Miss Braitwhistle 1. Die fabelhafte Miss Braitwhistle - Sabine Ludwig - E-Book
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Miss Braitwhistle 1. Die fabelhafte Miss Braitwhistle E-Book

Sabine Ludwig

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Beschreibung

Sabine Ludwig in Bestform - jetzt wird die Schule auf den Kopf gestellt! Die 4a ist an der ganzen Schule berüchtigt: A wie Albtraum wird sie von allen genannt. Kein Wunder also, dass die Klassenlehrerin Frau Taube kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht. Da kommt die neue Austauschlehrerin aus England wie gerufen. Miss Braitwhistle übernimmt den Unterricht und stellt alles auf den Kopf: Das Nachsitzen wird zur Flugstunde, ein Pferd kommt zum Tee und mitten im Sommer beginnt es zu schneien. Da ist sich die Chaos-Klasse einmal einig: Miss Braitwhistle ist einfach fabelhaft! Eine moderne Mary-Poppins-Geschichte, zauberhaft und mit großem Sprachwitz erzählt. Mit vielen Illustrationen von Andrea Stegmaier.

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Über dieses Buch

Die 4a ist an der ganzen Schule berüchtigt. A wie Albtraum, das sagen alle. Kein Wunder also,dass die Klassenlehrerin Frau Taube kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht. Da kommt die neue Austauschlehrerin aus England wie gerufen. Miss Braitwhistle übernimmt den Unterricht und stellt alles auf den Kopf: Das Nachsitzen wird zur Flugstunde, ein Pferd kommt zum Tee und mitten im Sommer beginnt es zu schneien. Ausnahmsweise ist sich die Chaos-Klasse einmal einig: Miss Braitwhistle ist einfach fabelhaft.

 

Funny-fantastisch!

Band 1 der Schulgeschichten-Bestseller über die bezauberndste Lehrerin der Welt

1Frau Taube bekommt einen Nervenzusammenbruch

Ich mag unsere Schule, obwohl sie schon ganz alt ist. Es gibt zwei Eingänge, über dem einen steht Jungen, über dem anderen Mädchen, aber es ist immer nur der für die Mädchen geöffnet, und natürlich gehen auch wir Jungs da durch, obwohl mein Freund Aki sich mal eines Morgens auf die Treppe gesetzt und gesagt hat: »Ich weigere mich, durch eine Tür zu gehen, über der ›Mädchen‹ steht.« Das war aber nur, weil wir an diesem Tag eine Grammatikarbeit schreiben sollten, und wenn Aki etwas nicht leiden kann, dann ist es Grammatik. Er hatte aber nicht mit Herrn Pommerenke gerechnet, das ist unser Hausmeister. Der ist gekommen, hat sich Aki einfach unter den Arm geklemmt und ist mit ihm die Treppe hoch und durch die Tür. In die Klasse hat sich Aki aber nicht von ihm tragen lassen, das wäre ihm dann doch zu peinlich gewesen.

Außer Herrn Pommerenke gibt es nur noch einen Mann an unserer Schule, nämlich Herrn Fischli, das ist der Direktor. Herr Fischli ist Schweizer, daher hat er seinen lustigen Namen, er selbst ist aber überhaupt nicht lustig. Meine Mutter wundert sich immer, wie einer freiwillig aus der Schweiz nach Deutschland kommen kann, wo in der Schweiz doch alles viel größer, schöner und leckerer ist als bei uns: die Berge, die Häuser und die Schokolade. Vor allem die Schokolade. Aber Annalisa meint, die Frau von Herrn Fischli sei von der Schweizer Schokolade so dick geworden, dass sie nicht mehr laufen konnte, und die einzige Rettung für sie sei gewesen, in ein Land zu ziehen, wo es keine so gute Schokolade gibt. Also, richtig schlecht ist unsere Schokolade ja nun auch wieder nicht.

Hugo sagt, das sei sowieso alles Quatsch, Herr Fischli ist zu uns gekommen, weil er eine Allergie gegen Berge hat. Und Hugo muss es wissen, der hat nämlich auch eine Allergie, und zwar gegen fast alles. Wenn Herr Fischli allergisch gegen Berge sein sollte, ist er bei uns genau richtig, denn Berge gibt’s hier keine. Aber irgendwie scheint Herr Fischli der Schweiz doch nachzutrauern, denn keiner von uns hat unseren Direktor je lachen sehen. Und lächeln tut er nur, wenn er bei der Einschulungsfeier die Eltern von den neuen Kindern begrüßt, aber es sieht immer so aus, als täte es ihm weh.

Außer Herrn Fischli, der nicht nur der Direktor, sondern auch Sport- und Mathelehrer ist, gibt es nur Lehrerinnen an der Schule. Vielleicht hat Herr Fischli deshalb nichts zu lachen.

Die älteste ist Frau Klawitter, unsere Musiklehrerin. Als wir die erste Stunde bei ihr hatten, hat sie gesagt: »Ich bin Frau Klawitter. Meinen Namen könnt ihr euch ganz leicht merken: Klavier, auf dem spiele ich, und Gewitter gibt’s, wenn ihr euch nicht anständig benehmt.«

Ich glaube nicht, dass wir uns jemals in einer Musikstunde anständig benommen haben, trotzdem warten wir vergeblich auf das Gewitter.

Frau Klawitter sitzt immer mit dem Rücken zu uns am Klavier, spielt etwas vor, und wir sollen die Noten aufschreiben. Das kann keiner von uns, nicht mal Clemens, dabei kann der sonst alles, sogar Klavier spielen. Anstatt also Noten aufzuschreiben, machen wir alles Mögliche, aber sie merkt es nie, sondern fragt andauernd: »Seid ihr so weit? Habt ihr’s?« Aber bevor einer antworten kann, spielt sie schon weiter.

Erst haben wir uns gewundert, warum sie nicht mitkriegt, was wir hinter ihrem Rücken treiben, bis Pauline gesehen hat, dass sie am Anfang der Stunde immer an ihrem Ohr rumfummelt. Das macht ihr Opa auch oft, und jetzt wissen wir, dass Frau Klawitter ein Hörgerät hat, das sie jedes Mal abstellt, wenn sie bei uns Unterricht hat.

Unsere Klassenlehrerin heißt Frau Taube, und ihre Ohren sind ganz in Ordnung, obwohl sie immer meint, dass sie von unserem Geschrei noch taub wird. Wir haben dann eine Zeit lang »Frau Taub« zu ihr gesagt statt »Frau Taube«. Das fand sie aber gar nicht lustig.

»Wenn ich einen Nervenzusammenbruch bekomme, dann seid ihr schuld!«, sagt sie oft. Oder: »So eine schreckliche Klasse hatte ich noch nie. Der reinste Albtraum!«

Wir nehmen das nicht ernst, denn Hennis großer Bruder hatte sie auch schon, und da hat sie genau dasselbe gesagt. Man muss aber zugeben, dass Frau Taube wirklich schwache Nerven hat, denn als Aki neulich in der Deutschstunde einen Chinaböller angezündet und ihr unter den Stuhl geworfen hat, ist sie schreiend aufgesprungen und aus der Klasse gerannt.

Wir haben dann allein weitergemacht. Pauline hat so getan, als sei sie die Lehrerin, und wie wild mit dem Zeigestock rumgefuchtelt. Annalisa wollte auch Lehrerin sein, aber Pauline wollte ihr den Zeigestock nicht geben. Sie hat am einen Ende gezerrt und Annalisa am anderen. Pauline ist das größte Mädchen der Klasse, aber Annalisa hat die spitzesten Schuhe. Sie hat versucht, Pauline damit in den Bauch zu treten, aber das ging nicht, denn dann hätte sie ja den Zeigestock loslassen müssen. Wir haben schon Wetten abgeschlossen, wer gewinnt, nur Max nicht, der hat schnell ein paar von Paulines Schokodrops geklaut, von denen sie ihm nie was abgeben will. Es stand die ganze Zeit unentschieden, und schließlich ist Aki gekommen und hat den Zeigestock in der Mitte durchgebrochen. Was natürlich gut war, weil Pauline und Annalisa nun jede einen eigenen hatten. Aber genau in diesem Augenblick kam Herr Fischli in die Klasse und sah noch trauriger aus als sonst. Er wurde auch nicht fröhlicher, als er ein Trinkpäckchen an den Kopf bekam, das Henni eigentlich in den Papierkorb neben der Tür werfen wollte. Immerhin war es fast leer, und es ist auch nur ein bisschen Saft rausgespritzt.

Herr Fischli hat sich den Saft von der Stirn gewischt und gefragt, wo unsere Lehrerin ist.

Hugo hat sich gemeldet. »Frau Taube hat gemeint, sie bekommt gleich einen Nervenzusammenbruch, und ist rausgegangen.«

»Aha«, hat Herr Fischli gesagt. »Dann nehmt jetzt bitte eure Hefte und schreibt –«

Er konnte nicht sagen, was wir schreiben sollten, denn Frau Taube ist zurückgekommen. Sie war immer noch rot im Gesicht, aber als sie den Direktor gesehen hat, wurde sie weiß.

»Entschuldigen Sie bitte, ich wollte nur … ich musste …«

»Aufs Klo!«, rief Aki laut. Und die ganze Klasse hat gelacht. Nur nicht Herr Fischli, und Frau Taube auch nicht.

»Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass am Montag der Schulinspektor kommt und in der ersten Stunde am Unterricht der 4a teilnehmen möchte«, hat Herr Fischli gesagt, und Frau Taube ist noch weißer geworden. Sie hat sich am Pult festgehalten, und wir dachten, gleich kippt sie um. Aber Herr Fischli hat ein Glas genommen, es mit Wasser gefüllt und ihr gegeben. Es war zwar ein Tuschglas und nicht ganz sauber, aber sie hat es trotzdem getrunken.

Herr Fischli ist dann schnell gegangen, ich glaube, er hatte keine Lust auf eine umgekippte Frau Taube.

»Was ist ein Schulinspektor?«, hat mich Aki gefragt.

»Ist der von der Polizei?«, wollte Max wissen und hatte ganz dicke Backen von den geklauten Schokodrops.

»Von der Schulpolizei«, hat Hugo gesagt. »Und der wird euch alle verhaften.«

Max hat sich vor Schreck verschluckt und so gehustet, dass die Schokodrops in alle Richtungen flogen und einer Aki an den Kopf. Dafür wollte Aki Hugo eins auf die Nase geben, denn der war ja schuld, aber Hugo hat seine Brille festgehalten und gesagt: »Das erzähle ich am Montag alles dem Inspektor, und dann kommt ihr ins Gefängnis.«

Frau Taube hat gar nichts mehr gesagt, sondern wie eine Verrückte die Tafel gewischt, obwohl eigentlich Molly Tafeldienst hatte, aber die ist so klein, dass sie die Tafel immer nur zur Hälfte wischen kann. Molly hat eine Zwillingsschwester, die heißt Polly. Die beiden sehen sich aber überhaupt nicht ähnlich. Molly ist klein und dick, und Polly ist groß und dünn. Trotzdem haben sie immer das Gleiche an. Aber nur aus Angst, die eine könnte was haben, was die andere nicht hat. Einmal hatte Polly ein Loch in ihrem Socken, da hat Molly so lange mit dem dicken Zeh in ihrem Strumpf gebohrt, bis sie auch eins hatte. Wir nennen Molly und Polly die Puppenzwillinge, weil sie immer ihre langweiligen Puppen dabeihaben. Die Puppen haben auch immer das Gleiche an.

»Ist der Inspektor nett?«, hat Polly gefragt.

»Genau, ist der Inspektor nett?«, wollte auch Molly wissen. Sie sagen auch immer das Gleiche.

»Der ist bestimmt nicht nett«, hat Hugo gesagt. »Der ist ja von der Polizei, und da darf man nicht nett sein.«

Wir haben überlegt, ob der Schulinspektor vielleicht Handschellen mitbringt oder einen Revolver. Auf jeden Fall haben wir uns richtig auf den Montag gefreut.

Frau Taube aber nicht.

2Hugo hängt fest

Am Montag waren wir alle sehr aufgeregt, weil ja der Inspektor von der Schulpolizei kommen sollte.

Als ich mit Aki in die Schule kam, stand direkt hinter der Tür Herr Pommerenke mit einem Lappen.

»Füße hoch!«, rief er, und wir mussten ihm unsere Sohlen hinhalten, damit er sie abwischen konnte.

Der Boden war so blank, dass man sich fast drin spiegeln konnte. Und er war auch glatt wie ein Spiegel. Aki hätte fast die Leiter umgerissen und mit der Leiter Herrn Fischli, denn der stand drauf und nagelte ein Schild übers Lehrerzimmer, auf dem Lehrer- und Lehrerinnenzimmer stand.

Für uns war das Schild sicher nicht gedacht, denn wir wissen ja, wo das Lehrerzimmer ist, und unsere Lehrerinnen natürlich auch, es konnte also nur für den Inspektor sein. Herr Fischli hatte bestimmt Angst, der könnte sich sonst verlaufen. Vielleicht hatte er das ja auch schon, denn ein Polizist war nirgendwo zu sehen.

»Franz, Aki, ab mit euch in die Klasse!«, rief uns Herr Fischli von der Leiter aus zu. »Setzt euch auf eure Plätze, und dann will ich keinen Mucks von euch hören. Verstanden?«

Wir gingen in die Klasse, aber wir setzten uns natürlich nicht hin, und so richtig leise waren wir auch nicht.

Hugo hatte von zu Hause Handschellen mitgebracht und fuchtelte damit herum. »Bestimmt hat der Inspektor nur ein Paar dabei, aber das reicht ja nicht für euch alle.«

»Für dich schon!«, hat Aki gerufen und Hugo die Handschellen aus der Hand gerissen. Es machte »klack«, und dann hatte Hugo die eine am Handgelenk, die andere machte Aki am Heizungsrohr fest.

Hugo hat getobt. »Wartet nur, wenn der Inspektor kommt!«

Annalisa hing am Fenster und hat nach Frau Taube Ausschau gehalten. Frau Taube kommt immer über den Hof, weil da auch der Parkplatz ist. Als sie sie gesehen hat, hat Annalisa das Fenster aufgemacht und rausgerufen: »Frau Taube! Frau Taube! Aki hat Hugo an die Heizung gefesselt!«

Hugo hat laut gebrüllt: »Hilfe! Hilfe, Polizei!«

Henni hat an ihrem Trinkpäckchen genuckelt und wie immer nichts kapiert. Und Max hat in aller Seelenruhe sein Frühstück ausgepackt.

Hugo hat an den Handschellen gezerrt und so doll am Heizungsrohr gerüttelt, dass das Ventil abgebrochen ist und jede Menge Wasser rauskam.

Ich hab das andere Fenster aufgerissen und gerufen: »Frau Taube, schnell! Wir werden überschwemmt!«

Und Hugo hat geschrien: »Ich ertrinke gleich!«

Frau Taube ist endlich zum Fenster gekommen, aber genau in dem Moment hat Hugo seinen Finger auf das Ventil gedrückt, und das Wasser ist an der Seite rausgespritzt und hat Annalisa nass gemacht. Die ist vom Fenster weggesprungen, und das ganze Wasser hat Frau Taube abgekriegt. Sie stand erst eine Weile da und wurde immer nasser, dann hat sie sich plötzlich umgedreht und ist über den Hof gegangen, erst langsam, dann immer schneller, und zum Schluss ist sie gerannt, als wäre der Teufel hinter ihr her.

Annalisa hat gleich angefangen zu heulen, aber nicht weil Frau Taube weg war, sondern weil ihre blöde rosa Haarschleife nass gewesen ist und wie eine dünne Schnur an ihrem Kopf klebte.

»Wo will die Taube denn hin?«, hat mich Aki gefragt.

»Vielleicht ruft sie die Feuerwehr?«, hab ich gesagt.

Hugo hat gebrüllt: »Macht mich endlich los!«

»Dann gib mir den Schlüssel«, hat Aki gesagt, und Hugo hat geheult: »Den hab ich zu Hause vergessen.«

In diesem Moment klingelte es, und wir haben uns alle schnell auf unsere Plätze gesetzt, bis auf Hugo natürlich, denn der hing ja an der Heizung.

Herr Fischli hat die Tür aufgerissen: »Was ist denn hier für ein Radau? Ich hab doch gesagt, ihr sollt –«

Aber als er gesehen hat, dass alles voll Wasser war, hat er auf der Stelle kehrtgemacht und ist mit Herrn Pommerenke zurückgekommen. Herr Pommerenke hatte eine Zange und einen Eimer dabei.

Zuerst stellte er den Eimer unter das Rohr, und dann knipste er die Handschellen durch. Das ging ganz leicht, die waren ja echt was für Babys.

»Wo ist eure Lehrerin?«, fragte Herr Fischli, als Herr Pommerenke mit dem durchweichten Hugo verschwunden war.

Ja, wo war unsere Lehrerin? Das hätten wir auch gern gewusst.

»Und was ist mit meiner Schleife?«, hat Annalisa gefragt und noch mehr geheult.

Aber Herr Fischli hat sich nicht für Annalisas Schleife interessiert, er wollte wissen, wo unsere Lehrerin abgeblieben ist. Ich hab mich gemeldet.

»Ja, Franz?«

»Also, Frau Taube ist über den Hof gekommen, wie immer, aber dann hat sie sich plötzlich umgedreht, und …«

»… und dann ist sie weggerannt!«, hat Aki gerufen. »Wir wissen auch nicht, warum.«

Herr Pommerenke kam mit einem sehr schlecht gelaunten Hugo zurück. Kein Wunder, er hatte einen rosa Pulli mit einem weißen Pony und Glitzersternchen drauf und eine viel zu große Hose an. Wahrscheinlich stammten die Sachen aus der Findekiste. Nach Schulschluss sammelt Herr Pommerenke alles ein, was so liegen bleibt, und stopft es in eine große Kiste. Wenn man was verloren hat, eine Mütze oder Jacke, dann darf man da nachschauen. Als ich mal meinen Turnbeutel gesucht und in die Kiste geguckt hab, lag da drin sogar eine Unterhose mit Marienkäfern drauf, die nicht sehr sauber aussah, und ein Kuscheltier, bei dem man nicht erkennen konnte, ob es ein Teddy oder ein Hase sein sollte, es hatte nämlich keine Ohren mehr.

»Der Schulinspektor ist jetzt da, Herr Direktor«, hat Herr Pommerenke gesagt.

»Schicken Sie ihn erst einmal in die 4b«, sagte Herr Fischli. »Da bekommt er gleich einen guten Eindruck.«

Aki hat das Gesicht verzogen und geschnaubt. »Guten Eindruck, von wegen!«

Die 4b ist unsere Parallelklasse. B wie brav, sagen die Lehrer  – wir finden, B wie blöd. Eine richtige Streberklasse. Noch nicht mal prügeln kann man sich mit denen, solche Langweiler sind das. Bei denen hätte der Inspektor von der Schulpolizei ja nicht viel zu tun.

Annalisa hat aufgehört zu weinen. Sie kann das an- und abschalten wie eine Lampe. »Was sollen wir denn jetzt machen ohne Frau Taube?«, fragte sie Herrn Fischli.

»Nach Hause gehen!«, haben wir gerufen.

Hugo hat sich gemeldet. »Sie können uns doch ein paar Aufgaben geben, Herr Direktor.« Aki hat gegen Hugos Stuhl getreten, und der Stuhl mit Hugo drauf ist umgekippt.

»Wie ich euch kenne, habt ihr bestimmt eure Hausaufgaben nicht gemacht«, sagte Herr Fischli. »Das könnt ihr jetzt nachholen. Ich kümmere mich um eine Vertretung.«

»Ich mach immer meine Hausaufgaben«, meinte Annalisa beleidigt, aber Herr Fischli hörte es nicht mehr, er war schon aus der Klasse.

Natürlich haben wir alles Mögliche gemacht, nur keine Hausaufgaben. Aki zog Hugo wegen seinem Mädchenpullover auf, Max holte aus seinem Rucksack eine Banane, die schon etwas braun war, und aß sie trotzdem. Clemens und ich spielten Schiffe versenken. Was die Mädchen machten, weiß ich nicht, das ist ja nie besonders interessant.

Gerade als sich Hugo den Pullover auszog, um ihn verkehrt rum wieder anzuziehen, damit man das Pony und die Glitzersterne nicht sehen konnte, ist die Tür wieder aufgegangen, und Herr Fischli kam herein. Er ist aber nicht allein gewesen. Bei ihm war eine Frau.

3Miss Braitwhistle steht kopf

Die Frau sah freundlich aus und auch wieder nicht. Sie sah jung aus und auch wieder nicht. Auch ihre Haare waren seltsam. Nicht richtig rot und nicht richtig blond. Sie hat ihre Tasche auf den Lehrertisch gestellt, die Tasche war ziemlich groß und sah aus wie die von meiner Oma. Dann hat sie uns über ihre Brille hinweg prüfend angeschaut. So wie ein Forscher, der gerade ein unbekanntes Insekt entdeckt hat, von dem er noch nicht weiß, ob es giftig ist oder nicht.

Aki hat mich angeschaut, und ich hab Aki angeschaut. »Wer ist die denn?«, flüsterte er.

»Vielleicht die neue Schulzahnärztin«, flüsterte ich zurück. Die alte hatte auch so eine große Tasche und diesen forschenden Blick und hat jedes, auch das allerkleinste Loch im allerletzten Zahn sofort entdeckt.

Doch es war keine Zahnärztin, es war unsere neue Lehrerin.

Herr Fischli hat gesagt: »Darf ich euch Miss Braitwhistle vorstellen? Sie kommt aus England und ist seit heute als Englischlehrerin an unserer Schule. Netterweise hat sie sich bereit erklärt, Frau Taube für heute zu vertreten.«

Und schon war er wieder zur Tür raus und ließ uns mit der englischen Miss allein.

»Wie heißt die?«, hat Annalisa gefragt. »Bratwiesel?«

Sie hatte es nicht laut gesagt, aber die Miss hat es trotzdem verstanden.

»Bratwiesel!«, sagte sie abfällig. »Wasch dir die Ohren, my dear, oder hast du noch nie gehort von William Arthur Brandon Braitwhistle?«

Sie schien ein Problem mit dem Ö zu haben.

Annalisa schüttelte den Kopf.

»Das solltest du. William Arthur Brandon Braitwhistle, Sir William Arthur Brandon Braitwhistle, um zu sein genau, hat erfunden die heiße Wasserflasche. Mein Urgroßvater«, fügte sie stolz hinzu.

Wir wussten nicht, was eine heiße Wasserflasche sein sollte. Aber Clemens, der von uns allen der Klügste ist, hat sich gemeldet.