Dunkle Symphonie der Liebe - Christine Feehan - E-Book

Dunkle Symphonie der Liebe E-Book

Christine Feehan

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Beschreibung

Byron ist Karpatianer - eine uralte Spezies, die ihre Gestalt verändern, durch die Lüfte fliegen und mit den Wölfen jagen kann. Ohne das Licht in seinem Leben ist er der Versuchung der Dunkelheit gefährlich nah. Doch eines Tages hört er Musik - die schönste, die seine Ohren je vernommen haben, und er weiß, wo er das Licht finden kann ...
Antonietta Scarletti ist blind, doch die Musik hilft der jungen Pianistin über diesen schmerzlichen Verlust hinweg. Als sie Byron begegnet, entdeckt sie eine ganz neue Leidenschaft und ihre geheimsten Fantasien werden plötzlich Wirklichkeit ...

Dunkel, gefährlich und extrem heiß - Dunkle Symphonie der Liebe ist der 10. Band der umfangreichen NEW YORK TIMES und SPIEGEL-Bestsellerserie Die Karpatianer.

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

Widmung

Danksagung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Über die Autorin

Weitere Titel der Autorin

Impressum

 

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Über dieses Buch

Byron ist Karpatianer – eine uralte Spezies, die ihre Gestalt verändern, durch die Lüfte fliegen und mit den Wölfen jagen kann. Ohne das Licht in seinem Leben ist er der Versuchung der Dunkelheit gefährlich nah. Doch eines Tages hört er Musik – die schönste, die seine Ohren je vernommen haben, und er weiß, wo er das Licht finden kann …Antonietta Scarletti ist blind, doch die Musik hilft der jungen Pianistin über diesen schmerzlichen Verlust hinweg. Als sie Byron begegnet, entdeckt sie eine ganz neue Leidenschaft und ihre geheimsten Fantasien werden plötzlich Wirklichkeit …

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CHRISTINE FEEHAN

Dunkle Symphonieder Liebe

Aus dem amerikanischen Englischvon Britta Evert

Dieses Buch wurde mit Liebefür meine jüngste Tochter Ceciliageschrieben,die mich zu mehr als einem Charakterinspiriert hat, wie auchfür Beverly Gladstone und ihren SohnTony.

Ich wünsche euch beiden das

Danksagung

Besonderer Dank gebührt Alicia Miller, liebende Besitzerin von Kat Avalon Habit of Perfection, Tochter von Celt. Sie ist Mitglied des amerikanischen Barsoi-Clubs und war beim Schreiben von Dunkle Symphonie der Liebe von unschätzbarem Wert für mich. Alicia hat mir großzügig ihre Zeit, ihr Wissen und ihre Hilfe zur Verfügung gestellt. Ohne sie hätte ich die phantastische Hunderasse der Barsois niemals kennen gelernt.

CH Avalon Celtic Cross entstammt der Zucht von Sandra Moore. Sandra Moore ist die Eigentümerin des echten Celt, eines wundervollen Barsoi mit hervorragenden Eigenschaften. Sie ist Mitglied des AKC – Borzoi Club of America – und vieler regionaler Clubs. Seit vielen Jahren züchtet sie preisgekrönte Barsois.

Zu guter Letzt danke ich meiner Tochter Denise für den Text von Josefs unsterblichem Rap-Song!

Kapitel 1

Dichter Nebel verhüllte den Himmel und dämpfte jedes Geräusch, jeden Laut von Verschwörung und heimlichem Mord in der Nacht. Von finsteren Absichten, die sich in weißen, wirbelnden Schwaden und tiefen Schatten verbargen. Der Nebel war die perfekte Tarnung für den Räuber, der auf der Suche nach Beute geräuschlos über den Himmel zog. Schon viel zu lange war er allein und weit entfernt von seinem Volk und musste ständig gegen den heimlichen Lockruf der dunklen Macht des Bösen kämpfen, der jeden wachen Augenblick seines Daseins in ihm laut wurde.

Tief unter ihm waren Menschen, seine Beute. Seine Feinde. Er wusste, was sie mit einem seiner Art machen würden, falls sie ihn entdeckten. Noch immer schrak er halb erstickt aus dem Schlaf hoch, wurde in diesen ersten Augenblicken des Erwachens von seiner Vergangenheit überwältigt. Sein Körper würde für alle Zeiten die Spuren der Folter tragen, auch wenn es eigentlich unmöglich war, seiner Art Wunden zuzufügen, an die bleibende Narben für alle Zeit erinnerten. Er war Karpatianer, eine Spezies, so alt wie die Zeit selbst, und verfügte über unvorstellbare Fähigkeiten, die ihm ermöglichten, das Wetter, das Land und sogar Tiere zu beherrschen. Er konnte seine Gestalt ändern und hoch in die Lüfte aufsteigen oder mit den Wölfen laufen, aber ohne Licht in seiner Dunkelheit konnte er leicht ein Opfer der Einflüsterungen, die ihn auf die dunkle Seite der Macht locken wollten, und durch und durch schlecht werden, einer der Untoten, wie es so viele seiner Art, die den Kampf aufgegeben hatten, geworden waren.

Er bereiste die ganze Welt, um Vampire zu jagen und zu versuchen, sein Leben in einer Welt von Finsternis und Einsamkeit im Gleichgewicht zu halten. Seine Ehre aufrechtzuerhalten, die er verloren zu haben glaubte. Bis er irgendwann die Musik hörte. Sie kam aus einem Fernsehgerät in einem der Läden, an dem er spätabends vorbeikam, und berührte ihn in einer Weise, wie ihn nie zuvor etwas berührt hatte. Fesselte ihn. Faszinierte ihn. Umgab seine Seele mit goldenen Klängen, bis er nur noch an die Musik dachte. Er konnte im Geist nur noch die Musik hören. Sie hatte so viel Macht über ihn, dass sie sogar den unablässigen Hunger übertönte, der ihn beherrschte. Magisch angezogen von der Musik, zog er nach Italien. Und dort blieb er, aus anderen, weit zwingenderen Gründen.

Lautlos und ungesehen flog er über den Himmel, in dieselbe Richtung, in die es ihn bei jedem Erwachen unwiderstehlich zog. Mit seinem scharfen Geruchssinn fing er zusammen mit dem salzigen Geruch der See den Treibstoff eines Boots auf, das auf den stampfenden Wogen hin und her geworfen wurde. Der Wind trug ihm auch den Geruch von Menschen zu. Einen kurzen Moment lang verzogen sich seine Lippen zu einem stummen Knurren und entblößten Zähne, die sich in diesem Moment zu spitzen Fängen verlängerten. Vor Hunger und vor Abscheu. Die meisten Menschen waren seine Feinde geworden, obwohl er ihren Schutz suchte. Menschen benutzten ihn als Köder, um andere seiner Art anzulocken, und hätten es so beinahe geschafft, die Gefährtin seines Prinzen zu töten.

Dieser Schandfleck würde ihm bis an sein Ende bleiben und ihn für alle Zeiten daran hindern, sich in seiner Heimat und in der Gesellschaft anderer Karpatianer jemals wieder wohl zu fühlen. Niemals würde er imstande sein, ihre Vergebung zu ertragen. Er konnte sich selbst nicht verzeihen. Seine selbstauferlegte Buße galt dem Dienst an seinem Volk. Unablässig jagte er ihren Todfeind, den Vampir, und focht einen Kampf nach dem anderen aus, obwohl er nie ein Krieger gewesen war. Er zog auf seiner gnadenlosen Jagd von Land zu Land, fest entschlossen, die Welt von dem Übel zu befreien, das sein Volk bedrohte. Jeder Vernichtungsschlag brachte ihn näher an den Rand des Wahnsinns. Bis er die Musik entdeckte.

Die Nacht hielt ihn umfangen, umarmte ihn wie einen Bruder. In der Dunkelheit glühten seine Augen in dem feurigen Rot eines Raubtiers auf der Jagd. Tief unter sich entdeckte er die von den dichten Nebelschwaden gedämpften Lichter der Villen und Häuser, die dicht aneinandergedrängt auf den Hügeln standen. In der Ferne konnte er den Palazzo Scarletti ausmachen, ein Kunstwerk, das vor vielen Jahrhunderten erschaffen worden war.

Von dort, aus dem großen Palazzo, kam die Musik. Dort wurden Konzerte und Opern komponiert und auf einem perfekt gestimmten Flügel gespielt. Er blieb in der Nähe, um diesen beeindruckenden Meisterwerken zu lauschen, die hier geschaffen und aufgeführt wurden. Er war sogar so weit gegangen, etliche CDs und ein Gerät zu kaufen, auf dem er sie abspielen konnte, und verwahrte seine Schätze tief unter der Erde in der Höhle, die er bezogen hatte, um der Frau nahe zu sein, von der er wusste, dass sie zu ihm gehörte.

Ihre Familie erkannte allein an seinem Aussehen, dass er gefährlich war, und witterte das Raubtier in ihm, aber Antonietta fühlte sich bei ihm in Sicherheit. Und sie war die einzige Frau, die er wollte. Die einzige, die ihm bestimmt war.

Antonietta Scarletti starrte mit leerem Blick aus dem kunstvoll gearbeiteten Buntglasfenster des Palazzos. Um die Hausmauern pfiff heftiger Wind, der an den Fenstern rüttelte. Sie berührte das Glas mit ihren sensiblen Fingerspitzen und zog die Bleifassung der vertrauten Muster nach. Wenn sie sich Mühe gab, konnte sie sich an die lebhaften Farben und angsteinflößenden Bilder erinnern. Bei dem Gedanken lachte sie laut auf. Als Kind hatte sie vor den Wasserspeiern und Dämonenfratzen, mit denen der im fünfzehnten Jahrhundert erbaute Palazzo verziert war, allerdings Angst gehabt. Jetzt schätzte sie einfach die unnachahmliche Schönheit dieser Arbeiten, obwohl sie sie nur mit den Fingerspitzen erkennen konnte.

Der Bau war im Lauf der Jahrhunderte häufig modernisiert worden, aber man hatte darauf geachtet, seine gotische Struktur so weit wie möglich originalgetreu zu erhalten. Antonietta liebte jeden einzelnen Geheimgang, die an Machiavelli erinnernden Falltüren und jeden sorgfältig geschliffenen Stein, aus dem ihr Zuhause bestand. Seltsamerweise fühlte sie sich an diesem Abend schläfrig. Normalerweise wanderte sie nachts meist hellwach durch die weitläufigen Gänge oder spielte auf dem Klavier die Musik, die durch ihre Hände in die Tasten strömte und all die Gefühle ausdrückte, die sie manchmal zu überwältigen drohten. In dieser Nacht, während draußen der Wind heulte und das Meer an die Klippen schlug, flocht sie ihr Haar zu einem dicken Zopf und dachte an einen geheimnisvollen Dichter.

Tasha, ihre Cousine, hatte beim Abendessen bemerkt, dass sich in der Fülle ihrer langen Haare bereits die ersten grauen Strähnen zeigten. Antonietta wusste, dass sie eitel war, was ihr Haar anging. Sie empfand es als ihren einzigen Anspruch auf Schönheit, und wenn sich jetzt erste graue Haare zu zeigen begannen, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich auch von dieser kleine Eitelkeit trennen würde. Mit einem leisen, spöttischen Lachen bewegte sie sich, ohne zu zögern, durch den Raum auf das Klavier zu. Ihre Finger glitten über die Tasten und griffen sofort das Lachen in ihrem Inneren auf.

Antonietta liebte ihr Leben, ob blind oder nicht, und sie lebte es so, wie sie es sich wünschte. Musik strömte wie ein Ruf in die Nacht hinaus. Sie wusste, dass ihre Musik nach ihm rief. Nach Byron. Antonietta dachte Tag und Nacht an ihn, als wäre er eine Art Besessenheit, die sie nicht mehr losließ. Der Klang seiner Stimme fühlte sich an, als würden seine Finger über ihre Haut streichen, wie eine Liebkosung. Byron war für sie der einzige Grund, etwas zu bedauern. Ihr Geld und ihr Ruhm erlaubten ihr, trotz des Verlusts ihrer Sehrkraft das Leben zu führen, das sie sich wünschte. Leider errichteten aber genau diese beiden Dinge auch eine Barriere zwischen ihr und den Männern. Selbst bei Byron verhielt es sich so. Vor allem bei Byron. Seine ruhige Akzeptanz und sein anhaltendes Interesse, das sich so ausschließlich auf sie konzentrierte, stellten für ihre Gefühle allmählich eine ebenso große Verlockung wie für ihren Körper dar, und das konnte sie sich nicht leisten.

Antonietta setzte sich auf die Klavierbank, da sich ihr Körper plötzlich vor Erschöpfung bleischwer anfühlte. Ihre Finger rasten über die Elfenbeintasten, und ihre Musik ergoss sich in die Nacht, Ausdruck unglücklicher Liebe und grenzenloser Leidenschaft, Ausdruck von Hitze und Feuer und eines Hungers, der nie gestillt werden würde. Byron, der dunkle Dichter, düster und geheimnisvoll. Ein Mann, der die Phantasie anregte. Sie wusste nicht einmal, wie alt er war. Manchmal schien er dem Ruf ihrer Musik zu folgen. Seit jenem Tag vor vier Monaten, als er ihren geliebten Großvater vor einem Autounfall bewahrt hatte, tauchte er gelegentlich abends unvermittelt bei ihr im Zimmer auf und hörte ihrem Klavierspiel ruhig zu. Sie wusste nicht, wie er trotz der Alarmanlage in den Palazzo hineinkam. Dass sie ihn nie fragte, wie es ihm gelang, in ihr Haus und ihr Musikzimmer einzudringen, zeugte von ihrer Besessenheit.

Antonietta merkte es immer sofort, wenn Byron den Raum betrat, obwohl er nie ein Geräusch machte. Ihre Familie ahnte nicht, wie oft er spät am Abend in ihrem Musikzimmer erschien und bis in die frühen Morgenstunden bei ihr blieb. Er redete kaum, sondern hörte ihr einfach nur zu, aber manchmal spielten sie auch Schach oder unterhielten sich über Bücher oder das Tagesgeschehen. Diese Stunden, in denen sie mit ihm zusammensaß und dem Klang seiner Stimme lauschte, liebte sie am meisten.

Er hatte sehr gute, fast schon altmodische Manieren und sprach einen Akzent, den sie nicht richtig einordnen konnte. In ihrer Phantasie malte sie sich aus, er wäre ein ritterlicher Prinz, der ihrem Ruf folgte, wann immer sie sich von ihrer mädchenhaften Vorstellungskraft mitreißen ließ. Er fasste sie so gut wie nie an, hatte aber nichts dagegen, wenn sie ihn berührte, um seinen Gesichtsausdruck zu ertasten. Jedes Mal, wenn er sich mit ihr in einem Raum aufhielt, raubte er ihr den Atem.

Die Musik schwoll unter ihren Fingern zu einem Crescendo aufgewühlter Emotionen an. Byron. Der Freund ihres Großvaters. Der Rest ihrer Familie beäugte ihn mit Argwohn und verhielt sich ihm gegenüber eher zurückhaltend, wenn nicht sogar unfreundlich. Die meisten ihrer Verwandten verließen den Raum, wenn er eintrat. Sie hielten ihn anscheinend für gefährlich, und Antonietta musste sich insgeheim eingestehen, dass sie Recht haben könnten, obwohl er zu ihr nie anders als sanft und liebenswürdig war. Sie spürte das Raubtier, das sich hinter Byrons ruhiger Fassade verbarg, das auf der Lauer lag, alles beobachtete, abwartete, bevor es zuschlug. Dieser Eindruck übte einen nur noch größeren Reiz auf sie aus. Byron – ihr unerreichbarer Traum. Der gefährliche dunkle Prinz, der im Schatten lauerte … und sie beobachtete.

Antonietta musste über den Unsinn lachen, den sie sich zusammenreimte. Nach außen präsentierte sie der Welt ein bestimmtes Bild von sich, das der selbstbewussten, berühmten Konzertpianistin und Komponistin. Sie träumte Träume voller Leidenschaft und verwandelte jeden einzelnen davon in die ergreifenden Klänge ihrer Musik, um das Feuer auszudrücken, das tief in ihrem Inneren brannte, wo niemand es sehen konnte.

Ihre Finger jagten über die Tasten, flatterten und schmeichelten, um der Musik ein Eigenleben zu einzuhauchen. Was dann geschah, kam ohne jede Vorwarnung. Einen Moment noch war sie völlig in ihre Musik vertieft, und im nächsten presste sich eine derbe Hand auf ihren Mund und zerrte sie von der Klavierbank.

Antonietta kippte nach hinten über, holte aber trotzdem mit beiden Händen aus, um das Gesicht ihres Angreifers zu treffen. Erst jetzt fiel ihr auf, wie bleiern ihr Körper war, schwer und kaum in der Lage, ihren Anweisungen zu folgen. Statt fest zuzuschlagen, ruderte sie hilflos mit den Händen in der Luft. Sie hatte den Eindruck, dass ihr Gegner sehr kräftig war und nach Alkohol und Pfefferminz roch. Er drückte ihr einen Lappen auf Mund und Nase.

Antonietta würgte und schlug um sich, um dem übelriechenden Lumpen zu entkommen. Sie konnte sich nicht mehr richtig bewegen; ihr war schwindelig und schwarz vor Augen, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. Sofort gab sie ihre Versuche, sich zu wehren, auf und sackte wie eine Stoffpuppe in sich zusammen, um den Eindruck zu erwecken, das Bewusstsein bereits verloren zu haben. Das Tuch wurde weggenommen, und ihr Angreifer hob sie hoch.

Sie spürte, dass sie getragen wurde und dass der Mann schwer atmete. Dass ihr Herz wie verrückt hämmerte. Dann waren sie draußen in der Kälte und dem schneidenden Wind. Die See toste und krachte laut an die Felsen, und feine Gischt besprühte ihr Gesicht.

Es dauerte ein paar Momente, ehe sie merkte, dass sie nicht alleine waren. Sie hörte eine Männerstimme, undeutlich und unzusammenhängend. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Ihr Großvater, zweiundachtzig Jahre alt und sehr gebrechlich, wurde mit ihr zusammen den Weg zur Klippe hinaufgeschleppt. Antonietta, die fest entschlossen war, nicht zuzulassen, dass ihm etwas zustieß, wappnete sich innerlich, indem sie tief einatmete, um ihre Lungen mit Sauerstoff zu füllen, und sammelte ihre Kräfte. Im Geist begann sie, sich seinen Namen wie ein Gebet vorzusagen, eine Litanei der Stärke: Byron. Byron. Ich brauche dich. Komm schnell zu mir! Byron! Wo bist du?

Byron Justicano kreiste eine Weile über der kleinen Stadt, bevor er den Weg zum Palazzo einschlug. Während er über den Himmel glitt, verspürte er Hunger und das Verlangen nach Nahrung, aber Byron ignorierte die Forderung seines Körpers und konzentrierte sich vollkommen auf das plötzliche Unbehagen, das ihn erfüllte. Irgendetwas stimmte nicht. Eine ungreifbare Vibration in der Luft verriet ihm das Drama, das sich unter ihm auf den Felsen abspielte. Ein Knurren entblößte seine spitzen Fangzähne, und seine Augen glühten im Dunkel der Nacht in einem unheimlichen Rot auf. Ein wildes, animalisches Grollen drang aus seiner Kehle, als er seine Geschwindigkeit erhöhte und über den Himmel zu dem hohen Palazzo mit seinen Ecktürmen und Zinnen jagte.

Über den zahlreichen Mauerbrüstungen und luftigen Dachgiebeln ragte ein hoher, runder Turm auf, in dem, wie es hieß, in der düsteren Vergangenheit mehr als eine Frau ermordet worden war, was dem Gebäude den anrüchigen Namen Palazzo della Morte eingebracht hatte. Geflügelte Wasserspeier starrten ihn aus dem dichten weißen Nebel blicklos an und wirkten beinahe so real wie die Gestalten, die seitlich vom Gebäude auszuschwärmen schienen. Hoch oben auf den zerklüfteten Klippen über der tosenden See thronend, vermittelte der imposante Bau mit seinen Statuen, die wie stumme Wächter in die Nacht blickten, einen düsteren und unheilvollen Eindruck.

Die undurchdringlichen Wälder, die sich früher einmal rings um die Anlage erstreckt hatten, waren seit langem verschwunden und kleinen Hainen und Weinbergen gewichen. Byron zog die Freiheit der Berge und Wälder seiner Heimat vor, wo er mit den Wölfen laufen konnte, wenn er wollte, aber der Drang, die Bewohner des Palazzo Scarletti zu beschützen, war übermächtig geworden.

Unruhe stieg in ihm auf, eine Vorahnung von Gefahr, die er nicht abschütteln konnte. Byron beschleunigte sein Tempo, indem er über den Himmel schoss und dabei tief über die weitläufige Anlage flog. Der Palazzo ragte aus dem Nebel heraus, das Monument einer längst vergangenen Epoche, aus Stein und Bleiglas errichtet, und schien in den wirbelnden Schwaden beinahe lebendig zu sein. Byron beachtete weder die antiken Statuen noch die spiegelnden Fenster, die wie unzählige Augen aus dem Nebel herausleuchteten.

Das Erste, was er hörte, war eine Stimme, die leise in sein Bewusstsein drang. Byron. Byron. Ich brauche dich. Komm schnell zu mir! Byron! Wo bist du? Sie war noch nie auf telepathische Weise mit ihm in Verbindung getreten, und er hatte nie Blut von ihr genommen, doch er hörte die Worte klar und deutlich und wusste, dass ihr Wunsch, ihn zu erreichen, sehr groß sein musste.

Bösartige Blitze zuckten von einer Wolke zur nächsten, Ausdruck seines Zorns, den er nicht unterdrücken konnte. Sie war in Gefahr! Irgendjemand wagte es, sie zu bedrohen! Der Himmel brüllte auf, als ein Donnerschlag die Wolkendecke aufbrach und eine lodernde Flamme des Zorns enthüllte. Byron holte tief Luft und kämpfte darum, seine Angst um Antonietta in den Griff zu bekommen. Die Erde reagierte auf die Emotionen, die in ihm brodelten, indem sie heftig schwankte und bebte.

Mit rasendem Puls bewegte Byron sich eilig in Richtung Küste und hielt auf die zerklüfteten Felsklippen zu. Der Wind drehte sich und trug das quälende Echo eines Schreis zu ihm. Ihm blieb beinahe das Herz stehen. Es war ein Laut der Verzweiflung, der Todesangst.

Er ließ sich noch weiter nach unten gleiten, ohne sich darum zu kümmern, ob er gesehen und als das, was er war, erkannt werden könnte. Wellen brandeten schäumend auf und schlugen laut krachend ans Ufer, gierig nach einem lebenden Opfer.

»Byron!« Diesmal rief sie seinen Namen laut. Es war ihre einzige Chance. Die Wolken warfen dunkle Schatten, und der Nebel wurde noch undurchdringlicher, als wollte er jeden Fluchtweg abschneiden. »Hilf uns!« Der Wind peitschte den Schrei über die donnernden Wellen hinweg direkt zu ihm.

In ihrer weichen, melodischen Stimme lag ein Flehen, aber auch eine Art Gewissheit, als könnte sie spüren, dass er in der Nähe war, so wie sie es immer spürte. Antonietta Scarletti, Erbin des Scarletti-Vermögens, Komponistin der schönsten Musik, die es seit langem gegeben hatte, und Besitzerin des unschätzbaren Palazzo Scarletti. Der Palazzo della Morte – Palast des Todes. Byron hatte Angst, dass der Fluch dieses Hauses Antonietta den Tod bringen würde, und war entschlossen, es zu verhindern.

Ihre Stimme ließ die Farben der Nacht deutlich werden, scharf umrissen und lebhaft, nachdem es für ihn so lange nichts anderes als tristes Grau gegeben hatte. Sein Herzschlag stockte, wie immer, wenn er dieses unerwartete Geschenk empfing. So war es jedes Mal, wenn er ihre Stimme hörte, wenn sie in samtweichem Ton seinen Namen aussprach. Wenn sie seine Welt mit Licht und Farben erhellte und ihm eine neue Form der Wahrnehmung für alles ringsum schenkte, eine Gabe, die ihm vor langer Zeit verloren gegangen war.

Byron flog so niedrig, dass die aufpeitschenden Wellen ihn mit Wasser bespritzten, während er dem Klang ihrer Stimme folgte und direkt über das aufgewühlte Meer schoss. Durch die Nebelschleier konnte Byron in der hungrigen See Don Giovanni Scarletti erkennen, der verzweifelt versuchte, an den glitschigen Felsen Halt zu finden. Die Wogen schlugen über dem alten Mann zusammen und schleuderten ihn hin und her, als wäre er ein Bündel Seetang. Die schäumenden Wassermassen schlossen sich über seinem ergrauten Kopf und zogen ihn nach unten.

»Byron!« Wieder ertönte der Ruf, eindringlich, gequält und unvergesslich. Er wusste, dass ihn diese Stimme für alle Zeiten bis in seine Träume verfolgen würde.

Sie stand oben auf den schroffen Klippen, dicht an der Kante der abschüssigen Felsen, und kämpfte mit einem Mann. Unter ihr schlug das Wasser donnernd an die Klippen, immer höher und höher, als wollte es sie schnappen und mit sich ziehen. Nur die zunehmende Gewalt des Sturms, die Erdstöße, die die Felsklippen erschütterten, verhinderten, dass Antoniettas Angreifer sie ins Meer schleuderte. Der Mann taumelte heftig und wäre beinahe mitten im Kampf gestürzt. Blitze explodierten rings um die beiden und sprühten glühend heiße Funken. Donnerschläge krachten so laut, dass der Mann vor Schreck aufschrie.

Die Eckzähne in Byrons Mund wurden zu langen, spitzen Fängen, und in seinem Körper brodelte schwarzes Gift. Im nächsten Augenblick war er bei ihnen, packte Antoniettas Angreifer am Kragen und riss ihn zurück. Mit der ganzen Wildheit seines animalischen Wesens und dem Zorn seiner menschlichen Seite schüttelte Byron den Mann und brach ihm mit bloßen Händen das Genick. Ein schauriges Knacken war zu hören, so laut, dass es sogar das tosende Meer übertönte, sodass es mit seinem ohrenbetäubenden Brausen Byrons Wut vielmehr zu untermalen schien.

Byron ließ den Leichnam achtlos zu Boden fallen und drehte sich hastig zu Antonietta um. Sie bewegte sich, um von ihnen wegzukommen, beide Arme der Länge nach ausgestreckt, um sich ihren Weg zu ertasten. Vor ihr war nichts als Leere und unter ihr die See, die unablässig toste.

»Halt! Keinen Schritt weiter!« Der Befehl hallte laut durch die Nacht und erreichte auch Antonietta. Byron, der darauf vertraute, dass sie sich dem unerbittlichen Drängen in seiner Stimme beugen würde, stieß direkt ins Meer hinunter und tauchte tief in den kalten, dunklen Abgrund hinein, bis seine Finger den Kragen des alten Mannes ertasteten. Er packte den Stoff fest mit der Faust und trat kräftig mit den Beinen, um sie beide an die Oberfläche zu bringen.

Mit dem bleischweren Körper des anderen in den Armen schoss Byron aus dem Meer direkt in die Luft und flog zu den Klippen hinauf. Der weiße Nebel verdichtete sich und hüllte ihn wie ein Umhang ein, der ihn vor neugierigen Blicken abschirmte. Der alte Mann würgte und rang nach Atem, kämpfte um sein Leben. Krampfhaft klammerte er sich an Byron, ohne seine Umgebung wirklich wahrzunehmen, außerstande zu glauben, er könnte durch die Luft schweben. Don Giovanni, Antoniettas Großvater, hielt die Augen fest geschlossen, während sich seine Brust mühsam hob und senkte und Salzwasser aus seinem Mund strömte. Wasser lief beiden Männern zusammen mit den feinen Tröpfchen des Nebels von Kleidung und Haaren, als Byron auf festem Boden landete.

Der alte Mann begann, in seiner Muttersprache ein Gebet zu sprechen und die Engel anzuflehen, ihn zu retten, öffnete aber nicht ein einziges Mal die Augen.

Antonietta wandte den Kopf, als sie die Stimme ihres Großvaters hörte, blieb aber bedrohlich nah am Rand der Klippe stehen, genau dort, wo sie gewesen war, als Byron seinen Befehl gebrüllt hatte. Byrons Kehle war wie zugeschnürt, als er den alten Mann ein gutes Stück von der Felskante entfernt behutsam auf den Boden legte und zu Antonietta lief, um sie in seine Arme zu nehmen und sich zu vergewissern, dass sie in Sicherheit war. Während er sie ganz fest hielt, zwang er sich, seinen Zorn und seine Angst niederzuringen, um die Heftigkeit des Unwetters allmählich abflauen zu lassen.

Ohne sich darum zu kümmern, dass er bis auf die Haut durchnässt war, schmiegte sie sich eng an ihn, ertastete mit ihren Fingern sein Gesicht und zog zärtlich seine Züge nach. »Ich wusste, dass du kommen würdest! Unser Schutzengel. Was ist mit meinem Großvater? Wie geht es ihm? Ich habe gehört, wie er ins Meer gestürzt ist, aber ich konnte nicht zu ihm.« Sie wandte den Kopf in die Richtung, aus der sie den alten Mann husten und stöhnen hören konnte. Tränen glänzten in ihren großen, dunklen Augen.

»Er wird sich wieder erholen, Antonietta«, versicherte Byron ihr. »Dafür sorge ich.« Und das würde er auch. Er konnte es nicht ertragen, sie weinen zu sehen.

»Du hast ihn gerettet, nicht wahr, Byron? Deshalb bist du so nass. Du kommst immer, wenn etwas Schlimmes passiert. Grazie! Ich könnte ohne meinen Großvater nicht leben.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, ihren weichen, anschmiegsamen Körper trotz seiner nassen Kleidung eng an ihn gepresst, und hauchte einen Kuss auf seinen Mundwinkel.

Die kleine Geste traf ihn bis ins Mark. Feuer schoss durch seine Adern. Jede Zelle in seinem Körper reagierte auf ihre Berührung, rief nach ihr. Brauchte sie. Hungerte nach ihr. Einen Moment lang schlossen sich seine Arme besitzergreifend um sie, und er musste sich bewusst in Erinnerung rufen, wie ungeheuer stark er war und dass Antonietta keine Ahnung hatte, wer oder was er war.

Byron hob sie in seine Arme und zog ihren Körper eng an sich. Sie fröstelte in dem scharfen Wind. »Hat er dir wehgetan? Bist du verletzt, Antonietta?«, wollte er wissen.

»Nein, nur erschrocken. Ich hatte furchtbare Angst.«

»Was hast du hier oben auf den Klippen gemacht?« Seine Stimme klang viel schroffer, als er beabsichtigt hatte. »Und wo ist der Rest deiner Familie?«

Ihre Finger erkundeten zärtlich sein Gesicht. Das hatte sie schon oft gemacht, aber diesmal schien es anders. Vielleicht war er sich aber auch ihrer Nähe noch nie so eindringlich bewusst gewesen. »Irgendjemand drückte mir ein Tuch auf Mund und Nase und schleppte mich nach draußen. Ich hatte solche Angst um Nonno. Ich konnte die Brandung hören.« Ihre Fingerkuppen ließen winzige Flammen über seine Haut tanzen, als sie sein Gesicht berührten. Über seine gerunzelte Stirn strichen. »Das Meer klang sehr wütend, genau wie du jetzt. Ich konnte nicht zu Großvater, und ich hörte, wie er über die Klippen fiel.« Sie verstummte und legte den Kopf an seine Schulter. »Ich kämpfte mit dem Mann, der mich hierher gezerrt hatte. Er wollte mich auch ins Meer stoßen.« Ihre Stimme zitterte, aber es gelang ihr, die Fassung zu bewahren.

»Hat er irgendetwas zu dir gesagt?«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts an ihm wiedererkannt. Ich bin sicher, dass er noch nie im Palazzo war. Keiner hat etwas zu uns gesagt; sie haben einfach versucht, uns ins Wasser zu werfen.«

Byron setzte sie vorsichtig neben dem alten Mann ab. »Ich möchte mir deinen Großvater anschauen. Ich glaube, er hat das halbe Meer geschluckt. Rühr dich nicht. Hier oben ist es gefährlich. Wir sind hoch oben auf den Klippen, wo die Kanten abbröckeln. Ein Sturz könnte tödlich sein.« Er konnte es kaum ertragen, die Arglosigkeit in ihrem Gesicht zu sehen, das kindliche Vertrauen, das sich in ihren Zügen widerspiegelte. Er wusste, dass sie zu ihm gehörte, und doch hatte er wieder einmal darin versagt, auf diejenigen aufzupassen, die zu beschützen er geschworen hatte. »Es ist dir nicht bewusst, Antonietta, aber du stehst unter Schock. Mach jetzt gar nichts. Setz dich einfach hin, und atme tief durch.«

Er entstammte einer uralten Rasse, einer Spezies, die Unsterblichkeit für sich beanspruchen konnte. Er hatte erlebt, wie die Zeit verging, und mitangesehen, wie seine Art allmählich ausstarb. Ohne Frauen und Kinder war es unmöglich, etwas anderes als ein düsteres, seelenloses Dasein zu führen. Anders wurde es nur, wenn man das Glück hatte, seine Gefährtin fürs Leben zu finden. Antonietta Scarletti war seine Gefährtin. Er wusste es ohne jeden Zweifel. Sie entstammte einer langen Linie von Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten. Byron hatte sich die Geschichte ihrer Familie oft angehört, und er wusste, dass viele von Antoniettas Vorfahren, sowohl Männer wie Frauen, über starke telepathische und heilende Kräfte verfügt hatten. Nur ein Mensch mit übernatürlichen Gaben konnte sich mit einem Angehörigen des uralten Stamms der Karpatianer verbinden. Antonietta Scarletti besaß diese Gaben in sehr hohem Maß.

Don Giovanni versuchte sich aufzusetzen, wobei er mühsam um Luft rang und sich mit seinen mageren Händen an Byrons breiten Schultern festhielt. »Woher wussten Sie, dass Sie uns zu Hilfe kommen mussten? Das Meer wollte mich verschlingen, aber Sie haben mich zurückgeholt.« Er klapperte vor Kälte mit den Zähnen, und sein gebrechlicher Körper zitterte unkontrolliert. »Jetzt haben Sie mich schon zum zweiten Mal gerettet.«

Byron hielt ihn behutsam fest. »Sprechen Sie nicht so viel, mein Freund. Mal sehen, was ich tun kann, damit Sie nicht mehr so frieren.«

Antonietta konnte Byron nicht sehen, aber wie immer war sie vom Klang seiner Stimme wie gebannt. Sein Tonfall war schön und bezwingend, ähnlich der Musik, die sie im Geist ständig hörte. Sie wollte in ihm den Freund ihres Großvaters sehen, aber das war gar nicht einfach, wenn sie seine bezwingende Stimme hörte und sich verzweifelt nach einer Berührung von ihm sehnte, sei sie auch noch so leicht.

Antonietta hatte schon vor Jahren die Erfahrung gemacht, dass sie nicht die Sorte Frau war, die Männer aus einem anderen Grund als dem ihres Vermögens anschauten. Sie besaß viel zu viel vom Stolz der Scarlettis, um einzig und allein wegen ihres Geldes geliebt werden zu wollen. Sie hielt nichts davon, sich die Zuneigung eines Mannes zu erkaufen, obwohl sie wusste, dass viele Frauen in ihrer Lage das taten. Sie war kein junges Mädchen, das von einem Ritter in schimmernder Rüstung träumte. Sie war eine erwachsene Frau, mit ausgeprägten weiblichen Rundungen und einem Gesicht, das durch eine Explosion, die ihr das Augenlicht genommen hatte, entstellt war. Für sie gab es keinen Märchenprinzen, der sie auf seinem weißen Hengst in das Reich der Romantik entführte. Sie war eine realistische Frau, eine erfolgreiche Pianistin und Komponistin, die all ihre Träume in ihre Musik fließen ließ.

Antonietta ließ ihre Hände vorsichtig über ihren Großvater wandern, um ihn zu sehen und sich zu vergewissern, dass er seine Rettung aus der See überleben würde. Ihre Hände streiften die von Byron. Sie legte ihre Finger leicht auf seinen Handrücken. Er verriet nie ein Anzeichen von Ärger, wenn sie ihn berührte, wirkte nie angewidert oder ungeduldig, wenn er bei ihr war. Er machte einfach mit dem weiter, was er gerade tat, während ihre Hände auf seinen ruhten. Sie konnte den stetigen Rhythmus seiner Atemzüge hören, so langsam und gleichmäßig, dass ihr eigener Atem, der sehr unruhig ging, sich allmählich seinem Tempo anpasste.

Byrons Hände erzeugten ungeheure Hitze. Sie konnte spüren, wie diese Hitze, einem guten Wein ähnlich, durch die Adern ihres Großvaters strömte und ihn allmählich erwärmte. Sie wagte nicht zu sprechen, aber sie fühlte ihn. Hörte seinen Atem, seinen Herzschlag. Sie wusste, dass Byron weit mehr als ein normaler Sterblicher war. Gerade jetzt schien er wahre Wunder zu vollbringen. Sie sah ihn deutlich vor sich, obwohl nur ihre Fingerspitzen leicht auf seinem Handrücken lagen.

Byron schloss die Augen und sperrte alle Geräusche und Gerüche der Nacht aus. Es war schwierig, an etwas anderes als die Berührung der Frau zu denken, der er sich immer so nahe fühlte, aber er hatte bei seiner Untersuchung etwas in den Lungen des alten Mannes entdeckt. Don Giovanni war zu alt und zu gebrechlich, um eine Infektion oder Lungenentzündung zu überstehen. Byron löste sich von seinem Körper und ließ seinen Geist in den Mann eintreten, der durchfroren und hilflos auf den Felsen lag. Während er ihn auf die Weise seines Volks von innen heraus heilte, nahm Byron gleichzeitig eine gründliche Untersuchung vor, fest entschlossen, Antoniettas Großvater so viele Lebensjahre wie möglich zu verschaffen.

Der Wind fegte über die Klippen und drang durch Antoniettas Kleidung, obwohl Byron sich zwischen sie und den Wind gestellt hatte. Sie konnte die Wärme spüren, die von Byron auf ihren Großvater überging. Aber da war noch etwas anderes, etwas noch viel Ungewöhnlicheres. Sie begriff es, und sie glaubte daran. Byron Justicano hatte seinen Körper verlassen und den ihres Großvaters betreten. Sie brauchte keine Augen, um das Wunderwerk eines Naturheilers zu sehen. Sie konnte es fühlen, konnte die Energie und die Hitze fühlen. Da sie wusste, dass das, was er gerade machte, völlige Konzentration erforderte, achtete sie darauf, ihn nicht abzulenken. Sie saß in der schneidenden Kälte und dankte dem Himmel, dass Byron zu ihnen gekommen war, um sie zu beschützen.

»In seinem Blutkreislauf befindet sich Gift.« Byrons Stimme klang so grimmig, dass sie zusammenschrak. »Kleine Mengen, als ob es ihm regelmäßig zugeführt wird, aber es ist in seinen Muskeln und in seinem Gewebe.«

»Das kann nicht sein«, wandte Antonietta ein. »Du musst dich irren. Wer würde Nonno ein Leid zufügen wollen? Er wird von seiner Familie geliebt. Und wie könnte so etwas versehentlich passieren? Du musst dich irren.«

»Als ich jung und ungestüm war, habe ich mich gelegentlich geirrt, Antonietta. Jetzt bin ich vorsichtig, bevor ich etwas sage oder tue. Vor allem, wenn es um Dinge geht, die mir sehr wichtig sind. Auch was Freundschaften angeht, bin ich vorsichtiger geworden. Don Giovanni wurde Gift verabreicht, wie vor langer Zeit einem seiner Vorfahren. Ist das nicht eine Legende der Familie Scarletti?«

Antonietta erschauerte und zog rasch ihre Hände zurück, in der Hoffnung, Byron würde ihre Reaktion nicht bemerken. »Ja. Vor einigen Jahrhunderten wurden ein anderer Don Giovanni, einer unserer Vorfahren, und seine junge Nichte vergiftet. Man schickte nach einer Heilkundigen, und Nicoletta kam, um ihnen zu helfen. Er nahm sie zur Braut. Ich glaube nicht an so etwas wie einen Fluch, Byron. Es liegt kein Fluch auf meinem Heim oder meiner Familie.« Sie legte einen Arm um ihren Großvater.

»Und ich sage dir, dass er ein Gift in seinem Körper hat, dass ihn irgendwann umbringen wird, wenn er noch mehr davon bekommt. Ich habe auch Reste eines Schlafmittels gefunden. Ich bin sicher, dass ich bei dir dasselbe finde, wenn ich dich untersuche.«

»Verdächtigst du etwa meinen Koch, dass er Mordabsichten gegen mich hegt?« Antonietta, die nur mit Mühe die Fassung behielt, legte ihren Arm fester um ihren Großvater. »Das ist absurd, Byron. Er hätte nichts zu gewinnen. Enrico arbeitet seit meiner Kindheit für meine Familie, und er ist jedem Mitglied der Familie Scarletti treu ergeben.«

»Von deinem Koch war nicht die Rede, Antonietta«, erwiderte er geduldig. »Und falls du annimmst, dass ich etwas dergleichen vermute, irrst du dich.« Als sie eigensinnig schwieg, stieß er einen gereizten Seufzer aus. »Ich muss das Gift aus deinem Großvater herausholen. Danach kümmere ich mich um dich.« Seine Zähne blitzten in der Dunkelheit weiß auf, was sie aber nicht sah. Sie konnte nur die unterschwellige Drohung in seiner Stimme hören.

Ein leiser Schauer überlief sie, und sie musste daran denken, dass sie im Grunde nur sehr wenig über ihn wusste. »Byron.« Sie sagte seinen Namen, um Ruhe zu bewahren und sich in Erinnerung zu rufen, dass er immer sehr gut zu ihr gewesen war. Ein Schutzengel, der über sie wachte. In seiner Nähe hatte Antonietta sich immer sicher und geborgen gefühlt. Sie würde nicht zulassen, dass die Nachwirkungen des Überfalls ihre Nerven angriffen und Angst vor dem Mann in ihr aufsteigen ließen, der sie und ihren Großvater gerettet hatte. »Es ist wahr, dass es im Leben der Scarlettis häufig Unfälle gegeben hat. Es gab Intrigen, politischer und auch anderer Natur. Unsere Familie hat immer sehr viel Macht und Geld gehabt.«

»Deine Eltern sind ums Leben gekommen, als eure Jacht explodierte. Du selbst bist dabei erblindet, Antonietta. Es war reines Glück, dass ein Fischer in der Nähe war und dich aus dem Wasser geholt hat, bevor du ertrunken bist.«

»Es war ein Unfall.« Sie konnte nur wispern, obwohl sie ganz überzeugt hatte klingen wollen.

»Du willst daran glauben, dass es ein Unfall war, aber du weißt es besser.« In seiner Stimme schwang eine unüberhörbare Schärfe mit, und sie hatte den Eindruck, dass er sie am liebsten schütteln würde.

Sie wollte nicht über die Explosion auf der Jacht sprechen, die ihr das Augenlicht genommen und sie zur Waise gemacht hatte. Zu viel Schuld und Angst sowie andere Gefühle waren damit verbunden. Die Tür zu dieser Erinnerung blieb fest verschlossen. »Wer ist der Mann?« Sie wusste, dass ihr Angreifer tot war. Es hätte ihr Angst machen sollen, dass Byron imstande war, so schnell und bedenkenlos zu töten, aber tatsächlich empfand sie nur Dankbarkeit.

»Ich habe keine Ahnung, aber er kann es unmöglich allein getan haben. Jemand muss euch beide betäubt haben, jemand, der sich im Palazzo aufhält. Und es hat auf jeden Fall zwei Leute erfordert, um euch beide hier heraufzubringen. Es ist nicht besonders weit, aber der Pfad ist steil, und da ihr beide betäubt wart, kann es nicht leicht gewesen sein. Es wäre sinnvoller gewesen, euch gleich ins Meer zu werfen. Einer von ihnen hatte es anscheinend eilig, sich schnell wieder davonzumachen.«

»Was ist mit meiner Familie, Byron?« Antoniettas Finger zupften an seinem Ärmel. »Vielleicht liegen sie gerade alle betäubt in ihren Betten und sind ihrem Schicksal hilflos ausgeliefert, während wir hier reden. Geh bitte zu ihnen.«

»Mir scheint es wahrscheinlicher, dass diese Männer irgendetwas suchen wollten und nicht unbedingt vorhatten, deine ganze Familie umzubringen.«

Antonietta schnappte nach Luft und legte eine Hand an ihre Kehle. »Wir besitzen viele Kostbarkeiten, unschätzbare Kunstwerke und Schmuck. Unsere Schiffe befördern wertvolle Waren, das Verzeichnis der Güter wird normalerweise im Palazzo und nicht in den Büros am Hafen aufbewahrt, weil das Sicherheitssystem hier bei uns weit besser ist. Sie könnten es auf alles Mögliche abgesehen haben!«

»Gehen Sie schon, Byron«, drängte auch Don Giovanni ihn. »Sie müssen sich vergewissern, ob meine Familie in Sicherheit ist. Scarletti ist ein alter und angesehener Name. Wir dürfen keinerlei Zweifel an unserem Ruf aufkommen lassen. Überzeugen Sie sich davon, dass nichts aus dem Büro entwendet worden ist.«

»Ich soll euch beide ohne jeden Schutz hier oben auf den Klippen lassen? Das wäre viel zu gefährlich.« Byron richtete sich auf, half dabei gleichzeitig dem alten Mann auf die Beine und zog dann auch Antonietta hoch. »Ihr kommt beide mit mir zum Palazzo zurück. Leg deine Arme um meinen Hals, Antonietta.«

In ihr regte sich Widerspruch. Sie war zu schwer. Er konnte unmöglich sie beide tragen. Außerdem musste er sich beeilen. Da sie Byrons Ungeduld spürte, sagte Antonietta jedoch nichts, sondern tat, was er ihr befohlen hatte, und schlang beide Arme um seinen Hals. Ihr Körper presste sich eng an seinen. Byrons muskulöser Körper war hart wie ein Baumstamm. Noch nie hatte sie sich weiblicher als in diesem Augenblick gefühlt, noch nie so eindringlich wahrgenommen, wie weich und rund ihre Formen waren. Sie verschmolz förmlich mit Byron.

Antonietta war froh, dass es Nacht war und die Dunkelheit die leichte Röte verbarg, die ihre Wangen färbte. Sie hätte an die Ehre ihres Familiennamens denken sollen, stattdessen dachte sie an ihn: Byron Justicano. Sie klammerte sich fest an ihn. Einer seiner Arme legte sich schützend um ihre Taille. Fast im selben Moment fühlte sie, dass ihre Füße den Boden verließen. Ihr Großvater schrie erschrocken auf und setzte sich gegen den festen Griff zur Wehr. Byron murmelte ihm leise etwas zu, das sie nicht verstehen konnte, aber sein Ton klang gebieterisch. Ihr Großvater gab nach und wurde so still, dass sie glaubte, er wäre in Ohnmacht gefallen.

Sie hielt ihr Gesicht in den Wind, völlig entspannt und gelöst und bereit, jeden Augenblick auszukosten. Sie war blind, aber sie lebte. Ihre Welt bestand hauptsächlich aus Hören und Fühlen, aber diese Welt war reich und erfüllt, und Antonietta wollte alles kennen lernen, was das Leben zu bieten hatte. Schwerelos schwebte sie durch die Luft, während unter ihr das Meer schäumte und toste und sich über ihr Wolken ballten. Und sie war in Byrons Armen sicher und geborgen.

Was die schlimmste Nacht ihres Lebens hätte sein sollen, entpuppte sich als unvergleichliches Erlebnis. »Byron.« Sie wisperte seinen Namen. Schmerz lag in ihrer Stimme, aber sie glaubte, der Wind würde den Klang mit sich nehmen und weit aufs Meer hinaustragen, wo niemand ihre geheimsten Sehnsüchte hören konnte.

Byron vergrub sein Gesicht in ihrem duftenden Haar, als sie sich in den Himmel erhoben. Antonietta strahlte keinerlei Furcht aus. Er hatte sie kaum jemals verängstigt erlebt. Da ihre Denkmuster in ganz anderen Bahnen verliefen, konnte er ihre Gedanken nicht so leicht lesen wie die der meisten Menschen. Nun, da sein Herz wieder in normalem Rhythmus schlug, konnte er die Art und Weise bewundern, wie sie dort oben auf den Klippen um ihr Leben gekämpft hatte. Sie war eine ungewöhnliche Frau, und sie gehörte zu ihm. Sie hatte es nur noch nicht erkannt.

Antonietta hatte eine starke Persönlichkeit und war entschlossen, selbst über ihr Leben und alles, was sie anging, zu bestimmen. Sie nach der Art seines Volks für sich zu beanspruchen, würde nicht nur ihren Widerstand wecken, sondern sie auch sehr unglücklich machen. Vor vielen Jahren, als er versuchte, etwas zu seinem eigenen Vorteil zu schnell und ohne an die Konsequenzen zu denken an sich zu nehmen, hatte er eine harte Lektion lernen müssen.

Antonietta war seine Welt. Er konnte seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse und den schrecklichen Hunger in seinem Inneren hintanstellen, um ihr das zu geben, was sie brauchte. Er würde sie bekommen, das wusste er. Es gab für keinen von ihnen eine andere Wahl, aber er wollte, dass sie aus freiem Willen zu ihm kam. Dass sie sich für ihn entschied, für sein Leben und seine Welt. Mehr noch, er wollte ihr alles geben, was sie vermutlich nie gehabt hatte. Er wollte, dass sie ihren Wert als Frau erkannte. Nicht als eine Scarletti. Nicht als Pianistin. Nicht als Miteigentümerin einer großen Reederei. Als Frau.

»Hast du Angst?« Er wisperte die Worte, halb hörbar, halb in ihrem Geist. Er wusste, dass sie sich nicht fürchtete, und er wollte, dass ihr bewusst war, was sie gerade taten. Anders als ihren Großvater hatte er sie nicht vor dem Wissen, wie sie sich fortbewegten, abgeschirmt. Sie mochte blind sein, aber ihr Wahrnehmungsvermögen war ausgeprägter als bei jedem anderen Menschen, den er kannte.

Antonietta lachte vor Freude. »Wie könnte ich Angst haben, Byron? Ich bin bei dir. Ich werde dich erst fragen, wie du das machst, wenn ich wieder mit beiden Beinen auf der Erde stehe.« Sie antwortete ihm so ehrlich, wie sie konnte. Wilde Freude erfüllte ihr Herz. Falls sie tatsächlich Angst hatte, dann nur vor dem Unbekannten. Über den Himmel zu gleiten, war wie eine Phantasie, die wahr geworden war. Ihre Kindheitsträume vom Fliegen waren so lebhaft gewesen, dass sie damals oft geglaubt hatte, wirklich hoch in den nächtlichen Himmel aufzusteigen. »Ich wünschte, ich könnte die Aussicht genießen.« Ein Hauch von Wehmut schwang in ihrer Stimme mit, und sie schämte sich, dass er es hören konnte. »Ich wünschte, du hättest Zeit, mir alles zu beschreiben.«

»Es gibt eine Möglichkeit für dich, alles zu sehen, was ich sehe.« Sein Herz hämmerte laut. Als er das bemerkte, glich er seinen Herzschlag sofort dem ihren an. Um mit ihr verbunden zu sein, von Herz zu Herz.

Antoniettas Griff um seinen Hals wurde fester. Zum ersten Mal verbarg sie ihr Gesicht an seinem Hals. Er konnte ihren warmen Atem an seiner Kehle spüren, und sein Körper verspannte sich vor Erregung. »Was sagst du da?« Jetzt war es ihr Herz, das hämmerte. Er konnte Wunder wirken. Heilen. Über die tosende See ihren Ruf vernehmen. Tief in die donnernde Brandung tauchen, einen Mann aus dem Meer ziehen und ihn in Sicherheit bringen. Über den Nachthimmel fliegen und dabei zwei Erwachsene tragen, als ob sie nicht schwerer als Kleinkinder wären. Sie wagte nicht, an das Unmögliche zu glauben.

Ihre Stimme war leise, ihre Lippen pressten sich an seine Haut. An seine Pulsader. Byrons Körper glühte vor Hitze, brannte vor Verlangen und Hunger. Antonietta schien seine Reaktion nicht zu spüren. Er bekämpfte das nahezu überwältigende Verlangen, indem er das Gesicht von ihr abwandte, von der Versuchung, die sie darstellte. Er konnte ihr nicht antworten, wenn seine Eckzähne gerade scharf und lang wurden und sein Körper sich rasend nach ihr verzehrte.

Zum Glück waren sie nicht mehr weit von dem großen Palazzo entfernt. Byron konzentrierte sich darauf, jedes menschliche Wesen in der Gegend auszumachen, und überprüfte die Villa und die nähere Umgebung. Die Schwingungen von Gewalt lagen noch in der Luft, aber falls der zweite Täter in die Villa zurückgelaufen war, um das Warenverzeichnis oder die Familienschätze der Scarlettis zu suchen, hatte er sie entweder schon längst gefunden und war wieder verschwunden oder lag im Bett und gab vor zu schlafen. Byron konnte innerhalb des Gebäudes keinen Fremden entdecken.

Die Familienmitglieder schliefen friedlich in ihren Betten. Niemand im Haus schien etwas von dem Überfall auf Antonietta und Don Giovanni mitbekommen zu haben. Misstrauen stahl sich in Byrons Herz.

Kapitel 2

Byron setzte Don Giovanni und Antonietta erst ab, als er das Zimmer des alten Mannes betrat.

»Die Alarmanlage sollte losgehen«, sagte Antonietta. »Eindringlinge müssten ihn auslösen. Wie sind sie hereingekommen? Wie bist du hereingekommen?«

»Nicht auf demselben Weg wie sie«, antwortete Byron mit absoluter Gewissheit. »Im Moment befindet sich kein Eindringling im Palazzo.«

»Das kannst du unmöglich wissen«, widersprach Antonietta. »In unserem Haus gibt es über hundert Räume. Diese Leute könnten sich überall verstecken. Du hast nicht einmal im Büro nachgeschaut.«

»Ich werde nachher alles überprüfen, um herauszubekommen, was diese Männer im Schilde geführt haben. Es sind keine Fremden im Haus, nur deine Verwandten, die in ihren Betten liegen«, wiederholte Byron geduldig. »Don Giovanni ist vom Meerwasser und dem eisigen Wind völlig unterkühlt, und seine Körpertemperatur sinkt rapide. Geh in dein Zimmer, und nimm ein heißes Bad, Antonietta«, sagte er kurz angebunden, während er begann, dem alten Mann die nassen Sachen auszuziehen. »Du zitterst vor Kälte.«

»Ich mag es nicht besonders gern, herumkommandiert zu werden«, erwiderte Antonietta. Ihre Zähne klapperten, obwohl sie verzweifelt versuchte, dagegen anzukämpfen. Sie fror ganz fürchterlich. »Don Giovanni ist mein Großvater. Ich trage die Verantwortung für ihn.«

»Dann nimm ihm nicht die Würde, die ihm zusteht.« Byrons Stimme war gefährlich leise geworden. Antonietta erschauerte.

Sie trat einen Schritt zurück. Ihr stieg ein dicker Kloß in die Kehle und drohte, sie zu ersticken. Ihre Augen brannten. Sie hatte seit Jahren nicht mehr geweint.

Seine Finger schlossen sich mit festem Griff um ihr Kinn. »Ich wollte nicht schroff klingen, aber ich habe nur wenig Zeit für das, was getan werden muss. Falls ich dich gekränkt habe, tut es mir leid. Das Herz deines Großvaters ist schwach, und trotz meiner Behandlung hat er kaum Widerstandskräfte.« Er neigte seinen Kopf zu ihrem und strich mit seinen Lippen über ihren Mund, ganz zart nur, aber sie spürte die Berührung bis in die Zehenspitzen. Hitze wallte in ihrem Inneren auf. Einen Moment lang konnte sie nicht klar denken, wusste nicht, warum sie am liebsten geweint hätte.

»Weil jemand versucht hat, dich und deinen Großvater zu töten«, beantwortete Byron ihre unausgesprochene Frage. »Jemand hat ihn und höchstwahrscheinlich auch dich vergiftet und euch beide betäubt. Du bist müde und durchfroren, und ich war sehr kurz angebunden. In dieser Situation wäre jedem zum Weinen zumute, Antonietta. Ich kümmere mich um Don Giovanni, während du ein heißes Bad nimmst und dich nachher in dein warmes Bett legst.«

Byron klang so zärtlich, dass es ihr das Herz krampfen und die Tränen unter ihren Lidern noch heißer brennen ließ. Seine Hand sank herunter, und sie wandte sich zum Gehen, bezwungen von der Schönheit seiner Stimme und seiner ruhigen Vernunft. Sie machte den ersten Schritt, noch bevor ihr bewusst war, was sie tat. »Grazie, Byron, aber im Bad wird Nonno vielleicht meine Hilfe brauchen. Ich kann ihn ja nicht sehen; schließlich bin ich blind, weißt du.« Byron war der Einzige, der ihr das Gefühl gab, nicht zu bemerken, dass sie blind war.

Byron warf Don Giovannis nasses Hemd beiseite. »Du musst überhaupt nichts tun, cara mia. Geh jetzt. Ich helfe ihm beim Duschen und bringe ihn dann zu Bett.«

»Geh!« Don Giovanni wedelte mit einer unsicheren Hand in Richtung Tür. »Tu, was er sagt, Toni, und nimm ein Bad. Ich komme schon zurecht. Ach was, geht alle beide! Ich möchte, dass Sie sich um sie kümmern, Byron. Achten Sie darauf, dass sie sich etwas Warmes anzieht.«

»Nonno!« Antonietta war schockiert. »Ich mag ja blind sein, aber ich versichere dir, Byron ist es nicht. Ich glaube nicht, dass er mir beim Baden behilflich sein kann.«

Don Giovanni ignorierte den Protest seiner Enkeltochter. »Ich will, dass sie beschützt wird. Was ist, wenn diese Männer wiederkommen? Bleiben Sie bitte die ganze Zeit bei ihr.«

»Es kommt nicht darauf an, Don Giovanni, ob die Männer zurückkommen oder nicht. Sie werden nie wieder Hand an Ihre Enkeltochter legen.«

Byron lehnte sich an Antonietta, und zum ersten Mal fühlte sie, dass er zitterte. Sein Zorn war bei ihnen im Raum wie ein lebendes, atmendes Wesen. Die Luft verdickte sich zu einer schweren Masse, einer dunklen Wolke brodelnder Energie, bis sogar das Atemholen schwerfiel.

Tief in Byrons Inneren drängte der Dämon auf Vergeltung und schrie danach, von seinen Fesseln befreit zu werden. Verlangte von ihm, Antonietta an einen Ort zu bringen, wo ihr kein Leid geschehen konnte. »Im Moment ist es sicherer für dich, allein in deinem Badezimmer zu sein, als mich vor der Tür stehen zu haben, cara. Erlaube mir, mich in aller Ruhe um deinen Großvater zu kümmern.« Er stieß die Worte zwischen den Zähnen hervor und ließ sie wie ein Versprechen klingen. Wie einen Schwur. Eine absolute Gewissheit.

Würde zu behalten, wenn man mit den Zähnen klapperte und am ganzen Leib vor Kälte schlotterte, war nicht leicht, aber Antonietta war eine Scarletti. Sie hob ihr Kinn. »Die Behörden müssen verständigt werden. Ich glaube, da oben auf den Klippen liegt eine Leiche.«

»Eine Leiche?« Don Giovanni ließ sich in einen Sessel sinken, während Byron ihm vorsichtig seine durchnässten Schuhe und Socken auszog. »Wessen Leiche?«

Byron zuckte nachlässig die Achseln. »Einer von ihnen wollte Antonietta ins Meer stoßen. Ich dürfte ihn ein bisschen zu hart angefasst haben. Ich war wütend und hatte Angst um sie und habe nicht daran gedacht, wie kräftig ich bin.«

Don Giovanni schüttelte den Kopf. »Besser, die Leiche fällt ins Meer, und wir wissen nichts davon. Ihr habt gekämpft, er ist gestürzt. Bei Todesfällen wie diesem sollte man bei den zuständigen Behörden lieber kein Risiko eingehen.«

»Nonno!« Antonietta war entsetzt.

»Wenn du noch länger hier herumstehst und zitterst wie Espenlaub, trage ich dich in dein Badezimmer und setze dich eigenhändig in die Wanne«, sagte Byron. »Für das, was dann passiert, übernehme ich keine Verantwortung. Und glaub bloß nicht, dass ich scherze.«

Ihr Herz machte bei seinen Worten einen Satz und begann zu hämmern. Sie bemühte sich, ein verärgertes Gesicht zu machen, bevor sie kurz die Hand ihres Großvaters berührte und dann aus dem Zimmer rauschte.

»Sie können kaum die Augen von ihr lassen«, stellte Don Giovanni beifällig fest. »Das ist gut. Einen Mann wie Sie habe ich mir für meine Enkeltochter gewünscht. Sie hat einen sehr starken Willen, Byron.« Die rot geränderten Augen sahen ihn unverwandt an. »Sie könnten ihr wehtun.«

»Nein, Don Giovanni. Das könnte ich nie.« Byron half dem alten Mann beim Aufstehen. »Stützen Sie sich auf mich, damit wir zusammen zur Dusche gehen können.«

»Ich bin zu schwach, um mich auf den Beinen zu halten«, gestand Don Giovanni beschämt.

»Ich lasse Sie nicht fallen, mein Freund«, versicherte Byron ihm liebevoll. Er half dem anderen, auf unsicheren Beinen durch das Zimmer in sein privates Bad gehen, statt ihn einfach hochzuheben und zu tragen, da er instinktiv wusste, dass Don Giovannis Stolz auf diesen kleinen Beweis von Selbständigkeit pochen würde, auch wenn er zu geschwächt war, um ohne Hilfe zu gehen. »Was für eine Nacht! Ihnen ist natürlich klar, dass sowohl Ihr Leben wie das Ihrer Enkeltochter in Gefahr ist. Antonietta braucht Schutz, genau wie Sie.«

Don Giovanni seufzte, als er mit knotigen Fingern nach der Glastür seiner Dusche griff. »Sie ist sehr eigensinnig. Ich habe mich zu sehr auf sie verlassen, und jetzt fühlt sie sich für uns alle verantwortlich. Sie wird keinen Bodyguard einstellen wollen.«

»Ich weiß.« Byron half dem alten Mann, die letzten Kleidungsstücke auszuziehen, und stellte die Wassertemperatur ein. »Aber ihr wird nichts anderes übrig bleiben. Den Großteil des Tages kann ich nicht hier sein. Warum sollte jemand Ihnen beiden den Tod wünschen?«

Don Giovanni wandte sein Gesicht nach oben und ließ das warme Wasser über seinen Körper laufen. Byron gab sich völlig unbefangen. Dass er mit ihm unter der Dusche stand, erlaubte dem alten Mann, sich an ihm festzuhalten. Er wartete, bis Don Giovanni nicht mehr so unkontrolliert zitterte, bevor er den heißen Wasserstrahl, der auch ihn durchnässt hatte, abdrehte und seinen Freund behutsam in ein Badetuch wickelte.

Karpatianer waren imstande, ihre Körpertemperatur selbst zu regulieren, und es dauerte nur einen Herzschlag lang, bis Byrons Sachen wieder trocken waren. Don Giovanni, der sich von Byron helfen ließ, seinen Pyjama anzuziehen und ins Bett zu steigen, schien es nicht zu bemerken. »Gehen Sie zu ihr, Byron. Passen Sie auf, dass ihr nichts passiert.«

»Das werde ich«, versprach Byron. »Schlafen Sie jetzt, und machen Sie sich keine Sorgen.« Er nutzte die hypnotische Kraft seiner Stimme, um den alten Mann zu überzeugen.

»Was ist mit den anderen? Mit meinen anderen Enkeln? Sie wollten doch nach ihnen schauen. Und nach meinen Urenkeln …« Don Giovannis Worte klangen verwischt.

»Schlafen Sie jetzt.« Byron gab dem anderen noch einen sanften geistigen Schubs und deckte ihn sorgsam zu.

Weil der ältere Scarletti sich im Schlaf unruhig hin und her warf, sang Byron laut das uralte Heilungsritual, während er dafür sorgte, dass alle Spuren von Gift aus Don Giovannis Körper ausgeschieden wurden. Es dauerte länger, als Byron geglaubt hatte, vor allem deshalb, weil er sich bemühte, gleichzeitig die Innenorgane zu kräftigen. »Sie haben noch viele Jahre vor sich, alter Freund«, murmelte er, als er sich aufrichtete. Er sah sich aufmerksam um und setzte alle seine Sinne ein, um jeden Winkel der Zimmerflucht zu erkunden. »Ich habe Sie erst vor kurzer Zeit kennen gelernt, Don Giovanni, aber Sie bedeuten mir und Ihrer Enkelin sehr viel. Ich habe große Achtung vor einem Mann wie Ihnen.« Er beugte sich vor und hielt seine Lippen dicht an das Ohr des anderen. »Sie werden leben und bei guter Gesundheit sein.«

Jemand war vor kurzem in Don Giovannis Zimmer gewesen. Jemand, der Scarletti-Blut haben mochte oder auch nicht. Ein unverkennbarer Geruch hing im Raum. Byron ließ sich Zeit, um das Zimmer auf Dinge abzusuchen, die für Don Giovanni eine Gefahr darstellen könnten, konnte aber nichts Lebendes entdecken, nicht einmal eine giftige Spinne. Der Eindringling hatte Giovanni Scarletti aus dem Bett gezerrt. Es konnte nur wenige Augenblicke gedauert haben, den alten Mann zu überwältigen. Der Angreifer, der ins Zimmer zurückgekehrt sein musste, nachdem er Don Giovanni von der Klippe gestoßen hatte, war entweder ein Familienmitglied oder ein Dienstbote, der im Palazzo schlief. Dem widersprach allerdings, dass Byron der Geruch dieser Person nicht vertraut war. Vielleicht war der Eindringling also ein Fremder, der das Haus sofort nach seiner Rückkehr wieder verlassen hatte, was wiederum keinen Sinn ergab.

Byron veränderte seine Gestalt und wurde zu einem großen Wolf mit dunklem, rotbraunen Fell. Wieder witterte er in den Raum. Im nächsten Moment zog er knurrend die Lefzen hoch. Der Geruch war schwach, aber eindeutig vorhanden. Wild. Katzenhaft. Ein Raubtier. Das erklärte das schnelle Entkommen. War ein Vampir an irgendeinem gewaltsamen Akt gegen die Scarletti-Familie beteiligt? Aber ein Vampir hätte das Blut des alten Mannes getrunken, ihn nicht einfach nur ins Meer geworfen. Vampire waren durch und durch schlecht und wollten, dass ihre Opfer unendlich lange litten.

Der Wolf begann, systematisch den Palazzo zu durchsuchen. Wie war der Eindringling ins Haus gekommen, ohne die hochtechnisierte Alarmanlage auszulösen? Byron selbst konnte sich wie jeder Angehörige seiner Spezies einfach in feinen Dunst verwandeln und durch einen Spalt in einem der unzähligen Fenster in eines der vielen unbenutzten Zimmer eindringen. Auch ein Vampir wäre dazu in der Lage …

Der Wolf trottete die geschwungene Treppe auf der Ostseite des Palazzos hinauf, wo Antoniettas Cousin Franco und seine Familie wohnten.

Antonietta stieß mit dem Handrücken ihre Zimmertür auf. Sie war viel zu schnell gegangen und konnte von Glück reden, dass die Kinder kein Spielzeug auf dem Boden liegen gelassen hatten, über dass sie hätte stolpern können. Normalerweise waren die beiden in dieser Beziehung sehr brav, aber der kleine Vincente dachte nicht immer daran, seine Sachen aufzuräumen. Mehr als einmal hatte Antonietta sich kleine Schrammen geholt und sich in ihrem Stolz verletzt gefühlt, wenn sie über eines seiner Spielzeugautos gestolpert war. Einmal wäre sie die Treppe hinuntergestürzt, wenn Justine nicht bei ihr gewesen wäre und sie gehalten hätte. Vincente hatte geleugnet, mit seinen Sachen auf der verbotenen Treppe gespielt zu haben, aber Franco, sein Vater, hatte ihn trotzdem bestraft. Marita, Vincentes Mutter, hatte die Hände gerungen und wegen der grausamen Behandlung ihres Sohns laut geweint, aber dieses eine Mal hatte sich Franco durchgesetzt.

Nachdenklich schloss Antonietta die Tür zu ihrer Zimmerflucht und lehnte sich dagegen. Vielleicht hatte Vincente die Wahrheit gesagt. Jemand anders könnte ohne weiteres die Spielsachen des Jungen auf den Treppenabsatz gelegt und darauf gehofft haben, einen Unfall zu verursachen. Zum Kuckuck mit dir! Jetzt denke ich schon an Verschwörungen, und das ist allein deine Schuld!

Einen Moment lang herrschte Stille. Byron war betroffen, wie mühelos Antonietta die intime Form der Kommunikation einsetzte, die zwischen Gefährten seiner Art üblich war. Sie verfügte über starke telepathische Kräfte – und mehr. Oft rief sie ihn mit ihrer Musik zu sich, schien sich dessen aber nicht bewusst zu sein. Endlich setzt du dich mit den Dingen auseinander, die um dich herum geschehen. Die Augen bewusst vor einer drohenden Gefahr zu verschließen, ist nie klug.

Antonietta knöpfte langsam die kleinen Perlenknöpfe ihrer Bluse auf. Da ihre Finger vor Kälte und vielleicht auch vor Furcht zitterten, war es gar nicht so leicht.

Ich könnte kommen und dir helfen.

Antonietta schnappte nach Luft und sah sich in ihrem Zimmer um, als könnte sie in ihrer Welt der Dunkelheit einen Blick auf ihn erhaschen.

Sein Lachen war leise und sehr verführerisch. Die Nacht gehört mir. Ich komme aus dem Schatten. Ich kann überall und nirgendwo sein, sogar bei dir im Zimmer, um dir beim Ausziehen zu helfen. In seiner Stimme lag eine zärtliche Liebkosung, die flüssiges Feuer durch ihren Körper jagte und ein schmerzhaftes Verlangen in ihr weckte.

Ich spüre immer, wenn du in einem Raum mit mir bist, und im Moment bist du es nicht. Antonietta wurde plötzlich bewusst, dass sie gar nicht mehr zitterte, und trotz der Ereignisse des Abends und der ernsten Lage musste sie lächeln. Byron bewirkte irgendwie, dass ihr warm wurde, dass sie sich entspannte. Mir beim Ausziehen zu helfen, ist keine besonders gute Idee, glaube ich. Was machst du gerade?

Die Vorstellung, dir beim Ausziehen zu helfen, nimmt mir den Atem.

Kurzes Schweigen folgte auf seine Worte. Antonietta hängte ihre Bluse über eine Stuhllehne. Ihre Finger strichen über die Seide, wobei sie insgeheim wünschte, es wäre Byrons Haut. Die Vorstellung, sich von ihm beim Ausziehen helfen zu lassen, nahm auch ihr den Atem. Und die Sprache. Sie konnte nicht mehr klar denken. Sie zog das Band aus ihrem Haar und begann, den dicken Zopf zu lösen, während sie in Richtung Badezimmer ging.

Ich durchsuche den Palazzo, um festzustellen, was die Eindringlinge vorhatten, und um mich zu vergewissern, dass deine Verwandten weder vergiftet noch betäubt worden sind. Die weitaus interessantere Frage ist, was machst du gerade?

Ich löse mein Haar.

Byron schloss die Augen und atmete tief ein, als könnte er ihren Duft in sich aufnehmen. Es ist ausgesprochen erotisch, wenn eine Frau gerade ihr Haar löst. Hast du deine Hose ausgezogen?

Meine Bluse