Hunger der Nacht - Christine Feehan - E-Book

Hunger der Nacht E-Book

Christine Feehan

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Beschreibung

Dunkel, gefährlich und extrem sexy - der New York-Times-Bestseller erstmals als Standalone!

Einem Mann wie Riordan De La Cruz ist Juliette noch nie begegnet. Bei einer Rettungsaktion aus einem geheimen Labor im Dschungel Südamerikas entdeckt sie diesen ganz besonderen Gefangenen mitten unter den misshandelten Tieren. Was sie nicht weiß: Riordan ist ein unsterblicher Karpatianer. Mit seiner Befreiung entfesselt Juliette auch seinen Hunger nach ihr - ein unbändiges Verlangen, das gestillt werden will ...

Dieser Kurzroman ist zuvor in der Anthologie "Heißes Blut" erschienen.

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Inhalt

Cover

Weitere Titel der Autorin

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Widmung

  1. Kapitel

  2. Kapitel

  3. Kapitel

  4. Kapitel

  5. Kapitel

  6. Kapitel

  7. Kapitel

  8. Kapitel

  9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

Weitere Titel der Autorin

Die Karpatianer-Reihe

1 Mein dunkler Prinz

2 Dunkle Macht des Herzens

3 Der Fürst der Nacht

4 Magie des Verlangens

5 Dunkle Sehnsucht des Verlangens

6 Gefährlicher Verführer

7 Träume der Dunkelheit

8 Dunkles Begehren

9 Dunkler Rausch der Sinne

10 Dunkle Symphonie der Liebe

11 Die Sehnsucht der Nacht

12 Dunkles Spiel der Leidenschaft

13 Dunkler Ruf des Schicksals

15 Verführer der Nacht

16 Schatten der Versuchung

17 Dunkles Fest der Leidenschaft

18 Gefangene deiner Dunkelheit

19 Fluch der Nacht

20 Jägerin der Dämmerung

21 Das dunkle Feuer der Nacht

22 Dunkle Gier

23 Gefangene der Flammen

24 Das Flüstern des Blutes

25 Dunkler Wolf

26 Gefährtin des Blutes

27 Im Besitz der Nacht

28 Dein dunkles Herz

29 Das Versprechen der Schatten

30 Dunkle Stunden der Begierde

31 Blutrote Seelen

32 Dunkler Wächter des Herzens

33 Dunkle Macht der Leidenschaft

Sammelband: Schwarzes Feuer des Verlangens (enthält die Geschichten »Träume der Dunkelheit« und »Die Sehnsucht der Nacht«

Einzeltitel

Ungezähmte Nacht. Roman

Weitere Titel in Planung.

Über dieses Buch

Dunkel, gefährlich und extrem sexy – der New York-Times-Bestseller erstmals als Standalone!

Einem Mann wie Riordan De La Cruz ist Juliette noch nie begegnet. Bei einer Rettungsaktion aus einem geheimen Labor im Dschungel Südamerikas entdeckt sie diesen ganz besonderen Gefangenen mitten unter den misshandelten Tieren. Was sie nicht weiß: Riordan ist ein unsterblicher Karpatianer. Mit seiner Befreiung entfesselt Juliette auch seinen Hunger nach ihr – ein unbändiges Verlangen, das gestillt werden will …

Dieser Kurzroman ist zuvor in der Anthologie »Heißes Blut« erschienen.

Über die Autorin

Christine Feehan lebt gemeinsam mit ihrem Mann und ihren elf Kindern in Kalifornien. Sie schreibt seit ihrer frühesten Kindheit. Ihre Romane stürmen regelmäßig die amerikanischen Bestsellerlisten, und sie wurde in den USA bereits mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Auch in Deutschland erfreut sich die New-York-Times- und USA-Today-Bestsellerautorin einer stetig wachsenden Fangemeinde.

Homepage: https://christinefeehan.com/

CHRISTINE FEEHAN

Hungerder Nacht

Kurzroman

Aus dem amerikanischen Englisch vonUlrike Moreno

Digitale Neuausgabe

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2004 by Christine Feehan

Der Kurzroman »Dark Hunger« ist als amerikanische Originalausgabe zuerst in der Anthologie »Hot Blooded« erschienen.

Originalverlag: Jove Books, The Berkley Publishing Group, a division of Penguin Group (USA) Inc., New York

All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form.

This edition published by arrangement with The Berkley Publishing Group, a member of Penguin Group (USA) Inc.

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2012/2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dorothee Cabras, Grevenbroich

Covergestaltung: Guter Punkt GmbH Co. KG unter Verwendung von Motiven von © CURAphotography/Shutterstock; R.Filip/Shutterstock

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7517-1495-2

luebbe.de

lesejury.de

Diese Geschichte ist Diane Trudeau undall den Damen im RBL-Vorstand gewidmet.

Mögt ihr stets verstehen,

1. Kapitel

Musstest du dir unbedingt die feuchteste Nacht des Jahres aussuchen?«, flüsterte Juliette Sangria ihrer Schwester zu. Ärgerlich wischte sie sich den Schweiß von der Stirn und kauerte sich noch tiefer ins Gebüsch, um nicht gesehen zu werden.

Scheinwerferlicht strich über den mit üppiger Vegetation bestandenen Bereich, in dem die beiden jungen Frauen sich verbargen, aber es vermochte das dichte Gesträuch und die Vielzahl von Schlingpflanzen und Rankengewächsen, die von den Bäumen herabhingen, nicht zu durchdringen.

Jasmine ließ den Strahl vorbeiziehen, bevor sie mit den Schultern zuckte. »Ich habe diese Typen heute Nacht drei Tiere hereinbringen sehen. Wir müssen sie befreien, bevor sie sie verletzen und Experimente mit ihnen machen. Du weißt, was in diesem Gebäude vorgeht.«

Juliette unterdrückte einen Fluch und verschmolz wieder mit den Schatten, als der breite Lichtstreifen erneut über sie hinwegglitt. Sie war sicher, dass das Licht in erster Linie dazu diente, die abergläubischen Wachmänner zu beruhigen, die sich vor dem vordringenden Dschungel fürchteten. Aus Erfahrung wusste sie, dass der Urwald niemals schlief und stets versuchte zurückzuerobern, was der Mensch ihm nahm.

Das aus Beton und Ziegelsteinen bestehende Gebäude war noch relativ neu, aber schon mit Moos und Pilzen überwachsen und von einem dunklen, schimmligen Grün. Kletterpflanzen rankten sich an den Mauern empor und schlängelten sich über das Dach, als suchten sie einen Weg hinein. Es gab keine Fenster, und Juliette konnte sich vorstellen, wie heiß es drinnen für die Tiere sein musste, trotz der dicken Mauern. Die Luftfeuchtigkeit war hier immer sehr hoch, und das Forschungszentrum war am denkbar ungünstigsten Platz errichtet worden. Juliette wusste natürlich, dass es ganz bewusst an diesem abgelegenen Ort erbaut worden war, um zu verbergen, dass Tiere, die auf der Liste vom Aussterben bedrohter Arten standen, hier für illegale Forschungen benutzt wurden.

»Jazz, wir werden nur sechs Minuten haben, um so viele Tiere wie möglich zu befreien. Einige von ihnen werden sehr unruhig sein, und die, denen nicht mehr zu helfen ist, müssen zurückgelassen werden. Ist das klar?« Sie wusste von der Affinität ihrer Schwester zu wilden Tieren. »Die Leute, die das Labor betreiben, nehmen das hier sehr ernst. Ich glaube, sie würden uns umbringen, Jazz. Versprich mir, dass du, egal, was geschieht, in sechs Minuten draußen bist, auf schnellstem Wege nach Hause zurückkehrst und dich nicht mehr von der Stelle rührst. Ich werde hierbleiben und dafür sorgen, dass sie keines der Tiere wieder einfangen.«

»Du meinst, du wirst eine falsche Spur in den Dschungel legen, um mögliche Verfolger von mir fernzuhalten«, sagte Jasmine.

»Das auch. Wir wissen beide, dass ich sie abhängen kann. Also, ja oder nein, Jazz? Gibst du mir dein Wort darauf? Sonst gehen wir nämlich gar nicht erst hinein.« Wenn Jasmine es nicht versprach, würde Juliette ihre jüngere Schwester heimbringen und in einer anderen Nacht allein zurückkommen. Sie hasste es, dass diese Männer in ihren Dschungel eindringen, Tiere fangen und quälen konnten und auch noch damit durchkamen, aber sie würde nicht das Leben ihrer Schwester deswegen aufs Spiel setzen.

»Sechs Minuten«, bestätigte Jasmine und stellte den Alarm an ihrer Uhr ein.

»Gut, dann wollen wir uns beeilen. Während ich die Wache am Haupteingang außer Gefecht setze, kümmerst du dich um die Alarmanlage.«

Jasmine runzelte die Stirn, nickte jedoch zustimmend. Juliette ließ es immer so leicht erscheinen, aber die Wache abzulenken und auszuschalten, war nun einmal mit Gefahr verbunden. Im Dunkeln schlich Jasmine zu einer anderen Stelle, um schneller an den Schaltkasten mit den Kabeln heranzukommen. Nur wenige Leute schenkten ihm Beachtung, aber Juliette und Jasmine wussten, dass er die wichtigsten Verbindungen der Alarmsignale enthielt. Bei Nacht waren nur die Wachen anwesend, die für gewöhnlich sehr nervös und äußerst abergläubisch waren. Sie schienen ebenso sehr zu fürchten, was draußen im Dunkel des Dschungels lauerte, wie das, was sich in dem Gebäude befand, vor dem sie Wache standen.

Juliette knöpfte ihre Bluse weit auf, bis der dünne Stoff auseinanderklaffte und den Blick auf üppige Rundungen und makellose, zarte Haut freigab. Dann nahm sie eine dicke Banane aus ihrem Rucksack und begann, sie langsam zu schälen, während sie um das Gebäude herumschlüpfte. Als sie aus dem dichten Gestrüpp hervortrat, blieb sie in dem schwachen Mondlicht stehen, führte die Banane an die Lippen und strich auf aufreizende Weise mit der Zunge über die Spitze. Das Licht, das durch den dünnen Stoff der Bluse schien, umschmeichelte ihren vollen Busen; die dunklen Brustspitzen hoben sich verführerisch gegen den feinen Stoff ab.

Der Blick des Wachmannes heftete sich natürlich sofort auf ihre Brüste. Er leckte sich die Lippen und starrte sie ganz unverhohlen an. Juliette lächelte ihn an. »Ich hatte keine Ahnung, dass hier ein Gebäude steht. Ich zelte mit ein paar Freunden ein Stück den Fluss hinunter.« Sie sprach Spanisch, aber zögernd, als beherrschte sie die einheimische Mundart nicht. Um dem Mann eine noch reizvollere Ansicht ihres Körpers zu bieten, drehte sie sich ein wenig und deutete auf das dunkle Dickicht hinter sich. Dann wandte sie sich ihm wieder zu, musterte ihn ganz ungeniert von Kopf bis Fuß und ließ ihren Blick für einen Moment auf der unvermittelt entstandenen Ausbuchtung in seiner Hose ruhen. »Ach Gottchen! Einen so großen, starken Mann wie Sie hatte ich hier jedenfalls ganz sicher nicht erwartet.«

Offenbar nicht einmal in der Lage, etwas zu sagen, starrte er nur auf ihren Mund, als sie an der Banane lutschte und ihre Lippen daran auf und nieder gleiten ließ. Mit schwingenden Hüften ging Juliette ein paar Schritte auf die Wache zu und nahm dann die Banane aus dem Mund. »Haben Sie Hunger? Ich gebe Ihnen gern was ab«, sagte sie und hielt dem Mann mit einem vielsagenden Lächeln die Frucht hin. Dann, als bemerkte sie erst jetzt, dass ihre Bluse offen stand, sagte sie: »Oh … tut mir leid, aber es ist so heiß im Dschungel, dass ich es fast nicht ertrage, etwas auf der Haut zu haben. Macht Ihnen die Hitze gar nichts aus? Mir wird so … oh … so glühend heiß davon …« Eine Hand glitt zu ihrer Bluse, wie um sie zu schließen, doch stattdessen strichen ihre Finger nur über die vollkommene Rundung ihrer Brust.

Der Wachmann schluckte sichtlich und starrte sie noch immer an wie eine Erscheinung. Juliette hielt ihm die Banane an die Lippen. »Sind alle Männer im Dschungel so … groß und attraktiv wie Sie?«

Er biss von der angebotenen Frucht ein Stückchen ab, als könnte er gar nicht anders, lächelte zu Juliette herab und starrte noch immer ihre Brüste an, als sie ihm die mitgebrachte Spritze in die Haut jagte und ihn betäubte. Er war schwer, aber Juliette war stark, und mit einem kleinen Stoßgebet, dass ihn kein wildes Tier so hilflos finden möge, zog sie ihn in den Schutz der Büsche und lehnte ihn dort an einen Baum. Dann richtete sie das nötige Szenarium her. Jasmine setzte derweil die Alarmanlage außer Betrieb. Nachdem Juliette die Kleidung des Wachpostens mit hochprozentigem Alkohol aus einer mitgebrachten Taschenflasche besprenkelt hatte, entfernte sie die Kugeln aus seiner Waffe und warf sie in das dichte Unterholz.

Juliette und Jasmine hielten sich in den Schatten und vermieden offene Flächen, wo eine Kamera sie einfangen könnte, als sie durch das lang gestreckte Gebäude eilten. Die ersten Räume schienen leere Büros zu sein, doch gleich dahinter konnten sie die Laute unruhiger, gequälter Tiere hören. Die Labors, die ziemlich groß waren, enthielten alle mehrere Käfige. Hier trennten sich die Schwestern nach einem schnellen Uhrenvergleich und wünschten einander Glück, bevor sie in verschiedene Richtungen des riesigen Gebäudes eilten, um so viele Tiere wie möglich freizulassen.

Beide besaßen die Fähigkeit, selbst die größten Raubkatzen beruhigen und dominieren zu können. Es war schwieriger, wenn die Tiere geärgert, misshandelt oder verletzt worden waren, doch beide Frauen waren sich ihrer besonderen mentalen Talente sicher, und als gut eingespieltes Team bewegten sie sich schnell und effizient.

Juliette achtete auf die Zeit, während sie Käfige öffnete und Tieren Anweisungen gab. Das letzte Laboratorium enthielt die größten, einen Malaienbär, einen Jaguar und ein Faultier. Sie fluchte im Stillen, als sie sah, dass dem Faultier nicht mehr zu helfen war. Der Malaienbär hatte mehrere Verletzungen von Stichen mit einem scharfen Instrument, aber der Jaguar, eines der neuesten Tiere, die das Laboratorium erworben hatte, war noch in guter Verfassung. Leise und beruhigend sprach sie zu dem auf und ab tigernden Tier und knurrte einmal leise, als es in seiner Aufregung gegen die Käfiggitter sprang. Es dauerte ein bisschen länger, das Schloss zu knacken und den Jaguar aus dem Raum in Richtung Eingang zu dirigieren. Dabei nutzte sie die geistige Verbindung, die sie zu der Raubkatze aufgenommen hatte. Sie war drei Schritte hinter der großen Katze, als sie einen seltsam starken Zug nach links verspürte. Zu ihrer Bestürzung befand sich dort noch eine weitere Tür.

Es war eine dicke, schalldichte Eisentür, die mit mehreren Riegeln und Schlössern versehen war. Juliette blickte ein zweites Mal auf die Uhr. Eigentlich müsste sie schon losrennen, um rechtzeitig aus dem Gebäude zu kommen, aber irgendetwas, das sie sich nicht erklären konnte, drängte sie nachzusehen. In der Hoffnung, dass Jasmine wie versprochen das Labor verließ und nach Hause zurückkehrte, machte Juliette sich an der Tür zu schaffen.

Auf dem nackten Zementboden lag Riordan in seinem eigenen Blut und schaute stoisch zu, wie es auf den eingebauten Ablauf zulief. Es sah für ihn wie ein dünnes dunkelgraues Rinnsal aus, das sich zu einer immer größer werdenden Lache sammelte. Es war kaum zu glauben, dass er so in die Falle gegangen war, dass einer seiner Art so gedemütigt und sterbend in den Händen seiner Feinde liegen konnte. Er war ein mächtiger Karpatianer, kein Grünschnabel, sondern ein Mann von Ehre und Geschick. Und doch lag er da wie ein Häufchen Elend, außerstande, die nötige Kraft zu sammeln, um sich zu bewegen. Oder Hilfe von seiner eigenen Spezies herbeizurufen.

Seine Brüder würden ihn mittlerweile suchen und sich fragen, warum sein Geist ihnen verschlossen war. Aber Riordan wagte es nicht, noch jemanden in die Falle hineinzuziehen, in die er selbst gelockt worden war. Er würde nicht der Köder sein, um noch weitere Angehörige seiner Gattung zu fassen. Der Feind hatte einen Weg gefunden, das Blut seines Volkes zu vergiften und Gefangene lange genug ruhigzustellen, um ihnen Blut zu entnehmen und sie geschwächt zu halten. Er hatte geglaubt, erfahren genug zu sein, um das Gift aus seinem Körper ausscheiden zu können. In früheren Zeiten war ihm das auch bei zahlreichen Gelegenheiten gelungen, doch dieses neue Gift hielt ihn hilflos, schwach und wehrlos gegen die unaufhörliche Tortur.

Es gab keinen Weg, dem Prinzen seines Volkes die Nachricht zu übermitteln, keine Möglichkeit, ihn vor dieser neuen, sogar noch tödlicheren Droge zu warnen, die ihre Feinde entwickelt hatten. Riordan stemmte sich mühsam hoch, bis er mit dem Rücken an der Wand lehnte, an der er angekettet war, und untersuchte die chemischen Verbindungen, die durch seinen Organismus rasten. Der Feind musste irgendeine elektrische Aufladung benutzt haben, um den Zellverfall in seinem Blut zu beschleunigen. Mit einem scharfen Zischen, in dem ein tödliches Versprechen, aber auch grenzenlose Verzweiflung lag, stieß Riordan langsam den Atem aus.

Er würde nicht so ohne Weiteres sterben, da sein Körper sich beständig regenerieren würde, doch ohne das nötige Blut, ohne die heilende Erde, würde es schließlich doch geschehen, langsam und sehr qualvoll. Niemals hätte er gedacht, dass er einen solchen Tod erleiden würde.

Die Droge kroch durch seinen Körper, ein chemisches Monster, das fast so tödlich war wie der dunkle Dämon, der tief in seinem Innern lauerte. Bevor er starb, wollte er seinen Brüdern jedoch so viel Information wie möglich über den giftigen Wirkstoff übermitteln. Er würde eine Warnung herausgeben, jedoch erst unmittelbar vor seinem Tod. Er würde seine Angehörigen nicht verraten oder sich als Köder benutzen lassen, um die anderen in die gleiche Falle zu locken. Sein Prinz musste wissen, dass ein Meistervampir die Menschen benutzte wie Marionetten und den Strippenzieher spielte. Riordan musste einen Weg finden zu entkommen, eine andere Möglichkeit gab es nicht. Er durfte nicht sterben, bevor er seinem Volk die lebenswichtige Information über diesen Verrat übermittelt hatte … oder bevor Schmerz und Verzweiflung, seine allgegenwärtigen Begleiter, seine Entschlossenheit ins Wanken brachten.

Riordan schloss die Augen und zog sich tief in seinen Geist zurück. Fast unmittelbar darauf hörte er das leise Klicken des Schlosses an der schweren Metalltür. Seine Peiniger, die seine enorme Macht fürchteten, kamen nie bei Nacht zu ihm. Vorsichtig rührte er an den Geist des Menschen, der das Labor betrat, stellte aber zu seiner Überraschung fest, dass er die Gedanken des Eindringlings nicht lesen konnte. Er hatte allerdings den Eindruck, dass es eine Frau war.

Regungslos verharrte er, doch sein Verstand arbeitete wie wild. Hatten seine Peiniger es geschafft, einen Weg zu finden, ihre Gedanken abzuschirmen? Die meiste Zeit waren sie durch seine eigene Schwäche ohnehin geschützt. Am helllichten Tag war er hilflos und verwundbar, und bei Nacht waren sie bisher schlau genug gewesen, sich von ihm fernzuhalten. Obwohl sie ihm sein Blut und seine Kraft genommen hatten, war er geistig doch noch stark genug, um einen der Männer unter seine Kontrolle zu bringen, falls sie sich nachts in seine Nähe wagen sollten. Und dies war seine Chance, zu entkommen oder einen Weg zu finden, sein Leben zu beenden, bevor sie ihn gegen seine eigene Spezies verwenden konnten.

Wieder tastete er den Geist der einzelnen Person ab, die sein Gefängnis betrat. Tatsächlich, es war eine junge Frau. Riordan hielt die Augen geschlossen, sparte seine Kraft und wartete auf diesen einen Moment, der, wie er wusste, kommen würde. Dann würde er ihre geistigen Barrieren überwinden und in jeden Winkel ihres Kopfes eindringen, bis er sie voll und ganz unter Kontrolle hatte. Er würde die Frau zwingen, seinen Befehlen zu gehorchen. Flucht oder Tod, eine andere Wahl hatte er nicht. Er konnte nun ihren Duft wahrnehmen, der frisch und sauber war und an Wildnis und Natur erinnerte. An den Regenwald nach einem reinigenden Platzregen, an exotische Blumen und noch etwas anderes – etwas Wildes, nicht ganz Menschliches. Riordan spürte, wie seine Muskeln sich bei diesem fremden Geruch anspannten, wie sein Puls sich beschleunigte und Hitze ihn durchflutete, aber er hielt sich unter Kontrolle, so gut er konnte.

Nichts konnte seinen Angriff abwenden. Es war der erste Fehler, den einer von ihnen machte, und den würde er sich zunutze machen. Der Dämon in ihm versuchte auszubrechen, als er dem stetigen Pochen ihres Herzens und dem Rauschen des Blutes in ihren Adern lauschte. Grenzenloser, unerträglicher Hunger nagte an ihm, doch er wartete reglos ab und horchte auf ihre leichten Schritte. Sie verursachten kaum ein Geräusch, aber er konnte ihre Aufregung, die leise Furcht und das Adrenalin riechen. Die Frau kam näher.

Schlagartig verstummte das Geräusch, und sie rang entsetzt nach Atem. »O nein!« Sie machte eine schnelle Bewegung auf ihn zu, und Riordan hörte Kleider rascheln. Der Schock und Schreck in ihrer Stimme waren nicht zu überhören gewesen. Sie hatte ihn hier nicht erwartet.

Der furchtbare Anblick, der sich Juliettes Augen bot, war fast nicht zu glauben. Der Mann, der in seinem eigenen Blut lag, war unvorstellbar blass, und die schweren Ketten um seine Brust schienen sich buchstäblich in sein Fleisch hineingefressen zu haben. Auch seine Hände steckten in Handschellen, die so eng waren, dass aus einer Vielzahl von Wunden Blut heraussickerte. Es war kaum zu glauben, dass er so sehr litt und trotzdem noch am Leben war, und deshalb hockte Juliette sich neben ihn und tastete nach seinem Puls.

Riordan öffnete die Augen, um sie anzusehen, wie sie neben ihm kauerte, ohne sich auch nur im Geringsten um das Blut zu scheren, das ihre Kleidung beschmutzte, als sie sich zu ihm vorbeugte. Ihre Finger legten sich sanft an seinen Nacken, und ihre großen, regelrecht türkisfarbenen Augen waren voller Mitgefühl. »Wer hat Ihnen das angetan?« Noch während sie die Frage flüsterte, nahm sie ein kleines Instrument von einem Werkzeuggürtel an ihrer Taille, um das Schloss an seinen Handschellen zu öffnen. Dabei achtete sie darauf, nicht in die Kameras zu blicken, die auf ihn gerichtet waren.

»Wir haben nicht viel Zeit. Können Sie gehen? Sie werden uns Wachen hinterherschicken, und dann werden wir rennen müssen.« Er war ein großer Mann, und Juliette glaubte nicht, dass sie auch nur den Hauch einer Chance hatte, ihn hinauszubringen, wenn er nicht laufen konnte. Sie würde es jedoch versuchen. Juliette war in dem Glauben hierhergekommen, es mit einem Forschungslabor für exotische Dschungelkatzen zu tun zu haben. Nie im Leben hätte sie erwartet, einen halb toten, allem Anschein nach gefolterten Mann in diesem Gebäude eingesperrt zu finden. Sie hatte noch niemals so viel Blut, so ein schwer gezeichnetes Gesicht und solch brennende Augen gesehen. Die Handschelle löste sich von seiner linken Hand, und Juliette beugte sich um ihn herum zu seiner anderen vor.

Ihr Haar fiel ihr dabei wie ein seidiger Wasserfall blauschwarzer Strähnen ins Gesicht. Verblüfft darüber, wie deutlich die unterschiedlichen Farben darin zu sehen waren, konnte Riordan nur ihr Haar anstarren. Für einen Moment konnte er nicht denken, ja nicht einmal atmen. Es war eigentlich unmöglich, aber die Hand, die er zu ihrem glänzenden Haar erhob, war rot von seinem Blut. Nicht dunkelgrau wie vorher, sondern rot. Mit exquisiter Sanftheit, einem angeborenen Wesenszug von ihm, strich er ihr das Haar zurück, um die anmutige Biegung ihres Nackens zu entblößen. Die Frau schien es nicht einmal zu merken, da sie immer noch mit dem Schloss der zweiten Handschelle beschäftigt war. Ihre Haut war einladend weich. Und glatt wie Satin. Langsam senkte Riordan den Kopf, als seine Zähne sich verlängerten, der Dämon in ihm aufbrüllte und sein Körper sich verkrampfte. Sein Atem fächelte die Haut der Frau, seine Zähne berührten fast schon ihren Puls, diesen verwundbaren Punkt, der eine solch unwiderstehliche Versuchung darstellte.

Ihre halb geöffnete Bluse gab den Blick auf hinreißende Brüste frei, üppig, voll und weich genug, um seinen Kopf darauf zu betten. Am liebsten hätte er eine Hand unter den Stoff geschoben, um eine dieser warmen Rundungen zu umfassen, als er sich über ihren Nacken beugte.

Noch immer in ihre Aufgabe vertieft, gab sie einen leisen Laut von sich und runzelte die Stirn. Riordan atmete tief ein, um ihren Duft ganz in sich aufzunehmen. Er hatte keine Kontrolle über ihren Geist und war zu geschwächt, um seine letzte Kraft darauf zu verschwenden, sein kompliziertes Muster zu ergründen. Kaum fiel der Stahl von seinem Handgelenk, fuhren seine Arme blitzschnell hoch und drückten die Frau an seine Brust, während seine Zähne sich in ihren Nacken bohrten.

Ein glühender Schmerz durchzuckte Juliette, brauste wie flüssiges Feuer durch ihre Blutbahn und erhitzte ihren Körper, sodass jedes ihrer Nervenenden knisterte und pulsierte. Dann wich der Schmerz einer dunklen, rauschhaften Ekstase, der sie hilflos ausgeliefert war. Juliette war sicher, dass sie kämpfte und sich wehrte, aber der Mann war wie aus Eisen, und ihr biegsamer Körper schlug gegen seinen harten, ohne dass der Mann es auch nur zu merken schien. Sie spürte die Kraft, die in ihm wuchs und sich in ihm verbreitete, während ihre eigene ihr zu entgleiten schien. Da war ein Teil von ihr, der unabhängig vom Rest zu sein schien, der einfach dabeistand, alles beobachtete und das Gefühl hatte, sich in einer Art Albtraum zu befinden. In ihrem Blut war Feuer, das wie Lava durch ihren Körper floss, ihre Muskeln ver- und entkrampfte, ihr die Kraft entzog und sie ganz seltsam nachgiebig werden ließ in seinem eisenharten Griff.

Riordan blickte zu der Kamera auf, die auf ihn gerichtet war, und verzog den Mund zu einem humorlosen Lächeln, das seine blendend weißen Zähne offenbarte. Ohne den Blick von der Kamera abzuwenden, senkte er dann den Kopf und strich liebkosend mit der Zunge über die beiden kleinen Einstiche am Nacken der Frau. Dieser Blick würde seinen Peinigern alles sagen. Er kannte seine Feinde, jeden einzelnen von ihnen, und nicht mal ihr Geruch war ihm noch fremd. Ihr Gestank war in seiner Lunge gespeichert, und er war ein Jäger. Mit einer kleinen Infusion von Blut war er vom Beutetier zum Räuber geworden. Es war zwar nicht genug Blut, um ihn völlig wiederherzustellen, aber es reichte, um zu fliehen.

Mühelos warf er sich den erschlafften Körper der Frau über die Schulter, und in einer beeindruckenden Zurschaustellung von Geschmeidigkeit und Kraft bewegte er sich mit ihr zur Tür. Er hatte die feste Absicht, seine Feinde auf seine Spur zu locken und sie so von seiner Familie abzulenken. Doch zunächst einmal würde er alles zerstören, was sie hier draußen im Dschungel aufgebaut hatten. Sie verbargen ihr Laboratorium vor neugierigen Augen, versteckten ihre abscheuliche Folterkammer tief im Urwald, weil sie glaubten, hier weit entfernt von Recht und Gesetz zu sein. Doch er würde ihnen zeigen, wem dieser Teil der Welt gehörte, wem sie immer schon gehört hatte.

Die Frau begann plötzlich zu zappeln und versuchte, sich unter seinem Arm hervorzuwinden.

Riordan verstärkte den Griff um sie. »Lass das!«, befahl er ihr. »Du kannst nicht entkommen. Das ist unmöglich. Also verhalte dich still.« Seine Stimme war sanft, doch es klang auch eine unmissverständliche Drohung darin mit.