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Dr. Laurin ist ein beliebter Allgemeinmediziner und Gynäkologe. Bereits in jungen Jahren besitzt er eine umfassende chirurgische Erfahrung. Darüber hinaus ist er auf ganz natürliche Weise ein Seelenarzt für seine Patienten. Die großartige Schriftstellerin Patricia Vandenberg, die schon den berühmten Dr. Norden verfasste, hat mit den 200 Romanen Dr. Laurin ihr Meisterstück geschaffen. Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist. Seit drei Monaten war Sandra Freytag überzeugt, die glücklichste Frau der Welt zu sein. Gewiß war sie auch schon glücklich gewesen, als sie mit Bernd Freytag getraut wurde; aber als werdende Mutter wurde sie nun auch von dem Familienclan der Freytags akzeptiert, und vor allem von ihrer Schwiegermutter. Marion Freytag hatte die bildhübsche Tochter eines mittleren Beamten höchst ungern als Frau ihres einzigen Sohnes betrachtet. Sie hatte zwar der Hochzeit beigewohnt, um nicht nach außen hin zu demonstrieren, daß es zwischen ihnen Differenzen gab, aber in ihrem Haus an der Bürgerweide hatte sie Sandra noch nie empfangen. Allerdings mußte sie auch auf die Besuche ihres Sohnes Bernd verzichten, denn er zeigte sehr beharrlich, daß er sich Sandra zugehörig fühlte. Marion Freytag verharrte in Schweigen, bis sie die Nachricht bekam, daß Sandra ein Baby erwartete. Dies geschah kurz vor dem ersten Hochzeitstag des jungen Paares, und nun wollte sie, daß dieser Tag in ihrem Hause festlich begangen wurde. Bernd war äußerst skeptisch gewesen, doch Sandra war in so versöhnlicher Stimmung, daß sie seine Bedenken wegredete. Bevor sie nun die Reise in die Schweiz antraten, suchte sie noch einmal Dr. Laurin auf, in dessen Klinik sie ihr Kind zur Welt bringen wollte. Strahlend wie der Frühlingstag, an dem dieser Besuch stattfand, betrat sie die Prof. -Kayser-Klinik. Das junge Industriellenehepaar Bernd und Sandra Freytag waren gut bekannt mit dem Arztehepaar Leon und Antonia Laurin. Dr. Laurin hatte früher oft mit Bernd Freytag Tennis gespielt. Das war allerdings zu einer Zeit gewesen, als Leon Laurin noch nicht an Heirat dachte und der junge Freytag erst recht nicht. Sie waren beide viel umschwärmt gewesen von den Frauen. Bernd Freytag, fünf Jahre jünger als Dr. Laurin, hatte den Schritt in die Ehe ebenfalls erst mit zweiunddreißig Jahren gewagt, aber er hatte nach mancher leichtsinnigen Affäre eine gute Wahl getroffen. Selbst skeptische Gemüter mußten ihm zugestehen, daß es eine Liebesheirat war.
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Seitenzahl: 110
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Seit drei Monaten war Sandra Freytag überzeugt, die glücklichste Frau der Welt zu sein.
Gewiß war sie auch schon glücklich gewesen, als sie mit Bernd Freytag getraut wurde; aber als werdende Mutter wurde sie nun auch von dem Familienclan der Freytags akzeptiert, und vor allem von ihrer Schwiegermutter.
Marion Freytag hatte die bildhübsche Tochter eines mittleren Beamten höchst ungern als Frau ihres einzigen Sohnes betrachtet. Sie hatte zwar der Hochzeit beigewohnt, um nicht nach außen hin zu demonstrieren, daß es zwischen ihnen Differenzen gab, aber in ihrem Haus an der Bürgerweide hatte sie Sandra noch nie empfangen.
Allerdings mußte sie auch auf die Besuche ihres Sohnes Bernd verzichten, denn er zeigte sehr beharrlich, daß er sich Sandra zugehörig fühlte.
Marion Freytag verharrte in Schweigen, bis sie die Nachricht bekam, daß Sandra ein Baby erwartete. Dies geschah kurz vor dem ersten Hochzeitstag des jungen Paares, und nun wollte sie, daß dieser Tag in ihrem Hause festlich begangen wurde.
Bernd war äußerst skeptisch gewesen, doch Sandra war in so versöhnlicher Stimmung, daß sie seine Bedenken wegredete.
Bevor sie nun die Reise in die Schweiz antraten, suchte sie noch einmal Dr. Laurin auf, in dessen Klinik sie ihr Kind zur Welt bringen wollte.
Strahlend wie der Frühlingstag, an dem dieser Besuch stattfand, betrat sie die Prof.-Kayser-Klinik.
Das junge Industriellenehepaar Bernd und Sandra Freytag waren gut bekannt mit dem Arztehepaar Leon und Antonia Laurin.
Dr. Laurin hatte früher oft mit Bernd Freytag Tennis gespielt. Das war allerdings zu einer Zeit gewesen, als Leon Laurin noch nicht an Heirat dachte und der junge Freytag erst recht nicht. Sie waren beide viel umschwärmt gewesen von den Frauen.
Bernd Freytag, fünf Jahre jünger als Dr. Laurin, hatte den Schritt in die Ehe ebenfalls erst mit zweiunddreißig Jahren gewagt, aber er hatte nach mancher leichtsinnigen Affäre eine gute Wahl getroffen. Selbst skeptische Gemüter mußten ihm zugestehen, daß es eine Liebesheirat war.
Sandra war nicht nur bildhübsch, sie war auch gebildet und diplomatisch. Sie hatte nichts erzwingen wollen, und vielleicht hatte sie ihn gerade damit fester an sich gebunden, als sie selbst erwartet hatte. Sie liebte ihren Mann mit aller Hingabe, und sie freute sich unendlich auf das Kind.
Herzlich begrüßte sie Hanna Bluhme, Dr. Laurins tüchtige Hilfe.
»Ich habe Ihnen etwas mitgebracht für Ihren Sohn, Blümchen«, sagte sie.
»Münzen aus dem Orient. Mein Mann hat ja keine Muße zum Sammeln.«
»Dafür wird sich mein Junge um so mehr freuen, Frau Freytag«, versicherte Hanna lächelnd.
Bernd war durch einen schweren Unfall noch leicht behindert, aber sonst ging es ihm wieder sehr gut, und seine verwitwete Mutter war herzlich froh, daß sie ihren einzigen Sohn nicht so schnell herzugeben brauchte. Ihre Tochter Cornelia hatte eine gute Partie gemacht, und sie selbst war sehr zufrieden mit ihrer Arbeit in der Prof.-Kayser-Klinik. Das alles wußte Sandra Freytag.
»Der Chef wird gleich kommen. Er mußte nur noch mal in den Kreißsaal. Da kommen wieder Zwillinge.«
»Ich würde auch gern Zwillinge nehmen«, sagte Sandra träumerisch. »Wenn ich dabei an die Laurin-Zwillinge denke, erst recht. Sie sind einfach wonnig.«
Ja, das hörte sie immer wieder, und Hanna teilte diese Ansicht. Dr. Laurins Zwillinge waren einfach bezaubernd.
»Wenn ich doch auch schon soweit wäre«, meinte Sandra seufzend. »Ich kann es kaum noch erwarten. Nicht mal sehen kann man’s. Hoffentlich wird es meine Schwiegermutter überhaupt glauben.«
»Sie ist ja auch Mutter«, stellte Hanna tröstend fest, denn sie wußte sehr gut, daß Marion Freytag, diese energische und tonangebende Frau, die einzigen Schatten auf das Glück der Freytags warf.
Doch jetzt schien sich das auch zu geben, denn Sandra erzählte, daß sie morgen zur Bürgerweide fahren wollten, um dort ihren ersten Hochzeitstag zu feiern.
»Was ein Kind doch ausmacht, selbst wenn es noch nicht auf der Welt ist«, bemerkte sie gedankenvoll.
Ja, diese Erfahrung machte man hier oft, aber manchmal nützte auch ein Kind nichts, um ein besseres Verhältnis herzustellen. Doch Marion Freytag hoffte nun wohl auf einen Erben, und Hanna hoffte es auch im Interesse dieser liebenswerten jungen Frau, daß es ein Sohn werden würde.
Dr. Laurin erschien, sehr in Eile, und Sandra sagte auch sogleich, daß sie ihn nicht lange aufhalten wolle. Sie wollte sich nur noch einmal überzeugen, daß alles in Ordnung sei und sie unbesorgt ihre Reise antreten könnte.
Dr. Laurin konnte es ihr bestätigen. Auch er war über die Familienverhältnisse bestens informiert.
»Na, nun kommt wohl doch alles noch in Ordnung?« fragte er.
»Bernd wollte nicht so recht. Er kann manchmal sehr dickköpfig sein, aber ich habe ihm klargemacht, daß wir seine Mutter jetzt nicht verärgern dürfen. Schließlich ist es doch ihr einziger Sohn.«
Wie versöhnlich sie war! Dr. Laurin freute sich darüber. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, dachte er. Sandra ging den ihren unbeirrbar. Sie hatte nie ein böses Wort gegen ihre Schwiegermutter gesagt.
»Lassen Sie sich für alle Fälle von Frau Bluhme den Paß geben mit Ihrer Blutgruppe«, sagte er noch. »Man kann nie wissen, wie man ihn brauchen kann.«
»Oh, Bernd fährt jetzt sehr vorsichtig«, erwiderte sie. »Er weiß, daß er jetzt für sein Kind die Verantwortung hat. Ich hätte nie gedacht, daß er sich so freuen könnte.«
Ja, sie hatte wohl mit einigen Bedenken in diese Ehe gehen müssen, aber wieder einmal erwies es sich, daß Liebe keine Schranken kannte.
*
Während Dr. Laurin wieder ins Geburtszimmer ging, fuhr Sandra Freytag heim.
Ein wunderschönes Haus hatte Bernd Freytag für sich und seine junge Frau bauen lassen. Ein Heim, von dem wohl viele Frauen träumten, und doch wäre Sandra mit ihrem Bernd auch in eine kleine Wohnung gezogen und hätte auf alles verzichtet, nur um bei ihm zu sein. Aber sie hatte alles bekommen, ohne je einen Wunsch geäußert zu haben. Und weil sie so bescheiden geblieben war, wurde sie auch vom Personal verehrt und geliebt.
Heute jedoch wurde sie nicht von Carlos empfangen, der als Sekretär und auch als Hausfaktotum der gute Geist im Haus war, sondern von ihrem Mann persönlich.
»Liebes, du sollst dich doch nicht mehr ans Steuer setzen«, sagte er mit liebevollem Vorwurf. »Du brauchst doch nur anzurufen, wenn du den Fahrer brauchst.«
Sie schenkte ihm ein zärtliches Lächeln und küßte ihn.
»Mir geht es blendend. Es ist alles in bester Ordnung. Dr. Laurin hat es bestätigt, und du kannst sicher sein, daß ich selbst sehr vorsichtig bin.«
Niemand hätte Bernd Freytag früherer Jahre zugetraut, daß er, der sportliche Hüne, einmal so behutsam mit einer Frau umgehen könnte.
Er legte die Lippen an ihre Schläfe und ließ leicht seine Finger durch ihr seidiges Haar gleiten, das ihr schon etwas gebräuntes Gesicht umgab.
»Ich würde durchdrehen, Engelchen, wenn dir etwas passierte«, flüsterte er.
Alles in ihr war Glück. Mit beschwingten Schritten ging sie an seinem Arm ins Haus, das sie ganz nach ihrem Geschmack hatte ausstatten dürfen. Und so war es auch. Hell und freundlich und doch voller Wärme.
»Wir könnten schon am Nachmittag fahren, Liebstes, und dann über Nacht in Zürich bleiben«, schlug er vor.
»Wozu?« fragte sie.
»Um dir ein paar Modellkleider zu kaufen«, bemerkte er.
Sie lächelte verschmitzt.
»Mamas wegen? Bald wird mir alles zu eng, also sind die Ausgaben überflüssig.«
»Es wird Mama nicht gefallen, wenn ich an dir spare«, fuhr er fort.
Sie lachte leise.
»Du sparst ja nicht, Bernd. Ich bin nun mal gewöhnt, das Geld zusammenzuhalten. Das ändert sich auch nicht.«
Aber ihn hatte es verändert. Auch er warf das Geld nicht mehr zum Fenster hinaus, wie er es früher getan hatte. Sie hatte, ohne dies deutlich zu machen, einen guten Einfluß auf ihn gehabt.
Sandra schien immer an seiner Seite zu stehen als sein guter Geist, der ihn anspornte und den er nicht enttäuschen wollte.
Das Kosewort Engelchen hatte eine tiefe Bedeutung für ihn erlangt.
»Übrigens hat Mama vorhin angerufen, daß ich nur recht vorsichtig fahren solle. Ihr ist nämlich immer schlecht geworden beim Autofahren, als ich unterwegs war.«
»Keine Sorge, mein Schatz, mir wird es nicht schlecht. Aber ich finde es lieb, daß sie so besorgt ist.«
Er betrachtete sie mit einem unergründlichen Blick.
Konnte eine Frau wirklich so großzügig sein, diese Demütigungen zu vergessen, die man ihr bereitet hatte? Er fuhr nicht unbeschwert zur Bürgerweide. Er glaubte, seine Mutter zu kennen. Sie dachte bestimmt nur an das Kind. Sandra war ihr gleichgültig, und wenn sie jemals Geltung haben sollte im Clan der Freytags, dann nur als Mutter des Erben.
Aber er hütete sich, dies auszusprechen. Er war darauf bedacht, Sandra die Stellung zu verschaffen, die sie hier von Anfang an eingenommen hatte.
*
Marion Freytags prächtiges Haus war für den Empfang des jungen Paares gerüstet.
Mit der Nonchalance einer Frau, die zeitlebens Mittelpunkt war, hielt sie die Fäden in der Hand. Marion Freytag ließ sich nie gehen. Sie konnte wortlos Anerkennung und auch Tadel zeigen.
Im Salon hatte sie die Familie versammelt. Martin Freytag mit seiner Frau Evelyn und den Töchtern Bianca und Cecile, recht attraktive Teenager, die sich mürrisch diesen Vorbereitungen fügten.
Dann Marions Bruder Franco Devert, verwitwet, mit seinem Sohn Nico, den die Boulevardpresse gern als Playboy bezeichnete. Und nicht zuletzt Madame Devert, die Mutter von Marion und Franco, eine zierliche alte Dame mit schneeweißem Haar und hellwachen Augen, denen nichts entging.
»Wozu eigentlich dieser Aufwand, Tante Marion?« stellte Nico fest. »Es war doch vorauszusehen, daß deine Schwiegertochter auch mal ein Kind bekommen würde.«
»Einen Freytag«, erwiderte Marion gelassen.
»Zudem muß ich zugeben, daß sie eine bedeutendere Rolle spielt, als ich erwartet hatte.«
Ob es ihr recht war, konnte man ihrer Miene nicht entnehmen.
»Sie hat Bernd ganz schön auf Vordermann gebracht, wie mir scheint«, äußerte sich Martin Freytag.
»Ich fand Sandra immer sehr hübsch«, bemerkte Bianca.
»Sie müßten eigentlich schon hiersein«, erklärte Madame Devert.
Und da kamen sie auch schon. Man hatte den Wagen nicht gehört.
Bernd, groß, schlank, blond wie sein Vater, dachte Marion mit mütterlichem Stolz. Sandra voll bezaubernder Anmut in einem rot-weißen Komplet, das an ihr wie ein teures Modell wirkte, obgleich sie es in einem Kaufhaus erstanden hatte.
Heute sah Marion Freytag sie mit anderen Augen, als Mutter ihres ersten Enkelkindes, und nahm zum ersten Mal den Liebreiz dieser jungen Frau wahr.
»Meine liebe Sandra«, sagte sie so herzlich, daß alle den Atem anhielten, »ich freue mich, dich so gesund zu sehen.«
Als wäre Kinderkriegen eine Krankheit, dachte Sandra leicht belustigt, aber sie war dennoch angetan von dieser herzlichen Begrüßung.
Man konnte schon nach einer Viertelstunde sagen, daß es so lebhaft schon lange nicht mehr in diesem vornehmen Haus an der Bürgerweide zugegangen war. Sandra gehörte nun, nicht mehr nur dem Namen nach, zur Familie.
*
Der Name Freytag wurde auch beim Mittagstisch im Hause Laurin erwähnt.
»Heute morgen las ich in der Zeitung, daß Nico Devert und Linda Trentin heiraten wollen«, sagte Antonia zu ihrem Mann.
Er blickte auf. »Ist das wichtig?« fragte er geistesabwesend.
»Linda Trentin war einmal die ständige Begleiterin von Bernd Freytag«, stellte Antonia beiläufig fest.
»Das ist schon eine Ewigkeit her. Jetzt ist er glücklich verheiratet.«
»So weit ich mich erinnere, ist es zwei Jahre her«, bemerkte Antonia. »Und Nico Devert ist ein Cousin von Bernd.«
Dr. Leon Laurin war leicht irritiert. »Na, hoffentlich ist dieser Cousin nicht so taktlos, seine Zukünftige auf diesem Fest zu präsentieren. Das täte mir leid für Sandra.«
»Was sind das nun für Leute?« fragte Konstantin. »Warum redet ihr nicht mit uns?«
Die Zwillinge waren es gewöhnt, daß sie in die Unterhaltung einbezogen wurden, denn schließlich hatten sie ihren Papi nicht oft zu Hause.
»Es sind Bekannte«, erwiderte Leon.
»Wir kennen sie vom Tennisclub.«
»Aber bei uns waren sie noch nicht«, bemerkte Kaja. »Haben sie auch Kinder?«
»Sie bekommen eins«, erwiderte Leon.
»Ach so«, meinte Konstantin, für den dies ein Beweis war, daß sein Vater berufliches Interesse hegte. Schließlich kamen in der Prof.-Kayser-Klinik die Kinder zur Welt, und die Zwillinge konnten sich nicht vorstellen, daß dies auch anderswo möglich wäre.
»Nun, ich denke, daß Marion Freytag viel zu diplomatisch ist, um einen Eklat heraufzubeschwören«, überlegte Antonia.
»Sie nicht, aber die Trentin?« Leon Laurin sah Antonia nachdenklich an. »Sie ist eine Intrigantin.«
Aber Linda Trentin war nicht nur eine Intrigantin. Nico Devert ahnte nicht, daß er nur ein Werkzeug für sie war. Er war völlig im Bann dieser schönen und skrupellosen Frau.
*
Man legte im Hause an der Bürgerweide eine Siesta ein, um für den Abend frisch zu sein. Niemand hegte einen Zweifel, daß es ein gelungener Abend werden würde. Jedenfalls noch nicht zu dieser Stunde.
Nico hatte das Haus verlassen.
Seine Tante Marion hatte ihn mit einem denkwürdigen Blick bedacht, als er ihr sagte, daß er noch einen Gast mitbringen würde.
»Wen?« hatte sie lakonisch gefragt.
»Es soll eine Überraschung sein, eine angenehme Überraschung, Tante Marion.«
»Du hältst dich doch an unsere Spielregeln, Nico?« fragte sie.
»Aber selbstverständlich. Meine Überraschung wird zum Gelingen des Abends beitragen.«
Man mußte ihm zugute halten, daß er nichts Böses dachte, denn er war überzeugt, daß Linda Trentin die begehrenswerteste Frau der Welt war.
Sie hatte eine phantastische Figur, wundervoll geformte Beine, und ihr Gesicht war von einer madonnenhaften Schönheit. Ein trügerisches Spiel der Natur, denn diese Hülle, die so vollkommen war, umschloß einen verdorbenen Kern.