Dr. Laurin 12 – Arztroman - Patricia Vandenberg - E-Book

Dr. Laurin 12 – Arztroman E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Dr. Laurin ist ein beliebter Allgemeinmediziner und Gynäkologe. Bereits in jungen Jahren besitzt er eine umfassende chirurgische Erfahrung. Darüber hinaus ist er auf ganz natürliche Weise ein Seelenarzt für seine Patienten. Die großartige Schriftstellerin Patricia Vandenberg, die schon den berühmten Dr. Norden verfasste, hat mit den 200 Romanen Dr. Laurin ihr Meisterstück geschaffen. Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist. Sie waren glücklich und sahen die Welt rosarot. Bei einem anderen Paar, das unweit von ihnen stand, schien das Gegenteil der Fall zu sein. »Du wirst dich jetzt zusammennehmen, Patricia«, drohte eine erregte Männerstimme. »Wir fahren in die Flitterwochen, hast du begriffen?« Daß man solche Worte in einem so drohenden Ton sagen konnte, ließ Ulla aufhorchen. Aber nun vernahm man auch die Stimme der bildschönen jungen Frau, die bleich und erstarrt dastand. »Du hast gewußt, daß er die Maschine fliegt«, sagte sie ängstlich. »Was führst du im Schilde?« Der Mann lachte blechern auf. »Vielleicht will ich ihm unser junges Glück präsentieren. Du bist jedenfalls jetzt meine Frau und wirst dich entsprechend benehmen.« Er griff nach ihrem Arm und zog sie mit sich. Kopfschüttelnd blickte Ulla ihnen nach. Eine Maschine nach Istanbul wurde abgerufen. Peter und Ulla sahen, wie jenes ungleiche Paar sich zur Abfertigung begab. Der Mann mußte wohl doppelt so alt sein wie die junge Frau, aber was ging das eigentlich sie an? Sie hatten noch eine halbe Stunde Zeit und konnten beobachten, wie die Maschine startete. Aber gleich danach geschah etwas, was sie erstarren ließ.

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Seitenzahl: 110

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Dr. Laurin – 12 –

Der Unfall – Bewährung für die Kayser-Klinik

Patricia Vandenberg

Sie waren glücklich und sahen die Welt rosarot. Bei einem anderen Paar, das unweit von ihnen stand, schien das Gegenteil der Fall zu sein.

»Du wirst dich jetzt zusammennehmen, Patricia«, drohte eine erregte Männerstimme. »Wir fahren in die Flitterwochen, hast du begriffen?«

Daß man solche Worte in einem so drohenden Ton sagen konnte, ließ Ulla aufhorchen.

Aber nun vernahm man auch die Stimme der bildschönen jungen Frau, die bleich und erstarrt dastand.

»Du hast gewußt, daß er die Maschine fliegt«, sagte sie ängstlich. »Was führst du im Schilde?«

Der Mann lachte blechern auf. »Vielleicht will ich ihm unser junges Glück präsentieren. Du bist jedenfalls jetzt meine Frau und wirst dich entsprechend benehmen.«

Er griff nach ihrem Arm und zog sie mit sich.

Kopfschüttelnd blickte Ulla ihnen nach.

Eine Maschine nach Istanbul wurde abgerufen. Peter und Ulla sahen, wie jenes ungleiche Paar sich zur Abfertigung begab. Der Mann mußte wohl doppelt so alt sein wie die junge Frau, aber was ging das eigentlich sie an?

Sie hatten noch eine halbe Stunde Zeit und konnten beobachten, wie die Maschine startete.

Aber gleich danach geschah etwas, was sie erstarren ließ.

Als die Maschine gerade Höhe gewonnen hatte, sackte sie wieder ab.

Eine Detonation erfolgte.

Gellende Aufschreie erfüllten die Halle.

Gleich darauf heulten Sirenen los.

Alles war nur noch ein Chaos.

Ulla zitterte, Peter Rasmus war blaß geworden und umschloß ihre Hand.

»Ich muß helfen!« stieß Dr. Rasmus hervor.

*

Schwester Marie rang nach Fassung. »Ulla hat angerufen«, brachte sie stockend über die Lippen, als Dr. Laurin ihr entgegenkam, »ein Flugzeug ist abgestürzt. Dr. Rasmus leistet Erste Hilfe. Es war Gott sei Dank nicht ihre Maschine«, fügte sie hinzu.

Schon kam der nächste Anruf, bevor Dr. Laurin noch richtig begriffen hatte.

Ob sie Betten bereitstellen können, wurde gefragt.

Die chirurgische Abteilung wurde in Alarmbereitschaft versetzt.

Eine knappe Stunde später herrschte Hochbetrieb. Vier Schwerverletzte waren gebracht worden. Peter und Ulla Rasmus waren als Helfer dabei.

Schwester Marie nahm die zitternde junge Frau in die Arme.

»Dem Himmel sei Dank, daß es nicht eure Maschine war!« murmelte sie unter Tränen.

»Nie wieder!« stammelte Ulla. »Nie wieder werde ich fliegen!«

Das große Abenteuer war für sie zu Ende, bevor es begonnen hatte. Der Schrecken saß ihr in den Gliedern, und noch wußte sie nicht, in welche dramatischen Geschehnisse sie ganz zufällig verstrickt worden war.

Dr. Peter Rasmus fand endlich Zeit, seine junge Frau zu trösten. »Wir holen es nach, Ulla«, murmelte er, ihr das wirre Haar aus der Stirn streichend.

Aber an sorglose Flitterwochen konnten sie beide nicht denken; statt dessen erinnerte sich Ulla plötzlich an dieses ungleiche Paar, das zur Istanbul-Maschine gegangen war. Sie vermeinte noch die drohende Stimme des Mannes zu hören.

So schnell konnte alles vorbei sein! Sie klammerte sich an ihren Mann, dankbar, daß sie zusammen sein konnten, daß für sie nicht alles zu Ende war.

*

Für Dr. Sternberg und Dr. Liepmann kamen harte Stunden. Die junge Ärztin Vivian Furler versorgte die beiden leichter Verletzten, einen jungen Mann und ein junges Mädchen.

Auf dem Operationstisch lag eine übel zugerichtete Frau. Daß auch sie jung war, konnte man vorerst nur ahnen. Ihre Überlebenschancen waren so gering, daß Liepmann nur sorgenvoll die Schultern zuckte.

»Scheint hübsch gewesen zu sein«, murmelte Dr. Liepmann.

»Können Sie nichts anderes denken?« knurrte Dr. Sternberg unwillig.

»Jung verheiratet anscheinend auch«, fuhr Liepmann fort. »Der Ring ist neu.« Man hatte ihn von der verletzten, geschwollenen Hand lösen müssen. In zwei Teilen lag er jetzt auf Liepmanns Hand.

»Geben Sie sich nicht langen Betrachtungen hin«, mahnte Dr. Sternberg wieder.

Sie konnten nicht wissen, wie widerwillig diese junge Frau sich den Ring an den Finger stecken ließ. Erst drei Stunden lag dieser Augenblick zurück…

»Wozu das, Werner?« hatte sie gesagt, als sie das Standesamt verließen, auf dem die Ehe zwischen Werner Lichtenberg und Patricia Heinrich geschlossen worden war. »Ich trage jetzt deinen Namen, das sollte dir genügen.«

»Ganz so einfach mache ich es dir nicht«, hatte er mit einem hintergründigen Lächeln erwidert.

Ein seltsames Gespräch für ein frischverheiratetes Paar. Die beiden Trauzeugen schienen dabei jedoch nichts zu finden. Sie sprachen von Geschäften.

Sie begleiteten sie auch zu ihrem Hotel. Werner Lichtenberg hatte die nächste halbe Stunde keine Zeit für seine junge Frau, und sie war froh darüber, soweit man in ihrer Stimmung überhaupt froh sein konnte.

Als er nach ihr rief, packte er ein verschnürtes Päckchen in ihren Koffer.

»Ein Geschenk für Ruth von Charly«, bemerkte er leichthin. »Dein Koffer ist nicht so schwer wie meiner.«

»Wir werden Ruth treffen?« hatte Patricia gefragt.

»Aber sicher. Und nun zum Flugplatz.«

Das alles hätte diese junge Frau erzählen können, doch sie lag bewußtlos und halb verblutet auf dem Operationstisch.

Sie hätte sich von einer Last befreit gefühlt, hätte sie gewußt, daß dieser Ring nicht mehr an ihrer Hand saß, hätte sie erfahren, daß Werner Lichtenberg sich unter den Toten befand.

*

Dr. Vivian Furler griff nach der schmalen Mädchenhand, die auf der leichten Decke zuckte.

»Fabian – wo ist Fabian?« flüsterten die trockenen Lippen.

Vivian schrieb den Namen auf. In Fällen wie diesem, wo man keine Anhaltspunkte über die Patienten hatte, mußte alles registriert werden.

»Wer ist Fabian?« fragte Vivian Furler, jede Silbe betonend.

Verschwollene Lider öffneten sich. Zwei helle Augen blickten sie verstört an.

»Weg! Schnell weg!« stieß das Mädchen hervor.

»Ruhig, ganz ruhig«, sagte Vivian tröstend. »Sie sind in der Klinik.«

»In der Klinik«, wiederholte das Mädchen mechanisch. »Ich lebe!«

Es klang eher verwundert als erleichtert. Ein Stöhnen folgte. Fingernägel krallten sich in Vivians Hand.

»Wie heißen Sie?« fragte Vivian, sich zur Ruhe zwingend.

»Petra Walther«, erwiderte das Mädchen tonlos.

Vivian notierte den Namen.

»Alter einundzwanzig, Beruf Stewardeß«, tönte die Stimme, bevor sie weiterfragen konnte. »Wer sind Sie?«

»Vivian Furler, Ärztin«, erwiderte sie knapp. »Sie befinden sich in der Prof.-Kayser-Klinik, Frau Walther.«

»Wie viele leben?« fragte Petra gequält. »Wie ist es passiert?« schluchzte sie auf.

Es war klar, daß sie den Schock noch nicht überwunden hatte, aber ihr Geist schien ziemlich klar zu sein.

»Was können Sie mir sagen, Frau Walther?« fragte Vivian behutsam. Ihre sanfte Stimme schien beruhigend auf die Patientin zu wirken, und Petra Walther war gewöhnt, präzise Auskünfte zu geben. Vivian wußte, wie viele Fragen im Laufe eines Fluges an eine Stewardeß gestellt wurden, und wieviel Geistesgegenwart und schnelle Reaktion in diesem Beruf verlangt wurde.

»Flugkapitän Fabian Holten«, sagte Petra heiser. »Vierunddreißig Jahre alt, unverheiratet – was ist mit ihm?«

»Ich weiß es nicht«, erwiderte Vivian beklommen. »Ich werde mich erkundigen.«

»Danke«, flüsterte Petra, und ihre Augen schlossen sich wieder.

Viel hatte sie nicht gesagt, und aus ihren Worten war nur zu entnehmen, daß ihre Hauptsorge dem Piloten galt. Man mußte ihr Zeit lassen. Sie mußte zur Ruhe kommen. Dr. Vivian Furler fügte der Infusionslösung ein Beruhigungsmittel bei.

*

Petra lag ganz still. Das Dröhnen in den Ohren war gewichen. Ihre Gedanken wanderten.

Sie hatte Fabian Holten auf dem Parkplatz getroffen. Sie war mit dem Taxi gekommen, er mit seinem Wagen.

»Ich denke, du hast Urlaub, Petra?« hatte er sie begrüßt.

»Josi ist krank geworden. Ich springe für sie ein.« Sie hatte gewußt, daß sie mit Fabian fliegen würde, und deshalb war es ihr nicht schwergefallen, ihren Urlaub zu verschieben.

»Istanbul ist kein Pflaster für hübsche junge Mädchen«, sagte er rauh.

»Du kannst ja ein bißchen auf mich aufpassen, Fabian.«

Er hatte sie so merkwürdig angesehen, und dann hatte er sich umgeschaut und war totenbleich geworden. So, als würde er Gespenster sehen.

Gewaltsam wollte sich Petra erinnern, aber plötzlich fühlte sie sich ganz leicht, so als würden Wolken sie emportragen, und sie konnte nichts mehr denken.

»Nun, Vivian?« fragte eine tiefe, warme Stimme.

Dr. Leon Laurin war dazugekommen.

»Prellungen, Schürfwunden und ein gebrochenes Handgelenk«, stellte Vivian sachlich fest. »Sie braucht nur Ruhe. Einiges habe ich schon in Erfahrung gebracht.«

Sie reichte ihm den Block.

Dr. Laurin las die wenigen Worte. »Ein paar Einzelheiten wissen wir auch schon«, murmelte er. »Bis jetzt fünf Tote, dreißig Schwerverletzte. Der Pilot muß noch eine Notlandung versucht haben.«

»Weiß man, wie es passiert ist?« fragte Vivian fröstelnd.

»Wahrscheinlich eine Explosion an Bord. Aber augenblicklich gibt es nur Vermutungen. Es ist gut, daß wenigstens eine Stewardeß verhältnismäßig gut davongekommen ist. Sich vorzustellen, daß es die Maschine nach Portugal hätte sein können…«, er unterbrach sich und versank in düsteres Schweigen.

»Ulla und Peter tun mir leid«, murmelte Vivian. »Sie haben sich auf ihre Hochzeitsreise so gefreut.«

»So schnell wird sie kein Flugplatz wiedersehen«, meinte Dr. Laurin. Sein Blick wanderte zu dem jungen Mann, dessen Kopf verbunden war.

»Ist sein Name bekannt?« fragte er.

Vivian schüttelte den Kopf.

»Von den beiden anderen weiß man auch nichts«, stellte Dr. Laurin fest. »Es wird wieder einigen Trubel geben.«

*

Antonia Kayser hatte den Fernsehapparat eingeschaltet, nachdem sie mit ihrem Mann telefoniert hatte. Die ersten Filme von dem Flugzeugunglück sollten gezeigt werden. Leon hatte sie gebeten, sich auf dem laufenden zu halten.

Antonia mußte sich zwingen, auf den Bildschirm zu sehen. Die Stimme des Sprechers klang monoton.

»Flugkapitän Fabian Holten, der als sehr erfahren gilt, befindet sich, ebenso wie Kopilot Will Könen, unter den Schwerverletzten. Die Stewardessen Petra Walther und Grit Berger kamen mit leichteren Verletzungen davon, während die dritte Stewardeß sich unter den Toten befindet. Einige der Schwerverletzten schweben in Lebensgefahr. Wir setzen unseren Bericht fort, sobald neue Meldungen eintreffen.«

Wie viele Menschen, eben noch ahnungslos, mochten jetzt um das Leben ihrer nächsten Angehörigen zittern, ging es Antonia durch den Sinn.

Wie mochte es Ulla und Peter Rasmus zumute gewesen sein, als sie die Maschine abstürzen sahen? Sie erinnerte sich ihres langen Fluges nach Südafrika, dem Ziel ihrer eigenen Hochzeitsreise. Wie unbeschwert waren sie gewesen, und doch konnte es jedem geschehen!

Wenn es einem bestimmt ist, pflegte Teresa zu sagen, die an das unabänderliche Schicksal glaubte, das jedem Menschen schon in die Wiege gelegt wurde.

Karin erschien. »Die Zwillinge geruhen zu schlafen«, sagte sie. »Jetzt wird Kevin sich bald melden. – Na, und die Rasmus’ haben sich ihre Hochzeitsnacht wohl auch anders vorgestellt.«

»Wenn es einem bestimmt ist, Karin, erwischt es einen überall«, sagte Antonia.

*

Im Geburtsraum der gynäkologischen Abteilung der Prof.-Kayser-Klinik drängte sich ein kleiner Mensch ins Leben und zauberte mit seinem ersten Schrei ein glückliches Lächeln auf das schweißbedeckte Gesicht seiner Mutter.

»Ein Prachtjunge, Frau Mailinger«, sagte Dr. Laurin, »er hat es ja verflixt eilig gehabt, aber darüber sind wir wohl beide nicht böse.«

»Ich habe mich so wahnsinnig erschrocken, als ich von dem Flugzeugunglück hörte«, erklärte die junge Mutter entschuldigend. »Mein Mann ist heute zurückgekommen. Sonst fliegt er nämlich nicht, aber weil er doch wußte, daß es jede Stunde soweit sein könnte – na, zum Glück stand er schon vor der Tür, als die Meldung durchs Radio kam.«

Und nun wartete Herr Mailinger in der Halle. Er war wohl einer der wenigen Glücklichen in der Prof.-Kayser-Klinik, als Schwester Marie ihm die Nachricht seines Sohnes brachte.

Ein anderer Herr im grauen Flanellanzug ging unruhig hin und her. »Kann ich jetzt Dr. Sternberg endlich sprechen?« fragte er Schwester Marie, als diese an ihm vorbeieilen wollte.

»Dr. Sternberg ist heute sehr beschäftigt«, antwortete sie.

»Wenn Sie mir sagen, worum es sich handelt?« fragte sie. »Vielleicht hat Dr. Laurin jetzt Zeit.«

»Es handelt sich um Flugkapitän Holten«, erklärte der Mann erregt. »Ich bin der Direktor der Fluggesellschaft, Dr. Weigand. Mir wurde gesagt, daß sich Holten eventuell hier befinden könnte. Ich meine, daß er unter den Verletzten ist, die noch nicht identifiziert sind.«

»Ich werde Dr. Laurin Bescheid sagen. Wir haben nur eben ein Kind bekommen«, erklärte Schwester Marie.

»Und für uns stehen Millionen auf dem Spiel«, stieß Dr. Weigand erregt hervor.

Wenn er wenigstens Menschenleben gesagt hätte, dachte Schwester Marie erbittert.

Aber Dr. Laurin, der darauf bedacht war, daß seine Klinik nicht in das Kreuzfeuer mißliebiger Kritik geriet, beeilte sich, dem Anliegen des ungeduldig Wartenden gerecht zu werden.

Dr. Weigand, von der imponierenden Erscheinung des Chefarztes beeindruckt, bemühte sich, sachlich zu bleiben.

»Wir sind Ihnen natürlich sehr verbunden, daß auch Sie Verletzte aufgenommen haben, Herr Dr. Laurin, aber im Zuge der Ermittlungen, die möglichst schnell Klarheit über den Hergang des Unglücks bringen sollen, dürfen wir keine Zeit verstreichen lassen, die Überlebenden der Besatzung zu verhören. Der Kopilot Könen ist von seiner Frau identifiziert worden. Glücklicherweise bestehen für ihn gute Überlebenschancen.«

Dr. Laurin runzelte die Stirn. »Ich bin über die augenblickliche Situation nicht informiert. Mein Kollege Dr. Sternberg hat die Operation vorgenommen. Ich komme gerade von einer Geburt. Selbstverständlich werden Sie Gelegenheit haben, Dr. Sternberg zu sprechen, aber ob das jetzt schon möglich sein kann, muß ich erst in Erfahrung bringen. So bedauerlich das für Sie sein mag, muß ich Sie doch bitten, sich noch zu gedulden.«

Das fiel seinem Gesprächspartner sichtlich schwer, aber Leon Laurin ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen.

Er ging selbst zur chirurgischen Station und traf Dr. Eckart Sternberg.

»Tut mir leid, Eckart, wenn ich dir auch noch mit solchen Dingen kommen muß«, begann Leon Laurin rücksichtsvoll, »aber da ist der Direktor der Fluggesellschaft gekommen. Ein ungeduldiger Herr. Wie steht es um den Patienten?«

»Um welchen?« fragte Dr. Sternberg müde.

»Um Flugkapitän Holten, vermutlich.«

»Bedaure, aber ich habe keine Personalien vorliegen. Sofern man aus uniformähnlichen Überbleibseln Rückschlüsse ziehen kann, könnte er zur Besatzung gehören.«



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