du, alice - Simone Scharbert - E-Book

du, alice E-Book

Simone Scharbert

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Beschreibung

Seit ihrem postum erschienenen Tagebuch gilt Alice James als eine Ikone des frühen Feminismus. Und doch ist ihr Name bis heute weitgehend unbekannt. Erst wenn die Sprache auf ihre Brüder kommt, den Romancier Henry James sowie den Philosophen und Psychologen William James, oder auf Susan Sontag, die ihr ein Theaterstück widmete, weiß man sie einzuordnen. In Simone Scharberts Prosadebüt nimmt Alice James endlich die zentrale Position ein, die ihr zeitlebens nie zustand: Sie selbst ist die Adressatin dieser Anrufung. In einem reißenden Strom von Bildern, Assoziationen und Zitaten wird die Tragödie dieses Lebens greifbar: Die Geschichte einer Frau, die in einem intellektuellen Haushalt aufwächst, der aber der Zugang zu Bildung und Studium verwehrt bleibt. Einer Frau, die gegen das Stigma der Hysterie-Diagnose ankämpft, von den Brüdern benutzt als Material für ihr Schreiben und ihre Studien, von den Ärzten als Testobjekt für pseudowissenschaftliche Therapiemethoden. Einer Frau, in deren dysfunktionalem, von Krinoline, Mieder und gesellschaftlichen Konventionen eingeschnürtem Körper ein intellektuell wacher Geist wohnt.

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simone scharbert

du, alice

eine anrufung

INHALT

PROLOG

1854

1861

1865

1866

1867

1872

1878

1879

1882

1883

1884

1888

1889

1890

1891

EPILOG

BIOGRAFISCHES

QUELLEN

»don’t think of me simply as a creaturewho might have been something else,had neurotic science been born.«

PROLOG

das bett kennst du von klein auf. kennst seine größe, seine maße genau. nichts ändert sich. seit jahren. werden die abstände zum rand geringer, das bett selbst aber bleibt gleich. bleibt bezugsgröße, bleibt fixpunkt, bleibt. nach innen, nach außen. dein bett ist dein raum, ist dein zimmer, dein bett ist jetzt alles. die tür findet sich am fußende. schließt du die augen, schließt du die tür. fenster gibt es keine. erstmal. so denkst du dir. auch, wenn stimmen an deinem bett zu hören sind, bleiben deine augen geschlossen, deine tür bleibt zu, niemand kann jetzt zu dir. du bist allein. inmitten der anderen. so denkst du, immer weiter, im inneren deines bettes. bist du jetzt angelangt, stimmen verschwinden in deinen ohren, aber da ist nichts zu hören, was soll auch zu hören sein, an so einem tag, der ohne uhrzeit, ohne rhythmus ist, wie alle anderen tage auch, was soll man dir mitteilen, es gibt nichts mitzuteilen, es gibt nichts zu teilen mit dir, weder gegenwart noch zukunft, in deinem bett folgt die welt ihren eigenen regeln, so denkst du, denkst du dir, immer weiter.

den raum kennst du wie das bett. er ist länger als breit, das ist eine frage der perspektive. wie so vieles. für dich aber gibt es nur eine, die immergleiche, es sei denn, du unternimmst große anstrengungen. körperlicher art. zwei fenster gibt es, zwei türen. vielleicht. vier wände, eine decke, einen boden und einen teppich. dein bett gibt es. einen schrank gibt es, einen tisch, einen stuhl. und ja, bilder gibt es. in großen, mächtigen rahmen, die abends schatten aufs vermalte öl werfen. lichtspuren setzen. sodass strukturen hervortreten, landschaften entstehen. in deinem kopf. verschwimmen, bis du sie nicht mehr fassen kannst. du suchst fluchtpunkte außerhalb deines bettes, außerhalb des raumes, legst sie mit den augen fest: es ist deine jahrelange übung, maß nehmen in einem raum, der jeden tag derselbe.

manche verbringst du im liegen. dann, wenn dein kopf nach innen aufreißt, kein gedanke mehr zu fassen ist, alles eine rasanz bekommt, die ihren anfang hinter deinen augen nimmt, genau da, wo dieses großes loch entsteht, wenn dein kopf nach innen aufreißt. dieses loch, das nur du siehst, das nur du spürst, und diese große angst in dir, dass deine augen diesen ort preisgeben, jemand direkt in dieses loch hineinschauen kann, dorthin, wo deine sprache ihren anfang und auch ihr ende nimmt, wo deine zunge, dein mund und deine stimmbänder keine rolle mehr spielen. und du die augen schließt, um vaters blicken zu entkommen, ganz in diesem dunkel verschwinden zu können, in dieser sprachlosigkeit, so stellst du es dir zumindest vor, den körper an diesem ort leicht und unsichtbar werden zu lassen, hier auf diesem laken unter dir, das immer zu glatt, immer zu straff, immer zu weiß ist, und du stets in der angst, einen fleck, eine falte, spuren deiner anwesenheit zu hinterlassen.

du weißt nicht, wann es beginnt. es ist einfach da. du weißt nicht, was es ist; was es mit dir macht, das weißt du, hast aber kein wort dafür. in keiner der sprachen, die du lernst, findest du diesen zustand benannt, so sehr du auch suchst, nach einer bezeichnung, nach einem etikett, aber da ist nichts, nichts ist zu finden. und menschen gehen aus und ein, stehen an deinem bett, prüfen die temperatur deines körpers, dein armgelenk in fremden händen, und lippen, die lautlos zählen, wechselnde fischmäuler über dir, jedes zählt anders, vielleicht variiert dein pulsschlag, wer weiß das schon, und dazwischen kaltes metall auf deiner haut, eine membran, die deinen atem prüft, und hände, die bänder lösen, dein fein gemustertes leinenhemd öffnen, deine haut entblößen, und dieser druck der membran, die deinen körper nach außen hörbar macht, töne durch diesen trichter schickt, an dessen anderem ende ein fremdes ohr lauert, nach unregelmäßigkeiten, nach höhen und tiefen sucht. die angst zieht deinen körper nach innen, erzeugt in dir einen unterdruck, nimmt dir den atem.

manchmal lässt du das bett verschwinden. richtest den raum anders ein, nimmst bilder von der wand, setzt wände um, baust treppen ein. ein imaginäres puppenhaus, das aus oder in dir entsteht, ein offener ort aus fenstern, aus türen, die sich leicht öffnen und wieder schließen lassen, von einer stimme, einem ton nur, ein raum aus licht, und menschen, die kommen und gehen, mit leichten schritten. in deinen händen leuchtet ein sonnenschirm, eine weiß gespannte spitze im tag, durch ihn fällt ein lichtes muster auf dich, taucht deine füße in helligkeit, so etwas glänzendes am ende deines körpers. während deine eigene haut, die aus den decken lugt, sich fremd anfühlt, dir angst macht: dann, wenn du dir selbst abhanden kommst, nicht weißt, wohin mit dir, fenster und türen sich von allein schließen und diese dunkelheit, die du schon so gut kennst, wieder einzug hält. du sammelst die bilder deiner albträume, ordnest sie in gedanken zu ausstellungen an. räume, die dich auffressen, einsaugen. dunkelareale ohne anfang, ohne ende. mal kriechen sie am fußende in deine haut, mal ziehen sie durch deine haarspitzen ein, bis dich endlich die erschöpfung erlöst, dich in farblosen schlaf fallen lässt.

die krankheit wohnt in dir. ohne eine weitere bezeichnung. erstmal. einen namen bekommt sie erst am ende deines jahrhunderts. zu spät für dich. in den augen aller anderen bist du merkwürdig, ein seltsames kind. unterkühlt nennt man dich, ein wort, mit dem du wenig anfangen kannst, das dich kritisch beäugt, dich verunsichert. dabei brauchst du schutz zwischen all den männern, zwischen vater und brüdern, denen du ein anhängsel bist, eine kapriole, ein kleines dekor im tag. eine andere rolle gibt es nicht. ob das mit der krankheit oder deiner mutter, mit deiner tante oder den wechselnden gouvernanten zu tun hat, das weißt du noch nicht. begreifst du erst zu einem zeitpunkt, an dem deine perspektive immer noch dieselbe, die krankheit aber ausgereift und greifbar ist, ein fester rahmen, der wie das bett bezugsgröße wird, fixpunkt für dein denken, für die bewegungen deiner hand, wenn sie schreibt.

die erste diagnose verstehst du nicht, kannst du nicht verstehen. männer in weißen kitteln raunen sie sich zu, während sie dich durch ihre brillengläser inspizieren. dein alter ist dir abhandengekommen, es gibt kein maß, keine ordnung, in die du passen würdest. du wächst auf innerhalb deines rahmens, in deinem bett, nimmst den ausdruck von sorge wahr, der sich in die blicke deiner brüder schleicht. die risse in deinem inneren sieht niemand, da bist du sicher, das ist dein größter wunsch, aber auch deine größte angst. und so liegst du in diesem bett, saugst einen blick nach dem anderen ein, all das wird nicht ohne folgen bleiben, aber du kannst noch nicht raus aus dir, kannst nur abwarten, deinen körper gegen den einer anderen tauschen: ein gedankenspiel, das dich immer wieder über den tag rettet.

dein zustand wirkt zunächst harmlos. leichtes fieber, blasse haut, eine schwäche, die dich manchmal am gehen hindert. über dir, immer wieder, deines vaters augen, sein prüfender blick, stechend, analytisch: du bist material, in das man bohren darf, bis man auf grund stößt, deine seele eine gespannte feder, so fühlt sich das an, für dich. von außen ist davon nichts zu sehen, da ist nur ein kind, ein mädchen, das in seinem bett liegt, zu blass vielleicht, zu ernst für dieses alter, mit diesem starren blick, einer glaskugel ähnlich, die äußeres nur reflektiert, die welt in sich verkehrt und dreht, immer weiter dreht. und dann hörst du es das erste mal aus dem mund deines vaters, das wort, das sich in deinem körper einnisten wird, auch in deinem hirn: hysteria.

immer geschieht es ohne ankündigung, auch das lernst du erst später. dass die zusammenbrüche etwas mit unmäßiger erregung deiner nerven zu tun haben, wird dir erklärt, von vater, von mutter. tage ohne bewegung, so lautet deine therapie, von ärzten an deinem bett verordnet, und immer dieser gleiche satz, dass du ruhe brauchst, dich nicht erregen darfst. in diesen worten eine schuldzuweisung, die sich dir einprägt, tief ins weiße deiner haut. dass du dich nicht im griff hast. als ob du ein schlechter mensch wärst. du hält diesen vorwurf nur schwer aus. und dein kopf ist übervoll von den vielen fragen, die du nicht stellst, weil sich das in deinem alter nicht gehört, schon gar nicht als mädchen, nein, für fragen bleibt kein raum. stattdessen schnürt man dir band für band um den körper. ein mieder, das dich in deiner elenden ruhe festzurrt, und während deine brüder ihre schulen beenden, zu studieren beginnen und euren vater mit ihrem wissen zu beeindrucken suchen, liegt du im bett. bist ausgeliefert. ein abschneiden von der welt, ein abgenabeltwerden von allem, bevor überhaupt etwas angefangen hat.

1854

orte nimmst du nur als übergang wahr, immer steckt abschied in ihnen. hinter vater, mutter und brüdern erklimmst du treppen. stufe für stufe kletterst du in richtung neuer räume, die dich mit glänzenden böden empfangen, deinem gang wechselnden klang verleihen, so leise du auch zu gehen versuchst. augen und ohren, der mund, alles ist aufgerissen an dir. du atmest andere luft, hörst fremde sprachen, fürchtest, dass all das keinen platz in dir finden wird. kinder in deinem alter sammeln souvenirs, verstauen blätter, murmeln oder steine heimlich in ihren taschen. du lässt treppengeländer durch die innenflächen deiner hand gleiten, spürst glatt geschliffenes holz, die kühle einer italienischen wärme, eines englischen grau, musterst deckengemälde, zeichnest innere bilder der räume, neue ausstellungen entstehen in dir.

ein stempel nach dem anderen auf ausweis und koffern zeugt von ihrem dasein. beliebig tauschst du boston gegen london, london gegen paris, es spielt keine rolle, wo du bist, die sprachen gehen dir leicht über die lippen, mit dir aber wird wenig gesprochen, egal in welcher sprache, nur belangloses, das nicht zählt. ein gedanke, ein satz nach dem anderen verkümmert in deinem hirn, worte vertrocknen dir auf dem gaumen, bilden eine spröde schicht, setzen sich fest, verkrusten deine stimmbänder, das schlucken fällt dir schwer, und etwas bäumt sich auf in deinem inneren, mal im magen, mal im hirn. in dir wächst die wut darüber, nicht aus dem haus, nicht in die schule gehen zu dürfen, deine verzweiflung, nicht lernen, nicht laufen zu dürfen, so vieles nicht tun zu dürfen, immer maß halten zu müssen. das maß deines vaters.

vaters anwesenheit verringert die deine. sein blick ist aufmerksam, durchdringend, holt dich immer wieder ein. entfernungen spielen dabei keine rolle. durch türen, durch wände spürst du seine stechenden augen. auch nachts, wenn du schläfst. und manchmal, wenn vaters kopf sich zu dir neigt, eine unbewohnte nähe einnimmt, das dunkel seiner pupillen zu dir wächst, siehst du dich selbst, siehst dich im spiegel seiner ovalen brillengläser, siehst, wie du stehst, wie du sitzt, ohne bewegung bist. ein auftakt ohne ende.

hin und wieder nimmt vater deine hand. beugt sich leicht, legt deine kleine hand in seine große. umschließt sie. mit all seinen fingern. mustert dich genau, während du deine eigene hand suchst. sie verschwindet in seiner, du erschrickst. siehst nur noch dein handgelenk, deine dünne haut und ihr abruptes ende in seinem festen griff. du hältst den blick gesenkt, versuchst dir selbst auf die spur zu kommen, folgst deinem atem genau, hörst deinem puls nach, siehst das leichte klopfen von innen, diese kaum wahrnehmbare bewegung an deiner haut, und je genauer du hinhörst, umso lauter wird es, es hämmert in deinen ohren, und du ziehst deine hand aus seiner, fliehst, spürst den zorn in deinem rücken, drehst dich nicht um.

dein vater wechselt länder und städte, haltungen und ideale wie andere leute ihren speiseplan, täglich nimmt er neues zu sich. vielleicht nährt er genau so sein denken, sein gefräßiges hirn, das weißt du nicht, das geht dich nichts an. wie deine brüder bist du gegenstand seiner pädagogischen experimente, von ideen, die er nach lust und laune ausprobiert, immer in der annahme, seinen kindern das beste zu ermöglichen. gern würdest du dich ihm entziehen, aber du bist gefangen in raum und rolle. eure gespräche, euer täglicher umgang folgt einem fixen regelwerk, das dir zuwider ist, dir schwarze wut in die augen treibt, immer dann, wenn bei gesellschaften deine antworten wie krümel vom tisch gewischt werden, überreste deines denkens.

vier brüder, vier namen, die deine mutter beschäftigen, die ihren tagen sinn verleihen. du siehst ihre schemen, wie sie durch gänge und zimmer rennen, schwer zu unterscheiden, ihre stimmen eine fliehkraft im raum, geschwindigkeit in töne umsetzend, eine geschwindigkeit, hinter der du zeitlebens zurückbleiben wirst, abgesehen von diesem rasen in deinem hirn, aber das lässt sich nicht vergleichen. du beobachtest, wie geschickt die beine deiner brüder eine bestimmte abfolge einhalten, immer eins nach dem anderen: während der eine fuß noch in der luft ist, macht sich der andere schon bereit, hebt sich, bevor die spitze das parkett verlässt, und der andere fuß wieder aufsetzt, ein klacken im raum, hörbare anwesenheit. du sitzt still in einer ecke, deine beine verborgen in röcken, verfolgst du das geschehen, vergisst deinen körper, gehst in die beobachtung ein, wirst teil des raumes, bis der klang deines namens, selten genug, einen gedanken zerreißt.

aus wechselnden mündern hörst du deinen namen, alice, mal weicher, mal härter, mit diesem zischenden schlusslaut, so ein dünner laut, alice, der in deine ohren dringt, von außen ins innere zieht, alice, ein scharfer strich aus einzelnen mündern, so stellst du es dir vor, nein, so siehst du es sogar, ein strich, der die grenze zwischen dir und den anderen zieht, alice, so etwas schneidendes von beginn an, damit wächst du auf, das kennst du, ist dir vertraut, auch wenn keine wärme darin steckt. vielleicht gerade deshalb. anders die namen deiner brüder. william zum beispiel. dein ältester bruder. sein name endet sacht zwischen den lippen deiner mutter. ein schmelzen. wenn sie ihn ruft, suchen ihre augen ihn bereits, und ihr mund formt ein lächeln, sein name weich ausklingend, william, die betonung auf der letzten silbe, und kurz darauf seine gestalt, seine erscheinung, dir ein weites stück voraus.

deine mutter siehst du nur aus der ferne. am anderen ende des raumes, des tisches, am anderen ende deines bettes. du nimmst sie nur in schemen wahr, als hätte jemand unschärfe in dein auge gelegt, wenn es um deine mutter geht. um mary. berührung gibt es kaum, berührung denkst du dir. deine mutter ist nicht schön, aber sie hat ein klares ziel vor augen. hochzeit, familie. sie ist ein mensch, der sich problemlos einfügt, sich selbst und anderen keine fragen stellt. eine frau, die spät heiratet, auf deinen vater wartet. später als alle anderen ihre kinder bekommt. vier jungen, ein mädchen. ihre wünsche verwirklicht, glücklich ist. über deinen vater, deine brüder. sie alle verleihen ihrem alltag etwas besonders, etwas glänzendes. alle. außer dir.

mit henry ist es anders. von klein auf. zwischen euch gibt es eine verbindung, feste bande. als du auf die welt kommst, ist henry fünf, blickt wach in eure welt, während du noch in deinem bett liegst, noch nicht laufen, noch nicht denken kannst, noch nichts von deinen brüdern weißt, beugt sich henry über den rand deiner wiege, er schielt nach dir, nach diesem kleinen wesen, das du noch bist, beobachtet dich, von klein auf ist henry da, und ähnlich dir zeichnet auch er mit, zeichnet gespräche auf, die beziehungen, die sich in eurer familie entwickeln. henry bringt wärme in dein leben, er interessiert sich für dich, mehr als mutter es jemals tun wird, denn henry ist ihr liebling, ihr augenstern, daraus macht sie keinen hehl.

dein vater, deine mutter, vier brüder, wechselnde gouvernanten, äußere koordinaten deiner inneren spannung. dazwischen deine tante kate. die doppelung deiner mutter, kein spiegel, sondern verstärker. zwei frauen, die sich ohne worte verstehen, sich sorgen wegen deines kränklichen zustands, deiner fehlenden leichtigkeit. du bist eine last. wer soll dich heiraten, wer soll sich eines menschen wie dir dauerhaft annehmen? das fragst du dich auch, und ahnst früh die antwort, früher als alle anderen: du wirst allein, wirst jungfer bleiben. spinster