Ein Mann und viertausend Frauen - Ron Jeremy - E-Book

Ein Mann und viertausend Frauen E-Book

Ron Jeremy

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Beschreibung

Ron Jeremy Er behauptet von sich selbst, mit mehr als 4000 Frauen Sex gehabt zu haben – und er kann es beweisen, denn Ron Jeremy ist in mehr als 1700 Pornofilmen aufgetreten. Für diese außergewöhnliche Leistung erhielt er einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde. Darüber hinaus führte er bei über einhundert Sexfilmen Regie. Bekannt wurde er unter dem Namen 'der Igel'. Dies hat er einerseits seiner Beleibtheit sowie seiner Körperbehaarung zu verdanken – vor allem aber der Fähigkeit, sich so einzurollen, dass es ihm möglich ist, sich selbst oral zu befriedigen – was er in zahlreichen Filmen anschaulich demonstrierte. Ursprünglich wollte der Spross einer gutsituierten Mittelklassefamilie Schauspieler werden. Die Angebote blieben aus und so schickte seine damalige Freundin Aufnahmen seines beeindruckenden Gemächts an die Zeitschrift Playgirl. Der Abdruck der Fotos war der Einstieg in die Porno-Szene der siebziger Jahre. In den achtziger Jahren erlangte er Kultstatus, weil er in keiner Hinsicht den gängigen Schönheitsidealen entsprach. Ron Jeremy bewies sein Können auch in Filmen außerhalb des Porno-Biz, so war er in Ghostbusters, Studio 54 oder Detroit Rock City zu sehen, trat mit einem Comedy-Programm auf oder machte sich gegen die Zensur von Pornografie stark. DER INHALT In Ein Mann und viertausend Frauen erzählt Ron Jeremy humorvoll und wortgewandt seine Geschichte: von seiner Familie, seiner Jugend, seinen ersten Jobs – und natürlich von Sex. Schnell wird klar, dass der Klassenclown und Heißsporn eine Neigung zu häufigem Geschlechtsverkehr und wechselnden Partnerinnen hat. Ron Jeremys Lebensgeschichte ist gleichzeitig eine unterhaltsame Kulturgeschichte des Pornofilms. Der Porno-Veteran blickt zurück auf die Anfänge der Branche und lässt den Leser anschaulich die Veränderungen im Laufe der Jahrzehnte miterleben – wie zum Beispiel das Aussterben und die Rückkehr der 'Anbläserinnen' am Set. Augenzwinkernd berichtet er von unzähligen Anekdoten aus Amerikas Glitzerwelt, von ausschweifenden Partys und Gruppensex – und gleichzeitig vom nüchternen Alltag an schlecht ausgestatteten Porno-Drehs und von der Kunst, nicht zu früh zum Höhepunkt zu kommen.

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Seitenzahl: 524

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Ron Jeremy mit Eric Spitznagel

EIN MANN UND VIERTAUSEND FRAUEN

Die Autobiographie des größten Pornostars aller Zeiten

Aus dem Amerikanischen von Thorsten Wortmann

Schwarzkopf & Schwarzkopf

INHALT

Der Fuchs weiß viele Dinge, aber der Igel weiß eine große Sache.

Archilochos

Hinweis

In diesem Buch befinden sich ziemlich abgedrehte Geschichten, in denen auch Prominente aus allen Lebensbereichen vorkommen. Manches davon erscheint einem wild und bizarr, aber es ist alles so passiert, wie ich es erzähle. Ich lüge nicht. Also schnallt euch an, lehnt euch zurück und genießt diese unglaubliche Reise.

Für meine Vorbilder

Daddy Arnold, Mommy Sylvia und Cousin Eliott Weiss, dessen Einsatz und Aufopferung im Zweiten Weltkrieg dazu beitrugen, diese Welt etwas sicherer zu machen und der mir so diese Karriere ermöglichte. Außerdem möchte ich nochmals einen besonderen Dank an Arnold und Sylvia richten: Sie haben drei Kinder großgezogen, die niemals Drogen angerührt haben, nicht rauchen, selten trinken und die alle nach sechs Jahren College einen Master vorweisen können. Gute Arbeit.

Prolog

Vierzehn Frauen

Es ist noch nicht mal Mittag, und ich habe schon Sex mit 14 Frauen gehabt. Aber man muss dazu sagen, dass es nicht nur meine Schuld war. Eine Produktionsfirma namens Zane Entertainment hatte mich als Darsteller für ihren neuen Pornostreifen Put It In Reverse – Part III gebucht. Der Film ist ein bisschen anders als die üblichen Gangbang-Sachen. Normalerweise nehmen sich ein paar Typen ein einziges Mädchen vor, aber bei diesem Film haben die Produzenten einen glücklichen Hengst ausgewählt (in diesem Fall mich), der etwa ein Dutzend reizender Ladys bearbeitet. Ich bin noch nicht so abgestumpft, dass ich nicht merke, wie glücklich ich mich schätzen darf. Wie oft steht ein Kerl im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit? Wie oft hat er das Glück, das »Fleisch« eines Sex-Sandwiches zu sein, das ansonsten nur aus Frauen besteht? Leider ist es nicht immer so amüsant, wie es klingt.

»Alles okay bei dir, Ronnie?«

Ich blicke auf und sehe, wie sich Chuck Zane zu mir herunterbeugt und mich ansieht. Chuck ist ein alter Kumpel von mir und gleichzeitig auch der Produzent und Gründer von Zane Entertainment. Er ist fast schon genauso lang in diesem Business wie ich. Und mit dem grauen, zurückgekämmten und glänzenden Haar sowie dem Zigarillo, der scheinbar niemals Chucks Mund verlässt, entspricht er ganz und gar dem Klischee eines Pornoproduzenten. Er hat mich immer gut behandelt, deshalb arbeite ich bereits seit mehr als zehn Jahren mit ihm zusammen. Für Chuck stand ich bei Filmen wie I Love Juicy und America’s Raunchiest Home Videos vor der Kamera.

Ich kann an Chucks besorgtem Gesichtsausdruck erkennen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Er weiß, dass man sich auf mich als Darsteller verlassen kann und dass ich ihn bisher nie enttäuscht habe. Aber Chuck weiß, was bei einem Gangbang alles passieren kann, deshalb ist er wegen der heutigen Aufnahmen etwas nervös.

»Bei mir ist alles in Ordnung«, sage ich ihm. »Ich mache nur gerade einen Moment Pause.«

Ich sitze allein in einer Ecke des Raumes, nackt und nur mit einem kleinen Handtuch bedeckt, und bin schweißgebadet. Die Crew legt einen neuen Film in die Kamera ein, daher war es für mich die perfekte Gelegenheit, mich davonzuschleichen, um mich ein wenig zu erholen. Ich habe jetzt seit über drei Stunden am Stück Sex gehabt, und so langsam fordert es seinen Tribut. Ich trinke so unglaublich viel Wasser, als würde mein Leben davon abhängen – und wenn man bedenkt, wie dehydriert ich bin, könnte das sogar zutreffen.

»Bist du sicher, dass du kein Viagra willst?«, fragt Chuck mich.

»Wie bitte?! Natürlich nicht! Sehe ich so aus, als hätte ich das nötig?«

»Nein, nein, du machst das großartig«, sagt er. »Ich dachte nur, dass du vielleicht eine kleine Stütze gebrauchen könntest.«

»Ich sagte doch bereits, dass bei mir alles in Ordnung ist. Und auch wenn nicht, würde ich sicherlich eher in der Hölle schmoren, als dieses gottverdammte Viagra zu nehmen.«

»Okay, okay, beruhige dich. Ich wollte nur sichergehen. Wir haben Viagra hier, falls du deine Meinung noch änderst.«

»Wenn ich auch nur eine blaue Tablette zu Gesicht bekomme, werde ich sie das Klo runterspülen. Ich meine es ernst, Chuck.«

Er lässt mich in Ruhe und steht auf. Chuck weiß, dass er einen wunden Punkt getroffen hat. »Du bist ein Profi, Ronnie«, sagt er und wirft mir ein breites Grinsen zu. »Entschuldige, dass ich an dir gezweifelt habe.«

Ich weiß nicht, warum mich der bloße Gedanke an Viagra so verärgert. Wahrscheinlich, weil ich es als Betrug betrachte. Fast alle männlichen Pornostars benutzen heutzutage Viagra oder ähnliche Potenzmittel, aber ich rühre das Zeug nicht an. Sobald ich eine Pille brauche, um einen Ständer zu bekommen, werde ich mich aus dem Geschäft zurückziehen. Es ist mir egal, wie alt ich dann bin. Ich will, dass meine Ständer natürlich sind. Mag sein, dass ich in dieser Hinsicht etwas altmodisch bin, aber so denke ich nun mal darüber.*

Die Mädels ruhen sich im Wohnzimmer aus und genießen die kurze Pause nach diesem anstrengenden Morgen. Bei den Mädchen ist alles dabei, was sich ein Mann nur wünschen kann: Blonde und Brünette, Dunkelhäutige und Hellhäutige, große Titten und kleine Titten. Was will man mehr? Bin ich ein verdammter Glückspilz, oder was? Ich kann nicht glauben, dass ich mit Frauen Sex haben darf, die halb so alt sind wie ich.

Fast alle Mädels in der Branche sind Anfang zwanzig. Nur Angella Faith und Jessica Jewel könnten als Pornoveteranen durchgehen, und sie sind erst seit Anfang der Neunziger im Filmgeschäft. Verglichen mit ihnen bin ich ein Dinosaurier. Ich habe schon Pornos gedreht, da waren die meisten von ihnen noch nicht mal gezeugt. Ich will gar nicht darüber nachdenken. Es ist zu deprimierend.

Komischerweise kann man unmöglich sagen, wie lange sie noch in diesem Geschäft sein werden. Nur wenige Darsteller bleiben wirklich lange. Viele steigen ins Business ein, drehen ein paar hundert Filme und sind dann wieder verschwunden. Man möchte sich fast gar nicht ihre Namen merken, weil man wahrscheinlich nicht wieder mit ihnen zusammenarbeiten wird. Es ist nicht mehr so wie in den Siebzigern, als ich mit den Erwachsenenfilmen anfing. Damals bedeutete es noch etwas, ein Pornostar zu sein. Alle kannten deinen Namen, und man kam sich vor, als gehörte man zu einer riesengroßen Familie.

Eine radikale, exzentrische, sexuell befreite, verrückte Hippie-Familie, um genau zu sein.

Ja, ich bin einer von diesen Leuten, die gern an die guten alten Zeiten zurückdenken. Damals wurde ein Porno immer noch auf echtem Film gedreht, und wir hatten große Budgets, Sets und Drehbücher. Heute geht es nur noch ums schnelle Geld. Die Leute hauen zwei oder drei Pornos an nur einem Wochenende raus. Verdammt, und ich werde mit diesem Dreh bis zum Mittagessen fertig sein. Damals wäre so was undenkbar gewesen.

Es ist auch komplizierter geworden. Erinnert ihr euch noch daran, als Kondome das letzte waren, was man in einem Pornofilm zu sehen bekam? Ich kann mich noch daran erinnern. Man kam zum Set, steckte seinen Schwanz in irgendein Mädchen, das zusammen mit einem für diesen Film gebucht war, und legte los. Heute müssen Kondome benutzt werden, jedenfalls bis vor kurzem. Drei Pornodarstellerinnen waren HIV-positiv getestet worden, und die Industrie wurde vorsichtig. Man durfte eine Darstellerin gerade mal ansehen, ohne ein Kondom tragen zu müssen. Allein am heutigen Drehtag muss ich für jedes Mädchen ein neues Kondom benutzen. Es sind 14 Mädels, ein Dutzend verschiedene Sexnummern, und jedes Mal brauche ich ein neues Kondom. Man kann sich vielleicht vorstellen, wie viele Kondome das sind. Ich habe heute bestimmt schon einen ganzen Eimer voll Kondome verbraucht, und wir sind noch nicht einmal mit der Hälfte des Drehs durch. Ich habe mir die Gummis schon so oft übergezogen, dass mein Pimmel aussieht, als hätte er Sonnenbrand.*1

Matt Zane, der Regisseur des heutigen Films und gleichzeitig Chucks Sohn, kommt zu mir herüber und setzt sich neben mich. Er ist ein guter Junge, obwohl er – wie die Mädels – sehr jung ist. Er kann nicht älter als 22 sein. Matt ist letztes Jahr in das Familienunternehmen eingestiegen, und mittlerweile ist er das neue Gesicht von Gen-XXX Porn.

»Wie geht’s dir, Ronnie?«, fragt er und klopft mir dabei leicht auf den Rücken.

»Könnte nicht besser sein«, sage ich. »Seid ihr fertig, damit wir weiterdrehen können?«

»Müsste jeden Augenblick weitergehen. Wir brauchen jetzt noch ein paar andere Positionen und vielleicht noch ein bisschen Analsex, dann sind wir fertig. Glaubst du, du kriegst das hin?«

Warum fragt mich das bloß jeder?

»Natürlich kriege ich das hin«, versichere ich ihm.

Matt lächelt und tut so, als würde er mir einen Punch auf meine Brust geben. »Du bist unser Mann«, sagt er und kehrt zu seiner Crew zurück.Ich kann schon verstehen, warum mich jeder mit Samthandschuhen anfasst. Sogar für einen jungen Hengst ist es keine Kleinigkeit, mit so vielen Frauen Sex zu haben. Die Familie Zane war am Abend zuvor so nett gewesen, mir zu Ehren eine Party zu geben. Viele der Darstellerinnen sowie ein paar Prominente – wie Elijah Blue und Jonathan Davis von der Rockband Korn – stießen auf mich an und ermunterten mich für den heutigen Dreh, der ein anstrengendes und fast übermenschliches Unterfangen werden sollte. Aber als die Uhr zehn schlug, wurde dafür gesorgt, dass ich ins Bett kam – wie bei einem Kind vor seinem ersten Schultag.

Witzigerweise gibt es kaum etwas, das mir genauso gut gefällt wie Sex am Morgen. Aber am Set eines Pornofilms gibt es keine Romantik und Spontaneität. Man kann sich nicht einfach umdrehen, dem Partner auf die Schulter tippen, und lospimpern – nein, man muss wirklich das Haus verlassen und sich auf den langen trüben Weg zum Drehort machen, der irgendwo im Nirgendwo liegt. Wenn man angekommen ist, findet man anstelle einer gepflegten Morgenlatte nur etwas vor, das Ähnlichkeit mit einem verschrumpelten Pilz hat – also nur einen Schatten seines morgendlichen Stolzes. Und dann probt man erst mal und wartet; man duscht sich vor dem Sex, damit man auch blitzsauber ist. Obwohl das alles schon mal um sechs Uhr morgens stattfinden kann, fühlt es sich nicht mehr wie Sex am Morgen an. Man ist bloß ein Angestellter, der seine Schicht abreißt und die Stunden bis zur Mittagspause zählt.

»Okay, Leute, die Pause ist vorbei«, kündigt Matt an. Wir kehren alle ins Wohnzimmer zurück, bereit für Runde zwei.

Angella Faith hält sich mit den Händen an der Couch fest, ihren süßen kleinen Hintern hat sie in die Luft gestreckt. Ich stehe hinter ihr und warte auf mein Stichwort. Matt gibt dem Beleuchter noch ein paar Anweisungen und sagt schließlich: »Okay, lasst uns loslegen.«

Er ruft »Action!«, die Kamera läuft, und ich dringe in Angella ein.

Versteht mich bitte nicht falsch, ich liebe es, Pornofilme zu drehen. Aber manchmal wird es halt ein bisschen eintönig. Ich meine, man macht im Grunde immer und immer wieder dasselbe, rein, raus, rein, raus, Position wechseln, rein, raus, rein, raus. Wen würde das nach einer Weile nicht langweilen? Manchmal lasse ich nebenbei meine Gedanken ein wenig abschweifen und denke darüber nach, was ich für den Rest der Woche noch im Terminkalender stehen habe.

Mal sehen, was steht bei mir heute noch auf dem Plan? Also, wenn wir mit dem Dreh heute Mittag fertig sind, werde ich den Flieger nach Indiana nehmen, um dort das »Ponderosa Nudes-A-Poppin’«-Festival zu moderieren. Danach geht es weiter nach Buffalo, New York, um ein paar Szenen für einen neuen Troma-Film zu drehen. Als Nächstes schnappe ich mir den Flieger nach Los Angeles für einen Stand-up-Comedyauftritt, bevor es am nächsten Morgen wieder zurück nach New York geht für ein Radiointerview mit Howard Stern. Und zuletzt werde ich noch nach Neuseeland fliegen, um dort an der Erotica Expo teilzunehmen und einen Porno mit ein paar Kiwifrauen zu drehen. Und das ist nur das Wochenende. Okay, in Wirklichkeit sind es zehn Tage.

Ich weiß nicht, wie ich das alles in der Zeit schaffen soll. Irgendwann muss ich gedacht haben, dass ich es packen kann. Oder vielleicht war es auch nur Wunschdenken. Manchmal frage ich mich, ob ich mir nicht zu viel zumute. Mal ernsthaft, wie soll es ein Typ schaffen, durch drei amerikanische Staaten und in ein komplett anderes Land in weniger als elf Tagen zu reisen? Ich muss verrückt gewesen sein, als ich diesem Vorhaben zugestimmt habe. Mein Plan ist körperlich eigentlich unmöglich zu meistern, selbst wenn es eine Möglichkeit geben würde, mich zu klonen. Hmm, eigentlich ist das gar keine schlechte Idee. Ich frage mich, ob ich es irgendwie hinkriegen könnte. Wenn man ein Schaf klonen kann, kann man sicherlich auch einen armseligen kleinen Pornostar klonen, oder?

Warum tue ich mir das an? Warum nehme ich jeden Auftrag an, den ich in letzter Sekunde angeboten bekomme? Manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich Angst, nicht genug Beschäftigung zu haben. Als würde ich aufhören zu existieren, wenn ich zu lange still sitze. Ich glaube nicht, dass ich allzu neurotisch bin. Aber ich mag es so, wie es ist. Ich hänge nicht gern untätig herum. Ich will in Bewegung sein, will Ausschau nach dem nächsten Projekt halten, nach der nächsten Herausforderung. Ich habe immer Angst davor, dass das Telefon eines Tages aufhört zu klingeln.

Als ich meinem Dad erzählte, dass ich Schauspieler werden wollte, sagte er mir: »Du musst dir aber etwas suchen, auf das du im Notfall zurückgreifen kannst.« Vielleicht habe ich seinen Rat zu wörtlich genommen – ich habe so viel, auf das ich zurückgreifen kann, dass es mich fast erdrückt.

»Ronnie! Hey, Ronnie!« Ich habe gar nicht bemerkt, dass Matt direkt vor mir steht. »Entschuldige bitte, was hast du gesagt?«, antworte ich ihm. »Drehen wir noch?« – »Ja, wir drehen, verdammt noch mal. Komm schon, Ronnie, konzentrier dich!«

Matt bittet mich, mit einer Darstellerin namens Temptress weiterzumachen, die es gern in der Missionarstellung machen will. Ich ziehe meinen Schwanz aus Angella raus und lege mich zu Temptress auf den Boden.

Meine Güte, sie ist so wunderschön. Was für ein hübsches Gesicht sie hat. Sie sieht mich an, aber Augenkontakt ist immer gefährlich. Nichts lässt mich schneller kommen. Ich sehe weg und versuche, an etwas anderes zu denken. Sehr gut geeignet sind tote Tiere, aber ich will es nicht übertreiben, sonst werde ich noch im wahrsten Sinne des Wortes zum Schlappschwanz. Das würde Chuck nur wieder einen Grund geben, Viagra ins Spiel zu bringen.

Ich frage mich, ob ich mein Handy abgeschaltet habe. Ich erwarte einen Anruf von Adam Rifkin, einem guten Freund von mir, der ein sehr erfolgreicher Drehbuchautor und Regisseur ist. Er versorgt mich immer mit Rollen in Mainstream-Filmen, wie etwa bei Detroit Rock City, Night At The Golden Eagle oder The Chase – Die Wahnsinnsjagd. Adam hat mir versprochen, mich in einem neuen Projekt unterzubringen. Darüber freue ich mich total. Für die Mainstream-Filme schaufele ich mir immer etwas Zeit frei, besonders wenn der Film das Potential hat, ein großer Erfolg zu werden. Adam ist einer der loyalsten Freunde, den ich je hatte.

»Ich brauche jetzt ein paar Analaufnahmen«, sagt Matt. »Wer hatte sich für Analsex eingetragen?« Ein paar Mädels heben die Hand.

Ein hübsches Mädchen mit dunkler Hautfarbe geht vor mir auf die Knie. Sie hat ihr Arschloch mit Gleitcreme eingeschmiert und es so weit wie möglich gedehnt. Ich stecke zuerst nur die Spitze meines Schwanzes hinein. Ich will sie schließlich nicht verletzen. Analsex ist schwierig, sogar für den erfahrenen Profi. »Ist das okay, Süße?«, frage ich sie. »Sag mir, wenn es dir zu viel wird, okay?«

»Herrgott, Ron«, sagt sie und drückt mir ihr Becken entgegen. »Ramm ihn einfach rein, okay?«

Nun, soviel zur sanften Methode.

Seltsame Dinge gehen einem durch den Kopf, wenn man ein Mädchen in den Arsch fickt. Ich werde immer zum Tagträumer und denke über mein bisheriges Leben nach. Fast alle Männermagazine nennen mich den berühmtesten männlichen Pornostar der Welt. Aber ich frage mich, ob die auch noch mehr von mir wissen. Ich habe viel mehr als nur Pornofilme gemacht. Ich bin der Meinung, dass es nur einen Teil meines Lebenslaufes ausmacht, allerdings einen beträchtlichen. Aber ich bin auch so was wie ein Mainstream-Schauspieler. Ich habe in sehr vielen Hollywoodstreifen mitgespielt, wie in Der blutige Pfad Gottes, Orgazmo, Wally Sparks – König des schlechten Geschmacks und vielen anderen. Außerdem trete ich auch noch als Stand-up-Comedian auf, wenn das Geld mal etwas knapper ist. Mein Programm habe ich schon in Nachtclubs rund um die Welt zum Besten gegeben, und ich habe dabei Comedians wie Sam Kinison oder Rodney Dangerfield kennengelernt. Ach ja, Musiker bin ich auch noch – ich habe eine klassische Ausbildung am Piano und an der Violine. Ich tauche in mehr als 13 Musikvideos auf, stand unter anderem mit Kid Rock im L.A. Coliseum auf der Bühne und habe sogar eine Hitsingle namens Freak Of The Week gehabt, die über 27 Wochen in den amerikanischen Billboard-Charts war. Mein Name erscheint auf diversen Produkten wie T-Shirts, Grußkarten, Zigarettenpapier, Chilisaucen und Skateboards.

Ich bin schrecklich ehrgeizig, ich weiß. Viele Leute wären schon glücklich mit nur einer Karriere, aber ich muss halt alles ausprobieren. Warum das so ist, weiß ich allerdings nicht. Wahrscheinlich weil ich nicht später mal auf meinem Grabstein Inschriften wie Hier ruht Ron Jeremy, der Typ mit dem langen Schwanz stehen haben will. Klar, damit könnte ich mich anfreunden. Aber ich hätte auch nichts dagegen, wenn man auch ein paar meiner anderen Leistungen würdigen würde. Irgendwas, das nichts mit meinem übergroßen Pimmel zu tun hat.

»Können wir noch etwas Gleitcreme haben?«, fragt Matt. Ein Assistent kommt mit einer Tube in der Hand angelaufen, und ich reibe den Arsch des nächsten Mädchens mit frischer Gleitcreme ein. Ich ziehe mir ein neues Kondom über und mache mit Randi weiter, einer süßen Blondine mit so lebhaften Brüsten, dass sie einem das Auge raushauen können, wenn Randi nicht aufpasst.

»Heb mal bitte ein Bein für mich, Ronnie«, sagt Matt. »Wir brauchen eine Aufnahme von unten.« Ich weiß, was ihr denkt. »Armer, armer Ron. Er ist so unglücklich, weil er dafür bezahlt wird, schöne Frauen zu vögeln. Oh nein, das ist für ihn nicht gut genug. Er will als seriöser Schauspieler akzeptiert werden. Jeder andere würde alles dafür geben, der berühmteste männliche Pornodarsteller aller Zeiten zu sein. Aber nicht Ronnie. Er will, dass wir ihn respektieren.«

Aber damit liegt ihr total falsch. Ich jage nicht irgendeinem fernen Traum hinterher, den ich sowieso nicht erreichen kann. Ich werde garantiert nie der neue Brad Pitt sein (jedenfalls nicht, solange ich mir immer noch eine zweite Portion beim Büfett hole). Ich bin auch nur ein Mann, der sein Glück versucht. Ich weiß, dass manche Leute – okay, fast alle Leute – mich immer nur als Ron Jeremy, den Pornostar sehen werden. Aber darauf will ich mich nicht beschränken. Das wäre zu einfach. Ich will nicht eines Tages auf dem Sterbebett liegen und denken: »Tja, ich hätte soviel mehr erreichen können, aber ich hab’s vergeigt. Ich habe mir nie die Chance gegeben zu probieren, wie weit ich komme.«

Und es bringt gar nichts, den ganzen Tag in der Wohnung herumzusitzen und darauf zu warten, bis irgendein Produzent anruft und mir eine Rolle gibt – das wird nicht passieren. Man muss schon auf eigene Faust losziehen, sich den Arsch aufreißen und alle Möglichkeiten ausschöpfen.

Abraham Lincoln hat mal gesagt, dass den Wartenden zwar gute Dinge zuteil werden, sie aber nur das abbekommen, was von den Fleißigen übrig gelassen wird. Dem kann ich nur zustimmen. Wenn man die ganze Zeit nur darauf wartet, etwas vom Kuchen abzubekommen, kriegt man nur die übriggebliebenen Krümel. Aber ich werde mir soviel holen, wie ich nur kann. Wenn ich letzten Endes immer noch nichts habe, war es zumindest ein verdammt guter Trip. Und ich habe es wenigstens versucht.

»Seid ihr bereit für den Cumshot?«, frage ich Matt.

»Wir sind bereit, legt los«, sagt er.

Die Girls gehen in einem Halbkreis um mich herum auf die Knie. Nachdem ich fast fünf Stunden lang gefickt habe, was das Zeug hält, kommt nun der Moment der Wahrheit. Ich verspritze meine Wichse über sie und versuche, so viele Gesichter wie möglich zu treffen.

»Du hast Tamia nicht getroffen!«, blafft Matt mich an. »Gib gefälligst allen etwas ab! Jede von ihnen muss was ins Gesicht kriegen!«

»Entschuldige mal, Matt, ich tue hier, was ich kann!«, brülle ich zurück, während ich mir wild einen von der Palme schüttele. »Sieh einfach zu, dass du alles draufkriegst. Ich mach das nicht noch mal.«

Nachdem ich das letzte bisschen Eiweiß aus mir herausgeholt habe, sind die Dreharbeiten beendet. Die Mädels und ich ziehen uns zum Duschen ins Badezimmer zurück. Eine halbe Stunde später trotte ich ins Wohnzimmer zurück und suche meine Klamotten zusammen.

Als ich mich anziehe, bemerke ich einen Typen, der in der Ecke steht und mich anstarrt.

Er ist jung, muskulös und höchstens Anfang zwanzig. Ich nehme an, dass er der Freund von einem der Mädchen ist, da es der einzige Typ am Set ist, der anscheinend keine Aufgabe hat. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Partner der Mädchen am Set rumlungern und bei den Dreharbeiten zuschauen. Viele von ihnen sind ziemlich nette Jungs, scheinbar auch dieser.

Er kommt zu mir und stellt sich mir vor. »Ich bin ein großer Fan von dir«, sagt er. »Ich hab alle deine Filme gesehen.«

»Danke«, sage ich und ziehe mir mein Hemd über den Kopf. »Das ist wirklich nett von dir.«

»Als ich gehört habe, dass meine Puppe mit Ron Jeremy ficken wird, bin ich fast ausgeflippt. Du bist eine absolute Legende, Mann!«

»Naja, ich weiß nicht so recht …«

»Es war mir eine Ehre, dir bei der Arbeit zusehen zu dürfen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass du heute 14 Mädchen durchgenommen hast. Das muss doch absoluter Rekord sein!«

Er bittet mich um ein Autogramm, das ich ihm gerne gebe. Wir unterhalten uns noch ein wenig, bis er endlich den Mut aufbringt und mir die Frage stellt, die ihm offensichtlich den ganzen Morgen schon durch den Kopf gesaust ist.

»Darf ich fragen, wie lang er ist?«

»Er?«, frage ich, obwohl ich genau weiß, worauf der Typ hinauswill.

»Dein Penis«, sagt er und sieht dabei etwas verlegen aus.

»Ach so, der ist fünf Zentimeter … vom Boden entfernt!«*2

Das ist mein Standardspruch, aber der Typ kriegt sich nicht mehr ein. Ich bedanke mich nochmals bei ihm für den netten Zuspruch, packe meine Sachen und will gehen. Auf dem Weg zur Tür höre ich, wie der Typ leise meinen Spruch nochmals wiederholt, als sei es das Witzigste, das er jemals in seinem Leben gehört hat.

»Fünf Zentimeter vom Boden entfernt«, sagt er kichernd zu sich selbst. »Das würde ich nicht mal bezweifeln.«

* – Ich muss zugeben, dass ich gesehen habe, wie diese Potenzmittel einigen Darstellern in meinen Filmen geholfen haben, und dass ich diese Pillen im Fernsehen angepriesen habe. Ich hoffe einfach nur, dass ich sie niemals brauchen werde.

*1 – Ein paar Monate später lockerte man in der Pornoindustrie die Vorschrift wieder, dass Kondome getragen werden müssen.

*2 – Dieser Spruch stammt von Milton »Mr. Television« Berle, dem amerikanischen Comedian, der angeblich auch gut bestückt war. Ich bin froh, dass ich ihn noch kennenlernen durfte, bevor er starb. Von ihm habe ich mir noch einen großartigen Spruch geborgt – wenn es darum geht, die Penislänge zu vergleichen, sage ich immer: »Wenn ich erst mal alles raushole, werde ich sowieso gewinnen.«

Kapitel 1

Der Igel als junger Mann

Es gibt zwei Geschichten über meine Geburt, die sehr gut alles zusammenfassen, was man über mich wissen muss. Ich wurde am 12. März 1953 in Bayside, Queens geboren. Mein Vater erinnert sich, dass meine Mutter nicht viele Schmerzen bei der Geburt hatte. Sie weckte ihn einfach mitten in der Nacht auf, sagte ihm ganz ruhig, dass es soweit sei, und ließ sich von ihm ins Krankenhaus fahren. Nachdem die Ärzte sie in den Kreißsaal gebracht hatten, kam ich weniger als eine halbe Stunde später aus ihr herausgeflutscht. So einfach war das. Meine Mutter brauchte nicht mal eine Rückenmarkspritze und musste auch nicht pressen. Ich habe ihr die meiste Arbeit abgenommen. Ich wusste, dass die Zeit reif war … und ich kam einfach heraus.

»Oh«, sagte sie, »das war’s schon?« Ich bin der Meinung, dass ich meiner Mutter so wenig Schmerzen wie möglich bereiten wollte, aber mein Vater sieht das anders: »Du hattest es ziemlich eilig«, sagte er mir mal. »Du wusstest, dass du Einiges zu erledigen hattest, und du wolltest nicht länger im Bauch hocken als nötig.«

Die andere Geschichte spielte sich etwas später an jenem Morgen ab, einige Stunden, nachdem ich so schnell wie der Blitz das Licht der Welt erblickt hatte. Meine Mutter wurde in ein Krankenzimmer gebracht, damit sie sich erholen konnte. Obwohl sie nicht viel Mühe mit der Geburt gehabt hatte, war meine Mutter trotzdem noch etwas wackelig auf den Beinen – die Ärzte hatten ihr eine zu starke Narkose verpasst, weil sie angenommen hatten, dass die Geburt wesentlich länger als nur ein Niesen dauern würde. Aber meine Mom war wach genug, um ein Gespräch unter den Schwestern mitzubekommen, die im Raum nebenan waren und mich badeten. Die Schwestern staunten, mit welch außergewöhnlich ausgebildeten Körperteilen ich beschenkt worden war.

»Ach du liebe Güte«, murmelte eine von ihnen. »Schau dir mal den Penis von dem Kleinen an.«

»Der ist ganz schön lang«, sagte die andere. »Vor allem für ein Baby.«

Die Schwestern kicherten aufgeregt. Wenn sie gewusst hätten, dass meine Mutter zuhörte, hätten sie es sich wahrscheinlich verkniffen.

»Der Junge ist ein ziemlicher Glückspilz«, sagte schließlich eine der Schwestern. Das war bereits ein Vorzeichen für das, was auf mich zukommen sollte. Sogar als Säugling war ich schon ein ungeduldiger kleiner Wichser. Und ich hatte einen längeren Pimmel als alle anderen Typen, die so alt wie ich oder älter waren. Das war ein Hinweis darauf, was für ein Mann ich später werden sollte. Meine schnelle Ankunft in dieser Welt war erst der Anfang. Als Säugling verbrachte ich viel Zeit damit, der langweiligen Untätigkeit zu entfliehen. Ich konnte einfach nicht ruhig liegen bleiben. In den ersten Monaten meines Lebens steckten meine Eltern mich in das Kinderbett und verließen leise das Zimmer, nachdem ich eingeschlafen war. Aber es dauerte nur wenige Minuten, bis sie ein dumpfes Klopfen hörten – als sie wieder in mein Zimmer kamen, sahen sie, dass ich meinen Kopf gegen das Kinderbett schlug. Ich war wie ein wütender Gefängnisinsasse, der unbedingt hinaus in die Freiheit wollte. An manchen Abenden fanden sie mich, wie ich auf den Rand des Bettes geklettert war, sprichwörtlich auf der Kante balancierte und gefährlich nahe dran war, herunterzufallen.

Nach einem Monat konnte ich bereits krabbeln. Soweit ich weiß, ist das nicht ungewöhnlich, sondern nur etwas komisch. Normalerweise fangen Babys erst mit sieben oder zehn Monaten an zu krabbeln. Aber ich konnte nicht so lange warten. Meine Eltern waren natürlich begeistert davon, dass ich so schnell lernte, aber sie konnten sich nur wundern und fragen: »Wohin zum Teufel will er eigentlich?« Sobald sie mich auf den Boden setzten, fing ich an, mich auf den Weg Richtung Tür zu machen, als wäre ich viel zu spät dran für eine wichtige Verabredung.

Meine Jugend war so sorglos, dass es fast schon unverschämt war. Ich hatte Eltern, die mich liebten und unterstützten, Geschwister, die ich verehrte und die immer meine treuesten Verbündeten waren, sowie eine Nachbarschaft, die man sonst nur in einem Gemälde von Norman Rockwell finden kann. In Bayside lebten wir fast alle in Doppelhaushälften, und die Häuser standen nur ein paar Meter voneinander entfernt. Man konnte vom eigenen Wohnzimmerfenster sehen, wie die Familie nebenan beim Abendbrot saß. Es war, als lebte die ganze Nachbarschaft in einem riesigen Wohnblock. Für Leute, die auf Privatsphäre stehen, klingt es wahrscheinlich wie die reinste Hölle, aber für mich war es himmlisch.

In meiner Jugend hing ich nachmittags oft im Alley Pond Park rum und spielte Basketball oder Stickball auf der Straße. Mit der Familie machten wir Ausflüge nach Manhattan, um dort ins Museum oder in den Zoo zu gehen. Oftmals fuhren wir auch mit dem Fahrrad hinüber zum Springfield Boulevard, um uns dort ein Stück Pizza und eine Cola bei Joe’s Pizza zu holen. Ich konnte mich herumtreiben, ohne dass meine Eltern sich Sorgen machen mussten, und genoss die Freiheit, die sich viele Kinder heute gar nicht mehr vorstellen können. Ich finde immer noch, dass es die schönste Zeit meines Lebens gewesen war.

Obwohl ich in dieser Idylle aufwuchs, war es für mich kein Grund, das Leben ruhig angehen zu lassen. Ich war ein absolutes Energiebündel. Ich erzählte immer viele Witze und führte spontane Shows für die Nachbarn auf. Ich zog die Klamotten meines Vaters an und stolzierte vor jedem herum, der unser Haus betreten wollte. Ich musste immer im Mittelpunkt stehen und tat fast alles, um es zu erreichen.

Als ich auf die Nathaniel Hawthorne Junior Highschool kam, war ich bereits als Klassenclown bekannt. Meine Klassenkameraden waren davon begeistert, aber die armen Trottel, die das Pech hatten, mich unterrichten zu müssen, waren ständig nur frustriert. Es war schlimm genug, dass ich die Aufmerksamkeitsspanne einer Mücke hatte, aber da ich dazu bestimmt war, die unterhaltsamste Person im Raum zu sein, war ich für die Lehrer der absolute Albtraum.

Es war also kein Wunder, dass ich fast jede Woche zum Schulleiter geschickt wurde. Ich war so oft dort, dass ich die Sekretärinnen schon fast duzte. Der Rektor schimpfte mich aus, drohte mir mit Strafarbeit und sagte mir, dass ich meine schulische Laufbahn mit meinen Eskapaden in Gefahr bringen würde. Das spornte mich noch mehr an, und ich war weiterhin der Störenfried der Klasse.

Nach kurzer Zeit bat der Rektor meine Mutter, in die Schule zu kommen, und wir drei saßen stundenlang in seinem Büro und redeten über das »Ron-Problem«.

»Ich verstehe das nicht«, sagte meine Mom. »Seine Noten sind unverändert gut.«

»Oh ja, das sind sie«, antwortete der Rektor. »Ronnie ist ein sehr schlauer Junge. Aber leider reißt er ständig nur Witze.«

»Na und?«, fragte meine Mom und warf mir einen zustimmenden Blick zu. »Was ist so schlimm daran?«

»Er lenkt die anderen Schüler ab. Sie können sich nicht auf den Unterricht konzentrieren. Es ist mittlerweile soweit gekommen, dass die Leistungen einiger Schüler in Rons Klasse deswegen schlechter werden.«

Meine Mutter versuchte, sich ein Grinsen zu verkneifen, und sagte: »Nun, dann sollten Sie sich vielleicht um diese Schüler Sorgen machen.«

Als meine Mutter und ich wieder aus dem Büro des Rektors kamen, sagte sie mir, dass ich mit meinen Mätzchen im Klassenzimmer aufhören sollte. Aber meine Eltern bestraften mich nicht für mein fehlendes Interesse an der Schule – zum Glück hatten sie nie etwas für Disziplin übrig. Stattdessen ermutigten sie mich, meinen schauspielerischen Fähigkeiten nachzugehen. Wenn ich doch so heiß auf Aufmerksamkeit war, so dachten sie, machte es keinen Sinn, diese Vorliebe zu bekämpfen. Auf Drängen meines Dads feierte ich mein Debüt als Schauspieler bei einer Talentshow in der Junior High.

Dort trat ich als Freiheitsstatue auf und bot dem Publikum eine Mischung aus Tanz und Gesang:

Gib mir deine Armen, Schwachen und Obdachlosen

(Give me your tired, your poor, your homeless)

Ich hole tief Luft

(I’ll take a deep breath)

Und puste sie wieder direkt zurück zu dir

(And blow them right back to you)

Du kleiner Bastard

(Ya little bastard)

Wir wollen sie nicht

(We don’t want them)

Es sind schon genug von ihnen hier

(We’re crowded enough).

Ich brauche an dieser Stelle wohl nicht zu erwähnen, dass nicht jeder von meiner satirisch-patriotischen Einstellung begeistert war. Aber viele im Publikum lachten Tränen. Es war das erste Mal, dass ich die ungeteilte Aufmerksamkeit eines ganzen Raumes voller fremder Menschen genoss, und ich wurde süchtig danach.

Als ich mich an der Benjamin Cardozo Highschool einschrieb*, hatte mich das Schauspielfieber gepackt und nicht mehr losgelassen. Ich nahm an jedem Schauspielkurs teil, den die Highschool anbot, hing mit den Leuten von der Theatergruppe herum und trat in Aufführungen von Der Teufel und Daniel Webster und Oklahoma auf. Als ich keine Rolle in dem Musical Der König und ich bekam, überredete ich den Regisseur Mr. Segal, mich das Stück wenigstens musikalisch am Klavier begleiten zu lassen.*1

Obwohl sich mein Leben damals hauptsächlich nur um Musik und Theater drehte, hatte ich noch eine weitere Lieblingsbeschäftigung: Geld verdienen. Ich war gerade erst ein Teenager, als ich beschloss, mir ein kleines Einkommen zu verschaffen. Als ich 15 war, hatte ich einen Job als Eisverkäufer im Cunningham Park. Der Eiskarren gehörte zu einem Hot-Dog-Stand in der Nähe, und ich lief damit stundenlang durch den Park, um den Touristen ein Eis anzudrehen. Ich verdiente 1,60 Dollar in der Stunde. Noch heute erinnere ich mich gern daran, wie aufregend es war, jede Woche den Gehaltsscheck zu erhalten. Es war nicht viel Geld, aber für mich war es ein Vermögen. Und das Beste daran war, dass ich es mir selbst verdient hatte.

Aber ihr wollt wissen, wie das mit den Mädchen war, stimmt’s? Es fing alles ganz unschuldig mit einem Kuss an. Sie hieß Stephanie, und sie wohnte nicht weit von meinem Block entfernt. Ich glaube, sie gehörte derselben jüdischen Gemeinde an wie meine Familie, obwohl ich damals kein praktizierender Jude war. Als ich sie das erste Mal sah, war ich sofort von ihr hingerissen. Natürlich habe ich das für mich behalten. Ich war vielleicht elf oder zwölf, und wie jeder Junge in meinem Alter konnte ich nicht zugeben, dass ich mich wahrscheinlich in ein Mädchen verknallt hatte. Aber immer, wenn sich die Chance bot, starrte ich sie sehnsüchtig an und stellte mir vor, wie es wäre, wenn ich meinen Arm um sie legen und wir uns heimlich wegschleichen würden.

Nachdem ich Stephanie monatelang erfolgreich ignoriert hatte, lief ich ihr eines Tages über den Weg, als ich von einer Partie Stickball kam. Es wäre die perfekte Gelegenheit gewesen, mich vorzustellen und letztendlich das Eis zwischen mir und dem heißesten Mädchen der Nachbarschaft zu brechen.

Aber ich war viel zu schüchtern, um sie anzusprechen. Sie sah mich an und sagte Hallo, aber ich alter Feigling nickte ihr nur zu und ging schnell weiter. Als ich an ihr vorbeiging, bemerkte ich, dass eine Gruppe älterer Kids auf uns zukam. Sie sahen wie diese Schlägertypen aus, die ein wehrloses Kind wie mich in eine Ecke drängten und es mit Kieselsteinen bewarfen – obwohl mir das nur selten passiert ist, vielleicht mal zu Halloween.

Ohne nachzudenken packte ich Stephanies Hand und rannte mit ihr zu einer Hütte, die ganz in der Nähe war und in der die Kids aus dem Viertel ihre Fahrräder unterstellten. Wir krochen in den hinteren Bereich, versteckten uns hinter den Fahrrädern und warteten darauf, dass die Typen wieder verschwanden. Sie hatten uns eigentlich gar nicht bedroht – ich hatte nur so getan, als befänden wir uns in Gefahr, und Stephanie war einfach mit mir mitgekommen.

Es gefiel mir nicht, einem Mädchen so nahe zu sein, aber das war nichts im Vergleich zu den hitzköpfigen Terrorkids, die uns wahrscheinlich gesteinigt hätten. Wenn man die möglichen Alternativen betrachtet, war diese doch die angenehmste. Stephanie und ich saßen zusammengekauert in unserem kleinen klapprigen Versteck und beteten, dass sich die (völlig übertriebene) Gefahr bald verzog.

Ich versuchte, mich mit geschlossenen Augen auf das drohende Unheil von draußen zu konzentrieren, aber ich konnte nur an den kühlen Hauch von Stephanies Atem denken, den ich im Nacken spürte. Sie drückte ihren winzigen, vorpubertären Körper gegen meine schmale Brust. Ihr Griff wurde fester, und sie zog mich näher an sich heran. Als ich meine Augen öffnete, starrte sie mich direkt an, mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

»Willst du?«, fragte sie.

»Was?«

»Na, willst du?«, fragte sie nochmals.

Ich starrte sie total entgeistert an. »Will ich was?«

Sie zögerte kurz, so als wäre sie verblüfft, dass ich anscheinend nicht wusste, was sie wollte.

»Küssen«, sagte sie schließlich.

»Ähm … okay.«

Und wir küssten uns.

Es war wunderschön. Wir küssten uns ohne Zunge – ich wusste damals noch nicht, dass es so was wie Zungenküsse gab –, aber wir öffneten beide unseren Mund. Es überstieg alles, was ich mir immer gewünscht hatte. Die Küsse waren feucht, laut, gierig und schlabberig – oh Gott, ich hätte den ganzen Tag so weitermachen können. Aber dann verzogen sich die Schlägertypen. Und Stephanie auch.

Nach meiner ersten Begegnung mit dem anderen Geschlecht hätte man erwarten können, dass ich spitz wie Nachbars Fiffi wurde. Ich hatte von der verbotenen Frucht genascht, und eigentlich hätte es für mich nun sehr schwer sein sollen, jemals wieder die Hände von den Mädels zu lassen. Aber so war es nicht. Schließlich war ich immer noch Jungfrau und naiv genug zu denken, dass Küssen das Höchste der Gefühle sei. Das bedeutete aber nicht, dass ich nicht gern mit anderen Mädchen ausging. Es gab ein oder zwei Mädchen, mit denen ich mich regelmäßig traf, und ich lud sie immer zu Digi’s oder Joe’s Pizza zum Essen oder auf einen Drink ein. Mit dem Geld, das ich mir als Eisverkäufer verdiente, konnte ich die 40 Cent locker wegstecken, die ich pro Abend in der Stadt ausgab. Wenn die Mädchen anspruchsvoller waren, lud ich sie ins Kino oder zum Bowling ein. Wenn ich sie richtig gern mochte, nahm ich sie auch schon mal mit auf meine Yacht.

Nun ja, eine Yacht war es vielleicht nicht gerade. Meine erste größere Anschaffung war ein kleines Gummiboot, das ich für 40 Dollar gekauft hatte. Es war eine Rettungsinsel für zwei Personen, die man mit einer Luftpumpe aufblasen musste. Sie hatte zwei Paddel, und ich fuhr damit gelegentlich in die Bucht bei Little Neck hinaus. Ich bin auch mal aufs Meer hinausgerudert, aber die Wellen ließen die Insel für meine Zwecke zu sehr schwanken. Das Gummiboot wurde zu einem wichtigen Bestandteil meines Verabredungsrituals. Ich ruderte mit den Mädels hinaus in die Bucht, und wir hatten ein wenig Wein und Käse dabei. Wir wechselten uns beim Paddeln ab, suchten uns ein ruhiges Plätzchen und machten ein Picknick (oder gelegentlich miteinander rum).

Obwohl ich mich gern mit den Mädchen aus der Nachbarschaft verabredete – mir gefiel besonders der Part des Küssens bei den Verabredungen –, verliebte ich mich nie ernsthaft in eines von ihnen. Ich mochte Stephanie sehr gern, und es hat verdammt viel Spaß gemacht, mit ihr abzuhängen, aber mehr lief da auch nicht. Es kam mir damals nicht in den Sinn, mich in sie oder in irgendeine andere zu verlieben.

Bis ich Mandy kennenlernte. Ich habe bisher mit mehr als 4000 Frauen Sex gehabt, aber ich war nur in fünf von ihnen verliebt. Jedenfalls musste es mir als Teenager früher oder später passieren.

Mandy war die Erste. Sie war das erste Mädchen, das mir schlaflose Nächte bereitete, das erste, wegen dem ich nichts essen konnte, das erste, bei dem ich ernsthaft über Monogamie nachgedacht habe, das erste, das mir das Herz gebrochen hat, und das Mädchen, mit dem ich alle anderen Frauen vergleichen sollte. Und natürlich war es auch Mandy, die mir die Unschuld genommen hat. Naja, falls man das so nennen kann. Aber dazu später mehr. In vielerlei Hinsicht war Mandy das absolute Gegenteil von dem, was man sich unter einer Seelenverwandten eines zukünftigen Pornostars vorstellen mag. Sie war kein wasserstoffblondes Dummchen mit großen Titten. Aber ihre Möpse waren auch nicht zu verachten. Ihre Brüste waren jedoch im Vergleich mit den Frauen, mit denen ich über die Jahre zusammen war, nicht so außergewöhnlich. Mandy war ein zierlicher Rotschopf und ohne Zweifel ein heißer Feger, aber sie war nicht eine von denen, bei denen die Jungs zweimal hingesehen hätten. In meinen Augen war sie jedoch absolut atemberaubend.

Es war nicht unbedingt ihr Aussehen, das mich faszinierte. Sie war anders als die Mädchen, die ich aus Bayside kannte. Unter ihrer stahlharten Schale steckte eine Empfindsamkeit, die man nicht auf Anhieb sehen konnte. Die anderen Mädels teilten alles bereitwillig mit mir. Aber bei Mandy musste ich mich erst durch die Schale arbeiten, um einen Blick auf die wirkliche Person darunter werfen zu können. Vielleicht gefiel mir einfach nur die Herausforderung oder vielleicht war ich schockiert, dass sie mir so sehr vertraute und mir ihr wahres Ich zeigte.

Ich flirtete mit Mandy von dem Moment an, als ich sie das erste Mal auf der Junior High in der Pause sah, aber es dauerte noch Jahre, bis sie mich wenigstens ihre Hand halten ließ. Und noch ein paar Jahre mehr, bis ich sie küssen durfte. Mandy sagte immer, wo es langging, und ich folgte ihr überallhin. Zuerst hielt sie mich auf Abstand. Wir waren nur zwei Freunde, die »gelegentlich« herumgetollt haben. Es sah so aus, als wäre sie nicht an mehr interessiert, und ich war glücklich mit allem, was ich kriegen konnte. Ich wusste, dass ich mich zurückhalten musste, denn bei jeder Frage nach einem richtigen Date hätte sie nur gelacht. Ohne ein Wort zu sagen, machte sie gleich von Anfang an deutlich, dass sie das Sagen hatte. Wenn wir uns jemals körperlich näherkommen sollten, war sie diejenige, die bestimmte, wann die Zeit reif war.

Und das war 1968, an einem heißen Sommertag. Wenn man als Teenager mit seinen Eltern zusammenwohnt, gibt es nicht viele Möglichkeiten, mit Sex zu experimentieren. Man kann es natürlich zuhause im eigenen Zimmer versuchen, aber es besteht immer die Gefahr, dass man erwischt wird.

Vor dem ersten Mal hat man eh schon Angst genug, da braucht man nicht noch die zusätzliche Spannung, dass die Eltern plötzlich reinplatzen könnten. Man musste also kreativ sein, um dieses Ereignis vorzubereiten, und Mandy kannte den richtigen Ort.

In Queens gab es direkt neben den Schulen häufig verlassene Grundstücke. Auf dem Grundstück Nr. 46 in der Nähe der 65sten und der Springfield Avenue gab es einen riesengroßen Stein, hinter dem man sich verstecken konnte. Er war etwa 1,50 Meter hoch und ungefähr 2,40 Meter lang, was als Versteck für ein paar sexbesessene Teenager, die ein wenig Privatsphäre suchten, genug war.

Mandy und ich sind in der Zeit, als wir uns näherkamen, oft zu dem Stein gegangen. Als wir zum ersten Mal gemeinsam Sex haben wollten, war es nicht unbedingt ein großer Erfolg. Wir waren so heiß, dass wir uns nicht genug Zeit nahmen, um uns auszuziehen. Deshalb begnügten wir uns mit einem Trockenfick, und ich feuerte dabei sogar meine Ladung in meine Shorts ab. Ein paar Wochen später versuchten wir es nochmal, und dieses Mal wollten wir uns auch wirklich ausziehen. Aber auch dieser Versuch war nicht viel erfolgreicher. Ich habe es zwar geschafft, meinen Schwanz reinzustecken, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich ihn bei ihr reingesteckt habe. In der Aufregung hatte ich das Kondom falschrum übergezogen, sodass es mit der feuchten Seite auf meinem Schwanz steckte. Im Grunde habe ich also das Gummi gefickt. Ob mein Schwanz in Mandy gesteckt hat, kann ich leider nicht sagen. Es fühlte sich so an, aber es kann genauso gut sein, dass mein Schwanz bloß zwischen ihrem Bein und ihrem Becken lag, während ich wie ein Verrückter das glitschige Kondom fickte.

Und so habe ich meine Unschuld verloren. Vielleicht. Es kommt auf die Sichtweise an.

Witzigerweise hielt ich uns für kreativ. Ich dachte, dass wir die Einzigen wären, die diesen Stein entdeckt hatten, und wir hatten ihn als Ort für unseren kleinen Fick für absolut passend gehalten. Aber als ich meinen Freunden großspurig von meinem Sexerlebnis erzählte, feierten sie mich nicht für meinen Einfallsreichtum, sondern sagten: »Ach, meinst du den Stein auf dem Grundstück Nr. 46? Da habe ich auch meine Unschuld verloren.«

»Echt?«, fragte ich verdutzt und fühlte mich ein wenig verletzt.

»Ja, mein großer Bruder hat mir davon erzählt. Er geht schon seit Jahren dorthin. Und unser Dad hat dort auch seine Unschuld verloren, genauso wie unser Großvater. Jeder geht dahin.«

Wie sich herausstellte, war der Stein auf dem Grundstück Nr. 46 das Mekka für Teenagersex in Bayside. Es war ein Wunder, dass Mandy und ich keinem anderen Pärchen über den Weg gelaufen sind, das aus demselben Grund da war. Dass dort keine gebrauchten Kondome herumliegen und die Wände nicht mit anrüchigen Graffiti vollgeschmiert sind, bestätigt die Tatsache, dass es bis heute eines der bestgehütetsten Geheimnisse der Nachbarschaft ist.

Bis heute. Leute, entschuldigt bitte, wenn ich es an dieser Stelle verraten habe.

Kurz nach unserem gemeinsamen Sex (wenn er denn wirklich stattgefunden hat) trafen Mandy und ich uns nicht mehr. Wir waren nie offiziell zusammen gewesen, also kann man auch nicht davon sprechen, dass unsere Beziehung in die Brüche gegangen ist. Ich kam irgendwann mit einem netten jüdischen Mädchen zusammen, das Karen hieß und aus Little Neck stammte. Ich weiß nicht, warum wir fest zusammen waren. Vielleicht war es aus Bequemlichkeit – wir gingen beide auf dieselbe Highschool und hatten viele gemeinsame Kurse – oder vielleicht lag es auch daran, dass wir die gleichen Interessen hatten – sie spielte auch gern Theater, und wir traten gemeinsam in einigen Stücken auf. Aber insgeheim sehnte ich mich immer noch nach Mandy, obwohl ich damals noch nicht den Mut hatte, es zuzugeben.

Karen und ich hatten Sex – richtigen Sex, diesmal fickte ich nicht nur das Kondom –, und schon bald erfuhr ich, dass auch Mandy einen neuen Freund hatte. Er hieß Charlie und war älter als ich, sah besser aus und war wesentlich erfahrener als ich. Aber allein die Vorstellung, dass sie mit Charlie fickte, bereitete mir Albträume. Ich konnte es so deutlich vor mir sehen, wie der 18-jährige Charlie auf sie draufkroch und sie mit seinem Schwanz bearbeitete, während Mandy vor lauter Lust aufheulte und ihm mit ihren Fingernägeln den muskulösen Rücken zerkratzte. Oh Gott, es war schrecklich. Ich wachte morgens oft schweißgebadet auf (erst später erkannte ich, dass mich Romantik eifersüchtiger machte als nur Sex).

Ein paar Monate später kamen Mandy und ich wieder zusammen, und wir verschwendeten keinen Augenblick, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Wir vögelten bei jeder Gelegenheit, egal ob es der geeignete Ort war oder nicht: im Schlafzimmer, im Auto auf dem Rücksitz, im Ferienhaus ihrer Familie nördlich von New York, in einem Kanu auf dem Delaware River – überall, wo wir auch nur ein paar Sekunden unter uns waren.

Ich entdeckte eine Grundschule in Little Neck, bei der die Fenster über Nacht nicht verschlossen waren. Mandy und ich erzählten unseren Eltern, dass wir ins Kino gingen, aber in Wirklichkeit schlichen wir uns zu der Schule, stiegen durch die Fenster ein und hatten Sex in jedem Klassenzimmer. Wir vögelten sogar auf einigen Tischen der Cafeteria. In der Schule gab es genügend Waschbecken, sodass wir uns nach dem Sex waschen konnten. So konnten wir unbesorgt nach Hause gehen, ohne verräterisch nach Sex zu riechen, was uns sicherlich hätte auffliegen lassen. Die Schule war unser Zufluchtsort, und manchmal lagen wir einfach nur stundenlang auf dem dreckigen Boden zusammengekuschelt auf einem Tuch und zählten die Löcher in den Deckenfliesen, als wären es Sterne.

Obwohl ich mich in Mandy verliebt hatte, traf ich mich immer noch mit Karen, die doch mehr als nur eine Übergangsbeziehung gewesen war. Oh, ich weiß, was ihr jetzt denkt, aber ich habe Mandy nicht betrogen! Sie wusste, dass ich immer noch mit Karen rummachte, und sie hatte selbst auch noch diverse Sexabenteuer laufen, was für mich völlig in Ordnung ging. Mandy und ich nahmen unsere Beziehung immer ernster, aber trotzdem vergnügten wir uns noch anderweitig.

Als ich noch jung war, gab es für mich einen klaren Unterschied zwischen Liebe und Sex. Mandy konnte ficken, mit wem sie wollte, und es hat mich nie gestört. Meinetwegen hätte sie sogar zu Charlie und seinem muskulösen Rücken zurückkehren können. Zwischen Mandy und mir gab es etwas Bedeutenderes als nur Sex. Wenn man Sex hat, nur weil man gerade das Verlangen danach hat, bedeutet es gar nichts. Allerdings hätte es mich in den Wahnsinn getrieben, wenn ich herausgefunden hätte, dass Mandy mit einem anderen kuschelte. Oh Mann, allein der Gedanke daran brachte damals mein Blut zum Kochen. Für mich war alles, das zu romantisch war, absolut außerhalb der Toleranzgrenze. Wenn sie mit einem Typen Hand in Hand im Park herumlief oder zu einem Candlelight-Dinner ging, war es schon hart an der Grenze. Aber mit einem Typen zu kuscheln war absolut indiskutabel. Kuscheln war zu intim. Nein, nein, nein, keine Kuschelei! Steck meinetwegen deinen Schwanz rein und hab deinen Spaß. Wenn du ihn wieder rausziehst, gehst du nach Hause, Ende der Geschichte.

Ich dachte, dass wir eine perfekte Abmachung getroffen hätten, aber anscheinend sah Mandy das anders. Eines Tages sprach sie völlig aus dem Nichts heraus ein Machtwort.

»Ich werde mich nicht mehr mit anderen Typen treffen«, sagte sie zu mir. »Und ich will nicht, dass du weiterhin andere Frauen triffst.«

»Okay«, sagte ich. Ich konnte mich mit ihr nie streiten. Mir gefiel die Vorstellung zwar nicht, nur mit einer Person Sex zu haben, aber ich war zu sehr in Mandy verliebt, um zu protestieren.

Sie sah mich zweifelnd an, als wüsste sie, dass ich sie nicht recht verstanden hatte. »Das gilt auch für Karen«, fügte sie hinzu.

»O-okay«, sagte ich und musste laut schlucken. »Ich werde mich nicht mehr mit ihr treffen.«

»Das reicht mir nicht«, sagte sie. »Ich will, dass du dich ganz von ihr trennst.«

»Muss das denn wirklich sein?«

»Ja«, sagte sie mit Nachdruck. »Du musst es ihr persönlich sagen. Sie wird dich sonst nicht aufgeben, wenn du es ihr nicht ausdrücklich sagst. Du musst es noch heute beenden.«

Ich war wie Wachs in ihren Händen. Hatte ich eine andere Wahl?

Also schlich ich hinüber zu Karens Haus und beendete die Sache zwischen uns. Es dauerte, bis ich die richtigen Worte gefunden hatte. Ich wollte Karen nicht verletzen, aber ich hatte auch keine Ahnung, wie ich unsere Beziehung würdevoll beenden konnte. Sie hörte mir schweigend zu, während ich herumstammelte und nach Erklärungen suchte. Ich wollte einfach nur, dass sie mich verstand. Sie versuchte nicht, mich umzustimmen. Sie wusste, dass meine Gefühle für Mandy stärker waren. Das war wahrscheinlich eines der schmerzvollsten Dinge, das ich in meinem Leben getan habe. Und ich habe jeden Augenblick davon gehasst.

Wir saßen auf Karens Bett, und sie weinte. Ich saß nur hilflos daneben und konnte nichts tun, um sie zu trösten.

Das war das erste und einzige Mal, dass ich eine Frau verlassen habe.

Ich weiß nicht genau, warum Mandy und ich uns getrennt haben. Ich kann viele Gründe aufzählen, die wahrscheinlich dazu geführt haben. Einer davon ist, dass ich bald die Highschool verließ und mich am Queens College einschrieb, wo ich mit ganz anderen Leuten rumhing. Aber ein noch wichtigerer Grund war, dass wir uns immer mehr auseinanderlebten.

Als wir bereits einige Zeit lang zusammen waren, erfuhr ich, dass Mandy Drogen nahm. Dabei ging es nicht um Hasch, sondern um härtere Drogen wie LSD.

Sie hatte damit angefangen, als sie mit Charlie herumhing. Er hatte sie mit einigen Austauschstudenten aus Jamaika bekannt gemacht und konnte demnach auch alles Mögliche besorgen.

Damals wusste ich nichts davon, aber Mandy schlich sich zu jener Zeit bereits regelmäßig auf die Mädchentoilette in unserer Schule und nahm dort mit ihren Freundinnen Drogen. Es war eine Welt, mit der ich rein gar nichts anfangen konnte. Ich habe niemals irgendwelche Drogen probiert, ich wollte es auch gar nicht. Ich habe hin und wieder mal auf Klassenfahrten Hasch geraucht, aber es gefiel mir nicht. Bei Mandy war es aber anders: Sie war gern high, und ich hatte keine Ahnung, wie ich ihr helfen konnte.

Mandy besuchte mich gelegentlich am Queens College und auch im Sommer, als ich in den Catskill Mountains in einem Restaurant arbeitete. Aber sie kam immer seltener vorbei. Zuletzt habe ich sie in einer Drogenentzugsklinik in New Jersey gesehen. Von einem Bekannten habe ich erfahren, dass sie irgendwann ihre Abhängigkeit besiegt hat und aufs College gegangen ist, wo sie nur gute Noten bekommen hat. Danach hat sie angeblich im Labor einer größeren Chemiefabrik gearbeitet. Sie hat nie wieder Kontakt mit mir aufgenommen. Ich weiß nicht, wo sie heute wohnt und was sie macht.

Manchmal denke ich noch an Mandy, und ich erinnere mich daran, wie es mich durchfuhr, wenn ich sie angeschaut habe. Ich weiß, jeder denkt gern an seine erste Liebe zurück. Aber an manchen Tagen kommt es mir so unwirklich vor, als hätte ich mir alles nur eingebildet und es nie wirklich erlebt. Seit Mandy ist Sex für mich nie wieder so rein und ursprünglich gewesen. Es ist seltsam, wenn ich daran denke, dass ich mit einem einzigen Mädchen mal so glücklich war, dass ich nichts anderes wollte, als nur mit ihm auf dem kalten Fußboden einer verlassenen Schule zu sitzen und die vermeintlichen Sterne auf den Deckenfliesen zu zählen.

* – George Tenet, früherer Chef des CIA und enger Freund von George W. Bush, war damals auch Schüler an der Cardozo. Wir spielten beide Fußball, und obwohl ich ihn nicht so gut kannte, grüßten wir uns. Jahre später bat mich mein Cousin (der für die Regierung arbeitet), ihm ein paar Seiten aus dem alten Jahrbuch zu kopieren, um sie seinen Kollegen zu zeigen. Es wurde angedeutet, dass George Tenet persönlich die Seiten sehen wollte, da er sein Jahrbuch verloren hatte.

*1 – In diesem Theaterstück spielte Reginald VelJohnson mit (auch ein Schüler der Cardozo), der ein großer Hollywood-Schauspieler wurde (Stirb langsam und Alle unter einem Dach).

Kapitel 2

Feierabendspaß in den Catskills

Ken musste so laut kichern, dass er fast unser Versteck auffliegen ließ. »Oh Gott«, prustete er. »Ich kann nicht glauben, dass wir das hier wirklich tun.«

»Hältst du mal bitte deine Klappe? Sonst hören uns die beiden noch!«

Ken und ich versteckten uns hinter dem Schreibtisch in seinem Büro und spähten über die Tischplatte, als wären wir Jäger, die hinter Bugs Bunny her waren. Wir warteten dort bereits seit fast zehn Minuten, aber unsere Verabredungen waren immer noch nicht da.

»Warum brauchen die so lange?«, murmelte Ken. »Diese Warterei bringt mich noch um.«

»Die kommen gleich«, versicherte ich ihm. »Hab einfach ein bisschen Geduld.«

Die Frauen, die wir so sehnsüchtig erwarteten, waren nicht unsere Freundinnen. Sie waren sogenannte »Bungalow-Bunnys«, mit denen wir in der Nacht zuvor im Bett gelandet waren. Der Begriff »Bungalow-Bunny« war in der Region der Catskill Mountains, einem bergigen Feriengebiet nordwestlich von New York, weit verbreitet. So wurden dort verheiratete Frauen genannt, die es gern mit jüngeren Typen trieben.

Vielleicht sollte ich das an dieser Stelle genauer erklären. Jeden Sommer fuhren reiche Pärchen aus Manhattan übers Wochenende in die Catskills und ließen sich in den allerbesten und teuersten Resorts verwöhnen. Montags fuhren die Ehemänner zurück nach New York City (oder besser: zu ihren Geliebten), während die Ehefrauen in den Catskills blieben. Sie waren einsam, verfügten über die Kreditkarten ihrer Männer und waren bereit für ein Abenteuer. Mit »Abenteuer« meine ich natürlich, dass sie Sex mit so vielen jungen Typen wie nur möglich hatten. Dazu gehörten auch die verführerischen Restaurantangestellten der Resorts.

Wie das Glück es so wollte, hatte ich im Sommer 1975 einen Job als Maître in einem der piekfeinsten Resorts der Catskills: dem Gasthalter’s Paramount Hotel. Als ich diese beiden Bungalow-Bunnys im Speisesaal des Hotels flirten und Wein trinken sah, wusste ich sofort, dass es ein guter Abend werden würde.

Ich rief meinen Kumpel Ken an, und wir trafen uns mit den Ladys nach meiner Schicht auf ein paar Drinks. Einige Cocktails später luden wir sie auf unser Zimmer im Flagler Hotel ein. Da war aber eine Sache, die wir vergaßen zu erwähnen. Das Flagler Hotel gab es bereits seit Jahren nicht mehr. Stattdessen war in dem Gebäude die Crystal Run School untergebracht, ein Heim für geistig Behinderte.

Anscheinend hielten wir das aber nicht für erwähnenswert.

Ken und ich arbeiteten damals beide in der Crystal Run School. Ken war der hauseigene Psychologe, und ich arbeitete halbtags als Lehrkraft, während ich nebenbei meinen Abschluss in Sonderpädagogik am Queens College machte.* Während der Woche brachte ich den behinderten Kindern die Dinge des täglichen Lebens bei. Ich zeigte ihnen, wie sie ihre Zähne richtig putzten, nahm sie mit zur örtlichen Feuerwache und erzählte ihnen, wie man Feuer bekämpft. Ich machte mit ihnen einen Ausflug zur Bank und gab jedem einen Vierteldollar, um ein Konto zu eröffnen. Ich machte meinen Job wirklich gut. Damals glaubte ich, dass ich genau das mit meinem Leben anfangen wollte.

Ken und ich wohnten im obersten Stockwerk in den Angestelltenzimmern, in denen größtenteils immer noch die Möbel des Flagler Hotels standen. Es gab schicke Räume und einen riesengroßen Swimmingpool, daher war es nicht verwunderlich, dass Besucher dachten, es handele sich wirklich um ein Hotel.

Um drei Uhr morgens war niemand mehr im Haus, und wir hatten das ganze Gebäude für uns. Wir entspannten uns erst mit den Frauen im Pool, dann teilten wir uns in Pärchen auf und verschwanden in den Zimmern. Mein Bungalow-Bunny war nicht älter als 45, aber ich hatte noch nie etwas mit einer älteren Frau gehabt, daher war es Neuland für mich. Ich kam mir vor wie in dem Film Die Reifeprüfung: Ich war Benjamin, sie war Mrs. Robinson. Bei ihr hatte sich eindeutig sexueller Frust aufgestaut, denn sie rammelte wie ein Kaninchen. Ich befand mich in der Blüte meines sexuellen Stehvermögens und war sicherlich kein Schwächling, aber diese Lady hat mir sozusagen die Seele aus dem Leib gefickt. Am nächsten Morgen wachte ich früh auf und schmiss Ken aus dem Bett. Als die Frauen ihre blutunterlaufenen Augen öffneten, waren wir bereits angezogen und wollten gerade zur Tür hinaus. Ken dachte, dass ich mich nur schnell aus dem Staub machen wollte, aber ich hatte etwas ganz anderes im Sinn.

»Wir möchten euch Ladys zum Frühstück einladen«, verkündete ich.

»Wirklich?«, sagten sie. »Das ist wirklich süß von euch.«

»Wir wollten nur gerade nach unten laufen, um uns allen einen Tisch zu sichern«, sagte ich mit einem Augenzwinkern. »Dieses Hotel hat ein tolles Restaurant.«

Ich konnte spüren, wie Ken mich anstarrte. Ich warf ihm einen Blick zu, und er wusste sofort, was ich ausbaldowerte.

»Oh … ja, genau«, sagte er und ging auf mein Spielchen ein. »Es ist im Erdgeschoss. Sie haben dort richtig gutes Essen. Und ich glaube, dass hier zur Zeit eine Versammlung stattfindet.«

»Stimmt«, sagte ich und versuchte, ernst zu bleiben. »Ein Ärztekongress oder so was Ähnliches, deshalb wird es schwierig, einen Tisch zu bekommen.« Ich konnte die Anspannung in Kens Gesicht sehen und wusste, dass er sich das Lachen nicht mehr lange verkneifen konnte. Ich versetzte ihm einen Stoß in die Rippen.

»Okay, wir sehen euch dann unten?«, fragte Ken und war kurz vorm Platzen.

Wir rannten so schnell wie möglich nach unten, sprangen hinter den Schreibtisch in Kens Büro und warteten darauf, dass die Bombe hochging. Ken blickte auf seine Uhr und runzelte die Stirn. »Wir haben keine Zeit mehr, wo bleiben die beiden bloß?«, fragte er. »Das Frühstück ist gleich vorbei, dann gehen die Kinder wieder zurück in die Klassen.«

Ich legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen und deutete in Richtung Treppe. »Da kommen sie«, flüsterte ich.

Unsere beiden Bungalow-Bunnys kamen ins Erdgeschoss, und sie trugen immer noch dieselben Klamotten wie am Abend zuvor. Ihr Make-up war verschmiert, und sie sahen ein wenig abgezehrt vom Feiern und Ficken aus. Wir versteckten uns hinter dem Schreibtisch und lauschten. Die Frauen riefen unsere Namen, und man konnte das Klacken ihrer Absätze hören, als sie in der Empfangshalle herumliefen. Schließlich hörten wir, wie sie zum Speisesaal gingen.

Sie haben dort wahrscheinlich ein großes Büfett erwartet oder wenigstens einen Haufen freundlicher Ärzte, die ihr Glas Schampus mit Orangensaft schlürften und sich müßig unterhielten.

Stattdessen lernten sie jedoch unsere Schüler kennen.

Ich weiß, dass es komisch klingt, aber ich finde geistig behinderte Kinder einfach liebenswert. Sie sind so gutmütig und süß, und sie wollen es unbedingt immer allen recht machen. Sie sind so neugierig auf das Leben, und man kann sie so leicht glücklich machen. Sie entdecken jeden Tag etwas Neues. Gleich am ersten Arbeitstag in der Crystal Run School habe ich mich in jedes einzelne Kind verliebt.

Natürlich findet man das als verkaterte ältere Frau nicht ganz so niedlich, besonders wenn man denkt, dass man in einem erstklassigen Hotel in den Catskills ist.