DSA 61: Westwärts, Geschuppte! - Karl-Heinz Witzko - E-Book

DSA 61: Westwärts, Geschuppte! E-Book

Karl-Heinz Witzko

4,9

Beschreibung

Für den Kapitän sahen wir aus wie Seinesgleichen. Er ahnte nicht, dass unsere Körper mit Schuppen bedeckt waren. Ich gab mich hochmütig. "Selbstverständlich sind wir zur See gefahren! Ich kenne alle dreizehn Meere." - "Dreizehn?", wiederholte der Kapitän. "Ich zähle nur die bedeutenderen", behauptete ich frech. In Wahrheit hatte keiner unseres Volkes je die See erblickt. Ich hatte gar gedacht, wir müssten durchs Wasser waten, um ins Güldenland zu gelangen. Tatsächlich kam alles anders ...

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Karl-Heinz Witzko

Westwärts, Geschuppte!

Ein Roman in der Welt von Das Schwarze Auge©

Originalausgabe

Impressum

Ulisses SpieleBand 61

Kartenentwurf: Ralf Hlawatsch E-Book-Gestaltung: Christian Lonsing & Michael Mingers

Copyright © 2015 by Ulisses Spiele GmbH, Waldems. DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN, DERE,MYRANOR, RIESLAND, THARUN und UTHURIA sind eingetragene Marken der Significant GbR.Titel und Inhalte dieses Werkes sind urheberrechtlich geschützt. Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Bearbeitung, Verarbeitung, Verbreitung und Vervielfältigung des Werkes in jedweder Form, insbesondere die Vervielfältigung auf photomechanischem, elektronischem oder ähnlichem Weg, sind nur mit schriftlicher Genehmigung der Ulisses Spiele GmbH, Waldems, gestattet.

Print-ISBN 3-453-19631-7 (vergriffen) E-Book-ISBN 9783957524645

Bastrabun, dieser Einfaltspinsel - 1. Kapitel

»Sie möchten nicht Kothaufen genannt werden!«, wies mich eine vertraute Stimme entgeistert zurecht.

Schon vorher war es in der Taverne leiser gewor­den, doch nun verstummte auch das letzte Gespräch. Worte, die eben noch munter hin und her geeilt wa­ren, hingen plötzlich in der Luft wie abgefallene, welke Blätter, denen gleichzeitig Wind und Schwere abhanden gekommen waren.

Das Flackern der zahlreichen Kerzen, deren Licht für ein gemütliches Halbdunkel sorgte, bewies zwar das Vorhandensein eines schwachen Luftzugs, doch ohne das Knarren des Lederzeugs der beiden Krieger, die bei unserem Tisch standen und noch ungläubig, aber bereits mit erwachendem Zorn auf uns herab­blickten, hätte man meinen können, dass die ganze Welt – oder zumindest die Stadt, die von ihren Be­wohnern Tuzak genannt wurde – in völlige Stille versunken sei.

Die drei Gäste, die uns am nächsten saßen, eine Frau und zwei Männer, von denen einer mutmaßlich jünger, der andere älter war als sie, hielten den Blick gesenkt, als hofften sie, nicht wahrgenommen zu werden, wenn sie selbst nichts von alldem mitbekä­men. Sie fürchteten sich vor den Kriegern und hass­ten sie gleichzeitig bis aufs Blut.

Ich vermisste das Geplauder unserer Nachbarn nicht, da ich bisher ohnehin nicht verstanden hatte, worüber sie sich überhaupt unterhielten:

»Wie kannst du etwas beurteilen, von dem du nur einen Teil kennst? Das ist hanebüchen!«

»Den dritten, ich habe immerhin den dritten Akt gesehen. Und?«

»Aber was ist mit dem Anfang? Der Vorgeschichte? Ein Stück heißt doch Stück, weil es aus einem Stück ist!«

»Ist es nicht! Es ist zusammengesetzt aus Stückchen.«

»Akte! Akte nennt man das!«

»Von mir aus, dann eben Akte. Aber was soll‘s? Wenn man schon etwas in Stücke aufteilt, so wird man wohl einen Grund dafür haben, oder? Wer wür­de einen Kuchen aufteilen, wenn man ihn nicht stückeweise essen soll? Ich habe den dritten Akt gesehen. Er hat mir nicht gefallen. Das Stück taugt nichts!«

»Dann taugt es eben nichts ... Ho, ho, rief der Fisch und starb!«

»Welcher Fisch?«

»Das war ein Witz. Köstlich, nicht? Besser gesagt, ein Stück des Witzes, nämlich seine Auflösung. Ich muss oft lachen, wenn ich mir den ganzen Scherz ins Gedächtnis rufe. Der Fisch starb! Ha, ha!«

»Verstehe ich nicht!«

Ich verstand zwar, was der ältere der beiden Männer ausdrücken wollte, aber was bedeutet schon eine winzige Lichtung des Verständlichen in einem Wald voller Rätsel?

Ich bin eine nachdenkliche Person. Ich sitze gern in der Sonne, schaue vor mich hin und sinne dabei über dies und jenes nach. Bisweilen drehen sich meine Ge­danken um sehr tief schürfende Fragen, etwa solche, die sich aus dem Aufsässigen Recht des Ostens ergeben. Bei anderen Gelegenheiten – zugegeben, sie sind häu­figer – beschäftigt sich mein forschender Geist mit schmackhaftem Essen oder damit, dass es doch nett wäre, wieder einmal eine zünftige Keilerei anzuzet­teln. Zusätzlich gibt es noch ein viertes wichtiges Ge­biet, das ich wohl nicht näher ausführen muss. Übermäßig viel Erfahrung habe ich nicht auf ihm, was an meinen jungen Jahren liegt.

Und da ich eben die nachdenkliche Person bin, die ich bin, beschäftigte sich ein kleiner Teil meines Geistes immer noch mit der Frage, ob ein sinnloses Gespräch überhaupt enden könne oder ob es nicht vielmehr sein unabwendbares Schicksal sei, grundsätzlich abgebro­chen zu werden, als der dritte Krieger an unseren Tisch trat und uns wie die anderen beiden grimmig muster­te. Auch er wirkte überaus gewalttätig.

Um meinen flüchtigen Gedanken zu Ende zu brin­gen: Was ist ein Ende, was ein Anfang? Nicht einmal das Alte, Tyrannische Recht des Südens weiß darauf ei­ne klare Antwort. Und das will schon etwas heißen.

Mehr als unseren Nachbarn galt meine Aufmerksam­keit jedoch den beiden, die hinter ihnen ganz allein an einem Tisch saßen: einem jungen Pärchen!

Der Bursche und das Mädchen waren ausgiebig da­mit beschäftigt, sich gegenseitig zu umwerben. Mal ki­cherten beide, mal betrachteten sie sich verträumt oder warfen sich sehnsuchtsvolle Blicke zu. Dazwischen speisten sie von ihren vollen Tellern und kauten leise.

Trotz oder gerade wegen meiner Unerfahrenheit wäre es gelogen, wollte ich behaupten, dass mich Balzgebräuche kalt ließen. Das Gegenteil ist der Fall. Aber augenblicklich fesselte mich an dem Pärchen etwas ganz anderes: Sie aßen!

Ich bezweifle zwar, dass mir ihr Mahl allzu gut ge­schmeckt hätte – ich ziehe es vor, wenn mein Essen knackig und das Fleisch noch etwas blutig ist –, doch da ich seit drei Tagen nichts zu mir genommen hatte, war ich ein wenig hungrig.

Ich bin nicht gern hungrig, weil mich das von tiefsinnigen Gedanken ablenkt.

Da sich mein Magen arg vernachlässigt anfühlte, war es mir fast unmöglich, den Blick von den beiden jungen Leuten zu wenden. Erbittert kämpfte ich gegen den verlockenden Tagtraum an, kurzerhand zu ihnen zu treten, die Schüssel zu ergreifen, die zwischen ihnen stand, sie zu leeren, anschließend ihm den Teller weg­zunehmen, dann ihr, um alles aufzuessen, was darauf lag. Anschließend hätte ich sie beschwichtigt: »Balzt nur weiter! Lasst euch nicht stören.«

Wie man sieht, stehe ich nicht grundlos im Ruf, äu­ßerst höflich zu sein.

Der wunderbare Traum vom genüsslichen Voll­schlagen meines Wanstes, vom wonnigen Zerkauen, Schmecken und Hinunterschlingen war im Grunde schon ausgeträumt, als die fünf Krieger in ihren schwarz-roten Waffenröcken die Taverne betraten. Nur war mir das nicht gleich bewusst gewesen, und deshalb hatte ich die beiden, die zu unserem Tisch gekommen waren, auch aufgefordert, mir nicht die Sicht auf das nun nicht länger balzende, dafür umso aufmerksamer mit seinen Tellern und Schalen be­schäftigte Pärchen zu versperren.

»Sie möchten nicht Kothaufen genannt werden«, wiederholte die Stimme unzufrieden.

»Muss das meine Sorge sein?«, gab ich trotzig zu­rück, aber so, dass nur mein Begleiter mich verstehen konnte. Ich werde immer etwas stur, wenn mir der Magen knurrt.

Wie Recht mein Gefährte hatte, zeigte sich, als die Stille, die der Welt einen Herzschlag lang verordnet worden war, schlagartig für beendet erklärt wurde.

»Was hast du gesagt, du Affe?«, brüllte der Krieger, dem meine Aufforderung gegolten hatte.

Welch unsäglich dumme Frage! Offenbar hatte er doch leider sehr genau verstanden, was ich ihm emp­fohlen hatte!

Obwohl der Abend damit einen anderen Verlauf als geplant nahm, musste ich ein Schmunzeln unter­drücken. Nicht nur, weil mich mein Gegenüber als Affe beschimpft hatte, was kaum falscher sein konn­te, sondern weil die beiden neben ihm, und auch der Rest der Horde, die sich nach und nach um unseren Tisch scharte, uns bitterböse anstarrten, als ob sie sich einbildeten, sie könnten uns mit ihren aufgesetzten kalten Mienen einschüchtern.

Wie lächerlich! Ich hätte einen nach dem anderen mühelos in Grund und Boden starren können.

»Es ist wohl kaum die rechte Zeit zum Aufschnei­den!«, nörgelte mein Gefährte Alrik.

Ratlos fragte ich ihn, was ich tun solle.

»Unterwirf dich!«, wurde mir empfohlen.

»Wie denn?«, gab ich zurück.

Ich musste nicht erst den Kopf zur Seite wenden, um zu erfahren, wer als Antwort auf diese Frage die Augen verdrehte.

Vorsichtig ließ ich den Blick über die vielen ge­krümmten Rücken an den anderen Tisch schweifen, über die gesenkten Häupter, von denen man nur noch Haare sah. Ich folgte den vielen Beispielen von Unterwürfigkeit, krümmte ebenfalls den Rücken, zog die Schultern ein, wich aber den Blicken aus dem be­drohlichen Halbkreis um uns herum nicht aus.

Die fünf trugen lederne Rüstungen, die ihre Ober­körper bedeckten, aber den Unterleib ungeschützt ließen, darüber schwarz und rot gefärbtes Tuch. Ihre Füße steckten in schweren Stiefeln. Bewaffnet waren die Krieger mit Schwertern mit langen Griffen, was darauf schließen ließ, dass die Waffen sowohl ein­händig als auch zweihändig geführt werden konnten. Allesamt hatten die Neuankömmlinge kräftige Arme und vergleichsweise schwache Waden und Schenkel.

Wir dagegen besaßen weder Waffen noch Rüstun­gen, zudem saßen wir, während die anderen standen. Zusätzlich zu dem beträchtlichen Ärger, den uns der Zwischenfall einbringen konnte, waren wir auch noch im Nachteil.

Von den anderen Gästen war keinerlei Einmischung zu erwarten, obwohl sie bestimmt nichts dagegen ge­habt hätten, wenn wir den Kriegern den Garaus ge­macht hätten. Für sie waren die fünf nur Handlanger ihrer Unterdrücker, widerwärtige Gestalten, deren Herren sich mit gefährlichen Machtwesen eingelassen hatten: Dämonenpaktierer wurden sie vom Volk ge­nannt.

Wegen meines Zögerns hatte mein Gefährte inzwi­schen fälschlich für sich entschieden, dass ich nicht bereit sei, seiner Empfehlung zu folgen. Er hob an zu sprechen, und zwar so, dass ihn nur die verstehen konnten, die seine Worte etwas angingen. Auch wenn die Taverne halb leer war, so bestand doch die Ge­fahr, dass andernfalls jemandem etwas an seiner Art zu reden aufgefallen wäre.

»Entschuldigt den törichten Vetter, wenn es Euch gnädigst beliebt«, begann er, absichtlich stotternd. »Verzeiht, wenn ich mich erkühne, Euch zu widerspre­chen, mächtige Herrschaften! Doch treibt mich nicht Unbotmäßigkeit. Ei, bewahre! Ich kenne meinen Platz genau! Nie würde der Vetter wagen, Euch zu beleidi­gen. Er nuschelt oft, sodass seine Worte anders klingen als gemeint. Insgeheim – nein, ganz offen sogar! – ist er ein treuer Anhänger des mächtigen Belhalhar, des Blutgierigen, des Zerfetzers und Zerstückelers, des unwirschen Mordbrenners, des schlecht gelaunten Zerdepperers, des mürrischen Zerrupfers. Kurzum: ein Dämonendiener von echtem Schrot und ...«

Mir kam das umständlich vor. Daher beschloss ich, die Angelegenheit abzukürzen: »Ich bedauere, Euch Kothaufen genannt zu haben!«

Mein Gefährte bedankte sich umgehend bei mir: Das hätte ich sehr gut gemacht!

Ich brauchte einen Augenblick, bis mir aufging, dass das kein Lob war.

»Bist du wahnsinnig, Affe?«, zischte einer der bei­den, bei denen ich mich soeben entschuldigt hatte. Erregt riss er die Klinge zur Hälfte aus der Scheide. »Was sollte mich hindern, euch augenblicklich in Stücke zu hacken?«

»Erbarmen! Gnade! Ein Missverständnis!«, winselte Alrik.

»Es könnte ein Fehler sein!«, gab ich zusätzlich zu bedenken.

Kaum hatte ich das gesagt, nörgelte mein Gefährte, ich müsse nicht jede seiner Bemühungen hintertreiben!

»Na gut«, meinte ich, obwohl ich mich zu Unrecht beschuldigt fühlte, und stimmte in sein Gejammer mit ein. »Erbarmen! Erbarmen!«

»Warum Fehler, Affe? Was willst du damit sagen? Heraus mit der Sprache!«, wurde neuerlich gebrüllt.

»Weil wir doch brave Untertanen sind«, erklärte Alrik. Solche zu misshandeln wäre gewiss ein Fehler!

Patsch! bekam er einen kräftigen Fausthieb ab. Der Schläger stieß einen Wehlaut aus und rieb sich die schmerzende Hand, während Alrik ein dünner roter Faden aus dem Mund lief. Ich war sehr beeindruckt. Damit hatte ich nicht gerechnet.

»Die Affen müssen irgendwas zu sich genommen haben: Rauschgurken oder dergleichen«, behauptete einer der Krieger.

»Entweder das oder einer der widerlichen Käfer dieser Wanzeninsel hat sie gebissen«, pflichtete ein anderer bei.

»Das haben wir leider«, wimmerte Alrik. »Wir ha­ben irgendetwas genommen. Sehr viel davon. Be­trächtliche Mengen!«

»Und gebissen wurden wir außerdem«, fügte ich hinzu.

Autsch! Nun wurde auch ich geschlagen. Ich wischte mir mit der Hand über den Mund: Blut! Kaum zu glauben!

»Dein Name!«, fuhr mich der erste Krieger an.

»Alrik«, antwortete ich wahrheitsgemäß.

»Du bist kein Maraskaner?«

»Doch ...«, erwiderte ich zaudernd. »Doch!«

»Komisch! Sonst nennt ihr euch doch Alrech?«

Ich schwieg. Über solche Feinheiten wollte ich mich nicht auslassen. Der Krieger wandte sich an meinen Begleiter und stellte ihm dieselbe Frage. »Alrik«, antwortete Alrik ebenfalls wahrheitsgemäß.

Patsch! Schon wieder bekam er einen Hieb ab.

»Es ist ein sehr häufiger Name!«, führte ich zu un­serer Verteidigung an.

»Alrik und sein Vetter Alrik. So, so!«, meinte nun ein Krieger, der sich bisher herausgehalten hatte. Er war ziemlich beleibt, was ihn sehr anziehend für mich machte.

»Nun, Alrik, hast du vielleicht noch einen anderen Vetter?«, fragte er mich mit scheinheiliger Freund­lichkeit.

»Ja«, antwortete ich bereitwillig.

»Wie heißt er?«

Ich seufzte innerlich, da ich wusste, was geschehen würde, wenn ich antwortete. Schließlich trug der er­wähnte Vetter ebenfalls einen sehr häufigen Namen.

»Wie heißt er?«, drängte mich der Dicke barsch.

»Alrik«, antwortete ich und unterwarf mich dem Unvermeidlichen. Diese ständigen Prügel mussten langsam ein Ende haben. »Ich schlage die beiden auf der Stelle tot!«, schrie der, bei dem ich mich doch schon entschuldigt hatte.

Einer seiner Kameraden fiel ihm in den Arm: »Das sind doch Stadttrottel! Wozu die Mühe? Sie könnten anderweitig nützlich sein.«

So sprach er, während Alrik und ich, kaum dass dem Krieger die Worte über die Lippen gekommen waren, erschrocken im Chor ausriefen: »Nicht hier!«

»Nicht hier?«, wiederholte unser Verteidiger ver­unsichert.

»Wir wollen keine Unannehmlichkeiten«, erklärte ich.

»Verursachen«, ergänzte mein Gefährte. »Keine Unannehmlichkeiten verursachen.«

»Ja«, bekräftigte ich ernst. »Wir möchten lieber wo­anders erschlagen werden.«

Unsere unfreundlichen Bekannten waren einen Herzschlag lang ratlos. Dann rissen sie uns von den Stühlen, stießen uns grob zur Tür und behaupteten: »Euch wird das Lachen schon noch vergehen, ihr Af­fen!«

Dabei hatten wir nicht einmal gegrinst.

Beim Hinausstolpern aus der Taverne erhaschte ich einen Blick auf mehrere sorgenvolle, bleiche Gesich­ter. Mitleid, Bedauern und die Überzeugung, es sei um uns geschehen, sprachen aus ihnen. Dem konnte ich zwar nicht gänzlich zustimmen, doch dass uns heute Nacht noch gewaltiger Ärger bevorstünde, war wohl nicht mehr zu verhindern.

Vor der Tür zur Schenke wurden Alrik und ich von den Kriegern in die Mitte genommen und weiterhin unsanft zum Gehen bewogen. Ich sah zum Himmel. Zwischen den Lücken in der dichten Wolkendecke schimmerten nur vereinzelt Sterne und auch von der großen, gelben Kralle, die sich in eine der Wolken ge­bohrt hatte, war nur ein Drittel zu erkennen.

Die Stadt, von der ich seit unserer Ankunft kaum etwas gesehen hatte, war wie ausgestorben. Nur ein einziges Mal, während uns die Krieger vorantrieben, begegneten wir einem ihrer Bewohner. Bei unserem Anblick zog er sich hastig in die Lichtlosigkeit zwi­schen den Turmhäusern zurück.

Nachdem die Taverne in der Dunkelheit ver­schwunden war, ohne dass unsere Begleiter sich an­geschickt hätten, unser völlig unverdientes Ende in die Wege zu leiten, verkündete der Dickste von ih­nen: »Ja, schaut euch noch mal alles genau an! Wenn ihr erst mal Rudersklaven auf unseren Schiffen seid, werdet ihr keine Gelegenheit mehr dazu haben. Euch wird das Lachen schon noch vergehen!«

»Schiffe?«, rief ich erfreut und lachte. »Hervorra­gend, wir suchen ein Schiff, aber nur eines!«

Jäh blieben unsere Bewacher stehen, um zu be­ratschlagen. »Reicht es nicht aus, wenn wir einen von ihnen abgeben und den anderen gleich hier erledi­gen? Womöglich taugt keiner von den Wirrköpfen als Ruderer. Ich sage, wir verschwenden nur unsere Zeit mit den Trotteln.«

Einer nach dem anderen nickte. Sie waren sich ei­nig in ihrem Wunsch, zu ihrem ursprünglichen Vor­haben zurückzukehren.

Alrik und ich blickten uns an. Wenn wir handeln wollten, dann musste das gleich geschehen. Wir be­saßen zwar keine Waffen, hatten aber dennoch ge­genüber unseren falschen Freunden einen Vorteil, den wir in die Waagschale zu werfen gedachten. Wir wussten, wie sie aussahen. Über uns glaubten sie das nur zu wissen. Günstig für uns erwies sich, dass die leuchtende Kralle gerade jetzt einen Fetzen aus ihrer Wolkenbeute riss.

Laut sprachen wir das Wort aus, das wir hatten lernen müssen. Dieses Mal gebrauchten wir unsere eigentliche Sprache und nicht die stumme der Ge­danken, die wir den ganzen Abend gesprochen hat­ten, während wir nur zum Schein die Münder geöff­net und geschlossen hatten.

Das Aussprechen des Wortes zerstörte das Trug­bild zweier junger und – wie ich sagen muss – ziem­lich hässlicher Bengel und offenbarte den Kriegern unser wahres Aussehen. Die Augen gingen ihnen über, als sie erkannten, wer zwischen ihnen stand!

Da die Kunst des waffenloses Kampfes vor allem auf Schnelligkeit, Sparsamkeit der Mittel und Anmut beruht, schlug ich rasch dem ersten Krieger mit dem Schwanz die Beine weg, riss dem zweiten mit den Zähnen die Gurgel heraus und trat dem dritten in den Unterleib, den ich zusätzlich mit den Krallen auf­riss. Mein Gegner stürzte und wollte schreien. Des­halb sprang ich mit einem wuchtigen Satz auf seine Brust, was seine Rippen brach und ihm den Rest gab. Alrik war derweil mit seinen Gegnern ähnlich verfah­ren und hatte sich zusätzlich um den gekümmert, den ich nur umgeworfen hatte.

Wir schauten uns an.

»Bei M‘Darrs Ei, das gibt vielleicht Ärger!«, brummte Alrik sorgenvoll. Sein Ton täuschte mich nicht darüber hinweg, dass auch er eine gewisse Erleichterung dar­über verspürte, dass wir nach den vergangenen Wo­chen wieder aussahen, wie es sich gehörte, auch wenn dieser Zustand nicht lange anhalten würde. Wenig­stens für kurze Zeit hatten wir unsere edlen Antlitze zurückerhalten, waren nicht mehr gezwungen, in fla­che Gesichter ohne Tiefe und Aussagekraft zu blicken, wenn wir uns miteinander unterhielten.

Keine Haare versteckten mehr unsere stolzen, flie­henden Stirnen, die wieder wie gewohnt in lange Schnauzen übergingen – statt wie zuletzt in kleine, kaum einen Daumen lange Nasen. Kräftige Gebisse waren an die Stelle schwächlicher Kiefer getreten, star­rend vor Zähnen und nicht vor winzigen Stummeln, für die sich selbst Kinder geschämt hätten. Von der weichen, feucht und glitschig wirkenden, widerlich fahlen Haut, die unsere harten, braungrünen Schup­pen seit Wochen verdeckt hatte, gar nicht zu reden.

Ein durch und durch gutes Gefühl!

Rundum zufrieden schritt ich um die Kampfstätte herum, lauschte dem Schleifen meines Schwanzes, dem Klicken meiner Krallen und ließ die Hände über meinen kurzen Umhang gleiten, der aus einem Stück gewachsen und nicht aus Flicken zusammengesetzt war, wie bei den Bewohnern der Stadt. Inzwischen schleifte Alrik die toten Krieger in den Schatten eines Wohnturmes, damit sie nicht gleich gefunden wür­den. Er ächzte und schimpfte leise.

Der Anblick machte mir das Herz schwer. Ich stapfte dorthin, wo Alrik unsere Gegner versteckte, und beugte mich über sie. Der Erste trug das Mal ei­nes Machtwesens, wodurch er sogleich ausschied. In den Dicken hatte ich mich zwar auf den ersten Blick verliebt, aber er war leider zu schwer. Ich entschied mich schließlich für den, der – soweit ich mich erin­nerte – behauptet hatte, wir hätten bald nichts mehr zu lachen. Wie man sich täuschen kann!

Ich ergriff seinen Knöchel und schleifte ihn weg.

»Was soll das?«, schnauzte Alrik mich an.

»Es wäre eine bodenlose Verschwendung, sie alle hier liegen zu lassen!«, gab ich empört zurück.

Dagegen konnte mein Begleiter wohl kaum etwas einwenden. Unser Volk verabscheut Verschwendung.

»Außerdem habe ich Hunger, und vielleicht kom­men wir ungeschorener davon, wenn wir den ande­ren etwas mitbringen, und außerdem ...«

»... hinterlässt du eine Schleifspur«, nörgelte mein Gefährte.

Das stimmte leider, wie ich feststellen musste. Ich zog den Krieger wieder in den Schatten zurück. Schleifspuren, die bis zu unserer Behausung führten, konnten wir nicht gebrauchen.

»Wenn du mit anfassen würdest, dann könnten wir den Feisten ...«

»Nein!«, beharrte Alrik.

Ich war unzufrieden, dass er dem, was schließlich auch zu seinem Besten wäre, so störrisch im Wege stand. Missmutig ging ich unsere Beute noch einmal durch. Ich entdeckte, dass noch ein weiterer Körper durch das Mal des Machtwesens verdorben war, womit nur der Kleinste und Dürrste übrig blieb. Ich warf ihn über die Schulter. Bis zur Schmiede war es ein ganzes Stück. Ein Vergnügen würde der Heim­weg mit dieser Last gewiss nicht werden.

Vergnügungssüchtig bin ich zwar nicht, aber auch kein Kind von Traurigkeit. Daher bedachte ich den unwilligen Alrik mit einem grimmigen Blick: »Ich kann auch gemein werden!«

Er wich einen Schritt zurück, als erinnerte er sich daran, wie ich ihm als Kind beim Spielen einmal fast den Arm abgebissen hatte. Magie war nötig gewesen, um die Gliedmaße zu retten.

Aber an Gewalt hatte ich gar nicht gedacht, auch wenn man sich mit ihrer Hilfe vieler Sorgen entledi­gen kann.

Manche halten mich für durchtrieben und sehr li­stig. Und das bin ich auch. Gerissen fing ich ein Ge­spräch mit meiner Beute an: »Wie gut du mir schmek­ken wirst! Wie satt ich sein werde! Dein leckerer Ge­ruch nach frischem Blut, nach salzigem Blut! Mmh ... Doch nein! Vielleicht lagere ich dich auch einige Tage ab, bis dein würziger Duft ... Mmh!«

Was soll ich sagen? Meine Hinterhältigkeit zeigte umgehend Erfolg. Alrik bettelte fast darum, die Beine der Beute tragen zu dürfen, während ich das vordere Ende übernahm. So gingen wir zwei Häuser weiter, bis mein Gefährte mit vor Speichel erstickter Stimme mein­te: »Warum nehmen wir nicht einen Größeren mit?«

Wir rannten zurück, schauten wehmütig den Dik­ken an, und griffen dann nach dem, den ich schon vorher in Betracht gezogen hatte.

So stapften wir in Vorfreude auf einen herzhaften Genuss zur Schmiede.

Diese Vorfreude auf das Ende unserer Fastenzeit trug jedoch nicht zur Erhöhung unserer Aufmerk­samkeit bei. Die Strafe für unsere Nachlässigkeit ließ nicht lange auf sich warten, als wir beim Überqueren eines kleinen Platzes in eine Streife aus drei örtlichen Kriegern rannten.

Das war aus zwei Gründen peinlich: Zum einen trugen wir einen der ihren durch die Stadt, zum an­deren sahen sie uns als das, was wir waren – zwei junge Maru-Burschen mit ihrem Abendessen auf dem Weg nach Hause.

Die Krieger starrten uns an, als seien wir von M‘Darrs Kralle gefallen oder gehörten zu den Macht­wesen, denen sie dienten. Alrik und ich boten auch keinen besseren Anblick. Ich war so verlegen, weil wir uns wie frisch geschlüpfte Eilinge benommen hatten, dass ich auf den Einfall verfiel, schüchtern zu win­ken. Das Ergebnis war verblüffend: Die Gegenseite lief so schnell sie nur konnte davon.

Ärgerlich! Nun mussten wir darauf vertrauen, dass ihnen keiner die Geschichte von unserem Zusammen­treffen abnähme.

Ganz so abwegig war unsere Hoffnung nicht. Denn wenn die Krieger überhaupt schon einmal Marus ge­sehen hatten, dann allenfalls unsere primitiven Ver­wandten, mit denen wir Talbewohner schon sehr lange nichts mehr gemein haben. Und ich meine wirklich lange.

Falls aber nicht, so bliebe ihnen nichts anderes üb­rig als die völlig unzutreffende Beschreibung: Wir sa­hen zwei große Krokodile in Jacken aus Blüten, die einen von uns durch Tuzak trugen.

Wer sich trotz der wenn auch geringen Ähnlichkeit untereinander als Affe bezeichnet, dem ist alles zuzu­trauen. Kaum zu glauben, dass der H‘Ranga-Arran auch ein F‘zzmech war.

2. Kapitel

Die Schmiede hatte unseren Kundschaftern jahrzehn­telang als Unterkunft und Tarnung gedient. Wegen widriger Umstände hatte die letzte Späherin ihren Posten vorzeitig aufgeben müssen. Da zu den Beglei­terscheinungen ihrer überstürzten Abreise ein ver­bliebener Stadtkrieger gehörte, dessen Kopf nie ge­funden wurde, galt das Haus bei den meisten An­wohnern als verrufener, in Anbetracht der Beliebtheit des Verblichenen aber auch ein klein wenig als ge­segneter Ort. Dieser zwiespältigen Einschätzung war es zuzuschreiben, dass die Unterkunft längere Zeit leer gestanden hatte, bevor wir sie bei unserer An­kunft am Vortag bezogen hatten.

Unser Ziel war eines der wenigen Häuser in der leicht abschüssigen Straße, aus dem noch Licht fiel. Nachdem Alrik und ich uns gewissenhaft versichert hatten, dass uns niemand beobachtete, klopften wir an die verwitterte Holztür. Umgehend antwortete eine derbe Stimme: »Wenn ihr nicht augenblicklich ver­schwindet, verdammtes Gelichter, so hetze ich den Hund auf euch!«

Die Drohung ließ uns schaudern. Eiligst kehrten wir zum Anfang der Gasse zurück, wo wir verdutzt innehielten.

Was sollte das denn für eine Drohung sein?, wun­derten wir uns. Ein Hund? Wir waren Marus, Ange­hörige eines Volkes wilder Krieger und anmutiger Kriegerinnen! Wenn der Kläffer sich erdreisten sollte, uns Scherereien oder gar uns unsere Beute streitig zu machen, dann durfte er sich alsbald mit gutem Grund »Nachschlag« nennen!

Rauflustig machten wir kehrt. Doch plötzlich blie­ben Alrik und ich erneut stehen und sahen uns miss­trauisch an. Als wir vor einigen Stunden die Schmie­de verlassen hatten, hatte es noch keinen Hund darin gegeben. Das war höchst seltsam!

Wir klopften ein weiteres Mal an die Tür. Schon bald hörten wir wieder die Stimme von drinnen: »Nun schert euch endlich von hinnen! Ich werde eu­ren Auftrag schon rechtzeitig erledigt haben. Schnel­ler geht‘s gewiss nicht, wenn ihr mir ständig zur Last fallt. Im Gegenteil: Länger wird‘s dauern, viel länger! Diese Arbeit ist sowieso unter meiner Würde, lasst euch das gesagt sein. Die Füße solltet ihr mir küssen, dass ich sie überhaupt angenommen habe. Nun sucht endlich das Weite, dämliches Pack!«

Wir, die wir uns das alles anhören mussten, ver­standen überhaupt nichts mehr. Welcher Auftrag?

Welche Arbeit? Wo kam auf einmal der übellaunige Schmied her?

Plötzlich ging uns ein Licht auf: Der Zim, unser Zauberer, musste in unserer Abwesenheit tätig gewe­sen sein. Er hatte sich augenscheinlich darum ge­kümmert, dass Fremde abgeschreckt wurden.

Als wir Ursache und Grund der Unfreundlichkei­ten erkannten, riefen wir in der Stummen Sprache so dringlich, dass es auch jene mitbekommen mussten, für die unsere Botschaft gar nicht gedacht war: »Wir sind‘s! Öffnet endlich die Tür!«

Diesem Ersuchen wurde schließlich nachgegeben, doch ich will nicht wissen, wie viele Anwohner sich zur selben Zeit von ihren Lagern erhoben, um im Halbschlaf beliebige Türen zu öffnen.

Wir betraten unser augenblickliches Lager und er­blickten wie erwartet Alrik, Alrik und Alrik – oder vielmehr die, als die sie erschienen. Unsere restlichen Gefährten weilten noch nicht in der Stadt.

»Ich bin da!«, grüßten Alrik und ich freundlich und legten die Beute ab. Zwei Alriks erwiderten den Gruß mit denselben Worten, wobei ihre Blicke erfreut auf unserem Mitbringsel haften blieben, während der dritte – der Zim selbstverständlich – mit einem sehr kühlen und förmlichen »Ich bin da und habe Hun­ger!« antwortete.

»Er soll gestillt werden! Beiß ordentlich zu!«, hätten wir ebenso förmlich fortfahren können, doch das hät­te das Unausweichliche nur wenig länger hinausge­zögert.

»Wir mussten unsere Tarnung aufrechterhalten«, erklärte ich unsere Erscheinung, ohne die Augen von der Beute zu lassen. Ich traute den anderen beiden Alriks nicht. Nur kurz den Blick abgewandt, und schon fehlt das beste Stück des Mahls. Das kennt man ja!

»Ihr hieltet eure Tarnung aufrecht, indem ihr sie ablegtet?«, entgegnete der Zim spitz. »War das euer Gedanke? Dachtet ihr, das Trugbild könne Schaden nehmen, wenn es weiterhin aufrechterhalten bliebe? Meintet ihr, die Bewohner dieser Stadt könnten Ver­dacht schöpfen, wenn ihr zu lange aussäht wie sie und alle anderen?«

Ich mag solche schnippischen Einwände nicht, wenn mir der Magen knurrt.

»Wir mussten uns wehren«, erklärte ich und ver­trat Alrik – meinem Begleiter Alrik – den Weg zur Beute. Er sollte bloß nicht so tun, als ginge ihn das al­les nichts an.

»Und das war nicht mit Worten zu erreichen?«

»Nein, nicht gesprächsbereit!«, antwortete ich knapp. »Sie haben angefangen. Grundlos. Aus heite­rem Himmel!«

»So war‘s«, bestätigte Alrik und versuchte, rechts an mir vorbei zu gelangen, was ich umsichtig verhin­derte.

»Grundlos?«

»Völlig. Wir waren an dem Ort, wo wir hin sollten. Du erinnerst dich an deine Anweisung: ›Auch wenn wir nicht laut mit ihnen reden können, ohne uns zu verraten, so ist es doch wichtig, dass wir ihre Sprache verstehen.‹ Daran haben wir uns gehalten. Wir haben nur beobachtet und zugehört, sonst nichts. Doch dann kamen die Krieger und nahmen uns mit. Sie wollten uns ein Schiff zeigen. Aber dann änderten sie aus nicht nachvollziehbaren Gründen ihre Meinung und wollten uns lieber erschlagen. Wir haben reich­lich leckere Nahrung mitgebracht!«

»Das sehe ich«, meinte der Zim trocken, ohne sich ablenken zu lassen. Zu hoffen, dieselbe List könnte zweimal an einem Abend erfolgreich sein, wäre wohl allzu vermessen gewesen.

»Ich verstehe noch nicht, warum ihr euch offenba­ren musstet«, fuhr er fort.

»Sie hatten Waffen, wir nicht. Wir sollten beim nächsten Mal welche mitnehmen. Dazu waren sie in der Überzahl. Ohne eine Überraschung wären wir an ihrer Statt zu Nahrung geworden. Außerdem: Hast du schon einmal in falscher Gestalt gekämpft?«

»Ja«, entgegnete der Zim kurz angebunden und mit aufschlussreicher Miene.

Ich bin nicht auf den Kopf gefallen. Deshalb beach­tete ich das Murren der anderen Alriks, ich solle end­lich unser Versagen eingestehen, damit wir mit dem Essen beginnen könnten, nicht weiter und hakte stattdessen nach: »Und?«

Unser Zauberer mied meinen Blick.

»Und?«, bohrte ich weiter.

»Ein widerliches Gefühl!«, platzte es aus ihm her­aus. »So zu kämpfen macht keinerlei Freude! Hinter­her fühlt man sich schal und unbefriedigt. Obendrein kommt man sich schrecklich unzivilisiert vor, wenn der Gegner nicht erkennen kann, wer ihm den Leib aufreißt und ihm die Kehle zerfetzt. Bah! Als verstie­ße man gegen jede natürliche Ordnung.«

»Eben«, meinte ich, stolz auf meinen kleinen Sieg, und bot ihm an, sich nun von der mitgebrachten Nahrung zu bedienen. Wie ich mir hätte denken kön­nen, wählte er genau das Stück aus, das auch ich ins Auge gefasst hatte. Selbst große Krieger müssen mit kleinen Niederlagen leben, wie die Weisen sagen.

Warum solche Niederlagen jedoch dazu neigen, in Paaren aufzutreten, scheint Teil eines Weltenrätsels zu sein, das womöglich nicht einmal die H‘Rangarim verstehen – seien sie nun tot oder lebendig.

Meine zweite Niederlage führte ich ebenso leichtsin­nig herbei wie die erste, indem ich dem Zauberer ganz unnötig meine Bewunderung dafür ausdrückte, dass das Trugbild nach den Schlägen in der Taverne vortäuschte, wir bluteten. Für Alrik und mich waren die Hiebe zwar schmerzhaft gewesen, doch so leicht ist unsere Art nicht zu verletzen. Auch wenn wir über unseren Vater Krr‘Thon‘Chh, den H‘Rangar, der unser Volk erschuf, nur Schlechtes zu sagen wissen, so hat er uns als Krieger doch ganz gut ausgestattet.

Die grundlos von mir erwähnte Einzelheit passte nach Ansicht des Zims nicht ganz zu meinem bisheri­gen Bericht. Mir blieb schließlich nichts anderes üb­rig, als abermals zu erzählen, was sich während unse­res Ausflugs zugetragen hatte. Dieses Mal endete die Geschichte mit ihrem Anfang, nämlich dem Augen­blick, als ich den Stadtkrieger mit der Bezeichnung angesprochen hatte, die wir für seine Art verwenden – F‘zzmech, Kothaufen.

Wir waren zu dem Zeitpunkt alle satt und träge. Deshalb verging über eine Stunde, während der wir zufrieden vor uns hin starrten, bis der Zim entgegne­te: »Kein guter Einfall!«

Ich dachte lange über eine schlaue Antwort nach, schlief aber ein, bevor ich eine gefunden hatte.

3. Kapitel

Es dürfte keine allzu große Überraschung bereiten, wenn ich verrate, dass keiner von uns wirklich Alrik hieß – weder wir fünf noch die anderen drei, deren Ein­treffen wir erwarteten. Als wir vor etlichen Monden daheim in Maru-Zha für unsere Aufgabe ausgewählt wurden, war die wichtigste Voraussetzung, um über­haupt in Betracht gezogen zu werden, dass wir uns in der Stummen Sprache verständigen konnten, die nicht alle unseres Volkes beherrschen. Obwohl wir später die Sprache der F‘zzmechs erlernen mussten, da die Stumme Sprache verlangt, dass der »Sprecher« verstan­den werden will oder sehr stark an etwas Bestimmtes denkt, wurden wir von Anfang an darauf hingewiesen, dass wir uns nicht einzubilden bräuchten, sie jemals zu etwas anderem gebrauchen zu können als zum Zuhö­ren.

Wir haben volle, wohltönende Stimmen, und wenn wir laut reden, so kann keine Magie darüber hinweg­täuschen, wer spricht, gleichgültig in welcher Sprache.

Eine weitere wichtige Voraussetzung waren Kennt­nisse in einem der Vier Rechte, also im Alten und Ty­rannischen Recht des Südens, im Sklavenrecht des Westens, im Widerwärtigen und Rechtlosen Recht des Nordens oder im Neuen und Aufsässigen Recht des Ostens.

Nachdem die Auswahl getroffen war, wurden wir von den Spähern in den Sitten, Bräuchen und Verhal­tensweisen der F‘zzmechs unterrichtet. Wir lernten viel Unnützes. Etwa, dass wir niemanden aus Zuneigung in die Schulter oder Schnauze beißen sollten, selbst wenn wir ihn oder sie bereits kannten. Als würden wir je in die Verlegenheit geraten, dergleichen zu tun!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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