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Dr. Laurin ist ein beliebter Allgemeinmediziner und Gynäkologe. Bereits in jungen Jahren besitzt er eine umfassende chirurgische Erfahrung. Darüber hinaus ist er auf ganz natürliche Weise ein Seelenarzt für seine Patienten. Die großartige Schriftstellerin Patricia Vandenberg, die schon den berühmten Dr. Norden verfasste, hat mit den 200 Romanen Dr. Laurin ihr Meisterstück geschaffen. Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist. Als Dr. Leon Laurin die Augen aufschlug, durchflutete heller Sonnenschein das Zimmer. Ganz langsam wandte er den Kopf zur Seite. Es war ein eigentümliches Gefühl, hier neben Antonia zu erwachen und zu denken: Sie ist meine Frau, nichts mehr kann uns trennen! Er richtete sich auf und betrachtete ihre feinen, klaren Gesichtszüge. Auch jetzt noch, in tiefem Schlummer, spiegelten sie das tiefe Glück wider, von dem erfüllt Antonia in seinen Armen eingeschlafen war. Ein ganzes Jahr kannte er sie nun schon, und dennoch war es eine andere Antonia. Oder sah er sie nun mit anderen Augen, da auch die letzten geheimen Zweifel schwiegen und seine Sehnsucht nach ihr vollkommene Erfüllung gefunden hatte? Leon verspürte das heftige Verlangen, ihren weichen Mund zu küssen, und er tat es. Ein tiefer, glücklicher Seufzer entfloh ihren Lippen. Ihre Lider mit den langen, dichten Wimpern hoben sich. Traumverloren blickte sie ihn an. »Guten Morgen, Frau Laurin«, sagte er mit tiefer, zärtlicher Stimme. »Leon!« Daß man soviel Liebe in diesen kurzen Namen legen konnte! Eine heiße Welle durchflutete ihn. »Glücklich?« fragte er. »Sehr glücklich.
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Seitenzahl: 109
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Als Dr. Leon Laurin die Augen aufschlug, durchflutete heller Sonnenschein das Zimmer. Ganz langsam wandte er den Kopf zur Seite. Es war ein eigentümliches Gefühl, hier neben Antonia zu erwachen und zu denken: Sie ist meine Frau, nichts mehr kann uns trennen!
Er richtete sich auf und betrachtete ihre feinen, klaren Gesichtszüge. Auch jetzt noch, in tiefem Schlummer, spiegelten sie das tiefe Glück wider, von dem erfüllt Antonia in seinen Armen eingeschlafen war.
Ein ganzes Jahr kannte er sie nun schon, und dennoch war es eine andere Antonia. Oder sah er sie nun mit anderen Augen, da auch die letzten geheimen Zweifel schwiegen und seine Sehnsucht nach ihr vollkommene Erfüllung gefunden hatte?
Leon verspürte das heftige Verlangen, ihren weichen Mund zu küssen, und er tat es. Ein tiefer, glücklicher Seufzer entfloh ihren Lippen. Ihre Lider mit den langen, dichten Wimpern hoben sich. Traumverloren blickte sie ihn an.
»Guten Morgen, Frau Laurin«, sagte er mit tiefer, zärtlicher Stimme.
»Leon!«
Daß man soviel Liebe in diesen kurzen Namen legen konnte! Eine heiße Welle durchflutete ihn.
»Glücklich?« fragte er.
»Sehr glücklich. Befinden wir uns überhaupt auf der Erde?«
Er lachte leise. »Wir befinden uns auf Hochzeitsreise, Antonia Laurin«, erklärte er in dozierendem Ton. »Hotel Silver Sands am Lido von Sea Point. Wenn Sie einen Blick zum Fenster hinauswerfen wollen, Madame, öffnet sich Ihnen ein wunderbarer Blick. Im Hintergrund der Stadt befindet sich der Tafelberg. Und irgendwo dazwischen liegt das Groote-Schuur-Krankenhaus.«
»Brrr«, machte Antonia, »mir können alle Krankenhäuser der Welt gestohlen bleiben. Ich möchte meine Flitterwochen genießen, Herr Dr. Laurin.«
»Unsere Flitterwochen«, berichtigte er mit gespielter Strenge. »Aber es ist wunderschön hier. Ich bin glücklich, daß ich alles mit dir genießen darf, Geliebte.«
Dieses weite, zauberhafte, faszinierende Land zu erkunden, hatten sie vier Wochen Zeit. Und auch sich selbst entdeckten sie dabei. Wieviel Gemeinsames war in ihnen – und wieviel Gegensätzliches!
Das Gegensätzliche kam zutage, als ihnen Manuela Costella begegnete. Ausgerechnet hier trafen sie die charmante Brasilianerin, die ihnen von ihrem Tennisklub her wohlbekannt war.
Verflixt, dachte Leon.
Zum Teufel mit ihr, dachte Antonia.
Aber Manuelas rehbraune Augen leuchteten, und ein etwas rätselhaftes Lächeln lag dabei um ihren Mund, als sie mit ihrer klangvollen Stimme sagte: »Herr Dr. Laurin, welch eine reizende Überraschung!«
Von Antonia nahm sie vorerst nur mäßige Notiz. Erst als sie den Ring an Leons rechter Hand entdeckte, kam ein Flimmern in ihre Augen.
»Flitterwochen?« fragte sie mit einem betörenden Augenaufschlag. »Oh, da ist wohl jede Störung unerwünscht.«
»Sie stören nicht«, erwiderte Leon höflich.
Und wie sie stört, sagte Antonias ablehnender Blick.
Manuela Costella war nicht zum ersten Mal in diesem Land. Ihr Mann, ein weitgereister Diplomat, besuchte es von Zeit zu Zeit, da er viele einflußreiche Freunde hier besaß. Im Handumdrehen wurden Leon und Antonia in einen Wirbel von Betriebsamkeit gezogen. Man war überaus gastfreundlich, und Leon gefiel es recht gut, viele interessante Menschen kennenzulernen, während Antonia sich ihre Flitterwochen ganz anders vorgestellt hatte.
Aber am wenigsten gefiel ihr, wie Manuela Costella Leon auszeichnete.
Es war bei Antonias Temperament unvermeidlich, daß es zu ihrem ersten Ehekrach kam. War ihre Verlobungszeit schon reich mit Konflikten gesegnet gewesen, jetzt fühlte Antonia sich als brüskierte Ehefrau.
»Es ist schamlos, wie du mit ihr flirtest«, warf sie Leon vor.
»Ich flirte nicht mit ihr«, verteidigte er sich geduldig.
»Wie nennst du es denn?«
»Ich bin höflich. Man pflegt hier die feine englische Art.«
»Manuela pflegt die feurige südamerikanische Art!« begehrte Antonia auf.
»Laß ihr doch ein bißchen Spaß«, meinte er leichthin. »Ihr Mann ist ein Trottel.«
Antonia war sprachlos. »Bist du nun verheiratet oder nicht?« empörte sie sich.
»Ich bin es – und wie«, entgegnete er lächelnd. »Ich liebe dich auch, wenn du zornig bist, mein Schatz.«
So war es, und Antonia erbitterte es, daß sie einfach nicht gegen ihn ankam.
»Ich werde niemals ein Trottel«, versicherte Leon ironisch.
»Eher würdest du mich hemmungslos betrügen«, warf sie ihm vor.
»Nein«, erwiderte er ruhig, »hemmungslos nicht. Es liegt ganz an der Frau, einen Mann so zu fesseln, daß er gar nicht auf solche Gedanken kommt. Aber das erreicht man nicht mit einer völlig sinnlosen Eifersucht.«
»Womit denn?« fragte Antonia kleinlaut.
»Denk mal ein bißchen nach. Es wird dir schon einfallen«, lächelte er.
*
Im Hotel logierte ein Sir Cunningham, der Antonia bei jeder sich ergebenden Gelegenheit in ein Gespräch verwickelte. Er hatte die feine englische Art, die man hier pflegte, aber er war dennoch ein Draufgänger, wie Antonia feststellen konnte. Sie hatte es jetzt – nachdem Manuela Costella aufgetaucht war – nicht mehr so eilig, sich seiner Nähe zu entziehen, was wiederum Leon nicht behagte.
»Du hast mich mißverstanden«, stellte er empört fest.
»Inwiefern?« tat Antonia naiv.
»Du fesselst mich nicht, indem du mich eifersüchtig zu machen versuchst.«
»Du wirst doch nicht eifersüchtig sein«, konterte sie. »Auf Cunningham? Daß ich nicht lache!«
»Du flirtest mit ihm«, knurrte er.
»Ich flirte nicht. Ich bin nur höflich. Man pflegt hier die feine englische Art«, konterte sie mit seinen Worten.
Erst sah er sie verblüfft an, dann lachte er schallend los. »Wenn du nur nicht ein so phantastisches Gedächtnis hättest, Antonia! Weißt du was? Wir fahren irgendwohin, wo es keine Manuela Costella gibt.«
»Und keinen Sir Cunningham!«
Sie sanken sich in die Arme, küßten sich, und alles war vergessen!
Nun genossen sie die letzten Tage ihrer Flitterwochen in inniger Zweisamkeit. Sie fanden eine hübsche Wohnung, in der sie ganz für sich sein konnten. Man konnte sich schnell ans Faulenzen gewöhnen, aber die Zeit ließ sich nicht aufhalten.
Die vier Wochen vergingen so schnell, daß sie später gar nicht mehr zu sagen wußten, wo die Zeit geblieben war.
*
Wieder heimgekehrt, erwartete die Laurins mehr als eine Überraschung: Dr. Eckart Sternberg und Corinna hatten in aller Stille geheiratet.
»Ohne uns«, sagte Antonia enttäuscht.
»Es wird halt eilig gewesen sein«, meinte Leon leichthin.
»Was du immer gleich denkst«, meinte sie kopfschüttelnd.
»Das Nächstliegende, mein Schatz«, erwiderte er gelassen.
»Hast du Corinna schon gesehen?« fragte Antonia argwöhnisch.
Es gab ihr noch immer einen kleinen Stich, wenn sie daran dachte, wie fasziniert Leon von der schönen Stiefschwester Dr. Sternbergs war. »Nehmen wir mal an, sie wären richtige Geschwister oder Halbgeschwister gewesen, und Eckart hätte sie nicht heiraten können«, begann Antonia gedankenvoll, »hättest du…«
»Hör doch mit dem Unsinn auf«, meinte er unwillig. »Sie hatten glücklicherweise verschiedene Väter und verschiedene Mütter und konnten heiraten. Sie sind sehr glücklich. Ich habe Corinna übrigens noch nicht gesehen, wenn es dich beruhigt. Da die Freunde und die Familie bestimmt alles von unserer Hochzeitsreise bis ins kleinste Detail vernehmen wollen, bitte ich dich inständig, gleich ein Kaffeekränzchen zu veranstalten, damit nicht tagtäglich jemand anders bei uns ist. Ich möchte unser schönes Heim erst mal allein und in Ruhe mit dir genießen.«
Es war ein wahrhaft schönes Heim. Ein Traumhaus, wie es sich ein junges Ehepaar komfortabler und zugleich gemütlicher nicht wünschen konnte.
Teresa hatte herrliche frische Blumen in alle Zimmer gestellt. Sie war überglücklich, daß ›ihre Kinder‹ nun wieder daheim waren.
»Ich bin heute kaum vom Telefon weggekommen«, erzählte Antonia. »Sandra läßt dich grüßen. Der kleine Leon ist so gewachsen, daß wir ihn gar nicht mehr wiedererkennen werden, sagt sie.«
»Und was sagt Monika?« fragte Leon spöttisch. »Sie war doch bestimmt die nächste, die angerufen hat.«
»Es ist alles okay bei ihnen«, erwiderte Antonia leicht unwillig.
»Wie es nicht anders zu erwarten ist. Schätzchen, wir werden alle ja nun wieder in Lebensgröße genießen. Denkst du bitte auch daran, daß dein geplagter Mann den ganzen Tag gearbeitet hat und demzufolge hungrig ist?«
»Verzeih«, sagte sie beschämt, »wir können gleich starten.«
»Starten – wohin?«
»Zu Teresa und Papa natürlich. Gerda hat dein Leibgericht zubereitet. Rehrücken und Spätzle.«
»Und du brauchst nicht zu kochen!«
»Du bist doch nicht etwa böse?«
»Ich bin nicht böse«, erklärte er. »Aber um gleich etwas klarzustellen, bevor es ein großes Theater gibt: Wir sind jetzt ein Ehepaar, Antonia. Ich finde es ganz nett, wenn wir mit der Familie zusammen sind, aber es darf nicht zum Dauerzustand werden. Das hält keine Ehe aus.«
»Ich will es doch auch nicht«, meinte sie kleinlaut.
Schnell versöhnt zog er sie in die Arme. »Wir werden es nicht ganz leicht haben, mein Kleines«, murmelte er. »Du noch weniger als ich, denn du bist sozusagen Familieneigentum. Deswegen müssen wir von Anfang an konsequent sein. Denk daran, mein Liebes!«
Antonia tischte ihrem Mann am nächsten Tag ein vorzügliches Essen auf, wobei sie jedoch schamhaft verschwieg, daß das wortreiche Lob eigentlich Sandra gebührte, die ihrer Schwägerin mit dem kleinen Leon einen raschen Besuch abgestattet hatte.
Verheimlichen konnte Antonia ihrem Mann diesen Besuch allerdings nicht, dazu war sie viel zu begeistert von ihrem kleinen Neffen, der nach ihren Worten das goldigste Kind war, das sie jemals gesehen hatte. Leon lächelte vielsagend. »Sandra war also hier«, stellte er fest.
»Mich hat es schon gewundert, daß die Salate ganz nach ihrem Rezept gemacht sind.«
Röte schoß in Antonias Wangen. »Die Schnitzel habe ich aber selbst zubereitet«, rechtfertigte sie sich.
Er tippte ihr mit dem Finger auf die Nasenspitze. »Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen, Liebes. Wenn du mich anlächelst, esse ich alles.«
»Du bist sehr nachsichtig, Leon«, murmelte sie. »In der Praxis schaut halt alles ein wenig anders aus als in der Theorie.«
»Die Hauptsache ist, daß du keine Sehnsucht nach deiner Arztpraxis bekommst«, stellte er fest, während er sich eine Pfeife anzündete und es sich gemütlich machte.
Antonia setzte sich zu ihm.
»Nun erzähle mal. Kommt Sandra gut zurecht?« Er hegte einige Zweifel, wie seine temperamentvolle Schwester mit Haushalt, Mann und Kind zurechtkäme.
»Sandra sieht angegriffen aus«, murmelte Antonia. »Sie sagt zwar, daß ihr nichts fehle, aber du solltest sie dir bald einmal genau anschauen.«
Er war sofort besorgt, denn er liebte seine Schwester sehr. »Sie müßte eine ständige Hilfe im Haushalt haben«, stellte er fest.
»Du weißt doch, wie Andreas ist. Er mag nicht dauernd einen fremden Menschen um sich haben.«
»Sie könnten ja eine Hilfe nehmen, die abends geht.«
»Woher nehmen? Hast du eigentlich eine Ahnung, wie schwer es ist, jemanden zu finden? Es kostet ja auch eine Menge Geld.«
»Andreas verdient doch gut, und schließlich kann Sandra auch auf ihr Vermögen zurückgreifen. Die Gesundheit geht vor.«
»Erzähle mir von dir«, lenkte sie ab. »Wie geht es in der Klinik? Wie macht sich der Neue?«
»Hannen?« Ein schwieriger Kauz. Ich meine fast, wir haben ein seltenes Talent, ungewöhnliche Menschen anzuziehen. Seine Frau ist übrigens noch nicht hierher übersiedelt.«
»Und wie macht er sich als Arzt?«
»Ordentlich.«
»Dir muß man jedes Wort einzeln entlocken«, kritisierte sie. »Wie geht es Karin?«
»Sie ist froh, daß der Urlaub vorüber ist. Sie fühlt sich nur glücklich, wenn sie arbeiten kann.« Er legte seine Stirn an ihre Schulter. »Ich muß erst langsam wieder hineinkommen. Es war schön, immer mit dir zusammen zu sein, Liebes.«
»Immer?« fragte sie schelmisch.
»Du liebe Güte, wenn wir uns auch mal kabbeln, was macht das schon! Es hält die Liebe frisch.«
Leon stand auf, als das Telefon klingelte. »Das ist für mich. Wir haben heute einen Neuzugang. Es wird wahrscheinlich eine Frühgeburt.«
Er hatte richtig vermutet. Wenige Minuten später war er schon auf dem Weg zur Klinik. Der Alltag fing gleich richtig an.
*
Die Patientin war eine junge Erstgebärende. Normalerweise mochte sie recht hübsch sein. Jetzt war ihr Gesicht verschwollen, die Augen vom Weinen gerötet. Sie war übernervös, um nicht zu sagen hysterisch.
»Ich will nicht mehr leben«, murmelte sie immer wieder. »Laßt mich doch sterben.«
Kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn. Ihr Zustand war wirklich erbarmungswürdig.
Leon betrachtete sie nachdenklich. »Nur wegen des Kindes?« fragte er behutsam und ergriff beruhigend ihre Hände.
Ihr Blick verriet Verzweiflung. »Wegen Franco«, flüsterte sie. »Es wäre doch alles gut, wenn meine Eltern ihn nicht davongejagt hätten. Er wollte mich doch heiraten.«
Er blickte auf das Krankenblatt. Angela von Stetten, Studentin, las er gedankenvoll. Franco, das klang nach Ausländer.
»Ich werde Ihnen jetzt eine Injektion geben, Angela«, sagte er tröstend. »Dann werden Sie schlafen, und morgen ist alles besser.«
»Ich möchte schlafen und nicht mehr aufwachen«, flüsterte sie tonlos.
Vielleicht geht ihr Wunsch in Erfüllung, dachte er, als er die Herztöne des Kindes abhörte. Es mußte schnell etwas geschehen, wenn man Mutter und Kind retten wollte oder wenigstens die Mutter. Aber in diesem Zustand war jeder Eingriff lebensgefährlich.
Dr. Laurin beobachtete die Wirkung der Spritze genau. Angelas Puls wurde ruhiger, die Augen waren jetzt geschlossen.
Er rief Schwester Karin. »In den OP«, sagte er ruhig.
»Die Mutter wartet draußen, Herr Doktor. Würden Sie vielleicht mit ihr sprechen?«
Angela von Stettens Mutter war eine recht attraktive Frau von etwa vierzig Jahren. »Wie geht es Angela?« fragte sie gequält.
»Leider kann ich Ihnen keine sehr beruhigende Auskunft geben«, erklärte Dr. Laurin. »Sie hat keinen Lebenswillen.«
»Mein Mann ist daran schuld!« stieß sie hervor. »Er hat dem armen Kind so zugesetzt. Es war schrecklich für ihn. Ein Mann in seiner Position – und ein italienischer Automechaniker. Ich bitte Sie um volle Diskretion, Herr Doktor«, stammelte sie. »Ich will mein einziges Kind nicht verlieren.«
»Anscheinend liebt Ihre Tochter aber diesen Mann«, bemerkte er eindringlich. »Es wäre gut, wenn er bei ihr wäre.«