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»Eine Ode an den Radsport, aber vor allem an das Leben.« - De Volkskrant In diesem Buch vereint Wilfried de Jong seine beiden Leidenschaften: Schreiben und Radfahren. In zwanzig packenden Erzählungen lenkt er sein (Renn-)Rad durch Weltstädte und über einsame Landstraßen, durch die heimischen Dünen und hinauf auf den legendären Mont Ventoux im Nebel. Und trotz seiner stetigen Unrast kommt es auf jeder seiner Touren bald zu erstaunlichen Begegnungen. In Frankreich verpasst ihm eine Rennfahrerwitwe eine gekonnte Massage, in Manhattan fährt er in Gesellschaft eines verwirrten jungen Mannes mit dem bezeichnenden Namen Trouble und auf dem Radweg im Rhein-Maas-Delta rast er in viel zu hohem Tempo auf ein unschlüssiges Blesshuhn zu ... Als Schriftsteller verleiht der bekannte TV-Moderator, Filme- und Theatermacher Wilfried de Jong der Radsportleidenschaft eine unverwechselbare literarische Stimme. Ausgezeichnet mit dem Nico-Scheepmaker-Preis als Sportbuch des Jahres in den Niederlanden. Wilfried de Jong, Jahrgang 1957, ist wohl das, was man ein Multitalent nennt: Schriftsteller, Filme- und Theatermacher, Fernsehmoderator, Produzent, Schauspieler und professioneller Sportliebhaber. Acht Jahre lang war der gebürtige Rotterdamer im niederländischen Fernsehen Gastgeber der Live-Show »Holland Sport«, seit 2008 präsentiert er die Interviewsendung »24 uur met ...«. Er hat eine wöchentliche Kolumne im NRC Handelsblad und bereits mehr als ein halbes Dutzend Bücher mit Erzählungen veröffentlicht.
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Seitenzahl: 318
Wilfried de Jong
Ein Mann und sein Rad
Geschichten vom Radfahren
Aus dem Niederländischen
Der erste Teil dieses Buches erschien als Originalausgabe im Jahr 2012
unter dem Titel »Kop in de wind« bei Uitgeverij Podium, Amsterdam.
Die Erzählungen im zweiten Teil dieses Buches sind dem Band
»De man en zijn fiets« entnommen, der im Jahr 2009
ebenfalls bei Uitgeverij Podium, Amsterdam, erschien.
© Wilfried de Jong, 2012, 2009
Wilfried de Jong: Ein Mann und sein Rad
Geschichten vom Radfahren
Aus dem Niederländischen von Ilja Braun
© der deutschsprachigen Ausgabe: Covadonga Verlag, 2014
Covadonga Verlag, Spindelstr. 58, D-33604 Bielefeld
ISBN-eBook 978-3-936973-92-1
ISBN-Print 978-3-936973-91-4
Coverfoto: Stephan Vanfleteren
Umschlaggestaltung und Satz: Covadonga Verlag
Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe, auch auszugsweise,
nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags.
Covadonga ist der Verlag für Radsportliteratur.
Besuchen Sie uns im Internet: www.covadonga.de
eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net
Inhalt
Teil I
Mona Lisa
Schwarze Federn
Aufkleber
Krampf
Montalto
Kappe
Hôtel Neuf
Platten
Kurve
Wolle
Teil II
Nebel auf dem Ventoux
Munkzwalzm
Radrenn-Porno
Bauer auf der Straße
Das Vorderrad drehte sich noch
Die Zentimeter von Merckx
Eine Runde mit Jan Janssen
Glasbecherchen
Merde
Nackt mit Rad
Strawberry Banana Flavour
with extra sodium
the key electrolyte
to compensate sweat loss
fast energy delivery
Suggested usage
one pouch
every 20–45 minutes
during exercise
with 400 ml water
TEIL I
Mona Lisa
Der Soldat hatte einen Karabiner im Anschlag. Er blickte über mich hinweg zum Berggipfel. Die Spitze seines Bajonetts deutete schräg nach vorn, auf die imaginäre Brust eines Deutschen. Um sie zu durchstoßen, bis man die Rippen brechen hörte.
Mort pour la patrie.
Ich radelte in gemächlichem Tempo, so dass ich das steinerne Denkmal lange betrachten konnte. Wie viele Kriegsdenkmäler mochte es in Frankreich geben? Überall sah man diese jungen Männer mit fest entschlossenen Gesichtern unter ihren Helmen. Nie auch nur ein Anflug von Zweifel in den Blicken oder ein dunkler Fleck im Schritt der Kampfhosen.
Es war später Nachmittag. Vor nunmehr anderthalb Stunden hatte ich den erhitzten Kopf am Straßenrand in ein Betonbecken gehalten, unter einen Wasserhahn. Als hätte man eine glühend heiße Pfanne unter einen kalten Strahl gehalten, so groß war der Temperaturunterschied gewesen. Prustend war ich wieder hochgekommen.
Von diesem prickelnden Gefühl war nichts mehr übrig. Die Luft war stickig. Mein schneller Herzschlag pochte mir in den Schläfen.
Erst als ich aus dem Sattel ging, verschwand der Soldat langsam aus meinem Blickfeld. Ich fragte mich, ob vielleicht die Bremsbeläge am Hinterrad schleiften. Unsinn. Es war einfach steil. Ich schaute nach rechts. Die Straße, die ich hochgefahren war, schlängelte sich durchs Tal wie eine schwarze Schlange durchs grüne Unterholz. Ein Schluck aus der Trinkflasche. Es ging heute ziemlich schnell mit der Flüssigkeit.
In der Böschung rieben Grillen ihre Flügel aneinander. Es klang wie ein Notsignal. Der Berg war kurz davor, sich zu überhitzen.
Die Franzosen hier aus der Gegend suchten im Sommer ein paar Wochen Abkühlung an der 150 Kilometer entfernten Côte d’Azur. Selbst die Wachhunde der wenigen an meiner Route gelegenen Häuser lagen benommen auf den Höfen.
Ich fuhr über weiß getünchte Buchstaben hinweg, die teils vom Regenwasser fortgespült waren. Sie standen verkehrt herum auf der Fahrbahn. Der Name war nicht zu entziffern. War die Tour de France hier durchgefahren? Ich konnte mich nicht daran erinnern.
Ein Kilometerstein gab an, welche Höhe ich inzwischen erreicht hatte: 825 Meter. Der Col de l’Homme Mort, ein Berg der ersten Kategorie, war noch ein ganzes Stück weit weg.
Ich schlürfte das letzte Wasser vom Boden meiner Trinkflasche. Leer. Blöd, dass ich keinen zweiten Halter montiert hatte.
Der Asphalt ging immer weiter bergauf. Ich konnte keinen Augenblick verschnaufen. Immer weiterfahren. Nach zwanzig Metern stand ein Holzschild am Straßenrand, in der Form eines Pfeils: MONA LISA 500 M, stand darauf gepinselt.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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