Chefarzt Dr. Holl 1895 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1895 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Ein furchtbares Drama spielt sich in der Berling-Klinik ab: Weil ihr Freund, der erfolgreiche Anwalt Dr. Simon Riedel, sie für die Krankenschwester Jasmin verlassen hat, stürzt sich das bekannte Fotomodell Kerstin Buchmann aus dem zweiten Stock!
Die junge Frau überlebt den Suizidversuch schwer verletzt, doch sie wird von nun an immer auf fremde Hilfe angewiesen sein - auf Simons Hilfe!
Schweren Herzens kehrt der Anwalt tatsächlich zu ihr zurück ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Wenn die Welt sich nicht mehr dreht

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: goodluz / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9914-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Wenn die Welt sich nicht mehr dreht

Packender Arztroman um eine Verzweiflungstat

Von Katrin Kastell

Ein furchtbares Drama spielt sich in der Berling-Klinik ab: Weil ihr Freund, der erfolgreiche Anwalt Dr. Simon Riedel, sie für die Krankenschwester Jasmin verlassen hat, stürzt sich das bekannte Fotomodell Kerstin Buchmann aus dem zweiten Stock!

Die junge Frau überlebt den Suizidversuch schwer verletzt, doch sie wird von nun an immer auf fremde Hilfe angewiesen sein – auf Simons Hilfe!

Schweren Herzens kehrt der Anwalt tatsächlich zu ihr zurück …

Um ein Haar hätte Rechtsanwalt Dr. Simon Riedel die kleine Tanne umgefahren, als er nervös den Wagen in die freie Lücke lenkte, aber es war noch mal gut gegangen. Erleichtert stellte er den Motor ab und blieb dann erst einmal eine Minute reglos hinter dem Steuer sitzen, um wieder ruhiger zu werden.

Mit geschlossenen Augen lauschte er den Geräuschen auf dem Parkplatz hinter ihm, dann atmete er mehrmals ganz tief bis in den Bauch hinein und stieg aus.

Es war drei Uhr am Nachmittag. Soeben waren dicke Regenwolken über die Stadt gezogen, doch schon spiegelte sich wieder die Sonne in den Pfützen. Für Ende April war es ungewöhnlich warm. Der Mann zog den Regenmantel aus und warf ihn auf die Rückbank. Den brauchte er jetzt nicht. Sorgfältig versperrte er das Auto und ging auf das große Haus zu.

Fünf Minuten später gab er Dr. Stefan Holl, dem Chefarzt der Berling-Klinik, die Hand.

„Wie geht es ihr?“, fragte er angespannt, nachdem er kurz gegrüßt hatte.

Dr. Holl deutete auf die Sitzgruppe am Fenster.

„Nehmen Sie doch Platz, Doktor Riedel!“, bat er. „Im Sitzen redet es sich leichter.“

Simon Riedel kam der freundlichen Aufforderung sofort nach. Die ruhige Art Dr. Holls wirkte wohltuend und spannungslösend auf sein eigenes Befinden.

Der junge Anwalt kannte den Klinikchef seit seiner Referendarzeit, die er in der Kanzlei Lassow verbracht hatte. Dr. Axel Lassow wiederum war ein Schwager von Dr. Holl. Und weil Simon über den Frauenarzt nur Gutes wusste, hatte er seine Verlobte sofort zu ihm geschickt, als sie diese harte Stelle in der Brust entdeckt hatte.

Simon sah die Szene vor sich, als wäre sie gerade erst passiert. Kerstin war aschfahl geworden, als sie die Unebenheit bemerkt hatte. Sie hatte zu weinen begonnen und natürlich sofort an Krebs gedacht. Noch am gleichen Tag hatte sie zur Abklärung des Befundes die Berling-Klinik aufgesucht.

Chefarzt Dr. Holl kümmerte sich persönlich um die schöne Patientin, deren Konterfei im ganzen Land bekannt war. Sie warb für Parfüms, für Haarshampoo, für Gesichtscremes und für Mode.

Dr. Holl lehnte sich zurück und schenkte seinem Besucher ein aufmunterndes Lächeln.

„Sie können ganz beruhigt sein, der Knoten hat sich als Zyste erwiesen. Sie ließ sich gut entfernen. Und es wird auch keine Narbe zurückbleiben.“ Anhand des Krankenblattes erläuterte der Chefarzt die einzelnen Befunde.

Simons Miene entspannte sich von einer Sekunde zur anderen.

„Eine wunderbare Nachricht!“, sagte er. „Herr Doktor Holl, ich danke Ihnen.“

„Jetzt sollten Sie Ihre Verlobte aber nicht länger warten lassen. Sie wird schon ziemlich ungeduldig sein.“

Simon verließ das Chefarztbüro. Erst draußen auf dem Gang stellte er fest, dass er die Blumen im Wagen vergessen hatte. Also kehrte er zum Parkplatz zurück, um sie zu holen.

Als er zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit durch den Haupteingang ging, diesmal mit dem Strauß in der Hand, war ihm, als wäre eine große Last von ihm genommen. Kerstin war also nicht ernsthaft erkrankt. Und bald würde sie ihre Arbeit als Top-Model wieder aufnehmen können.

Ganz in Gedanken marschierte er den Gang entlang, der von der großen Eingangshalle in den rechten Flügel des Gebäudes führte, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass er keine Ahnung hatte, ob er überhaupt auf dem richtigen Weg war.

Als ihm eine äußerst attraktive Frau im grünen Kittel entgegenkam, sprach er sie an.

„Guten Tag“, sagte er, „ich möchte zu Frau Buchmann. Sie liegt auf Dr. Holls Privatstation …“

„Ich weiß Bescheid“, unterbrach sie ihn lächelnd. „Wenn Sie wollen, können Sie mit mir kommen, denn dahin muss ich auch. Ich bin Schwester Jasmin.“

Simon folgte der schlanken Pflegerin. Sie ging etwas schneller als er, und so hatte er Muße, ihren schön geflochtenen langen Zopf zu betrachten, der vom Hinterkopf bis weit über die Schultern reichte. Es musste sehr schön aussehen, wenn sie das Haar offen trug.

Ein paar unschuldige Augenblicke lang genoss er das heimliche Bild, das er sich von der Krankenschwester machte. Dann blieb sie plötzlich stehen und wies auf die geschlossene Tür vor ihnen.

„Dies ist Frau Buchmanns Zimmer.“

„Danke, Schwester Jasmin.“ Während er noch überlegte, was er noch sagen könnte, ging sie schon weiter. Er empfand ein flüchtiges Bedauern. Doch bevor er sich weiter mit diesem Gefühl beschäftigte, drückte er die Klinke herunter und trat ein.

„Grüß dich, Liebling!“, rief er. „Ich habe schon mit Doktor Holl gesprochen. Es ist alles okay.“

Kerstin streckte ihm beide Arme entgegen.

„Simon!“, rief sie. „Ich hab dich so vermisst!“ Ihre Augen schimmerten feucht.

Er legte die Blumen aufs Bett und gab ihr einen Kuss.

„Bald ist alles wieder gut, Schatz. Ein paar Tage noch, dann ist es überstanden.“

„Es macht wahrhaftig keinen Spaß, hier allein herumzuliegen“, schmollte sie leise.

„So hast du aber doch endlich einmal Zeit, etwas zu lesen“, hielt ihr Simon entgegen und wies auf den Bücherstapel neben ihrem Bett, bevor er sich setzte. „Wie war die Operation?“

„Ich habe überhaupt nichts gemerkt. Doktor Holl schaut täglich nach mir. Er ist ein toller Arzt. Ich habe sehr viel Vertrauen zu ihm.“

Simon lächelte verschmitzt. „Du wirst dich doch nicht in ihn verliebt haben? Soviel ich weiß, ist er seit vielen Jahren glücklicher Familienvater.“

Kerstin überging seine scherzhafte Bemerkung.

„Ich möchte gern die Narbe sehen“, sagte sie. „Hoffentlich hat Doktor Holl wirklich so gut gearbeitet, wie er mir versprochen hat.“ Sie machte Anstalten, den Verband zu lösen.

Aber Simon hielt ihre Hände fest.

„Das solltest du nicht tun, Schatz, sondern diese Entscheidung Doktor Holl überlassen. Gerade hast du doch gesagt, dass du ihm vertraust. Also halte dich an seine Anordnungen! Es wird zu deinem Besten sein.“

Kerstin fügte sich dem Rat ihres Verlobten nur widerstrebend. Sie betrachtete nachdenklich die Blumen.

„Wie kommst du ohne mich zurecht?“, erkundigte sie sich dann.

„Mach dir keine Sorgen“, erwiderte er spontan. „Es klappt alles bestens.“

„Dann vermisst du mich also gar nicht“, schloss sie aus seiner Antwort.

Simon schüttelte nachsichtig den Kopf.

„So war das nun auch wieder nicht gemeint. Ich wollte damit nur sagen, dass wir die Zeit schon irgendwie überstehen. In ein paar Tagen sind wir wieder zusammen.“

„Freust du dich darauf?“, fragte sie mir kokettem Lächeln.

Er seufzte innerlich in einem Anflug von Unmut, ließ sich aber nichts anmerken.

„Natürlich freue ich mich sehr.“

„Liebst du mich?“, wollte sie nun wissen.

„Ich liebe nur dich.“

„Bist du mir auch treu?“

„Warum nimmst du mich ins Kreuzverhör, Schatz? Zweifelst du an mir?“

Kerstin lächelte verhalten. „Ich will nur immer wieder hören, dass ich die einzige Frau in deinem Leben bin.“

Sie zog seinen Kopf zu sich heran und küsste ihn fordernd auf den Mund.

***

Am nächsten Tag brachte ein Bote einen neuen Strauß für Kerstin Buchmann. Allmählich verwandelte sich ihr Zimmer in ein Rosenparadies.

Jasmin Mehring gab die Blumen an Lernschwester Biggi weiter.

„Bring den Strauß zu Frau Buchmann!“, ordnete sie an. „Und nimm gleich eine Vase mit, damit du nicht zweimal laufen musst.“

Biggi Schulz befolgte den Auftrag der Kollegin willig. Sie war etwas langsam im Denken und Handeln, tat aber alles gewissenhaft, was man ihr auftrug.

Unterwegs schnupperte sie wie eine neugierige Katze an den roten Rosen. Noch nie hatte sie von einem Jungen Blumen geschenkt bekommen.

Sie drückte die Klinke von Zimmer 20 herunter und trat ein.

„Wieder ein Strauß für Sie. Wo soll ich ihn hinstellen?“

Kerstin fuhr hoch. „Sie haben mich erschreckt!“, rief sie. „Ich war gerade eingeschlafen. Hat man hier denn nie seine Ruhe?“

„Entschuldigung“, murmelte Biggi, ganz erschreckt über die unerwartete Reaktion.

„Klopfen Sie das nächste Mal an!“, befahl Kerstin ungnädig. „Und ziehen Sie den Vorhang vor! Das grelle Licht tut mir in den Augen weh.“

Biggi erfüllte den Wunsch der Patientin, dann machte sie, dass sie wieder wegkam. Frau Buchmann schien heute schlecht gelaunt zu sein.

Jasmin saß im Schwesternzimmer vor dem Computer, als Biggi zurückkam.

„Ist Zimmer 18 auf der Privatstation bereit? Doktor Holl hat angerufen. Seine Patientin Marion Hoger ist unterwegs hierher. Bei ihr haben die Wehen eingesetzt.“

„Marion Hoger? Die Weltmeisterin im Eiskunstlauf?“

„Genau. Sie bekommt ihr erstes Baby hier bei uns. Bitte äußerste Diskretion, Biggi! Sollten irgendwelche Pressefotografen auftauchen, ist Doktor Holl sofort zu benachrichtigen. Und bitte lass auch im privaten Freundeskreis nichts verlauten!“

„Klar, Jasmin.“ Biggi fühlte sich von so viel Vertrauen sehr geehrt.

„Also, ist Zimmer 18 schon hergerichtet?“, wollte die Stationsschwester wissen.

„Ich werde mich sofort darum kümmern“, versprach Biggi und marschierte wieder los. Unterwegs kam sie wie immer ins Träumen.

Eigentlich wäre sie gern als Stewardess durch die Lüfte geflogen, aber leider war sie beim Eignungstest durchgefallen. So setzte sie ihre ganzen Hoffnungen in die Zukunft. Eines Tages wollte auch sie berühmt sein wie Marion Hoger oder Kerstin Buchmann. Dann würde auch sie teure Modellkleider tragen, schicke Flitzer fahren und von einem Märchenprinzen ins Paradies geführt werden.

Nur ein einziges Mal von einem dieser glänzenden Titelbilder herablächeln zu können … Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass sich Zimmer 18 in einem einwandfreien Zustand befand, nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und klopfte noch einmal an die Tür von Nummer 20.

Kerstin las gerade in einer großformatigen Modezeitschrift.

„Was ist denn noch?“, fragte sie leicht ungehalten.

„Entschuldigen Sie die Störung, aber vielleicht können Sie mir ein paar Tipps geben, wie man ein erfolgreiches Model wird … so wie Sie.“

„Warum wollen Sie das wissen?“

„Es interessiert mich sehr, denn ich wollte schon immer gern Model werden …“

Die schöne Patientin lächelte überheblich. „Das können Sie getrost vergessen, Schwester. Als Model sollten Sie wenigstens ein Meter fünfundsiebzig groß sein und höchstens Kleidergröße sechsunddreißig haben.“ Sie machte eine sehr bedeutungsvolle Pause. „Davon sind Sie meilenweit entfernt, meinen Sie nicht auch?“

Biggis gute Laune schwand abrupt, und sie stand da wie eine begossene Pudeldame.

Geknickt kehrte sie zum Schwesternzimmer zurück. Hatte Kerstin Buchmann mit ihrer Beurteilung recht, oder war sie einfach nur gemein? Das musste sie nun allein herausfinden, denn darüber mochte sie mit niemand anders reden.

***

Jasmin, die viel zu beschäftigt war, um von Biggis Kummer etwas zu bemerken, machte an diesem Tag pünktlich um achtzehn Uhr Schluss.

Es war noch wärmer geworden. Man sprach hinsichtlich der fast hochsommerlichen Temperaturen von einem rekordverdächtigen April. Hoffentlich wird der Mai genauso schön!, dachte sie. Und dann war der Sommer nicht mehr weit – die Jahreszeit, die sie am meisten liebte.

Auf dem Weg zu ihrem kleinen Wagen lief sie wieder dem Mann in die Arme, der ihr schon mehrfach, ganz gegen ihren Willen, durch den Kopf gespukt war.

„Hallo, Schwester Jasmin!“, sagte Simon mit einem sympathischen Lächeln. „Sind heute wieder Blumen in meinem Namen abgegeben worden?“, erkundigte er sich.

Jasmin blieb stehen. Etwas zögernd reichte sie ihm die Hand.

„Sie stehen schon in Frau Buchmanns Zimmer“, sagte die Pflegerin und wagte einen offenen Blick in seine sensiblen Augen. Er wiederum versuchte entzückt, ihre Sommersprossen zu zählen.

„Ist irgendwas?“, fragte Jasmin irritiert.

„Sie haben schöne Augen“, hörte Dr. Simon Riedel sich sagen.

Überrascht zog sie ihre Hand zurück, die er immer noch gehalten hatte.

„Frau Buchmann erwartet Sie schon“, erinnerte sie ihn an den Grund seines Hierseins.

Doch er schien wie festgewachsen.

„Darf ich Sie auf ein Glas Wein einladen?“

Was für ein verrückter Vorschlag! Er staunte über sich selbst.

„Jetzt?“, fragte Jasmin ungläubig.

„Ich dachte eher an heute Abend. Wie wär’s mit dem Biergarten in der Leopoldstraße? Vom Wetter her hätten wir nichts zu befürchten.“

„Einverstanden“, erwiderte sie. Jasmin, du bist verrückt, schimpfte die Vernunft, was soll das denn?

Es kostete ihn einige Mühe, seine Blicke von ihrem schönen Gesicht zu wenden. Schließlich gelang es ihm. Er ging weiter, drehte sich aber noch einmal um. Sie hob kurz die Hand.

Ach Gott, was ist denn schon dabei?, setzte sich Jasmins Herz gegen den Kopf zur Wehr. Eine völlig unverbindliche Einladung auf einen Drink. Na und? Absagen konnte sie immer noch.

Aber seine Telefonnummer befand sich im Klinikcomputer bei den Patientendaten. Und ganz bestimmt würde sie nicht noch einmal zurückgehen.

Hätte sie vielleicht aus moralischen Gründen ablehnen müssen? Aber war es überhaupt unmoralisch, sich mit einem Mann zu einem zwanglosen Gespräch zu treffen?

Sie setzte ihren Wagen rückwärts aus der Parklücke, bog auf die Straße ab und fädelte sich in den Verkehr ein. Eine halbe Stunde später war sie zu Hause.

Jasmin wohnte in einem Zwei-Zimmer-Apartment im zweiten Stock einer kleinen Wohnanlage. Die Miete war zwar nicht ganz billig, aber ein gemütliches Zuhause durfte schon etwas kosten. Dafür pflegte sie sonst keine kostspieligen Hobbys, ging selten zum Essen aus und fuhr auch nur einmal im Jahr für vierzehn Tage in Urlaub – meistens zu ihrer Tante auf Sylt.

Um sieben wurde sie etwas nervös. Sie stand ganz gegen ihre Gewohnheit lange vor dem Kleiderschrank und verwarf alles wieder, was ihr zunächst passend erschienen war.

Weil bald die Zeit drängte, entschied sie sich schließlich für die cremefarbene Leinenhose, die sie im letzten Jahr gekauft hatte. Und dazu ein knallrotes Top. So rot wie seine Rosen für die andere, ging es ihr durch den Kopf.

Angefüllt mit Spannung und Erwartung, verließ sie ihre Wohnung und fuhr mit dem Fahrrad zum verabredeten Ort. Simon wartete schon, als sie den Biergarten betrat, und winkte ihr.

Zum zweiten Mal an diesem Tag gaben sie sich die Hand.

„Ein wenig hatte ich Zweifel, ob Sie überhaupt kommen würden“, sagte er. „Umso mehr freue ich mich, Sie zu sehen.“

Nach ein paar Bemerkungen über den Biergarten und seine ideale Lage kamen sie zu der Frage, was sie essen und trinken wollten. Dazu mussten sie erst einmal ausgiebig die Karte studieren.

„Sie sind natürlich mein Gast“, erinnerte er sie erneut an seine Einladung. Schließlich einigten sie sich auf einen Käseteller und einen italienischen Roten.

Immer wieder betrachtete er sie mit verstohlenen Blicken. Was er sah, schien ihm zu gefallen. Seine Augen verbreiteten ein intensives Strahlen.

Jasmin hätte später nicht mehr sagen können, wie der Käse geschmeckt hatte, ob der Wein gut gewesen war und warum sie ausgerechnet im Biergarten Wein getrunken hatten. Ihre Sinne empfingen alle Signale, die von ihm ausgingen: der Klang seiner Stimme, das Feuer seiner Augen und die Verheißung seines Lächelns. All das entfachte mehr und mehr Glut in ihrem Herzen.