Ein Playboy für immer? - Shannon McKenna - E-Book + Hörbuch

Ein Playboy für immer? Hörbuch

Shannon McKenna

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Beschreibung

Ganz unschuldig wird der charmante Playboy Drew Maddox in einen bösen Sex-Skandal verwickelt. Er muss seinen guten Ruf retten, sonst ist sein Job als Spitzenmanager im Familienimperium in Gefahr! Die Lösung? Er braucht eine tadellose Frau an seiner Seite. Als seine Schwester ihm die wunderschöne und absolut brave Jenna Somers vorstellt, weiß er sofort: Sie ist die Richtige für das falsche Spiel! Doch er hat nicht mit den unerhört sinnlichen Gefühlen gerechnet, die seine Scheinverlobte in ihm weckt …

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Zeit:5 Std. 6 min

Sprecher:Nadja Herbst

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2021 by Shannon McKenna Originaltitel: „His Perfect Fake Engagement“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA, Band 2219 1/2022 Übersetzung: Johanna Lewes

Abbildungen: Harlequin Books S.A., apichart / Getty Images, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 1/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751508841

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Ich wurde reingelegt.“

Die Erfahrung hatte Drew Maddox gelehrt, während eines Gesprächs mit seinem aufbrausenden Onkel mit ruhiger Stimme zu sprechen, doch an diesem Tag würde ihm das auch nicht helfen.

„Der Schaden bleibt der gleiche!“ Malcolm Maddox schleuderte voller Wut ein paar zerknitterte Klatschmagazine auf den Konferenztisch. „Du siehst trotzdem aus wie ein koksender B-Promi, der eine Schwäche für junge Dinger hat! Warum warst du überhaupt auf der Party von diesem degenerierten zwielichtigen Proleten? Was zum Teufel hast du dir nur dabei gedacht?“

Drew atmete tief durch und zählte innerlich bis zehn. Auf den Fotos lag er mit aufgerissenem Hemd etwas benebelt wirkend auf einer Couch, während eine junge Frau in einem Ledermini, deren große Brüste aus ihrem eng anliegenden silberfarbenen Top hervorquollen, auf seinem Schoß saß.

„Ich wollte nur einer Freundin helfen“, erklärte Drew noch einmal. „Ihre jüngere Schwester war auf dieser Party, während sie selbst keine Einladung auftreiben konnte. Sie wusste jedoch, dass ich den Typen kannte, und hat mich daher gefragt, ob ich nach ihrer Schwester sehen könnte.“

„Wir sind heute Abend mit Hendrick und Bev zum Abendessen verabredet“, sagte Onkel Malcolm außer sich vor Wut. „Hast du auch nur eine Sekunde daran gedacht, bevor du in diesen Schlamassel hineingeraten bist?“

„Ja, ich kann mich durchaus an das Essen erinnern“, erwiderte Drew. Hendrick Hill war Malcolms langjähriger Geschäftspartner und Mitbegründer des Architekturbüros Maddox Hill. Drew hatte Hendrick immer gemocht, obwohl er im Grunde ziemlich verklemmt war und keinerlei Humor besaß.

„Bev hat beim Friseur von deiner betrunkenen Orgie im Haus von Arnold Sobel gelesen!“ Malcolm tippte mit dem Finger auf die Zeitschriften. „Und diese pornografischen Bilder vom Vorstandsvorsitzenden der Firma ihres Ehemanns gesehen. Sie war vollkommen außer sich, Drew.“

„Es war keine betrunkene Orgie, Onkel, und ich habe nie …“

„Dieser scheinheilige Bastard“, knurrte Malcolm. „Er hatte doch tatsächlich den Nerv, mir ganz empört einen Vortrag über Moral und Öffentlichkeitswirkung zu halten. Was Hendrick angeht, spielt es keine Rolle, wie viele Architekturpreise und Auszeichnungen du gewonnen hast, wenn du deine Libido nicht unter Kontrolle halten kannst. Er hält dich jetzt für ein Geschäftsrisiko, und wenn er den restlichen Vorstand auch davon überzeugen kann, besitzt er die Mehrheit, um dich abzuwählen, egal was ich dazu sage.“

„Ich weiß“, erwiderte Drew. „Aber ich wurde in eine Falle gelockt. Jemand hat das alles sehr sorgfältig geplant.“

„So, wie ich das sehe, hattest du überhaupt keinen Plan“, knurrte Malcolm aufgebracht. „Wenn der Vorstand dich feuert, wird das unsere Klienten sehr nervös machen. Es ist wirklich eine Riesenblamage!“

Ich wurde reingelegt. Er musste aufhören, das ständig zu wiederholen, denn Onkel Malcolm wollte es nicht hören. An diesem Punkt war es wohl das Beste, einfach den Mund zu halten.

PR-Desaster oder nicht, er hätte sich einfach nicht anders verhalten können. Als seine Freundin Raisa herausgefunden hatte, dass jemand ihre Schwester Leticia zu einer der berühmt-berüchtigten Partys von Arnold Sobel mitgenommen hatte, hatte sie sich ernsthafte Sorgen gemacht, dass das junge Mädchen einer Horde zugedröhnter Playboys in die Hände fallen würde.

Als Leticia irgendwann nicht mehr ans Telefon ging, war Raisa komplett ausgeflippt. Hätte Drew sich nicht eingeschaltet, hätte Raisa vermutlich trotz Security die Party gestürmt – und das vermutlich mit Waffengewalt.

Die Situation wäre garantiert böse geendet und das hatte Drew nicht zulassen können.

Wie sich später herausstellte, war Leticia niemals auf der Party gewesen. Jemand hatte ihn und Raisa manipuliert, denn in Wirklichkeit war Drew von Anfang an das eigentliche Ziel gewesen.

Doch davon wollte Onkel Malcolm nichts hören.

„Ich wurde reingelegt.“ Drew wusste, dass ihm diese Worte nichts nutzten, aber er konnte nicht aufhören, sie zu wiederholen. „Die Bilder waren inszeniert.“

„Wenn ich eines noch mehr hasse als einen verwöhnten Idioten, der denkt, dass alles auf der Welt nur zu seinem Vergnügen existiert, dann ist es ein Weichei“, schnauzte sein Onkel ihn an. „Von wegen reingelegt. Du bist ein Marine, verdammt noch mal! Der lässt sich doch nicht von zwei halb nackten Showgirls überwältigen.“

Jetzt mischte sich Ava, Drews jüngere Schwester, in die Unterhaltung mit ein. „Onkel Malcolm, denk doch mal nach“, sagte sie mit einschmeichelnder Stimme. „Drew ist doch kein Weichei … vielleicht ein Rebell und ein Kerl, der schon mal Mist baut, aber er hat immer dazu gestanden, was er getan hat. Die ganze Sache wirkt unglaublich inszeniert. So als hätten die zwei Mädchen ihn in einen Hinterhalt gelockt …“

„Für mich sieht das aber nicht wie ein Hinterhalt, sondern eher wie eine verdammte Orgie aus!“

„Lass dich doch nicht zum Narren halten, Onkel. Das war eine abgekartete Sache“, beharrte Ava.

„Pah. Ich sehe nur, dass sich dein Bruder offenbar keinen Deut um den Ruf und die Zukunft der Firma schert, die ich mein ganzes Leben lang aufgebaut habe! Wenn Hendrick seinen Einfluss geltend macht und der Vorstand dich als CEO absetzt, kann ich ihn nicht daran hindern. Also fang am besten schon mal an, deinen Lebenslauf aufzupolieren, denn ab heute bist du auf Jobsuche. Du musst Hendrick heute Abend wie ein Mann gegenübertreten, wenn er dir seine Entscheidung mitteilt. Was mich angeht, mein Junge, habe ich von deinem ganzen Mist wirklich die Nase voll.“

Mit diesen Worten stampfte Onkel Malcolm mit laut klapperndem Gehstock aus dem Zimmer. Er versuchte, die Tür hinter sich zuzuknallen, die jedoch wegen der hydraulischen Feder nur mit einem sanften Klicken ins Schloss fiel.

Drew beugte sich nach vorne und rieb sich die schmerzenden Schläfen. „Ich lasse das Abendessen mit Hendrick lieber ausfallen“, sagte er müde. „Ich will nicht dabei sein, wenn die Entscheidung verkündet wird. Ich hatte heute schon genug peinliche Momente für einen Tag.“

„Nein, das tust du nicht, denn das würde wie ein Schuldgeständnis aussehen“, gab Ava zu bedenken. „Du musst zu dem Abendessen kommen, Drew. Außerdem habe ich eine Idee.“

Drew warf seiner Schwester einen misstrauischen Blick zu. „Wenn ich mich durch etwas noch schlechter fühle, dann durch diese Worte aus deinem Mund.“

„Sei nicht so ein Waschlappen“, schimpfte Ava. „Die Firma braucht dich als CEO. Du bist das neue Gesicht von Maddox Hill. Verdammt, du bist sogar das neue Gesicht der gesamten Architekturbranche. Niemand sonst ist in der Lage, all die großen CO2-reduzierenden Bauprojekte zu managen, die du gerade leitest. Du hast unzählige Preise gewonnen und bist Mr. Nachhaltiges-Sperrholz-ist-unsere-Zukunft. Maddox Hill kann ohne dich nicht überleben, und am Ende werden sie Schlange stehen, um mir hierfür zu danken. Du wirst schon sehen.“

Ihre Haltung überraschte Drew nicht, denn seine Schwester sah nicht nur umwerfend aus, sie hatte auch eine Menge Charisma und besaß außerdem eine sehr hohe Meinung von sich selbst. Sie konnte Menschen stets mühelos um den Finger wickeln, vor allem Männer. Drew war der Einzige, der ihr widerstehen konnte. Schließlich war sie seine kleine Schwester.

Langsam wurde ihm das ganze Ausmaß des Skandals bewusst, und wie viel er an diesem Tag verlieren konnte. Unter anderem die Kontrolle über all seine Designprojekte, an denen er zum Teil schon jahrelang gearbeitet hatte.

„Ich will ja gar nicht, dass du Hendrick oder Onkel Malcolm um den Bart gehst“, unterbrach Ava das Schweigen. „Da hat eine Frau deutlich bessere Aussichten, und deshalb wird diesen Job auch deine Verlobte übernehmen. Du musst einfach nur lächeln und nicken.“

„Welche Verlobte?“, fragte Drew verdattert. „Willst du, dass ich mir bis heute Abend eine Verlobte suche? Das dürfte eine ziemliche Herausforderung werden, sogar für einen wilden Party-Playboy wie mich.“

„Keine Sorge, Bruderherz, die Verlobte ist schon gefunden. Ich hatte nämlich einen wunderbaren Geistesblitz, während Onkel Malcolm uns eine Standpauke gehalten hat. Wir müssen bei dieser falschen Story einfach gegensteuern, und ich habe das perfekte Ablenkungsmanöver dafür. Zufälligerweise ist sie ganz in der Nähe!“

„Wovon zum Teufel redest du? Wer ist hier?“

„Deine zukünftige Angetraute“, verkündete Ava.

„Du machst Witze, oder?“

„Die Verlobung ist natürlich nur gespielt … ein paar Monate lang, bis du das Schlimmste hinter dir hast. Du bist ihr sogar schon mal begegnet, als du auf Heimaturlaub aus dem Irak hier warst. Erinnerst du dich daran, als du mich im Wohnheim in Seattle besucht hast? An meine Mitbewohnerin Jenna?“

„Die kleine Rotblonde mit der Brille, die einen Pitcher Sangria über mir verschüttet hat?“

„Ja, genau die. Ich hätte sie eigentlich heute Nachmittag vor ihrer Wexler-Präsentation im Curtis Pavillon treffen sollen, aber Onkel Malcom war so aufgebracht, dass ich es verschieben musste, um ihn zu beruhigen. Nicht, dass es viel gebracht hat.“

„Was für eine Präsentation?“

„Jenna ist Ingenieurin für Biomechanik und hat vor ein paar Jahren ihre eigene Firma für bionische Medizintechnik gegründet. Sie entwirft mechanische Prothesen, genauer gesagt künstliche Gliedmaßen, die durch Gedanken und über künstliche Nervenbahnen und sensorisches Feedback gesteuert werden. Richtig futuristisches Zeug. Ich habe Jennas PR gemacht, und jetzt ist sie für den Wexler-Preis nominiert worden. Sie hat heute ihre Arbeit vor dem Komitee präsentiert. Ihr Ziel ist es, jedem Betroffenen Zugang zu einer bezahlbaren hoch entwickelten Armprothese zu verschaffen. Sie ist brillant, hat ein klares Ziel vor Augen und ist immer sehr engagiert … kurz gesagt, sie ist perfekt.“

Drew schüttelte verwirrt den Kopf. „Warum sollte sie das für mich tun? Wieso sollten die Leute uns das glauben, und was zum Teufel sollte das bringen?“

„Sie werden uns die Story abkaufen und sie werden sie lieben. Du kannst mich gerne unterschätzen, Bruderherz, aber ich bin ein Genie.“

„Ich will niemandem so eine fette Lüge auftischen“, erwiderte Drew.

„Wir müssen Feuer mit Feuer bekämpfen“, erklärte Ava streng. „Würdest du etwa lieber klein beigeben und Onkel Malcolms Firma in Gefahr bringen, statt etwas Mutiges und Riskantes zu wagen? Jemand hat diese Lügengeschichte verbreitet, dass du ein verwöhnter privilegierter Idiot bist, der Drogen nimmt und wehrlose junge Frauen ausnutzt. Meine Geschichte klingt ja wohl viel besser. Gutaussehender Bad Boy wird durch die Liebe geläutert und sein soziales Gewissen durch einen Schock wachgerufen …“

„Ich habe bereits ein soziales Gewissen“, unterbrach Drew sie mürrisch. „Ich bin doch kein kompletter Idiot.“

„Pscht, ich bin gerade so gut in Fahrt. Der zynische Einzelgänger mit der verborgenen Sehnsucht nach mehr, verliebt sich in das clevere Mädchen mit der Brille und erhält von der Macht der Liebe eine Lektion in Demut erteilt. Das ist doch genial.“

„Mit der verborgenen Sehnsucht nach mehr?“ Drew zog spöttisch eine Augenbraue in die Höhe. „Echt jetzt, Av?“

„Lass dich einfach darauf ein, Brüderchen. Diese Frau stellt künstliche Armprothesen für Menschen her, damit diese wieder ihre Kinder umarmen können. Verstehst du, worauf ich hinauswill? Pathos … Wärme … eine Verbindung. Das wollen wir doch alle.“

„Ich verstehe dich sehr gut, und du bist vollkommen durchgeknallt.“

Ava nahm ihr Tablet vom Tisch, tippte ein paar Mal auf den Bildschirm und gab es Drew. „Das ist Jenna. Ich habe meinen Assistenten in den Curtis Pavillon geschickt, um Jennas Präsentation vor dem Wexler-Ausschuss zu filmen. Er hat es mir gerade geschickt. Sieh es dir selbst an.“

In dem Video stand eine junge Frau im Scheinwerferlicht auf der runden Bühne des Curtis Pavillon. Sie trug ein Headset und ein eng anliegendes kurzes graues Kleid. Sie hatte hübsche Beine, und ihre rotblonden Locken waren zu einem unordentlichen Knoten hochgesteckt, aus dem sich einzelne Strähnen gelöst hatten. Sie trug immer noch eine Brille, doch diese hatte ein neongrünes Cateye-Gestell im Retro-Look.

Die Kamera ging nun auf Nahaufnahme und Drew betrachtete ihr Gesicht … das spitze Kinn, die mandelförmigen, haselnussbraunen Augen und die Sommersprossen … ihren vollen Mund mit dem knallroten aufreizend-glänzenden Lippenstift und die sexy Vertiefung in der Mitte ihrer weichen Unterlippe. Drew tippte auf das Tablet, um den Ton anzuschalten.

„… neue Nervenverbindungen, die echte Empfindungen ermöglichen“, sagte sie in diesem Moment mit leiser, melodischer Stimme. „Einen Pinsel halten. Einem Kind das Haar flechten. Einen Basketball dribbeln. Wir halten diese Dinge für selbstverständlich und sehen sie nicht als das tägliche Wunder an, das sie eigentlich sind. Ich möchte dafür sorgen, dass diese täglichen Wunder für jedermann möglich sind. Danke schön.“

Es ertönte enthusiastischer Applaus. Drew schaltete den Ton wieder aus, und Ava nahm ihm das Tablet ab.

„Ihre Firma heißt Arm’s Reach“, erklärte Ava. „Sie hat bereits etliche hoch dotierte Preise gewonnen, doch sie braucht noch mehr Geld, um die speziellen neurochirurgischen Eingriffe finanzieren zu können, die für einen Teil ihrer Technologie notwendig sind.“ Ava schwieg einen Moment lang. „Sie ist süß, doch ich bin mir sicher, dass dir das auch schon aufgefallen ist.“

„Av, ich bin mir sicher, dass die Frau zu viel damit zu tun hat, Menschen mit echten Problemen zu helfen, um in deinem kleinen Theaterprojekt mitzuspielen“, entgegnete Drew geistesabwesend, ohne den Blick vom Tablet abzuwenden. „Schick mir das Video bitte.“

„Natürlich.“ Ein Lächeln umspielte Avas Mundwinkel, während sie auf dem Bildschirm herumtippte. „Erledigt.“ Sie nahm den Hörer vom Telefon, das auf dem Tisch stand. „Mrs. Crane“, sagte sie. „Ist Ms. Somers schon da? Ausgezeichnet. Ja, bringen Sie sie bitte herein. Ich danke Ihnen vielmals.“

„Jenna Somers ist hier?“, fragte Drew alarmiert. „Ava, ich habe niemals zugestimmt …“

„Sie ist hier, Drew, also warum sollten wir ihre oder unsere Zeit verschwenden?“ Es klopfte an der Tür. „Herein“, rief Ava.

Nun war es zu spät, Ava die Antwort auf ihre Frage zu geben, die sie eigentlich verdient hätte, denn die Tür öffnete sich bereits.

2. KAPITEL

Jenna folgte der weißhaarigen Empfangsdame über einen Steg, der über einem riesigen offenen Arbeitsbereich schwebte. Durch eine hohe Fensterfront konnte man die Skyline von Seattle sehen. Sie hatte schon lange den Wunsch gehegt, eines der berühmten neuen Maddox-Gebäude im Zentrum von Seattle von innen zu sehen, da diese komplett aus umweltfreundlichen, nachhaltigen Holzmaterialien konstruiert waren.

Trotzdem wünschte sich Jenna, dass Ava die Verabredung vor der Wexler-Präsentation eingehalten hätte, damit sie mit ihr noch einmal die wichtigsten Punkte ihrer Einleitung hätte üben können, denn Ava hatte ein gutes Ohr für alles, was flach, langweilig oder überflüssig klang.

Aber das war jetzt auch egal. Sie hatte die Präsentation auch ohne Testlauf mit Ava gut hinter sich gebracht. Nun lag es nicht mehr in ihrer Macht, und sie drückte sich selbst alle Daumen und Zehen, denn der Wexler-Preis lohnte sich. Mit einer halben Million Dollar könnte sie ihre Forschung ein gutes Stück voranbringen und ihre Träume verwirklichen.

Vielleicht hatte Ava sie nur zu sich bestellt, um mit dem neuen Hauptquartier von Maddox Hill anzugeben. Jenna war tatsächlich sehr beeindruckt. Avas Onkel Maddox war der Mitbegründer der Firma, und das Design des Gebäudes stammte von Avas sexy Bruder Drew, dem berüchtigten Bad Boy der modernen Architektur.

Die Empfangsdame blieb jetzt vor einer Tür aus Mahagoni stehen und klopfte an.

„Herein!“, ertönte Avas Stimme.

Der große Raum verfügte über riesige, schräggeschnittene Fenster, die einen atemberaubenden Blick auf die Skyline boten. Ava schenkte ihr zur Begrüßung ein herzliches Lächeln, und dann stand der Mann am Tisch auf und drehte sich zu ihr um. Jenna blieb abrupt stehen und hörte auf zu atmen.

Es war Drew Maddox höchstpersönlich. Avas großer Bruder und Architekt der Superreichen, der Tech Tycoons, Ölscheichs und Hollywood-Größen … und nebenbei Hauptakteur in einem aktuellen Sex-Skandal.

Jenna war seit Jahren hoffnungslos und wie ein Teenager in ihn verknallt.

Sie hatte Drew Maddox seit dem Sangria-Debakel im College nicht mehr gesehen. Damals war sie panisch davongerannt und erst dann mit Eimer und Wischmopp zurückgekehrt, als er auch ganz bestimmt verschwunden war. Er hatte sich auf sein Motorrad geschwungen und war in den Sonnenaufgang und auf direktem Weg in ihre wildesten Sex-Fantasien gefahren.

Wo er auch in der Gegenwart immer noch eine zentrale Rolle einnahm, denn mit ihm klappte es immer.

Drew sah noch genauso umwerfend aus wie bei ihrer ersten Begegnung elf Jahre zuvor. Nein, eigentlich sogar noch besser. Er wirkte inzwischen kräftiger und reifer. Er war unglaublich groß gewachsen, besaß breite Schultern, schmale Hüften und muskulöse Oberschenkel. An Drew Maddox sah eine normale Kombi aus Anzugshose, strahlendweißem Hemd und Seidenkrawatte beinahe gefährlich verführerisch aus.

Auch sein Gesicht war unfassbar attraktiv. Er hatte olivfarbene Haut, dunkles Haar und grüne, tief liegende, schräggeschnittene Augen mit langen, dunklen Wimpern, die bei einem Mann die reinste Verschwendung waren. Er besaß markante Wangenknochen, ein starkes Kinn und volle, sinnliche Lippen. Die dramatisch geformten Augenbrauen wirkten beinahe hypnotisch. Kein Wunder, dass sich ihm die Frauen, zumindest laut Aussage der Klatschpresse, scharenweise an den Hals warfen. Jenna konnte es ihnen nicht verdenken.

Ava wirkte ein wenig belustigt, als Jenna ihren Blick mühsam von Drew losriss.

Verdammt. Jenna fühlte sich ertappt, und natürlich wurde ihr Gesicht sofort knallrot. Das war leider das Los aller Rothaarigen mit heller Haut: Sommersprossen und ständiges Erröten.

„Du erinnerst dich an meinen Bruder Drew?“, fragte Ava.

„Natürlich“, erwiderte Jenna und versuchte ein Lächeln. „Ich glaube, ich habe dich damals in unserer Studentenbude mit Sangria übergossen.“

„Ja, ich erinnere mich“, sagte er mit tiefer, wohltönender Stimme. „Das war eine ziemlich klebrige Angelegenheit.“

„Ich habe Drew gerade von deiner Präsentation erzählt und ihm das Video weitergeleitet, das Ernest für mich aufgenommen hat“, sagte Ava.

Drew hatte ihren Vortrag angeschaut? Na großartig. Wahrscheinlich hatte sie Lippenstift auf den Zähnen gehabt.

„Setz dich doch. Ich muss dich nämlich etwas fragen“, verkündete Ava.

„Schieß los.“ Jenna nahm Platz und bebte innerlich beinahe vor Nervosität. Drew hatte ihnen den Rücken zugewandt und schaute aus dem Fenster.

Jenna musste all ihre Willenskraft aufbringen, um den Blick von seinem muskulösen Hintern losreißen zu können. „Um was geht es denn?“

„Ähm … das ist jetzt ein bisschen peinlich. Wir stecken gerade in einem Publicity-Dilemma. Ich nehme nicht an, dass du heute schon die Klatschpresse gelesen hast?“

„Mir sind heute morgen online ein paar lächerliche Überschriften aufgefallen“, gab Jenna zu, „aber ich habe die Artikel nicht gelesen. Diesen Mist nimmt doch niemand ernst.“

Das war natürlich eine faustdicke Lüge. In Wirklichkeit hatte sie die vier Artikel von vorne bis hinten gelesen und die Fotos so genau studiert, bis ihr Kaffee kalt geworden war. Anschließend hatte sie sich gefragt, was ein Mann wie Drew Maddox an diesen aufgepumpten, unechten Party-Püppchen fand. Männer! Jenna würde diese Spezies wohl nie verstehen.

Star-Architekt beim Fremdgehen erwischt hatte eine Headline gelautet. Unter einem Foto von Drews wütender Filmsternchen-Freundin stand: Bonita sauer! Bad Boy Drew Maddox geht fremd … schon wieder!

Drew drehte sich nun mit zusammengepressten Lippen um. „Onkel Malcolm ist stinksauer. Sein Partner Hendrick Hill ist allerdings das eigentliche Problem, denn er will mich aus moralischen Gründen als CEO absetzen. Ihm und meinem Onkel gehören jeweils vierzig Prozent der Firmenanteile. Die restlichen zwanzig werden von den anderen Vorstandsmitgliedern kontrolliert. Mithilfe dieser Fotos will Hendrick das Direktorium davon überzeugen, dass ich ein Risiko darstelle, und wenn ihm das gelingt, werde ich gefeuert.“

„Oh, wie schrecklich“, murmelte Jenna. „Aber ich bin mir sicher, dass du das überstehst. Du bist schließlich ein brillanter Architekt und niemand zweifelt dein Talent an. Die Sache ist aber natürlich trotzdem furchtbar.“

„Das stimmt. Vor allem, weil diese Bilder getürkt sind“, warf Ava ein. „Drew ist reingelegt worden.“

„Ava, müssen wir jetzt wirklich über die scheußlichen Einzelheiten reden?“, fragte Drew gequält.

„Jenna muss erfahren, worum es genau geht. Du bist mit falschen Informationen in das Haus gelockt worden. Dort haben sich diese Mädchen auf dich gestürzt und diese Fotos arrangiert. Wir wissen noch nicht, wer dahintersteckt, aber sie haben sich verdammt viel Mühe gegeben, um dich reinzulegen, und da kommst du ins Spiel, Jenna.“

„Ich?“ Jenna schaute irritiert von Ava zu Drew.

„Nun, wir haben gedacht …“

„Du hast gedacht, Av“, unterbrach Drew sie sofort. „Steh auch dazu.“

„Na schön. Ich, Ava Maddox, ein absolutes Genie, habe mir überlegt, dass eine Verlobung die ganze Situation retten könnte. Wir würden damit von den Fotos ablenken und zugleich Drews Image als seelenloser Playboy aufpolieren können.“

„Eine Verlobung mit wem?“ Dann verstummte Jenna und wurde puterrot. „Moment mal …“

„Ja, ganz genau! Natürlich mit dir.“ Ava strahlte Jenna begeistert an. „Du bist perfekt. Du bist klug, hübsch und eine Expertin auf deinem Gebiet. Du redest nicht nur von guten Taten, sondern hilfst Menschen auf ganz konkrete Weise. Dein soziales Engagement würde Drew wirklich helfen, und Hendrick hat schon immer eine Schwäche für romantische Geschichten. Er und seine Frau Bev sind das eigentliche Problem, aber wenn wir sie überzeugen können, dass ihr euch seit langem liebt, können wir sie garantiert besänftigen.“

Jenna fehlten die Worte, deshalb klappte sie den Mund wieder zu.

„Das alles ist natürlich nur vorübergehend“, fuhr Ava fort. „Nur so lange, bis der Skandal vergessen ist und Hendrick sich wieder beruhigt hat. Ich würde dich auch nicht fragen, wenn ich nicht wüsste, dass du momentan Single bist.“

„Stimmt, es gibt niemanden“, murmelte Jenna. Der Verrat ihres Ex-Verlobten Rupert tat ihr immer noch weh. Die Tatsache, dass er sie wegen seiner vollbusigen blonden Praktikantin abserviert hatte, hatte nicht nur ihrem Herzen, sondern auch ihrem Stolz einen herben Schlag versetzt.

„Das wäre doch ein weiterer Bonus … dann bist du verlobt, wenn dieser Schweinehund Rupert vor den Altar tritt!“

„Ja, das stimmt“, räumte Jenna zögernd ein.

„Na los, spiel Drews Sahneschnitte“, drängte Ava sie. „Geh mit ihm auf schicke Partys und style dich so richtig auf. Bau dabei dein Netzwerk aus und lerne einflussreiche Leute kennen. Auf diesen Veranstaltungen wimmelt es nämlich nur so vor Leuten, die gar nicht wissen, was sie mit ihrem ganzen Geld anfangen sollen. Bring sie dazu, es in deine Forschung zu investieren, dann haben alle etwas davon. Diese gespielte Romanze wird auch dem Ruf von Arm’s Reach einen gigantischen Push verschaffen … etwas, das du mit deiner bisherigen PR nie schaffen würdest, auch wenn diese natürlich brillant ist.“

Jenna schüttelte den Kopf. „Es ehrt mich, dass ihr mich fragt, aber ich glaube nicht, dass es funktionieren würde.“

„Ich kann verstehen, dass du deine Organisation nicht mit diesem Skandal in Verbindung bringen willst“, mischte sich Drew ein und zeigte niedergeschlagen auf den Stapel Zeitschriften.

„Oh nein“, widersprach Jenna ihm hastig. „Das meinte ich damit nicht. Ich, ähm, ich finde das mit uns nur nicht sehr glaubhaft.“

„Warum denn nicht?“, fragte Ava. „Ihr beide wärt das ultimative Power-Paar, bei dem jeder seine ganz eigene Superkraft besitzt.“

„Jetzt hör aber auf“, platzte es aus Jenna heraus. „Ich bin doch gar nicht sein Typ!“

„Was für ein Typ?“, fragte Drew mit gerunzelter Stirn. „Was soll das denn heißen? Welchen Typ bevorzuge ich denn deiner Meinung nach?“

„Du bist eine absolut einzigartige Frau“, sagte Ava beschwichtigend. „Also, was sagst du? Würdest du es für mich versuchen?“

„Ich weiß nicht“, entgegnete Jenna unsicher.

„Lass sie doch in Ruhe“, sagte Drew streng zu seiner Schwester. „Du setzt sie ja unter Druck.“

„Natürlich setze ich sie unter Druck. Weil ich recht habe. Ihr würdet beide davon profitieren. Mein Bauchgefühl als PR-Profi hat sich noch niemals getäuscht.“

Drew nahm sich einen Stuhl und setzte sich so dicht neben Jenna, dass sie sein Aftershave riechen konnte. Es roch nach Pinien und nach Mann und drohte ihre Sinne komplett zu überwältigen, als er sie prüfend musterte.

„Du glaubst wirklich, dass es sich für Jenna lohnen würde, meinen schlechten Ruf aufzupolieren?“, fragte er seine Schwester zweifelnd.

„Wenn ich die Story schreibe, funktioniert es garantiert“, sagte Ava voller Überzeugung. „Jennas Bekanntheitsgrad wird garantiert durch die Decke gehen.“