Effektiver Einbruchschutz - Wolfgang J. Friedl - E-Book

Effektiver Einbruchschutz E-Book

Wolfgang J. Friedl

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Beschreibung

Einbrüche nehmen zu – so schützen Sie Ihr Eigentum Der Sicherheitsmarkt bietet eine Vielzahl von Einzelprodukten und Systemen zum Einbruchschutz an. Für den Schutzsuchenden ist es oft schwer, die richtige Entscheidung zur Beschaffung geeigneter Schutztechniken zu treffen. Hier hilft das Fachbuch weiter. Umfassend – übersichtlich – unverzichtbar Die Autoren informieren anhand der gängigen Einbruchsmethoden fundiert und neutral über die effektive Verhinderung von Einbrüchen durch: – Mechanische Schutzsysteme Einbruchhemmende Türen und Fenster, Vergitterungen, Rollläden sowie die entsprechende Nachrüsttechnik. – Elektronische Gebäudesicherung Einbruchmeldeanlagen, ihre Funktionsweise, Stärken und Schwächen. – Mechatronische Sicherungstechnik Innovative Einbruchschutzanlage, die alarmiert, noch bevor ein Einbrecher in das Gebäude eindringen kann. Anschauliche Darstellung Die 3. Auflage wurde um Ausführungen zum Schutz vor Entführungen erweitert. Zahlreiche Abbildungen, Grafiken und Tabellen veranschaulichen die Materie des richtungweisenden Ratgebers.

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Effektiver Einbruchschutz

Mechanische, mechatronische und elektronische Gebäudesicherung

Dr.-Ing. Wolfgang J. Friedl

3., überarbeitete und erweiterte Auflage, 2016

Dr.-Ing. Wolfgang J. Friedl ist firmen- und produktneutraler Beratender Ingenieur für Sicherheitstechnik im Bereich des Brand-, Einbruch- und Arbeitsschutzes. Jahrgang 1960. Abitur in München. Studium Brandschutz und Arbeitssicherheit in Wuppertal. Promotion in Magdeburg. Seit 1986 im In-und Ausland primär tätig als Sicherheits- und Schadensingenieur, als Brandschutz-Konzeptersteller für Gebäude, Gutachter und neutraler Unternehmensberater für alle Zweige der Industrie, Wirtschaftsunternehmen und Versicherungskonzerne. Autor von bisher 25 Fachbüchern und zahlreichen Fachartikeln in nationalen und internationalen Sicherheitspublikationen. Co-Autor vieler Loseblattsammlungen. Akkreditierter Fachjournalist. Referent und Schulungsleiter bei Seminaren und Sicherheits-Kongressen der Industrie im In- und Ausland sowie bei den bekannten Ausbildungs- Akademien.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek | Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

3. Auflage, 2016

Print ISBN 978-3-415-05783-8 E-ISBN 978-3-415-05804-0

© 1990 Richard Boorberg Verlag

E-Book-Umsetzung: Datagroup int. SRL, Timisoara

2. Auflage 2004 erschienen unter dem Titel Mechanischer Einbruchschutz von Friedl/Matouschek 1. Auflage 1990 erschienen unter dem Titel Mechanische Sicherungstechnik von Beck/Obergfell

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Titelfoto: © alphaspirit – Fotolia

Richard Boorberg Verlag GmbH & Co KG | Scharrstraße 2 | 70563 Stuttgart Stuttgart | München | Hannover | Berlin | Weimar | Dresdenwww.boorberg.de

Grußwort

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Einbruchskriminalität ist ein hochaktuelles Thema. Sie nimmt derzeit bundesweit zu. Die Entwicklung der Fallzahlen zeigt zwar, dass das Einbruchsrisiko in Bayern deutlich geringer ist als im Bundesdurchschnitt. Dennoch macht der aktuelle Trend auch vor Bayerns Grenzen nicht Halt. In besonderem Maße ist es die Wohnungseinbruchskriminalität, die unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger bewegt. Denn es drohen nicht nur materielle Schäden. Nicht selten leiden die Betroffenen vor allem an den psychischen Folgen.

Die Bekämpfung der Einbruchskriminalität hat deshalb für die Bayerische Polizei eine ganz hohe Priorität. Sie hat bereits mit einer umfassenden Strategie reagiert, bei der neben der verstärkten Lage-, Analyse-, Ermittlungs- und Fahndungsarbeit insbesondere auch die Prävention eine große Rolle spielt. Erfreulicherweise wenden sich immer häufiger aufmerksame Bürgerinnen und Bürger bei verdächtigen Wahrnehmungen an unsere Polizei. Durch ihre Hinweise konnten so mancher Einbruch unterbunden und Ermittlungserfolge erzielt werden.

Für Sie als Bürgerinnen und Bürger stellt sich die Frage nach dem Selbstschutz. Bekanntermaßen bleibt eine ganze Reihe von Einbrüchen im Versuchsstadium stecken, weil wirkungsvolle technische Sicherungsvorkehrungen getroffen wurden – vom Sicherheitsschloss an Tür über einbruchshemmende Fenster bis hin zu Einbruchmeldeanlagen. Nach einer Auswertung des Bayerischen Landeskriminalamtes konnten zum Beispiel im Jahr 2014 in über 2000 Fällen Einbrüche durch mechanische Sicherungen verhindert werden. Ich gehe aber davon aus, dass die Zahl tatsächlich noch um einiges höher ist, da viele Einbruchsversuche gar nicht bemerkt werden.

Ich begrüße deshalb nachdrücklich jede Initiative, die der Bürgerschaft den Sinn solcher Investitionen nahebringt.

Joachim Herrmann Bayerischer Staatsminister des Innern, für Bau und Verkehr Mitglied des Bayerischen Landtags

Vorwort

Der Sicherheitsmarkt bietet eine Vielzahl von Einzelprodukten und Systemen an. Für den Schutzsuchenden wird es oft schwer, die richtige Entscheidung zur Beschaffung geeigneter Schutztechniken zu treffen. Viele Produkte sind hinsichtlich Preis und Qualität schwer vergleichbar. Es gibt hierzu keine gesetzlichen Auflagen oder Vorgaben, auch nicht im Baurecht. Hier sind zwar Statik, Brandschutz und Wärmedämmung von Gebäuden klar geregelt. Doch welche Kräfte einer Wohnungseingangstür, eines Fensterglases oder eines konventionellen Fensters mindestens entgegenzusetzen sind, um unerlaubten Zutritt abzuhalten, ist nicht geregelt. Hinzu kommt, dass Vertreter von Firmen ihre Produkte aus verständlichen Gründen gerne bevorzugt empfehlen und seltener auf Alternativen hinweisen.

An dieser Stelle setzt das vorliegende Fachbuch an. Ziel ist es, objektiv und neutral über heute übliche Einbruchsmethoden zu informieren, sowie über deren effektive Verhinderung. Dabei kommt dem mechanischen Einbruchschutz nach wie vor eine zentrale Bedeutung bei der Gebäudesicherung zu. Kein Schutzkonzept kann ohne integrierte oder zusätzliche, stabile Mechanik auskommen. Dieser Thematik soll ausreichend Platz im Buch eingeräumt werden.

Die Mechanik allein kann allerdings personelle Maßnahmen und elektronische Schutzkonzepte nicht ersetzen. Ein umfassendes Schutzkonzept für das eigene Haus oder das Unternehmen setzt voraus, dass die unterschiedlichen Gewerke Mechanik, elektronische Überwachung, Zutrittskontrolle oder Brandschutz sinnvoll miteinander kombiniert werden. Bei der Sicherungsüberwachung wird hierbei seit Jahrzenten auf die konventionelle Technik der Einbruchmeldeanlage (EMA) gesetzt. Diese meldet einen Einbruch erst nach Überwinden des mechanischen Widerstandes. Der Täter befindet sich zum Zeitpunkt der Alarmierung also bereits im Gebäude. Bei dieser Technik wird die Zeit verschenkt, die der Einbrecher benötigt, um den Widerstand der Verriegelung zu überwinden.

Dabei ist es relativ einfach und verhältnismäßig preiswert, effektiven Schutz gegen Einbrüche in Gebäude zu erreichen: Mit der erstmals auf dem Markt verfügbaren Technik der Einbruchschutzanlage.

Das „Geheimnis“ der Einbruchschutzanlage liegt darin, dass die Alarmmeldung vor den mechanischen Widerstand gelegt wird. Damit löst ein Täter bereits vor Überwinden des mechanischen Widerstandes Alarm aus und informiert so die Interventionskräfte.

Neu ist dieses Konzept, weil es so etwas bis jetzt faktisch nicht gab.

Intelligent, weil die Technik die Täter abhält und über den Einbruchsversuch alarmiert, bevor ein Einbrecher in ein Gebäude eindringen kann.

Sicher, weil diese Technik ständig aktiv ist, auch wenn sich Menschen berechtigt im Gebäude aufhalten.

Günstig, weil die Technik preiswert in der Anschaffung und – ganz wichtig – auch im Unterhalt ist.

Zuverlässig, weil diese Technik praktisch keine Falschalarme liefert (im Vergleich zu über 99 % Falschalarme bei konventionellen Einbruchmeldeanlagen).

Rundum schützend, weil die Technik auch sichert, wenn man zu Hause ist.

Mit dieser umfassend überarbeiteten Neuauflage verfügen nun Fachleute und alle, die es werden wollen, über ein modernes und aktuelles Hilfsmittel bei der Planung und Umsetzung sicherungstechnischer Maßnahmen. Profitieren können die Hersteller und Installateure von Gelände- und Gebäudeschutztechnik, von einbruchhemmenden Elementen, von Wertschutzschränken, die jeweiligen Prüfinstitute, die Versicherungen, die privaten Interventionskräfte, die Wachdienste, die Schlosser, Schreiner, Fensterbauer und natürlich alle, die Ihr Eigenheim oder das Unternehmen erstmals rundum schützen wollen.

Sie werden in die Lage versetzt, die Schwachpunkte der konventionellen Meldetechnik zu erkennen und erstmalig mit einer intelligenten Kombination von mechanischen Schutzmöglichkeiten und der Technik der Einbruchschutzanlage effektiven Gebäudeschutz zu verwirklichen.

Der Autor

Inhalt

1 Gefährdungslage

1.1 Kriminalitätsaufkommen

1.2 Einbrüche und Täterverhalten

1.3 Schutzmöglichkeiten

2 Juristische Grundlagen

2.1 Strafgesetzbuch

2.2 Versicherungsschutz

3 Die Einbruchmeldeanlage (EMA)

3.1 Funktionsweise einer EMA

3.2 Alarmmeldungen einer EMA

3.3 Gesamtbeurteilung EMA

4 Die Einbruchschutzanlage

4.1 Funktionsweise einer Einbruchschutzanlage

4.2 Bauteile einer Einbruchschutzanlage

4.2.1 Angriffsmelder/Widerlager

4.2.2 Alarmspinne/Glasüberwachung

4.2.3 Druckknopf/Fenstergriffsicherung

4.2.4 Profilzylinder/Zugangskontrolle

4.2.4.1 Im Wohnbereich bis SG 2

4.2.4.2 Für Gewerbeobjekte ab SG 3

4.2.5 Verschlussmelder/Verschlussüberwachung

4.3 Nachrüsten zur Einbruchschutzanlage

4.3.1 Angriffsmelder

4.3.2 Glasbruchmelder

4.3.3 Abreißmelder

4.4 Gesamtbeurteilung einer Einbruchschutzanlage

5 Schutz vor Entführungen

5.1 Innerhalb von Gebäuden

5.2 Innerhalb von Kraftfahrzeugen

6 Mechanische Gebäudesicherung

6.1 Türen

6.1.1 Einbruchhemmende Türen

6.1.1.1 Ganzglastürblätter

6.1.1.2 Holztürblätter

6.1.1.3 Kunststofftürblätter

6.1.1.4 Metallrahmentürblätter

6.1.1.5 Türrahmen

6.1.1.6 Scharnierbereich

6.1.1.7 Türschild

6.1.1.8 Schließblech

6.1.1.9 Flügeltüren

6.1.1.10 Fluchttüren

6.1.2 Nachrüsttechnik an der Zugangstür

6.1.2.1 Kastenzusatzschloss

6.1.2.2 Querriegelschloss

6.1.2.3 Bandsicherung

6.1.3 Türschlösser

6.1.3.1 Einsteckschlösser

6.1.3.2 Schwenkriegelschlösser

6.1.3.3 Automatische Fallensperre

6.1.3.4 Selbstverriegelnde Schlösser

6.1.3.5 Mehrfachverriegelungen

6.1.3.6 Rollzapfenverschlüsse

6.1.3.7 Motorschlösser

6.1.3.8 Elektrische Türöffner

6.2 Industrietore

6.2.1 Sektionaltore

6.2.2 Rolltore

6.2.3 Schiebetore

6.3 Fenster

6.3.1 Einbruchhemmende Fenster

6.3.1.1 Fensterrahmen

6.3.1.2 Roll- und Stiftzapfen-Beschlag

6.3.1.3 Pilzkopfzapfen-Beschlag

6.3.1.4 Metall-Beschlag

6.3.1.5 Griffsicherung

6.3.2 Nachrüsttechnik am Fenster

6.3.2.1 Sicherung im Scharnierbereich

6.3.2.2 Sicherung im Griffbereich

6.3.2.3 Sicherung von Hebe-Schiebetüren

6.3.2.4 Sicherung von Dachfenstern

6.3.2.5 Glassicherung

6.3.2.6 Montage

6.4 Vergitterungen

6.4.1 Feststehende Gitter

6.4.2 Bewegliche Gitter

6.5 Rollläden

6.5.1 Einbruchhemmende Rollläden

6.5.2 Hochschiebesicherung

6.5.3 Innenliegende Sicherung

6.6 Lichtschachtsicherung

6.7 Zutrittskontrolle

6.7.1 Mechanische Schließanlagen

6.7.1.1 Hauptschlüsselanlage

6.7.1.2 Generalhauptschlüsselanlage

6.7.1.3 Zentralschlossanlage

6.7.2 Mechatronische Zugangskontrollsysteme

6.7.2.1 Elektronische Personenidentifikation

6.7.2.2 Biometrische Personenidentifikation

6.7.3 Türspion und Video-Gegensprechanlage

7 Verglasungen

7.1 Durchwurfhemmende Scheiben

7.2 Durchbruchhemmende Scheiben

7.3 Schusshemmende Scheiben

8 Sicherung des Freigeländes

8.1 Zaunanlagen

8.2 Zaunüberwachung

8.3 Materialauswahl

8.4 Durchfahrschutz

9 Wertbehältnisse

9.1 Wertschutzschränke

9.2 Verschlusstechnik

9.3 Sicherheitsklassen

9.4 Möbeltresore

9.5 Datensicherungsschränke

10 Tabellenverzeichnis

11 Quellenverzeichnis

Nachwort

1 Gefährdungslage

Schon seit einiger Zeit ist zu beobachten, dass die Anzahl von Gewaltdelikten wie Raub, Überfall und Einbruch dramatisch zunimmt – nicht nur in den Großstädten, insbesondere auch im ländlichen Raum. In einigen Bundesländern gibt es hier jährlich zweistellige Zuwachsquoten. Demgegenüber stehen Aufklärungsquoten, die lediglich zwischen 10 und 20 % liegen. Vor diesem Hintergrund soll im Folgenden eine genauere Betrachtung des Phänomens Kriminalität, im Besonderen der Einbruchskriminalität, erfolgen, um das Vorgehen der Täter besser verstehen und so geeignete Schutzmöglichkeiten entwickeln zu können.

1.1 Kriminalitätsaufkommen

Kriminelles Verhalten verstößt gegen das harmonische, soziale Zusammenleben einer Gesellschaft. Als Kriminalität bezeichnet man daher den Übergriff auf die Rechtsgüter der Gesellschaft bzw. von Dritten. Die Arbeitsgruppe Justiz/Polizei kreierte hierzu die Arbeitsdefinition „Organisierte Kriminalität“ (OK). Demnach versteht man unter OK die von Gewinn- und Machtstreben bestimmte, planmäßige Begehung von Straftaten – ausgenommen Terrorismus –, die einzeln oder in ihrer Gesamtheit von erheblicher Bedeutung sind, wenn mehr als zwei Beteiligte auf längere oder unbestimmte Zeit arbeitsteilig unter Verwendung von gewerblichen oder geschäftsähnlichen Strukturen oder unter Anwendung von Gewalt oder anderer zur Einschüchterung geeigneter Mittel oder unter Einflussnahme auf Politik, Massenmedien, öffentliche Verwaltung, Justiz oder Wirtschaft zusammenwirken. Ist eine kriminelle Organisation in mehr als einem Staat oder aus einem anderen Staat heraus tätig, spricht man gemäß einem Übereinkommen der Vereinten Nationen von „transnationaler Kriminalität“.

Wenn wir von Organisierter Kriminalität sprechen, so ist diese landläufig oft mit dem Begriff der (italienischen) Mafia verbunden. Sie ist allerdings weltweit betrachtet nur ein Teil dessen, was wir als organisierte Kriminalität bezeichnen. Der rasante Wandel in den Staaten Osteuropas und Asiens hin zur freiheitlichen Marktwirtschaft eröffnete der häufig international agierenden Organisierten Kriminalität vielfältige Einstiegsmöglichkeiten – mit dem „Erfolg“, dass sich die Ermittlungsbehörden mit bislang noch nicht bekannten Brutalitäten und auch einer besonderen Professionalität der Täter konfrontiert sehen. Der Wegfall des Eisernen Vorhangs, das starke gesellschaftliche und soziale Gefälle zwischen West- und Osteuropa und die Globalisierung fördern dies. Man schätzt, dass in einigen osteuropäischen Staaten rund 20 % des Bruttosozialprodukts durch Organisierte Kriminalität erwirtschaftet werden.

Die Globalisierung, die Veränderung von wichtigen bürgerlichen Werten, der weitgehende Wegfall der Grenzkontrollen innerhalb der Europäischen Union begünstigen den Anstieg der Organisierten Kriminalität. Verschärft wird die Lage durch einen in den vorgenannten Ländern gut organisierten Schwarzmarkt, der eine sofort verfügbare Hehlerorganisation von enormem Umfang darstellt. Dazu kommt, dass Korruption im Staatsapparat in diesen im Umbruch befindlichen Staaten ein tatsächlich bedrohliches Ausmaß erreicht hat, die die Aufklärung krimineller Handlungen zusätzlich behindert.

Die Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) schätzt, dass organisierte Banden weltweit jährlich deutlich über 700 Milliarden Euro Gewinn machen. Die UNODC belegt, dass ca. 70 % des durch organisierte Kriminalität erwirtschafteten Geldes mittels Geldwäsche wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückfließen. Einer Schätzung zufolge kann nur rund 1 % der gewaschenen Gelder aufgefunden und beschlagnahmt werden. In einem Jahr ermitteln die deutschen Behörden gegen ca. 10.000 Tatverdächtige; dabei wurde durch organisierte Kriminalität in Deutschland eine Schadenshöhe von 1,65 Milliarden Euro festgestellt – wenn dies tatsächlich nur 1 % sind, ist zu befürchten, dass der reale Schaden extrem hoch liegt.

Ein Einbruch in ein Wohnobjekt ist anders zu bewerten als der in ein Gewerbeobjekt. Der Wohnraum dient, im Gegensatz zum Gewerbeobjekt, für die Bewohner in erster Linie als Schutzraum, in dem man sich sicher fühlen möchte. Erfolgt nun ein Einbruch in diesen als sicher eingeschätzten Rückzugsraum, wirken sich bei den betroffenen Opfern die psychosozialen und psychosomatischen Folgen wesentlich nachhaltiger aus.

Diese Problematik hat die Allgemeinheit lange Zeit unterschätzt. Deshalb hat die Opferschutzorganisation „Weißer Ring“ in Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium Darmstadt sowie der Universität Homburg eine wissenschaftliche Studie zum Thema: „Psychische Folgeschäden nach Wohnungseinbruch“ durchgeführt (*1). Dabei wurde festgestellt, dass etwa 70 % der von Wohnungseinbrechern heimgesuchten Menschen danach weit stärker mit den umfangreichen Facetten psychischer Probleme zu kämpfen hatten als mit dem Verlust materieller und ideeller Werte. Tief sitzende Verängstigung und Verunsicherung waren oftmals die Folgen des Umstandes, dass ein Fremder in die Privatsphäre eingedrungen war. Der Studie zufolge benötigten circa 10–20 % der Betroffenen psychotherapeutische Behandlung. Das sind mindestens ca. 12.000 Opfer jedes Jahr. So können beispielsweise Schlafstörungen, Schweißausbrüche, extreme Angstgefühle bis hin zu schweren Depressionen auftreten. Manche Opfer sehen sich sogar genötigt, den bisherigen Wohnbereich aufzugeben und in eine andere Wohnung zu wechseln. Viele investieren erst nach derartigen Erlebnissen in schützende Techniken und Umbauten. Häufig wird damit auch die Hoffnung verbunden, die infolge des Einbruchs vorhandenen Ängste abzubauen.

1.2 Einbrüche und Täterverhalten

Wer sich vor Einbrechern wirksam schützen will, muss hierzu die Täterklientel und deren aktuelle Vorgehensweise kennen. Schätzungen gehen davon aus, dass ca. 70 % Gelegenheitstäter und 30 % Berufseinbrecher in Deutschland aktiv sind. Da sich der Einbruch in Wohnungen von dem in ein Gewerbeobjekt sowohl von der Tatbegehung als auch vom Diebesgut her unterscheidet, wird nachfolgend getrennt auf diese beiden Einbruchsarten eingegangen.

In der „Kölner Studie über Wohnungseinbrüche“ (*2) des Polizeipräsidiums Köln sind im Jahr 2011 insgesamt 5.660 Einbrüche in den Städten Köln und Leverkusen ausgewertet worden. Die Studie wird regelmäßig durchgeführt, die nächste erscheint 2018. Bei Wohnungseinbrüchen unterscheidet die Studie hinsichtlich der Objekte zwischen Einbrüche in Einfamilienhäuser und Einbrüche in Mehrfamilienhäuser. Auffällig dabei ist, dass sich die Anzahl der Einbrüche in Ein- und Mehrfamilienhäuser zwischen 2006 und 2011 verdoppelt hat.

In Einfamilienhäuser erfolgten 36 % der ausgewerteten Wohnungseinbrüche. Dabei sind die Einbrecher wie folgt vorgegangen: im Erdgeschoss hebelten 48 % die Fenstertüren, 32 % die Fenster und 12 % die Haustüren auf. Im Untergeschoss brachen 7 % und über die Fenster im OG 6 % ein. Der Rest (0,3 %) verteilt sich auf das Herausschlagen und Durchsteigen des Fensterglases sowie sonstige Einbruchsmethoden. Beachtenswert hierbei ist, dass 8 % der Einbrüche bei Anwesenheit der Bewohner erfolgten. Weitere 8 % der Opfer überraschten die Einbrecher auf frischer Tat. Ein Schraubendreher, der zum Aufhebeln verwendet wird, ist in der Hand eines Einbrechers eine äußerst gefährliche Stichwaffe; hinzukommt, dass ein Einbrecher eher zu einem Angriff bereit ist, um sich der Strafverfolgung zu entziehen.

Bild1: Über die kaum einsehbare Terrassentür lässt sich ohne großen Kraftaufwand einbrechen [Matouschek]

Nach der Kölner Studie sind die Einbrecher im Mehrfamilienhaus (64 % der ausgewerteten Wohnungseinbrüche) wie folgt vorgegangen: 47 % brachen über die Wohnungseingangstür ein (auch in den oberen Stockwerken), 21 % über die Fenster und 32 % über Fenstertüren. Beachtenswert hierbei ist, dass 6 % der Einbrüche bei Anwesenheit der Bewohner erfolgten; gleichsam 6 % der Opfer überraschten die Einbrecher auf frischer Tat!

Generell, also sowohl beim Wohnungseinbruch als auch bei dem in Gewerbeobjekte, ist zu beobachten, dass an der Tür, sowie den Fenstern bzw. Fenstertüren in bis zu 80 % der Fälle über die Griffseite eingebrochen wird. Die durchschnittliche Verweildauer der Einbrecher in Wohnungen ist wesentlich kürzer als die in Gewerbeobjekten. In Wohnungen suchen Einbrecher fast ausschließlich nach Schmuck und Bargeld. Eher seltener werden PC, Hifi-Anlagen, TV-Geräte, Teppiche oder Bilder entwendet. Bei gezieltem Vorgehen kann sich die Verweildauer in der Wohnung auf ein Mindestmaß reduzieren, so dass der Einbrecher bereits nach unter 5 Minuten wieder fliehen kann. Bei freistehenden Häusern können sich die Täter meist wesentlich länger aufhalten. Geräusche, wie das Herausbrechen von Wertschränken (Tresore), werden außen nicht gehört.

Die häufigsten Einbrüche in Wohnungen erfolgen in den Wintermonaten November bis März, in denen es früh dunkel wird. Brennt in den Abendstunden in einem Objekt kein Licht, deutet dies darauf hin, dass sich im Gebäude niemand aufhält. Um sicher zu gehen wird anschließend geklingelt. Erscheint wider Erwarten doch jemand, wird eine zuvor festgelegte Ausrede vorgebracht um sich danach zu verabschieden. Der Einbruch in gewerblich genutzte Gebäude findet fast ausschließlich nachts oder übers Wochenende statt und nahezu gleichmäßig über das Jahr verteilt. Da Gewerbeobjekte fast immer nach Geschäftsschluss leer stehen, haben die Täter oftmals bis zum nächsten Tag oder an Wochenenden sogar bis zum Montagmorgen Zeit, sofern keine automatische Alarmeinrichtung oder Wachpersonal vorhanden ist. Selbst nach einem Alarm seitens der Einbruchmeldeanlage haben die Täter noch rund 15 Minuten Zeit (durchschnittliche Interventionszeit), also die Zeit die zur Hilfeleistung benötigt wird. Um nach dem Einbruch schnell flüchten zu können, sind Örtlichkeiten mit einer Anbindung an Schnellstraßen besonders beliebt. Ebenso solche Unternehmen, die fernab einer Polizeiwache liegen – oder wo man die Zufahrtsstraßen gut mit Mittätern absichern kann. Je günstiger ein Objekt aus der Sicht der Einbrecher liegt, umso gefährdeter ist es.

Bei den Gewerbeobjekten werden in rund 50 % der Fälle die Türen und in 35 % die Fenster und Fenstertüren angegriffen. Der Rest verteilt sich auf Tore, Schiebetüren usw. Auch hier lassen die vorgefundenen Abdrücke der Werkzeuge überwiegend auf den Einsatz von Schraubendrehern schließen. Mit ihnen kann eine Kraft bis zu 400 kg aufgebracht werden, das reicht aus, um konventionelle Fenster geräuschlos und binnen Sekunden aufzuhebeln. Da sich die meisten Gewerberäume im Erdgeschoß befinden, wird verständlicherweise auch überwiegend über das Erdgeschoss eingebrochen.

Je größer der zu erwartende Gewinn des kriminellen Vorhabens ist, umso eher ist mit Angriffen aus professioneller Richtung zu rechnen. Deutsche Unternehmen sind daher auf Grund ihres hohen Technologiestandards häufig ein lohnendes Ziel für Täter. Vermehrt haben sich auch Einbrüche in Arztpraxen und der Diebstahl teurer Untersuchungsgeräte, die über internationale und professionelle Vertriebswege meist im Ausland wieder veräußert werden. Ähnlich verhält es sich mit den Einbrüchen in Boutiquen, Optikergeschäfte oder Verkaufsstätten elektronischer Produkte wie Smartphones, Tablets o. Ä. Die Versicherungsgesellschaften haben hier den Begriff der sog. Begehrlichkeitsware eingeführt. Das sind primär Elektrogeräte und elektrische bzw. elektronische Bauteile, die aktuell, klein und teuer sind, und die sich schnell und anonym zu Geld machen lassen.

1.3 Schutzmöglichkeiten

Die sicherungstechnischen Maßnahmen für Wohn- und Gewerbeobjekte unterscheiden sich grundlegend. Sie orientieren sich an den baulichen Gegebenheiten, am Schutzziel, an der Optik und insbesondere am Täterverhalten. Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten des Schutzes, die additiv und nicht alternativ zu sehen sind:

mechanisch stabile, schwer zu überwindende Gebäudeaußenhaut; insbesondere die Türen, Fenster und Dächer sind hier die Schwachstellen

elektronische Alarmüberwachung bei Aufbruchsversuchen