Was so schön begann... - Patricia Vandenberg - E-Book

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Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist. »Ich sehe Luigi förmlich vor mir. Er steht an seinem Pizzaofen. Vor sich jede Menge Schüsseln und Schalen mit Oliven und Sardellen, Knoblauch und Thunfisch, Zwiebeln und Cocktailtomaten. Den Rucola und den frisch gehobelten Parmesan nicht zu vergessen.« Danny Norden lag langgestreckt auf der Couch in seiner Wohnung. Die Tür zum Arbeitszimmer war geöffnet und er konnte seine Freundin, die Studentin Tatjana Bohde, sehen, wie sie über die Tastatur des Computers gebeugt am Schreibtisch saß und eifrig tippte. Hin und wieder machte sie eine Pause, überflog das, was sie geschrieben hatte, schüttelte unwillig den Kopf, löschte ein paar Zeilen und begann wieder zu schreiben. Dass sie von ihm keine Notiz nahm, verwunderte Danny noch nicht so sehr. Aber dass sie überhaupt nicht auf seine Essens-Fantasien reagierte, war in seinen Augen mehr als beunruhigend. »Jetzt nimmt Luigi ein Stück Teig und wirft es vor sich auf die bemehlte Arbeitsfläche«, beschloss er, einen letzten Versuch zu machen, um sie aus ihrer Versunkenheit zu wecken. Höchste Zeit wurde es, denn Tatjana saß schon den ganzen Tag an ihrer Bachelorarbeit, die endlich fertig werden sollte. Doch hin und wieder brauchte auch der fleißigste Mensch einmal eine Pause. »Er bearbeitet den Teig, bis er eine runde Platte ist und verteilt diese köstliche, rote Tomatensauce darauf, die so herrlich nach frischen Kräutern schmeckt …« In diesem Augenblick stieß Tatjana ein genervtes Stöhnen aus und drehte sich zu ihrem Freund um. »Seit wann führst du eigentlich Selbstgespräche?«, fragte sie sichtlich genervt und musterte Danny mit kühlem Blick aus ihren faszinierend dunkelblauen Augen. »Das sind keine Selbstgespräche«, korrigierte Danny sie und setzte sich auf der Couch auf. Die Tatsache, dass Tatjana überhaupt reagiert hatte, machte ihm Mut, sie endlich hinter ihrem Computer hervorlocken zu können.

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Seitenzahl: 112

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Dr. Norden – 79 –

Was so schön begann...

Patricia Vandenberg

»Ich sehe Luigi förmlich vor mir. Er steht an seinem Pizzaofen. Vor sich jede Menge Schüsseln und Schalen mit Oliven und Sardellen, Knoblauch und Thunfisch, Zwiebeln und Cocktailtomaten. Den Rucola und den frisch gehobelten Parmesan nicht zu vergessen.« Danny Norden lag langgestreckt auf der Couch in seiner Wohnung. Die Tür zum Arbeitszimmer war geöffnet und er konnte seine Freundin, die Studentin Tatjana Bohde, sehen, wie sie über die Tastatur des Computers gebeugt am Schreibtisch saß und eifrig tippte. Hin und wieder machte sie eine Pause, überflog das, was sie geschrieben hatte, schüttelte unwillig den Kopf, löschte ein paar Zeilen und begann wieder zu schreiben. Dass sie von ihm keine Notiz nahm, verwunderte Danny noch nicht so sehr. Aber dass sie überhaupt nicht auf seine Essens-Fantasien reagierte, war in seinen Augen mehr als beunruhigend. »Jetzt nimmt Luigi ein Stück Teig und wirft es vor sich auf die bemehlte Arbeitsfläche«, beschloss er, einen letzten Versuch zu machen, um sie aus ihrer Versunkenheit zu wecken. Höchste Zeit wurde es, denn Tatjana saß schon den ganzen Tag an ihrer Bachelorarbeit, die endlich fertig werden sollte. Doch hin und wieder brauchte auch der fleißigste Mensch einmal eine Pause. »Er bearbeitet den Teig, bis er eine runde Platte ist und verteilt diese köstliche, rote Tomatensauce darauf, die so herrlich nach frischen Kräutern schmeckt …«

In diesem Augenblick stieß Tatjana ein genervtes Stöhnen aus und drehte sich zu ihrem Freund um.

»Seit wann führst du eigentlich Selbstgespräche?«, fragte sie sichtlich genervt und musterte Danny mit kühlem Blick aus ihren faszinierend dunkelblauen Augen.

»Das sind keine Selbstgespräche«, korrigierte Danny sie und setzte sich auf der Couch auf. Die Tatsache, dass Tatjana überhaupt reagiert hatte, machte ihm Mut, sie endlich hinter ihrem Computer hervorlocken zu können. »Sondern der verzweifelte Versuch, dir klar zu machen, dass ich knapp vorm Verhungern bin.«

»Warum machst du dir dann kein Brot?«, fragte Tatjana jedoch ungerührt und wandte sich wieder dem Computerbildschirm zu.

Diese Frage war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.

Alarmiert stand Danny auf und ging hinüber zum Arbeitszimmer. An den Türstock gelehnt, musterte er Tatjana besorgt.

»Was ist nur los mit dir? Normalerweise springst du sofort vom Stuhl auf, sobald ich das Wort »Pizza« auch nur in den Mund nehme. Aber seit Tagen reagierst du noch nicht einmal auf die verlockendsten Angebote, egal, wie kreativ ich bin.«

Dieser eine gut gemeinte Satz schien der Tropfen zu sein, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte.

Wie von der Tarantel gestochen fuhr Tatjana herum und funkelte Danny so wütend an, wie er sie noch nie zuvor erlebt hatte.

»Sag mal, kannst du eigentlich nicht verstehen, dass ich Ruhe brauche, um meine Arbeit fertig zu schreiben?«, fauchte sie so böse, dass Danny erschrocken die Hände hochnahm.

»Schon gut, kein Grund, sich so aufzuregen«, versuchte er sie zu beschwichtigen. »Aber wenn ich mich recht erinnere, nehme ich schon seit Wochen Rücksicht auf dich. Und natürlich verstehe ich, dass du deine Ruhe brauchst. Aber deiner Arbeit würde es mit Sicherheit auch gut tun, wenn du dich zwischendurch mal ein bisschen ablenkst. Dir frischen Wind um die Nase wehen lässt. Du bist ja schon ganz blass.« Diese Behauptung war wahrlich nicht an den Haaren herbei gezogen. Seit Tatjana die meiste Zeit des Tages vor dem Computer saß, stattete sie selbst ihrer geliebten Bäckerei Bärwald, in der sie sich nebenbei Geld für ihr Studium verdient hatte, nur noch sporadische Besuche ab und ging ansonsten gar nicht mehr vor die Tür.

Doch auch für diese Bemerkung hatte die Studentin nur einen bissigen Kommentar übrig. Ein eindeutiges Zeichen dafür, wie blank ihre Nerven lagen. Bis zum endgültigen Abgabetermin waren es nur noch wenige Tage und sie hatte Angst, es nicht zu schaffen.

»Du machst dir doch etwa nicht Sorgen um meine Gesundheit?«, fragte sie spöttisch.

Ihr Tonfall schnitt Danny tief ins Herz und verletzte ihn mehr, als er zu erkennen gab.

»Nein, natürlich nicht«, gab er ebenso sarkastisch zurück und schnitt eine unwillige Grimasse. »Wieso sollte ich mir auch Sorgen um meine Freundin machen?« Mit diesen Worten stieß er sich vom Türstock ab und verließ das Zimmer.

Auf dem Weg durch’s Wohnzimmer knurrte sein Magen laut und vernehmlich und so beschloss er, seine Fantasie von einer nach Knoblauch und frischen Kräutern duftenden Pizza wahr werden zu lassen. Ob mit oder ohne Tatjana.

»Soll ich dir eine Pizza mitbringen?«, bot er großzügig an, als er seine Jacke vom Garderobenhaken nahm.

Doch das verbot schon Tatjanas Stolz.

»Nein danke, ich sagte doch, dass ich zu tun habe.« Wohlwissend, welchen Fehler sie machte, beugte sie sich wieder demonstrativ über die Tastatur und begann zu tippen.

Erst als Danny nach einem knappen Gruß ärgerlich die Tür hinter sich ins Schloss warf, lehnte sie sich zurück und seufzte tief. So sehr sie ihre Kämpfernatur auch schätzte, so dick war der Strich, den sie ihr manchmal durch die Rechnung machte.

»Wenn diese blöde Arbeit fertig ist, bringe ich alles wieder in Ordnung«, tröstete sie sich nach kurzer Zeit und widerstand tapfer dem Impuls, Danny in den eisig kalten Abend hinaus zu folgen.

»Aber was, wenn es dann zu spät ist und er mich nicht mehr haben will?«, flüsterte ihr der kleine Teufel ein, der auf ihrer rechten Schulter saß. Doch diesen Gedanken verdrängte Tatjana Bohde so schnell wieder, wie er gekommen war und konzentrierte sich lieber wieder auf ihre Arbeit.

*

»Ich weiß mir einfach keinen Rat mehr, Herr Dr. Norden!« Die Verzweiflung stand Sandra Stoiber ins Gesicht geschrieben, als sie ihrem Hausarzt in seinem Behandlungszimmer gegenüber saß. Obwohl sie einen hellen Pullover trug, war es nicht zu übersehen, dass ihre Kleidung mit Haaren übersät war. »Seit ein paar Wochen geht das jetzt so«, erklärte sie und deutete auf ihren Kopf. »Mittlerweile hab ich sogar schon eine kahle Stelle auf dem Hinterkopf.«

Interessiert hatte Daniel Norden dem Bericht seiner Patientin zugehört.

»Haben Sie schon einen anderen Arzt aufgesucht?«, fragte er.

Sandra Stoiber nickte eifrig.

»Ich dachte mir, dass das eine Hautgeschichte ist und bin deshalb zum Dermatologen gegangen. Die Untersuchungsergebnisse hab ich Ihnen mitgebracht.« Sie suchte einen Moment in ihrer Tasche und förderte schließlich einen ansehnlichen, braunen Umschlag zutage, den sie Daniel reichte.

Er entnahm ihm eine umfangreiche Sammlung Papier.

»Zu den Grunderkrankungen, die Haarausfall auslösen können, zählen zum Beispiel Mangelernährung, Störungen der Schilddrüse, Vergiftungen oder eine Leberzirrhose«, erklärte er, während er sie aufmerksam durchblätterte.

Trotz ihrer Sorgen lachte Sandra auf. Sie hatte ein sympathisches, ansteckendes Lachen.

»Mangelernährung kann wohl kaum der Grund sein«, erwiderte sie mit einem vielsagenden Blick auf ihre rundliche Mitte.

»Damit ist die mangelhafte Zufuhr von Mineralstoffen und Vitaminen gemeint«, erläuterte Daniel lächelnd. »Aber das konnten die Kollegen ebenso ausschließen wie alles andere. Im Grunde genommen sind Sie kerngesund.«

»Ich weiß, es klingt blöd, aber genau das ist ja mein Problem«, gab Sandra Stoiber zu bedenken. »Wenn ich wüsste, was mir fehlt, könnte ich wenigstens was dagegen unternehmen. Aber so muss ich einfach nur abwarten. Und zuzusehen, wie mir immer mehr Haare ausfallen, ist einfach unerträglich.«

»Darf ich mir die Sache mal ansehen?«, erkundigte sich Daniel und bat seine Patientin hinüber ins Behandlungszimmer. Dort setzte sie sich auf eine Liege und er begutachtete ihren Kopf.

»Kurios ist, dass es sich um ein typisch männliches Muster des Haarausfalls handelt«, stellte er schließlich verwundert fest. »Das legt den Verdacht nahe, dass Sie zu viele männliche Geschlechtshormone produzieren«, dachte er weiter laut nach. »Dagegen spricht allerdings, dass Sie weder unter Übergewicht noch unter Akne leiden.« Er sah sie nachdenklich an. »Wie sieht es mit Ihrer üblichen Körperbehaarung aus?«

»Die ist ganz normal wie immer«, gab Sandra bereitwillig Auskunft.

Bisher hatte ihr Dr. Norden immer geholfen und auch jetzt lag ihre ganze und auch letzte Hoffnung auf dem kompetenten und engagierten Arzt, der niemals etwas unversucht ließ, um einer tückischen Krankheit auf die Spur zu kommen.

Einen Moment stand Daniel ratlos vor seiner Patientin. Dann machte er den einzig möglichen Vorschlag.

»Ich möchte Ihnen gerne noch einmal Blut abnehmen und ins Labor der Behnisch-Klinik schicken. Vielleicht gibt es doch irgendwelche Hinweise auf Hormonveränderungen, die dieses seltsame Phänomen erklären können.«

»Machen Sie mit mir, was Sie wollen«, gab Sandra Stoiber ergeben zurück. »Hauptsache, Sie tun irgendwas.« Sie schob den Ärmel hoch und sah ihrem Arzt dabei zu, wie er eine Manschette um den Arm legte, um das Blut zu stauen. Den Einstich der Nadel spürte sie kaum und nur wenige Augenblicke später war die Prozedur vorbei.

»Morgen früh wissen wir hoffentlich mehr«, sagte er und begleitete sie nach vorne zum Tresen, um seiner treuen Assistentin sofort die Röhrchen zu übergeben mit dem Hinweis, sie so schnell wie möglich ins Labor der Klinik bringen zu lassen.

»Wird gemacht, Chef«, gab Wendy gut gelaunt zurück und verabschiedete sich mit einem aufmunternden Lächeln von Frau Stoiber.

Nachdem sie mit einem neuen Termin versorgt war, reichte Daniel ihr die Hand und sah ihr nach, wie sie die Praxis verließ. Die kahle Stelle auf ihrem Hinterkopf war unübersehbar.

»So eine hübsche Frau und dann sowas!« Eine wohlbekannte Stimme aus dem Hintergrund ließ Daniel umdrehen.

Interessiert musterte er seinen Sohn, der hinter ihm an den Tresen getreten war.

Bald war Mittag und die letzten Patienten des Vormittags hatten die Praxis verlassen. Das Wartezimmer war leer, so dass Zeit für eine kleine Plauderei war.

»Macht dich das Schicksal unserer Patientin so betroffen oder warum machst du seit Tagen ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter?«, packte der Senior die günstige Gelegenheit beim Schopf, um seinem Sohn die Frage zu stellen, die ihm schon seit einer Weile auf der Seele brannte.

Gut gelaunt, wie Danny im Normalfall war, fiel seine deutlich getrübte Stimmung umso mehr auf.

Einen Moment lang spielte der junge Arzt mit dem Gedanken, sich hinter einer witzigen Bemerkung zu verstecken. Gleichzeitig war ihm klar, dass sein Vater ihm nicht glauben würde. Dazu kannte er ihn einfach zu gut. Und vielleicht konnte Daniel ihm ja wirklich einen hilfreichen Tipp geben.

Dass ihnen die beiden Assistentinnen Wendy und Janine zuhörten, störte weder den Junior noch den Senior. Durch die enge Zusammenarbeit war das Team der Praxis Dr. Norden inzwischen fast wie eine Familie zusammengewachsen und teilte Freud und Leid miteinander.

»Ach, im Augenblick läuft es zwischen Tatjana und mir nicht so gut«, gestand Danny daher unbedarft und stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tresen auf, hinter dem Wendy und Janine saßen.

Erschrocken starrte Janine ihren jungen Chef an.

Nicht nur in ihren Augen waren Danny und die bildhübsche Studentin Tatjana Bohde ein Traumpaar, das seinesgleichen suchte. Insgeheim träumte sie selbst von so einer Beziehung und konnte nicht glauben, dass auch dieses Glück fragil sein sollte.

»Was ist denn los?«, fragte sie daher voller Mitgefühl.

»Eigentlich ist gar nichts mehr los bei uns. Und genau das ist das Problem«, erwiderte Danny düster. »Seit Wochen nimmt mich Tatjana kaum mehr zur Kenntnis. Tage- und nächtelang sitzt sie vor dem Computer und schreibt an ihrer Bachelorarbeit«, klagte er seinen Kollegen sein Leid.

»Aber ist nicht in vierzehn Tagen Abgabe?«, gab Daniel zu verstehen, dass er etwas mehr Verständnis von seinem Ältesten erwartete. »Die zwei Wochen werdet ihr doch wohl noch hinter euch bringen.«

»Wenn Tatjana so weitermacht, hält sie keine Woche mehr durch«, verkündete Danny mit Grabesstimme.

Das war in der Tat ein Argument und nachdenklich ging Dr. Norden hinüber in die kleine Küche, um sich eine Tasse Kaffee und eine der Nussecken zu holen, die Danny an diesem Morgen auf dem Weg in die Praxis von der Bäckerei Bärwald mitgebracht hatte.

»Noch jemand Kaffee und Nussecken?«, rief er, doch sowohl Wendy als auch Janine verneinten. An diesem Abend wollten sie gemeinsam ein neues Lokal ausprobieren und übten sich deshalb in vornehmer Zurückhaltung.

Auch Danny hatte keinen Appetit und lehnte dankend ab. Mit dem Kaffee in der rechten und der Süßigkeit in der linken Hand kehrte Daniel schließlich kauend an den Tresen zurück.

»Deine Mutter lernt auch wahnsinnig viel auf ihren Facharzt. Aber sie ist wenigstens so vernünftig und macht auch mal eine Pause. Zumindest wenn ich sie daran erinnere«, dachte er laut über seine Frau nach, die seit einigen Monaten ihren Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie machte. Zu diesem Zweck absolvierte sie ein Praktikum an der Pädiatrie der Behnisch-Klinik. Doch selbst nach einem anstrengenden Arbeitstag war sie oft noch abends im Arbeitszimmer anzutreffen, wo sie über Bücher gebeugt saß und lernte. »Aber hin und wieder denke ich mir schon auch, dass sie es übertreibt.« Er nippte an seinem Kaffee und Danny seufzte tief dazu.

»Das tut Tatjana die ganze Zeit. Sie ist so ein Sturkopf!« Dannys Beschwerde entsprang einer tiefen Sorge.

»Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Sie keine attraktiven Vorschläge machen«, bemerkte Wendy mit schelmischem Blitzen in den Augen.

»Was soll denn das schon wieder heißen?« Sofort ging Danny in Verteidigungshaltung. »Ich denke mir doch keine tolle Überraschung aus, wenn ich von vornherein weiß, dass ich einen Korb bekomme.«

»Vielleicht ist das der falsche Ansatz«, ahnte Janine, worauf ihre Freundin und Kollegin hinaus wollte. Auch in ihren Augen funkelte es verdächtig. »Also, wenn mir mein Freund – vorausgesetzt natürlich, ich hätte einen – den Vorschlag machen würde, beispielsweise Schlittschuhfahren oder Rodeln zu gehen … da könnte ich nicht nein sagen.«

»Ein Winterpicknick hätte aber auch seinen Reiz«, steuerte Wendy eine weitere Idee bei.