Ein Mann und das Abenteuer Sex - Michael Schalk - E-Book
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Ein Mann und das Abenteuer Sex E-Book

Michael Schalk

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Beschreibung

Er will alles – aber klappt’s auch immer? Das Comedy-Highlight »Ein Mann und das Abenteuer Sex« von Michael Schalk jetzt als eBook bei venusbooks. Tausend tolle Sachen, die gibt es überall zu seh’n – und Ommel ist wild entschlossen, sich nichts entgehen zu lassen, was mit Liebe, Lust und Zärtlichkeit zu tun hat! Aber obwohl er in den Augen der meisten Frauen tatsächlich mindestens eine Sünde wert ist, stellt ihn das Abenteuer Sex immer wieder vor ungeahnte Herausforderungen: Vor allem dann, wenn er es mit einer Naturgewalt wie Charlott zu tun bekommt, die herrlich dreist genau weiß, was sie will. Denn wenn ein Mann seinen Mann stehen muss, dann ist das wie ein Sprung vom Dreimeterbrett: Es fühlt sich herrlich an, wie schwerelos durch die Luft zu fliegen – ohne zu wissen, ob das Wasser da unten nun kalt sein wird oder warm … oder gerade abgelassen. Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Ein Mann und das Abenteuer Sex« von Michael Schalk ist ein humorvolles Lesevergnügen für die Fans von Sebastian Niedlich, die niemals auf die Idee kommen würden, »Fifty Shades of Grey« nachzuturnen. Lesen ist sexy: venusbooks – der erotische eBook-Verlag.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 352

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Über dieses Buch:

Tausend tolle Sachen, die gibt es überall zu seh’n – und Ommel ist wild entschlossen, sich nichts entgehen zu lassen, was mit Liebe, Lust und Zärtlichkeit zu tun hat! Aber obwohl er in den Augen der meisten Frauen tatsächlich mindestens eine Sünde wert ist, stellt ihn das Abenteuer Sex immer wieder vor ungeahnte Herausforderungen: Vor allem dann, wenn er es mit einer Naturgewalt wie Charlotte zu tun bekommt, die herrlich dreist genau weiß, was sie will. Denn wenn ein Mann seinen Mann stehen muss, dann ist das wie ein Sprung vom Dreimeterbrett: Es fühlt sich herrlich an, wie schwerelos durch die Luft zu fliegen – ohne zu wissen, ob das Wasser da unten nun kalt sein wird oder warm … oder gerade abgelassen.

Über den Autor:

Michael Schalk ist das Pseudonym eines deutschen Autors, der unter diesem Namen seinem Vergnügen an ebenso humorvollen wie erotischen Geschichten frönt.

***

eBook-Neuausgabe Juli 2022

Dieses Buch erschien bereits 2018 unter dem Titel »Am liebsten dreist« bei Cupido Books.

Ein eBook des venusbooks-Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Copyright © der Originalausgabe 2018 Cupido Books / Karin Struckmann, Köln

Copyright © der Neuausgabe 2022 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: dotbooks GmbH, München, unter Verwendung verschiedener Bildmotive von shutterstock/studiostoks, infostocker

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-96898-200-7

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des venusbooks-Verlags

***

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***

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www.instagram.com/venusbooks

Michael Schalk

Ein Mann und das Abenteuer Sex

Roman in 11 Höhepunkten

venusbooks

Mein Dank gilt

dem Kometen,

der SiebenF,

Frau O.,

der Neuen Heimat,

Purzel,

meiner Schwester

und Micha.

Prolog

In den Augen der meisten Frauen ist Ommel mindestens eine Sünde wert. Diejenigen, die sich mehr trauten, berichteten anschließend von einem Mann, der den Kopf voller schöner Flausen und Ideen hatte, gleichzeitig aber reflektiert und empathisch war, mit einem Hang zu Treue und Wahrhaftigkeit. Traumhaft – bis dahin.

Leider hat Ommel eine enorm ausgeprägte Affinität zu allem, was mit Sexualität zu tun hat, insbesondere, wenn er mit Frauen konfrontiert wird, die sich dreist nehmen, was sie wollen. Die Kombination dieser Eigenschaften und Vorlieben führt ihn immer wieder in skurrile Situationen, welche oftmals von Gefühlen begleitet werden, die dem Moment in der Luft ähneln, nachdem man vom Dreier gesprungen ist, ohne zu wissen, ob das Wasser kalt, warm oder abgelassen sein wird.

Ein typisches Erlebnis stammt aus der Zeit, als Telefone noch abhängig von der Länge ihres Kabels an einer gut erreichbaren Stelle der Wohnung positioniert werden mussten …

Narben, Gott und Männerstolz

Sperma ist aggressiv. Nicht nur, dass man damit nervige Menschen zeugen kann und es die Haare verklebt – darüber hinaus frisst es sich mitunter in lackierte Oberflächen, so dass man noch Jahre später der Ejakulation überführt werden könnte.

Bisher ahnte Ommel davon nichts. Es war Sommer. Es war heiß. Und so verflüssigte sich das Sperma rasant schnell. Ommel beobachtete, wie die Tropfen an der Seitenwand seines schwarz lackierten Schubladenschrankes herunterliefen, auf dem das Telefon stand, dessen Hörer er in der Hand hielt.

»Was war denn das gerade für’n Grunzen?«, drang Wibkes Stimme aus der Hörmuschel.

Grunzen? Er grunzte, wenn er kam? Das war ihm neu. »Was meinst du?«

»Ach Ommel, ich hab’s ganz deutlich gehört. Nenn es, wie du willst. Ich frag mich trotzdem, warum du grunzt, während ich dir von meiner Mutter erzähle!«

Wibke hatte eine tolle Stimme. Wäre sie hauptberuflich das andere Ende einer 0190er Nummer gewesen, hätte sie sich damit dumm und dämlich verdienen können. Leider saß sie nicht am Ende einer Direktverbindung, sondern befand sich in einer Endlosschleife. Wibke war Sozialpädagogin, und zwar eine, die so sozial eingestellt war, dass sie seit über einem Jahr in regelmäßigen mehrstündigen Telefonaten wiederkäuend von immer den gleichen »Problembären« erzählte, ohne effektiv dagegen vorzugehen, obwohl sie herzergreifend darunter litt. Dabei ignorierte sie konsequent, aber auf eine ganz liebe, naiv-hilflose Art jegliche Hilfestellungen und Gedankenanstöße, so dass Ommel irgendwann dazu übergegangen war, den Inhalt von Wibkes Monologen komplett auszublenden, um sich so voll dem Klang ihrer Stimme widmen zu können.

Vereinfachend kam hinzu, dass ihr Timbre tatsächlich das hielt, was man sich am anderen Ende der 0190er Nummer leibhaftig davon versprach – ein rassiges Proportionswunder!

»Ich habe dich was gefragt!«, sagte der langbeinige Pomelobusen.

»Heuschnupfen!«

»Bitte?«, fragte die wolllustlippige Wespentaille.

»Heuschnupfen! Manchmal kratzt es mich deswegen im Hals! Ich bin allergisch.«

»Ich glaub dir kein Wort! Hör auf, mir Märchen zu erzählen, sonst reagier ICH gleich allergisch auf DICH!«

Wie kann man nur so nervig sein? Es ging doch nur um ein bisschen Grunzen!? Um ein bisschen Ausdruck von Freude! Wieso musste sie diesen schönen, klaren Moment des Glücks nachträglich trüben? Ommel schwor sich, es nie wieder zu tun, sollte er heil aus dieser Sache heraus kommen. Angriff war die beste Verteidigung:

»Na gut, du willst es nicht anders: Ich hab mir einen gewichst!«

Diese Worte brauchten allem Anschein nach länger als die vorherigen, bis sie am anderen Ende ankamen. Dann:

»Meinst du das ehrlich?«

»Warum sollte ich mit so was lügen?«

Ein verschämt dreckiges Lachen erklang: »Wie darf ich mir das bitte vorstellen? Du sitzt irgendwo mit runtergelassener Hose, dem Hörer in der linken und deinem … äh … Ding in der rechten Hand und vor dir liegt ein Playboy?«

Wie peinlich! »Nein, ich stehe und es gibt keinen Playboy.«

»Jetzt erzähl mir noch, dass es dich geil macht, wenn ich dir von meiner Mutter erzähle!?«

Ommel verdrehte die Augen. »So direkt nicht.« Flucht nach vorn: »Vielleicht kannst du es wie ein Kompliment sehen?! Es ist ein Kompliment!«

Fast kreischend: »…an meine Mutter?«

»Wibke! Du machst mich fertig! Nein, nicht an deine Mutter! An dich, verdammt noch mal, an dich!«

»Moment! Das heißt, du hast dabei an mich geda…?«

»Ja!«

»Das glaubt mir keiner!«

»Das ist auch besser so! Ich würde alles abstreiten und du stündest da wie doof!«

»Ich glaube kaum. Solche Neuigkeiten stoßen in der Regel auf großes Interesse und verbreiten sich danach wie ein Lauffeuer!« Wieder verging einige Zeit, bis Wibke fortfuhr: »Das ist es, was ich an dir schätze.«

Was kam jetzt?

»Weißt du, seit einem Jahr erzähle ich dir jetzt von meiner Mutter und von meinem Ex und sonst noch wem. Du hörst mir zu, wenn es mir schlecht geht.« Das ging in die richtige Richtung. »Du lässt mich reden, bis dir Koteletts an die Backe gewachsen sind. Ich habe bestimmt ganz schön genervt, oder?«

Diese Frage wollte sie doch nicht ernsthaft beantwortet haben?

»Und wenn ich dich hab zu Wort kommen lassen, hast du Tacheles geredet.«

Puh!

»Du hast kein Blatt vor den Mund genommen, auch wenn’s hart war. Und trotzdem warst du dabei sensibel und geduldig. Du hast es immer wieder stoisch über dich ergehen …« Sekunden verstrichen. Ging es in die richtige Richtung?

»Moment mal! Wie oft hast du das schon gemacht?«

Achtung!

»Zum ersten Mal!«

»Ommel!?«

»Ich schwöre, es war das erste Mal!«

»Und hoffentlich auch das letzte! Ts, ich erzähl dir von meiner Mutter und du ... Kaum zu fassen! Aber was ich jetzt eigentlich sagen wollte: Ich finde, ich muss das irgendwie wieder gut machen. Was hältst du davon, wenn wir zusammen übers Wochenende wegfahren!?«

In welche Richtung ging das denn jetzt?

»Hast du Lust mit nach Holland zu kommen, nach Nordwijk!?«

»Ich kann leider nicht. Wir sind sowieso schon so wenige, da kriege ich auf keinen Fall dienstfrei!«

»Auf einmal wird der Herr Polizeikommissar ein ganz Wichtiger!? Hast du nicht mal gesagt, dass ihr alle nur – wie hast du es ausgedrückt, ›austauschbare Einsatzmittel‹ seid?«

»Mach jetzt keinen Nebenkriegsschauplatz auf. Ich kann nicht mitkommen!«

»Wir würden bestimmt ein tolles Wochenende zusammen haben!«

»Wieso, würdest du mit mir schlafen?«

»Ommel!«

»Du hast gesagt, dass du es gut findest, wenn ich ehrlich bin. Also, das ist meine Bedingung: Ich komme mit, wenn du mir versprichst, dass wir miteinander schlafen werden.«

»Och, komm doch einfach mit!«

»Wenn wir Sex haben, ja!«

»Wir werden auf jeden Fall eine schöne Zeit haben!«

»Warum? Werde ich dich flachlegen dürfen?«

»Ommel, bitte, kommst Du?«

»Würde ich bestimmt!«

»Ommel!«

Zack: Endlosschleife! Ommel hätte sie durchbrechen können, indem er einfach ›Ja, okay, ich komme mit!‹ gesagt hätte oder nur ›Na gut‹.

Idealerweise hätte Wibkes Antwort in etwa wie folgt geklungen: ›Super, ich freu mich! Allerdings erwarte ich dann von dir, dass du mich wenigstens drei Mal am Tag ordentlich durchfickst. Und zwar in wechselnder Reihenfolge in alle Löcher. Und ohne Kondom – ich bin gesund und nehme die Pille.‹ Ommel hätte daraufhin sehr weltmännisch überlegt getan und erneut mit ›Na gut‹ quittiert. Soweit Ommels Fantasie. Stattdessen würde Wibke allerdings mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ›Gut, abgemacht.‹ sagen, so dass er mal wieder dastünde – mit einem schwanzgesteuerten Zugeständnis, dem ziemlich sicher erneut Enttäuschung und Ärger gefolgt wären.

Zu oft hatte Ommel solche Situationen erleben müssen. Natürlich waren die hausgemacht. Ständig malte er sich in seinem Kopf erotische Bilder aus, deren Umsetzung in der Realität absurd war. Aber die meisten dieser Bilder schaute Ommel sich an, onanierte darauf und verwarf sie dann wieder. Das Bild von Wibke aber ließ ihn nicht los, denn dort präsentierte sie sich Ommel mit gespreizten Beinen und nichts als einem Handy in der Hand bekleidet auf dem Schreibtisch und sagte: ›Wenn du mich anfasst, rufe ich die Polizei und sage, dass du mich vergewaltigt hast.‹ Ein unlösbarer Konflikt! Man kann nicht vor und nicht zurück, weil beide Kräfte gleich stark widerstrebend sind.

»Verbring doch bitte, bitte, mit mir das Wochenende!«

Das war Wibke. Sie gab nicht auf.

»Nein!«

Ommel war durchaus klar, was Wibke vorhatte. Das war die Tropfen/Stein-Taktik: So wie steter Tropfen den Stein höhlt, so schaffte Wibke es, Ommel mit ständigen Wiederholungen dermaßen in den Wahnsinn zu treiben, dass er irgendwann am untersten Punkt seiner Widerstandskraft anlangte und alles zusagte, nur um endlich von dieser Verbalpenetration verschont zu bleiben. Noch waren sie aber nicht an diesem Punkt angekommen. Ommel wähnte sich relativ klar im Kopf und war sich bewusst, dass eine Zusage in diesem Fall ein bisschen wie der erste Zahnarztbesuch nach 20 Jahren ohne Zähneputzen gewesen wäre – das Risiko, Löcher gebohrt und gefüllt zu bekommen wäre beim Dentisten ebenso groß, wie im Fall Wibke nichts dergleichen tun zu dürfen.

»Es liegt an meiner Narbe, stimmt’s?«

»Was?«

»Du willst dich nicht mit mir am Strand zeigen, weil du meine Narbe so abstoßend findest! Ich hab’s gewusst!«

Das war allerdings die Schuldgefühl-Taktik! Sie hatte das gleiche Ziel: Ommel zu zermürben. Zum Glück war er aber, was Wibkes Narbe anging, reinen Gewissens.

In seiner Vorstellung hatte Wibke sie davongetragen, als sie sich nach einer wilden Schießerei von einem Balkon stürzen musste und auf dem Dach eines fahrenden LKW gelandet war, der sie in der nächsten Kurve herunter- und in die gläserne Auslage eines Metzgers geschleudert hatte. Die wahre Entstehungsgeschichte der Narbe war einfach zu profan, als dass Ommel sie sich hätte merken wollen.

Auf jeden Fall tat Wibke sich mit der Narbe schwer, beinahe hätte man von einem Minderwertigkeitskomplex sprechen können. Doch Wibke nutzte mit Bravour ungehemmt den einzigen ihr immanenten Bewältigungsmechanismus: Reden! Und so hatte Ommel schon in den frühen Anfängen ihrer Bekanntschaft davon erfahren.Natürlich wurde Ommel irgendwann so neugierig, dass er sehen wollte, worüber Wibke sprach. Sie ließ sich zu einer Demonstration überreden und legte die Unbekümmertheit eines kleinen Mädchens an den Tag, als sie sich, von einem Bein aufs andere wippend, bis zu den Knien aus ihrer engen Jeans pellte. Dieser Moment hatte etwas Spirituelles. Ommel verfiel innerlich in Lobpreisungen und Huldigungen an den lieben Gott. Es war, als würde die Jungfrau Maria selbst ihm ihren prallen Hintern hinhalten. Und Gott schien es zu gefallen, denn er schickte mit den Strahlen der Sonne seinen heiligen Schein, der sich sanft um Wibkes Rundungen schmiegte und sie wärmte. Wibke legte ihre Unterarme auf den Tisch, schloss die Augen und lächelte. Indem sie ins Hohlkreuz ging, verschärften sich ihre güldenen Konturen und reckten sich ihrem Schöpfer entgegen, als würde sie ihm durch das seidene Nichts hindurch Einlass gewähren wollen. Ommel saß, mit wie zum Gebet gefalteten Händen, auf der Arbeitsplatte seiner sonnendurchfluteten Küche.

»Und?«, fragte sie, die Augen wieder aufgeschlagen.

Eine feine, zehn Zentimeter lange Narbe zierte seitlich ihren Oberschenkel.

Das Erste, was Ommel dazu einfiel, war ein Zitat, das entweder von Oscar Wilde, Goethe oder doch direkt von seiner Mutter stammte. ›Narben machen interessant!‹, hieß es da, ›Bei Männern erzählen sie von ihren heroischen Kämpfen, bei Frauen sind sie ein Zeichen für starken Willen und überbordende Leidenschaft‹. »Sie ist toll!«

Die Jeans hing Wibke auf den Waden. So hätte sie nicht weglaufen können. Ommel spürte dringlich, sie streng ins Gebet nehmen zu müssen. Er empfand ihre Haltung als geradezu demütig auffordernd. Doch Wibke war von jeher ohne Sünde. Wie sollte er ihr da erklären, dass er ihr die Beichte abnehmen wollte? Er musste ihr den ärgsten Feind zum besten Freund machen – und sich zum treuen Verbündeten! Mit dieser List wäre er nicht der erste und nicht der letzte Klerikale mit Erfolg gewesen.

»Darf ich sie küssen?« Seine Frage klang schüchtern – fast immer ein Garant für Erfolg!

»Bitte?«

»Die Narbe, darf ich sie küssen?«

»Warum willst du das tun?«

»Ich find sie geil!«

»Echt?«

»Ja!«

»Hm, na gut! Aber nur die Narbe!«

Na, bitte! Er ließ sich von der Arbeitsplatte gleiten, innerlich noch immer in Gottpreisungen vertieft. Ehrfurchtsvoll kniete Ommel nieder und sog sofort den angenehmen Duft ihres gesalbten Körpers ein. Je mehr er sich näherte, desto berauschter wurde Ommel. Schließlich lief ihm sogar das Wasser im Mund zusammen. Seine Hände wollten berühren.

»Ich brauche etwas Halt, okay?« Seine Aussprache war feucht. Wibke hatte es nicht bemerkt.

»Hm? Mach doch!«

Er legte ihr eine Hand über das Knie, die andere behutsam auf eine Pobacke. Ommel erschauderte, seine Lider senkten sich. Er wollte nur noch riechen und fühlen.

»Ey!« zischte Wibke. Rüde schob sich plötzlich der Stoff der Jeans zwischen Ommel und die Narbe, und zwar so schnell, dass er einen brennenden Schmerz auf der Nasenspitze spürte.

»Au!« Vor Schreck fiel Ommel hinten über. Als er mit dem Steiß auf den Boden und dem Kopf vor den Ofen prallte, war auch das spirituelle Intermezzo beendet und »Maria« wieder verhüllt. »Du weißt genau, dass ich deine Narbe alles andere als abstoßend finde, auch wenn ich das Drumherum noch lieber mag! Also hör auf, so einen Schwachsinn zu reden!«, fand Ommel zurück ins Hier und Jetzt.

Das hatte gesessen. Wibke schien beeindruckt oder doch zumindest überrascht. Es bedurfte einer verhältnismäßig langen Vorlaufphase, bis Wibke dann doch noch zum alles entscheidenden Schlag ansetzte: »Aber wenn ich es mit dir tun würde, dann würdest du mitkommen?«

»Was meinst du mit ›es‹?« Sie sollte sich endlich mal klar ausdrücken!

»Na, ›das‹ eben.«

»Was ›das‹? Sprich Klartext mit mir!«

»Also…«

Warum war das so eine Qual, die Dinge beim Namen zu nennen? Warum musste sie sich so überwinden?

»Na, wenn ich dann also … also, na … Mensch, du weißt doch, was ich meine! Wenn ich mit dir … es, also … wenn ich mit dir …« Und dann ganz leise: »… schlafen würde?«

Applaus! Trotzdem: »Du würdest es nicht tun!?«

»Woher willst du das so genau wissen?«

»Ich kenne dich.« Eine mutige Behauptung!

»Du glaubst mich zu kennen! Aber du würdest es nie wirklich wissen! Du wirst schlaflose Nächte haben, bei dem Gedanken, möglicherweise etwas verpasst zu haben! Diese Ungewissheit erträgst du nicht! Nicht du!«

»Wahrscheinlich hast du Recht. Aber verarschen lassen will ich mich auch nicht. Ich würde wahnsinnig werden, wenn ich das ganze Wochenende zwar neben, aber nicht mit dir schlafen dürfte. Also bleibt es dabei: Nein!«

»Ommel, dieser Qual wärst du nicht gewachsen! Komm, verschaff dir Gewissheit, komm mit!«

»Verdammt nochmal! ›Nein‹ habe ich gesagt!«

Dieses Mal würde sie ihn nicht kriegen! Er würde hart bleiben! Sich nicht überreden lassen! Würde sein Ding durchziehen! Die Dinge tun, die ein Mann tun muss! Knallhart bleiben!

»Ommel!«

»Nein!«, beendete er das Gespräch und legte mit Nachdruck den Telefonhörer auf. Im gleichen Augenblick hatte er das dumme Gefühl, gerade die Chance seines Lebens vergeigt zu haben.

Ein Leben im freien Fall

Ein bisschen älter, aber nur wenig weiser, verschlug es Ommel einige Zeit darauf in den »Lotto-Pub«, der offiziellen Zweigstelle eines renommierten Glückspielunternehmens, in der zu späterer Stunde inoffiziell auch Bier ausgeschenkt wurde. Gerade hatte die gut erhaltene Mitfünfzigerin hinter der Ladentheke nach seinen Wünschen gefragt.

»Ich möchte es mal mit Lotto probieren. Was muss ich dafür tun?«, erkundigte sich Ommel.

»Sie kreuzen mit dem Kugelschreiber die Zahlen auf dem Lottoschein an.« Dabei wies die Lottofachverkäuferin auf einen Stehtisch. »Oder sie machen einfach Quicktipp.«

»Quicktipp?«

»Der Computer generiert einen Zufallstipp für Sie.«

»Das mache ich. Ist das denn sicher?«

Die Verkäuferin schaute leicht irritiert. »Was meinen Sie?«

»Na, werde ich damit auch ganz bestimmt gewinnen?« Hoffentlich verstand sie den Scherz!

Freundlich lächelnd erwiderte sie: »Na klar, mit absoluter Sicherheit!« Währenddessen erstellte sie den Spielschein. »Ein kleines Risiko besteht lediglich darin, dass andere Zahlen gezogen werden.«

Kichern erklang hinter Ommel. Er drehte sich um. Zwei Frauen seines Alters hielten Zeitschriften in ihren Händen. Die Blonde trug eine Kapuzenjacke, strahlte Ommel offen mit ihren rehbraunen Augen an und zeigte dabei eine burschikose Zahnlücke. Sehr süß! Die Brünette versteckte sich mithilfe einer Sonnenbrille auf ihrer hübschen Nase. Zwischen Knopf- und Knüpfleiste ihrer Jacke lugten die Buchstaben C und A hervor. Ommel nahm sich vor, die eine wie die andere anzusprechen, falls er sie je einzeln wiedersehen würde. Dann bezahlte er, verabschiedete sich mit dem Spielschein in der Hand und verließ das Geschäft.

Was für ein außerordentliches Glück, dass Ommel noch am selben Tag die Frau mit der Zahnlücke wiedertraf. Wäre ihm stattdessen die Bebrillte begegnet, hätte die Geschichte hier beendet werden können. Denn, ohne dass sich Ommel jemals dieses Umstands bewusst geworden wäre, stand er in der Lottoannahmestelle zum ersten Mal Charlott, seiner späteren Frau und Mutter seiner beiden Kinder, gegenüber. Bevor sich aber ihre Wege nochmals kreuzten, gab es für Ommel ein paar andere Abenteuer zu bestehen. In eines davon war die zweite junge Frau verwickelt.

Ommel traf sie eine halbe Stunde später unter einem Torbogen, abseits der belebten Fußgängerzone. Sie hatte ihre Kapuze über den Kopf gezogen, rauchte im Gehen und blies gerade Qualm aus, als ihr Lächeln Ommel signalisierte, dass sie ihn wiedererkannt hatte. Anstalten, stehen zu bleiben, machte sie allerdings nicht. So wollte Ommel sie nicht davonkommen lassen.

»Hallo … warte mal!« Keine Reaktion. Ommel wiederholte seine Worte etwas lauter. Sie hallten im Gewölbe des Torbogens wider. Die junge Frau zuckte zusammen, drehte sich dann aber mit einem kampflustigen Gesichtsausdruck um. Ommel wich beschwichtigend einen Schritt zurück. »Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken!«

»Hä?«, antwortete sie, indem sie gleichzeitig mit der Kapuze einen Kopfhörer abstreifte. »Was?«

»Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken!«, wiederholte Ommel.

»Hast du nicht. Schon gut.« Ihre Gesichtszüge entspannten sich.

»Ich wollte dich nur fragen … ich meine … darf ich dich auf einen Kaffee einladen? Quasi im Vorgriff auf meinen zukünftigen, exorbitanten Millionengewinn?«

»Ich mag keinen Kaffee.« Fand sie wohl nicht witzig, den Einstieg.

»Oh, schade … äh … was anderes?«

Einige Zeit fixierte sie ihn, zog an ihrer Zigarette, atmete rücksichtsvoll zur Seite aus. Wieder Blickkontakt. Braune Augen haben etwas Geheimnisvolles. Sie lassen nicht so tief blicken wie blaue. Was überlegte sie so lange? Dann schweifte ihr Blick an Ommel vorbei in die Ferne. Schließlich schien sie einen Entschluss gefasst zu haben. »Was willst du wirklich?«, fragte sie.

»Na, hab ich doch gesagt, mit dir was trinken.«

»Und dann?«

Eine heikle Frage. Sein Ideenreichtum war schier unerschöpflich, hätte auf jemand anderen aber erschlagend wirken können. Besser diplomatisch bleiben. »Hab ich mir noch keine Gedanken drüber gemacht!?«

»Du willst Sex, stimmt’s?«

Ommel brauchte ein paar Sekunden, um überhaupt reagieren zu können. »Ääh … bitte?«

»Grundsätzlich hätte ich nichts dagegen, mich mit einem Mann einzulassen, der glaubt, ein angehender Millionär zu sein. Auf der anderen Seite halte ich das für eine ziemlich ätzende, machomäßige Masche von dir!?«

Ommel fühlte sich mit eigenen Waffen geschlagen. Als sich plötzlich das bekannte Zahnlückengrinsen in ihrem Gesicht breit machte, sah er sich ertappt. »Ha, ha!«, waren die einzigen Worte, die ihm jetzt über die Lippen kamen. Er war froh, dass sie nur gescherzt hatte. Nicht, dass er keinen Sex gewollt hätte, aber das Tempo wäre beängstigend gewesen.

»Ich bin übrigens Ina.« Sie hielt ihm die Hand hin.

»Ommel.«

Schütteln.

»Sex?«

Verflucht, war die direkt! Ommel hatte bis zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass es grundsätzlich einer langen, emotional fundierten Anbahnungsphase bedurfte. Er versuchte seinen inneren Aufruhr in den Griff zu kriegen. Ina jedoch schien zunehmend besser gelaunt und fixierte ihn von unten herauf mit einem zuckersüßen Lächeln. »Weißt du, ich habe gerade eine scheiß Zeit. Vielleicht tut mir da ein bisschen Ablenkung gut. Also, hast du Lust?«

Ommel hatte nicht ohne Grund einen Beruf gewählt, der ihn als Freund und Helfer auszeichnete. Da musste man auch schon mal die eigenen Interessen hinten anstellen. Es war also quasi seine Pflicht, Inas Laune zu heben. »Jep, hab ich wohl!«

Ina nahm einen letzten Zug, warf die Kippe zu Boden und trat sie aus. »Prima, ich wohne um die Ecke.«

Inas Wohnung befand sich über einem Beerdigungsinstitut. Als wenn das allein nicht schon ausreichend skurril gewesen wäre, bat sie Ommel vorm Betreten des düsteren Hausflures, äußerst leise zu sein, sich schleichend an den unteren Wohnungstüren vorbeizubewegen und erst wieder zu atmen, wenn ihre eigene hinter ihr geschlossen sein würde. Angeblich nahmen die Betreiber des Instituts den Begriff »Totenruhe« für sich bereits zu Lebzeiten in Anspruch und beschwerten sich über alles, was lauter war als ein Madenpups.

Der erste Blick in Inas Diele ähnelte dem in ein Kaleidoskop. Ihre Garderobe war behängt mit Mützen, Schals und Jacken unterschiedlichster Farben und Stile. Die Elemente eines Schuhschranks und eines Sessels leuchteten bunt lackiert. Eine Regenbogenfahne dimmte die Deckenbeleuchtung. Das Muster der Blumentapete war aufgrund der darauf gepinnten, unzähligen Postkarten und Fotos kaum noch zu erkennen. Ommel wähnte sich angesichts solcher Farbenpracht bei Alice im Wunderland. »Bist du lesbisch?« verbalisierte sich sein erster Gedanke. Viele der Lichtbilder zeigten Ina herzend mit anderen Frauen.

»Ich liebe Menschen.«

Sein Interesse geweckt, drehte Ommel sich um. Er war chancenlos. Ina küsste ihn sofort. Das schmeckte überraschend gut. Trotz Rauchens. Ohne voneinander zu lassen, entledigten sie sich schnell der langen Oberteile und T-Shirts, halfen einander und berührten zum ersten Mal die nackte Haut des anderen. Ommel wusste nicht wirklich wie ihm geschah. Er fühlte sich komplett überrumpelt. Gleichzeitig genoss er. Verrückt. Es passierte so schnell. Als er sich schließlich auf dem Sessel wiederfand, Ina mit BH auf ihm sitzend, bedeutete sie ihm innezuhalten. Eine Strähne hing ihr über die geröteten Wangen. Ina war außer Atem. »Bevor wir gleich miteinander schlafen, sollte ich etwas klarstellen und eine Bitte habe ich auch noch. Okay?«

»Okay!«

»Wir sind kein Paar und ich beabsichtige auch nicht der Teil eines solchen zu werden. Also nicht zu viel küssen, ja!? Das macht verliebt. Das will ich nicht. Ich bin lediglich daran interessiert zu wissen, wie es ist mit einem Maillionär zu schlafen.« Sie hatte eine Spur zu lange die Lider geschlossen gehalten und fast unmerklich den Kopf geschüttelt.

»Maillionär?«

»Ich meinte natürlich Millionär, angehendem«, griente sie übertrieben.

»Aha, ich dachte schon, du wolltest eigentlich M…«

»Und noch etwas!«, unterbrach sie ihn abrupt, »Kein Fußkontakt! Füße sind ekelig. Du kannst gerne deine Socken anbehalten.«

Der Schall hatte die Worte bis zu Ommels Ohr transportiert, dann aber schwirrten sie orientierungslos in seinem Kopf herum, auf der Suche nach einer Schublade, in die sie als bekannt abgelegt werden konnten. Es kann einen wahnsinnig machen, wenn so eine Schublade noch gar nicht existiert; diese Verunsicherung, wenn man bemerkt, dass etwas passiert ist, aber noch nicht genau weiß was. Ein Zustand wie der zwischen Sprungbrett und Becken. Oft nur ein Augenblick, der sich aber unendlich lang anfühlen kann. So wie das Schwanken zwischen »Ja« und »Nein«, »Jetzt« oder »Nie«, »Alles« oder »Nichts«. Der Bauch meldet sich schon mit einem flauen Gefühl, obwohl der Kopf noch gar keinen Grund dafür erkannt hat. Ommels Fußreflex war der Eindruck, dass Ina einen kleinen Sockenschuss haben musste. Füße gehörten ganz klar zu seinen sexuellen Präferenzen, wenn sie nach Dreistigkeit nicht sogar sein Vizefetisch waren. Dennoch nickte er nur und nahm sich vor, wachsam zu bleiben. Man kann nie wissen, in welche Fußstapfen süße Blondinen mit Zahnlücken plötzlich so treten.

»Okay?«, vergewisserte sie sich.

»Okay. Da wir gerade schon mal die Rahmenbedingungen abstecken: Hast du Kondome da?«

Ina schaute ihn ungläubig an.

»Du etwa nicht?«

»Nö. Ich war auf dich nicht vorbereitet.«

»Ich dachte, Kerle wie du sind allzeit bereit!?«

Sollte die ganze Sache schon hier ein jähes Ende nehmen? Vielleicht wär’s besser. »Du, ich wüsste nur gerne, ob es sich lohnt meinen Ständer aufrecht zu erhalten oder nicht. Hast du nun welche da?«

»Bist du einer von diesen typischen Männern, die glauben, dass nur ihr Schwanz eine Frau wirklich glücklich machen kann? Gibt’s für euch nichts darüber hinaus?«

»Ina, was soll die Diskussion? Die führt man in einer Beziehung und nicht während eines One-Night-Stands. Außerdem hast du von ›miteinander schlafen‹ gesprochen und nicht ich.«

Sie machte eine Schnute, aber nickte. »Du hast Recht. Ich glaube, im Schlafzimmer müsste ich welche haben. Hat mal jemand vergessen. Wir sollten sowieso rübergehen.«

Der Weg führte durch ein einfach eingerichtetes Wohnzimmer. Es roch nach abgestandenem Rauch. Eine große Leinwand lehnte falsch herum an der Wand, darüber ein einsamer Nagel. Auf dem Glastisch verteilten sich neben dem vollen Aschenbecher ein Joint und etliche zerrissene Fotos. Ommel wollte einen genaueren Blick darauf werfen, doch Ina zog ihn mit sich.

Das Schlafzimmer lag im Dunkeln. Ommel musste sich erst an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnen. Dicke Stoffe vor den Fenstern schützten den Raum, dem Geruch nach zu urteilen, auch vor dem Eindringen frischer Luft. Eine Schublade wurde auf und zu geschoben. Ina hielt ihm zwei knisternde Verpackungen hin. Die Ziffern darauf waren erst zu erkennen, als Ina die Vorhänge zur Seite gezogen hatte, um das Fenster zu kippen. Das Haltbarkeitsdatum war nur knapp überschritten. Würde wohl noch gehen. Ist ja bei Lebensmitteln ähnlich. Aber etwas anderes ließ Ommel stutzen.

»Ohne Latex? Bist du allergisch?«

Ina nahm die Kondome zurück und schaute ihrerseits auf den roten Schriftzug. »Keine Ahnung, aber besser, als es zu spät zu merken und für die Umwelt sind die dann ja auch gesünder. Jetzt komm!« Damit entblößte sie ihre Brüste, setzte sich aufs knatschende Kiefernbett und zerrte ungelenk an ihrer Hose. Ommel schaffte es schneller aus seinem Beinkleid und wollte dann hilfsbereit an Inas ziehen. Er kniete sich vor sie hin. »Halt, nein!« Der gleiche Blick, wie unterm Torbogen. »Die Füße. Nicht berühren!«

»Entschuldige! Wollte ich nicht!«

»Ist gut. Pass ab jetzt ein bisschen besser auf! Moment, bin gleich so weit.« Schließlich war es geschafft. Hätte man Ina nun auf den Kopf gestellt, wären ihre Socken das i-Tüpfelchen auf einem äußerst präsentablen Körper gewesen. Trotzdem wirkte die junge Frau plötzlich gar nicht mehr so entspannt.

»Alles okay mit dir? Oder willst du doch nicht?«

»Doch, doch, schon gut.« Ihr Blick fiel auf Ommels Penis. Sie lächelte verhalten. »Ordentlich.«

»Normal, würd ich sagen.«

»Na, dann mal los!«, presste sie hervor und das Lächeln verlor sich. Sie rutschte auf die andere Bettseite, öffnete langsam ihre Schenkel und schauderte. Diese Frau war voller Widersprüche. Während sie Ommel mit Worten ermunterte, wehrte ihr Körper fast parallel ab. Als ob in ihr widerstreitende Gefühle tosten. Gleichzeitig hatte er inzwischen die Vermutung, dass sie ein Spiel mit ihm spielte. Das Ziel war noch nicht klar, aber Ommel beschlich ein leiser Verdacht, den er jedoch, angesichts der Möglichkeiten, die sich ihm gerade boten, noch zurückhalten wollte.

»Darf ich dich vorher noch lecken?«

Ina wirkte überrascht. »Ich weiß nicht. Wenn’s sein muss.« Ommels Unmut wuchs. Was für ein Kommentar!

»Nein, es muss nicht. Ich dachte, ich täte dir damit einen Gefallen.«

»Du musst mir keinen Gefallen tun.«

»Ich selber hätte ja auch Spaß daran.«

»Du willst dir selbst einen Gefallen tun!«

»Ich hatte gehofft, dass wir vielleicht beide Spaß dabei haben könnten. Mann, bist du kompliziert!«

»Herr Gott, dann leck mich doch einfach, wenn es dir so wichtig ist und frag nicht so blöd!« Ina nahm eine übertrieben offene Position ein. Sie wollte Ommel provozieren. Konnte sie haben. Mit spitzer Zunge berührte er ohne Umwege ihre Spalte. Die war, zu seiner Verwunderung, schon feucht. Sie duftete auch gut. Und sie schmeckte. Ina kicherte. Ommels Zunge glitt ihre Schamlippen herauf. Das Kichern verstärkte sich. Nochmal herunter und zurück. Ina versuchte, ihr Lachen mit der auf den Mund gepressten Hand zu unterdrücken. Er hielt inne, auf ihrer Klitoris. Ein minimaler Zungenschlag. Ina bäumte sich auf und brach in schallendes Gelächter aus. »Entschuldige bitte!«, prustete sie, »Ich kann nicht. Es kitzelt zu sehr. Das halte ich nicht aus.«

Ommel hätte gerne mitgelacht. Aber ehrlich gesagt, fehlte ihm jegliches Verständnis für diese Reaktion. Bisher hatte ihm der Cunnilingus die Damen seiner Wahl stets willfährig machen können. Ihm wurde sogar eine besondere Begabung nachgesagt. Und jetzt das. Mit ihrem Lachen führte Ina die Huldigungen ad absurdum. Das nagte an Ommels Selbstwertgefühl. Er wähnte sich kurz vorm Aufprall auf den nackten Fliesen des Springerbeckens.

»Es tut mir wirklich total leid!«, ergriff Ina das Wort. Sie musste seinen spartanischen Gesichtsausdruck beobachtet haben. »Ich hätte es dir gleich sagen sollen, dass das bei mir ein heilloses Unterfangen ist. War’s schon immer. Irgendwie ist meine Möse eine Mimöse, total überempfindlich. Du kannst da nix für!«

Na gut. Ommel wollte gerne glauben, dass ihre Erklärungen der Wahrheit entsprachen.

»Ehrlich gesagt, mache ich mir langsam Sorgen. Was hältst du noch alles für Hiobsbotschaften bereit?«

»So schlimm? Armer Kerl! Aber ich glaube, dass war’s vorerst. Ich schlage vor, wir kommen jetzt zur Sache!?«

Tatsächlich befand Ommel sich auf dem Sprung. Er befürchtete, dass diese Begegnung in einer Farce enden würde, wenn sie das nicht schon war. Dass er dennoch blieb, war nur dem Umstand geschuldet, dass Ina ihn im entscheidenden Augenblick an sich zog, umarmte und küsste. Also gut, ein letzter Versuch.

Ommel hatte schon erwartet, dass sich ein latexfreies Kondom anders anfühlen würde. Da es dennoch wie gewohnt eng ansaß, machte er sich keine weiteren Gedanken über seine papierne Struktur.

»Und? Geht?«, erkundigte Ina sich.

»Bestens!«

Dann ließ sie sich rückwärts ins zusammengeknüllte Oberbett fallen. Irgendwann fand sie eine passable Position, in der Ommel sich halbwegs bequem über sie begeben konnte. Oberflächlich formuliert, verlief der Akt dann erfreulich reibungslos. Allerdings hat Ommel diese Worte rückbetrachtend nie gewählt, denn die Berührung der beiden empfand er im Gegenteil als äußerst intensiv. Eher lief es wie geschmiert. Nachdem er ungehindert in Ina hineingeglitten war, stellte sich auch bei ihr eine entsprechende Reaktion ein. Sie schloss die Augen und holte in einem Zug tief Luft. Ommel wartete ab, bis Ina mit einem leisen »Uuuuuuuuuuh!«, ausatmete.

»Alles gut?«, wollte er wissen. Sie öffnete die Augen und schaute ihn ohne jegliches Wohlwollen an.

»Bist du doof? Ja, klar! Mach sofort weiter!« Inas Lider senkten sich erneut, während ihre Zornesfalte wich und kleine Grübchen um die Mundwinkel zum Vorschein kamen. Dann setzte sich Ommel in Bewegung, erst langsam und regelmäßig, was Ina mit zunehmender Entspannung quittierte. Dann schneller, mit Unmut erzeugenden Pausen. Später variabel in Tiefe und Geschwindigkeit, was Ina total durcheinander brachte, woraufhin sie um kontinuierlich mittleres Tempo bei kompletter Ausnutzung vorhandener Länge bat. Ina versuchte ihrerseits Einfluss zu nehmen, indem sie sich ihm manchmal mit ihrem Becken entgegenstemmte. Sie atmete meistens schnell und flach. Ommel machte sich Sorgen, dass Ina hyperventilieren würde. Rechtzeitig verfiel sie aber in ein ruhigeres Luftholen, bei dem sie manchmal ergeben seufzte und manchmal schnurrte. Trotzdem Ommel die ganze Zeit über das merkwürdige Gefühl hatte, sich nicht fallen lassen zu dürfen, machte es ihm großen Spaß, Ina durch verschiedene Erregungszustände zu führen. Gleichwohl nahm er irgendwann seinen eigenen überdeutlich wahr.

»Ich komme gleich«, stöhnte er.

»Oooch, echt? Schon? Kannst du nicht …«

Nein, konnte er nicht. Er kam. Zwar verhalten, aber unaufhaltsam. So gerade brachte er noch ein »Entschuldigung!« hervor, dann füllte er das Reservoir. Erschöpft und verschwitzt hielt Ommel sich über Ina, woraufhin die ihn an sich heranzog, wohl zum Zeichen, dass er sich vollends entspannen sollte. Endlich erlaubte er es sich auch selbst. Sein Kopf lag neben dem ihren.

»Du pustest mir ins Ohr!«, lachte Ina. Ommel bemühte sich umständlich um eine andere Kopfhaltung.

»Mach’s dir ruhig wieder bequem. Es war nicht unangenehm«, ergänzte sie und »Genau wie das vorher übrigens auch. Es war sogar sehr schön! Danke!«

Sein Atem kam allmählich zur Ruhe. Sein Penis brauchte wie immer länger. »Gerne! Du bist nicht zufällig auch gekommen, oder?«

»Nein, bin ich nicht, aber ich würd’s trotzdem wieder tun.«

»Heißt das … ääh … kann es sein, dass ich … ich meine … war ich der Erste?«

Ina gluckste erneut.

»Was ›der Erste‹? Ohrpuster?«

»Du weißt schon, was ich meine!«

»Millionär?«

»Ina, ehrlich jetzt! War ich der erste Mann, mit dem du geschlafen hast?«

»Was würde es mit dir machen, wenn es so wäre und du es wüsstest?«

»Ich würde in meiner Rangliste der Sexgötter auf Platz Eins vordringen.«

»Obwohl ich nicht gekommen bin?«

»Platz Zwei?«

Ina war ihre spitzbübische Freude anzusehen und küsste ihn. Dann schien sie, einen Geistesblitz zu haben. »Sag mal, willst du nicht mal langsam aus mir raus?«

»Ich glaub, er ist noch hart, aber wenn’s dich beunruhigt!?«

»Mach mal lieber!«

Ommel kämpfte seinen ermatteten Körper hoch und zog sich aus Ina zurück. Der Supergau war perfekt, als beide realisiert hatten, dass das Kondom fehlte. »Scheiße!«, war Inas einziger Kommentar, als sie ohne Rücksicht auf etwaige Zuschauer in sich zu suchen begann. »Fuck, ich komm nicht dran, ich komm nicht dran. Meine Finger sind zu kurz. Verdammt, tu doch was! Hol’s raus!« Sie spreizte ihre Beine, so weit sie konnte. Dr. gyn. Ommel hockte sich mit prüfendem Blick dazwischen, führte Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand ein und barg das verschrumpelte, klebrige Verhüterli. Ina stieg die Röte ins Gesicht.

»Aaaaaaah! Was für ‘ne Kacke! Wenn ich jetzt schwanger bin, bring ich dich um!« Sie schaute ihn durchdringend an, und als wenn ein Ruck durch sie hindurch gegangen wäre: »Ja, das mach ich! Ich bring dich um!« So stellte sich Ommel die Mimik des Teufels mit frisch diagnostizierter Hufrehe vor. Sofort wich er zurück und aus dem Bett. Ina wurde lauter. »Verschwinde, du Möchtegernsexgott! Nicht mal mit einem Kondom kannst du umgehen, du Versager. Los, hau ab!«

Ommel stieg mit einem Bein halb in seine Hose.

»Warte doch mal. Es ist doch noch gar nichts passiert«, versuchte er zu beschwichtigen.

Ina schrie. »Es ist doch noch gar nichts passiert? Wie kannst du so was sagen? Was bist du für ein dummes Arschloch? Es ist doch noch gar nichts passiert? Wegen dir bin ich vielleicht schwanger! Toll hast du das gemacht! Sieh ja zu, dass du Land gewinnst!« Sie griff nach einer massiven Pferdebüste und sprang aus dem Bett. Ommel flüchtete rückwärts ins Wohnzimmer, stolperte über sein Hosenbein, fiel und prallte mit dem Hinterkopf auf die Glaskante des Tisches. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rappelte er sich schnell wieder hoch. Er konnte gerade noch ausweichen, als die Büste auf ihn hinabsauste. Lautes Klirren hinter ihm. Ommel schleppte sich in den Flur. Ina schimpfte weiter. »Da lass ich mich einmal mit einem Kerl ein und dann so eine Pleite. Ich hab schon genug Scheiße am Dampfen! Da brauche ich nicht auch noch so eine Flasche wie dich! Und schon gar kein Kind!«

Ommel wagte einen Blick zurück. Ina stand noch immer dort, von wo sie mit der Büste geworfen hatte. Ihr nackter Körper bebte. Das Gesicht, der Hals und die Brust waren mit roten Flecken übersäht. Sie keuchte rasselnd, schien wie in Trance. Er hob seine Jacke und das T-Shirt auf. »Soll ich dir meine Telefonnummer hier lassen? Falls du meine Hilfe brauchst?«

Als wenn sie plötzlich seiner wieder gewahr wurde, griff sie erneut nach der Büste. »Ich brauche deine verdammte Hilfe nicht. Ich brauche niemandes Hilfe. Verpiss dich endlich!«, keifte sie. Sie schritt auf ihn zu, die Büste empor gehoben. Ommel hechtete zur Tür. Er öffnete sie und schlüpfte in den Hausflur, als etwas Dumpfes von innen dagegen schlug. »Scheißeeeee!«, war das letzte Wort, das er Ina schreien hören konnte. Den Besitzern des Bestattungsinstitutes versagten vorübergehend die Stimmen, als ein bis auf die Socken nackter Mann mit blutverschmiertem Hinterkopf ihre Treppe heruntergepoltert kam.

Überflüssig zu sagen, dass aus dem Millionengewinn nichts geworden ist. Gott sei Dank auch nichts aus Inas Schwangerschaft. Ommel hatte ihr ein paar Wochen später einen Zettel mit seiner Telefonnummer in den Briefkasten geworfen. Als einzige Reaktion kam eine SMS mit den Worten »nicht schwanger, Idiot«. Erleichtert betastete Ommel die Narbe über seinem Nacken. Er musste an die zerrissenen Fotos denken, auf die er einen kurzen Blick hatte werfen können, nachdem er sich die Wunde zugezogen hatte. Ina hatte unter Liebeskummer gelitten. Kein Grund, aber eine Erklärung für ihr ambivalentes Verhalten.

Für Ommel war es letztlich doch nur der Sprung ins kalte Wasser gewesen. Was blieb, war das unbefriedigende Gefühl, irgendwas zwischen Sexgott und Versager zu sein.

Tagtraumturbulenzen

Die Ereignisse um Wibke und Ina verloren nur langsam an emotionaler Brisanz. Noch Wochen später, auf dem Weg zur Wache, versuchte Ommel sich abzulenken, indem er die Geschehnisse der kommenden Stunden vordachte und sie dabei frivol frisierte. Laut Dienstplan war er heute für den Objektschutz am TGK, dem Türkischen Generalkonsulat, eingeteilt, zusammen mit Cora.

Cora war klug, sportlich, taff. Sie hatte eine leicht rauchige Kodderschnauze, mit der sie je nach Anlass, mal lieb, mal böse, mal herausfordernd lächeln konnte. Zudem verstand sie das Polizeigeschäft. Die männlichen Kollegen waren von einer weiteren Eigenschaft besonders begeistert: Cora war unglaublich sexy! Dementsprechend ließ Ommel seinen Phantasien freien Lauf:

Nachdem er und Cora ihre Kollegen abgelöst haben, nehmen sie selbst den Beobachtungsposten im Container ein.

Der Container steht circa zwanzig Meter vom TGK entfernt, ist etwa halb so groß wie eine normale Garage und hat im Innern das Flair einer Gefängniszelle. Ein grauer Metallspind steht darin, ein weiß lackierter Tisch mit drei ebenfalls weiß lackierten, ungepolsterten Stühlen, zwei graue Mülleimer für Papier- und Restmüll und eine Ladestation für Funkgeräte. Eine elektrische Heizung hängt an der Wand. Das kalte Licht der Leuchtstoffröhren wird nur selten genutzt, weil man sonst trotz des Einwegfensters die eingesetzten Polizeibeamten von außen dabei beobachten könnte, wie sie observieren. In der Regel gibt es für die eingeteilten Kollegen jeweils zwei Stunden lang tatsächlich nichts anderes zu tun. Auch heute würde wieder so ein Tag werden, wenn da nicht Cora wäre. Ommel setzt die im Streifenwagen begonnene Unterhaltung fort.

»Es sind nicht die Dinge selbst, die uns Stress bereiten, sondern lediglich unsere Sicht der Dinge! Um eine gesunde Sicht auf die Dinge bekommen zu können, brauchen wir einen geeigneten Standpunkt und den können wir nur einnehmen, wenn wir über ausreichend Erfahrung verfügen!«

»Aha. Und jetzt im Klartext?!«

»Einfach mal die Klappe halten, wenn man keine Ahnung von der Materie hat!«

»Und an welche Materie hast du da zum Beispiel gedacht?«

»Na, Dinge wie zum Beispiel Asylproblematik, Frauenquote, Ukrainekonflikt, Wahrscheinlichkeitstheorie und so weiter.«

»Und du hast also die Ahnung davon?«

»Ungefähr genauso viel, wie von einer Flugrolle auf dem Mond.«

Cora hebt die Augenbrauen. Ommel beschwichtigt.

»Nein, hab ich nicht. Da halte ich besser die Klappe!«

Aha-Effekt. Beide grinsen.

»Deine Einleitung klang aber als ob du glaubst, Erfahrungen gesammelt zu haben, von denen andere keinen blassen Schimmer haben!?«

»Natürlich! Hast du vielleicht schon mal splitternackt, bei nächtlichem Sommerregen in einem Kuhfladen getanzt?« Kopfschütteln. Lachen. »Hast du schon mal ein Reh mit der Zunge geküsst?«

Cora verzieht das Gesicht. »Iiiih, ne, du etwa?«

»Yep!«

»Du bist ekelig! Uäääh! Hast du vielleicht auch noch was Sinnvolles erlebt?«

»Hallo!? Das war sinnvoll! Ich würde ohne diese Erfahrung heute wahrscheinlich nicht so viele Komplimente fürs Küssen bekommen!«

»Angeber! Jetzt hör auf! Du bist widerlich!«

Wieder lachen beide. Beste Voraussetzungen.

»Ok, es wird ernst: Bist du schon mal fremdgegangen?«

»Gott bewahre! Natürlich nicht! Wenn ich mit jemandem zusammen bin, dann voll und ganz, mit Haut und Haar. Treue ist doch die Grundlage einer halbwegs vernünftigen Beziehung!«

»Du führst also eine Beziehung, weil es vernünftig ist?«

»Quatsch, nein. Ich bin treu, weil es vernünftig ist.«

»Das hört sich immer noch sehr verstandesmäßig an! Ist man nicht treu, weil einen die Liebe zum Partner so ausfüllt, dass gar kein Platz für jemand anderen wäre?«

»Das hast du schön formuliert …« Das Gefühl hat Ommel auch und freut sich spitzbübisch. Coras Blick wird ganz weich. »… und ja, du hast natürlich recht. Wenn man liebt, gibt es kein Bedürfnis nach etwas anderem. So war es zumindest bei mir immer.«

»Allerdings ergibt sich natürlich daraus, dass du nicht weißt, wie es ist, fremdzugehen. Du könntest also nicht mitreden!«

Coras Gesichtszüge verhärten sich plötzlich wieder. »Das sehe ich nicht so. Ich kenne nämlich die andere Seite. Ich bin betrogen worden. Und das war Scheiße! Und ich wünschte, ich könnte tatsächlich nicht mitreden!«

Mist, voll ins Fettnäpfchen. Besser das Pferd von hinten aufzäumen.

»Das glaube ich dir und darüber hinaus kann ich dich gut verstehen. Mir ist es auch schon so ergangen. Betrogen zu werden ist auf jeden Fall eine Erfahrung, die man nicht gemacht haben muss! Aber trotzdem war sie sehr wertvoll! Ich würde das nie jemandem antun!«

»Wer’s glaubt … Lass uns über was anderes reden! Du hast doch mal erzählt, dass du meditierst?«