Dunkle Stimme meines Herzens - Christine Feehan - E-Book

Dunkle Stimme meines Herzens E-Book

Christine Feehan

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Beschreibung

Seine Seele ist ihr Schicksal

Eins wusste Vasilisa, die einer lykanischen Adelsfamilie entstammt, bereits ihr ganzes Leben: Ihre Bestimmung ist es, den Mann zu finden, dessen Seelengegenstück sie in sich trägt. Als sie in der Kälte Sibiriens schließlich auf Afanasiv trifft, einem der urältesten Karpatianer, entflammt die Leidenschaft zwischen den beiden sofort und sie wissen, sie gehören zusammen. Doch ihr gemeinsames Glück muss warten. Denn als wäre ihre gegensätzliche Herkunft nicht schon genug, schmiedet Vasilisas Tante einen heimtückischen Komplott gegen die Liebenden, und plötzlich müssen sie sich einer gefährlichen Reise in die Unterwelt stellen, bei der nicht nur ihr beider Leben auf dem Spiel steht ...

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Seitenzahl: 641

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Inhalt

CoverÜber dieses BuchÜber die AutorinTitelImpressumWidmungDie GöttinStammbaum: Die Karpatianer – Teil 1Stammbaum: Die Karpatianer – Teil 2Stammbaum: Andere Karpatianische GefährtenTEIL EINS: DER WAGEN1234TEIL ZWEI: DER GEHÄNGTE5678TEIL DREI: DAS RAD DES SCHICKSALS9101112TEIL VIER: DER TOD13141516TEIL FÜNF: DIE WELT17181920DANKSAGUNG

Über dieses Buch

Eins wusste Vasilisa, die einer lykanischen Adelsfamilie entstammt, bereits ihr ganzes Leben: Ihre Bestimmung ist es, den Mann zu finden, dessen Seelengegenstück sie in sich trägt. Als sie in der Kälte Sibiriens schließlich auf Afanasiv trifft, einem der urältesten Karpatianer, entflammt die Leidenschaft zwischen den beiden sofort und sie wissen, sie gehören zusammen. Doch ihr gemeinsames Glück muss warten. Denn als wäre ihre gegensätzliche Herkunft nicht schon genug, schmiedet Vasilisas Tante einen heimtückischen Komplott gegen die Liebenden, und plötzlich müssen sie sich einer gefährlichen Reise in die Unterwelt stellen, bei der nicht nur ihr beider Leben auf dem Spiel steht …

Über die Autorin

Christine Feehan lebt gemeinsam mit ihrem Mann und ihren elf Kindern in Kalifornien. Sie schreibt seit ihrer frühesten Kindheit. Ihre Romane stürmen regelmäßig die amerikanischen Bestsellerlisten, und sie wurde in den USA bereits mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Auch in Deutschland erfreut sich die Autorin einer stetig wachsenden Fangemeinde.

CHRISTINE

FEEHAN

Dunkle Stimme meines Herzens

Roman

Aus dem amerikanischen Englischvon Andreas Decker

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Deutsche Erstausgabe

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2022 by Christine Feehan

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Dark Whisper«

Originalverlag: Berkley Books

All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form.

This edition published by arrangement with Berkley, an imprint of Penguin Publishing Group, a division of Penguin Random House LLC.

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2023 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6–20, 51063 Köln

Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München | www.guter-punkt.de

Umschlagmotiv: © mycola / iStock /Getty Images Plus; YURY TARANIK/iStock/Getty Images Plus; Geber86/iStockphoto; olenakryvoruchko/stock.adobe.com; nyul/iStock/Getty Images Plus

eBook-Produktion: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7517-4767-7

luebbe.de

lesejury.de

Für Elizabeth CastellosMit Liebe

TEIL EINS

- 1 -

Vasilisa Sidkorolyavolkva blickte einen langen Moment zu der silbernen Mondsichel am dunkelblauen Himmel hinauf. Sie liebte diese Zeit der Nacht, wenn Millionen von Sternen über den Himmel verstreut funkelten und er klar und vollkommen war. Sie atmete ein, um all die Düfte in ihrer Nähe aufzunehmen, eine Angewohnheit, die man ihr zum Zwecke der Selbsterhaltung bereits in der Kindheit anerzogen hatte.

Der Pavillon mit dem schwarz-weiß gefliesten Mosaikboden lag verlassen da; hier war oft bis spät in die Nacht getanzt und gefeiert worden, aber das war schon lange nicht mehr der Fall gewesen. Ihre Familie wollte, dass sie sich einen Ehemann suchte, und auf jedem Ball drängte man ihr geeignete Junggesellen auf. Sie hasste die Enttäuschung in den Augen ihrer Familie zu sehen, besonders in denen ihres ältesten Bruders. Wenn sie nicht bald nachgab, würde er von ihr verlangen, sich seiner Wahl zu fügen – und sie wusste, dass sie das nicht tun würde.

Andros, das Oberhaupt ihrer Familie, verlor langsam die Geduld mit ihr. Er glaubte, sie würde sich seinem Befehl unterwerfen, vor allem, weil er daran gewöhnt war, dass ihm jeder gehorchte. Ihre anderen Brüder, die Zwillinge Garald und Grigor, kannten sie viel besser. Sie wussten um ihren Starrsinn, und sie behielten sie nach jedem Ball genau im Auge. Je mehr Andros sie bedrängte, umso schärfer wurde ihre Überwachung.

Vasilisa musste lächeln. Sie hatte ihre ganz eigenen Methoden, sich aus ihrem palastartigen Haus zu schleichen, und ihre Brüder hatten sie nie erwischt. Nicht ein einziges Mal in all den Jahren, in denen sie es getan hatte.

Ihre kleine Gemeinschaft lebte in einer sehr abgelegenen Gegend im ostsibirischen Wald und existierte schon seit Hunderten von Jahren. Mehr noch. Seit Generationen war man unter sich geblieben, auch wenn die Jüngeren die Dörfer verlassen hatten, um in urbaneren Gegenden Arbeit zu suchen. Sie fügten sich nahtlos ein.

Die Dörfer existierten bereits seit so vielen Jahrhunderten, dass sie sich immer noch der Monarchie zugehörig betrachteten und die Regierung nicht anerkannten, obwohl jeder Mann und jede Frau der Erfahrungen wegen beim Militär diente. Vasilisa entstammte dieser Monarchie, und ihr Bruder Andros war der derzeitige König.

In der letzten Zeit war Vasilisa sehr unruhig gewesen. Unruhig und launisch. Nervös. Dabei bewahrte sie nach außen hin stets ihre ruhige Gelassenheit. Sie war zu geschickt in der Kampfkunst, um sich etwas anmerken zu lassen. Dieses kühle Äußere bedeutete aber keineswegs, dass sie nicht tief im Inneren vor Leidenschaft brannte. Sie brauchte ein Ventil. Sie wusste, dass sie dringend den wachsamen Blicken ihrer Brüder entkommen musste. Sie hatten es auch gespürt – diese Unruhe in ihrem Land –, weshalb sie noch mehr auf sie achteten.

Vasilisa fürchtete sich in erster Linie vor dem, was diese gereizte Nervosität, die sie auf jeden losgehen lassen wollte, der sie auch nur schief ansah, zu bedeuten hatte. Auf die Dinge, die sich veränderten, hatte sie keinen Einfluss. Dinge, die sie möglicherweise direkt betrafen. Sie brauchte eine Freundin, mit der sie offen über alles reden konnte. Eine Person, die niemals ihr Vertrauen missbrauchen würde. Die Leidenschaft in ihrem Inneren wuchs, genau wie die schreckliche Angst, die sie nie näher ergründete.

Mit schnellen, lautlosen Schritten eilte sie die breiten Stufen hinunter auf den schneebedeckten Weg, der zu einem Pfad in den Lärchenwald führte. Ihre Familie nutzte ihn häufig, um zu dem kleinen Gasthaus zu gelangen, in dem die Einheimischen am Abend einkehrten, um zu trinken und zu tratschen. Ein prasselndes Feuer im großen Steinkamin hielt die bittere Kälte fern. Je mehr Leute sich dort versammelten, desto wärmer wurde es.

Das Gasthaus wurde von Kendal und Odessa Balakin betrieben. Das alte Paar gab es schon so lange, wie Vasilisa denken konnte. Sie waren freundlich und zuvorkommend zu jedem, obwohl die Dorfbewohner sehr abergläubisch waren und Fremden oft misstrauisch begegneten.

Während sie sich einen Weg durch die dicht beieinanderstehenden Bäume bahnte, schaute sie wieder zum Mond. Ein paar mutige Mäuse huschten über die weiße Landschaft, erhaschten Samen und gruben sich eilig unter den Ästen ein, die auf die Schneedecke gefallen waren, um nicht von den Eulen auf Nahrungssuche entdeckt zu werden. Im Lärchenwald gab es Schnee-Eulen, Bartkäuze und Sperlingskäuze, die unermüdlich jagten.

Plötzlich erschien ein schneeweißer Feldhase hinter einem Baumstamm und hielt abrupt inne, ehe er sich auf die Hinterbeine aufrichtete. Vasilisa blieb ebenfalls ruckartig stehen. Die beiden starrten sich an. Ihr Herz schlug schneller, das Blut zirkulierte heiß und rauschend durch ihren Körper. Der kleine Hase klopfte mit der Hinterpfote auf die dicke Schneedecke, eine Warnung, mit der er den Rest seiner Sippe wissen ließ, dass sie auf der Suche nach Nahrung nicht länger allein waren.

»Keine Angst, kleine Schwester. Ich bin nicht auf der Jagd«, sagte Vasilisa sanft zu dem Tier.

Der Hase witterte, richtete die Ohren mit den schwarzen Spitzen in ihre Richtung, als könnte er jedes Wort verstehen. Wer vermochte schon zu sagen, ob es nicht so war? Sie benutzte ihre Muttersprache. Vielleicht war der Hase so intelligent. Er hatte lange genug überlebt, um erwachsen zu werden. Viele schafften das nicht. Sie beachtete das Tier nicht weiter und schritt den schmalen Pfad entlang, der sich durch den Lärchenwald zum Gasthaus wand. Es war ein gutes Stück von ihrem Heim entfernt, aber sie begrüßte den Spaziergang. Manchmal kam sie sich in ihrem eigenen Haus wie eine Gefangene vor. Sie hatte dringend rausgemusst, und die Nachtluft war das perfekte Gegenmittel.

Vasilisa trug einen knöchellangen weißen Pelzmantel, dazu eine passende weiße Pelzmütze, die ihre Ohren bedeckte, damit sich die Kälte nicht durch den Kopf in ihre Knochen schlich. Ihre Handschuhe waren ebenfalls weiß. Sollte sie mit der weißen Schneelandschaft verschmelzen müssen, würde ihr das selbst mit ihrem Lippenstift und den strahlend blauen Augen gelingen. Der eng sitzende Mantel schien ihre Figur zu umschmeicheln, verbarg aber eine Vielzahl von Waffen. Sie war keine vertrauensselige Frau. Sie war dazu erzogen worden, sich zu verteidigen. Ihr Unterricht hatte früh begonnen, und man hatte von ihr erwartet, dass sie ihn sehr ernst nahm. Ihre Mutter hatte ihr eingebläut, dass es keinen Platz für Fehler gab – es ging um Leben und Tod.

Seltsamerweise waren ihre Brüder nie bei den täglichen Übungsstunden zugegen gewesen, und man hatte sie ermahnt, niemals mit ihnen oder ihrem Vater über das zu sprechen, was ihre Mutter ihr beibrachte. Als sie heranwuchs, verstand sie den Grund – ihre Mutter hatte ihr ein Erbe hinterlassen, das von der Mutter an die Tochter weitergegeben wurde. Sie spürte die Last dieses Vermächtnisses in jedem wachen Moment. In letzter Zeit hatte diese Last sogar noch zugenommen, denn etwas hatte sich verändert.

Es hatte eine gefährliche Verschiebung gegeben, ein Erdbeben, das irgendwo tief im Boden einen Spalt geöffnet hatte. Dessen war sie sich sicher. Sie spürte die Furcht, die es verursacht hatte, die ständige Gefahr, die ihr geliebtes Volk umgab. Kleine Dinge gingen plötzlich schief. Man hatte Kleintiere gefunden, die meilenweit vom Dorf entfernt grausam ausgeweidet worden waren, und das hatte ausgereicht, um einige Jäger zu alarmieren, die sich auf die Suche nach dem Schuldigen gemacht hatten. Natürlich gab es Spuren, aber die waren sehr klein und den Männern nicht vertraut, als wäre ein unbekanntes Tier aus der Tiefe nach oben gestiegen und hätte sich dann wieder in den Boden eingegraben, nachdem es mehrere Kaninchen und Eichhörnchen getötet hatte.

Seitdem verspürte Vasilisa diese ständige Unruhe. Die Albträume beeinträchtigten ihren Schlaf. Sie schlief nachts nur selten, zog es vor, sich tagsüber auszuruhen, aber selbst wenn die schweren Vorhänge an ihren Fenstern zugezogen waren und ihre Musik lief, schien nichts zu helfen. Da war dieses bedrohliche Gefühl, das im Laufe der Zeit nur schlimmer wurde.

Das Gasthaus war wie so oft hell erleuchtet; durch die unbedeckten großen Fenster in der Schankstube fiel ein fröhlicher, heller Schein. Reisende konnten hier ein Zimmer mieten, aber meistens waren nur Einheimische hier, die wegen des Wodkas, Tees, Kwass und warmen Schwarzbrots kamen.

Vasilisa stieß die Tür auf, und die baumelnden Wolfskopf-Glöckchen an ihren Riemen verkündeten ihre Ankunft. Sie trat auf die Fußmatte, um den gröbsten Schmutz von ihren Stiefeln zu entfernen, während sie nach Luft schnappte. Nach der klirrenden Kälte der Nacht fiel es schwer, sich an diese Hitze zu gewöhnen.

Sie war schon Hunderte Male im Wolfsgehege gewesen, doch dieses Mal fühlte es sich anders an. Diesmal war es anders. Ihr stockte der Atem, und sie blickte in Richtung der Treppe zu den Gästezimmern, die Kendal und Odessa vermieteten. Ihre Hand fuhr schützend an ihre Kehle. Schon fühlte sie die überwältigende Präsenz. Zuerst war da dieser Geruch. Etwas Wildes. Animalisches. Kein Wolf. Wölfe kannte sie. Etwas noch Wilderes. Noch ungezähmter als der Wolf. In Sibirien gab es Tiger. Nein. Sie schüttelte den Kopf. Kein Tiger. Etwas noch Gefährlicheres.

Sie wollte nicht einatmen, aber sie konnte nicht anders. Es hätte sowieso keine Rolle gespielt. Sie wurde eingekreist. Eingehüllt. Weitere Gerüche drangen auf sie ein, dieses Mal durch ihre Poren. Brandmarkten sie. Zedernholz. Birke. Quellwasser. Falls sie die Schwelle überschritt, würde sich ihre Welt verändern, davon war sie überzeugt, und es würde kein Zurück geben.

Sie wollte sich umdrehen und in die Nacht fliehen, aber wenn sie das tat, würde sie das, was auch immer um sie herum Stellung bezogen hatte und langsam durch ihre Poren tief in ihr Inneres bis hin zu den Knochen drang, mit sich nehmen. Sie zwang sich zu einem Schritt und behielt ihr Lächeln bei, denn sie war kein Feigling, und sie hatte ihr ganzes Leben lang auf diese Nacht gewartet. Aber davon zu träumen und es in Realität zu erleben waren zwei völlig verschiedene Dinge.

»Vasilisa.« Odessa lächelte breit. »Ich hätte wissen müssen, dass du heute Abend kommen würdest. Es ist diese Art von Abend. Voller Überraschungen.«

Vasilisa ignorierte die Männer, die um die geschwungene Theke herum saßen und sich ihr zugewandt hatten, als sie den Raum betrat. Sie zog die weißen Handschuhe aus und schob sie in die tiefen Taschen ihres Mantels. »Überraschungen? Heute Abend gab es Überraschungen, Odessa? Ich hätte nicht gedacht, dass es in unserem Dorf noch viele Überraschungen gibt.«

Odessa stellte das Teeservice auf ein Tablett. »Normalerweise würde ich dir zustimmen. Skyler und Dimitri sind vorbeigekommen. Du kennst Dimitri. Er ist schon seit Jahren in der Gegend. Er meidet Menschen und zieht Wölfe vor. Jetzt hat er sich eine Frau geholt. Sie ist auch noch jung. Ich halte Skyler für zu jung für ihn, aber was weiß ich schon? Sie hilft ihm bei diesen ganzen Wolfsexperimenten oder was auch immer er da treibt.«

»Er hat ein Wolfsschutzgebiet eingerichtet, damit die Tiere einen sicheren Rückzugsort haben, wenn der Wald an anderen Stellen schrumpft«, erklärte Vasilisa geduldig wie schon so oft zuvor.

Dimitri Tirunul war ein Paradebeispiel für das Misstrauen der Einheimischen. Dimitri kam schon seit Jahren. Er hatte ihnen unzählige Male geholfen, aber er galt immer noch als Außenseiter, und man vertraute ihm nicht im Geringsten. Er war hier ansässig. Vasilisa war ihm oft im Wald begegnet. Seine Fähigkeiten reichten an die ihrer Brüder heran, und das wollte schon etwas heißen, denn nur wenige konnten es mit ihnen aufnehmen. Natürlich wusste sie, dass Dimitri geheiratet hatte.

»Das ist die überraschende Nachricht? Dass Dimitri eine junge Frau hat?«

»Nein.« Odessa lachte vergnügt, während sie das Tablett auffüllte. »Es waren Fremde im Gasthaus. Das ist die Überraschung. Vier Männer. Sie sahen sehr gefährlich aus.« Sie senkte die Stimme, obwohl der Raum voll war und die Fremden das Gasthaus entweder verlassen haben oder oben in ihren Zimmern sein mussten. Der Geräuschpegel war laut. »Sie haben nach Dimitri gefragt.«

Ein Schauder lief Vasilisa den Rücken hinunter. Dimitri war vielleicht nicht in ihrem Dorf geboren worden, aber soweit es sie betraf, war er einer von ihnen. Er beschützte die Wölfe, genau wie sie selbst. »Was hast du ihnen gesagt?«

»Ich wusste natürlich nicht, wo Dimitri steckt. Er geht, wohin er will.« Odessa gestikulierte in Richtung Wald. »Das ist ein großer Ort, und er läuft mit den Wölfen. Sollen sie doch versuchen, ihn zu finden.«

Vasilisa bemühte sich, nicht zusammenzuzucken. Selbst diese magere Auskunft war möglicherweise zu viel gewesen. Sie musste Dimitri warnen. Oft blieben er und Skyler wochenlang in den Wäldern, ohne dass jemand ihn oder seine Frau sah.

Ein schrecklicher Vorfall hatte Dimitri fast das Leben gekostet. Es kursierten Gerüchte darüber, und Vasilisa wusste, dass die Wahrheit viel schlimmer war, als die Einheimischen ahnten. Er war ein sehr gut aussehender Mann gewesen. Jetzt waren sein Gesicht, sein Hals sowie seine Arme und Hände von Narben überzogen, obwohl sie mittlerweile zu dünnen weißen Linien verblasst waren. Sie hatte ihn weder nach den Narben noch den Gerüchten gefragt. Sie hatte nichts Unangenehmes zur Sprache bringen wollen, aber ihre Familie war über das verstörende und entsetzliche Ereignis informiert worden. Es hatte ihre ganze Gemeinschaft schlecht aussehen lassen.

Dimitri hatte sich schon immer von anderen ferngehalten, aber seit diesem Vorfall ging er allen noch mehr aus dem Weg, selbst nach seiner Heirat. Sie konnte ihm keinen Vorwurf machen. Ihr war bekannt, dass die beiden Personen, die er vor dem sicheren Tod gerettet hatte, ihn verraten und dann gefoltert hatten; sie hatten ihn vor den anderen aufgehängt, damit er einen langsamen, qualvollen Tod starb. Die junge Skyler hatte ihm das Leben gerettet.

Vasilisa verstand die Leute nicht. Vielleicht würde sie das auch nie. Es reizte sie nicht, in die geschäftige Welt hinauszugehen, in die es so viele der Jüngeren drängte. Sie würde nicht hineinpassen. Selbst mit achtundzwanzig Jahren behielt sie die altmodischen Werte und Moralvorstellungen, die ihr ihre Mutter eingetrichtert hatte.

»Ich glaube, ich bin ein Dinosaurier, Odessa. Ich passe nirgendwo hin.«

»Du passt genau hierher, Vasilisa«, versicherte Odessa ihr. Sie beugte sich über die Theke, sah wieder in beide Richtungen und flüsterte fast. »Da ist aber noch mehr. Ich hatte gehofft, dass du vorbeikommen würdest. Es hat mich gefreut, dass deine Freundin hier ist, um dich zu besuchen. Sie scheint immer dann aufzutauchen, wenn du sie am dringendsten brauchst.«

Vasilisa runzelte die Stirn. Sie konnte erkennen, dass Odessa es ernst meinte. Nun stieg auch in ihr Sorge auf. »Was ist los?«

»Leute von der Regierung. Sie sind ebenfalls da. Sie tun so, als wären sie es nicht, aber sie sind es. Ich kann sie drei Meilen gegen den Wind riechen. Ich habe schon zu viele von ihrer Sorte gesehen. Sie sind hier, um uns Ärger zu machen.«

Vasilisas Magen verknotete sich augenblicklich. Das war die schlimmstmögliche Nachricht. Die Dorfbewohner bemühten sich nach Kräften, nicht aufzufallen. Die meiste Zeit über ignorierte die Regierung ihre Existenz. Sie befanden sich zu weit oben in der Wildnis. Sie lebten von einem Land, das sonst niemand wirklich wollte. Sie blieben unter sich und machten keinen Ärger.

»Haben diese Beamten auch nach Dimitri gefragt?« Sie hoffte es nicht, aber es würde sie nicht überraschen. Dimitri ging seinen eigenen Weg. Er musste mit der Regierung zusammenarbeiten, um Genehmigungen für den Schutz seiner Wölfe und des Landes, um das er sich kümmern wollte, zu erhalten.

»Nein, aber sie haben sich nach deinen Brüdern erkundigt, vor allem nach Andros.«

Vasilisa stockte der Atem. »Ich danke dir, Odessa.« Sie brauchte nicht zu fragen, ob Odessa oder Kendal mit den Regierungsbeamten über ihre Brüder gesprochen hatten. Das würden sie niemals tun, und das galt auch für den Rest der Dorfbewohner. Niemand würde jemals die Monarchie verraten.

Odessa zog sich ein wenig zurück und setzte ein Lächeln auf. »So, jetzt will ich dir die Zeit mit deiner Freundin nicht verderben. Sie kommt nicht oft, um dich zu besuchen. Sie wartet auf ihrem üblichen Platz in der Ecke. Du weißt, wie schwierig es ist, sie zu sehen, wenn sie nicht gesehen werden will. Ich wünsche dir viel Spaß mit ihr, Vasilisa.«

Vasilisa nahm das Tablett und bewegte sich geschmeidig durch die Menge, die Männer und Frauen machten ihr direkt den Weg frei, sobald sie sich näherte. Sie kannte Sorina schon so lange, wie sie denken konnte, und sie hatte immer gleich ausgesehen. Groß und wunderschön. Mit ihrem dichten eisblonden Haar und ihrem großzügigen Mund, der immer zu einem Lächeln bereit zu sein schien, war ihr Alter unmöglich zu bestimmen. Sorina stand auf und nahm ihr das Tablett sofort ab.

»Da bist du ja. Ich dachte schon, ich müsste dich suchen. Du verlierst dich beim Betrachten der Sterne, Vasi.«

Sorinas Stimme munterte Vasilisa auf und sorgte dafür, dass sie sich beschwingter fühlte. Sofort wünschte sie sich, sie hätte ihre Freundin früher um einen Besuch gebeten. Ein Teil der Angst, die ihren Verstand überschattete, löste sich auf, als sie diese melodische Stimme hörte, und sie konnte wieder klar denken.

»Was ist los, Vasi? Ich kann deine Besorgnis spüren.«

Vasilisa schüttelte den Kopf. »Ich möchte, dass du die Sinne ausstreckst und herausfindest, ob du etwas spürst, ohne dass ich dir einen Hinweis gebe. Ich möchte dich nicht beeinflussen.« Sie füllte die kleinen Gläser mit Tee, fügte Milch hinzu und stellte sie in die goldenen, filigranen Halter.

»Ich war schon unruhig, und allein heute Abend herzukommen hat mir bestätigt, dass etwas nicht in Ordnung ist.« Sorina musterte sie aufmerksam, wandte die dunklen, wissenden Augen nicht von ihr ab. Die Kombination aus blondem Haar und dunklen Augen war atemberaubend.

»Odessa hat mir erzählt, dass Fremde hier sind. Vier Männer suchen nach Dimitri.« Vasilisa konnte die Sorge in ihrer Stimme nicht verbergen.

Sorina lächelte. »Es gibt keinen Grund, sich um Dimitri zu sorgen, Vasi. Er könnte es allein mit jedem oder auch mehreren Feinden aufnehmen. Nach dem Verrat, dem er zum Opfer fiel, ist er wieder bei Kräften. Er hat seine Frau, die eine Naturgewalt ist. Im Moment sind Razvan und Ivory bei ihnen zu Besuch. Sie bilden die junge Skyler und Dimitri aus, Vampire mit Wölfen zu jagen. Ivory und Razvan sind legendär, in unserer Welt sind sie als zwei der berühmtesten Vampirjäger bekannt.«

Vasilisa konnte sich einen kleinen Anflug von Aufregung nicht verkneifen, als sie das hörte. »Ich kenne diese Namen natürlich. Sie sind hier? Ganz in der Nähe?«

Sorina nahm einen Schluck Tee. »Sie könnten überall sein. Wichtig ist nur, dass Dimitri in Sicherheit ist. Er ist von einem riesigen Rudel Wölfe umgeben, das ihn als einen der ihren akzeptiert. Er hat Ivory, Razvan und seine Frau bei sich. Ich glaube, er ist vor jedem Eindringling sicher, der ihm etwas antun will.«

Vasilisas Erleichterung war gewaltig. Es gab so viele andere Dinge, um die sie sich sorgen musste. Sie wollte nicht auch noch in die Nacht stürzen müssen, um nach Dimitri zu sehen. Sie würde nach ihm suchen, aber das wollte sie zurückstellen, bis sie herausgefunden hatte, was noch alles vor sich ging – was vermutlich eine ganze Menge war.

»Außerdem haben Regierungsagenten nach meinen Brüdern gefragt. Vor allem nach Andros. Meine Geschwister haben alle beim Militär gedient, es gibt Unterlagen. Sie sind der Regierung bekannt. Sie haben mit Ehre gedient. Es macht mir Angst, dass diese Männer hier sind und Fragen stellen. Ausgerechnet jetzt.«

»Warum ausgerechnet jetzt, Vasi?«, fragte Sorina.

»Hast du den Spalt in der Erde gespürt? Vor ein paar Tagen gab es ein großes Erdbeben. Es hat mich geweckt, mich fast aus dem Bett geworfen. Als ich nach draußen eilte, spürte ich den Riss. Ich hörte die Schreie der Toten. Irgendwo gibt es einen Schacht, und ich muss ihn finden, Sorina. Ich muss einen Weg finden, ihn zu schließen.«

»Du erzählst mir nicht alles, das spüre ich. Da ist ein Zögern, es laut auszusprechen.«

Vasilisa seufzte. Sie spielte an der Goldschmiedearbeit des kleinen Teeglashalters herum. »In meiner Familie gibt es eine Prophezeiung, die von der Mutter an die Tochter weitergegeben wird, eine sehr heilige Prophezeiung, die wir mit niemandem teilen. Nicht mit dem Bruder. Nicht mit dem Vater. Mit niemandem.« Sie sah Sorina an. »Meine Mutter hat mir gesagt, dass ein Mann kommen würde, um mich zu beanspruchen, dass er mein wahrer Seelengefährte sein würde. Wenn er nicht innerhalb einer bestimmten Zeitspanne erscheint – und ich werde wissen, wann der Augenblick gekommen ist –, muss ich einen guten Mann heiraten und die Seele, die ich hüte, an meine Tochter weitergeben.«

Sorina sah sie eine Zeit lang schweigend an. Sie widersprach nicht oder bezeichnete Vasilisa auch nicht als verrückt, sondern stellte ihr einfach eine direkte Frage. »Hütest du die Seele eines Mannes?«

»Ja. Manchmal spüre ich ihn. Er ist jetzt ganz nah. Sehr nah. Als ich das Gasthaus betrat, wusste ich, dass er ganz in der Nähe war. Er war hier an diesem Ort.«

Sorina atmete aus und griff über den Tisch, um kurz Vasilisas Hand zu berühren. »Du musst Angst haben.«

»Sogar große Angst. Warum sagst du mir nicht, dass ich verrückt bin?«

»Weil auch ich die andere Hälfte der Seele eines Mannes in mir trage«, erklärte Sorina ganz ruhig. »Das ist die Art meines Volkes. Mir ist bewusst, dass es bei deinem Volk nicht so ist. Du weißt, dass ich Karpatianerin bin, und wenn deine Leute über mich Bescheid wüssten, würden sie mich hier nicht akzeptieren. Sie sind sehr abergläubisch. Trotzdem komme ich schon sehr lange her, und wir sind Freundinnen, seit du ein kleines Mädchen warst. Ich bin mit dir zusammen aufgewachsen. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie es kommt, dass auch du eine Seele in dir trägst, aber wenn deine Mutter dir das gesagt hat, dann ist das auch die Wahrheit.«

»Meine Mutter hat gesagt, es sei meine Pflicht, seine Seele vor allen zu beschützen, die versuchen könnten, sie zu rauben oder zu vernichten. Sollte sie mir genommen werden, könnte er die Welt zerstören. Er könnte so mächtig sein. Ist das auch die Wahrheit?«

Sorina nickte langsam. »Du weißt von den Vampiren. Du hast gesehen, welche Zerstörung sie anrichten. Dir ist klar, was du und ich gemeinsam bewachen. Aber das ist noch schlimmer. Dein Seelengefährte könnte ein uralter Krieger sein, der schon viel zu lange auf der Welt ist. Solltest du seine Seele preisgeben, könnten andere Jäger ihn möglicherweise nicht in Schach halten. Das wäre eine Katastrophe. Du trägst eine große Verantwortung.«

Vasilisa nickte und strich mit dem Finger über den Rand ihres Glases. »Meine Mutter hat mir das eingebläut.«

»Hast du die Tarotkarten befragt?«

»Ich lebe nach den Karten. Du hast dein Blut gegeben, um das Deck am Leben zu erhalten und damit ich dir helfen kann, das Tor zu bewachen. Ich nehme die Karten sehr ernst. Ich befrage sie täglich. Heute habe ich den Wagen gezogen. Er stand aufrecht und starrte mich direkt an. Die Karte symbolisiert Entschlossenheit. Innere Stärke. Sie kann auch Veränderung signalisieren, und in diesem Fall glaube ich, dass sie nach Veränderung schreit.«

Sorina lächelte sie an. »Die Attribute klingen nach dir. Du bist immer entschlossen, und du hast eine größere innere Stärke als jeder andere, den ich kenne.«

»Als ich heute die Karten legte, wurde mir klar, dass das Muster nicht nur für mich bestimmt ist. Der Wagen galt auch ihm. Er verfügt über Entschlossenheit und innere Stärke. Sein Wille ist stark. Er ist stark, sodass ich ihn spürte, als ich die Karten konsultierte.« Sie legte die Hand auf ihr Herz, wo die Karte der Göttin jederzeit geschützt war. »Sorina, ich weiß, dass er sich meiner bewusst war. Er hat mich gespürt. Wir haben uns irgendwie verbunden. Da ist so viel Kraft in ihm. Ich habe nicht verstanden, wie er sich mit mir verbinden konnte, obwohl ich nicht nach ihm gesucht oder erwartet habe, ihn zu finden.«

Sorina biss sich auf die Lippe. Vasilisa bemerkte, dass zwei ihrer Zähne ein wenig schärfer aussahen als die anderen. Statt ihr Aussehen zu beeinträchtigen, unterstrichen sie nur ihre Schönheit.

»Warum bereitet dir das Sorgen? Dein Mann muss stark sein. Du bist in einer unhaltbaren Lage, Vasi. Du musst alle beschützen, und plötzlich bist du ohne eigenes Verschulden verwundbar geworden. Du wirst Hilfe brauchen. Seine Hilfe. Das musst du doch gewusst haben. Deine Mutter muss es dir erklärt haben, als sie von seinem Kommen sprach.«

Vasilisa strich sich das dunkle Haar zurück. »Ich hatte meine mädchenhaften Fantasien«, gestand sie. »Es ist nicht dasselbe, wie einem echten, lebenden Mann gegenüberzustehen. Soweit ich weiß, könnte er ein Verrückter sein, der mich beherrschen will. Aber das wird nicht passieren, das weißt du.«

Sorina lächelte. »Ich weiß, dass er es versuchen könnte. Er ist ein Karpatianer. Die Männer wurden mit einer gewissen Haltung geboren. Sie sprechen die rituellen bindenden Worte, und ihr seid miteinander verbunden. Das verschafft ihnen einen Vorteil.«

»Karpatianer?« Vasilisa spuckte ihr das Wort fast entgegen. »Ich will nicht, dass er Karpatianer ist. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viel Mühe es mich bereits kostet, vor meinen Brüdern zu verbergen, was ich bin? Vor meinem Volk? Kannst du dir vorstellen, wie schwierig es wäre, es vor ihm zu verbergen? Ich glaube nicht, dass man vor Karpatianern Geheimnisse haben kann.«

Sorina schüttelte den Kopf. »Da hast du recht. Erstens würde er das nicht dulden, und zweitens kann er deine Gedanken lesen.«

»Na toll. Das ist einfach großartig.« Vasilisa lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Als hätte ich nicht schon genug Probleme. Ich werde ihm aus dem Weg gehen.«

»Was bedeutet der Wagen für die Beziehung?« Sorina klang neugierig.

Vasilisa schaute sie misstrauisch an. »Hast du gerade meine Gedanken gelesen?«

»Nein, natürlich nicht. Ich habe dir versprochen, dass ich das nicht ohne deine Erlaubnis mache. Es ist nur so, dass du, wenn du an die Karten glaubst, auch wirklich alles glauben musst und dir nicht nur das aussuchen kannst, was dir gefällt.«

Vasilisa fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. »So funktioniert das nicht immer. Die Karten sind nie konkret.«

»Das sind sie selten, weil es nicht deine Karten sind«, korrigierte Sorina sie. »Du willst es mir nicht sagen.«

Vasilisa seufzte. Sie wollte es ihr in der Tat nicht sagen, aber sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte, also konnte sie es genauso gut hinter sich bringen. »Also schön. Es ist Zeit, dass ich in einer Beziehung mit Zuversicht vorangehe. Aber damit könnte auch unsere Beziehung gemeint sein, oder die Beziehung zu meinen Brüdern.«

Sorina lachte hell. Fröhlich. Melodisch. Obwohl es ein leiser Laut war, vertrieb er die bedrückende Negativität im Raum und ersetzte sie durch Heiterkeit. Die Flammen im Kamin reagierten darauf und flackerten höher, warfen orangefarbene und rote Muster an die Wände. Die Gespräche im Raum wurden lebhafter und fröhlicher; begeisterte Stimmen waren zu vernehmen.

»Du lügst nicht sehr gut«, sagte Sorina.

Vasilisa warf sich wieder auf ihrem Stuhl zurück. »Ich weiß. Ich konnte noch nie anständig lügen. Früher habe ich es versucht, aber man hat mich immer dabei erwischt. Nun gut. Ich habe diesen Eindruck von einem stattlichen Mann. Nicht in Bezug auf seinen Körper, sondern seinen Verstand. Er ist sehr intelligent, schlagfertig und schrecklich dickköpfig. Er geht seinen eigenen Weg.« Sie runzelte die Stirn und konzentrierte sich. »Ich habe nur einen kleinen Einblick in ihn bekommen, aber sein Geist ist ein Minenfeld.«

»Was soll das heißen?«

»Spaß beiseite, er ist unheimlich, Sorina, und sehr gefährlich. Ich habe nur einen flüchtigen Blick auf seine Fähigkeiten erhaschen können.«

»Wenn ein männlicher Karpatianer geboren wird, ist seine Seele in zwei Hälften gespalten. Er behält die Dunkelheit, und das Licht wird der Frau zum Schutz anvertraut. Es liegt in seiner Verantwortung, sie zu finden. Im Alter von etwa zweihundert Jahren verliert er die Fähigkeit, Farben zu sehen und etwas zu empfinden. Je nach Umständen passiert ihm das manchmal schon viel früher. Er jagt den Vampir und sucht nach seiner Seelengefährtin. Es gibt nur eine einzige Frau, die Farben und Gefühle in sein Leben zurückbringen kann. Kannst du dir vorstellen, wie schwer es ihm nach Jahrhunderten des Lebens fallen würde, alte Freunde zu töten oder selbst jene, die mit seiner Familie aufgewachsen sind? Mitansehen zu müssen, wie Menschen aus seinem Dorf sterben? Es wäre egal, ob er Emotionen hätte oder nicht, er würde es trotzdem registrieren.«

Ehrlich gesagt konnte sich Vasilisa eine solche Existenz nicht vorstellen. »Warum um alles in der Welt sollte das Schicksal sein Leben noch komplizierter machen, indem es ihn mit jemandem wie mir zusammenbringt? Ich bin die denkbar schlechteste Partnerin.«

Sorina zuckte mit den Schultern. »Das denkst du vielleicht …«

»Ich weiß es. Er wird ununterbrochen unter Beobachtung stehen. In dem Moment, in dem ich mich für einen Mann interessiere, werden meine Brüder ihn genau unter die Lupe nehmen. Das weißt du. Dann werden es die Dorfbewohner tun. Nicht einer oder zwei von ihnen, sondern alle. Und wir wissen nicht, ob wir überhaupt zusammenpassen. Ich bin eine andere geworden. Das könnte ihm nicht gefallen.«

Plötzlich durchfuhr ein Schmerz ihren Kopf, Vasilisas Schläfe pochte. Es kam unvermittelt, ein harter Schlag über ihrem linken Auge, der sich anfühlte, als hätte jemand einen heißen Schürhaken in ihre Haut gestoßen und dann weiter durch den Knochen. Ein unerträglicher Schmerz; mit einem leisen Aufschrei schlug sie die Hand auf die Stelle.

»Was ist los?«, fragte Sorina.

»Schmerzen«, brachte sie keuchend hervor. »Es ist schlimm.«

Sorina streckte den Arm aus, schob Vasilisas Hand sanft zur Seite und legte zwei Finger auf die pochende Stelle. Sie schloss die Augen und atmete scharf ein. »Vasi, lass mich nur einen Moment rein.«

Vasilisa zögerte und öffnete dann der Freundin ihren Geist. Der Schmerz war so stark, dass sie Hilfe brauchte. Sie wollte nicht vor allen eine Szene machen. Im Moment saßen sie in einer abgelegenen Ecke, wo niemand sie beachtete, aber wenn sie sich übergab, würden alle hinsehen.

»Das ist nicht dein Schmerz«, erklärte Sorina. »Das ist seiner. Du musst dich von ihm abkoppeln. Du fühlst eine Art Echo dessen, was er erleidet.«

»Sein Schmerz? Was passiert denn mit ihm? Was meinst du mit Echo?« Wenn sie auch nur einen Teil von dem fühlte, was er fühlte, brauchte er Hilfe. Sie musste ihn finden. Sie drückte sich wieder die Hand aufs Auge.

»Er ist in irgendeinen Kampf verwickelt. Setz dich, Vasi. Das ist es, was diese Männer tun. Sie sind auf der Jagd nach Vampiren. Offensichtlich hat er einen gefunden.«

»Das kannst du nicht wissen. Er ist im Wolfsland. Er könnte mit einem großen Rudel zusammengestoßen sein.« Sie ließ sich auf den Stuhl zurücksinken, von dem sie aufgestanden war, ohne sich dessen bewusst zu sein.

»Es fühlte sich für mich nicht nach Wölfen an.«

»Oder etwas Schlimmeres. Das Erdbeben hat einen Spalt im Boden geöffnet. Ich glaube, etwas Böses entweicht«, sagte Vasilisa. »Er könnte Hilfe brauchen. Dafür bin ich ausgebildet. Selbst wenn er ein Experte im Kampf gegen Vampire ist, ist das nicht dasselbe wie der Kampf gegen die Dämonen aus der Unterwelt.«

Sie rieb sich den Kopf, versuchte mit großer Willensanstrengung, sich von dem Mann zu lösen, mit dem sie angeblich für den Rest ihres Lebens schicksalhaft verbunden sein sollte. Sie hielt inne. Sie würde ihn aufspüren müssen. Vielleicht würde es den Schmerz in ihrem Kopf lindern, wenn sie sich nur ein wenig distanzierte.

Die Tür öffnete sich und ließ einen kalten Luftzug herein. Die Flammen wogten über die Holzscheite im Kamin und loderten zu hellen, heißen Zungen der Wut auf. Eine plötzliche Stille legte sich über die Schankstube, als die Neuankömmlinge eintraten, den Schnee von ihren Stiefeln stapften und ihre Schals, Handschuhe und Mützen abnahmen.

Sorina lehnte sich über den Tisch. »Ich will nicht riskieren, dass man mich sieht. Sie werden sicher kommen, um mit dir zu reden.«

Das war zweifellos richtig. Vasilisa würde nicht aus dem Gasthaus herauskommen, ohne ein Gespräch mit mindestens einem der Regierungsagenten zu führen. Sie suchten nach Mitgliedern der Monarchie, und sie saß genau hier.

»Danke, dass du gekommen bist, Sorina.«

»Ich werde versuchen, dir zu helfen, wenn du mich brauchst«, versprach ihre Freundin. Die Lichter in der Schankstube flackerten und wurden dunkler – nur einen Moment lang. Sogar die Flammen im Kamin schrumpften zusammen. Sorina verschwand einfach. Dabei verwandelte sich das Teeservice für zwei in nur eine Tasse. Nichts wies mehr darauf hin, dass Vasilisa mit jemandem zusammengesessen hatte.

Im Laufe der Jahre hatte Vasilisa sich an Sorinas Art des Kommens und Gehens gewöhnt. Wenn sie nicht gesehen werden wollte, löste sie sich einfach in Luft auf. Genau wie Vasilisa hatten Karpatianer ihre Geheimnisse. Sie lehnte sich zurück, rieb sich die schmerzende Stelle am Kopf, atmete tief durch und tat ihr Bestes, den Mann zu berühren, mit dem sie geistig verbunden war.

Das Band zwischen ihnen war extrem stark. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie er aussah oder wo er steckte. Sie wusste nichts über ihn – nur, dass er ihr gehörte. Sie musste sich bemühen, ihre Gedanken zu klären, etwas, das ihr normalerweise sehr schnell gelang, aber der pochende Schmerz in ihrem Kopf war eine große Ablenkung – und zutiefst beunruhigend. Nebenbei behielt sie die Regierungsbeamten im Auge. Sie hatten sie noch nicht in der Ecke des Raums entdeckt. Einige Dorfbewohner hatten sich absichtlich vor ihren kleinen Tisch gestellt, um sie besser vor den Blicken der fremden Besucher zu verbergen.

Sie musste sich beeilen und die Gelegenheit nutzen, die sich ihr bot. Was konnte sie über ihn persönlich erfahren? Und was konnte sie von seiner Umgebung sehen? Sie kannte ihr Land ganz genau. Sie war jede Handbreit davon abgegangen, hatte es ihrem Gedächtnis wie eine Karte anvertraut, und sie hatte sich noch nie verirrt. Eine weitere Gabe ihrer Herkunft.

Er war ein bösartiger Kämpfer. Ein brillanter Stratege. Das war sie auch. In dieser Hinsicht würden sie gut zusammenpassen. Diese Gemeinsamkeit gefiel ihr. Sie musste sich an jede Eigenschaft klammern, die sie womöglich teilten. In der Regel hielt er sich von Menschen fern, außer um sich zu nähren. Er war hochintelligent und in der Magie sehr bewandert, die meisten Meistervampire konnte er überlisten, zog es aber oft vor, mit ihnen zu kämpfen. Aber warum?

Allein sein brillanter Verstand hätte ihn davon abhalten müssen, sich für eine körperliche Auseinandersetzung mit einem Feind zu entscheiden, wenn er nicht dazu gezwungen war. Was tat er da? Warum begab er sich in Gefahr, wenn er es nicht musste? Sie versuchte einen Eindruck davon zu erhalten, wo er sich aufhielt.

»Vasilisa Sidkorolyavolkva?« Einer der vier Fremden aus der Stadt stand an ihrem Tisch und starrte sie mit falkenähnlichen Augen an. »Ich habe ein paar Fragen an Sie. Darf ich mich zu Ihnen setzen?«

Die Art, wie er sie ansah, gefiel ihr nicht. Da war einfach zu viel männliches Interesse. Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Eigentlich wollte ich gerade gehen, doch vielleicht kann ich noch ein paar Minuten bleiben. Aber nicht lange.« Sie blickte in Richtung Theke, wo Odessa auf irgendein Signal von ihr warten würde. Sie hob den Kopf und deutete mit dem Kinn auf das Teeservice. Odessa eilte durch die Menge, um abzuräumen, ohne ein Wort darüber zu verlieren, dass ein Teil davon fehlte.

Ein paar Dorfbewohner kamen in der Nähe des Tisches zu einem Grüppchen zusammen und trennten den Fremden von seinen Begleitern, während er sich auf dem Platz niederließ, den Sorina freigemacht hatte.

»Mein Name ist Nikolay Sokolov, ich habe zusammen mit Ihrem Bruder Andros beim Militär gedient. Wir waren viele Jahre lang gute Freunde und haben uns dann aus den Augen verloren. Er hat mir erzählt, dass er in einem abgelegenen Dorf lebt, aber ehrlich gesagt hätte ich nie gedacht, dass es so abgelegen ist.« Er schenkte ihr ein kurzes Grinsen, das hauptsächlich aus Zähnen bestand. Das Lächeln reichte nicht bis zu seinen Augen. Er wartete einige Herzschläge, doch sie antwortete nicht. Was gab es dazu schon zu sagen?

Bis jetzt konnte sie keine Lüge entdecken. Nikolay Sokolov hatte wahrscheinlich mit Andros gedient. Möglicherweise waren sie tatsächlich Freunde gewesen. Nach Andros’ Heimkehr war es mehr als wahrscheinlich, dass sie den Kontakt verloren hatten.

»Es kursiert da das Gerücht, dass Andros ein Mitglied des Königshauses ist, dass die Leute hier in erster Linie seine Regeln befolgen als die der Regierung.«

Es war keine Frage, aber Vasilisa starrte ihn erst schockiert an und brach dann in Gelächter aus. »Ein so intelligenter Mann wie Sie ist doch sicher nicht auf dieses hartnäckige Gerücht hereingefallen. Unser Haus, das auf dem alten Palastgelände steht, hält diese Gerüchte am Leben. Ich muss meinen Brüdern sagen, dass wir es lieber niederbrennen sollten, als es zu modernisieren. Renovierungen sind sehr kostspielig, deshalb können wir immer nur wenig tun. Es ist lächerlich, dass Sie glauben, meine Brüder könnten sich gegen die Regierung wenden, wo sie doch unserem Land mit Auszeichnung gedient haben. Es war ihnen eine Ehre.« Ihr Ton war unbekümmert, doch ein Hauch Verachtung schwang darin mit. Das hatte sie im Laufe der Jahre perfektioniert.

Nikolays Blick war scharf. Durchdringend. Ihr lief ein Schauder über den Rücken. Dieser Mann war ein Gegner, den es im Auge zu behalten galt. Höchstwahrscheinlich war er ein Verhörspezialist. Das Schlimmste aber war, dass sie Verrat wittern konnte. Jemand in ihrem Dorf hatte mit diesem Mann gesprochen. Das bedeutete, dass sie herausfinden musste, von wem und warum sie verraten wurden.

Es gefiel ihr nicht, wie sein Blick über ihr Gesicht und ihren Körper glitt. »Ich werde Andros wissen lassen, dass Sie hier abgestiegen sind und ihn gern besuchen möchten.«

»Verzeihen Sie mir die persönliche Frage, aber ich sehe kein Zeichen, dass Sie schon einen Mann haben.«

Ihr Magen verkrampfte sich. Das war ein sehr gefährliches Terrain. Sie zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. »Ich habe einen Mann«, sagte sie schlicht. »Ich muss jetzt wirklich gehen.« Entschlossen stand Vasilisa auf, zog die Handschuhe an und setzte den Hut auf. Sie zog den weißen Pelzmantel enger und vergewisserte sich, dass die Knöpfe geschlossen waren.

»Sie haben keine Begleitung?«

»Das ist mein Zuhause, Nikolay Sokolov.« Sie nickte ihm zu, um ihm Respekt zu erweisen. Er war älter als sie, hatte dasselbe Alter wie ihr Bruder. »Ich brauche keine Begleitung, aber ich danke Ihnen für Ihre Sorge.« Sie wandte sich zum Gehen.

»Sie sind wirklich eine schöne Frau.« Das Kompliment rutschte ihm heraus, als könnte er nicht anders und hätte es eigentlich nicht gewollt. »Ihr Bruder hat Sie vor der Welt versteckt.«

Sie lächelte ihn an. »Mein Bruder weiß, dass ich mich außerhalb der Wälder und Berge nicht wohl fühle. In den Städten kann ich nicht atmen. Hier beschützt er mich.«

»Und dieser Mann, von dem Sie gesprochen haben?«

»Er denkt genauso.« Sie hoffte, dass es die Wahrheit war. Sie vermochte nicht zu sagen, ob es tatsächlich stimmte. Sie wusste nichts über den Mann, dessen Seele von der Mutter an die Tochter weitergegeben und jahrhundertelang so sorgfältig behütet worden war. Nur, dass er jetzt in der Nähe war und in Schwierigkeiten steckte.

Sie hob eine Hand, schenkte Nikolay Sokolov ein rätselhaftes Lächeln und drängte sich durch die Menge, die sich teilte, um sie zur Tür zu lassen. Hinter ihr schlossen sich die Reihen sofort wieder und machten es dem Beamten und seinen Begleitern so gut wie unmöglich, ihr schnell zu folgen. Als die Männer es nach draußen geschafft hatten, war sie verschwunden. Sie konnten nicht einmal ihre Spuren im Schnee finden.

- 2 -

Vasilisa rannte durch den Lärchenwald den Berg hinauf zu dem Gebiet, das sie schon immer unter dem Namen Landstreichertreff kannte. Es handelte sich um einen felsigen, riesigen, tückischen Überhang, der steil in eine tiefe Schlucht abfiel. Sie war sich ziemlich sicher, dass der Mann, mit dem sie Kontakt aufgenommen hatte, irgendwo in der Nähe war. So hatte es sich angefühlt. Sie rannte schnell, ihre Füße glitten über den Schnee, sie machte Sprünge von drei und viereinhalb Metern, um Zeit zu gewinnen.

Etwas drängte sie jetzt. Das Flüstern einer Verschwörung. Sie schmeckte einen Hauch von Verrat in ihrem Mund, während sie den Berg hinaufrannte. Durch ihre Blutlinie war sie mit ihrem ganzen Volk verbunden. Stürzte einer zu Boden, war sie sich dessen bewusst. Wandte sich einer von ihnen ab, wusste sie es. Die Frage war nur, wer es war.

Es war eine Falle gestellt worden, und sie lief direkt darauf zu. Vasilisa verließ den Weg und überlegte in aller Ruhe, was zu tun war. Sie musste ihr Ziel erreichen, aber zuerst musste sie diejenigen aufspüren, die ihr auflauerten, und sich ihrer entledigen. Sie konnte es nicht wagen, sie im Rücken zu haben.

Sie zog die Stiefel aus und tauchte mit ihren nackten Füßen in den Schnee ein, drückte sie so gut es ging in den Boden und suchte eine Verbindung zur Erde. Ungefähr fünf Kilometer den Berg hinauf, in der Nähe des Gipfels, spürte sie eine Störung. Sie ließ sich Zeit, ließ die Verbindung stärker werden. Vier Männer. Sie alle gehörten zu ihrer Art. Ihrem Volk.

Einen Moment lang loderte heiße und grelle Wut in ihr auf, ein Zorn, der sich festsetzen und sämtliche Disziplin zerstören, der in einer großen Explosion jede Vernunft auslöschen und sie in ein Tier verwandeln konnte. Ihre Hände schmerzten, die Knöchel knackten, und die Fingernägel brannten. Ihre Zehennägel glühten rot im Schnee – was sie gesehen hätte, hätte sie die Zeit für einen Blick gehabt.

Sie hatte die Wahl. Sie konnte ihren Feind – vielleicht – auslöschen oder die Kontrolle behalten und es mit Sicherheit schaffen, wenn sie ihren Verstand benutzte. Sollte sie sich wie ein wildes Tier auf sie stürzen, würde man sie einfach erschießen, und sie würde nie erfahren, ob sie sie mit kühlem Kopf hätte besiegen können. Mühsam bezwang sie das animalische Temperament und brachte sich unter Kontrolle.

Vasilisa schob die Stiefel in die größeren Innentaschen ihres Mantels und machte sich erneut auf den Weg zum Landstreichertreff. Diesmal blieb sie abseits des üblichen Weges und nutzte den Schutz der Bäume. Leise rief sie den Eulen in der Umgebung zu, für sie zu spähen. Auf den Bäumen in der Nähe der Stelle, an der die Verschwörer in ihrem Hinterhalt warteten, gab es auch ein paar Eichhörnchen. Die Nagetiere befolgten eifrig ihre Befehle.

Das Wolfsrudel konnte sie nicht herbeirufen. Da vier Verräter auf sie lauerten, wäre es zu gefährlich gewesen, aber nicht weit entfernt von dem Hinterhalt gab es einen bösartigen kleinen Vielfraß, der am Ufer des eiskalten Flusses entlangstrich. Sie berührte ihn. Vielfraße waren heikel. Hier hatte sie es mit einem Weibchen zu tun. Manchmal waren sie kooperativ, manchmal auch nicht. Nicht immer funktionierte es, Bilder in den Geist von Tieren zu senden, aber Vasilisa war geschickt darin, und Vielfraße waren intelligent. Das Weibchen hatte kein Problem damit, ihr zu helfen. Sie ermahnte es, sich vor den Waffen in Acht zu nehmen, die die Männer vermutlich bei sich führten.

Sie war jetzt auf Angriffsnähe zu den vier Lykanern. Einer der Verräter befand sich in unmittelbarer Nähe. Sie erkannte ihn, und ihr Herz wurde schwer. Ihre Zwillingsbrüder Garald und Grigor waren mit ihm aufgewachsen und zur Schule gegangen, hatten mit ihm zusammen gedient. Sie betrachteten ihn als Freund. Abends trafen sie sich oft mit ihm im Gasthaus, um zu plaudern, zu trinken und sich zu amüsieren. Sie konnte sich nicht vorstellen, was Alik Bykov dazu bewogen haben könnte, ihre Familie und ihr Volk zu verraten. Es würde ihren Brüdern das Herz brechen, so zäh sie auch waren.

»Du hast doch gesagt, sie würde jeden Moment hier sein, Alik«, schimpfte einer der Männer, der bäuchlings in einem weißen Schneeanzug auf dem zugeschneiten Untergrund lag.

»Du musst leiser sprechen, Gav Sobol«, zischte Alik. »Sie hat ein sehr gutes Gehör.«

»Sie ist eine Frau. Sie wird uns nicht viel Ärger machen«, sagte ein dritter Mann, der ebenfalls Schneekleidung trug. Er schien hier das Sagen zu haben und sah gelangweilt aus. Er saß im Schnee und hielt ein großes Messer in der Hand.

Alik warf ihm einen mitleidigen Blick zu. »Brody Portnov, du weißt, dass das keine gewöhnliche Familie ist. Sie verfügt über besondere Fähigkeiten. Jeder von ihnen, auch Vasilisa. Nur weil sie eine Frau ist, sollte man sie nicht unterschätzen. Sie ist sehr erfahren im Umgang mit Waffen, und sie wird versuchen, sich den Weg freizukämpfen.«

»Du hast gesagt, sie wird angelaufen kommen, um einen Fremden zu retten, der verletzt in der Schlucht feststeckt«, sagte der vierte Mann. »Warum sollte sie Waffen dabeihaben? Sie würde Verbandszeug mitbringen. Decken. Hilfe für ihn, keine Waffen.« Er stand etwas abseits des Weges, die Hände auf seinen Waffen.

»Sie hat eine Affinität zu den Bergen, Arman Botnik«, verkündete Alik. »Sie weiß immer, wenn jemand verletzt ist, und sie hilft den Verwundeten. Sie wird hier entlangkommen. Das ist der einzige sichere Weg zur Schlucht. Und sie wird bewaffnet sein, denn in dieser wilden Gegend ist man allein nicht sicher.«

»Ich habe Gerüchte gehört, dass sie so gut wie ihre Brüder ist«, räumte Arman ein, »aber ich habe sie nie in Aktion gesehen.«

Die anderen drei Männer waren Vasilisa unbekannt. Sie kamen eindeutig aus einer anderen Gegend, außerhalb des Territoriums der Königsfamilie. In gewisser Weise war sie dankbar. Es war schon schwer genug zu wissen, dass Alik sie verraten hatte. Es mit vieren von ihrem Volk zu tun zu haben, die sie persönlich kannte, würde diesen Kampf umso schmerzlicher machen.

Ein rotes Eichhörnchen flitzte über den Boden und rannte beinahe über Gav Sobol hinweg, den Mann, der links vom Weg im Schnee lag. Ein Bartkauz tauchte wie ein Phantom aus der Nacht auf und stürzte lautlos mit den ausgestreckten, riesigen Krallen voran in die Tiefe, um seine Beute zu fangen. Er verfehlte sie, schlug Gav aber die Krallen mitten ins Gesicht und riss ihm beinahe die Augen aus dem Kopf, bevor er kräftig mit den Flügeln schlug, in die Luft stieg und zwischen den Bäumen verschwand. Der Mann schrie auf, ließ das Gewehr fallen, schlug die Hände vors Gesicht und wälzte sich herum.

Zur gleichen Zeit änderte das rote Eichhörnchen abrupt die Richtung, als hätte die Anwesenheit der vielen Männer es erschreckt, und huschte direkt auf Brody Portnov zu. Das Tier landete auf seinem Schoß, schaute zu ihm hoch und schoss dann zwischen seine Beine. Portnov versuchte zuerst, es mit der Hand von sich zu wischen, dann stach er mit dem Messer danach. Das Eichhörnchen revanchierte sich, indem es sich bösartig zwischen seinen Beinen verbiss.

Brody brüllte vor Wut, ließ das Messer los und versuchte, das Tier zu packen, um es wegzureißen und von sich zu schleudern. Er legte gerade beide Hände darum, als der Vielfraß zwischen den Bäumen hervorschoss, scheinbar in der Absicht, das Eichhörnchen zu seiner Beute zu machen. Die geifernden Reißzähne schlugen nahe der Leiste in Brodys Oberschenkel, während er das Eichhörnchen wegschleuderte. Der Vielfraß riss an dem Fleisch und zog sich dann schnell zurück, hinterließ Blut, tiefe Bisswunden und einen auf Russisch fluchenden Brody.

Vasilisa tauchte wie ein Schemen aus dem Schnee auf, so schnell, dass selbst Alik, der sie erwartet hatte, nicht auf ihre Geschwindigkeit vorbereitet war. Im Vorbeilaufen schlitzte sie Arman Botnik die Kehle auf und verringerte nicht einmal das Tempo, um ihn fallen zu sehen. Als sie über Brody Portnov sprang, der immer noch auf dem Boden saß, beugte sie sich vor und stach ihm in die Halsschlagader. Ihr nächster Schritt brachte sie zu Gav Sobol. Er lag mit dem Gesicht nach oben, die Hände noch immer vor den Augen. Sie schnitt ihm die Kehle durch, ehe sie sich vor Alik aufbaute. Sie sah wunderschön aus. Gleichmütig. Ohne einen einzigen Tropfen Blut auf dem weißen Mantel. Sie hatte drei bewaffnete Männer in weniger als drei Sekunden beseitigt.

»Alik. Wie schön, dich zu sehen. Unsere Leute sind darüber informiert worden, dass du uns verraten hast. Du kannst nirgendwo hin.« Vasilisa hielt nach der geringsten Bewegung Ausschau. Er würde sehr gefährlich sein. Er wusste, dass sie ihn töten würde. Er würde den Berg niemals lebend verlassen. Niemals. Jedes Mitglied ihres Volkes würde für den Rest seines Lebens nach ihm suchen. Das galt auch für diejenigen, die in andere Länder gegangen waren. Sie hatten Jäger, die auf Schurken angesetzt wurden. Verräter waren viel schlimmer als Schurken.

»Du warst so schnell. Ich habe nicht einmal gesehen, wie du dich bewegt hast.«

Sie ging nicht auf seine Bemerkung ein. Was sollte sie auch dazu sagen? Sie war so schnell gewesen. Er würde immer noch glauben, sie töten zu können.

»Du musst mir nicht verraten, warum du so etwas tun solltest, aber ich würde es gern wissen. Es scheint so untypisch für dich zu sein. Du hast eine Mutter. Eine Schwester. Sie werden die Schande und die Demütigung nur schwer ertragen, es sei denn, sie waren eingeweiht und haben dich ermutigt, dich gegen uns zu verschwören.«

Immer noch beobachtete sie ihn genau. Jede Bewegung. Seine Miene. Seine Augen. Seinen Mund. Als sie seine Mutter und seine Schwester erwähnt hatte, bildeten sich kleine Fältchen um seinen Mund. Das hatte ihm gar nicht gefallen. Seine Augen hatten sich verfinstert. Sie wartete, denn sie wusste, dass es manchmal keiner Worte bedurfte. Schweigen konnte Schlachten gewinnen.

»Öl.« Er murmelte das Wort. »Es war das Öl.«

Sie hob eine Braue. »Öl? Du hast geglaubt, die Regierung würde dich am Profit beteiligen, wenn du ihr davon berichtest? Ernsthaft, Alik? Du solltest es doch besser wissen. Die Regierung nimmt. Sie gibt nichts. Sie würde viele von euch beschäftigen, aber unter schwierigen Bedingungen, genau wie in der Vergangenheit. Zu viele Menschen sind unter ihrer Aufsicht gestorben. Nachdem sie weg waren, wurde das Ölfeld aufgegeben. Als man weitere davon entdeckte, brachten wir das Thema vor den Rat, und man stimmte dagegen, Kontakt zur Regierung aufzunehmen. Deine Mutter sitzt im Rat. Sie hat dagegen gestimmt.«

»Sie hat sich geirrt.« Er machte sich zu seinem Zug bereit.

»Das hat sie nicht.«

»Wir hätten alle im Luxus leben können, statt an diesem Ort hausen zu müssen.« Er gestikulierte und warf sich auf sie.

Aber sie stand nicht mehr an der Stelle, an der sie gewesen war. Sie schlitzte ihn auf, als sie an ihm vorbeiglitt – ein Schemen, unmöglich wahrzunehmen. Sie war so schnell, weil sie ihre eigenen Geheimnisse hatte. Er hätte bedenken müssen, dass sie alle drei Männer in seiner Begleitung getötet hatte. Er hatte ihr nicht mal mit den Augen folgen können, so schnell war sie gewesen.

Aliks Körper erschauderte. Mit beiden Händen versuchte er seine Eingeweide festzuhalten, während er auf die Knie sank. »Was bist du?«, flüsterte er.

Ihr Volk hatte einen Kollektivverstand. Man gestand keine Geheimnisse, denn manchmal überwanden Geheimnisse die geistigen Barrieren. »In meinen Adern fließt königliches Blut, Alik. Diese Tatsache hättest du nie vergessen dürfen, nur weil ich eine Frau bin.« Sollte er ihre Schnelligkeit darauf zurückführen. Sollten sie alle ihre Schnelligkeit und ihre Fähigkeiten darauf zurückführen.

Sie beugte sich hinunter und beendete sein Leben, weniger aus Mitleid, sondern vielmehr aus Notwendigkeit. Irgendwo in der Schlucht lag der Köder. Wer auch immer den Fremden dort hingelockt hatte, die Verräter waren es nicht gewesen. Der Mann in der Schlucht war Karpatianer, ein Vampirjäger. Er hätte die meisten ihrer Art beinahe mühelos beseitigen können. Etwas anderes war ins Spiel gebracht worden, etwas weitaus Unheilvolleres.

Sie rannte den immer schmaler werdenden Pfad zum Landstreichertreff hinauf, während ihr Verstand versuchte, den Regierungsagenten, dem sie im Gasthaus begegnet war, mit Alik und den anderen, die sie getötet hatte, in Verbindung zu bringen. Aus irgendeinem Grund passte es einfach nicht zusammen. Man würde einen Mann wie Nikolay Sokolov nicht nach Sibirien schicken, um dort nach Öl zu suchen, vor allem nicht auf die Art und Weise, wie er aufgetreten war.

Oben auf dem Landstreichertreff, wo der Schnee am höchsten lag, blickte sie die steilen Hänge hinunter. Die Wände der Schlucht waren schmal und verliefen fast senkrecht nach unten. Eisformationen kletterten Skulpturen gleich an den schneebedeckten Bäumen hinauf, die aus den Felswänden wucherten. Wo der nackte Fels durch den weißen Schnee schimmerte, glänzte es schwarz, eine düstere Warnung vor dickem Eis, vor ganzen Eisflächen.

Vasilisa überquerte den Grat, setzte kaum einen Fuß auf, glitt durch den Schnee und sprang in die Höhe, um gut zehn Meter zurückzulegen, dann wiederholte sie den Vorgang, bis sie den Grund der Schlucht erreichte. Lautlos landete sie in der Hocke und erstarrte, nur ihre Augen bewegten sich und suchten die Umgebung nach jedem Anzeichen einer Regung ab. Sie lauschte, um den natürlichen Rhythmus der Erde zu erfassen.

Mit ihren nackten Füßen konnte sie den Herzschlag und die Bewegungen kleiner Nagetiere wahrnehmen, die über die spärliche Vegetation huschten, die von den wenigen Bäumen, die sich an den Boden der engen Schlucht klammerten, abgefallen waren. Sie klopfte sich über ihrem Herzen auf die Brust, bis es den gleichen Schlag hatte.

In der Ferne vernahm sie das schwache Geräusch von Luft, die mühsam in Lungen strömte. Da war er. Jetzt hatte sie ihn. Sie wartete, bis sie ganz sicher war, dass dies der Mann war, mit dem sie verbunden war. Ihr Mann. Der Mann, dessen Seele sie so sorgfältig hütete. Sie fing an, sich an das mühsame Atmen anzupassen, ließ zu, dass ihre Lungen die gleichen röchelnden, nach Luft ringenden Züge machten. Sobald sie perfekt synchronisiert waren, begann sie, die beiden langsam auszugleichen. Augenblicklich wurde er sich ihrer Anwesenheit bewusst.

Von Beinahebewusstlosigkeit erwachte sein Geist zu vollem Leben. Sie spürte, wie er in ihren Verstand eindrang, und er war außerordentlich stark. Wie ein Rammbock. Eine Flutwelle.

Sei vorsichtig, mahnte sie. Es gibt andere, die mithören könnten, wenn du nicht aufpasst. Wie schwer sind deine Verletzungen?

Er wich nicht von ihr zurück, aber er schwieg, als würde er überlegen, ob er ihr antworten sollte oder nicht. Und du bist?

Sie seufzte. Sie hätte wissen müssen, dass er diese Frage stellen würde. Daran führte kein Weg vorbei. Vasilisa Sidkorolyavolkva. Und du?

Man nennt mich Afanasiv Belan. Oder kurz Siv. Die Tochter des Königswolfes, sinnierte er. Bist du dir bewusst, dass du für mich bestimmt bist?

Vasilisa wusste nicht, ob es an ihrer telepathischen Verbindung lag, dass seine Stimme wie eine Liebkosung war, wie das Streicheln von dickem Samt auf der Haut. So behutsam. Er klang, als würde er der Nacht gehören, genau wie sie auch. Es war eine der sinnlichsten Erfahrungen ihres Lebens.

Sie wollte ihn anlügen. Sie gehörte keinem x-beliebigen Mann. Sie war eine unabhängige Person und ging ihren eigenen Weg. Er war derjenige, der Hilfe brauchte, nicht sie. Aber sie sagte nichts davon. Doch, natürlich. Als du verletzt wurdest, habe ich mit dir Verbindung aufgenommen. Dein Kopf.

Entschuldige bitte. Hätte ich das gewusst, hätte ich dir nicht erlaubt, etwas zu fühlen. Du musst diesen Ort verlassen. Ich werde dich finden, sobald ich weiß, dass du in Sicherheit bist.

In ihrem Bauch entzündete sich ein Feuer, und sie wusste, dass ihr Temperament um die Vorherrschaft kämpfte. Sie war nicht einfach eine gelbe Ziegelstraße entlanggeschlendert, um zu ihm zu gelangen. Sie hatte eine Schlacht geschlagen und Männer getötet, um sicherzustellen, dass es ihm gut ging. Er lag wie ein Köder in einer Falle. Er war der Köder in einer Falle. Bei ihrer Ankunft war er fast bewusstlos gewesen. Ein Anflug von Zweifel stieg in ihr auf. War er das tatsächlich gewesen? Er war furchtbar schnell wach geworden. Hatte er es nur vorgetäuscht?

Ich erlaube nicht, dass Fremde auf meinem Land angegriffen werden, ohne dass es eine Vergeltung zur Folge hat. Auf jeden Fall glaube ich, dass man dich als Köder benutzt, um mich anzulocken. Es wäre nett, den Grund dafür zu kennen.

Ich wollte die Antwort auf diese Frage erfahren. Darum liege ich hier auf dem Boden und sehe erbärmlich aus, mit blutendem Kopf. Sie haben Zauber gewebt, um mich an die Erde zu fesseln, aber schlechte Arbeit geleistet.

Wie viele? Und beschreibe sie, bitte. Sie ignorierte seine arrogante Aufforderung zu gehen. Sie war in das Haus von Korolyavolk hineingeboren worden – dem Königswolf. Sie war von königlichem Geblüt, und obwohl sie das ihrem Volk gegenüber nicht heraushängen ließ, würde ihr kein Fremder sagen, was sie in ihrem eigenen Land zu tun hatte.

Du gehörst zu diesen modernen Frauen, die einfach alles ignorieren, was ihr Partner will oder braucht.

Sie spürte, wie er einen gewaltigen Seufzer ausstieß. Er ertönte in seinem Verstand. Sie hätte die Situation vielleicht mit Humor nehmen können, aber da war noch etwas anderes, das ihr auffiel – eine kleine Narbe, deren Dicke sie allerdings innehalten ließ. Diese Narbe hätte nicht in seinem Kopf sein dürfen. Sie war keine Barriere. Davon hatte er in Hülle und Fülle, harte Mauern, die sie nicht durchdringen konnte, und sie versuchte es auch nicht. Die dicke Narbe war nicht wirklich in seinem Kopf; er hatte nur in Verbindung mit einem Ereignis daran gedacht. Der Schmerz war augenblicklich überwältigend gewesen.

Sie sah erschreckende Farbschattierungen, helle Visionen, die er zu unterdrücken oder abzuschwächen versuchte. Das alles bekam sie durch dieses kleine Funkeln mit, das durch ihre außerordentlich enge Verbindung drang. Er war sehr gut darin, die Energie einer telepathischen Verbindung nicht nach außen dringen zu lassen.

Sie ging noch einmal die Worte durch, die er benutzt hatte. Einfach alles ignorieren, was ihr Partner will oder braucht. Er hatte das Wort Partner benutzt, eine gute Sache. Warum sollte er wollen, dass sie ihn in einer schlimmen Situation zurückließ oder es gar brauchen? Bist du mit anderen Männern gekommen? Bist du allein, oder warten sie darauf, dir zu helfen, wenn die Falle zuschnappt? Das musste die Antwort sein. Seine Freunde verbargen sich in der Nähe, und sie hatten die Situation im Griff. Sicher hegte er die Befürchtung, sie könnte seine Angreifer aufscheuchen, und sie würden sich nicht zeigen.

Nein, ich fürchte, nur ich habe diesen Weg eingeschlagen. Wir sind in verschiedene Richtungen aufgebrochen, um Dimitri zu suchen, einen unserer Freunde. Er lebt hier einen guten Teil des Jahres. Wir hielten es für das Beste, ihn zu finden, ohne laut nach ihm zu rufen. Es gibt Vampire in dieser Gegend. Ihr scheint im Moment von Feinden überrannt zu werden.

Sie fand es süß, dass er sie nicht fragte, ob sie Dimitri kannte oder wo er wohnte. Offensichtlich wollte er sie nicht in die Situation bringen, einen Freund zu verraten oder ihn täuschen zu müssen.

Ja, ich bin einem Verräter und drei seiner Komplizen begegnet, als ich auf dem Weg war, dir zu helfen. Sie sind tot, und ich werde nach jemandem schicken müssen, der sich um ihre Leichen kümmert. Im Gasthaus sind vier Regierungsagenten abgestiegen. Ich traue ihnen nicht. Sie haben Erkundigungen über meinen Bruder eingeholt. Einer hat mich ausdrücklich gefragt, ob ich einen Mann habe.

Du hast ihm gesagt, du hast einen.

Es war eine Feststellung.

Ein perverser Teil von ihr wollte es leugnen. Das habe ich.