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Falsch erinnert - eine Vorgeschichte zu Andreas Gößlings True-Crime-Thriller DROSSELBRUT. "Es fühlt sich an wie ein böser Traum, aber etwas stimmt nicht." Schwer verletzt, geschändet, mit stinkendem Schlamm beschmiert erwacht Malie aus der Ohnmacht. Die Schreie der Männer, die sie jagten, ihre Ledermasken und ihre Skelettbemalung, die grollenden Trommeln, der Schmerz, den sie ihr zufügten – war das Realität oder grausamer Alptraum? Malie will, dass es ein Traum war. Sie weiß, alles andere wäre ihr Tod. Bis Julian in ihr Leben tritt, ebenso traumatisiert …
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Seitenzahl: 36
Veröffentlichungsjahr: 2019
Andreas Gößling
Die Vorgeschichte
Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.
Falsch erinnert – eine Vorgeschichte zu Andreas Gößlings True-Crime-Thriller DROSSELBRUT.
»Es fühlt sich an wie ein böser Traum, aber etwas stimmt nicht.« Schwer verletzt, geschändet, mit stinkendem Schlamm beschmiert, erwacht Malie aus der Ohnmacht. Die Schreie der Männer, die sie jagten, ihre Ledermasken und ihre Skelettbemalung, die grollenden Trommeln, der Schmerz, den sie ihr zufügten – war das Realität oder grausamer Albtraum? Malie will, dass es ein Traum war. Sie weiß, alles andere wäre ihr Tod. Bis Julian in ihr Leben tritt, ebenso traumatisiert …
Falsch erinnert
Es fühlt sich an wie ein böser Traum, aber etwas stimmt nicht. Malie friert schrecklich, und sie bekommt zu wenig Luft.
Mühsam atmet sie ein und aus. Sie liegt auf dem Rücken, und etwas liegt auf ihr. Irgendwie kriegt sie die Arme hoch und schiebt das Etwas weg. Ein Mädchenkörper, schlaff und warm.
Sie drückt die Ellbogen auf den Boden und stemmt sich hoch. Wo bin ich? Sie kann nicht richtig sehen, die Gedanken kollern schwerfällig in ihrem Kopf herum. Ein Transporter, denkt sie, Körper übereinandergestapelt, nackt. Und mit Schrammen, blauen Flecken übersät wie sie selbst.
Malie unterdrückt ein Stöhnen. Das ist kein Traum. Sie fühlt sich wund, überall, auch tief innen drin. Und nackter als nackt. Als hätte ihr jemand die Haut abgezogen.
Sie rollt sich zur Seite, auf die offene Hecktür zu. Der Transporter steht in einem düsteren Fabrikhof, alles still und leer. Malie kriecht über reglose Körper hinweg. Ihr ist schwindlig, vor ihren Augen flackert es. Sie will sich auf die Ladekante setzen, mit den Füßen zuerst aussteigen, aber das geht schief. Sie rutscht mit dem Kopf voran nach draußen, kann sich gerade noch mit den Händen abfangen. Unbeholfen zieht sie die Beine hinterher.
Einen Moment lang liegt sie benommen auf dem Asphalt. Dann kriecht sie auf allen vieren auf eine anscheinend stillgelegte Fabrikhalle zu. Dahinter verstecken, schnell.
Arme und Beine fühlen sich bleiern an. Immer noch hat sie Mühe zu atmen. Ihr hämmernder Herzschlag vermischt sich mit dem Dröhnen von Trommeln. Wo kommt das her?
Erinnerungsfetzen ... Sie rennt durch einen endlos großen Raum ... Überall Bäume, Büsche, der Betonboden bedeckt mit Schlamm, Blättern, Moos ... Zwei Männer hinter ihr her, nackt wie sie, vor den Gesichtern grimmige Ledermasken, die Körper wie Skelette bemalt ... Einer reißt sie zu Boden, dringt von hinten in sie ein, der Zweite kniet sich vor sie, drängt ihr den Penis in den Mund. Und dazu die Trommeln, die Schreie und dieser widerliche Gestank, der von ihr selbst auszugehen scheint. Von dem Schlamm, mit dem sie von oben bis unten beschmiert ist ...
Nicht daran denken, nicht jetzt. Sie kriecht, so schnell sie kann. Der Beton reißt ihr die Haut auf, an Händen und Knien, sie spürt es kaum. Die Spritze ... Dunkel erinnert sie sich, wie die Mädchen neben ihr eine nach der anderen zusammensackten, nachdem der Muskelmann ihnen eine Spritze verpasst hatte. Dann war er bei ihr, und irgendwie rutschte er mit der Nadel ab, sodass sie wohl nicht die volle Ladung abbekam. Deshalb bin ich jetzt nicht wie sie. Betäubt oder tot. Aber was hilft ihr das, wenn sie nur qualvoll langsam vorankommt, während hinter ihr Stimmen ertönen, und dann fliegt krachend eine Tür auf.
Schritte, ein Feuerzeug klickt, der Geruch von Zigarettenrauch. Zwei Männer, die sich gedämpft unterhalten. Malie erstarrt. Weiter, schnell. Sie haben mich nicht bemerkt. So schnell, so leise, wie sie kann, kriecht sie auf die Fabrikhalle zu.
Wenn sie es unbemerkt hinter den Bau schafft. Wenn den Männern nicht auffällt, dass eine Gefangene fehlt. Wenn sie den Schrei unterdrücken kann, der ihr in der Kehle wütet ... Wenn, wenn, wenn ... Beim dritten Wenn kriecht sie um die Ecke, in den modrigen Schatten hinter der Fabrik.