druck. Ich bin neunundzwanzig. Wann immer es klappt, wird uns der Zuwachs willkommen sein.“

Mark hatte sie zärtlich an sich gezogen. „Das wollte ich dich auch schon fragen. Wenn es nach mir geht, dürften es auch Zwillingsseelchen sein – oder Drillinge? Dann haben wir es in einem Aufwasch hinter uns – obwohl, fünf Kinder wären schon nett, oder? Der Garten ist groß genug.“

„Fünflinge? Herzlichen Dank! Dann bleibst du aber zu Hause, und ich verschwinde morgens in die Schule und verdiene unsere Brötchen. Lass uns erst einmal mit einem Baby üben und dann in die Großproduktion gehen – sollten wir es noch wollen!“

„Schnöde Realistin!“

„Eine gute Planung ist die halbe Miete.“

Nur ein paar Wochen später war Sarah schwanger. Seitdem lebten Mark und sie wie auf einer Wolke des Glücks. Sie freuten sich auf den Nachwuchs und diesen neuen Lebensabschnitt, der voller Herausforderungen und Verantwortung war.

Bevor das Paar wieder in den Gastraum ging, um alles Nähere mit der Wirtin zu besprechen, zog es auch Mark zu der alten Linde. Nachdenklich legte er eine Hand auf ihren Stamm und schien zu lauschen.

„Was sagt sie?“, wollte Sarah amüsiert wissen.

Er schnitt eine Grimasse und löste die Hand. „Ich fürchte, sie versteht nicht ganz mein Problem und lacht mich aus. Ich habe sie gefragt, ob ich wohl ein guter Papa sein werde.“

Sarah lachte. „Mein geliebter Grübler! Die Linde ist eindeutig weiblich wie ich und sieht das gelassen“, neckte sie ihn. „Alles wird gut, und wir werden geradezu verboten glücklich sein. Vertraue mir!“

***

Mit Feuereifer stürzte sich Sarah in den kommenden Tagen auf die Hochzeitsvorbereitungen.

Die Zeit war knapp, und die Einladungen mussten dringend verschickt werden, obwohl sie die Mehrzahl der Gäste bereits telefonisch informiert hatte, damit sie sich den achten August freihielten. Als sie den gewaltigen Stapel Umschläge auf die Post gebracht hatte, strahlte sie vor Freude.

„So! Jetzt ist es offiziell. Jetzt können wir keinen Rückzieher mehr machen“, murmelte sie zufrieden vor sich hin. Da sah sie eine Polizistin auf ihren kleinen Stadtwagen zustreben, der ausgesprochen verboten auf dem Bürgersteig parkte. Im Sturmschritt eilte Sarah zu ihrem Wagen, um einem Strafzettel zu entgehen.

„Ich mache es nie, nie wieder!“, gelobte sie mit leicht schräg gelegtem Kopf und dem charmantesten Lächeln, über das sie verfügte, als sie gleichzeitig mit der Ordnungshüterin bei ihrem Wagen ankam. „Bitte kein Strafzettel! Bitte! Bitte! Heute ist mein Glückstag. Ich habe gerade die Einladungen zu meiner Hochzeit auf die Post gebracht. Ein Strafzettel passt da einfach nicht dazu.“

Die Polizistin musste schmunzeln und ließ den bereits erhobenen Block wieder sinken.

„Fahren Sie schon los!“, meinte sie. „Und werden Sie glücklich!“

„Das habe ich fest vor. Danke!“ Sarah wollte einsteigen, als ihr schlagartig übel und schwindlig wurde und sie sich für einen Moment am Autodach festklammern musste, um nicht zu fallen.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte die Polizistin, die merkte, dass da etwas nicht stimmte.

Sarah atmete ein paar Mal tief durch. Das Schwindelgefühl wurde besser, und es gelang ihr zu nicken.

„Ich bin schwanger“, sagte sie, als müsste das alles erklären.

„Dann kommen Sie gut heim und legen Sie sich am besten kurz hin. Mir war bei meiner ersten Schwangerschaft auch ständig übel. Es geht vorbei“, tröstete die Polizistin.

Kurz dachte Sarah daran, dem Rat zu folgen, aber da die Übelkeit verschwunden war, fuhr sie stattdessen hinaus zu dem Landgasthof, wie sie es ursprünglich für ihren freien Tag geplant hatte. Der Hinweg verlief ohne Probleme, und auch das Gespräch mit der Wirtin und dem Zeltverleiher strengte Sarah nicht sonderlich an.

Sie hatte die kleine Übelkeitsattacke fast schon vergessen, als sie sich wieder in den fließenden Verkehr einfädelte, der sie nach München zurückführen sollte. Da überfiel die Übelkeit sie wieder aus dem Hinterhalt. Sarah wusste nicht, ob sie sich übergeben musste, schluckte und rang nach Atem.

Bisher war sie von der morgendlichen Übelkeit verschont geblieben, die andere Schwangere oft plagte. Vermutlich handelt es sich um so etwas, überlegte sie und versuchte, sich weiter auf den Verkehr zu konzentrieren. Sie wäre gerne an den Rand gefahren und hielt nach einem Haltestreifen Ausschau. Ihr war furchtbar schwindelig.

Ohne es zu merken, musste sie für einen flüchtigen Moment die Augen geschlossen haben. Als sie sie wieder öffnete, stand direkt vor ihr ein grüner Mercedes auf ihrer Fahrbahn und hielt vor einer roten Ampel, die auch aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien.

Verzweifelt drückte Sarah das Bremspedal voll durch, aber dafür war es viel zu spät.

„Bitte nicht!“, schrie sie, als ihr Wagen auf den anderen Wagen prallte. „Mein Baby!“, stieß sie noch hervor, dann wurde ihr schwarz vor Augen.

***

Mit Blaulicht und Sirene wurde Sarah Lechner an die Berling-Klinik gebracht. Starke Unterleibsblutungen hatten eingesetzt, und noch im Krankenwagen verlor sie ihr Kind. Chefarzt Dr. Holl, dem Leiter der Klinik, gelang es, die Blutungen zu stoppen und Sarahs Leben zu retten. Mehr konnte er nicht für sie tun.

„Wir haben uns so auf das Baby gefreut. Wie soll ich es Sarah nur beibringen, dass … dass …“ Mark Wieland konnte die Tränen nicht unterdrücken, als Dr. Holl ihm mitteilte, dass Sarah das Kind verloren hatte.

„Aber wir können noch Kinder bekommen?“, fragte er dann bange. „Sarah möchte unbedingt Kinder und ich auch. Sie könnte nicht damit umgehen, falls …“

An diesem Punkt konnte der Arzt ihn beruhigen.

„Sobald sich Ihre zukünftige Frau von dem Unfall und dem Verlust erholt hat, kann sie jederzeit wieder schwanger werden. Außer ein paar Prellungen und einer Platzwunde an der Stirn hat sie sich keine weiteren Verletzungen zugezogen.“

„Gott sei Dank!“, seufzte Mark erleichtert.

„Ich frage mich allerdings, wie es zu dem Unfall gekommen ist. Ist Frau Lechner eine eher unkonzentrierte Fahrerin?“

„Nein, ganz und gar nicht! Sie fährt sicher und souverän und hat in den elf Jahren, die sie nun schon den Führerschein hat, noch nie einen Unfall gehabt.“

Dr. Holl nickte nachdenklich. „Unter Umständen haben die Blutungen und starke krampfartige Schmerzen eingesetzt und zu dem Unfall geführt. Das wäre eine Erklärung. Sobald Frau Lechner zu sich kommt, möchte ich ihr ein paar Fragen stellen und sie gründlich untersuchen“, kündigte er an.