Drittes Schilfrohr links – Geschichten vom Seerosenteich - Sabine Ludwig - E-Book

Drittes Schilfrohr links – Geschichten vom Seerosenteich E-Book

Sabine Ludwig

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Beschreibung

Storchalarm und Mückenschwarm

Was gibt es Schöneres als einen Teich, der in der Morgensonne schimmert? Doch die Idylle trügt. Familie Frosch hat Probleme wie jede andere Familie auch. Die Kaulquappendrillinge sind kaum zu bändigen, und Franzi und Frido, die übermütigen älteren Geschwister, stecken ständig in Schwierigkeiten. Da kann Fräulein Unke, die Lehrerin, noch so sehr vor den Gefahren warnen, die auf kleine Frösche lauern ...

Eine zauberhafte kleine Welt mit vielen liebenswerten (oder auch weniger liebenswerten) Helden. Mit scharfem Blick und hintergründigem Humor halten Sabine Ludwig und Sabine Wilharm der großen Welt den Spiegel vor.

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Seitenzahl: 95

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© 2021 cbj Kinder- und Jugendbuchverlagin der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbHNeumarkter Str. 28, 81673 MünchenAlle deutschsprachigen Rechte vorbehaltenUmschlagillustration: Sabine WilharmUmschlagkonzeption: Lena EllermannCK • Herstellung: EMSatz: dtp im VerlagReproduktion: ReproLine mediateam, MünchenE-Book-Erstellung: Newgen Publishing EuropeISBN 978-3-641-28211-0V002

www.cbj-verlag.de

Wenn der Frühling erwacht und die Kaulquappe lacht

Morgenstund hat Frosch im Schnabel

Wer braucht schon Locken am Po?

Der Vogel Vielerlei

Soll doch die Sonne untergehen mit ihrem doofen Licht!

Max ist kein Natterhappen

Das netteste Krötenmonster der Welt

Ein Ochse ist kein Frosch!

Er ist wieder da!

Ungebetener Besuch

Otto hat nichts verpasst

Die Personen der Geschichte

Gibt es etwas Schöneres als einen Teich in den ersten Tagen des erwachenden Frühlings? Noch schmückt die Seerose keine Blüte, die hundertjährige Eiche am Ufer trägt braune welke Blätter, und ab und zu lässt eine kühle Brise die Wasserfläche erschauern. Doch wie mit einem Schlag beginnt alles zu grünen und zu blühen, Triebe sprießen, Knospen platzen auf, die Tiere erwachen aus dem Winterschlaf und haben nur eins im Sinn: ihr Zuhause zu richten und auf Brautschau zu gehen.

Es sei denn, man ist bereits verbandelt. So wie Vater und Mutter Frosch zum Beispiel. Auch Berta von Stock und ihr Gatte Erwin sind schon seit einiger Zeit ein Paar, allerdings nicht immer ein harmonisches. Auch jetzt zerreißt ihr Geschnatter die morgendliche Ruhe.

»Das soll ein Nest sein, Erwin? Das ist eine bessere Müllhalde!«, schimpft Berta. »Ich lege da jedenfalls kein Ei rein.«

Erwin raschelt mit den Flügeln. »Aber meine Liebste, ich hab es mit extraweichen Daunen gepolstert, es ist ganz kuschelig und –«

»Wak, wak, im Stadtpark hatten wir eine Villa! Hörst du, eine VILLA!«, unterbricht ihn seine Gattin.

»Sprichst du von diesem morschen und schimmligen Holzkasten, in dem wir die Winter verbringen mussten?«, quakt Erwin zurück. »Vergiss nicht, dass der letzten Herbst auseinandergefallen ist.«

»Wenn wir im Park geblieben wären, hätte man uns vielleicht eine neue, größere und schönere Villa gebaut.«

»Warum nicht gleich ein Schloss mit dir als Königin?«, spottet Erwin.

»Ach, leck mich doch am –«

»Berta, bitte!«

»Am Bürzel!«, spuckt Berta und schwimmt beleidigt davon.

Der Storch hoch oben in der hundertjährigen Eiche ist ebenfalls mit Nestbau beschäftigt, sein altes Nest sieht schlimm aus. Bevor sie sich auf und davon machten, haben seine Jungen es als Flugplatz benutzt, da ist so einiges kaputtgegangen. Jetzt muss geflickt und ausgebessert werden.

Igor fliegt hinunter zum Ufer, sammelt Ästchen und Baumrinde und fliegt damit zurück ins Nest. Und alles wieder von vorn.

Frido und Franzi beobachten ihn aus sicherer Entfernung. Die beiden Froschkinder wissen, dass Frösche eine Leibspeise von Störchen sind. Doch Igor ist so vom Aufräumen und Reparieren in Anspruch genommen, dass er gar nicht auf sie achtet.

Ein Erpel paddelt gemächlich über den Teich.

»Na, Igor, wie war’s in Afrika?«, quakt er.

»Hallo, Erwin. Heiß, wie immer. Und bei dir? Wie war dein Winter?«

»Kalt, wie immer.«

Igor legt den Kopf zurück und klappert mit dem Schnabel. »Kälte, nein danke! Es geht doch nichts über ein Winterquartier in südlichen Gefilden. Und wie ist das Befinden der werten Gattin?«

»Berta trauert immer noch unserem alten Zuhause nach. Dabei lebt es sich hier viel angenehmer als im Stadtpark. Keine Kinder, die einen mit ihren ferngesteuerten Booten von einer Ecke zur anderen jagen. Keine Hunde, die ins Wasser springen und sich auf einen stürzen, als wäre man ein Knochen. Ruhe. Einfach nur Ruhe.«

Igor nickt. »Ein wenig Ruhe könnte ich nach dem langen Flug auch gebrauchen, aber bis meine geliebte Adeline kommt, muss das Nest gerichtet sein. Unsere Söhne haben es in einem Zustand hinterlassen, das kannst du dir nicht vorstellen.«

»Immerhin hast du Nachwuchs! Ich glaube, meine Berta ist einfach zu nervös, um Eier zu legen.«

»Und ich sage dir, mit Kindern hat man auch nur Ärger. Lassen sich Tag und Nacht füttern und verschwinden dann ohne ein Dankeschön auf Nimmerwiedersehen.«

So plappern und schnattern die beiden weiter.

»Komm, wir schwimmen nach Hause«, schlägt Franzi ihrem Bruder vor. »Oder willst du dir weiter langweilige Geschichten über fremder Leute Kinder anhören?«

»Ganz bestimmt nicht«, sagt Frido und hüpft von einem Seerosenblatt zum nächsten. »Und außerdem hab ich Hunger!«

»Und ich erst!«

Franzi und Frido schwimmen um die Wette, bis sie in ihrem Zuhause ankommen. Drittes Schilfrohr links. Da haben sie zusammen mit Vater und Mutter Frosch gemütlich den Winter verbracht.

Doch mit der Gemütlichkeit scheint es nun vorbei zu sein, denn als die beiden mit einem »Wir haben Hunger!« in die Höhle schlüpfen, da flüstert Mutter Frosch: »Pscht! Nicht so laut. Ihr weckt ja die Babys auf.«

»Babys? Was denn für Babys?«, fragt Frido dumm.

Vater Frosch zeigt stolz auf eine Wiege, in der drei winzige

Kaulquappen liegen. »Sind gerade aus dem Ei geschlüpft.« Frido und Franzi kommen näher.

»Och, sind die süß mit ihren goldigen Bäuchlein«, sagt Franzi. Frido ist enttäuscht. »Aber sie sehen ganz anders aus als wir. Die haben ja keine Beine.«

Nein, Beine haben die Kleinen keine, dafür ein Schwänzlein und ein kleines rundes Mäulchen, das sich ständig öffnet und schließt.

»Wie süß, sie lachen!«, quakt Mutter Frosch entzückt. Nein, die Kaulquappen lachen nicht, sie singen …

Wir sind die Klauquappdringlinge

und klitzeklitzeklein,

zum Frosch fehlt uns noch allerhand,

wird nicht mehr lang so sein!

Quawapp, schwupp, schwapp,

quawapp, schwupp, schwapp,

wird nicht mehr lang so sein!

»Das heißt nicht Klauquappe, sondern Kaulquappe«, sagt Franzi.

»Und auch nicht Dringlinge, sondern Drillinge.«

»Müssen die jetzt auch noch gefüttert werden?«, fragt Frido entsetzt.

Mutter Frosch bringt ein Fläschchen Mückenmilch. »Natürlich, die wollen ja groß und stark werden.«

»Aber das will ich auch!«, ruft Frido.

»Du und Franzi, ihr seid inzwischen alt genug, um euch selber um Futter zu kümmern«, sagt Vater Frosch streng. »Fangt am besten gleich damit an.«

»Ich muss noch für die Schule lernen!«, ruft Franzi.

»Die beginnt erst in einer Woche«, sagt Mutter Frosch. »Fräulein Unke ist noch nicht wieder aus der Winterruhe zurück. Also raus mit euch, aber passt auf und springt nicht zu weit fort.«

»Klauquappdringlinge!«, grummelt Frido. »Stimmt genau. Dringen bei uns ein und klauen unser Essen.«

»Sei nicht so fies, Bruderherz. Letztes Jahr warst du genauso klein«, sagt Franzi.

»So hässlich wie die aber bestimmt nicht.« Frido hat schlechte Laune. Doch die bessert sich auf der Stelle, als Franzi ruft:

»Guck mal, da hinten sind die anderen.«

Und richtig. Auf einem alten Ast, der im Wasser treibt, hocken Max und Lotte und lassen sich von der Frühlingssonne wärmen.

Ach, ist das schön, die Freunde nach so langer Zeit wiederzusehen!

»Hallo Leute«, quakt Max. »Was geht?«

»Habt ihr auch diese ätzenden Kaulquappen zu Hause?«, fragt Frido. Lotte nickt. »Einen ganzen Stall voll. Die machen vielleicht einen Aufstand. Meine Eltern sind nur am Füttern, Füttern, Füttern.«

»Meine müssen nur mich füttern«, sagt Max und tätschelt sein Bäuchlein. »Unsere Eier hat nämlich Otto auf dem Gewissen.«

»Fressen Karpfen Froscheier?«, fragt Lotte.

Franzi nickt. »Na klar, das sind Allesfresser. Das haben wir doch letztes Jahr gelernt.«

»Ich hab alles vergessen.« Frido seufzt.

»Und ich erst«, sagt Max. »Aber jetzt muss ich nach Hause. Zum zweiten Frühstück.«

»Wir hatten noch nicht einmal unser erstes«, jammert Frido.

»Und auch das sollen wir uns selbst fangen«, jammert Franzi.

»Na dann, viel Vergnügen.« Max lässt sich ins Wasser fallen und planscht träge davon.

»Da vorn!«, ruft Franzi. »Da sitzt eine fette Fliege. Die schnappen wir uns.« Sie lässt die Zunge hervorschießen, doch die Fliege ist schneller.

»Ich kenne eine Stelle, wo es jede Menge Mückenlarven gibt«, sagt Lotte.

»Och nee, die kitzeln so doof im Magen«, mault Frido. Doch er folgt Franzi und Lotte zu der schattigen Stelle am Ufer.

Als sie, den Bauch voller Mückenlarven, zurück nach Hause kommen, liegen die Kaulquappendrillinge still in ihrer Wiege und schlafen. Frido betrachtet sie voller Misstrauen. »Otto hätte mal besser diese drei fressen sollen.«

»Wen hätte Otto fressen sollen?«, fragt Mutter Frosch.

»Äh … ich meine ja nur … Otto hat überall die Froscheier weggefressen.«

»Da haben wir ja großes Glück gehabt«, sagt Vater Frosch. »Wenigstens unsere Drillinge sind in Sicherheit.«

»Unmöglich ist das!«, schimpft Mutter Frosch. »Wie konnte Otto nur?«

Sie hüpft zum Eingang der Höhle. »Ich werde allen Bescheid sagen, dass sie sich ja vor diesem Unterwasserungeheuer in Acht nehmen sollen.« Und weg ist sie.

Am Nachmittag ist der Teich in heller Aufregung.

»Er hat all meine Entenküken verschlungen, wak, wak«, schnattert Berta von Stock. »Mit einem Happs!«

»Aber du hattest doch gar keine Küken, Berta«, wagt ihr Gatte einzuwenden. »Noch nicht mal Eier.«

»Ach, leck mich doch am Bürzel!«, gibt Berta nicht sehr fein zurück und läuft flügelschlagend übers Wasser. Nur fort von dem kükenfressenden Karpfenmonster.

Ein Mückenschwarm surrt herbei. »SSSSSS! Und was ist mit unseren Larven, SSSSSS? Die hat er auch geschluckt.«

»Und mir hat er all die leckeren Wasserkäfer vor der Nase weggeschnappt!«, schimpft Vater Frosch.

Lillibelle, die stolze Prachtlibelle, landet auf einem Blatt und breitet ihre blau schillernden Flügel aus. »Wir müssen ihn loswerden, den alten Vielfraß.«

Mit einem »Blubb!« taucht der Vielfraß nun auf und streckt seinen bemoosten Kopf aus dem Wasser. »Was’n los? Hab ich was verpasst?«

»Was hast du getan, du Ungeheuer?«, zetert Mutter Frosch.

»Ja, was hab ich denn getan?« Otto klappt sein Maul auf und zu.

»Zu Hilfe!«, kreischen die anderen Froschmütter. »Jetzt will er am Ende auch noch uns fressen, nicht nur unsere Eier.«

»So ’n Blödsinn«, gurgelt Otto. »Ich bin Vegetarier. Vielleicht rutscht mir ab und zu 'ne kleine Muschel ins Maul. Vielleicht auch mal ’n Krebschen. Aber Froscheier, niemals!«

»Ich habe es aber genau gesehen«, flötet Lillibelle und schwirrt ganz nah an Otto heran. »Ich besitze nicht nur zwei Glupschaugen wie du, sondern Tausende.« Sie dreht ihre Facettenaugen hin und her.

»Ich weiß ja nich, was du mit deinen tausend Augen gesehen hast«, blubbert Otto. »Mich jedenfalls nich. Ich hab’s mir die ganze Zeit unten im Schlamm nett gemacht.«

»Stimmt das?«, fragt Mutter Frosch.

Mit einem »Ach, glaubt doch, was ihr wollt« verschwindet Otto wieder, nur ein paar Luftblasen bleiben zurück.

»Wenn Otto die Wahrheit sagt, dann muss es jemand anders gewesen sein«, meint Frido.

»Aber wer?«, fragt Lotte.

»Tschüss Leute, ich muss nach Hause.« Max will vom Seerosenblatt hüpfen, rutscht ab und plumpst ins Wasser. Nach der langen Winterruhe ist er noch unbeholfener als vorher.

»Hey, hiergeblieben!«, ruft Franzi. »Du verschweigst uns doch was.«

»Am Ende hast du die Eier selber gefressen«, sagt Frido.

»So was würde ich nie tun, ich schwöre!«, gibt Max zurück.

»Aber … ich …«

»Was aber?«, fragt Lotte.

»Na ja, ich sollte auf die Eier aufpassen. Meine Mutter hatte sie am Ufer auf der anderen Seite des Teiches abgelegt. Und ich sollte jeden Tag nachschauen, ob sie noch da sind.«

»Und das hast du nicht getan«, stellt Franzi fest.

Max stöhnt. »Manno, das war mir einfach zu weit. Und als meine Eltern gemerkt haben, dass die Eier weg sind, da hab ich erzählt, Otto hätte sie gefressen.«