Dr. Laurin Classic 90 – Arztroman - Patricia Vandenberg - E-Book

Dr. Laurin Classic 90 – Arztroman E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Dr. Laurin ist ein beliebter Allgemeinmediziner und Gynäkologe. Bereits in jungen Jahren besitzt er eine umfassende chirurgische Erfahrung. Darüber hinaus ist er auf ganz natürliche Weise ein Seelenarzt für seine Patienten. Die großartige Schriftstellerin Patricia Vandenberg, die schon den berühmten Dr. Norden verfasste, hat mit den 200 Romanen Dr. Laurin ihr Meisterstück geschaffen. Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist. "Mach doch nicht so ein Gesicht, Leon", bat Antonia Laurin, als sie ihrem Mann die Krawatte band. "Du musst dich doch auf dem Kongress mal blicken lassen, wenn Hillbrecht seinen Vortrag hält." "Ich habe mit ihm telefoniert; er wird uns besuchen, wenn ihm Zeit bleibt." "Ich meine, dass es der Anstand erfordert, dass du erscheinst." Antonia blieb hartnäckig. "Und wann bietet sich schon mal wieder die Gelegenheit zu einem Wiedersehen?" Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte zu ihm "Kongressmuffel" gesagt, aber sie hielt sich zurück, denn Leon war wirklich missgestimmt. Nur …, welchen Grund gab es dafür? Mit dem Kongressbesuch allein konnte es nicht zusammenhängen. "Du weißt, dass ich Hillbrecht schätze, aber was kann er schon sagen, was man nicht doch schon weiß?", murrte er erneut auf. "Und wer weiß, wer dann wieder über mich herfällt!" Antonia warf ihm einen schrägen Blick zu. "Vielleicht doch diese oder jene flotte Kollegin", meinte sie neckend. "Lass mich bloß mit diesen Sticheleien in Ruhe", meinte er etwas unwillig. Dann ging er, und Antonia blickte ihm bestürzt nach.

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Dr. Laurin Classic – 90 –

Verliebt in eine erfahrene Frau

Patricia Vandenberg

»Mach doch nicht so ein Gesicht, Leon«, bat Antonia Laurin, als sie ihrem Mann die Krawatte band. »Du musst dich doch auf dem Kongress mal blicken lassen, wenn Hillbrecht seinen Vortrag hält.«

»Ich habe mit ihm telefoniert; er wird uns besuchen, wenn ihm Zeit bleibt.«

»Ich meine, dass es der Anstand erfordert, dass du erscheinst.« Antonia blieb hartnäckig. »Und wann bietet sich schon mal wieder die Gelegenheit zu einem Wiedersehen?«

Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte zu ihm »Kongressmuffel« gesagt, aber sie hielt sich zurück, denn Leon war wirklich missgestimmt. Nur …, welchen Grund gab es dafür? Mit dem Kongressbesuch allein konnte es nicht zusammenhängen.

»Du weißt, dass ich Hillbrecht schätze, aber was kann er schon sagen, was man nicht doch schon weiß?«, murrte er erneut auf. »Und wer weiß, wer dann wieder über mich herfällt!«

Antonia warf ihm einen schrägen Blick zu. »Vielleicht doch diese oder jene flotte Kollegin«, meinte sie neckend.

»Lass mich bloß mit diesen Sticheleien in Ruhe«, meinte er etwas unwillig.

Dann ging er, und Antonia blickte ihm bestürzt nach. So war er eigentlich ganz selten …, und nur, wenn ihm ein schwerer Fall zu schaffen machte. Aber ohne Kuss verließ er das Haus nie.

»Papi raucht keinen Guten«, sagte Kyra betrübt, aber da kam Leon noch mal zurück.

»Seid nicht böse«, sagte er entschuldigend und gab Antonia und Kyra einen Kuss. »Es scheint was in der Luft zu liegen.«

Dann ging er endgültig, aber Antonia war wieder halbwegs beruhigt. Das wechselhafte Wetter mochte wohl doch die Stimmungen der Menschen beeinflussen. Nach ein paar schon sehr kalten Tagen hatte heute wieder Föhn geherrscht, und zu dieser Jahreszeit zeigte er schon eine besondere Wirkung. Bei ihr machten sich Kopfschmerzen bemerkbar, von denen sie sonst weitgehend verschont blieb.

Dr. Leon Laurin war auch auf dem Weg zum Kongresssaal schlechter Stimmung, jetzt aber, weil noch so viel Verkehr herrschte und er nur langsam vorankam.

Aber dann dachte er auch an Bernd Hillbrecht, der sich früher an der Prof.-Kayser-Klinik sein erstes Geld verdient hatte und nun Professor und ein bekannter Spezialist für Organverpflanzungen war.

Leon erkannte gern die Leistungen des Kollegen an, aber für ihn selbst wäre das kein Gebiet gewesen.

Endlich hatte er einen Parkplatz gefunden und kam mit ziemlicher Verspätung zu dem Vortrag. Aber nicht er allein war spät dran. Anderen war es ebenso ergangen wie ihm. Sie waren im Stau steckengeblieben, und so war Professor Bernd Hillbrecht bereits bei dem Thema »Leberverpflanzung«.

Sein Vortrag war am besten besucht von allen, und er war mit Spannung erwartet worden, weil er tatsächlich ein Pionier auf diesem diffizilen Gebiet der Organverpflanzung war.

Bernd Hillbrecht hatte sich nur schwer daran gewöhnt, vor einem großen Kreis illustrer Kollegen zu sprechen. Im Hörsaal mit seinen Studenten fühlte er sich wohler.

Er wusste genau, dass die Kollegen hier jedes Wort kritisch abwägten. Aber eigentlich brauchte er sich solche Sorgen nicht zu machen, denn was er sagte, beruhte auf den Ergebnissen einer langjährigen, sehr gewissenhaften Forschung.

Und er hatte gelernt, fesselnd zu reden. Das stellte auch Leon Laurin fest, der ihm genauso interessiert zuhörte wie viele andere. Freilich waren auch missgünstige Kollegen dabei, aber wenn sie Kritik übten, dann nur aus Neid.

Professor Hillbrecht erntete viel Beifall. Wenn doch Corri hier wäre, dachte er, als sein Blick wieder von einem dunklen Augenpaar magisch angezogen wurde. Seine Frau Corri war der ruhende Pol in seinem Leben. Sie waren erst fünf Jahre verheiratet, und Corri war fünfzehn Jahre jünger als er.

Die Frau, der diese lockenden dunklen Augen gehörten, war ihm nicht fremd. Er hatte Tonja Gerson vor zehn Jahren kennengelernt, damals war er Dozent an der Uni gewesen. Sie war Medizinstudentin im vierten Semester und so attraktiv, dass sie sich vor Anbetern kaum retten konnte.

Attraktiv war sie auch jetzt noch, aber Bernd Hillbrecht wappnete sich mit Abwehr, als sie ihn so lockend ansah …

Er war erleichtert, als er Leon Laurin entdeckte, und winkte ihm, als der Chef der Prof.-Kayser-Klinik langsam näherkam. Aber vorerst hatte Leon noch keine Chance, an Bernd heranzukommen, der von jenen Ärzten umlagert wurde, die ein ernsthaftes Interesse zeigten, aber selten Möglichkeiten hatten, sich so genau zu informieren, weil sie in kleineren Städten praktizierten.

Da hörte Leon, wie Bernd sagte, dass sie bald öfter Gelegenheit zur Information haben würden, weil er in Kürze am Klinikum tätig sein und dann auch regelmäßig Vorträge im kleineren Kreis halten würde. Vor allem über die Behandlung organgeschädigter Patienten und ihre Vorbereitung für eine mögliche Operation oder Organverpflanzung.

Als Leon endlich an ihn herankam, war auch Dr. Tonja Gerson zu Bernd vorgedrungen.

»Welche Freude, dich zu sehen, Bernd«, sagte sie laut genug, um von mehreren gehört zu werden, auch von Leon. Aber Bernd warf Dr. Laurin einen Hilfe heischenden Blick zu, und der wurde sofort verstanden.

»Du hast unsere Verabredung hoffentlich nicht vergessen, Bernd«, sagte Leon Laurin. »Wir werden erwartet …«

Bernd kam zwar nicht umhin, Tonjas Hand zu ergreifen, um nicht unhöflich zu erscheinen, aber er sagte, dass er überrascht sei, sie hier zu sehen und er mit dem Ehepaar Laurin verabredet sei.

Er stellte ihr Leon vor, und auch der Klinikchef bekam einen verführerischen Blick zugeworfen.

»Der berühmte Dr. Laurin«, sagte Tonja überschwänglich. »Es freut mich, Sie kennenzulernen! Vielleicht darf ich Sie und Ihre Frau auch zu meiner Einstandsparty einladen? Und wir, Bernd, werden uns ja von jetzt an öfter sehen. Ich bin auch im Klinikum angestellt.«

»Hallo, Tonja«, sagte da eine Männerstimme, »fein, dass ich dich treffe. Kommst du jetzt mit zum Stammtisch?«

»Kollege Hellwig«, sagte Tonja lässig. »Auf bald, Bernd. Ich wünsche dir einen guten Anfang im Klinikum. Ich lade zur Party noch schriftlich ein.«

Sie entschwand mit Dr. Hellwig, der sicher jünger war als sie, groß, blond und gut aussehend.

»Hoffentlich hält sie sich an den«, murmelte Bernd. »Die hat mir gerade noch gefehlt.«

»Keine guten Erinnerungen?«, fragte Leon Laurin anzüglich.

»Ich könnte darauf verzichten. Wenn ich gewusst hätte, dass sie in München ist …«

»Du liebe Güte, das klingt ja gerade so, als hättest du Angst vor ihr.«

»Nicht vor ihr, aber um meine Frau. Sie ist überaus sensibel, und Tonja ist leider sehr intrigant. Ich bin momentan konsterniert, das muss ich zugeben.«

»Wo ist deine Frau?«, fragte Leon, der sich nur flüchtig erinnerte, vor ein paar Jahren mal eine Heiratsanzeige bekommen zu haben. Bernd war stets als ewiger Junggeselle eingeschätzt worden.

»Corri ist noch in Straßburg bei ihren Eltern. Wir waren ein Jahr in Amerika, dann bekam ich den Ruf ans Klinikum. Und da wir endlich Nachwuchs bekommen, wollten wir auch sesshaft werden. Natürlich möchte ich, dass du Corri in deine Obhut nimmst, wenn sie hier ist. Zuerst muss es aber mit dem Haus perfekt sein.«

»Aber du fürchtest, dass diese Dr. Gerson dich in der Zwischenzeit in Bedrängnis bringen könnte«, meinte Leon. »Unter Freunden kann man doch offen sein …«

»Weißt du, wenn sich Tonja etwas einbildet, nimmt sie auch keine Rücksicht auf die Ehefrau. Sie kennt keine Skrupel.«

*

Davon konnte auch ein anderer Professor ein Liedchen singen, dem es allerdings schwerer fiel, sich Tonjas Verführungskünsten zu entziehen.

Sie trafen sich am Stammtisch.

Professor Georg Gottwald zuckte zusammen, als Tonja und Dr. Hellwig eintraten. Er sprang ein bisschen zu schnell auf. Er war groß, schlank und hatte sehr markante Gesichtszüge. Seine zweiundfünfzig Jahre sah man ihm bei Weitem nicht an, und drei erwachsene Kinder hätte man ihm auch nicht zugetraut.

Auch das spielte für Tonja Gerson keine Rolle, wenn ihr ein Mann gefiel, und Professor Gottwald gefiel ihr sehr. Auch ihn kannte sie schon länger. Er war ihr Doktorvater gewesen. Doch er wollte sich an jene Zeit auch nicht erinnern.

Aber so schnell konnte er sich nicht verabschieden, obwohl er erklärte, dass er gerade hatte gehen wollen.

»Wir werden doch meinen Doktorvater noch überreden können, einen Schoppen mit uns zu trinken«, sagte Tonja lächelnd. »Man sieht sich ja so selten. Und ich habe ihm unendlich viel zu verdanken.«

Sie sagte es so überzeugend, dass niemand einen Hintergedanken hegte. Wer hätte sie auch in einen intimen Zusammenhang mit Professor Gottwald bringen können? Man wusste, dass er lange und glücklich verheiratet war, dass seine Frau Karin allgemein bewundert und verehrt wurde. Sie war eine ausgezeichnete Pianistin, wirkte aber nur noch selten bei Kammermusiken mit oder trat nur auf Wohltätigkeitsveranstaltungen als Solistin in Erscheinung.

Freilich wusste Tonja Gerson auch das, aber deshalb reizte es sie umso mehr, sich von Zeit zu Zeit auch bei Gottwald in Erinnerung zu bringen. Sie liebte dieses Spielchen, sie liebte es, andere in Verlegenheit zu bringen – und jene Männer umso lieber, die sich nicht hatten einfangen lassen.

Professor Georg Gottwald faszinierte sie immer noch. Aus der Schwärmerei der Studentin war jetzt ein leidenschaftliches Begehren geworden.

Er ließ sich nicht zum Bleiben überreden, und das ärgerte sie. Aber sie konnte sich beherrschen. Doch ihr hintergründiges Lächeln warnte ihn.

»Vielleicht sehen wir uns morgen auf dem Kongress«, sagte sie mit einem Unterton, den er noch in Erinnerung hatte.

»Mit Bestimmtheit nicht. Ich bin auswärts«, erwiderte er. Dann verließ er das Lokal, und Tonja fragte ganz nebenbei: »Wohin fährt er denn schon wieder?«

»Nach Wien, denke ich«, sagte jemand in der Runde. »Ein gefragter Mann. Bin gespannt, ob ich auch mal so weit komme.«

Wien …, dachte Tonja. Eigentlich könnte ich Renate mal wieder besuchen. Ihr war mal wieder nach einem Abenteuer. Torsten Hellwig und diese anderen jungen Ärzte reizten sie nicht. Sie spielte in jeder Beziehung gern hoch. Und sie konnte es sich

leisten. Sie war unabhängig, hatte Vermögen und äußerst gute Beziehungen. Sie wäre leicht in der Lage gewesen, eine eigene Praxis zu gründen, aber das erforderte zu viel Einsatz. Vielleicht würde sie sich festlegen, wenn mal Männer wie Bernd Hillbrecht oder Georg Gottwald frei und erreichbar für sie wären. Sie dachte nicht daran, dass Bernd Hillbrecht noch ungebunden gewesen war, als sie ihn kennenlernte und dass sie ihn trotzdem nicht erobern konnte. Niederlagen gestand sie sich nie ein …

*

Bernd Hillbrecht hatte so spät nicht noch mit zu den Laurins gehen wollen. Er versprach, am nächsten Tag zu kommen, aber Leon konnte ihn noch zu einem Glas Wein und einem kleinen Imbiss in einem gemütlichen Restaurant überreden.

Sie sprachen über die neuen Aufgaben, die auf Bernd warteten, und ihn interessierte es natürlich auch, was sich in der Prof.-Kayser-Klinik alles verändert hatte.

Und dann sprachen sie auch wieder über Tonja.

Bernd erzählte, in welch peinliche Situation sie ihn damals manchmal gebracht hatte, als er Dozent gewesen war und sie sich so benahm, als wären sie eng befreundet.

»Sie war von einer solchen Aufdringlichkeit, dass ich ihr nicht entkommen konnte, und so nahm man natürlich an, dass ich sie heiraten würde. Sie hatte so nebenbei solche Andeutungen gemacht. Ich war heilfroh, dass ich einen Ruf nach Heidelberg bekam, aber auch dort tauchte sie auf.«

Er seufzte. »Ich erklärte ihr, dass ich keinesfalls an Heirat dächte und auch gar nicht das Geld hätte, schon eine Familie zu gründen, aber das beeindruckte sie nicht. Glücklicherweise warf sie wenig später ein Auge auf einen anderen Kollegen und ließ mich in Ruhe. Ich verstehe nicht, dass eine so gut aussehende Frau, die eine gute Ärztin ist und außerdem auch noch Vermögen hat, sich so aufführen kann.«

»Das Spiel mit dem Feuer reizt viele, und das, was sie nicht auf Anhieb bekommen können, reizt um so mehr. Glaube nur nicht, dass ich diesbezüglich verschont geblieben bin, vor der Heirat nicht und auch später manchmal nicht.«

»Und was hat Antonia dazu gesagt?«

»Oh, sie neigte sehr zur Eifersucht und konnte auch recht sauer reagieren, aber später hat sich das gelegt. Mittlerweile weiß sie doch schon, dass es keine Konkurrenz für sie gibt. Und wenn du offen mit deiner Frau sprichst, wird sie auch vernünftig reagieren – falls diese Schlange Tonja wirklich Gift versprühen sollte.«

»Corri ist sehr zart besaitet, Leon, ein Einzelkind, das sehr verwöhnt wurde. Sie wurde als Dreijährige entführt, und ihre Eltern mussten ein hohes Lösegeld zahlen, um sie wiederzubekommen. Es wurde alles getan, um sie diese Tage vergessen zu machen, aber es scheint doch etwas haften geblieben zu sein.«

»Wie hast du sie kennengelernt? Darf ich das fragen?«

»Ich habe ihren Vater operiert. Es war meine erste Nierentransplantation, und sie glückte sehr gut. Er war überglücklich und dankbar. Er lud mich ein auf sein Weingut, ein Riesenbesitz. Seine Frau hatte ich schon in der Klinik kennengelernt, aber sie hatten beide nicht gewollt, dass Corri ihren Vater dort besuchte. Ich lernte sie auf dem Gut kennen, und ich kann nur sagen, dass es Liebe auf den ersten Blick war. Du wirst mich verstehen, wenn du sie kennenlernst. Ich wäre natürlich sehr froh, wenn sie durch euch auch gesellschaftliche Kontakte knüpfen könnte.«

»Das wird Antonia gern übernehmen, dafür ist sie zuständig. Wir haben einen sehr netten Bekanntenkreis und dazu auch noch eine große Familie.«

»Ich denke, ich werde mich für das Haus entscheiden, das gar nicht weit entfernt von euch angeboten wird.«

»Die Laubheim-Villa etwa?«

»Du kennst sie?«

»Natürlich kenne ich sie. Sie liegt nur fünf Minuten von uns entfernt. Ein sehr schönes Haus. Aber der Unterhalt dürfte ziemlich kostspielig sein.«

»Dazu tragen meine Schwiegereltern bei, denn sie werden bestimmt oft bei uns sein. Außerdem kommt Eugenie mit, die verwitwete Schwester meiner Schwiegermutter. Sie übernimmt die Rolle der Hausdame. Denke aber bitte nicht, dass ich Corri geheiratet habe, um mich in ein warmes Nest zu setzen. Ich verdiene genug, aber für meine Schwiegereltern ist es einfach selbstverständlich, zu unseren Annehmlichkeiten beizutragen, dass ich mir keine Gewissensbisse machen muss.«

»Du brauchst dir nichts zu denken, bei uns ist es doch auch nicht viel anders. Und es ist schön, wenn Eltern schon zu Lebzeiten geben, was ihnen möglich ist. Diese Leute sind mir lieber als die Geizkragen, die immer von ›nach meinem Tod erbt ihr‹ reden.«

Sie verstanden sich, und Leon bereute es nun doch nicht, zu Bernd Hillbrechts Vortrag gegangen zu sein. Er brachte ihn noch zum Hotel und verabschiedete sich dann mit einem festen Händedruck.

»Ich freue mich auf morgen, auf Antonia und eure Kinder«, sagte Bernd. »Es war gut, mit dir sprechen zu können, Leon.«

*

Im Haus Gottwald war man früh auf den Beinen. Karin ließ ihren Mann ohne ein gutes Frühstück nicht aus dem Haus, weil sie genau wusste, dass er sich wenig Zeit fürs Essen nahm. Jörg wollte seinen Vater zum Flughafen bringen. Karin hatte auch den Koffer gepackt.

»So viel brauche ich nicht. Ich bin übermorgen schon wieder zu Hause«, meinte Professor Gottwald.

»Denke an den Japaner, dessen Anzug mit Suppe getauft wurde«, meinte seine Frau lächelnd. »Es kann immer mal was passieren. Lange habt ihr gestern aber nicht gefeiert.«

»Ich war müde, und dann kamen noch ein paar Leute, die mir nicht so liegen«, redete er sich heraus. »Ich merke, dass ich alt werde.«

»Da kann ich ja nur lachen«, ertönte Stefanies Stimme. »Von dir schwärmen doch sogar meine Freundinnen, Paps.«

»Vielleicht bin ich die richtige Vaterfigur«, meinte er lächelnd.

Karin warf ihm einen schrägen Blick zu. Irgendwie klang seine Stimme komisch, aber er war ja immer ein bisschen eigenartig, wenn er wegfahren musste.

»Pass auf dich auf«, sagte sie, als sie ihren Abschiedskuss bekam.

»Mir wäre es lieber, wenn du mitgekommen wärest.«

»Schatz, vergiss nicht, dass wir in einer Woche Silberhochzeit haben, und es sind noch viele Vorbereitungen zu treffen.«

Er sah sie an. »Ich kann es immer noch nicht glauben, dass schon so viele Jahre vergangen sind, Karin«, sagte er leise. »Und wir sind immer noch glücklich.«

»Wir sollten es auch bleiben«, sagte sie.

»Paps, wir müssen fahren«, mahnte Jörg.

»Tschüs dann, Papi!«, rief Florian verschlafen von oben.

»Ärgert mir Mami nicht!«, rief Georg zurück.

»Dass sie solche Treffen immer am Wochenende veranstalten müssen«, murrte Stefanie, als sie sich an den Frühstückstisch setzte.