Dr. Laurin 14 – Arztroman - Patricia Vandenberg - E-Book

Dr. Laurin 14 – Arztroman E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Dr. Laurin ist ein beliebter Allgemeinmediziner und Gynäkologe. Bereits in jungen Jahren besitzt er eine umfassende chirurgische Erfahrung. Darüber hinaus ist er auf ganz natürliche Weise ein Seelenarzt für seine Patienten. Die großartige Schriftstellerin Patricia Vandenberg, die schon den berühmten Dr. Norden verfasste, hat mit den 200 Romanen Dr. Laurin ihr Meisterstück geschaffen. Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist. Es war merkwürdig still auf der Station, als Dr. Laurin, etwas früher als gewohnt, in der Klinik erschien. Auch Hanna Bluhme war nicht im Büro, und das wunderte ihn so sehr, daß er unwillkürlich auf die Uhr schaute, ob er sich nicht in der Zeit vertan hätte. Möglich war es schon, denn heute morgen war es in seinem Haushalt mal wieder turbulent zugegangen, da seine Zwillinge sich am Tag zuvor den Magen verdorben hatten. Aber der Zeiger der Uhr zeigte jetzt auf die Acht, und er wollte wissen, was hier los war. »Hallo, Herrschaften, der Chef ist da!« rief er laut vernehmbar. Jemand mußte sich ja rühren, und tatsächlich kam auch sogleich Schwester Marie angeflitzt. »Verzeihung, Chef«, murmelte sie atemlos. »Der Bernd ist verunglückt, und da…« »Bernd Bluhme?« fragte der Klinikchef erschrocken. »Ja.« Schwester Marie seufzte. »Er ist auf dem Schulweg angefahren worden.« Hanna Bluhme, Bernds Mutter, war seit einigen Monaten Dr. Laurins Sprechstundenhilfe, eine tapfere Frau, die nach dem frühen Tod ihres Mannes aufopfernd bemüht war, ihre beiden Kinder Cornelia und Bernd zu tüchtigen Menschen zu erziehen. »Wohin hat man den Jungen gebracht?« erkundigte sich Dr.

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Seitenzahl: 106

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Dr. Laurin – 14 –

Eine Lüge ließ sie verzweifeln

Karina flieht aus dem Leben des geliebten Mannes

Patricia Vandenberg

Es war merkwürdig still auf der Station, als Dr. Laurin, etwas früher als gewohnt, in der Klinik erschien.

Auch Hanna Bluhme war nicht im Büro, und das wunderte ihn so sehr, daß er unwillkürlich auf die Uhr schaute, ob er sich nicht in der Zeit vertan hätte.

Möglich war es schon, denn heute morgen war es in seinem Haushalt mal wieder turbulent zugegangen, da seine Zwillinge sich am Tag zuvor den Magen verdorben hatten.

Aber der Zeiger der Uhr zeigte jetzt auf die Acht, und er wollte wissen, was hier los war.

»Hallo, Herrschaften, der Chef ist da!« rief er laut vernehmbar.

Jemand mußte sich ja rühren, und tatsächlich kam auch sogleich Schwester Marie angeflitzt.

»Verzeihung, Chef«, murmelte sie atemlos. »Der Bernd ist verunglückt, und da…«

»Bernd Bluhme?« fragte der Klinikchef erschrocken.

»Ja.« Schwester Marie seufzte. »Er ist auf dem Schulweg angefahren worden.«

Hanna Bluhme, Bernds Mutter, war seit einigen Monaten Dr. Laurins Sprechstundenhilfe, eine tapfere Frau, die nach dem frühen Tod ihres Mannes aufopfernd bemüht war, ihre beiden Kinder Cornelia und Bernd zu tüchtigen Menschen zu erziehen.

»Wohin hat man den Jungen gebracht?« erkundigte sich Dr. Laurin atemlos.

»Dr. Sternberg hat schon alles in die Wege geleitet, daß er hergebracht wird. Es muß ziemlich schlimm sein«, fügte sie niedergeschlagen hinzu.

»Ich möchte unterrichtet werden, wie es steht«, sagte Dr. Laurin geistesabwesend. »Sagen Sie Schwester Ulla Bescheid, daß sie Frau Bluhme heute vertritt.«

»Ich bin ja schon da, Herr Doktor«, sagte eine tonlose Stimme.

Er drehte sich um. Schreckensbleich und verweint stand Hanna Bluhme hinter ihm. Mit warmem Mitgefühl streckte er ihr die Hände entgegen. Worte konnten nicht ausdrücken, was er für diese erschütterte Mutter fühlte.

»Sie möchten doch sicher bei Ihrem Jungen sein«, sagte er nach einer kleinen Pause.

»Ich kann ihm jetzt doch nicht helfen!« schluchzte sie auf. »Und nur so dasitzen und warten, das ist nichts, wo Sie mich hier brauchen, Herr Doktor. Bernd ist schon auf dem Weg hierher. Dr. Sternberg hat es gleich geregelt.«

»Dann ist er ja in den besten Händen«, sagte Dr. Laurin.

Er legte tröstend seinen Arm um ihre Schultern.

»Wenn er nur am Leben bleibt«, flüsterte sie. »Gott kann doch nicht so unbarmherzig sein, mir auch noch meinen Jungen zu nehmen!«

Dr. Laurin setzte manchen Zweifel in Gottes Allmacht, aber noch konnte er nicht ahnen, daß Bernd nicht der einzige Fall dieser Art war, der während der kommenden Wochen die Prof.-Kayser-Klinik beschäftigen sollte.

Er ließ Hanna Bluhme Zeit, sich einigermaßen zu beruhigen, sofern dies in einem solchen Stadium überhaupt möglich war.

Er rief in der Chirurgischen Abteilung an.

»Ich möchte sofort informiert werden, wie es um Bernd steht«, sagte er.

Da fuhr auch schon mit heulender Sirene der Rettungswagen in den Klinikhof, und Hanna Bluhme schlug die Hände vor ihr zuckendes Gesicht.

Aber Dr. Laurin mußte ihre Beherrschung und Energie dann doch bewundern. Während ihr Sohn schon im Operationssaal lag, bemühte sie sich, ihre Arbeit genauso gewissenhaft wie immer zu erledigen.

*

Vom Kopf bis zu den Füßen einbandagiert lag Bernd in seinem Bett.

Hanna Bluhme schluckte die Tränen hinunter, als sie ihren Sohn betrachtete.

Hilflos sah sie Dr. Sternberg an. Der nahm beruhigend ihre Hand.

»Nicht resignieren, Blümchen«, sagte er aufmunternd, obgleich ihm selbst hundeelend war. »Er ist ja, Gott sei Dank, ein kräftiger Bursche.«

»Sagen Sie mir die Wahrheit, Herr Doktor«, flüsterte sie. »Ich will wissen, wie es wirklich um ihn steht.«

Es war ein Wunder, daß er noch lebte. Sie selbst täuschte Dr. Sternberg nicht. Am meisten machte ihm die Kopfverletzung zu schaffen. Übersehen konnte man augenblicklich noch gar nichts.

Bernd Bluhme war sechzehn, durch den frühen Tod seines Vaters sehr früh vernünftig geworden und darauf bedacht, seiner Mutter keine zusätzlichen Sorgen zu bereiten.

Jetzt hätte Hanna Bluhme halbwegs aufatmen können, denn ihre achtzehnjährige Tochter Cornelia war bereits mit Thomas Keppler, dem Sohn eines vermögenden Kaufhausbesitzers und selbst ein sehr tüchtiger junger Mann, verlobt.

Nachdem Nele, wie Cornelia genannt wurde, das Abitur mit Glanz bestanden hatte, sollte bald geheiratet werden.

Grund genug gab es also für Hanna Bluhme, zufrieden zu sein, und nun mußte das passieren.

»Mein Junge«, sagte sie zärtlich, »werde mir wieder gesund, ich brauche dich doch so sehr.«

Wir müssen ihn durchbringen, dachte Dr. Sternberg. Aber wenn er nun einen Gehirnschaden zurückbehielt? – Nein, er durfte nicht solchen Gedanken nachhängen!

Draußen wartete schon Wilhelm Keppler, der von dem Unfall erfahren hatte.

»Machen Sie den Jungen wieder gesund, Herr Doktor«, sagte er eindringlich. »Alles, was menschenmöglich ist, muß getan werden. Die arme Hanna…«

Und da kam sie schon herausgewankt.

»Wir alle beten mit dir, Hanna«, murmelte er. »Du bist nicht allein. Wir wollten dich das wissen lassen.«

»Danke«, hauchte sie.

»Tommy hat Nele schon abgeholt«, sagte Wilhelm Keppler tröstend. »Du kommst auch zu uns, damit du nicht allein bist. Soll ich dich gleich mitnehmen?«

»Ich mache meine Arbeit wie immer«, erwiderte sie leise. »Hier bin ich ja auch in Bernds Nähe. Aber wenn es euch recht ist, am Abend würde ich dann gern kommen.«

»Tommy holt dich«, versprach er. »Sie werden ihn schon wieder auf die Beine bringen«, sagte er mit rauher Herzlichkeit.

Als Hanna Bluhme in ihr Büro zurückkam, waren noch zwei Patientinnen da.

»Ich mache das schon, Blümchen«, bot Ulla sich an. »Ruhen Sie sich aus.«

»Dann komme ich nur ins Grübeln«, erwiderte Hanna. »Vielen Dank, Ulla.«

»Dann auf zum letzten Gefecht«, meinte Dr. Laurin aufmunternd.

Nach Bernd wollte er nicht extra fragen. Er wußte bereits, wie schlimm es um ihn stand. Seine Frau Antonia würde einen schönen Schock bekommen. Hoffentlich erfuhr sie es nicht unvorbereitet.

Ob er sie nicht lieber anrufen sollte?

Aber da kam schon die letzte Patientin an diesem Vormittag.

*

Sie war jung, ungewöhnlich apart, besonders durch den Kontrast zwischen ihrem wundervollen blauschwarzen Haar und den graugrünen Augen, die von einem dichten Kranz schwarzer Wimpern umgeben waren. Sie wirkte völlig natürlich und sehr damenhaft. Ihre Kleidung war von modischem, aber dezentem Schick.

Das wäre etwas für Teresa, dachte Leon, dessen zweite Frau seines Schwiegervaters eine bekannte Modeschöpferin gewesen war, bevor sie ihren Jugendfreund Joachim Kayser geheiratet hatte.

»Bitte«, sagte er höflich.

Sie folgte ihm in das Sprechzimmer. Eine feine Röte war in ihre Wangen gestiegen.

»Mein Name ist Karina Haug«, sagte sie leise.

Ihre Stimme war dunkel und sehr angenehm. Leon mochte das. Seine Frau hatte das gleiche Timbre. Und es paßte zu dieser nahezu vollkommenen Schönheit.

Sie war so geschickt gekleidet, daß selbst der erfahrene Frauenarzt nicht bemerkte, daß sie bereits im fünften Monat war.

Sie erklärte es ihm sehr entschlossen.

»Ich habe meinen Wohnsitz gewechselt«, fuhr sie danach fort. »Sie sind mir empfohlen worden, Herr Dr. Laurin, und im Interesse des Kindes möchte ich regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen kommen und mich auch zur Entbindung vormerken lassen.«

Sie machte sich ja mächtigen Mut, dachte er, aber gerade das war ihm sympathisch.

»Hoffentlich wollen Sie das auch in Ihrem eigenen Interesse«, stellte er fest.

»Aber sicher, doch das Kind ist mir wichtiger. Viel wichtiger«, fügte sie leise hinzu. »Ich muß mir jedoch meinen Lebensunterhalt selbst verdienen.«

»Haben Sie schon eine Wohnung gefunden?« fragte er, weil ihm gleich ein Gedanke kam.

»Noch nicht. Ich bin auf der Suche. Augenblicklich wohne ich in einer Pension.«

Damit schien sie genug über sich gesagt zu haben. Über den Vater ihres Kindes äußerte sie sich nicht.

»Ich könnte Ihnen einen Vorschlag machen«, sagte er nach einem kurzen Zögern. »Wir sind in der glücklichen Lage, alleinstehenden Müttern ein Unterkommen im Tabea-Heim zu bieten. Wenn Sie davon Gebrauch machen wollen, Frau Haug?«

»Ich habe davon gehört, nur wollte ich nicht so direkt fragen«, sagte sie.

»Aber warum denn nicht?« meinte er aufmunternd. »Ich bin sozusagen der Schirmherr. Die Leitung liegt in Schwester Lauras Händen, die selbst Mutter einer kleinen Tochter ist. Ich werde sie telefonisch benachrichtigen.«

»Sie sind sehr entgegenkommend, Herr Doktor«, sagte sie dankbar.

Dr. Laurin war beeindruckt von ihr. Er fühlte, daß sie eine Persönlichkeit war, die nicht durch eine Gedankenlosigkeit in ein Abenteuer geschlittert war. Sie wußte, was sie getan hatte und was sie künftig tun würde.

»Darf ich noch um Ihre Personalien bitten?« fragte draußen Hanna Bluhme mit tränenheiserer Stimme.

»Gern. Ich heiße Karina Haug, bin vierundzwanzig Jahre, Dolmetscherin, privat versichert.«

Hanna tippte mechanisch.

»Und die Wohnung, bitte?« fragte sie.

»Tabea-Heim«, erwiderte Karina Haug mit einem kleinen Lächeln. »Sofern ich hoffen kann, aufgenommen zu werden.«

»Aber sicher doch«, murmelte Hanna leicht bestürzt. »Schwester Laura wird sich freuen.«

Sie wußte nicht, warum ihr jetzt wieder die Tränen kamen.

Teilnahmsvoll sah Karina sie an. »Sie haben Kummer«, stellte sie fest.

»Mein Sohn ist heute morgen verunglückt«, schluchzte Hanna auf. »Entschuldigen Sie bitte.«

»Was soll ich da entschuldigen?« murmelte Karina. »Ist es schlimm?«

Hanna nickte und wußte selbst nicht, warum sie diese Fremde, die sie eben erst kennengelernt hatte, fast wie eine Freundin betrachtete.

»Man darf nie die Hoffnung verlieren«, sagte Karina. »Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.«

Hanna Bluhme sah sie wehmütig lächelnd an.

»Das sagt Dr. Laurin auch immer«, flüsterte sie.

»Deswegen ist er mir so sympathisch«, meinte Karina. »Wir werden uns jetzt öfter sehen, denke ich. Darf ich Ihren Namen wissen?«

»Blümchen!« rief Dr. Laurin da aus seinem Sprechzimmer.

»Blümchen«, wiederholte Karina. »Es paßt zu Ihnen. Alles Gute für Ihren Sohn, und Kopf hoch. Man darf nie verzweifeln.«

Sie sagte es aus eigener Erfahrung.

*

Karina Haug wußte genau, wo das Tabea-Heim lag. Sie hatte es sich schon von außen angesehen und bei sich gedacht, daß es gut sein müßte, wenn sie hier Zuflucht finden könnte.

So tapfer sie sich auch gab, so nötig brauchte sie diese Zuflucht.

Dich habe ich verloren, Roman, dachte sie, aber dein Kind werde ich lieben mit all der Liebe, die ich dir nicht geben kann.

Sie hatte Roman Pretorius während eines Kongresses kennengelernt.

Sie hatten sich gesehen und geliebt.

Es war nicht einfach eine Augenblicksstimmung gewesen. Sie waren füreinander bestimmt.

Jedenfalls hatte sie das geglaubt, während dieser herrlichen Wochen, die sie mit ihm verbrachte.

»Komm, Karina«, hatte er gesagt, »wir fahren irgendwohin, wo wir allein sein können. Ich habe dir soviel zu sagen.«

Aber er hatte ihr immer nur gesagt, daß er sie liebe und sie nie verlieren wolle.

Das andere hatte sie aus einer alten Zeitung erfahren, nämlich, daß er verheiratet war.

Er war ein bekannter Mann, sowohl als Wissenschaftler als auch als Industrieller. Seinen Namen hatte er ihr nicht verheimlichen können, da sie ihn auf diesem Kongreß kennengelernt hatte. Hätte er es sonst getan? fragte sie sich immer wieder. War alles, was er ihr gesagt hatte, Lüge gewesen?

Doch sie hatte sich dieser Liebe so bedingungslos unterworfen, daß sie ihm keine Vorwürfe machen konnte.

Sie ging wortlos, ohne eine Erklärung. Sie stahl sich aus seinem Leben fort, wie sie gekommen war.

Weg mit all den Gedanken, sagte sie sich, als sie vor sich das Tabea-Heim sah. Dort liegt meine Zuflucht. Dort werde ich mit meinem Kind leben können, mit seinem Kind, und wenn es seinen Vater schon niemals kennenlernen wird, will ich ihm beides sein.

Es soll nichts vermissen.

*

Schwester Laura war bereits informiert.

»Wenn Sie sich zuerst alles anschauen möchten, Frau Haug«, sagte sie freundlich. »Noch können Sie sich aussuchen, wo Sie am liebsten wohnen möchten.«

»Es wird mir sicher überall gefallen«, erwiderte Karina lächelnd. »Es ist ein wunderschöner Besitz.«

Gusti, Emmy und Willy, wie sie die früheren Butler von Tabea Deyck nannten, standen zur Begrüßung bereit.

»Herzlich willkommen«, schallte es dreistimmig.

Karina war es, als wäre sie hier schon daheim. Es konnte einem auch leichtfallen, in diesen geschmackvoll eingerichteten Räumen heimisch zu werden.

Als sie dann noch Lauras kleine Tochter Tabea in den Arm nehmen durfte, wußte sie, daß auch ihr Kind hier fröhlich heranwachsen würde. Auch dann, wenn sie voller Schmerz an seinen Vater dachte; aber wollte sie an einer Lüge verzweifeln? Nein!

Aber eines war Karina sicher: Niemals würde es einen anderen Mann in ihrem Leben geben.

»Bleiben Sie doch gleich hier, Frau Haug«, sagte Laura herzlich.

»Ich hole nur meine Sachen«, erwiderte Karina. »Ich kann es schon gar nicht mehr erwarten, hierzusein. Und bitte, nennen Sie mich Karina, das macht alles viel leichter.«

*

Natürlich hatte Antonia Laurin von dem Unfall bereits erfahren.

»Karin!« rief Antonia aufgeregt. »Bernd ist schwer verunglückt. Eben haben sie es im Radio gesagt. Der Autofahrer hat Fahrerflucht begangen, aber sie haben ihn vor einer Stunde geschnappt.«

»Das wird dem Jungen auch nicht viel helfen, wenn es ihn arg erwischt hat«, murmelte Karin.

»Was ist mit Bernd?« schrie Konstantin aus dem Kinderzimmer. »Du meinst doch den Bernd von Blümchen, Mami?«

»Ihm entgeht aber rein gar nichts«, meinte Karin.

Sie hatte heute ihre liebe Not mit den Zwillingen, die an einem starken Durchfall litten.