Dreamwalker - Bestienzorn - Eileen Boogen - E-Book

Dreamwalker - Bestienzorn E-Book

Eileen Boogen

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Beschreibung

Noch immer kämpft Alva gegen die Schatten der vergangenen Ereignisse an, aber langsam findet sie in Lafaria ein richtiges Zuhause. Seit dem Beginn ihres intensiven Trainings, um ein Teil der Garde Lafarias zu werden, ist sie stärker den je, doch schnell kristallisiert sich heraus, dass etwas mit ihr und ihrer neuen Kraft nicht zu stimmen scheint. Arun und Sylas begegnen ihrer Entwicklung mit Skepsis, doch es bleibt nicht viel Zeit, sich um ihre eigenen Probleme zu kümmern. Denn Iru, der von ihr gerettete Lycaner Welpe, erwartet schon bald seine erste Verwandlung. Seit dem Eintreffen in Lafaria stehen er und seine Schwester Nathi unter ständiger medizinischer Beobachtung und als Irus Verhalten immer unberechenbarer wird und er sogar seine eigene Schwester in einem brutalen Wutausbruch schwer verletzt, werden Arun und Alva zum Handeln gezwungen. Es ist klar, dass der lafarianische Rat auf keinen Fall von Irus kritischem Zustand erfahren darf und so beginnt für Alva und ihre Freunde ein nervenaufreibendes Spiel mit dem Feuer, dessen Ausmaß sie nicht zu erahnen wagen.

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Für all‘ die starken Frauen da draußen. Auch wenn es manchmal so aussieht, als gäbe es keine Hoffnung:

Gebt niemals auf!

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel Eins

Kapitel Zwei

Kapitel Drei

Kapitel Vier

Kapitel Fünf

Kapitel Sechs

Kapitel Sieben

Kapitel Acht

Kapitel Neun

Kapitel Zehn

Kapitel Elf

Kapitel Zwölf

Kapitel Dreizehn

Kapitel Vierzehn

Kapitel Fünfzehn

Kapitel Sechzehn

Kapitel Siebzehn

Kapitel Achtzehn

Kapitel Neunzehn

Kapitel Zwanzig

Kapitel Einundzwanzig

Kapitel Zweiungzwanzig

Kapitel Dreiundzwanzig

Kapitel Vierundzwanzig

Kapitel Fünfundzwanzig

Kapitel Sechsundzwanzig

Kapitel Siebenundzwanzig

Kapitel Achtundzwanzig

Kapitel Neunundzwanzig

Kapitel Dreißig

Epilog

Prolog

»Ich weiß nicht was du meinst«, grinst Iru mit gekonnt unschuldiger Miene. Alvas Braue hebt sich, während sie ihren Gegenüber prüfend mustert. Dann wandern ihre Augen zu Nathi, die ihr kaum merklich zunickt.

Ihre Mundwinkel zucken amüsiert. »Also…Meister Iru, ich denke du weißt genau, wovon ich spreche. Ich sage, du bluffst.«

Der blonde Junge schleudert enttäuscht seine Karten auf den Tisch und wirft den Kopf in den Nacken. »Seid ehrlich, ihr zwei habt euch gegen mich verbündet!«, beschuldigt er die beiden Damen, die mit ihm an einem kleinen runden Tisch sitzen.

Alva legt zufrieden ihre Karten nieder. »Was soll ich sagen, Iru. Ich glaube, du hast einfach kein Händchen für die Karten.« Alva hebt ihre Hand und Nathi gibt ihr enthusiastisch ein High Five. Dann fangen die beiden amüsiert an zu kichern, als sie Irus verwirrte Miene bemerken.

»Mit euch Karten zu spielen macht wirklich keinen Spaß«, knurrt er beleidigt und verschränkt die Arme vor der Brust.

»Mach dir nichts draus, Iru«, feixt eine männliche Stimme in seinem Rücken und der junge Lycaner dreht sich überrascht um, bevor er den schwarzhaarigen Laianer dabei beobachtet, wie er den Aufenthaltsraum betritt. »Frauen halten immer zusammen, das darfst du niemals unterschätzen«, beendet Arun seinen Satz und erntet dafür einen tadelnden Blick von Alva. Beschwichtigend hebt er die Hände. »Schon gut, ich hab nichts gesagt.«

Nathi kichert nervös und boxt ihrem Bruder neben sich spielerisch gegen die Schulter, der sich aufgebracht umdreht.

»Echt jetzt, Arun? Du lässt mich hängen, ja?«

Wieder ertönt ein amüsiertes Gelächter durch die Runde, bevor Nathi aus ihrem Schneidersitz aufsteht und ihr langes aschblondes Haar hinter die Ohren streicht. Langsam wandert sie rüber zu der kleinen Theke um sich ein Glas Wasser zu holen und wirft Arun dabei einen ehrfürchtigen Blick zu.

Noch immer fällt es ihr schwer, den Männern hier zu vertrauen, doch Arun und Alva sind immer freundlich zu ihr und ihrem Bruder gewesen. Dennoch rät ihr eine vertraute Stimme nach wie vor zur Vorsicht. Immer auf der Hut sein, immer in Alarmbereitschaft sein. Das ist es, was sie und ihr Bruder von ihrem eigenen Fleisch und Blut, dem Volk der Lycaner, lernen mussten.

Bei diesem flüchtigen Gedanken an ihre Vergangenheit reibt sie sich geistesabwesend über die schmalen Handgelenke.

»Iru, wir müssen zu deinem Termin«, hört sie Aruns Stimme sagen und zuckt dabei leicht zusammen. Nervös dreht sie sich zu ihrem Bruder um, der sich jetzt auch gemächlich erhebt und seine Hose sporadisch abklopft.

»Alles klar, ich bin bereit«, lächelt er dünn, jedoch weiß Nathi es besser. Sie weiß, dass ihr großer Bruder zunehmend ängstlicher wird, denn er wird bald fünfzehn Jahre alt und jeder Lycaner weiß, was das bedeutet. Jedes humanoide Wesen macht eine weitreichende Veränderung während der Pubertät durch. Die Gefühle spielen verrückt, die Hormone tanzen Tango und auch körperlich beginnt ab dem Zeitpunkt der Pubertät ein neuer Lebensabschnitt. Doch für das Volk der Lycaner bringt sie noch etwas viel Einschneidenderes mit sich. Die Verwandlung. Lycaner Welpen verändern ihre Form nicht, denn sie erlangen diese Fähigkeit erst mit dem Beginn der Pubertät. Es ist nichts Schönes und wenn Nathi ganz ehrlich zu sich selbst ist, bekommt sie selbst jetzt schon schwitzige Hände bei dem Gedanken, dass ihr erstes Mal auch eines Tages kommen wird.

Auch, wenn sie erst elf Jahre alt ist und ihr deshalb noch ein wenig Zeit bleibt, bis sie sich damit auseinandersetzen muss.

Iru schiebt seine Hände in die Hosentaschen und folgt Arun, versucht dabei so unbeteiligt wie möglich zu wirken. Doch in seinem Inneren tobt ein Sturm aus Angst und Unruhe, der gegen Gitterstäbe des Käfigs schlägt, in dem Iru seine Gefühle verschlossen hat.

Seit ungefähr drei Monaten wird er alle zwei Wochen abgeholt, um eine Reihe von Tests zu absolvieren, die zeigen sollen, ob sich Veränderungen an ihm bemerkbar machen. Die Tests tun nicht weh, außer man ist penibel oder hat Angst vor Spritzen. Aber die Blutabnahme stört den aschblonden Lycaner nicht. Auch nicht die Fragen, die ihm gestellt werden oder die motorischen Tests. Es ist die Angst vor den möglichen Ergebnissen.

Jedes Mal, wenn er seine Aufgaben vollendet hat, liegt er die Nacht darauf hellwach in seinem Bett und starrt an die Decke. Er weiß, dass der Beginn der Verwandlungsphase hart und schmerzhaft wird. Er hat oft die erwachsenen Lycaner darüber reden hören und hat es auch schon oft selbst mit angesehen. In dem Lager, in dem er und Nathi untergebracht waren, haben viele der Welpen früher oder später ihre erste Verwandlung durchmachen müssen. Schon Wochen bevor es passierte veränderte sich ihr Verhalten und manchmal auch ihr Aussehen. Sie bekamen Wachstumsschübe, ihre Augenfarben veränderten sich manchmal und sie wurden aufgekratzter. Waren leichter reizbar. Manche von ihnen gingen für einen Stups gegen die Schulter in die Luft, stießen Tische und Arbeitsgeräte um und in ihren Augen zeichnete sich die blanke Zerstörungswut ab. Jedoch wurde alles noch viel Schlimmer, wenn die Kinder begannen, sich endlich zu verwandeln. Die erste Verwandlung muss einem unfassbare Schmerzen bereiten und geht quälend langsam vonstatten.

Ein Wachtmeister hatte ihnen einmal erzählt, dass es sich anfühle, als würden einem alle Knochen nacheinander gebrochen werden. Stundenlang würden die Knochen und Muskeln ihre Größe und Position verändern und die ganze Dauer über, würde man unerträgliche Höllenqualen erleiden.

In den folgenden Wochen ist es sehr wahrscheinlich, dass man nur wenig Kontrolle über seinen eigenen Körper hat. Ständig und bei jeder kleinen Gefühlsregung verwandelt man sich und es dauert eine Weile, bis man wieder Herr seines eigenen Willens ist.

Der junge Lycaner stößt einen Schwall Luft aus. Die Ehleseen, die ihn regelmäßig untersuchen, hatten ihm außerdem erklärt, dass die Äthermanipulation, die an ihm uns seiner Schwester vorgenommen wurde, schwerwiegende Folgen haben könnte. Diese Unbekannte kommt also auch noch auf die Sorgenliste. Eine Gänsehaut schleicht sich über Irus Nacken. Schon bald wird auch er sich barbarisch benehmen und diese erste schmerzhafte Umwandlung durchmachen müssen. Aber damit man die besten Vorbereitungen für diese Zeit treffen kann, muss er streng überwacht werden. Gedankenverloren wandert er hinter dem groß gewachsenen Laianer her und sperrt die Erinnerungen an die schlimme Zeit bei den Lycanern zurück in die Kiste, aus der sie ab und an entkommen.

»Du weißt, die Tests sind reine Vorsichtsmaßnahmen, oder?«, reißt ihn Aruns Stimme aus den Gedanken. Sein Kopf hebt sich und er sieht in Aruns Gesicht, das sich über die Schulter zu ihm dreht. Ein beschwichtigendes Lächeln liegt auf seinen Lippen.

»Ja… ja klar weiß ich das. Ich habe nichts gegen die Tests«, murmelt der Junge teilnahmslos und lässt seinen Blick über den Boden des Flurs streifen, den sie gerade durchqueren.

Plötzlich bleibt Arun stehen und sieht dem blonden Lycaner direkt in seine tiefgrünen Augen. Dann wandert seine Hand auf Irus Schulter und er drückt diese leicht, so als wolle er ihm Mut machen.

»Wenn es so weit ist, werden wir alles Notwendige tun, um das mit dir zu überstehen. Okay?«

Bei diesen ehrlichen und direkten Worten bildet sich ein Kloß in Irus Hals und er schluckt schwer, bevor er langsam nickt. Er kann sich wirklich glücklich schätzen, dass er diese schwierige Zeit hier durchmachen kann. Unter Lai’Haranern, die ihn unterstützen und ihm helfen.

Seine Gedanken wandern zu Alva, die sich von Anfang an für ihn und seine Schwester eingesetzt hat, und sie seit ihrer Ankunft in Lafaria in regelmäßigen Abständen besucht. Immer wenn sie im Heim eintrifft, hat Iru entweder Sylas oder Arun an seiner Seite, wenn er zu den Tests muss. Auf eine verrückte Art fühlt er sich geschmeichelt, und während er so über diese Tatsache nachdenkt, schleicht sich ein Schmunzeln auf sein Gesicht.

Arun wirft einen letzten prüfenden Blick auf den Teenager vor sich, dann nickt er aufmunternd auf den vor ihnen liegenden Gang. »Na komm, bringen wir es hinter uns.«

»Du Arun?«, fragt Iru verlegen und sein Blick hascht verstohlen nach oben zu Aruns Gesicht.

»Hm?«

»Ich habe überlegt… naja, ich weiß nicht, ob das wirklich eine Möglichkeit ist, aber ich habe mir gedacht… also, wenn ich alt genug bin… könnte dann auch ich eurer Garde beitreten?«, stammelt er vor sich hin, während seine Hände nervös am Saum seiner Ärmel herumfingern.

Aruns Ohren zucken alarmiert herum und sein Kiefer spannt sich an, während er angestrengt über seine Antwortmöglichkeiten nachdenkt. Wenn er ehrlich ist, gestaltet es sich aktuell schon schwierig genug, das Verweilen der beiden Lycaner in Lafaria vor dem Rat zu rechtfertigen. Dementsprechend hat er noch keinen Gedanken an die berufliche Zukunft der Zwei innerhalb seiner Stadt verschwendet. Schwer schluckt der Schwarzhaarige und sieht dann aufmunternd zu Iru herunter.

»Ich weiß nicht. Wieso willst du unserer Garde denn beitreten?«, kontert er schnell mit einer Gegenfrage und kurz scheint der Junge an seiner Seite darüber nachzudenken, bevor sich eine eiserne Kälte in seinem Gesicht widerspiegelt.

»Weil ihr Jagd auf die Lycaner macht. Ich will mich dafür rächen, was sie Nathi angetan haben. Und mir«, knurrt er und beißt sich unterdrückt auf die Lippe.

Arun legt beschwichtigend seine Hand auf Irus Schulter. »Rache ist nie ein guter Grund, um zu…«, beginnt er, beißt sich dann aber selbst auf die Lippe. Wem will er etwas vor machen. »Scheiß drauf. Rache ist der Brennstoff der meisten unserer Soldaten. Ich will dich nicht anlügen. Rache fühlt sich in den meisten Fällen ziemlich gut an. Aber lass dich von ihr nicht auffressen. Es gibt auch andere Dinge im Leben, die wichtiger sind, als das.«

Stolz auf seine lehrreichen Worte schiebt Arun sein Kinn vor und blickt zu Iru herunter, der provokant eine Braue hochzieht.

»Liebe zum Beispiel?«, grinst dieser wissend und erntet einen leichten Schlag gegen die Schulter.

»Lach du nur, irgendwann geht’s dir nicht anders. Irgendwann erwischt es jeden von uns«, sinniert Arun und zwinkert ihm zu, bevor er eine große Doppeltür zu seiner Linken aufschiebt. »Genug rumgealbert. Brings hinter dich, Großer. Ich warte hier auf dich.«

Irus Grinsen verebbt augenblicklich, als er bemerkt, dass sie den Untersuchungsraum bereits erreicht haben. Mit einem letzten Blick auf Arun ballt er die Fäuste und stapft dann entschlossen in den lichtdurchfluteten Raum hinein.

Ein junger Ehleseehe in weißem Kittel steht mit dem Rücken zu ihm gewandt vor der mittlerweile so vertrauten Untersuchungsliege.

Das Zimmer ist nicht sonderlich groß und die weißen Wände und der helle Boden lassen die Atmosphäre kühl und distanziert wirken. An der hinteren Wand steht ein kleines Sofa, das bisher noch nie wirklich genutzt wurde, zumindest nicht in Irus Anwesenheit. Der junge Mann dreht sich zu Iru um und drückt sein Klemmbrett, auf das er so konzentriert gestarrt hat, an seine Brust.

»Hallo Iru«, hallt seine monotone Stimme durch den Raum und die Nackenhaare des Jungen stellen sich warnend auf. Diese Ehleseen haben ihm bis jetzt keinerlei Leid angetan, aber dennoch sind sie ihm nicht geheuer. Sie wirken…falsch. Kalt. Emotionslos. Eine leise Stimme in seinem Unterbewusstsein warnt ihn vor diesen Wesen. Mahnt ihn zur Vorsicht.

»Hallo«, erwidert er die Begrüßung knapp und senkt den Blick, bevor er langsam auf die Untersuchungsliege zutritt. »Wie immer?« Er sieht flüchtig zu dem Mann hinauf.

»Wie immer«, bestätigt dieser und sein starrer Blick überfliegt erneut die Unterlagen in seinen Händen. Dann setzt er ein Lächeln auf, doch die Freundlichkeit erreicht seine Augen nicht.

Erneut rollt ein Schauer über Irus Rücken und er schluckt schwer. »Alles klar, bringen wir es hinter uns.«

Schnell wischt er sich die schwitzigen Hände an der Hose ab und schwingt sich auf die Sitzfläche der Liege. Er kennt den Ablauf bereits und schiebt den Ärmel seines dunkelblauen Pullovers hinauf. Erst wird eine Blutprobe entnommen. Dann die ganzen Fragen. Immer dieselben Fragen.

Der Ehleseehe hält es nicht für nötig sich vorzustellen und legt das Brett auf den kleinen Ablagetisch neben der Liege, bevor er mit routinierten Griffen zur Spritze greift.

»Hast du in letzter Zeit Schlafprobleme?«, beginnt er seinen Ablauf und Iru schüttelt den Kopf.

Der Mann nickt resigniert und beginnt mit der Blutabnahme. »Hast du seit der letzten Untersuchung Veränderungen deiner Gefühle gespürt?«

Wieder schüttelt Iru den Kopf und räuspert sich dann kurz. »Nein. Keine Veränderungen. Keine Schlafprobleme. Keine Wutausbrüche. Keine Veränderungen meiner Sinne«, rattert er die Antworten herunter und hat Schwierigkeiten dabei, den genervten Unterton zu unterdrücken.

Der Mann runzelt die Stirn und sieht abschätzig auf den Jungen vor sich.

»Fein.« Er klebt ein kleines Pflaster auf die Einstichstelle der Nadel. Dann legt er seine Hand auf den Kopf des blonden Jungen und augenblicklich leuchten seine Augen weiß auf.

Sylas hatte Iru erklärt, dass die Ehleseen damit überprüfen, ob er die Wahrheit sagt.

Aber warum fragen sie dann überhaupt ständig diese Fragen, wenn sie es mit einer Berührung sehen können?, hatte Iru verständnislos gefragt, doch Sylas lachte nur.

So einfach ist das nicht, junger Mann, war das Einzige, was Iru als Antwort bekam.

Während die Augen des Mannes sich wieder normalisieren seufzt er ungeduldig auf und sieht sich wieder in seiner Umgebung um. Nichts an der Einrichtung lässt darauf deuten, dass man hier Wert auf Wohlbefinden legt. Keine Pflanzen, keine Dekoration, kein Gar nichts. Einfach nur ein Zimmer, das ausschließlich für Irus Untersuchungen eingerichtet wurde.

Ein unangenehm mulmiges Gefühl breitet sich in seiner Magengrube aus, als die starren Augen des Mannes ihn eindringlich mustern.

»Nun gut«, murmelt dieser nach einer unerträglich langen Weile und wendet sich an seine Unterlagen, auf die er schnell ein paar Notizen kritzelt.

»Muss ich… muss ich heute wieder in den Minograph?«

»Nein«, antwortet der Mann abwesend, ohne den Blick von seinen Unterlagen zu nehmen, »wir machen die Minografie erst nächstes Mal.«

Dann wendet er sich wieder an Iru, um mit seiner Untersuchung fortzufahren.

Nachdem der Ehleseehen Mann seine Testreihe abgeschlossen hat, Iru sich auf einem Laufband abgehetzt hat, sein Körper abgetastet wurde und er eine Reihe Sinnes- und Reaktionsprüfungen machen musste, darf er den erstickenden weißen Untersuchungsraum endlich wieder verlassen.

Arun steht mit verschränkten Armen an der Wand gelehnt im Flur und hebt den Blick, als Iru die große Tür aufdrückt.

»Alles überstanden?«, fragt er grinsend und Iru rollt spielerisch mit den Augen.

»Genau so wie immer«, raunt er und zupft sich seinen Pullover wieder zurecht.

»Ich habe über deine Frage nachgedacht«, murmelt Arun plötzlich, während die beiden zurück zum Zimmer laufen.

Iru sieht überrascht zu seinem Begleiter auf. »Und? Was denkst du?« Aufregung schwingt in seiner Stimme mit und setzt seine Stimmfarbe eine Oktave höher.

Arun lässt sich Zeit mit der Antwort, beinahe könnte man glauben, dass er die Entscheidung bereue, das Thema erneut aufgegriffen zu haben, doch dann sagt er schließlich: »Versprechen kann ich natürlich nichts, das sollte dir bewusst sein. Aber ich werde tun was ich kann.« Er zwinkert dem blonden Jungen zu, dessen Gesicht augenblicklich zu strahlen beginnt.

»Das wäre…«, er räuspert sich schnell, um seine Fassung wiederzufinden, »das wäre toll.«

Alva sitzt mit Nathi auf dem großen Bett und hält ein Buch in den Händen. Die kleine Lycanerin kuschelt sich wohlig an ihre Seite und lauscht interessiert ihren Erzählungen, bevor beide den Blick zur Tür heben.

»Geschafft?«, fragt Alva lächelnd und Iru nickt knapp, bevor er sich müde in einen großen Sitzsack fallen lässt.

»Langsam hoffe ich, dass es bald passiert. Diese Untersuchungen sind furchtbar«, murmelt er mit dem Gesicht in den Sack gedrückt und Aruns Blick trifft Alvas, bevor beide unterdrückt schmunzeln.

»Der Tag wird schon noch kommen. Und dann hast du es hinter dir«, beschwichtigt sie und klappt das Buch zu, was ihr einen enttäuschten Blick von Nathi einbringt.

Alva setzt sich immer in Irus Abwesenheit zu der kleinen Lycanerin und liest mit ihr gemeinsam einige Geschichten, um ihren Wortschatz zu erweitern. Es ist nach wie vor unfassbar, wie schnell die beiden Kinder ihre Sprache gelernt haben und Alva ist immer wieder überrascht von der klaren Aussprache der beiden.

»Alva, wir sollten los.« Aruns Stimme klingt ernst, als er ihr einen vielsagenden Blick zuwirft.

Sie stöhnt niedergeschlagen auf und kräuselt nachdenklich die Lippen. Doch nach einem kurzen Augenblick schlägt sie ihre Hände auf die Oberschenkel und räuspert sich. »Na gut ihr Zwei. Ihr habt den General gehört.«

Arun rollt mit den Augen, kann jedoch ein verstohlenes Grinsen nicht unterdrücken. Sie zieht die Autoritäts-Karte auch nur, wenn es ihr in den Kram passt, denkt er für sich und schiebt kopfschüttelnd die Hände in die Hosentaschen.

Seine Gefährtin verabschiedet sich wie immer mit einer langen Umarmung und vielen Versprechen für den nächsten Besuch, bevor sie gemeinsam das Heim verlassen.

Iru sieht ihnen nach und ein Hauch Melancholie legt sich über seine Stimmung. Er ist kein Junge, dessen Kindheit rosarot und in Watte gepackt verlief, bei Gott das Gegenteil war der Fall. Er hat schon früh gelernt, dass man niemandem trauen darf und am besten dran ist, wenn man auf sich allein gestellt bleibt. Nur er und seine Schwester, das war immer der Plan. Aber dennoch…Wenn diese beiden ihr Zimmer betreten, fühlt es sich jedes Mal ein klein wenig familiärer an. Sie hatten nie eine richtige Familie, er und Nathi, deshalb weiß er nicht wirklich, was Familie bedeutet. Aber müsste er es sich vorstellen, würde ihm ein friedvolles Leben mit diesen beiden in den Sinn kommen.

Ein Kloß bildet sich in seiner Kehle und schnell räuspert er sich und verwirft diese absurde Vorstellung wieder.

»Wie war deine Untersuchung?«, holt ihn die helle Stimme seiner Schwester aus den Gedanken.

»Naja. Wie immer halt«, seufzt er aufgewühlt und wirft sich mit dem Rücken auf sein Bett, während Nathi sich am Fußende niederlässt und die Beine in einen Schneidersitz faltet.

»Das wird schon werden, Iru. Vielleicht ist es ja auch gar nicht so furchtbar wie alle es gesagt haben. Vielleicht wollten die anderen Lycaner uns auch nur Angst einjagen«, versucht sie ihren Bruder zu beruhigen, doch dieser winkt schnaubend ab.

»Ich hab sie doch mit eigenen Augen gesehen, Nathi. Und du auch. Aber du hast es wahrscheinlich einfach verdrängt«, faucht er gereizt und die kleine Lycanerin hebt abwehrend die Hände.

»Schon gut. So war das nicht gemeint. Ich wollte nicht –«

»Ach hör schon auf. Du hast einfach keine Ahnung. Lass mich einfach in Ruhe, okay?«

»Aber –«

»NEIN. Lass mich jetzt. Ich bin müde.«

Nathi runzelt überrascht die Stirn, als ihr Bruder sich wütend auf die Seite wirft und seinen Kopf unter das Kopfkissen schiebt. Sofort beschleicht sie ein ungutes Gefühl, doch sie wagt es nicht, diesen Gedanken laut auszusprechen.

Noch eine Weile sitzt sie still am Fußende, mit dem Blick auf Irus Rücken geheftet, doch dieser macht keine Anstalten noch mal mit ihr zu sprechen. Schließlich seufzt sie leise auf und rutscht unauffällig von seinem Bett herunter, um sich in ihrem eigenen Bett zu verkriechen.

Das war eigenartig, Iru ist normalerweise nicht so…

aufbrausend.

δ

Ein Schreien reißt die junge Lycanerin erbarmungslos aus dem Schlaf und ihr müder Verstand braucht eine Weile, bevor sie ihren aufgewühlten Bruder in seinem Bett an der gegenüberliegenden Wand entdeckt. Sofort wirft sie ihre Bettdecke zurück und springt aus dem Bett, um nach ihrem großen Bruder zu sehen.

»Iru, Hey, was hast du denn?«, ruft sie panisch, während sie mit schnellen Schritten zu ihm herüber stürmt und ihn an den zitternden Schultern packt. Sein Gesicht ist von Schweiß überzogen und die Augen noch immer geschlossen, während er wild flehend und murmelnd um sich schlägt.

Es dauert eine Weile, bis sie ihn endlich wachgerüttelt hat und der junge Lycaner reißt panisch die Augen auf. Als das fahle Mondlicht seine Pupillen berührt, schreckt Nathi ängstlich zurück und stolpert mit dem Hintern zuerst zu Boden. Ihre Hand huscht erschrocken auf ihren Mund, während ihr Blick auf Irus gehetztes Gesicht geheftet ist.

»Na..Nathi?«, keucht er atemlos und reibt sich die Augen, bevor er sich über die Bettkante lehnt. »Habe ich dich geweckt? Entschuldige… Ich hatte einen furchtbaren Traum. Ich wollte…sag mal, was hast du denn?«

Nathi drückt sich noch immer die Hand vor den Mund, bevor sie tief durchatmet und sich aufrappelt. Ihr Bruder sieht sie verwirrt an und sie braucht eine Weile bis sie sich gefangen hat.

»Iru… Deine Augen leuchten im Dunkeln«, erklärt sie mit zittriger Stimme und Iru braucht eine Weile, bis diese Information zu ihm durchdringt.

Als er ihre Worte versteht, weiten sich seine Augen und er setzt sich sofort gerade auf. »Was?«, haucht er und reibt sich aufgelöst über das Gesicht.

Seine Schwester erwidert nichts, nickt nur bestätigend und beißt sich nervös auf die Lippe.

»Ich… Ich glaube es beginnt jetzt, Iru.«

Eins

»Komm schon, Alva.« Sylas‘ Stimme raunt über den Platz und er gestikuliert wild mit den Armen herum, während er abseits der Kampfarena auf und abläuft.

»Ich gebe mein Bestes, okay?«, keuche ich angestrengt und werfe ihm einen wütenden Blick zu.

»Dein Bestes ist heute aber nicht gut genug!«, faucht er und wirft mir eine Geste zu, die mir signalisiert, ich solle mich mehr konzentrieren.

Sofort huschen meine Augen erneut zu meinem Gegner, dem athletischen Tekhaten mit den dunkelbraunen, zum Zopf gebundenen Haaren. Sein markantes Gesicht ist, ebenso wie meines, mit einer dünnen Schweißschicht überzogen, und er versucht sein Keuchen zu unterdrücken. Pff, Männer. Ich sammle für einen kurzen Moment meine Konzentration und fokussiere mich erneut auf meinen heutigen Sparring Partner.

Seit etwas über vier Monaten geht das nun schon so. Training. Jeden Tag Training. Nahkampf Training, Fernkampf Training, Reaktions Training, was-weiß-ich-für-ein-Training. Aber ich habe es so gewollt. Arun hatte mich davor gewarnt, dass die Zeit hart werden wird, aber dass ich kaum einen Tag zum verschnaufen haben würde, das hatte er wohl vergessen zu erwähnen.

Ich wische mir mit dem Handrücken über die Nase und nicke dem Tekhaten, der mir vor einigen Wochen als Jakar vorgestellt wurde, unmerklich zu.

Er erwidert die Geste und wir beide sind bereit für die nächste Runde. Seine hellgrauen Augen blitzen auf, als er einen großen Schritt auf mich zu macht und seinen ersten Frontalangriff wagt, doch ich weiche sofort zurück und begebe mich in eine elegante Wendung, um ihm dann augenblicklich von Hinten gegen den Rücken zu schlagen. Er stöhnt leise auf und dreht sich zu mir um, doch ich blocke seine nächsten Hiebe mit den Unterarmen, die meinem Gesicht eine angemessene Deckung bieten.

Boxen war mir schon immer ein suspekter Sport, aber seit ich den Großteil meiner Zeit in Lai’Haran verbringe, wurde mir aufgetragen, es zu lernen. Ich hoffe zwar nach wie vor, dass ich niemals zu einem ernsthaften Nahkampf gezwungen werde, aber dennoch schadet es wohl nicht.

Jakar bemerkt meine fehlende Abwehr auf Rumpfhöhe und trifft mich mit einem Faustschlag direkt in die Seite. Einen Moment bleibt mir die Luft weg, doch ich habe keine Zeit zum Verschnaufen, denn er holt bereits zum nächsten Hieb aus. Ich drehe mich kurz vor dem Aufprall seiner Faust zur Seite und kontere mit einem Schlag direkt ins Gesicht. Mit dieser Aktion hat er nicht gerechnet, was mir die Möglichkeit verschafft, zwei weitere, blitzschnelle Treffer zu landen und ihm dann mit einem gezielten Tritt gegen seine linke Wade auf die Knie zu zwingen.

»Besser«, raunt Sylas in strengem Ton vom Rand und hebt die Hand, um eine Pause einzuleiten. Sofort lasse ich meinen Oberkörper nach vorn sinken und stütze mich keuchend und nach Luft schnappend auf den Oberschenkeln ab.

»Glück«, faucht Jakar beleidigt und wendet den Blick ab, bevor er sich aufrappelt und zum Rand des Kampfplatzes stapft, um sich an seinem Wasser zu bedienen.

Sylas schlendert grinsend auf mich zu, bevor er mir ein Hauch zu fest auf den Rücken schlägt.

»Du machst dich. Langsam, aber beständig«, säuselt er und reicht mir beiläufig eine Wasserflasche.

»Wenn das ein Kompliment sein sollte, versuche ich mal es als solches zu nehmen«, keuche ich atemlos und stelle mich gerade auf, um die Flasche mit einem Zug zur Hälfte zu leeren. Mein Haar ist zwar in einem Dutt zurückgebunden, aber dennoch kleben mir einzelne Strähnen im Gesicht.

»Sei nicht immer so kratzbürstig, Sonnenschein«, grinst er provokant und runzelt die Stirn, »dafür, dass du erst seit etwas über drei Monaten trainierst…«

Er lässt den Satz unvollendet, aber ich weiß, dass er gerade ernsthaft versucht, mir gut zuzureden. Doch ich bin heute nicht in Stimmung für seine unterschwelligen Sticheleien. Ohne großartig darüber nachzudenken drehe ich mich zu ihm um und werfe die halb leere Flasche nach seinem Gesicht. Er zuckt nicht mal mit der Wimper, während er die Flasche nur ein paar Zentimeter vor seiner Nasenspitze auffängt.

»Netter Versuch, aber für mich musst du dir schon was besseres einfallen lassen«, haucht er mir zuckersüß zu und zwinkert dann charmant. Eine Geste, die den meisten Frauen bei diesem Mann sofort die Knie weich werden lassen würde.

Ein wenig enttäuscht über seine schnelle Reaktion schnaube ich nur abfällig und wende mich an mein Handtuch, das ein paar Meter weiter über der hüfthohen Steinmauer hängt. Wir befinden uns zwar auf dem Trainingsgelände der Soldaten, jedoch ein wenig abseits der anderen Trainingsplätze. Meine Anwesenheit ist zwar kein Staatsgeheimnis mehr, jedoch versuchen Sylas und Arun meine Existenz und meine Aufenthaltsorte nicht all zu sehr an die große Glocke zu hängen.

»Wie lange muss ich noch trainieren, bis ich mal etwas anderes sehe, als diesen staubigen Trainingsplatz, Sylas?«, frage ich beiläufig und versuche nicht zu angefressen zu wirken.

Er scheint einen Moment zu überlegen, während er lasziv mit den Händen in den Taschen auf mich zu schlendert. Sein enges, schwarzes Shirt betont seinen muskulösen Körperbau ein wenig zu sehr und die Blicke der Soldatinnen und Rekrutinnen, die ab und an hier vorbei laufen, kleben nahezu an seinen sich abzeichnenden Bauchmuskeln. Ich frage mich, was die Damen hier ständig zu suchen haben, aber eigentlich kenne ich die Antwort darauf bereits, wenn ich mir so meinen Gegenüber ansehe.

»Da musst du wohl deinen Gatten fragen, ich denke nicht, dass irgendjemand anderes als er das entscheidet, wann du wohin gehst. Arbeitstechnisch meine ich«, fügt er schnell hinzu und grinst provokant. Er wirft mir erneut die Wasserflasche zu und ich trinke sie dankbar leer.

»War’s das für heute?«, wechsle ich das Thema und sehe ihn mit hochgezogenen Brauen an.

Er fährt sich nachdenklich durch das silbrige Haar und scheint in Gedanken ein paar Dinge durchzugehen. »Nun ja, eigentlich wäre heute noch Ausdauertraining dran…«, er lässt seinen Blick langsam über mich schweifen, »aber, wenn ich mir dich so ansehe«, grinst er und ich funkle ihn wütend an.

»Ach, halt doch die Klappe«, fauche ich schnippisch und er zieht eine Braue hoch.

»Du kannst froh sein, dass ich dich so gern habe und wir hier allein sind, Sonnenschein. Andernfalls müsste ich an dir jetzt ein Exempel statuieren.« Er hebt das Kinn und ein diabolisches Lächeln umspielt seine Lippen.

Ein Schnauben entflieht mir und ich wende meinen Blick ab, jedoch weiß ich, dass er Recht hat. Es fällt mir nicht immer leicht mein neues Training von meinem Privatleben zu trennen. Mit Arun fällt es mir noch schwerer. Anders als ich, können die beiden Männer das jedoch nahezu perfekt. Sobald wir die Trainingsplätze betreten, ändert sich ihre Fassade. Sylas wird zum eiskalten Hauptmann des B-Sektors der lafarianischen Garde. Arun zum knallharten General dessen Wort hier Gesetz ist, und dem es niemand wagt auch nur im Geringsten zu widersprechen.

Und dazwischen stehe ich. Alva, inzwischen achtundzwanzig Jahre alt, keine Ahnung von Nichts.

Sylas würde ich mittlerweile als einen engen Vertrauten betiteln. Natürlich niemals in seiner Anwesenheit, eher würde ich mir die Zunge abschneiden, als vor ihm zuzugeben, dass dieser Arsch mir tatsächlich wichtig geworden ist. Na gut, vielleicht wenn er eines Tages gefesselt über einem brennenden Topf aus heißer Lava baumelt und die einzige Möglichkeit ihn zu retten darin besteht, genau das zuzugeben. Dann vielleicht. Aber keinen einzigen Tag eher.

»Entschuldigen Sie, Hauptmann«, raune ich gespielt in militärischem Ton und stelle mich gerade auf.

Er rollt mit den Augen und schüttelt dann müde den Kopf. »Du bist und bleibst einfach ein vorlautes, freches kleines Miststück«, stichelt er und winkt dann ab.

»Ich hab dich auch lieb, Honey«, säusle ich und klimpere unschuldig mit den Wimpern.

»Ich denke, wir sollten das Ausdauertraining heute noch durchziehen«, sagt er dann langsam und bei jedem Wort wird sein teuflisches Grinsen breiter.

Er liebt es, mir zu zeigen, wer am längeren Hebel sitzt. Scheiße, darüber hätte ich wohl nachdenken sollen, bevor ich dieses kleine Spiel mit ihm eingegangen bin. Aber das habe ich mir jetzt selbst eingebrockt, ich werde meine Strafe also erhobenen Hauptes antreten.

»Na schön. Was soll’s, ein wenig Ausdauertraining hat noch keinem geschadet«, säusle ich und versuche dabei so unbeteiligt wie möglich zu wirken, doch Sylas durchschaut mich sofort, was mir sein zufriedener Gesichtsausdruck verrät.

Er hat gewonnen. Wie immer. Wir spielen hier auf seinem Spielfeld und ich muss mir einfach eingestehen, dass ich hier wohl nicht gewinnen kann. Es sei denn man wertet zusätzliche Trainingsstunden, Extrarunden Joggen oder abendliches Schränke aufräumen als Sieg.

Erneut schleichen sich zwei schlanke Laianerinnen und zwei Thekatinnen an uns vorbei, den Blick schmelzend auf Sylas geheftet.

»Guten Abend Hauptmann«, säuselt die eine Laianerin mit einem lasziven Wimpernschlag und ihre cremefarbenen, langen Ohren legen sich leicht nach hinten. Sylas dreht seinen Blick flüchtig über die Schulter zu ihnen.

»Abend«, antwortet er knapp und wendet sich dann wieder mir zu.

Jede Frau mit ein wenig Selbstwertgefühl und einem Hauch Verstand hätte diesen Ton bestenfalls als Desinteresse gedeutet, doch anscheinend hat diesen Ladys hier die Tatsache gereicht, dass er überhaupt geantwortet hat, denn strahlende Ausdrücke erhellen die Gesichter der Damen und ich kann nicht anders, als mit den Augen zu rollen. Manchmal komme ich mir vor, als wäre ich von aufgeregten Groupies umgeben. Natürlich sind bei weitem nicht alle Soldatinnen hier so, ehrlich gesagt habe ich sogar das Gefühl, dass es immer die gleichen Gesichter sind, die uns hinterherschauen, wenn wir durch die Truppen schreiten.

»Nervt dich das nicht?«, frage ich ernsthaft interessiert, nachdem die Soldatinnen weiter gezogen sind und Sylas‘ Blick huscht flüchtig zu mir.

»Was meinst du?« Ein Schnauben entflieht mir und ich nicke mit dem Kopf übertrieben in die Wegrichtung der Damen. »Das Gesabber.«

Er schmunzelt kurz, bevor er in die Richtung sieht, in die ich gedeutet habe. »Doch. Es nervt. Aber erst seit dem Arun Spielchen mit den Untergeordneten verboten hat. Dein Gatte ist ein richtiger Spielverderber«, murrt er und verschränkt die Arme vor der Brust.

Ich schnaube amüsiert. »Ich bin mir sicher, dass es gute Gründe für diese Entscheidung gab«, feixe ich und er verdreht die Augen.

»Mein Gott, ein paar Betthäschen die sich aus Eifersucht gegenseitig an die Gurgel wollten…nichts dramatisches«, winkt er ab und sieht dann mit zusammengekniffenen Augen in den blauen Himmel. »Wunderschönes Wetter heute, findest du nicht? Perfekt für einen kleinen Waldlauf«, grinst er mich dann frech an und ich lasse enttäuscht die Arme fallen.

»Echt jetzt? Die große Runde?«

Er zuckt unschuldig mit den Schultern. »Du kannst froh sein, dass für dich Aruns Samthandschuh-Sonderregelungen gelten, Sonnenschein.«

Er tritt langsam auf mich zu und hebt mein Kinn mit Daumen und Zeigefinger an, so dass ich ihm direkt in die hell silbernen Augen mit den senkrecht geschlitzten Pupillen sehe.

»Wenn du auch nur den Hauch einer Ahnung hättest, was all die anderen hier unter Bestrafung kennen, wärst du wahrscheinlich ein wenig demütiger«, flüstert er mir zu und für einen Moment verfängt sich mein Blick in seinem.

»Demütig war noch nie so mein Ding«, murmle ich entschlossen und er legt den Kopf in den Nacken, bevor ihm ein amüsiertes Lachen entflieht.

»Das ist wohl wahr«, sinniert er während er sich von mir abwendet und dann eine Handgeste in die Luft wirft. »Du solltest dich beeilen, sonst ist es Dunkel, bis du wieder hier bist.«

Gute anderthalb Stunden später erreiche ich den Trainingsplatz, schweißgebadet mit brennenden Lungenflügeln und völlig außer Atem. Sylas sitzt vornüber gebeugt auf der kleinen Mauer und betrachtet mich schmunzelnd, als ich mit hängenden Armen und heftig bebendem Brustkorb auf ihn zutaumle.

Er verschränkt grinsend die Arme und schwingt sich von der Mauer. »Da bist du ja endlich, du hast zwanzig Minuten länger gebraucht als üblich. Enttäuschend.«

Ich schnaube heftig auf und stütze die Handflächen auf die Oberschenkel, bevor ich ihm einen warnenden Blick zuwerfe.

Die Dämmerung hat bereits eingesetzt und wir stehen in dem fahlen Licht einer blauen Laterne, dünne Nebelschwaden ziehen sich stumm durch die Umgebung.

»Sei…einfach still«, keuche ich atemlos, als ich endlich in der Lage dazu bin, einen Ton zwischen meine tiefen Atemzüge zu setzen.

Erneut grinst er breit und schüttelt dann den Kopf. »Komm schon, wir sollten uns auf den Weg machen.« Er siehtt nachdenklich in den orangeroten Himmel, der sich allmählich in ein dunkles Lila verfärbt. »Es wird spät.«

Meine Lungen beruhigen sich allmählich wieder und ich richte meinen Oberkörper auf, bevor ich meinen schleppenden Gang zu den Umkleidekabinen in der großen Halle des B-Sektors antrete. Ein leises Grummeln dringt an meine Ohren und ich sehe überrascht zu meinem Magen herunter.

Sylas folgt meinem Blick und legt dann die Stirn in Falten. »Hast du das Mittagessen wieder ausfallen lassen?«

Ich winke ab und lasse meinen Blick über die Umgebung schweifen, während Sylas mir die Tür zur Halle aufhält. Eine eher untypische Geste für ihn, besonders nachdem er mich so gequält hat, aber ich scheine den Eindruck zu machen, als würde ich jeden Moment wie ein Klappstuhl zusammenbrechen.

»Das komische Zeug, welches ihr Essen nennt, bekomme ich hier nicht runter«, murmle ich gedankenverloren und ernte dafür einen mahnenden Stups gegen die Schulter. »Heee«, protestiere ich, »ist halt die Wahrheit.«

Unsere Blicke treffen sich und Sylas‘ Miene nimmt einen feinen Ausdruck von Besorgnis an.

»Ist alles okay mit dir?« Er mustert mich aufmerksam und seine Brauen wandern in die Höhe. Als ich nicht auf seine Frage reagiere, schüttelt er den Kopf und fährt fort. »Unsere Verpflegung während des Trainings ist nicht besonders schmackhaft, aber das muss sie auch nicht sein. Es dreht sich alles um die Nährstoffe. Die benötigst du, wenn du Fortschritte in deinem Training machen willst«, erklärt er nüchtern und beobachtet mich dabei, wie ich mich auf die Bank vor den Spinden fallen lasse und ich mich an meinen schweren Sportschuhen zugange mache.

»Ich weiß ja…Aber ich… Naja hab momentan nicht sonderlich großen Appetit.«

Er winkt ab. »Um Appetit geht es ni–«

»Lass gut sein, okay?«, falle ich ihm laut ins Wort und werfe ihm einen warnenden Blick zu.

Stirnrunzelnd hebt er die Hände. »Schon gut. Auf deine Verantwortung. Glaub aber nicht, dass ich dich heldenhaft vom Hof trage, wenn du zusammenbrichst.« Mit diesen Worten wendet er sich ab und lässt mich in Ruhe umziehen.

Ich seufze schwer und fahre mir mit den Händen durch das geschwitzte Gesicht, bevor ich mich in die Duschen der Umkleidekabine begebe. Wütend fetze ich meine Klamotten gegen den Spind, dessen Tür quietschend auf und zu schwingt. Verflucht nochmal, ich weiß doch auch nicht, warum ich nichts herunter bekomme. Oder warum ich momentan so leicht reizbar bin.

Ich werfe den Kopf in den Nacken und ein verzweifeltes Knurren dringt aus meiner Kehle, bevor ich mich wieder sammle und tief durchatme. Erneut erinnert mich mein leerer Magen daran, wieso ich mich so schwummrig fühle, und ich dusche mich im Schnelldurchgang ab, bevor ich mir meine Alltagskleidung überwerfe. Ein schwarzes Shirt, eine dunkelbraune schwere Lederjacke und schwarze Cargohosen. Als ich die Umkleiden verlasse ist Sylas verschwunden.

»Sylas?«, rufe ich unsicher in die Dunkelheit der Trainingshalle hinein. Nur das kleine Licht direkt über der Tür der Umkleiden leuchtet noch und wirft einen Lichtkegel vor sich. Der Rest der Halle ist in Schwärze getaucht.

Nervös mache ich ein paar Schritte vorwärts und versuche etwas in der Dunkelheit zu erkennen, meine Ohren erhöhen ihre Empfindlichkeit und lauschen angestrengt auf etwaige Geräusche.

»Heee, Sylas. Das ist nicht witzig«, rufe ich erneut und sehe mich um. Was soll das? Eine dünne Gänsehaut überzieht meinen Körper und ich schlinge unbehaglich die Arme um meinen Oberkörper.

Ich fahre heftig zusammen, als die Tür rechts neben mir nach innen aufschwingt.

»Wo bleibst du so lange? Komm endlich«, ruft mir Sylas heiter zu und nickt nach draußen. Er hat also draußen gewartet. Hätte ich mir denken können.

Ich schüttle müde den Kopf und folge ihm in die kühle Abendluft. Du bist wirklich schreckhaft geworden Alva, ermahne ich mich selbst in Gedanken und beiße mir nachdenklich auf die Unterlippe.

Noch immer habe ich nachts Albträume und nach meiner Entführung kamen noch einige dazu. Ständig wache ich schweißgebadet und schwer atmend auf, mein Herz klopft wild in meiner Brust und mein Atem geht stoßweise. Ich kann mir nicht helfen, ich bekomme diese Träume nicht in den Griff. Es passiert nicht selten, dass ich bei meinem Training nicht ganz auf der Höhe bin, weil ich die vorherige Nacht kaum geschlafen habe. Habe ich Sylas davon erzählt? Nein. Ich will auf keinen Fall, dass er denkt, ich würde Ausreden für meine schlechte Performance suchen. Habe ich Arun davon erzählt? Nun, das ist nicht wirklich nötig, denn in den meisten Nächten liegt er neben mir, wenn ich wieder schreiend und strampelnd aus dem Schlaf hochschrecke. Wir stapfen auf die Station der Ätherbahn zu und Sylas ordert einen Runner zum Ministerium für uns.

»Wie sieht deine Abendplanung aus, Hauptmann?«, frage ich schmunzelnd, um die Stille zwischen uns zu brechen.

Er sieht flüchtig über seine Schulter zu mir, bevor er sich mit verschränkten Armen zu mir umdreht. »Ich denke ich werde heute Abend ein wenig Stress abbauen«, zwinkert er und ich rolle wissend mit den Augen.

»Damenbesuch?«

»Vom allerfeinsten«, grinst er schmutzig und sein Gesichtsausdruck lässt vermuten, dass die beiden nicht vorhaben, gemeinsam Karten zu spielen.

»Es ist echt anstrengend mit dir ein Gespräch aufzubauen, wenn du nichts anderes als Sex im Kopf hast, Sylas.«

Er zuckt unschuldig mit den Schultern. »Du hast gefragt.« 1:0 für Ihn.

Ich schüttle leise lachend den Kopf und blicke stirnrunzelnd zu ihm auf. »Wann wirst du endlich mal ruhigere Gewässer befahren?«

Er sieht abschätzig zu mir herab und denkt einen Moment über meine Worte nach, bevor er die Finger an sein glattes Kinn legt und den Blick über die Wolken schweifen lässt. »Hmmm… wahrscheinlich, wenn mir der Sturm der See keine Befriedigung mehr verschafft.«

Eine Gänsehaut legt sich über meinen Nacken, denn ich weiß, dass er diese Aussage wörtlich meint. Wieso kann man mit diesem Mann kaum ein Wort wechseln, ohne dabei rot werden zu müssen?!

Der Runner schießt zischend und Dampf ausspuckend über die Schienen und hält direkt vor unseren Nasen.

»Nach Ihnen, Mylady«, säuselt Sylas und deutet eine höfliche Verbeugung an, die ihm nur einen abschätzigen Blick von mir einhandelt. Ich lasse mich müde in den ledrigen Sitz der Metallkugel fallen und ziehe gedankenverloren die Gurte über meine Brust.

»Alva.« Sylas‘ Stimme holt mich zurück in die Gegenwart.

»Hm?« Ich sehe zu ihm herüber und bemerke seinen prüfenden Blick, bevor er nachdenklich die Lippen zusammenpresst.

»Was bedrückt dich so?«

Überrascht runzle ich die Stirn. »Seit wann interessiert es dich?«, schnaube ich unfreundlicher als beabsichtigt und jetzt ist er es, der eine überraschte Miene aufsetzt, bevor sich seine Gesichtszüge verhärten.

»Vergiss es«, brummt er und wendet genervt den Blick ab. Das war unnötig, Alva.

Ich lasse müde den Kopf hängen und schnaube dann leise. »Entschuldige. Es ist nur –« Die Luft wird mir aus den Lungen gepresst und erstickt meine Worte im Keim, als der Runner sich mit atemberaubender Geschwindigkeit in Bewegung setzt, und in die Höhe schießt.

Die Fahrten mit der Ätherbahn machen mir mittlerweile nicht mehr wirklich was aus, dennoch ist es einem beinahe unmöglich ein Gespräch währenddessen zu führen. Daher beschließe ich es gar nicht zu versuchen, und zu warten, bis wir das Ministerium erreicht haben.

Nach einigen Minuten wildem auf und ab stehen wir in den leer gefegten Hallen des Ministeriums. Kurz verharren wir neben der Station und Sylas sieht mich auffordernd an.

»Es ist nur…was?«, greift er das Gespräch wieder auf und lässt mich durch diese Frage erneut die Stirn in Falten legen. Warum ist er so interessiert an meinem Wohlergehen?

Ich presse die Lippen aufeinander und wende den Blick ab. »Es ist nichts… Ich mache mir einfach ein wenig Sorgen um Iru, das ist alles«, murmle ich leise, wohlwissend, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. Die ganze Wahrheit ist, ich mache mir ebenfalls Sorgen um mich. Um die Situation mit den Lycanern. Um Aruns Stellung im Rat. Eigentlich um Alles.

Er seufzt, und sein Blick lässt mich vermuten, dass er weiß, dass ich ihm nicht alles gesagt habe, doch dann winkt er ab.

»Der Junge wird das schon überleben, Alva. Das ist der Lauf der Dinge bei den Lycanern. Und er ist hier in guten Händen. Also…geh jetzt. Schlaf ein wenig. Und verdammt, iss was. Du siehst schon völlig abgemagert aus«, zwinkert er frech und hebt die Hand zum Abschied, bevor er sich davon macht.

Kurz sehe ich ihm nach, bevor ich die Hände in die Taschen schiebe und mich auf den Weg zum gläsernen Aufzug mache, der in der Mitte der großen Halle platziert ist.

Völlig erschöpft schleifen meine Füße über den dunkel marmorierten Steinboden und ich ziehe ständig die Schultern hoch, die immer wieder in sich zusammenfallen.

Am morgigen Tag steht das Äthertraining mit Arun auf dem Plan, Gott sei dank. Noch einen Tag in Folge unter Sylas eiserner Hand erträgt mein müder Körper nicht mehr. Die meisten Stunden verbringe ich unter der Aufsicht von Sylas oder Mara, die stellvertretende Führung des B-Sektors. Nur das Äthertraining findet ausschließlich mit Arun statt. Und wenn ihm etwas Wichtiges dazwischen kommt, fällt es eben aus. Das liegt nicht daran, dass er unbedingt diese Zeit mit mir verbringen will, oder es Sylas nicht zutrauen würde. Vielmehr ist es die Angst, was passieren könnte, wenn sich dieser Vorfall von damals wiederholen könnte.

Vor meiner Entführung, das erste Mal als ich mit Arun zum Spaß trainiert habe, habe ich einen ätherischen Pfeil aus dem Nichts erschaffen und ihn Arun direkt durch die Schulter gejagt. Seitdem hat sich seine Auffassung von Vorsicht enorm sensibilisiert. Damals hatte er mich mit panischem Blick angesehen. Hatte mein Gesicht zwischen seine Hände genommen und mir eindringlich befohlen, niemandem davon zu erzählen. Ganz sicher bin ich mir noch nicht, aber mittlerweile habe ich ansatzweise verstanden, wieso es so ein großes Ding für ihn war.

Denn mein Theorieunterricht mit Raveena, der Gelehrten Ehleseen Dame der Themaan Akademie, wurde noch bis vor einem Monat fortgesetzt. Und in all der Zeit wurde nicht ein einziges Mal ein Wesen erwähnt – egal ob menschlicher Wanderer oder Lai’Haraner – der in der Lage dazu war, Dinge aus dem Nichts zu erschaffen. Als mir dies bewusst wurde, konnte ich die Panik in Aruns Augen damals ein wenig besser nachvollziehen.

Es ist ja nicht so, dass ich in dieser Welt vom Rat herzlich in Empfang genommen wurde. Wenn es jetzt noch ans Licht kommt, dass ich quasi ein »Sonderexemplar« darstelle, wer weiß auf was für wilde Ideen die alten Damen und Herren dann noch kommen würden. Ein Schnauben entflieht mir bei dem Gedanken an die Ratsmitglieder, die mir seither versuchen, das Leben schwer zu machen.

Mit schnellen Handbewegungen rufe ich die Plattform des Aufzugs zu mir herunter und schiebe die Hände zurück in die Taschen, während ich nach oben sehe und die Metallplatte dabei beobachte, wie sie sich langsam den Weg durch die Glasröhre bahnt.

Der Rat. Wolthan. Arun. Ich schüttle müde den Kopf. Jedes Mal, wenn es etwas Neues über die Entscheidungen des Rates zu erzählen gibt, wird mein Leben hier ein klein wenig anstrengender. Die Wanderin soll dies, die Wanderin soll auf keinen Fall das, die Wanderin hier, die Wanderin da. Es ist furchtbar. Und das, obwohl die Lycaner ihre Angriffe nach der eskalierten Entführung in meiner Welt vorerst eingestellt haben. Zumindest ist es in letzter Zeit ruhig um sie geworden.

Grüblerisch beiße ich mir auf die Unterlippe, während ich mich wie in Trance in den Aufzug schiebe. Es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis die so sensible Situation zwischen Lai’Haran und Pas’Heyran erneut Feuer fängt. Aber bis dahin sollten wir die Ruhe vor dem Sturm genießen. Und wer weiß, vielleicht kann ich beim nächsten Einsatz mitmischen. Vorausgesetzt, mein Training schreitet weiterhin gut voran und… naja. Arun lässt mich.

Erneut schnaube ich auf. Er ist nicht mehr mein Babysitter, auch wenn er sich manchmal so aufführt. Ich bin ihm dankbar, für alles. Aber dennoch wird es Zeit, dass er die schützende Hand über meinem Kopf ein klein wenig zurückzieht. Wie soll ich bloß in dieser Welt akzeptiert werden, wenn ich immer nur den Ruf der kleinen verzogenen Menschenfrau behalte, die sich alles erlauben kann, da sie ja die Geliebte des Generals und zukünftigen Landesherrschers ist.

Wütend balle ich die Fäuste. Ich hasse diesen Ruf. Allein der Gedanke, dass das die Vorstellung derjenigen ist, die nur Erzählungen über meine Existenz gehört haben, lässt mein Blut brodeln. Das ist nicht fair. Jedoch kann ich es aktuell nicht wirklich beeinflussen, was die Leute über mich denken.

Mein Ruf eilt mir einfach voraus. Müde und abgenervt fahre ich mir mit der Hand durchs Gesicht, bevor ich aus dem Fahrstuhl trete und gedankenverloren zu Aruns Apartment herüberstapfe.

Die Gänge und Flure dieses riesigen Gebäudes wirken irgendwie beängstigend, so leer und dunkel. Ein Blick auf meine Armbanduhr verrät mir, dass es mittlerweile schon kurz vor halb zehn ist und daher wundert es mich nicht, dass man hier kaum noch einer Seele über den Weg läuft.

Vor Aruns Wohnung angekommen halte ich mein Handgelenk in die Einbuchtung der Wand, und die schweren schwarzen Türen schwingen auf. Immer wieder muss ich kopfschüttelnd über diesen pompösen Apartment-Eingang schmunzeln.

Der breite Flur und das daran anschließende Wohnzimmer liegen im Dunkeln vor mir und überrascht runzle ich die Stirn. Ist Arun nicht hier? Oder schläft er bereits?

Seufzend schleiche ich durch die Wohnung und werfe meine Jacke dann achtlos auf das dunkle Ledersofa. Es ist ungewohnt still und ich stehe einen Moment nur da und lasse meine Gedanken schweifen.

Die kleine Wandlampe im Wohnzimmer wirft ein fahles, oranges Licht gegen die Möbel und taucht ihre Silhouetten in sanfte Farbe. Wie enttäuschend, dass er anscheinend noch immer unterwegs ist, ich hätte nach dem anstrengenden Tag ein wenig…Entspannung gut gebrauchen können.

»Was soll’s«, murmle ich zu mir selbst und fahre mir mit den Fingerspitzen durch meine langen erdbeerblonden Haare. Dann entledige ich mich meiner Schuhe und stelle sie im Flur ab, bevor ich leise in die große Küche tapse und mir ein Glas Wasser genehmige.

Mit verschränkten Armen lehne ich an der Arbeitsplatte und meine Gedanken schweifen wieder zu Iru und Nathi. Der Junge kann einem wirklich Leid tun. Ich habe die Verwandlung eines Lycaners mit eigenen Augen gesehen und allein der Anblick hat mich beinahe um den Verstand gebracht. Mordax, der Dreckskerl der mich in meiner Welt entführt und gefoltert hat, hat direkt vor meinen Augen seine Gestalt gewechselt. Das markerschütternde Knacken seiner brechenden Knochen und die blutigen Hautfetzen, die schlaff von ihm herab fielen, verfolgen mich noch immer in meinen Albträumen. Wenn ich mir jetzt noch vor Augen führe, dass es bei den ersten Malen weit langsamer und schmerzhafter sein soll.

Oh Gott. Ein übelkeiterregendes Gefühl macht sich in meinem Magen breit und ich schüttle den Gedanken schnell ab, bevor ich den Rest des Wassers meine trockene Kehle herunter spüle. Vielleicht hat er noch ein wenig Zeit, bevor er diese Tortur durchmachen muss. Aber ob das besser ist? Ewig auf den einen Tag zu warten, an dem alles beginnt?

Ich seufze schwer und frage mich, ob die beiden denn auch von keinem schlimmen Schicksal der Welt verschont bleiben können, bevor ich mein Glas wegstelle und mich auf den Weg ins Schlafzimmer mache.

Auch dieser Raum liegt in völliger Dunkelheit und das Bett ist verlassen. Arun scheint wirklich noch unterwegs zu sein und ich gehe in meinen Gedanken unser letztes Gespräch durch, aber ich kann mich nicht daran erinnern, das er etwas erwähnt hätte.

Grübelnd entledige ich mich meiner Klamotten und schlüpfe müde in das weiche Seidennachthemd, dass ich heute morgen hinter der Tür aufgehängt habe.

Ich weiß eigentlich überhaupt nicht, warum ich noch ein eigenes Apartment im Ministerium habe, ich war seit Wochen nicht mehr wirklich dort. Aber dennoch beruhigt es mich auf eine eigenartige Weise, dass es noch dort ist und auf mich wartet, wenn etwas sein sollte.

Schmunzelnd frage ich mich, ob das wohl doch Bindungsängste sind… Die Vorstellung hier vollständig einzuziehen erfüllt mich gleichermaßen mit Euphorie und Panik, obwohl ich so gesehen eigentlich schon hier wohne.

Der Verstand kann wirklich ziemlich paradox sein, denke ich für mich und streiche den hellen Seidenstoff an meinem Bauch glatt. Ich habe wirklich ein wenig abgenommen, aber eigentlich sollte es Außenstehenden nicht sonderlich auffallen. Höchstens drei Kilo, wenn ich schätzen müsste. Dennoch muss ich dringend aufpassen, dass es nicht mehr wird. Ich gehörte schon vorher eher zur zierlichen Art Frau und wenn ich weiterhin so ein Powertraining absolvieren muss, sollte ich eher ein paar Kilo zulegen als verlieren.

Seufzend lasse ich mich auf das riesige, runde Bett fallen und drücke mein müdes Gesicht in die weichen Kissen. Da ich jetzt bereits merke, wie meine Lider zu flattern beginnen, ziehe ich schnell die Beine ran und schlüpfe unter die Bettdecke, bevor ich einschlafe. Mein Kopf beginnt zu rattern und wie ich es gewöhnt bin, prasseln alle Gedanken und Sorgen des heutigen Tages auf einmal auf mich ein. Aber wenn Sylas‘ auslaugendes Training etwas Gutes hat, dann ist es die Tatsache, dass ich selbst für meine zweifelnden Abendgedanken zu müde bin.

Noch ein paar Mal blinzle ich in die Dunkelheit hinein, bevor mein laut schreiender Verstand langsam in weite Ferne rückt und meine Lider sich schließen.

Zwei

Eine Hand streicht sanft über meine Schulter, bevor sich Aruns warmer Oberkörper an meinen Rücken schmiegt. Verschlafen hebe ich mein Gesicht aus den weichen Kissen und er beugt sich vorsichtig über mich, um mir einen Kuss auf die Stirn zu hauchen. Ein wohliger Schauer durchfährt mich.

»Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken«, haucht er in die Dunkelheit hinein, bevor er mir erneut sanft über die Schulter streicht.

Ich seufze genießend auf und drücke mich weiter gegen seinen muskulösen Oberkörper. »Wo warst du denn so lange?«, nuschle ich unverständlich ohne meine Augen dabei zu öffnen.

»Ich hatte noch etwas zu erledigen«, erklärt er knapp und legt seinen Kopf seufzend auf sein Kissen.

»Ich hätte dich vorhin gebraucht, als ich allein hier eingeschlafen bin«, hauche ich mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen und wälze mein Gesicht wieder in die Decken. Ein kurzer Moment der Stille entsteht und ich kann seinen Verstand förmlich arbeiten hören, bevor seine Hand über meine Seite zu meinem Bauch streicht und er mich mit sanften Druck näher gegen seine Hüfte zieht.

»Hätte ich das gewusst, hätte ich mich beeilt«, grinst er und ich spüre seine Fingerspitzen zu meinem angewinkeltem Oberschenkel schleichen. Langsam schiebt er den seidigen Stoff meines Nachthemdes höher und streift dabei mit seiner warmen Hand die empfindliche Haut darunter. Eine freudige Gänsehaut folgt seinen Fingerspitzen, lässt mich leise Aufseufzen und mein Po drückt sich wie von allein weiter gegen sein Becken.

Plötzlich spüre ich seine Lippen an meiner Halsbeuge und mich packt eine sanfte, träge Welle der Lust. Genießend beiße ich mir auf die Unterlippe und spüre seinen heißen Atem über meiner Halsschlagader.

Dann wandert er zu meinem Ohr und seine raue, leise Stimme jagt mir eine Gänsehaut über den Nacken. »Wäre es unhöflich von mir, dich so spät noch vom Schlafen abzuhalten?«, haucht er und ein wissendes Lächeln umspielt meine Lippen.

»Heute darfst du unhöflich sein«, kichere ich und stoße einen Schwall Luft aus, als ich augenblicklich nach meiner Antwort seine fordernde Hand zwischen meinen Beinen bemerke. Langsam aber bestimmt drückt er meine Schenkel auseinander und streicht sanft über die Innenseiten meiner Oberschenkel, bevor ich seine Lippen an meiner Schulter spüre.

»War’s sehr anstrengend heute?«, haucht er, seine Stimme rau vor Verlangen.

»Mh-hm«, bestätige ich und beuge meinen Kopf ein wenig zu ihm zurück.

Seine Finger zupfen spielerisch am Saum meines Slips. »Brauchst du ein wenig Entspannung?«, bei diesen Worten durchzuckt mich erneut die freudige Erregung.

»Und wie«, raune ich leise und lehne meinen Kopf gegen seinen Hals hinter mir. Wieder zupft er ankündigend an meinem Slip, fährt die Naht quälend langsam mit zwei Fingern entlang, bevor er ein kleines Stück tiefer rutscht und seine warme Handfläche mit leichtem Druck direkt zwischen meinen Beinen platziert.

Ein unterdrücktes, leises Stöhnen entflieht mir und ich fühle, wie sich bei diesem Klang seine Muskeln anspannen.

»Verdammt Alva«, raunt er an mein Ohr und ich höre sein sündiges Lächeln heraus. »Wieso machst du es mir immer so schwer, mich zusammen zu reißen.«

Als würde er seine Worte untermalen wollen, drückt er sein Becken erneut gegen meinen Po und sofort weiß ich, was er meint. Die spannende Beule seiner Hose presst sich gegen mein Steißbein und bei der Vorstellung an das, was sich hinter dem Stoff verbirgt, schießt mir brennende Hitze zwischen die Beine.

Fordernd hebe ich mein Becken und drücke mich gegen seine zwischen meinen Beinen ruhende Hand.

»Nicht so hastig«, flüstert er und schiebt seinen anderen Arm unter meinen Hals, um mich in seine Umarmung zu ziehen. Seine freie Hand umschließt von hinten meinen Kiefer und dreht mein Gesicht sanft nach oben, damit ich ihm in die Augen sehe, bevor er langsam den Slip beiseite schiebt und unverschämt langsam über meine feuchte Mitte fährt.

Er beobachtet meine Reaktion genau, scheint jedes Wimpernzucken in sich aufzusaugen und zu genießen, als ich meinen Mund aufreiße und die Augen genüsslich schließe. Erneut streift er mit sanftem Druck über mich, und dieses Mal kann ich mein Seufzen nicht unterdrücken. Sofort zucken seine Mundwinkel und erregte Freude blitzt in seinen leuchtenden Augen auf. Er liebt diese Art von Spielchen.

Aber heute bin ich nicht in Stimmung für quälende Lust, die mein inneres Verlangen nach ihm steigert, wie ein Streichholz, das man in einen Benzin-Tank wirft.

»Arun…bitte«, flüstere ich und sehe ihm flehend in die Augen, doch er zieht nur eine Braue hoch.

»Entspann dich.« Diese Worte haucht er mir an die Lippen und zeitgleich spüre ich seine warmen Finger in mich eindringen. Sofort wölbt sich ihm mein Oberkörper entgegen und sein Kiefer spannt sich an.

Es fällt ihm unfassbar schwer sich zusammenzureißen, jedoch scheint er sich noch beherrschen zu können. Eine fordernde Welle der Lust durchspült meinen Unterleib, sendet wohlige Schauer über meine Haut und ein sanftes Kribbeln in meine Schenkel.

Leise stöhnend lehne ich mich weiter zurück an seine Brust, versinke in seiner Anwesenheit und genieße die Wärme und den erregenden Duft, die von ihm ausgehen.

Immer wieder dringen seine Finger in mich ein, bevor er sie sanft herauszieht und sich meiner empfindlichsten Stelle widmet, diese mit sanften kreisenden Bewegungen bearbeitet.

»Arun, komm schon«, dränge ich flehend, doch er dreht erneut mein Gesicht zu sich und sieht mir tief in die Augen.

»Entspann dich«, knurrt seine vor Lust heisere Stimme an meine Lippen und ich schlucke schwer.

Das Verlangen nach ihm wächst mit jeder seiner Bewegungen, doch ich weiß, dass ich auf diese Art nicht das von ihm bekomme, wonach es mich so verzerrt. Also atme ich tief durch und schließe die Augen, bevor ich seine warmen Lippen auf den meinen spüre.

Er verwickelt mich in einen hauchzarten Kuss, während seine perfekt gesetzten Bewegungen seiner Hand mich langsam immer näher Richtung Höhepunkt treiben. Erneut schiebt er zwei Finger in meine heiße Mitte, während sein Daumen den Druck auf meiner Perle erhöht. Stürmische Krämpfe der Erregung ziehen durch meinen Bauch, flehen nach mehr, doch sobald ich ihm mein Becken fordernd entgegen schiebe, verlangsamt er seine Bewegungen. Verflucht noch mal.

»Verdammt, Arun…«, keife ich angestrengt und erneut treffen sich unsere fiebrigen Blicke. Wieder huscht dieses zufriedene Lächeln über sein Gesicht.

»Ich sagte…entspann dich.« Ich lege meine Hand in seinen Nacken und ziehe ihn zu mir herunter. Ein fordernder Kuss entsteht, der mir beweist, wie sehr das Verlangen auch an seinen Nerven zerrt. Doch seine Bewegungen verändern sich nicht.

Beinahe verzweifelt lehne ich mich erneut gegen seine Brust und spüre sein rasendes Herz gegen meinen Rücken poltern.

Wieder atme ich tief durch und schließe meine Augen, gebe mich seinen zärtlichen Berührungen hin. Seine Augen ruhen noch immer auf meinem Gesicht und als er bemerkt, dass sich meine angespannten Gesichtsmuskeln lockern, gibt er mir endlich das, wonach ich mich sehne.

»Braves Mädchen.«

Fordernd schiebt er seine Finger in mich hinein, erhöht den Druck seines Daumens und die kreisenden Bewegungen bringen mich beinahe um den Verstand. Sofort spüre ich heiße Wellen durch meinen Unterleib zucken, mein Magen hebt sich in freudiger Euphorie und mein Verstand setzt vollkommen aus, bevor eine Bombe der Lust zwischen meinen Beinen detoniert, dessen Druckwelle durch meinen ganzen Körper fegt und mein Herz implodieren lässt. Ich werfe meinen Kopf zurück gegen sein Schlüsselbein und schreie laut auf.

»Oh mein Gott, Arun«, entflieht es mir keuchend, während meine Oberschenkel unkontrolliert zucken.

Ein zufriedenes Lächeln liegt in seinen Mundwinkeln und erneut zieht er eine Braue hoch.

»Du bringst mich um den Verstand«, haucht er an meine Lippen und auch wenn er es sich nicht anmerken lassen will, blitzt in seinen exotisch leuchtenden Augen die lustvolle Verzweiflung auf.

Seine Fingerspitzen streichen hauchzart über meine Oberschenkel, zu meiner Hüfte und tänzeln weiter bis zu meiner Brust. Erneut seufze ich tief auf, ohne zu registrieren wie sehr er gerade auf meine Geräusche reagiert. Er beißt sich angespannt auf die Unterlippe, seine Augen wandern zusammen mit seinen Fingerspitzen über meinen Körper.

Die unendlich zarten Berührungen dieses Mannes lösen erneute Erregung in mir aus. Keine körperliche, sondern seelische. Dennoch will ich ihn heute Abend bei mir haben. In mir haben. Langsam hebe ich meinen müden Kopf.

»Das habe ich gebraucht«, hauche ich in die Dunkelheit hinein und seine Mundwinkel zucken leicht. »Aber, ich brauche noch ein wenig mehr von dir…in mir«, ergänze ich und sofort spüre ich bei diesen Worten seine Beule in meinem Rücken zucken.

»Wie die Dame es wünscht«, flüstert er an mein Ohr und ich spüre augenblicklich, wie er seine steinharte Erregung zwischen meine Oberschenkel schiebt.

Noch empfindlich von der feurigen Extase stöhne ich laut auf, was die letzten Fetzen von Aruns Selbstbeherrschung niederreißt. Fordernd dringt er in mich ein, heiß und pulsierend. Augenblicklich zieht er mein Becken näher an sich und lässt sein Becken gegen meines prallen. Unbeschreibliche Gefühle durchfahren meinen Leib, lassen mich heiser aufkeuchen.

Langsam schleicht sich seine andere Hand meinen Hals entlang und zieht mein Gesicht zu sich hoch. »Sieh mich an.«

Sofort steigt mir Röte in die Wangen.

»Arun…«, hauche ich flehend zu ihm auf.

Er weiß genau, dass es mir schwerfällt, dabei den Blickkontakt aufrecht zu erhalten. Es ist ein ungewohntes Gefühl für mich, daher schließe ich langsam die Augen.

Sofort verebben seine Bewegungen.

»Sieh mich an, Alva«, haucht er sanft an meine Lippen und flehend öffne ich die Lider erneut. »Wenn du wegsiehst, werde ich aufhören.«

Er grinst er provokant und ich sehe ihn kritisch an.

Jedoch zerfließt mein Groll augenblicklich, als seine stoßenden Bewegungen wieder einsetzen und mir einen pulsierenden Schauer nach dem anderen durch meinen von der letzten Extase noch müden Körper jagen. Ich atme tief durch und bemühe mich, den Blickkontakt zu ihm aufrecht zu erhalten, doch als mir das exotisch ansteigende Leuchten und Funkeln seiner Augen auffällt, scheine ich mich ganz in ihm zu verlieren.

Ein übermächtiges Gefühl der Vertrautheit überrollt meinen Verstand, eine ungewohnt intensive Intimität baut sich zwischen uns auf, während seine Hand über meinen Po streicht und mein Bein dann ein wenig anhebt.

Meine Lippen suchen keuchend die Seinen und er sich ein Stück weit zu mir herunter, bevor ich in seinen Mund stöhne.

Fordernd stößt er in mich hinein, treibt mich mit tiefen und harten Bewegungen geradewegs in den Wahnsinn und ich kann kaum noch an mich halten.