Dunkler Bann des Verlangens - Christine Feehan - E-Book
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Dunkler Bann des Verlangens E-Book

Christine Feehan

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Beschreibung

Sandu hat sein ganzes Leben dem Schutz seines Volkes gewidmet. Seine Seelengefährtin hat er nie gefunden. Gerade als er die Hoffnung endgültig aufgeben will, erklingt eine Stimme, die alles in ihm wachruft, was er sich schon immer erseht hat. Adalasia fügt sich mühelos in Sandus Geist ein, so als ob sie schon immer ein Teil von ihm gewesen wäre. Aber sie hat eine besondere Gabe. In ihren Tarotkarten erkennt sie die Umrisse zukünftiger Ereignisse. Diese Gabe ist jedoch nicht nur ein Segen, sondern auch ein Fluch. Denn Adalasia weiß daher, dass Sandu in steter Gefahr schwebt. Sie kann nicht alles sehen, was die Zukunft bereithält, doch eines steht fest: Sie werden sich ihr gemeinsam stellen ...

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Seitenzahl: 763

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Inhalt

CoverÜber dieses BuchÜber die AutorinTitelImpressumWidmungStammbaum: Die Karpatianer – Teil 1Stammbaum: Die Karpatianer – Teil 2Stammbaum: Andere Karpatianische Gefährten0 - Der Narr1 - Der Magier2 -Die Hohepriesterin3 - Die Herrscherin4 - Der Herrscher5 - Der Hierophant6 - Die Liebenden7 - Der Wagen8 - Die Kraft9 - Der Eremit10 - Das Rad des Schicksals11 - Die Gerechtigkeit12 - Der Gehängte13 - Der Tod14 - Die Mäßigkeit15 - Der Teufel16 - Der Turm17 - Der Stern18 - Der Mond19 - Die Sonne20 - Das Gericht21 - Die Welt22 - Die GöttinDANKSAGUNG

Über dieses Buch

Sandu hat sein ganzes Leben dem Schutz seines Volkes gewidmet. Seine Seelengefährtin hat er nie gefunden. Gerade als er die Hoffnung endgültig aufgeben will, erklingt eine Stimme, die alles in ihm wachruft, was er sich schon immer erseht hat. Adalasia fügt sich mühelos in Sandus Geist ein, so als ob sie schon immer ein Teil von ihm gewesen wäre. Aber sie hat eine besondere Gabe. In ihren Tarotkarten erkennt sie die Umrisse zukünftiger Ereignisse. Diese Gabe ist jedoch nicht nur ein Segen, sondern auch ein Fluch. Denn Adalasia weiß daher, dass Sandu in steter Gefahr schwebt. Sie kann nicht alles sehen, was die Zukunft bereithält, doch eines steht fest: Sie werden sich ihr gemeinsam stellen …

Über die Autorin

Christine Feehan lebt gemeinsam mit ihrem Mann und ihren elf Kindern in Kalifornien. Sie schreibt seit ihrer frühesten Kindheit. Ihre Romane stürmen regelmäßig die amerikanischen Bestsellerlisten, und sie wurde in den >USA bereits mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Auch in Deutschland erfreut sich die Autorin einer stetig wachsenden Fangemeinde.

CHRISTINE

FEEHAN

Dunkler Bann des Verlangens

Roman

Aus dem amerikanischen Englischvon Anita Nirschl

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2021 by Christine Feehan

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Dark Tarot«

Originalverlag: Berkley Books

All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form.

This edition published by arrangement with Berkley, an imprint of Penguin Publishing Group, a division of Penguin Random House LLC.

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2023 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Anne Schünemann, Lektorat am Meer

Titelillustration: © Adam-Springer/iStock/Getty Images Plus; kdshutterman/iStock/Getty Images Plus; ESOlex/iStock/Getty Images Plus; ArtOfPhotos/Shutterstock; akvlv/iStock/Getty Images Plus

Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München | www.guter-punkt.de

eBook-Produktion: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7517-2867-6

luebbe.de

lesejury.de

Für Denise Feehan und ihre Liebe zu Tarotkarten

Sandu Berdardi musste eine Entscheidung treffen. Er saß im Dunkel der Nacht auf einem Dach, den Blick aufs Meer gerichtet, und sah den Wellen zu, wie sie in einer nie endenden Demonstration von Macht kamen und gingen. Er war wie dieser Ozean. Mit einer Hand fuhr er sich übers Gesicht. Seine Zeit war schon vor Jahrhunderten abgelaufen. Er hatte viel zu lange durchgehalten. Eine Frage der Ehre. Darauf lief es immer hinaus. Ehre. Es war in seinen Rücken geritzt.

Olen wäkeva kuntankért. Stark bleiben für unser Volk.

Olen wäkeva pita belső kulymet. Stark bleiben, um den inneren Dämon zurückzuhalten.

Olen wäkeva – félért ku vigyázak. Stark bleiben für sie.

Hängemért. Nur sie.

Er war ein uralter karpatianischer Krieger. Es gab nur noch wenige seiner Art in der modernen Welt. Narben trugen sie selten davon. Einzig, wenn sie tödlich verwundet wurden und dennoch überlebten. Er besaß mehrere Narben. Selbst Tätowierungen hielten auf der Haut der Karpatianer nicht. Sie mussten immer wieder ins Fleisch geritzt und mit einer besonderen Tinte auf Pflanzenbasis eingefärbt werden.

Die Schwüre, die auf seinem Rücken verewigt waren, handelten alle von Ehre. Sein ganzes Leben war der Ehre gewidmet. Und hier saß er nun, auf einem Häuserdach, fern von den Karpaten, in einem Land, das er nicht verstand, umgeben von Leuten, die er nicht verstand. Sein Leben war definitiv vorbei. Er wusste, dass er zurück ins Kloster gehen oder sich für die Morgendämmerung entscheiden musste.

Er brauchte es immer mehr, allein zu sein, fern von allen. Allein zu jagen war ein heikler Balanceakt und umso gefährlicher. Nicht weil er fürchtete zu sterben, sondern weil er fürchtete, wozu er werden würde, wenn die Grausamkeit in ihm sich seiner bemächtigte. Er hatte gelernt, dass es Dinge auf der Welt gab, die mindestens genauso ungeheuerlich waren wie Vampire, und er war eines dieser Dinge.

Verbissen hatte er an seiner Ehre festgehalten, an dem Kodex, der in seine Haut geritzt war, aber er wusste, dass ihm die Zeit davonlief. Seine Seele war nicht mehr nur geschunden, sondern hatte Narben davongetragen. Und die ließen sich nicht heilen. Von manchen Dingen erholte man sich nie wieder. Seine Zeit war vorbei. Einem Karpatianer blieb kaum eine Wahl, sobald er eine gewisse Spanne gelebt hatte, und Sandu hatte dieses Ultimatum schon vor Jahrhunderten überschritten.

Er besaß nicht die sozialen Fähigkeiten, um sich länger in der Gesellschaft der modernen Menschen aufzuhalten. Er hatte sie nicht erlernen wollen, obwohl sie offensichtlich unverzichtbar waren, wenn er weiterhin an diesem Ort bleiben wollte. Doch er bezweifelte, dass er das würde. Er gehörte nicht mehr in diese Welt, und das seit Jahrhunderten. Diese Tatsache hatte er schon vor vielen Jahren erkannt. Für ihn gab es keinen Anker, der ihm half, bei Verstand zu bleiben. Zusammen mit seinen Brüdern hatte er das Kloster in der Hoffnung verlassen, seine Seelengefährtin zu finden, die eine Frau, die ihn retten konnte, aber die Welt war groß, und die Zeit ließ sie noch größer werden.

Er war ein berühmter Vampirjäger, doch das machte ihn nur zu einer größeren Bedrohung für jeden. Deshalb war er ins Kloster gegangen. Weil er erkannt hatte, dass er nicht länger gefahrlos in der Nähe von Menschen, nicht einmal von Karpatianern sein konnte. Bei der Geburt wurde die Seele eines Karpatianers gespalten. Der Mann beherbergte die dunkle und die Frau die helle Hälfte. Die Aufgabe des Mannes war es, die Hüterin seines Lichts zu finden und sie beide aneinanderzubinden. So war es der Brauch ihres Volkes gewesen, bis ihre Reihen dezimiert worden waren.

Es gab nur noch wenige karpatianische Frauen. Vor Kurzem hatte der Prinz ihres Volkes entdeckt, dass menschliche Frauen mit übersinnlichen Fähigkeiten die Seelen von Karpatianern beherbergen und ihre Seelengefährtinnen werden konnten. Das hatte ihnen neue Hoffnung gegeben – Hoffnung, die sie lange verloren geglaubt hatten. Aber in einer so weiten Welt gab es kein Leuchtfeuer, das sie zu ihrer Gefährtin führte.

Sandu war nach San Diego gekommen, um seinen Brüdern zu helfen, aber nun war es Zeit für ihn, zu gehen – auf die eine oder andere Weise. Die Farben waren längst aus seinem Gedächtnis verblasst, zusammen mit jeglichen Erinnerungen an seine Kindheit. Nach jenen ersten zweihundert Jahren hatte er die Fähigkeit verloren, Emotionen zu empfinden. Je länger er lebte, desto lauter wurde das Flüstern der Versuchung.

Wenn ein Karpatianer tötete, während er sich nährte, spürte er einen Rausch, doch er wurde auch zu dem, was er jagte – einem Untoten. All die Jahrhunderte lang hatte Sandu seine Ehre gewahrt, indem er dieses Flüstern ignoriert und die Vampire aufgespürt hatte, um sie zu vernichten. Nun war sogar dieses Flüstern verschwunden. Er jagte. Er nährte sich. Er lebte in einer grauen Leere und suchte vergeblich nach seiner Seelengefährtin.

Jedes Mal, wenn er einen Vampir tötete, brachte ihn das näher an den Rand des Wahnsinns. Wie so viele andere zog er es in Betracht, seiner Existenz ein Ende zu setzen und in die Morgendämmerung zu gehen, doch das wäre nicht ehrenhaft. Seine Seelengefährtin würde zurückbleiben und wieder und wieder geboren werden, ohne je ein erfülltes Liebesleben zu erfahren. Als er zu gefährlich geworden war, hatte er sich ins Kloster begeben, in der Hoffnung, dort die Kontrolle über seine Instinkte zu gewinnen, bevor er in die Welt zurückkehrte und weiter nach seiner anderen Hälfte suchte.

Er hatte den sicheren Rückzugsort verlassen, aber nun, nach so vielen Kämpfen, wusste er, dass es Zeit war, dorthin zurückzukehren oder für immer aus der Welt zu scheiden. Diesen Entschluss musste er allein fassen, ohne seine Brüder. Sie würden versuchen, ihn zu überreden, bei ihnen auf dem Anwesen zu bleiben, das im ländlichen Randgebiet von San Diego lag.

Du bist sehr zwiegespalten.

Die Stimme kam aus dem Nichts und erfüllte seinen Geist trotz ihrer Sanftheit. Weiblich. Behutsam. Eine Feststellung, aber definitiv zögernd, so als wüsste sie, dass sie sich aufdrängte, und wollte es nicht, befürchtete jedoch, er könnte wirklich über Selbstmord nachdenken. Er blieb stumm, während er jede Note erforschte und sich fragte, wie sie Zugang zu seinem Geist bekommen hatte und warum die Mondsichel über dem Wasser plötzlich in einem anderen Grauton schimmerte.

Ich möchte dich nicht stören, aber manchmal kann es helfen, über Dinge zu reden.

Das war ein eindeutiges Angebot. Ihre Stimme. Er blinzelte heftig, weil sich die Welt überall um ihn herum veränderte. Da war weißer Schaum auf den Wellen. Die wenigen Leute auf dem Bürgersteig trugen leuchtend bunte Kleidung. Sein Magen hob sich, und hinter seinen Augen explodierte quälender Schmerz, den er rasch abschaltete. Er dämpfte seine Art zu sehen so, dass die Farbtöne sich fast zu Schatten abschwächten, damit sein Gehirn sich daran gewöhnen konnte.

Wer bist du? Er hielt seinen Tonfall neutral. Unbedrohlich. Er versuchte herauszufinden, aus welcher Richtung ihre Stimme kam, doch es schien unmöglich, als wären die Töne weit entfernt und durch mehrere Filter verzerrt.

Ich bin Adalasia. Manchmal werde ich Lasia genannt.

Sie zögerte nicht, ihm ihren Namen preiszugeben, und ihre Stimme, wenn auch gedämpft, klang aufrichtig. In diesen modernen Zeiten wurden nur noch wenige Frauen mit diesem Namen gerufen. Es war ein italienischer Name, der vor allem zwischen dem zwölften und vierzehnten Jahrhundert gebräuchlich war. Sie konnte unmöglich so alt sein, es sei denn, sie war eine Karpatianerin. Selbst Magier wurden nicht so alt. Oftmals, wenn jemand ihm eine Falle stellte, um ihn zu ermorden, fürchtete derjenige sich davor, ihm seinen richtigen Namen zu nennen, doch sie hatte nicht gezögert. Es machte ihn misstrauisch, wie mühelos sie in seinen Geist geschlüpft war, und er konnte ihre Richtung nicht ganz orten – noch nicht.

Ich bin Sandu. Und ja, es ist eine Entscheidung zu treffen.

Eine Reise. Sie formulierte es als Feststellung.

In vielerlei Hinsicht. Es ist keine einzelne Reise, sondern eine in viele Richtungen, und es ist ein gefährlicher Weg, den ich beschreiten werde. Ich werde andere bitten müssen, mich zu begleiten. Bewusst stellte er sie auf die Probe. Er hatte darüber nachgedacht, allein eine Reise anzutreten, aber nun nicht mehr, nicht seit dem Moment, in dem ihm die Farben zurückgegeben worden waren.

Die Zeit verging, während die Wellen sich schäumend am Ufer brachen. Fast glaubte er, Adalasia wäre fort, weil sie so still war, doch er spürte immer noch eine weibliche Präsenz in seinem Geist. Endlose Jahrhunderte lang war er allein gewesen, in einem grauen Nichts aus Leere, aber selbst während sie so still war, brachte sie ihm Trost.

Dann hörte er sie einatmen. Was ist los?

Diese Person, von der du sprichst, die diese Reise mit dir antritt – ist das eine neue Beziehung? Eine geliebte Person?

Darüber dachte er nach. Ein Mensch würde seinen Partner als geliebte Person beschreiben. Aber die Seelengefährtin eines Karpatianers war so viel mehr. Seine andere Hälfte. Ohne sie konnte er nicht überleben. Und er sprach in genau diesem Augenblick mit ihr.

War sie ebenso bewegt wie er? Höchstwahrscheinlich war sie sich der Bedeutung ihres Austauschs gar nicht bewusst. Keine andere wäre in der Lage gewesen, seine Verteidigungsmechanismen zu durchdringen.

Ich muss sie erst noch kennenlernen, aber sie ist in meiner Nähe. Das war ehrlich genug.

Diese Reise ist nicht ohne Risiken, aber sie ist es wert. Du wirst womöglich deinen Blickwinkel erweitern müssen, bereit sein, dich auf neue Sichtweisen einzulassen, die nicht deine eigenen sind.

Sie klang widerstrebend, um es gelinde auszudrücken. Und als würde sie ihm einen Vortrag halten, indem sie ihm sagte, er solle seinen Blickwinkel erweitern – als wäre er zu engstirnig, die Vorstellungen anderer zu sehen, die nicht seinen eigenen entsprachen. Bedeutete das, sie dachte, er höre nicht auf die Meinung anderer?

Das könnte stimmen. Wenigstens nicht auf menschliche Meinungen. Er war schon seit Jahrhunderten auf der Welt und hatte viel gesehen. Im Großen und Ganzen waren Menschen Babys, die sich für Experten hielten.

Die Reise in ein anderes Land, die ich unternehmen muss?

Erneut folgte Schweigen, als würde sie über etwas nachdenken. Musst du das? In ein anderes Land gehen? Oder willst du es? Du musst für dich selbst entscheiden, ob es ein Wunsch oder ein Bedürfnis ist.

Ihr Widerstreben war nun viel deutlicher zu spüren.

Adalasia, du hast eine Vorstellung, die du mir nicht mitteilen möchtest. Bis du eine Seherin?

Manchmal kann ich eine Wegweiserin sein. Das Geständnis kam zögernd.

Zum ersten Mal hörte Sandu eine misstönende Note, als sagte sie nicht ganz die Wahrheit. Das gefiel ihm nicht. Seelengefährten logen einander nicht an. Ihr war nicht bewusst, dass sie seine Seelengefährtin war, aber sie war die Hüterin der anderen Hälfte seiner Seele. War sie sich darüber im Klaren? Er wusste, dass er sich nicht irrte. Sie hatte seiner Welt die Farben zurückgegeben. Farben und Gefühle. Während er auf dem Dach saß und die Wellen kommen und gehen sah, den Schimmer des Mondes betrachtete, empfand er eine Vielzahl unbekannter Gefühle, die er erst sortieren musste, um sie zu identifizieren.

Eine Wegweiserin?, wiederholte er.

Sie seufzte. Ich kann nicht immer alles sehen. In deinem Fall ist der Weg getrübt. Da ist überall Gefahr, wohin ich mich auch wende. Ich kann keinen klaren Weg für dich erkennen.

Er glaubte, dass sie die Wahrheit sagte. Ihre Einschätzung überraschte ihn nicht. Sie war eindeutig um seinetwillen beunruhigt und klang, als meinte sie, ihn enttäuscht zu haben. Jetzt hatte er eine viel klarere Richtung. Sie war hinter ihm, weiter vom Meer entfernt. Er musste sie dazu bringen, weiterzusprechen, und sie wollte die Unterhaltung beenden, weil etwas, das sie sah, ihr Angst machte.

Glaubst du an Monster? Sandu hielt seinen Geist ruhig und seine Stimme sachlich, um so zu klingen, als nähme er einfach nur an der Unterhaltung teil. Einen schrecklichen Moment lang kam ihm in den Sinn, dass sie gerade mit einem Monster sprach. Sofort unterdrückte er den Gedanken, weil er nicht riskieren wollte, einen der Kämpfe mit ihr zu teilen.

Er stand auf, wobei er kein Gewicht auf dem Dach lasten ließ und seine Anwesenheit vor jedem verbarg, der vielleicht nach oben sah. Er war ein großer Mann und würde Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn er sich zeigte. Dann schwang er sich in die Luft, blieb jedoch tief über den Dächern, während er langsam in die Richtung flog, in der sie sich befinden musste. Er wollte sie nicht wissen lassen, dass er sich in Bewegung gesetzt hatte. Sie wirkte ein wenig schreckhaft auf ihn, aber er war sich nicht sicher, warum. Sie schien keine Frau zu sein, der es an Selbstbewusstsein mangelte.

So wie menschliche Monster? Die gibt es ganz sicher.

Er war jetzt definitiv näher. Je weiter er sich vom Tosen der Wellen entfernte, desto deutlicher hörte er den Klang von Lachen und Musik, der ihre Stimme umgab. Mit ihr verschmolz.

Ja. Menschliche Monster. Bist du je einem Monster begegnet, von dem du dachtest, es könnte nicht menschlich sein?

Seine Frage traf auf Schweigen. Sie hatte sich nicht zurückgezogen. Er spürte ihre Anwesenheit. Mindestens eine volle Minute verstrich. Er ließ sich von der Musik und dem Lachen leiten.

Wer bist du? Ihre Stimme war sehr leise. Sie klang verängstigt.

Niemals dein Feind.

Du bist ein Jäger.

Was meinte sie damit? Wusste sie, was ein Karpatianer war? War sie eine Karpatianerin? Wenn ja, was machte sie ohne Schutz in der Stadt, in der die Vampire bekanntermaßen grausam auf Beutefang gingen?

Ich bin nur jemand an einem Scheideweg. Der sich fragt, in welche Richtung seine Reise gehen soll. Auf der Suche nach meiner Seelengefährtin, die mich begleiten wird, aber ich möchte wissen, ob das im Moment eine gute Idee ist. Sie dazu zu bringen, weiter mit ihm zu reden, obwohl sie aufhören wollte, war jedenfalls die beste Idee.

Es besteht immer ein kalkuliertes Risiko, wenn man eine neue Reise antritt. Mein nächster Kunde ist hier, und ich muss gehen. Es war schön, mit dir zu reden, Sandu.

Bevor er noch ein weiteres Wort zu ihr sagen konnte, war sie fort, und er blieb allein zurück. Er war es gewohnt gewesen, allein zu sein, und dennoch, nach ihrer kurzen Unterhaltung und nachdem er seinen Geist mit ihr geteilt hatte, fühlte er sich – beraubt.

Sie hatte ihn abrupt verlassen, als hätte sie Angst vor etwas. Vor ihm. Vor etwas, das sie gesehen hatte. Er hatte dunkle, gewalttätige Erinnerungen, und er hatte sie geschützt. Sie konnte unmöglich an seinen Schutzschilden vorbeigekommen sein. Selbst wenn sie Karpatianerin war – und diese Vermutung fühlte sich für ihn nicht ganz richtig an –, war er zu stark. Zu alt. Zu erfahren. Zu brutal … Andererseits hatte sie ihn unvorbereitet erwischt und war so geschmeidig in seinen Geist eingedrungen, als hätte sie das schon immer getan.

Er bewegte sich weiter langsam über die Dächer, unsichtbar für die Menge und die Autos unter ihm, während er den schwachen Geräuschen folgte, die er im Hintergrund wahrgenommen hatte. Er befand sich zunehmend tiefer in der Stadt. Die Randbezirke waren ihm lieber, dort konnte er atmen, ohne dem Gestank nach Benzin und Abgasen ausgesetzt zu sein. Oder dem ständigen Geruch von dichtgedrängten Körpern in engen Räumen. Bürogebäude und Einkaufszentren bedeuteten Hunderte von Menschen, die sich unterhielten, anscheinend alle auf einmal. Er musste diese Unterhaltungen filtern, sie abschwächen, hören, was nötig war, und den Rest ausblenden. Städte waren keine Orte, an denen Sandu sich je wohlfühlen würde.

Innerhalb weniger Minuten hatte er die schwache Note gefunden, die er gesucht hatte. Sie mischte sich unter das gedämpfte Stimmengewirr der vielen anderen Unterhaltungen im Hintergrund. Er passte seine Flugrichtung an, bis das Stimmengewirr ein kleines bisschen lauter wurde. Die Tatsache, dass die Menschen in den Gebäuden, über die er flog, weiterhin so viel lauter waren, egal, wie sehr er sich auf diese anderen Töne einstimmte und alles herausfilterte, was er nicht hören wollte, bedeutete, dass sie sich nicht in diesen Gebäuden befand. Sie war irgendwo anders. Unter ihnen? Zwischen ihnen? War sie von ihnen umgeben?

War Magie beteiligt? Weder auf seiner Haut noch in seinem Geist spürte er das Kribbeln von Energie. Er war viel zu alt, als dass ihn ein Magier lange zum Narren halten könnte. Nein, die Töne, die er suchte, waren unterhalb der lauteren Geräusche, und er entfernte sich wieder von ihnen. Also kehrte er um und setzte sich erneut auf ein Dach, um die Gegend nach seinen größten Feinden abzusuchen – den Untoten.

Um diese Nachtzeit waren die Einkaufszentren geschlossen, aber die Bars und Nachtclubs waren voll, nachdem die Menschen von der Arbeit gekommen waren, gegessen hatten und auf der Suche nach Gesellschaft und Spaß waren. Durch seine lange Erfahrung wusste er, dass Vampire gern in den überfüllten, dunklen Kneipen jagten, um ihre Opfer nach draußen zu locken, wo sie ihnen das Leben nehmen und ihre Leichen wie Abfall wegwerfen konnten.

Sandu fand jedoch keine Spur von den Untoten in der Nähe. Er fühlte sich unbehaglich, konnte aber keinen Grund ausmachen, warum ihm sein Alarmsystem auch nur die leiseste Warnung schicken sollte. Irgendwo in der Nähe könnte seine Seelengefährtin in Gefahr sein. Die Besorgnis könnte ihr gelten. Er war in ihrem Geist gewesen, genau wie sie in seinem. Zwischen ihnen war nun ein Pfad geschmiedet, ob sie es wusste oder nicht. Das bedeutete, dass er jede Bedrohung für sie spüren würde.

Er schwebte hinunter auf den Bürgersteig, wobei er sich von all den Leuten fernhielt, die aus den umliegenden Gebäuden heraus- oder hineinströmten. Die Kraft, die an ihm zog, führte ihn zu einer schmalen Gasse zwischen zwei Gebäuden. Er bog auf den spärlich mit Gras bewachsenen, ungepflasterten Weg zwischen den Häusern ein. Es gab kein Licht abgesehen von dem, was durch die Fenster auf jeder Seite herausdrang.

Zweifellos waren schon andere diesen Weg entlanggekommen. Das Gras war niedergetrampelt und die Erde festgetreten. Als er dem Pfad weiter folgte, kam er an eine Weggabelung. Er konnte wählen, in welche Richtung er weitergehen sollte. Beide Abzweigungen schienen gut frequentiert zu werden, und die seltsamen gedämpften Geräusche von Lachen und zahlreichen Unterhaltungen kamen aus beiden Richtungen.

Sandu lauschte reglos, filterte suchend die Mischung aus Stimmengewirr, gedämpfter Musik und plötzlich ausbrechendem Gelächter, nur um abrupt innezuhalten. Er hatte diesen einen sanften Tonfall aufgefangen, auf den er gewartet hatte. Ihren Tonfall. Sie war irgendwo hinter den Gebäuden im Labyrinth der Gassen. Er spürte ihren Sog und nahm den schmalen Durchgang zu seiner Rechten. Das Gras und die Erde des Pfads gingen in Kies und Pflastersteine über. Er wusste, dass andere hier entlanggekommen waren, weil er die konzentrierte Ansammlung ihrer Körperzellen wahrnahm, die sie im Vorbeigehen zurückgelassen hatten. Haare. Haut. Fingernägel. Das alles war da, unbemerkt von anderen, aber für ihn war es nicht zu übersehen.

Sandu hatte im Lauf der viel zu zahlreichen Jahre seines Lebens schon einige Reisen unternommen, aber vermutlich war keine so töricht wie diese hier gewesen. Lautlos ging er den schmalen Weg entlang, um dem Flüstern des Tonfalls zu folgen, der ihm unter die Haut gegangen war, wie nichts es je getan – je gekonnt hatte. Es war unmöglich, und doch rief dieses Flüstern mit einer dunklen, verschwörerischen Dringlichkeit nach ihm, die er nicht ignorieren konnte. Das hier war mehr als nur der Weg zu seiner Seelengefährtin.

Er musste herausfinden, worauf er sich hier einließ. Wohin führte ihn dieser stark frequentierte Weg?

Er war nicht allein. Hinter ihm war niemand. Aber vor ihm waren Leute. Mehrere. Ein gutes Stück weiter vorne noch mehr. Über seinem Kopf, auf den Dächern, spürte er die Anwesenheit von anderen, auch wenn sie ihm keine Beachtung schenkten – jedenfalls noch nicht. Er hatte seine Anwesenheit für den Augenblick verborgen. In der Gasse war kein Platz, um zu kämpfen, und er musste die Situation erst einschätzen.

Sein Leben war eine endlose Leere. Er wachte auf. Er nahm sich, was er zum Überleben brauchte, und er jagte seine Beute. Er war ein ausgezeichneter Jäger, und sobald er ein Ziel ins Auge gefasst hatte, verfehlte er es nur selten. Aber das hier … das hier war etwas anderes. Etwas Neues in seinem sehr langen Leben, und alles Neue war faszinierend und dadurch potenziell gefährlich.

Sandu wusste, dass er nicht fasziniert sein sollte – er sollte nicht das Geringste spüren, und doch tat er es. Da war ein merkwürdiges Vibrieren, wie ein wirbelnder Trommelschlag in seinen Adern, das auf den flüsternden Tonfall antwortete, dem er folgte. Es war, als hätte sich sogar sein Herz auf diese seltsame Note eingestimmt, die unter all den Stimmen lag. Seine Lunge wollte im Einklang mit diesem beinahe völlig gedämpften Laut atmen. Seine Seelengefährtin. Es bestand kein Zweifel, dass er sie gefunden hatte, so sehr ihm sein Verstand auch sagte, dass es nicht wahr sein konnte.

Es musste eine Falle sein. Falls ja, war sie neu. Er hatte im Lauf der Jahrhunderte schon viele gesehen. Er jagte die Untoten, und die Meistervampire waren kampferfahren und intelligent. Man durfte sie keinen Moment lang unterschätzen. Falls man als Jäger glaubte, man wäre klüger oder schneller, würde man sein Leben verlieren. Es hatte einen Grund, warum die Untoten lange genug überlebten, um Meistervampire zu werden. Meistervampire waren selten allein. Sie hatten Lakaien und setzten sie skrupellos ein. Sie rekrutierten Menschen. Manchmal übersinnlich begabte Menschen.

Farben und Emotionen konnten ihm nur durch seine wahre Seelengefährtin zurückgegeben werden. Da gab es keinen Irrtum. Doch das bedeutete nicht, dass man seine Seelengefährtin nicht bedroht oder entführt haben konnte oder sie Teil der Verschwörung war, um ihn wissentlich oder unwissentlich in die Falle zu locken.

Vorsichtig sah Sandu sich um, bevor er seine Tarnung aufhob. Die schmale Gasse, in der er sich befand, war nur schwach beleuchtet, und seine Schultern passten gerade so hindurch. Es war der perfekte Ort, um Unvorsichtige aus dem Hinterhalt anzugreifen. Über ihm konnte jeder auf den Dächern entlangschleichen und seinen Opfern auflauern, sich schnell auf sie herunterstürzen, um sie ihrer Brieftaschen zu berauben, und dann hastig zurück in die Sicherheit der Giebel und Dachfirste und außer Sicht verschwinden.

Als er tiefer in das Labyrinth der Seitengassen vordrang, verwandelten sich die zerbrochenen Pflastersteine unter seinen Stiefelsohlen in viel älteres Kopfsteinpflaster. Dieser Teil der Stadt war im Lauf vieler Jahre entstanden. Die schmalen Gassen verbreiterten sich und enthüllten mehrere großzügige Plätze, die von kleinen Läden umgeben waren.

Die Geräusche. Die Tonfälle. Vielleicht waren es nicht alle Geräusche oder alle Tonfälle. Er hielt inne, um zu lauschen, und musste sich anstrengen, obwohl er ein so gutes Gehör hatte, dass er einen Menschen kilometerweit aufspüren konnte. Er hielt den Atem an und zwang seinen Herzschlag, sich zu einem kriechenden Tempo zu verlangsamen, um seine Sinne zu schärfen. Mehrere Stimmen verschmolzen miteinander. Er konnte sie deutlich durch den Lärm so vieler anderer hören, die in den verschiedenen Läden oder mit den Straßenhändlern feilschten. Jetzt fügte sich alles in seinem Geist zusammen. Die verschiedenen Gassen zwischen den Gebäuden führten zu einem zentralen Ort. Das hier musste, den Gerüchen und Geräuschen nach zu urteilen, ein Straßenmarkt sein, ein Paradies für Underground-Künstler.

Nachts drängten Menschen durch die schwach beleuchteten Gassen in diesem merkwürdigen Viertel, um zu den Plätzen zu kommen, auf denen die Straßenkünstler ihre Waren anboten. In dem verschlungenen Labyrinth fanden sich kleine Ladengeschäfte, und es gab überall verstreute Marktflächen, wo man Speisen und Getränke kaufen konnte. Das hier war kein Ort, an dem man Gesetzeshüter traf, oder zumindest war es selten, dass sich ein Polizist hier hineinwagte.

Straßenverkäufer riefen den Leuten zu, die sich auf den Stufen der Geschäfte drängten, um sie dazu zu verleiten, etwas von ihren Ständen zu kaufen oder ihre Waren zu begutachten. Als er in Sicht kam, legte sich Schweigen über die Menschengruppen, während sie aufblickten und ihn vorbeigehen sahen. Jeder in seinem Weg trat rasch beiseite.

Sandu war diese Reaktion auf seine Anwesenheit gewohnt. Er war ein großer Mann mit geschmeidigen Muskeln und einem Gesicht, dessen kantige Züge wie in Stein gemeißelt wirkten. In seinen Augen, die so schwarz wie Tinte waren, loderten rote Flammen, besonders jetzt in der Dunkelheit. Er sah wild aus. Wie das Raubtier, das er war. Er hätte sein wahres Wesen verbergen können, aber wozu hätte er sich die Mühe machen sollen?

Er ging weiter, ohne seine Geschwindigkeit zu verändern, und folgte dem sanften Tonfall, der tief unter den Stimmen so vieler anderer vergraben war. Je näher er dem kam, was er suchte, desto lauter tönten die Stimmen drumherum. Er nahm alles wahr, während er sich durch die Gasse bewegte, die sich unvermittelt zu einer Mini-Stadt geöffnet hatte.

Je tiefer er in diese Welt eintauchte, desto mehr Läden und Seiteneingänge und Stufen gab es, und Marktstände auf den breiteren Plätzen. Es schien egal zu sein, dass die schmaleren Gassen nur schwach beleuchtet waren, in den Seitenstraßen blühte das Leben. Das hier war eine völlig andere Welt.

Aus ein paar Kneipen dröhnte Live-Musik durch die geschlossenen Türen nach draußen, was nur noch zu den chaotischen Geräuschen wogender Unterhaltungen beitrug, als Sandu sich dem Epizentrum der Mini-Stadt näherte. Auf dem runden kopfsteingepflasterten Platz gab es ein paar von Pflanzen umgebene Bäume. Zwischen den Silhouetten der Äste, die sich zum Himmel emporstreckten, schimmerten bunte Lichterketten, die die Dunkelheit vertrieben. Anfangs blendeten die Farben seine Augen, obwohl er sich alle Mühe gab, sie verblassen zu lassen. Es war schwer, dieses so strahlend leuchtende Rot, Blau und Grün nicht anzustarren. Sogar das Silber war so viel schöner als das trübe Grau, das er gewohnt war.

Die Läden und Bars waren hier etwas größer, aber nicht sehr. Künstler hatten ihre Gemälde und Töpferwaren unter bunten Baldachinen aufgebaut, um sie vor der Witterung zu schützen. Auf den ersten Blick wirkte der Platz chaotisch, aber Sandu konnte sehen, dass der Wahnsinn Methode hatte. Jeder der Straßenverkäufer hatte seinen eigenen Platz und achtete sorgfältig darauf, innerhalb dieser Grenzen zu bleiben. Sie blockierten nicht die Stufen, die zu den Läden direkt hinter ihnen führten, damit die Leute Zugang zu den Kneipen und Geschäften in den Gebäuden hatten.

Auf dem zentralen Platz tummelten sich mehr Menschen als in jedem der anderen Marktbereiche. Die Gerüche nach Essen waren stärker. Die Musik schien laut genug zu sein, um die Häuser erbeben zu lassen. Sandu musste sein Gehör dämpfen, während er herauszufinden versuchte, wo die Stimme herkam, der er folgte. Ohne die Wirkung, die er auf die Menge hatte, weiter zu beachten, bewegte er sich im Kreis, um die Gebäude zu mustern, und wartete darauf, den sanften Tonfall zwischen den lauten Unterhaltungen und dem Durcheinander von Musik aus zwei unterschiedlichen Bars aufzufangen.

Da war es. Ein leises Murmeln. Die Stimme einer Frau. Ihre Stimme. Adalasia.

Sie war real. Kein Produkt seiner Fantasie. Er wurde völlig reglos. Sein Herz hämmerte, und das Blut rauschte ihm in den Ohren, bevor er sich unter Kontrolle bringen konnte. Sofort verdrängte er diese inakzeptable Reaktion. Emotionen hatten keinen Platz im Leben eines uralten Jägers der Untoten. Er hatte keine Ahnung, ob seine Frau als Geisel gehalten wurde oder ob sie seine Feindin war. Was es auch war, sie war seine Seelengefährtin, und er würde dieses Problem lösen. Dazu musste er sich absolut unter Kontrolle haben.

Wie bei den anderen Läden stand auch bei diesem der Name über der Tür: Zur Wegweiserin. Das verriet ihm so gut wie gar nichts darüber, was im Innern vor sich ging. Es gab zwei Fenster, eines auf jeder Seite der Tür, keines von beiden besonders groß. Sie waren rechteckig, und wie die anderen Fenster in dieser merkwürdigen kleinen Mini-Stadt wirkten sie schmutzig. Er sah durch die Scheibe und konnte Bücher in Regalen und verschiedene Gegenstände auf Tischen und in Vitrinen erkennen. Die Gegenstände wirkten alt, als beherbergte der Laden vielleicht Antiquitäten.

Ein unbehagliches Gefühl ließ ihn den runden Platz ein drittes Mal abschreiten und jeden Laden mit derselben Aufmerksamkeit untersuchen, die er der Wegweiserin gewidmet hatte. Jemand beobachtete nicht nur ihn, sondern auch den Antiquitätenladen. Hätte es sich dabei einfach nur um müßige Neugier gehandelt, hätte Sandu es ignoriert. Menschen waren oft neugierig auf ihn. Wenn er sich nicht die Mühe machte, seine Raubtierausstrahlung zu dämpfen, zog er Aufmerksamkeit auf sich. Doch die Aufmerksamkeit, die ihn in diesem Augenblick verfolgte, fühlte sich anders an. Bedrohlich – nicht ihm gegenüber, sondern auf diejenigen in dem Laden gerichtet.

Untote schienen nicht anwesend zu sein. Ihre Nähe hätte er gespürt. Diese Bedrohung fühlte sich menschlicher an … und doch auch wieder nicht. Da war mehr.

Er ließ den Blick über den überfüllten Platz schweifen. Die Leute waren misstrauisch ihm gegenüber und wichen vor ihm zurück, doch dann widmeten sie sich wieder ihren Einkäufen und den Unterhaltungen mit ihren Freunden. Das erlaubte ihm, die Menge zu mustern und diejenigen aufzuspüren, die eine Bedrohung für wen auch immer in diesem kleinen Laden darstellten. Es dauerte nicht lange, bis ihm drei Männer und eine Frau ins Auge fielen, deren Waren beinahe genau gegenüber des Ladens aufgebaut waren. Ein grün-weiß-gestreifter Baldachin war über ihren Gemälden gespannt. Die Frau saß auf einem Stuhl und zeichnete mit Buntstiften, wie er annahm, das Porträt eines Mannes und eines Jungen.

Die vier gaben ihr Bestes, den Antiquitätenladen nicht anzustarren, aber es entging Sandu nicht, dass ihr ganzes Augenmerk auf dieses Geschäft gerichtet war. Er hatte keinen Zweifel, dass jeder, der es betrat oder verließ, sofort ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Entschlossen, diese Theorie auf die Probe zu stellen, näherte er sich erneut der Wegweiserin.An der Tür hing eine kleine Uhr, die besagte, dass gerade eine Legung stattfand und in sieben Minuten vorbei sein würde und dass man bitte nicht stören sollte. Das fand er interessant. Er war sich nicht sicher, was das beinhaltete, aber die Tatsache, dass jemand auf Kundschaft verzichtete, während er eine Legung durchführte, musste bedeuten, dass das Geschäft ziemlich gut lief.

Er drehte eine weitere langsame Runde um den Markt, wobei er den Unterhaltungen lauschte. Drei Frauen konnten es nicht erwarten, dass ein Stoffgeschäft mit den neuesten Stoffen beliefert wurde. Sie kosteten ein Vermögen, aber sie waren die besten. Eine andere Gruppe Frauen bewunderte das selbstgesponnene und -gefärbte Garn einer Ladenbesitzerin, das von der Wolle verschiedener Tiere ihres Bauernhofs stammte. Es gab einen Laden, der sich auf Quilts, und einen weiteren, der sich auf hausgemachte Marmeladen spezialisiert hatte. Ein Lederwarengeschäft stellte Gürtel, Geldbörsen und Stiefel her.

Die Verkäufer waren nicht nur Künstler, sondern echte Kunsthandwerker. Experten auf ihrem Gebiet. Dieser Ort hier war einzigartig. Sie verlangten keine geringen Summen für ihre Waren. Hier bot sich die Gelegenheit, Schmuck oder eine Vase oder ein Kunstwerk von einem Meister zu ergattern, und das vor allen anderen. Die Leute, die hierherkamen, wussten das und waren bereit, für dieses Privileg zu bezahlen. Aber wer sorgte für ihre Sicherheit, wenn nicht die Polizei? Wer patrouillierte die schlecht beleuchteten Gassen, durch die man gehen musste, bevor man diese Mini-Stadt erreichte? Sorgten diejenigen, die er auf den Dächern bemerkt hatte, dafür, dass die Menschen auf den Märkten vor Dieben sicher blieben?

Er hatte die Töpferwaren an einem der Stände lange genug betrachtet. Es waren wunderschöne handgefertigte Stücke. Vielleicht sollte er etwas davon für die Frauen seiner Brüder kaufen, für Andors Seelengefährtin Lorraine oder Ferros Seelengefährtin Elisabeta. Beide Frauen würden die Schönheit und künstlerische Raffinesse zweifellos zu schätzen wissen. Also tat er es und veranlasste, dass die Töpferwaren geliefert wurden, da er sie nicht mit sich herumtragen wollte. Das bestärkte seine Authentizität als jemand, der das Kunsthandwerk zu schätzen wusste. Die ganze Zeit über behielt er die vier unter der bunt gestreiften Markise im Auge. Sie beobachteten eindeutig den Antiquitätenladen – und ihn.

Die Tür des Ladens öffnete sich, und zwei Männer kamen heraus, zusammen mit einer Frau. Sie blieben auf den Stufen stehen, die zum Laden führten, um sich noch einen Augenblick zu unterhalten.

Zum ersten Mal konnte Sandu einen Blick auf seine Seelengefährtin werfen. Sie war umwerfend. Wunderschön. Hinreißend. Sie raubte ihm den Atem. Vielleicht war das bei allen Seelengefährtinnen so. Er war sich sicher, dass seine Brüder genauso über ihre Frauen dachten, er aber hatte nur Augen für seine.

Nach menschlichen Maßstäben würde man sie für groß halten. Das gefiel ihm. Er war ein großer Mann, und er wollte sich nicht bis in alle Ewigkeit um eine halbe Körperlänge herunterbeugen müssen, um sie zu küssen. Sie hatte Kurven. Er war ein Mann, der Kurven bei einer Frau schätzte. Ihr Haar war dick und glänzend schwarz. Sie hatte es zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden, der wie ein Wasserfall in Wellen hinabfiel. Er erwartete, dass ihre Augen genauso dunkel waren wie ihre Haare, Brauen und Wimpern, doch sie leuchteten überraschend blau. Das also war die Frau, nach der er jahrhundertelang gesucht hatte. Sie konnte unzählige Male gestorben und wiedergeboren worden sein. Sie war die Hüterin der anderen Hälfte seiner Seele, und sie war wunderschön.

»Danke, Lasia«, sagte einer der Männer, während er ihr die Hand reichte. »Ich weiß deine Zeit zu schätzen.«

Adalasia nahm seine Hand und ließ ihre kleinen, weißen Zähne in einem kurzen Lächeln aufblitzen. In dem Augenblick, in dem der Fremde ihre Finger mit beiden Händen umfasste, konnte Sandu kaum noch das Bedürfnis zügeln, zwischen sie zu springen und ihm das Rückgrat aus dem Körper zu reißen. Das Knurren, das ihm zu entschlüpfen drohte, schockierte ihn selbst. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie eine so starke instinktive Reaktion erlebt.

Er holte tief Luft und versuchte, den primitiven Drang zu unterdrücken, eine ursprüngliche Wut so kalt wie Eis und so heiß wie ein brodelnder Vulkan. Animalisch. Die Art von Dunkelheit, die ihn im Kampf einhüllte. Er konnte es nicht gebrauchen, dass das hier passierte. Nicht bei ihr. Er war einer der uralten Krieger, jederzeit absolut beherrscht, zu mächtig, um es nicht zu sein. Also atmete er das Bedürfnis, zu töten, fort und zwang die aufwallende Kraft in seinem Körper, sich zurückzuziehen, ebenso wie seine scharfen Reißzähne.

»Natürlich, Alphons, jederzeit.«

Ihre Stimme war weich. Die Töne wie Musik. Sie drangen ihm durch Haut und Knochen, sogar noch tiefer, mitten in sein Herz, um seine schwarze, geschundene, vernarbte Seele zu durchbohren. Er konnte beinahe spüren, wie es ihrer erstaunlichen Stimme gelang, Teile dieser zerrissenen Farce wieder zusammenzuweben. Er war so verletzlich wie noch nie, unfähig, klar zu sehen – und so tödlich wie nie. Ein unbekannter Mann berührte seine Seelengefährtin. Es waren Feinde in der Nähe – Menschen, aber nichtsdestotrotz Feinde.

»Deine Führung hat uns schon so oft geholfen, Lasia. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was wir ohne dich tun würden«, sagte der andere Mann, während er den Arm um Alphons’ Schultern legte.

Das Bedürfnis, zu töten, legte sich langsam wieder, als Sandu erkannte, dass die beiden Männer eindeutig ein Paar waren. Er atmete die ungeheuerliche Reaktion fort, die so stark in ihm hochgekocht war und der so viele andere unbekannte Emotionen folgten, mit denen er sich noch nie hatte auseinandersetzen müssen. Eifersucht? War das wirklich eine Emotion, die ein ehrenhafter Karpatianer spüren würde? Der Gedanke, dass er so etwas empfinden würde, war ein wenig beschämend. Reglos stand er da und atmete, ließ die Luft durch seine Lungen strömen, während er darauf wartete, dass der schreckliche Ansturm unerwünschter Gefühle sich legte, damit er wieder klar denken konnte.

Sandu erlaubte sich, ihren Anblick in vollen Zügen auszukosten, während die beiden Männer sich verabschiedeten, die Stufen hinunter- und davongingen. Sofort hinderte er jeden anderen daran, ihren Laden zu betreten, indem er auf die unterste Stufe trat. An seiner großen Gestalt war kein Vorbeikommen. Er hörte ihr schnelles Einatmen, und dann fanden ihre Augen seine.

»Adalasia.« Mit ausgesuchter Sanftheit sagte er ihren Namen. »Sandu Berdardi«, stellte er sich ihr höflich vor.

Ihr Blick wanderte über seine breiten Schultern, seine große, einschüchternde Statur, seine dunklen Augen und die harte Miene. Weil er ein Mann war, der jedes Detail bemerkte, entging ihm das leichte Beben in ihrer Stimme nicht. »Adalasia Ravasio. Wie hast du mich gefunden?«

Er ignorierte die Frage und stieg eine Stufe höher. Das brachte ihn fast zu ihr. Eine weitere Stufe, und er würde auf derselben wie sie stehen. Sie wich nicht zurück.

»Du darfst nicht hier sein. Du musst gehen«, flüsterte sie warnend, dabei zog sie den Kopf ein, als fürchtete sie, jemand könnte sie belauschen oder von ihren Lippen ablesen.

Er deutete auf das Schild, das die Legungen anpries. »Ich bin gekommen, um mir von dir den Weg weisen zu lassen.« Er machte einen weiteren Schritt, was sie zwang, zurück auf die flache Veranda zu treten.

»Ich habe deine Karten gelesen. Da war überall Gefahr um dich herum. Du musst gehen, solange du noch kannst, Sandu. Du magst das alles vielleicht albern finden und für ein Spiel halten, weil ich aus den Karten lese, aber ich irre mich nicht. Du musst gehen.«

Er trat neben sie auf die Veranda. Sie trug einen langen Rock in dunklem Olivgrün, der ihr in weichen Rüschen um die Knöchel fiel. Ihr Trägeroberteil war sehr modern, viel moderner, als er gutgeheißen hätte, aber nun, da er ihr nahe war, konnte er sehen, wie der hellere olivgrüne Stoff die Rundung ihres Dekolletés betonte. Die Schnürung über dem Tal zwischen ihren Brüsten weckte den Wunsch in ihm, diese Kurven zu erforschen.

Sanft legte er die Hand auf ihren flachen Bauch und schob sie mit leichtem Druck zurück durch die offene Tür. »Machst du dir Sorgen wegen der drei Männer und der Frau, die dich von der anderen Straßenseite aus beobachten?« Er griff hinter sich und schloss fest die Tür.

Adalasia gab einen kleinen Seufzer von sich und ging um ihn herum. Sie öffnete die Tür noch einmal und drehte das Schild um, das nun eine weitere Legung verkündete. »Du bist ein sturer Mann.«

»Es ist am besten, wenn du erkennst, dass ich nicht die Absicht habe, dich zurückzulassen. Wenn ich diesen Ort hier verlasse, wirst du mit mir reisen.«

Er hatte diese Feststellung mit leiser Stimme ausgesprochen und bezweifelte, dass seine Worte sofort zu ihr durchgedrungen waren, denn sie nahm gerade in einem Sessel vor einem Tisch Platz, als sie plötzlich die dunklen Wimpern hob und ihre kobaltblauen Augen sich verengten.

»Wie bitte? Was hast du gerade gesagt?«

Er setzte sich ihr gegenüber. »Du hast mich gehört, also tu nicht überrascht. Du hast bereits die Karten gelesen. Zumindest hast du das gesagt. Ich denke, der Grund für all dieses Zögern war, dass dir die Dinge nicht gefallen haben, die du in Bezug auf uns beide gesehen hast.«

Eine leichte, sehr attraktive Röte breitete sich von ihrem Hals zu ihrem Gesicht aus. »Es ist möglich, dass ich Dinge in deinen Karten gesehen habe, die ich irrtümlich auf mich bezogen habe. Ich hatte vorher noch nie eine solche übersinnliche Verbindung mit jemandem, ausgenommen meiner Mutter, und ganz gewiss nicht in dieser Stärke. Es war aufregend. Dieser gewaltige Rausch. Manchmal fühle ich mich allein, sogar umgeben von so vielen Leuten, und plötzlich diese Verbindung zu haben fühlte sich an wie ein Geschenk. Ich habe letztes Jahr meine Mutter verloren, und das war wirklich schwer.« Darum bemüht, lässig zu wirken, zuckte sie mit den Schultern. »Das war alles. Ich habe mich in deine Kartenlegung hineingedeutet, was leicht war, da es sich um eine Fernlegung gehandelt hat, der du dir nicht einmal bewusst warst.«

Sandu las Menschen so versiert wie Adalasia Karten. Sie wusste es besser, und sie log. Ihre Hände zitterten leicht, als sie über das Kartendeck strich, aber ihm entging die liebevolle Zärtlichkeit nicht, mit der sie die Karten berührte.

»Hat deine Mutter auch aus den Karten gelesen?«

Adalasia nickte. »Ja. Dieses Deck wird seit Generationen von Mutter zu Tochter weitergegeben, aber laut meiner Mutter sehen manche mehr als andere. Das kann Segen und Fluch zugleich sein.«

Sandu ahnte, dass sie viel mehr in den Karten sah, als ihre Mutter es getan hatte. Ihre Finger waren lang und schlank. Sie war keine falsche Wahrsagerin. Sie besaß eine echte übersinnliche Gabe, von Geburt an, und ihr Talent war außerordentlich stark. Das spürte er, als sie die Karten berührte. Es fühlte sich fast so an, als würden sie für sie zum Leben erwachen.

Beinahe widerstrebend schob sie die Karten über den Tisch zu ihm.

»Misch sie.«

Als er das Deck nehmen wollte, spürte er einen Stich, wie tausend Nadeln, die seine Hand durchbohrten – als versuchten die Karten, in seine Haut einzudringen. Er zog die Hände zurück und sah Adalasia an. Er hatte das Deck noch nicht einmal richtig berührt, und dennoch wusste er, dass die Macht in den Karten ein Teil von ihm war. Der versuchte, in ihn zu dringen. »Misch du und breite sie vor mir aus.«

Stirnrunzelnd sah sie ihn an. »Was ist los?«

»Das Deck ist sehr mächtig. Ich bin es auch. Die beiden Kräfte nehmen einander wahr, womöglich als Bedrohung.« Aufmerksam beobachtete er ihr Gesicht.

Ihre großen Augen wurden dunkelblau. Sie betrachtete das Deck auf dem Tisch. »Darf ich?« Ohne auf seine Zustimmung zu warten, legte sie ihre rechte Hand unter seine linke Handfläche und ihre linke Hand auf seinen rechten Handrücken. »Bring deine Hände so nah an das Deck wie möglich, ohne dass ich es berühre.«

Sandu tat, worum sie ihn gebeten hatte. Wieder spürte er dieselbe Welle aus Nadelstichen in seinem Fleisch, den verzweifelten Wunsch, in seine Knochen, seine Organe zu dringen. In sein Inneres. Und sie spürte es zweifellos auch.

Adalasia nahm ihre Hände von seinen und hob den Blick zu ihm. »Das ist mir in all den Jahren, in denen ich anderen die Karten lege, noch nie passiert. Wer bist du?«

»Du weißt, wer ich bin. Die Karten haben es dir vorhin bereits gesagt, als du sie zurate gezogen hast. Du hast nach meiner Reise gefragt und entdeckt, dass es unsere gemeinsame Reise ist, nicht wahr?« Er fragte nicht, warum ihn die Karten erkannten – das taten sie ohne Zweifel. Er würde fragen. Nur noch nicht jetzt.

Sie verzog leicht die Miene. »Na gut, ja, aber das habe ich schon erklärt. Ich habe mich wohl versehentlich selbst in die Karten hineingedeutet, weil ich mental mit dir verbunden war. Das ist mir noch nie bei jemand anderem passiert. Es wäre nur natürlich, so einen Fehler zu machen.« Sie mischte die Karten, fächerte sie auf und strich mit der flachen Hand über sie, dann schüttelte sie den Kopf und mischte erneut.

»Es wird immer dasselbe sein. Unsere Reise ist eine gemeinsame.«

»Das ist sie nicht«, stritt sie ab und legte die Karten sehr entschieden zu einem Muster aus.

»Weißt du, was diese Leute wollen? Warum sie dich beobachten?« Sandu hielt den Blick auf Adalasias Hände gerichtet, während sie die Karten in einem Muster auf den Tisch legte.

»Nein, ich wünschte, das wüsste ich, aber sie beobachten mich definitiv. Der Erste, der herkam, war der ältere Herr. Er sagte, dass er sich die Karten legen lassen will.« Unter ihren langen Wimpern warf sie ihm einen Blick zu. »Schon als er in den Laden kam, wusste ich, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Ich hatte schon den ganzen Morgen ein unbehagliches Gefühl und mir sogar zweimal die Karten gelegt. Beide Male wurde ich vor Gefahr gewarnt.«

Sie grub die Zähne in die Unterlippe, als überlegte sie, ob sie ihm noch etwas sagen sollte. Adalasia war in seinem Geist gewesen. Sie teilten eine eindrucksvolle übersinnliche Verbindung miteinander, aber es gab noch eine viel mächtigere, von der sie bisher nichts ahnte. Sie war seine Seelengefährtin. Sie teilten sich dieselbe Seele. Offenbar wollte sie ihm nicht vertrauen, weil ihr zu viele Dinge an ihm Angst einflößten. Er sah aus wie ein Raubtier. Sogar ihre Karten erklärten ihn für gefährlich, warnten, dass er nicht vollkommen menschlich war. Er hatte einen Besitzanspruch auf sie, den sie nicht verstand, aber spürte. Diese Verbindung war stark, und sie war mit ihren Ängsten allein gewesen.

»Meine Mutter hat mir von einem Mann erzählt, der kurz vor ihrem Tod in den Laden kam, um sich die Karten legen zu lassen. Sie hatte eine ähnliche Warnung von den Karten erhalten, bevor er hereinkam. Sie beschrieb denselben Mann und dieselbe Reaktion der Karten auf ihn.«

»Dieselbe Reaktion, wie du sie bei mir erhalten hast?«

Adalasia schüttelte den Kopf. »Nein, ganz und gar nicht. Wenn wir jemanden die Karten mischen und auffächern lassen oder sie zu einem Deutungsmuster legen, dann verraten uns die Karten gewisse Dinge für diese Person. Gleichzeitig erfahren wir etwas über denjenigen. Der Mann nannte sich Mr. Castello. Meine Mutter deutete ihm die Karten, aber sie ließ gewisse Dinge aus, genau wie ich, als er kam. Sie erzählte mir, dass sie ihm aus Angst keine vollständige Deutung gegeben hatte, weil die Karten sie gewarnt hatten, dass er hier war, um sie zu töten.«

Sie sah aus, als wollte sie die Karten, die sie auf dem Tisch zwischen ihnen ausgelegt hatte, wieder zusammenschieben, doch er hinderte sie daran, indem er sanft die Hand auf ihre legte. Sie zog ihre Hand fort und ließ sie in ihren Schoß sinken.

»Dir gefällt nicht, was du siehst. Sagen die Karten, dass ich hier bin, um dir etwas anzutun?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Adalasia.« Er wartete. Eine Uhr zählte laut tickend die Sekunden. Endlich schaute sie zu ihm hoch. »Es wäre mir unmöglich, dir etwas anzutun. Ich kann dich beschützen. Genau genommen werde ich dich vor jedem beschützen, der dir etwas antun will.«

»Ich bin nicht auf der Suche nach einer Beziehung.«

»Das freut mich sehr.« Er warf ihr ein schwaches Grinsen zu. »Denn ich bin nicht besonders erpicht darauf, mich mit Pistolen im Morgengrauen um dich duellieren zu müssen, oder irgendetwas ähnlich Antiquiertes. Also bleibt es eine Sache zwischen uns beiden.«

Das entlockte ihr ein Lächeln. »Pistolen im Morgengrauen?«

»Ich habe das Paar antiker Duell-Pistolen gesehen, das du in der Vitrine aufbewahrst. Sie sind Originale, richtig?«

»So gut wie alles in diesem Laden ist ein Original.«

»Einschließlich der Tarotkarten. Du sagtest, sie werden in deiner Familie seit einigen Generationen von der Mutter an die Tochter weitergegeben.«

Adalasia warf einen Blick aus dem Fenster ihres Ladens, während sie nickte. »Das stimmt.«

»Hat irgendjemand je versucht, sie dir wegzunehmen? Wurde deine Familie je ausgeraubt?«

»Meine Mutter wurde bei einem Einbruch ermordet.« Ihre Stimme wurde rau. Sie klang, als könnte sie kaum noch sprechen.

Sandu wollte sie beruhigen, aber er sträubte sich dagegen, seine Fähigkeiten zu benutzen. Sie musste in der Lage sein, ihm alles auf ihre eigene Weise zu erzählen, ohne dass er sich einmischte – selbst wenn es schwer für sie war. Je mehr Zeit er in ihrer Gesellschaft verbrachte – und in ihrem Geist –, desto müheloser konnte er ihren Charakter lesen. Sie war unabhängig. Sie dachte eigenständig und traf ihre eigenen Entscheidungen. Es würde ihr nicht gefallen, wenn er sich plötzlich in ihr Leben einmischte und die Führung übernahm.

»Ein paar Dinge wurden gestohlen, aber nicht ihre Tarotkarten. Wir haben Antiquitäten, die sehr viel wert sind, so wie diese Pistolen, aber die wurden nicht angerührt. Bargeld und zwei verzierte Dolche wurden entwendet. Sonst nichts. Nicht mal Schmuck. Die Polizei glaubte, die Mörder müssen gestört worden sein.«

»Du glaubst das nicht.«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube, er war es. Mr. Castello und seine Freunde. Ich weiß nicht, was er will, aber es hat etwas mit diesen Karten zu tun.« Sie sah Sandu direkt in die Augen. »Ich bin ein wenig besorgt, dass es auch mit dir und dieser Reise zu tun haben könnte, die wir angeblich zusammen unternehmen. Ich habe versucht, dich zu warnen und dir zu sagen, dass du dich fernhalten sollst.« Sie schnitt eine kleine Grimasse. »Du bist kein besonders guter Zuhörer.«

»Du hast mir nicht alles erzählt, was die Karten gesagt haben. Du hast sie jetzt schon zweimal gemischt und ausgelegt, ohne sie laut für mich zu deuten. Dir gefällt nicht, was du siehst.«

Adalasia sah aufgewühlter aus denn je. »Du kommst aus einer sehr alten Familie, Sandu. Deine Abstammungslinie ist so alt wie meine. Älter.«

Er sagte ihr nicht, dass er einer der uralten Karpatianer war. Seine Seele war nie wiedergeboren worden. Womöglich sah sie das in ihren Karten und konnte nicht glauben, was sie ihr enthüllten. Er nickte einfach. »Ich habe keine Erinnerungen an meine Familie oder meine Kindheit.«

Der Blick ihrer lebhaften blauen Augen wurde weicher vor Mitgefühl. »Das muss furchtbar für dich sein.«

Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin daran gewöhnt.« Er musterte ihren Gesichtsausdruck. »Warum hast du so viel Angst vor mir, dass du sie in deine Karten legst?«

Sie tippte mit dem Finger neben den aufgefächerten Karten auf den Tisch.

»Die Nadeln in deiner Haut? Denkst du, das war Angst?«

Er zögerte, da er wusste, dass es mehr war als das. Seine Seelengefährtin log man nicht an. Zumindest einen Teil der Wahrheit konnte er ihr offenbaren. »Das war Macht, die auf Macht reagiert. Die Karten sind speziell auf dich eingestimmt, allerdings erkennen sie mich, richtig? Es fühlt sich an, als würden sie mich als deinen Partner akzeptieren, aber du hast Angst vor mir. Und weil du mich fürchtest, tun sie es auch.« Er sprach mit leiser Stimme. Sanft. Ihm gefiel nicht, dass er mit dem Rücken zum Fenster saß. Immer wieder schaute sie nervös dorthin, als sähe sie den Feind näher kommen. Sein Alarmsystem sprang an.

Sie reckte das Kinn. »Ich habe keine Angst vor dir. Eher vor dem Weg, der uns beiden bestimmt ist, jetzt, da du hergekommen bist. Ich muss zugeben, trotz der Rückversicherung, dass ich diese Richtung mit dir einschlagen soll …« Sie schob das Kartendeck zusammen, steckte es vorsichtig in einen ausgeblichenen Samtbeutel und stand auf. »Wir müssen jetzt gehen. Beeil dich. Komm mit mir.« Sie hielt ihm die Hand hin.

Sandu verkniff sich ein Lächeln. Seine Seelengefährtin hatte es sich wirklich in den hübschen kleinen Kopf gesetzt, dass sie ihm nicht nur Befehle erteilen konnte, sondern ihn auch beschützte. Er schloss seine Finger um ihre und folgte gehorsam ihrer Führung, wobei er darauf achtete, dass sich sein viel größerer Körper zwischen ihr und der Eingangstür des Ladens befand. Seine Frau hatte ihm viel zu erzählen. Sie wollte ihre Geheimnisse nicht preisgeben, und es widerstrebte ihm, sie ihr zu nehmen, etwas, das er mühelos tun konnte, falls sie sich weiterhin weigerte, die Einzelheiten mit ihm zu teilen. Er wollte ihr Vertrauen, und Vertrauen musste man sich verdienen.

Adalasia ging schnell und selbstsicher zwischen den wuchtigen Vitrinen des Antiquitätengeschäfts hindurch, um eine verschnörkelte Tür zu einem Hinterzimmer zu öffnen. Kaum hatte Sandu die Tür hinter ihnen geschlossen, beschleunigte sie ihr Tempo und hastete nun zu der Hintertür, die nach draußen führte.

»Warte!« Er hielt sie an der Taille fest. »Da draußen ist jemand. Sie rechnen damit, dass du die Flucht ergreifst.« Er schob sie zur Seite, um zu lauschen und die Gasse zu überprüfen. »Ein Mann, gleich neben den Stufen. Du bleibst hinter mir, Adalasia.«

Sie bückte sich, um ihren Rocksaum anzuheben, und enthüllte dabei weiche Stiefel und dann die nackte Haut ihres wohlgeformten Beins. Weiter oben, an ihrem Oberschenkel, trug sie ein ledernes Holster. Sie zog ein scharfes Messer daraus hervor und verbarg die Klinge an der Innenseite ihres Handgelenks. »Los«, flüsterte sie, während sie einen Blick über die Schulter warf.

Er öffnete die Tür und stürmte nach draußen, mit schwindelerregender Geschwindigkeit stürzte er sich direkt auf den Mann, der darauf wartete, dass Adalasia herauskam. Der Angreifer hielt eine Pistole in der Hand. Er schien zwischen fünfunddreißig und vierzig zu sein. Ein attraktiver Mann mit olivfarbener Haut und dunklen Haaren und Augen. Sandu las seine Absicht – der Fremde wollte Adalasia nicht ermorden, sondern entführen. Doch ihm blieb nicht genug Zeit, um den Grund dafür im Geist des Mannes zu lesen.

Sandu versetzte ihm einen harten Schlag, wobei er im letzten Moment daran dachte, die Kraft eines Menschen zu gebrauchen. Eines starken Menschen. Gleichzeitig griff er nach der Waffe und nahm sie seinem Gegner mühelos ab, dann drehte er sich zu Adalasia um, während der Mann zu Boden brach. Sie stieß einen erstickten Schrei aus, als sie um ihn herumlief, während er stöhnend und sich krümmend versuchte, aufzustehen, jedoch wieder hinfiel.

Adalasia übernahm erneut die Führung und rannte beinahe die Seitengasse entlang. Sie bog um eine Ecke, einmal nach links und dann nach rechts im Kreis zurück zum Laden, dicht gefolgt von Sandu.

»Wo willst du hin?«

»Ich muss nach Hause.«

Sie war nicht im Geringsten außer Atem, was ihm verriet, dass sie sehr gut in Form war.

Über dem Antiquitätenladen hatte sich eine Wohnung befunden. Er vermutete, dass sie dort wohnte. Als sie zügig eine Feuertreppe hoch und aufs Dach eines Gebäudes kletterte, war er überzeugt, dass er recht hatte. Er folgte ihr hinauf.

»Dir ist bewusst, dass sie dort nach dir suchen werden?«

Sie warf ihm einen raschen Blick über die Schulter zu, während sie tief geduckt übers Dach hastete. Sandu verhüllte sie beide, nur für den Fall, außerdem dämpfte er den Klang ihrer Schritte.

»Ich habe nicht vor, dortzubleiben. Es gibt ein paar Sachen, die ich holen muss, bevor ich fortgehe.«

Sie war sehr trittsicher. Offenbar hatte sie diesen Fluchtweg schon häufig genommen. Es war sehr dunkel. Die Mondsichel spendete nicht viel Licht, dennoch wich Adalasia den beiden großen Lüftungsventilatoren aus und wusste genau, wann sie von einem Gebäude zum nächsten springen musste, ohne auch nur langsamer zu werden. Sie hatte eindeutig für einen solchen Vorfall geübt.

Als sie ein Fenster erreichte, ging sie tief in die Hocke und spähte hinein. Sandu ragte über ihr auf. »Lass mich«, sagte er sanft und schob sie beiseite. Es war keine Bitte, er hielt es aber für besser, Befehle auf ein Minimum zu beschränken und die, die er gab, nach Möglichkeit nicht wie Befehle klingen zu lassen. In seiner Welt wurde ihm stets gehorcht. Aber seine Frau sah nicht wie der gehorsame Typ aus.

»Dir ist bewusst, dass wir immer noch miteinander verbunden sind – mein Geist mit deinem? Ich kann kleine Fetzen deiner Gedanken wahrnehmen«, informierte sie ihn. Sie klang amüsiert. »Du bist definitiv der herrische Typ. Das habe ich gleich erkannt.«

Hitze loderte in seinem Bauch auf. Gleichzeitig stieg ein tiefes, sprudelndes Lachen wie aus dem Nichts in ihm hoch. Er hatte vergessen, wie man lachte. Wahrhaft lachte. So ehrlich, dass es mit überschäumender Freude in einem emporstieg.

Seine Seelengefährtin.

Er bemerkte, dass er auf sie herablächelte. Ihr Atem stockte. Ihre Augen verdunkelten sich. Mit gerümpfter Nase sah sie ihn an. »Mach einfach schnell. Was auch immer du vorhast.«

»Ich will nachsehen, ob drinnen jemand auf dich wartet.« Rasch ließ er seine Sinne die Wohnung absuchen. Sie war leer. »Es ist sicher für uns, hineinzugehen.«

Sie fragte ihn nicht, wie er das wissen konnte. Das würde später kommen. Und er würde sie auch erst später für sich beanspruchen – unmittelbar vor der Morgendämmerung. Erst brauchte er seine Brüder, damit sie ihm dabei halfen, sie während des Tages mit Schutzzaubern abzuschirmen. Sie würden in der Erde sein, während Adalasia angreifbar war.

Sie hastete zu einem Hintereingang und entriegelte die schwere Metalltür mit einem Code. Sobald sie sich öffnete, schlüpfte sie hinein, dicht gefolgt von Sandu. Sie verschwendete keine Zeit. Rasch lief sie zu ihrem Schlafzimmer, schob das Bett zur Seite und riss eine kleine Tasche aus einem Geheimfach unter den Dielenbrettern.

»Ich muss mich umziehen.«

Sandu verstand zwar nicht ganz, warum sie ihn aus ihrem Schlafzimmer scheuchte, aber er trat folgsam hinaus in den großen Wohnbereich, in dem mehrere bequem aussehende Sessel standen. Das Zimmer wirkte geräumig, obwohl es keine Trennung zwischen Wohnzimmer, Küche und Essbereich gab. Es war sauber, warm und einladend. Die Möbel schienen restaurierte Antiquitäten zu sein, die modernisiert worden waren, um sie bequemer zu gestalten.

Er streckte seinen Geist nach vier seiner Brüder aus, uralten Kriegern, die sich ins Kloster zurückgezogen hatten, weil sie zu gefährlich geworden waren. Manche waren jahrhundertelang dortgeblieben, andere waren schon nach einer Weile wieder gegangen. Wie Sandu waren sie nun nach Amerika gereist, um einem der ihren zu helfen.

Benedek, ich brauche dich. Ich habe meine Seelengefährtin gefunden, und es gibt Schwierigkeiten.

Sandu benutzte den Pfad der Klosterbrüder, der nicht allen Karpatianern bekannt war. Benedek Kovac war ein erbitterter Kämpfer. Wie die meisten uralten Jäger war er ein großer Mann, brutal und grausam, wenn es notwendig war, mit mitternachtsschwarzen Augen und langem, fließendem schwarzem Haar. Trotz seiner raubtierhaften Art war er ein begnadeter Künstler.

Wo treffen wir uns?

Sandu sagte es ihm. Dann rief er seinen nächsten Bruder. Petru, ich brauche dich. Ich habe meine Seelengefährtin gefunden, und es gibt Schwierigkeiten. Wärst du bereit, dich mit uns bei den Höhlen zu treffen?

Petru Cioban war ein Bruder, den man bei einem Kampf an seiner Seite haben wollte. Seine ungewöhnlichen quecksilberfarbenen Augen wirkten wie flüssiges Silber. Manchmal bildete sich ein Sturm darin, und das Silber wurde dunkler, aber es war immer schillernd und so einzigartig, dass man nicht wegsehen konnte, wenn er einen mit seinem Blick fesseln wollte. Sein Haar war ebenso ungewöhnlich. Von derselben silbrig-weißen Farbe wie seine Augen hing es ihm dicht und lang über den Rücken, zusammengehalten von engen Schnüren, um es zu bändigen.

Petru war ein uralter Jäger mit einem instinktiven Sinn für Strategie, dafür, den Feind mit ungewöhnlichen Methoden zur Strecke zu bringen. Er konnte mit jeder Waffe kämpfen und war dabei schnell wie der Blitz.

Ich werde da sein, willigte er, ohne zu zögern, ein.

Sandu war dankbar, aber nicht überrascht, dass seine Brüder so schnell mit Zusagen geantwortet hatten. Eine Seelengefährtin war heilig. Die Seelengefährtin eines uralten Kriegers war über alle Maßen heilig. Jeder von ihnen trug diesen Schwur auf dem Rücken. Sie mochten ihn vor der Welt verstecken, aber er war da, in ihre Haut geritzt, ein Schwur an ihre Seelengefährtin, dass sie für sie stark bleiben würden, egal, was es kosten oder wie lange es dauern würde, sie zu finden.

Nicu, ich brauche dich. Ich habe meine Seelengefährtin gefunden, und wir sind in Schwierigkeiten. Ich weiß nicht, wohin meine Aufgabe mich führen wird, aber ich suche Brüder, die bereit sind, uns auf unserer Reise zu begleiten. Wenn du mit uns reisen kannst, triff uns bei den Höhlen.