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Wie ist das ohne Liebe groß werden zu müssen? Mit so engen Grenzen, daß ich irgendwann keine Luft mehr bekommen habe. Wie habe ich es geschafft mich da rauszubuddeln? Was hilft mir trotz allem ein optimistischer, positiver und herzlicher Mensch zu sein? Anderen Menschen mit meiner Geschichte Mut zu machen, ihren Weg zu gehen. Darum geht es mir heute und in diesem Buch. Na neugierig? Dann …
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Seitenzahl: 114
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Für alle, die immer an mich geglaubt haben.
Du auch?!
1. Auflage, erschienen 3-2023
Umschlaggestaltung: Romeon Verlag
Autorin: Christine Lemmer
Layout: Romeon Verlag
ISBN: 978-3-96229-650-6
www.romeon-verlag.de
Copyright © Romeon Verlag, Jüchen
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Christine Lemmer
Du auch?!
Auch eine schlechte Startposition kann ein guter Beginn sein
Risiko
Warum schreibe ich dieses Buch?
Der Start
Einsamkeit
Leistung
Mobbing
Beziehungen
Mein beruflicher Werdegang
Als nichts mehr ging
Wer bin ich?
Meine Hilfen
Heute
Nachwort
Danksagung
Risiko
Es gibt zwei verschiedene Haltungen
Gegenüber dem Leben.
Die eine: Streben nach Sicherheit.
Die andere: Sich über Schicksal und Zeit
Und alles das erheben.
Das Risiko muss man bejahen:
Man arbeitet ohne Seil.
Es macht nichts, wenn man sich außen verletzt:
Innen bleibt man heil.
Das ist die Haltung der Sucher und Finder:
Nicht auf Sicherheit, auf Sinn eingestellt,
Können sie auf fast alles verzichten,
Nur nicht auf ihren Entwurf von der Welt.
Eva Strittmatter
Warum schreibe ich dieses Buch?
Dieses Buch ist für mich eine Herzensangelegenheit: Aus meinem Herzen soll es die Menschen erreichen. Schon als Kind habe ich mir vorgestellt, mal ein Buch zu schreiben. Unklar war mir immer das Thema.
Ich war schon immer eine Leseratte und liebe es, mit einem Kopfsprung in ein Buch zu tauchen und dort zu leben. Auch Bücher über Menschen, die einen weiten Weg mit vielen Umwegen gehen, faszinieren und begeistern mich immer wieder, da sie mir Mut und Hoffnung geben, meinen Weg weiter-zu-gehen. Zu wissen, dass es da andere gibt, denen es ähnlich geht, tut mir gut.
Zudem begegnen mir in meinem Leben immer wieder Menschen, die mich dazu ermuntern, dieses Projekt zu realisieren. Meine Mutmacher!
Ganz entscheidend ist sicherlich, dass ich die Frage »Wer will das schon lesen?« begraben habe. Denn selbst, wenn nur ein Exemplar gedruckt werden würde, die Geschichte, meine Geschichte, möchte das System verlassen, und zwar genau jetzt.
Das hängt sicher auch mit meinem Neustart am Niederrhein vor zwei Jahren zusammen. Durch ihn schaffte ich es, ganz viel Gewesenes hinter mir zu lassen und vor allem loslassen zu können.
Ich schreibe dieses Buch auch, um anderen Mut zu machen, trotz oder gerade wegen einer schlechten Startposition ihren ganz eigenen Weg zu gehen.
Ich war da in vielerlei Hinsicht sicher sehr radikal, doch für mich ist das mein Weg. Ich bereue keine einzige Sekunde oder Entscheidung – so oft ich an meinem Abgrund gestanden habe und mir auch heute noch hin und wieder die Frage stelle: »Wofür das alles?«
Es lohnt sich aus meiner Sicht immer wieder aufs Neue, da wir etwas so Wundervolles geschenkt bekommen haben: unser Leben.
Was ich mir wünsche?
Dass die Menschen Freude an diesem Buch haben, mit der gesamten Palette, die für mich zu einem Buch gehört.
Ich wünsche mir, dass gelacht, geweint, gestaunt, der Kopf geschüttelt, sich empört und gefreut wird. Dass eine Passage im Gedächtnis bleibt, die man anderen erzählt oder dass man sich immer wieder berühren lässt.
Ich wünsche mir, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte, bis die letzte Seite verschlungen ist.
Vor allem wünsche ich mir, meine Leser zu inspirieren und mutig zu machen, neugierig auf dieses Leben, das immer wieder so wundervolle Momente bereithält.
Noch eine kleine Warnung: Die Lektüre dieses Buches könnte Ihr Leben positiv beeinflussen!
Also, auf geht’s ins Abenteuer Leben.
Ihre Sonnenschein-Mutmacherin
Christine
Der Start
… klingt erst mal normal.
Los ging das Abenteuer Leben an einem hoffentlich sonnigen Junitag des Jahres 1976. Gestartet bin ich ein paar Tage verspätet an einem Nachmittag im Kreißsaal, in einer der Städte des Bergischen Städtedreiecks.
Wie ein Bild aus dieser Zeit belegt, ging mir Lärm schon damals auf den Keks. So klein, wie ich war, hatte ich mir die Finger in die Ohren gesteckt. Das hat sich bis heute so gehalten.
Auch die Präzision, die sich durch mein Geburtsgewicht von exakt 4.000 g ausdrückte, ist bis heute geblieben. So werden die Grundsteine wohl schon sehr früh gelegt.
Alle weiteren Informationen aus dieser Zeit stammen aus Überlieferungen, da ich, wie sicher viele, keine Erinnerung daran habe.
Wenn ich Fotos betrachte, sehe ich einen Sonnenschein, der sich mit elf Monaten schon auf die eigenen Füße stellte, um die Welt zu entdecken. Auch vor Wasser, das mich seit jeher fasziniert, habe ich nicht Halt gemacht und ab ging es in den Kochelsee, wo wir Urlaub machten.
Als ich knapp zwei Jahre alt war, wurde unsere Familie durch meinen Bruder komplettiert.
Die ersten Lebensjahre habe ich am Fuß einer großen Sehenswürdigkeit des Bergischen Landes verbracht. Allein durch die Lage hatte dieses Aufwachsen einen eher dörflichen Charakter, was meiner Persönlichkeit sehr entgegenkam. Ich sage heute noch über mich, dass ich ein Landei bin und bleibe.
Ich bin dort in den Kindergarten gegangen und die ersten drei Jahre in die Grundschule. Nach anfänglichen Kontaktschwierigkeiten, die durch meine erste Beurteilung belegt sind, hatte ich mich prima in die Klasse integriert und es gab sogar den einen oder anderen Verehrer. Meinen ersten Kuss habe ich im Gartenhäuschen eines Klassenkameraden bekommen.
Auch in dieser Zeit wurde ich sehr kurzgehalten, was meine Kontakte anging, doch wenn ich daran zurückdenke, war es eine schöne Zeit.
Andere Verwandte haben in dieser Zeit keine Rolle gespielt.
In den Sommerferien, als der Wechsel von der dritten zur vierten Klasse bevorstand, sind wir auf Wunsch meiner Mutter umgezogen. Ich kann bis heute nicht nachvollziehen, warum das unbedingt sein musste. Wir sind ans andere Ende der Stadt gezogen und ich wurde komplett entwurzelt: alle Kontakte gekappt. Ich musste in der Grundschule für ein Jahr neu anfangen und außerdem mit dem Bus zur Schule fahren.
Ich weiß noch, wie wir vor unserem neuen Wohnhaus standen und meine Mutter den großartigen Garten anpries. Derweil habe ich nur gedacht: Was soll ich hier? Das auszusprechen hätte ich jedoch nicht gewagt. Ich traute mich noch nicht mal zu weinen, als schließlich der Abschied von meinem vertrauten Leben anstand.
Ich weiß nur noch, dass mir meine liebe Grundschullehrerin den Weggang so leicht wie möglich gemacht hat, denn ich bekam den Troll, den es sonst zum Abschluss der Grundschule gab, schon ein Jahr vorher. Ich besitze ihn heute noch, genau wie das Spiel, das sie mir ins Krankenhaus gebracht hat, als ich mir den Ellenbogen gebrochen hatte und operiert werden musste. Sie ist sicher ein Engel meines Lebens.
Mich in die neue Klasse zu integrieren, habe ich ganz gut hinbekommen. Da wenige meiner Klassenkameraden in der unmittelbaren Umgebung lebten, blieben die Kontakte begrenzt. Die Abschlussfahrt ging zu einem Ponyhof, wo ich meine Liebe zu Pferden entdeckte. Guten Kontakt gab es zu den Nachbarmädchen ein Haus höher und da vor allem zu der Kleineren, die ungefähr ein Jahr jünger war als ich. Wir haben stundenlang auf der Treppe gesessen, gequatscht, Gummitwist gespielt oder waren im Wald. Dort haben wir uns unsere Welt gebaut. Das war eine unbeschwerte Zeit da draußen. Wir waren auch sehr geschickt. Im Garten stand ein Pool, in den ich ab und zu auch mit reindurfte. Mit den Mädchen bin ich immer mittwochs in die Mädchenjungschar gegangen.
Als Kind und Jugendliche erschien mir der Berg, an dem wir wohnten, immer unglaublich steil, kaum zu bewältigen. Ich war vor einiger Zeit noch einmal dort und baff, dass der Berg gar nicht so steil ist. Nur das Haus sah noch genauso aus wie vor 21 Jahren, als ich dort ausziehen musste. Es gab im Garten sogar noch ein Wagenrad, das dort schon in meiner Kindheit gehangen hatte. Wir wohnten schon jwd.
So hieß es auch, mit dem Bus unterwegs zu sein, als ich auf die höhere Schule kam – eine der besten Entscheidungen meiner Mutter, bei der sie sich durchgesetzt hat. Ich bin auf einer Gesamtschule angemeldet worden. Wir waren dort erst der zweite Jahrgang und für mich war es die perfekte Schulform. Ich hätte heute kein Abitur, wenn ich nicht dort gelandet wäre. Doch das Wichtigste für mich ist die soziale Kompetenz, die ich dort erworben habe. Auch für mich als Spätentwicklerin und jemand, der immer etwas länger braucht, hat diese Schulform Vorteile gebracht.
Mir fällt gerade auf, dass ich gar nicht viel von der Familie erzähle. Das ist auch alles verschwommen. Ich hatte immer viel Zoff mit meinem Bruder, das weiß ich. Mein Vater spielte keine Rolle und meine Mutter hat die Richtung vorgegeben. Ich weiß nur, dass mein Vater Tag für Tag mit dem Fahrrad durch die ganze Stadt zur Arbeit gefahren ist. Auch kenne ich es fast nur so, dass er auch samstags gearbeitet hat. Alle vier Wochen ging er sonntags kegeln und wenn wir ihn abholten, war immer eine komische Stimmung und ich habe den Kopf eingezogen.
Ich kann mich weder an Gespräche erinnern noch daran, dass ich mal in den Arm genommen wurde oder jemand mit mir gekuschelt hat. Dass dies sehr wohl zu einem Familienleben gehört, habe ich erst als Jugendliche gesehen, als ich mit einer Freundin und ihrer Familie in der Schweiz im Urlaub war. Sonst hatte ich keinen Einblick in andere Familien.
In meinem Leben gab es über eine lange Zeit einen straffen Tagesplan, der aus Schule und Sport bestand. Dazu kamen am Wochenende die Wettkämpfe, was Stundenlanges Herumsitzen in einer Schwimmhalle bedeutet hat. Auch wenn ich das Schwimmen nie richtig gemocht habe, war es wohl ein wichtiger Baustein, um diese Zeit zu überleben. Im Schwimmbecken hatte ich meine Ruhe. Es gab in der Familie keine Diskussion darüber, welchem Hobby man nachgeht.
Als ich mal den Wunsch geäußert hatte, dass ich gerne Klavier spielen möchte, wurde dieser abgebügelt mit den Worten: »In unserer Familie ist man nicht kreativ.« Nachdem ich wohl schon sehr früh gelernt hatte, dass es gar nichts bringen würde, dann ein weiteres Mal zu fragen, habe ich den Wunsch einfach abgelegt und weitergemacht mit dem, was geduldet wurde. Auch am Tanzen hatte ich schon immer großes Interesse: Funkenmariechen wäre ich gerne gewesen, Ballett hätte ich gerne gelernt und als in meinem Heimatort das Cheerleading aufkam, wurde mir mit den Worten: »Hast du mal in den Spiegel geschaut, so wie du aussiehst willst du tanzen?« der Wind aus den Segeln genommen.
Eine Zeit lang habe ich im Schulchor gesungen und als jemand für eine Schulaufführung ausgefallen ist, habe ich bei einem Tanz mitgemacht. Heimlich, weil ich Angst hatte, dass es mir verboten werden könnte.
Ich habe nur Bilder meiner Einschulung, auf denen ich allein mit Schultüte zu sehen bin. Keine Familie!
Ich bin immer gerne in die Schule gegangen und für mich gab es nichts Schöneres als gute Noten: Zahlen, die feststanden, die man nicht zerreden konnte. Dort habe ich Fakten geschaffen. Ich habe mich immer mündlich beteiligt. Da hat man mir wenigstens mal zugehört, denn neugierig auf das Leben war ich schon immer.
Sehr früh musste ich mit meinem jüngeren Bruder im Bus durch die halbe Stadt zum Schwimmtraining fahren. Nach dem Training wurden wir meistens von unserer Mutter mit dem Auto abgeholt und hatten zehn Minuten Zeit, um uns anzuziehen, sonst wäre meine Mutter gefahren.
Ich weiß noch: Wenn mein Bruder und ich eine gute Phase hatten, haben wir unser Telefongeld in Süßigkeiten umgesetzt.
Generell wurde das Essen zu Hause rationiert. Ich durfte noch nicht einmal allein an den Kühlschrank gehen und mir etwas nehmen. Der Satz: »Iss nicht so viel, sonst wirst du dick« hat mich durch diese Zeit begleitet. Genauso der Umstand, dass mein Bruder immer »Dicke« zu mir gesagt hat. Sowohl in der Schule als auch im Schwimmverein wurde ich immer mehr zur Außenseiterin. Ich wurde auch immer verschlossener. Nur die Erweiterung meines Wissens konnte mich wirklich begeistern. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mir mal jemand bei den Hausaufgaben geholfen oder zum Beispiel Vokabeln mit mir geübt hat. Ich kann bis heute das große Einmaleins nicht und auch die Regeln der Rechtschreibung sind mir fremd. Wenn ich heute zurückschaue, finde ich das einerseits erschreckend und andererseits absolut bewundernswert, dass ich ein Abitur mit einem Notendurchschnitt von 2,4 hingelegt habe.
Wenn meiner Mutter irgendetwas nicht gefallen hat, – was oder wie ich etwas gemacht habe – wurde ich ins Zimmer geschickt: »Wenn du wieder normal bist, kannst du wiederkommen.« Es wurde dann auch nicht mehr darüber geredet. Ich hatte wieder zu funktionieren.
Ich durfte bei niemandem übernachten, auch nicht bei den Großeltern. Meine Mutter meinte, das würde zu einer Entfremdung führen. Im Teenageralter wurden mir meine Freunde sogar noch schlechtgeredet.
Da ich mich nie gewehrt habe, wurde ich auch in der Schule ein Mobbingopfer. Eine Klassenkameradin hat mir nach dem Sport in der Umkleidekabine mal beide Oberarme verkratzt. Es hat richtig geblutet und die Narben sieht man heute noch. Da ich auch bei Streit mit meinem Bruder immer die Schuld bekommen habe, habe ich zu Hause nichts mehr erzählt und langärmelige Pullover getragen, bis alles verheilt war. Es gab niemanden, dem ich genug vertraut hätte, um diese Vorkommnisse zu erzählen. Also bin ich noch stummer geworden und habe die Dinge still ertragen. Ich kannte es nicht anders.